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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.06.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-06-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070601024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907060102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907060102
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-06
- Tag 1907-06-01
-
Monat
1907-06
-
Jahr
1907
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Tugenden und Laster, Sitten und Unarten, Geist und Dummheit. Talent und Ungeschicklichkeit treten viel stärker hervor, und so gleicht eine Republik dem tropischen Klima, nur nicht in dec Regel mäßigkeit der Witterung. Bedürfnis nach Liebe verrät schon eine vor- handene Entzweiung in uns. Bedürfnis verrät Schwäche. Sollte die Natur nicht an sich verständlich sein, gar keines Kommentares bedürfen? Bloße Beschreibung, reine Erzählung hinlänglich? Je lockerer, desto reizbarer; je dichter, desto r°irf2k)ig°r. ^valto. Au« der soeben in 4 Bünde« bei Eugen Diedertch« er- schtenenen Novalt-au-gab« I. Minor«. Der ueue Landtag wird nach den bisherigen Meldungen folgende Zusammensetzung zeigeu: Zentrum 99 (bisher 102), Liberale 25 (bisher 23), Freie Vereinigung 19 (bisher 20), Sozialdemokraten 20 (bisher 12): zusammen 163 (bisher einschließlich zweier unbesetzter Mandate 159). — Der Aus gang der Wahl scheint also eine kleine Verschiebung zugunsten der Liberalen zu bringen, die Sozialdemokratie beträchtlich zu verstärken, dem Zentrum aber seine erdrückende Mehrheit zu erhallen. Die Lotteriefrage. Die „Neue Politische Korrespondenz" schreibt: Mit dem vom preußischen Landtage zu genehmigenden Lotterievertrag zwischen Preußen und Waldeck tritt eine vorläufige Pause in der Aufsaugung der außerpreußischen Lotterien ein. Es existieren noch solche in Sachsen, Hamburg und den Reichslanden. Auf Ansuchen der Regierungen dieser Staa- ten haben Verhandlungen mit Preußen über die Ablösung stattgefundeu, die aber bisher zu einem Resultat nicht ge führt haben. — Es ist sehr dankenswert, daß hier ein preußisch, stets gut informiertes Organ so offen ausspricht, worauf es auch in Zukunft in Preußen abgesehen ist: auf Aufsaugung aller nichtpreußischen Lotterien! Stellt die „Neue Politische Korrespondenz" es aber so dar, als hätten „auf Ansuchen der Regierungen dieser Staaten", also auch Sachsens, Verhandlungen mit Preußen stattgefundcn, die ober bisher zu einem Resultat nicht geführt haben, so erweckt das den falschen Anschein, als wären die Verhandlungen an Preußens Widerstand gescheitert. Tatsächlich aber dürste Preußen sich mit dem Gedanken geschmeichelt haben, es könnten auf dem Gebiet des Lotteriewesens von ihm an Sachsen Konzessionen gemacht werden, die Sachsens Wider spruch in der Schiffahrtsabgabenfrage herabminderte. Tas aber wäre eine falsche Rechnung, denn noch findet Sachsen Absatz für seine Lose ohne preußische Konzessionen. Tic Reise der englische« Journalisten. Das vom Generalkonsul v. Schwabach gestern abend zu Ehren der englischen Journalisten veranstaltete Abendessen gestaltete sich zu einer intimen AbschiedSseier, die einen über aus herzlichen Verlauf nahm. Die Engländer äußerlen sich entzückt über die ihnen durch die Ansprache des Kaisers bei dec Potsdamer Parade zuteil gewordene Ehrung. Während des Essens sprach der Herzog zu Trachen» berg die Hoffnung aus, daß der Besuch in Deutsch land bei den Engländern angenehme Eindrücke hinterlassen werde ; er rief ihnen ein ^Lursvmr!^ zu. Hierauf dankte der Herausgeber von „Reynolds News Paper-, Thomson, nochmals für die getroffenen Veranstaltungen und versicherte, Berlin würde ihnen allen unvergeßlich sein. — Heute früh er folgte die Weiterreise ber Journalisten nach Dresden. Wir berichten über den Aufenthalt in Dresden an anderer Stelle in besonderem Artikel. Die Ausstellung umbvischerAuust in Perugia. (Bon unserem römischen Korrespondenten.) Wer in Italien heimisch geworden ist und zu Kunst und Altertum jenes durch die ßi-ewöhnung an die Umgebung etwas abgestumpfte Verhältnis eingenommen hat, empfindet cs dankbar, wenn ein Geschehnis ihm den Anlaß bietet, wohl gekannte Stätten mit empfänglichem Sinn aufzusuchen und zu betrachten, sowie bedeutsamer geschichtlicher und künst lerischer Werte wieder bewußt zu werden. Und so ist auch Perugias, der alten Hauptstadt des alten Umbriens, Aus stellung von Schöpfungen künstlerischen und kunstgewerb lichen Charakters aus der Zelt des 14. bis 16. Jahrhunderts sehr willkommen. — Daß der Satz von dem organischen Zu sammenhang« zwischen einem Kunstwerk und dem Milieu, in dem es ersteht, wahr sei, wird hier von neuem augenfällig er wiesen. Perugia auf seinem, eine große, vielgestaltige und malerisch-schöne Landschaft beherrschenden Hügel macht von außen und erst recht von innen selbst dem obcrslächlichstcn Besucher den Eindruck, daß es nicht bloß eine wandlunas- reiche Geschichte, sondern auch einen aus dieser Geschichte und einer mögtichst adäquaten und stetigen Anpassung an In einer Besprechung der Rede, die Unterstaatssekretär Dr. v. Mühlberg am 29. Mai auf dem Bankett zu Ehren der englischen Journalisten im Zoologischen Garten zu Berlin behalten hat, führt das „Wiener Fremdenblatt- aus: Mit jenem Mute, der zugleich ein Zeichen und eia Geschenk des Freimutes ist, hat Herr v. Mühlberg das Schreck gespenst der sogenannten Einkreisung noch einmal heraus beschworen, aber nur, um es angesichts der fest lichen Tafelrunde, die die vermutlichen Einkreiser und die angeblich Eingekreisten vereinigte, in sein Nichts zurückzujagen. Gegenseitiges Verständnis, gegenseitige Achtung vor den Eigen heiten der Nationen, Zerstörung der falschen Legenden, Besei tigung eines nicht gerechtfertigten Mißtrauens, was vermöchte die Afterpolitik vonHetzern und Schwätzern aus die Dauer einem Programm anzuhaden, das auf dieser improvisierten Berliner Friedenskonferenz von einem deutschen Staatsmanne ver kündet wurde. Es ist die Hoffnung des deutschen Kaisers, daß der englische Besuch gute Folgen haben werde; diese Hoffnung wird heute in der ganzen Welt von allen denen geteilt, die im Interesse der allmenschlicheu Kultur die Fort dauer des Weltfriedens ersehnen. Jur Flottenfrage. Unter den militärischen Machtmitteln des Deutschen Reiches, die angeblich beunruhigend oder gar besorgnis erregend wirken sollen, wird in der englischen Presse, nament lich in konservativen Blättern, die deutsche Flotte genannt. Man kann beinahe täglich lesen, die deutsch: Flotte besitze oder bekomme eine Stärke, die ihr den zweiten Platz in der Reihen folge der Kriegsflotten sichere. Demgegenüber ist auf eine soeben von der amerikanischen Marineverwaltung veröffentlichte Denkschrift zu verweisen, in der der Stand der Floltenstreit- kräste der großen Seemächte am 1. Juni d. I. festgestelll wird. Darin erhält nach Großbritannien, das natürlich mit seiner Flotte allen anderen Ländern in unerreichbarer Weite voranschreitet, den zweiten Platz die französische Republik. An dritter Stelle kommen die Vereinigten Staaten von Amerika, und das Deutsche Reich behauptet erst den vierten Platz hinter England, Frankreich und Amerika. Die Darstellung hat insofern besonderen Wert, als nur voll kampffähige Schiffe gezählt sind, und zwar nur Schlachtschiffe, die nicht älter als 20 Jahre sind. Ferner sind alle Fahrzeuge von weniger als 1000 Tons Raumgehalt, abgesehen von den Torpedobooten, bei der Ausstellung nicht berücksichtigt. Wenn übrigens die genannte Denkschrift die japanische Flotte an die fünfte Stelle setzt, ihr also eine geringere Stärke ;uwnf<' als di« deutsche Flotte besitzt, so ist das eine Auffassung, über die man verschiedener Meinung sein kann. Jedenfalls aber ist festzustellen unv gegenüber den übertriebenen Schilde rungen des Wachstums der deutschen Flotte, in denen die englische Presse sich gefällt, nachdrücklich zu betonen, daß eine amtliche Denkschrift der amerikanischen Regierung das Deutsche Reich nicht als zweite, sondern erst als vierte Flottenmacht hinter England, Frankreich und Amerika ausführt. Joc EhambcrlaiuS Auferstehung. Chamberlain kehrt von seinem Kuraufenthalt in Süd frankreich heute zurück; sein Zustand hat sich derart gebessert, daß er demnächst seine politische Tätigkeit wieder aufnehmen kann. —Ist dieses Bulletin nicht zu optimistisch gehalten, wie es manchmal bei Kranlheitsberichten aus Rück sicht auf den Patienten geschieht, so dürste der Wiedereintritt des hochbegabten uud volkstümlichen Mannes in die Reihen der Oppositionspartei für den längst sich anderttenven Um schwung von entscheidender Wichtigkeit werden. Seine letzte Wahl in Birmingham erfolgte bekanntlich mit erdrückender Mehrheit, während rings um ihn herum die männer mordende Feldschlacht die Phakaugen der unterliegenden Partei niedermähte. WuitschS Ausgang. Der serbische Gesandte in Berlin, Dr. Wuitsch, wurde gestern pensioniert. Seine Ausstoßung aus der Partei der Radikalen steht bevor. Seine Laufbahn ist damit aber nicht abgeschlossen. 3ur Lage i« Rußland. Die gestern charakterisierte Korrespondenz für Duma- Anflösungsnachrichten schreibt heute: Ministerpräsident Stolypin, sowie der Dumapräsident Golowin sind für morgen nach Petershof zur Audienz befohlen. Man glaubt, daß diese Audienz über das weitere Schicksal der Duma entschei den wird. — Wer nicht gerade an einer Prädestination des heutigen Herrschers zur Wahl der allcrtörichtesten Willens bestimmung glaubt, wird die Auflösungsgerüchtc nach wie vor skeptisch behandeln. Die galizische« Wahlen. Von 106 galizischen Mandaten sind bisher 80 besetzt. Von den Gewählten sind 14 Konservative, 2 Demokraten, 13 Nationaldemokraten, 3 fortschrittliche Demokraten, 4 Sozial demokraten, 14 Mitglieder der polnischen Volkspartei, 9 deS polnischen Zentrums, 9 der ukrainischen Partei, 2 Alt- ruthenen, 4 radikale Ruthenen, 2 Zionisten, 4 Wilde und 1 ruthenischer Sozialist. Portugal. Mehrere spanische Blätter weisen darauf bin, daß sich in Madrid gegenwärtig die spanischen diplomatischen Vertreter in Lissabon und London und der Chef des großen General stabes befinden, welch letzterer plötzlich von seiner Rundreise au den Küsten des Mittelländischen Meeres zurückberufen wurde. In parlamentarischen Kreisen ist man der Meinung, daß zwischen den Regierungen von Großbritannien, Spanien und Portugal Besprechungen stattfinden im Hinblick auf etwaige Ereignisse, die sich aus der gegenwärtigen politischen Lage in Portugal ergeben könnten. — Mau scheint den Aus bruch einer Revolution zu befürchten. poMisÄkes. * Die Schissahrtsabgaben. Di« unlängst verschoben« Konferenz der Meinuferstaaten zur Beratung über di« Ein führung von Schiffahrtsabgabcn auf dem Rhein tritt nun am 11. Juni in Heilbronn zucam-mcn. * Hauptmann Dominik. Die schon als unrichtig bezeicy- netc Meldung der „Kolonialen Zeitschrift", daß Hauptmann Dominik zum Vizegouoerneur von Südkamerun ernannt worden sei, beruht ans einem Mißverständnis. Die Schaffung der Stellung eines Vizcgouverneu'rs. für Süd- kamerun ist niemals in Frage gekommen. Hauptmann Twmimk ist vielmehr, wie die „Kreuz-Zeitung" hört, dem Gouvernement in Buea zugeteilt umd wird dort allerdings die Stelle eines „Referenten" für Südtmnerurr bekleiden. * Die Laudgcmeiuden. Der Verband der größeren preu ßischen Landgemeinden tvat gestern rm Hotel „Kaiferh-of" zu Berlin zu feiner 4. Hauptversammlung zusammen. Ter Hauptpunkt der Tagesordnung betraf Vorschlag« zur Ab. Linderung der bestehenden Preußischen Landgemeindeord- rrwng. Di« zurzeit geltenden Rechtsvorschriften, nach Denen der Gemeindevorsteher (Amtmann, Bürgermeisters bei Ord- rrungsfchwierigleiten seiner Brannten lediglich darauf ange wiesen ist, den Landral zur Maßregelung dieser Beamten an- zurufen, werden als lästig und 1-emmcnd für die ordnungs mäßige Verwaltung empfunden, di« geeignet sind, die Auto- rität diesen Beamten gegenüber zu schtvächen. Es wird ge wünscht, daß den Gemeindevorstehern (Amtmännern in West, schon, Bürgermeistern in der Rheinprovinz) das Recht zu erkannt werde, den Gemoindobomnten Geldbußen bis zu 9 .K aufzuerlegen. Weiter werden bezüglich der Stadt- werdung Erleichterungen gewünscht. Der Landgemeindetqg wird morgE eine zweite Sitzung im Rathaussaale zu Bvr- hggen-RummelLburg (bei Berlin! atbhalten, in welcher Zivil ingenieur Geißler-Groß-Lichterfelde einen Vortrag über Wasserversorgung und Entwässerung für Gemeinden halten wird. * Tagung des Nationalvereius. Das Generalsefrc. tariat des Nationalvereins (München, Ärnulfftr. 26) teilt uns mit: Der neugegründetc Narionalverein für das Deutsche Mich hält am 22. bis 24. Juni seine erste Tawrrrg in Heidelberg ab. Wie bei der Gründung des Vereins yer- vorgehvben worden ist, soll der Verein ein Zusammen arbeiten aller Liberalen und Demokraten Deutschlands er möglichen, um dadurch der künftigen Einigung d«s Libera lismus vorzuarbeiten. Aus seinen Tagungen will der Verein die gemeinsamen Grundgedanken des modernen Liberalismus herausarbeiten und dadurch liberale Ge sinnungspflege großen Stils betreiben. Für die erste Tagung sind drei große Themata in Aussicht genommen: Die allgemeinen Gruichlagen des Liberalismus, die Er ziehungsfragen und die Arbeiterfrage. Als Redner sind bis jetzt gewonnen der bekannte Pädagoge Professor Dr. Theobald Ziegler-Straßburg. Arbeiterselretär Erkelenz- Düsseldorf und Landgerichtsrat Kulemann-Brrmen. Weitere Referate stehen in Aussicht. Zum Besuch dieser Tagung werden die Liberalen aller Richtungen aufge fordert, denen der Gedanke der liberalen Einigung am Herzen liegt. Das definitive Programm der Tagung er scheint in einige» Tagen. * * Erinuernngsfeier. Gestern, am Jahrestag der Kata strophe des „Großen Kurfürst", legte der deutsche Konsul in Dover Sir William Crundall im Auftrage des Kaisers ein Blumenarrangement am Denkmal der Opfer nieder. - --- * Denkmal des Herzogs von Eambridge. Am 15. Juni wird König Eduard die auf dem Platze gegenüber dem Neu bau des Kriegsamtes errichtete Statue des Herzogs von Cambridge enthüllen. An der Feier werden der Gouverneur von Berlin als Vertreter Kaiser Wilhelms, sowie eine Offi ziersdeputation des preußischen (28.) Jnfantcrie-RegimentS von Goebcn, dessen Chef der verstorbene Herzog war, teil nehmen. * Französische Sorgen. Tic französische Regierung teilte, wie die Blätter melden, dem japanischen Minister des Aeußcrn Hayashi mit, daß der anamitische Kronprätendent, die Existcnznotwendigkeitcn resultierenden idealen Charakter habe. In der Tat reicht seine Existenz in die Zeiten der alten Etrusker hinein, von deren zwölf Bundcsstädten es die be- deutendsle gewesen sein dürste; es kannte schon 299v. Ehr. die Herrschaft der alten Römer, erlebte im Jahre 42 v. Ehr. unter Octavianus die erste, um die Mitte des 6. Jahrhunderts nach einer siebenjährigen Belagerung durch Totila die zweite radikale Feuersbrunst; Karl der Große gab Perugia im Jahre 781 den Vorzug, es dem Papste zu zedieren; unter päpstlicher Hoheit zu einem ansehnlichen, wenngleich durch die Zwistigkeiten von Guelfen und Glsibcllinen sehr ge schädigten Gemeinwesen entwickelt, war es im 14. Jahr hundert der Herr von ganz Umbrien; das gestiegene Selbst bewußtsein bewirkte Rebellion gegen den Papst und eine Autonomie unter der abwechselnden Leitung der lzcimischen Patrizierfamilicn Oddi und Baglioni; doch schon 1506 sand Papst Julius II. die Möglichkeit zur erneuten Begründung des theokratischen Regiments, zu dessen Stärkung in An betracht neuer Revolten Papst Paul III. den Ban der be rühmten Zwingburg von und für Perugia als unerläßlich erachtete. Tore, Bögen, Stücke von Umfassungsmauern, Grabstätten und mancherlei Kleinigkeiten von zum Teil hoher künstlerischer Bedeutung sprechen in Perugia noch heute die Sprach« des Altertums. Ter gewaltige Palast des Munizi- piums aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts mit seinen klassischen Fenstern und Portalen, den gotischen Skulpturen, den Wappen der verbündeten Städic und dem hochgemuten und kraftvollen Greifen, der Perugias stolzes Wappen bildet, sowie den unter ihm angebrachten Erinnerungszeichen an die Siege der Peruginer; die Kathedrale in gotischem Stil aus dem 1b. Jahrhundert und manches andere Monumentale aus dieser Zeil sind sodann ein so bezwingender Ausdruck enormen Könnens und emanzipatorischen Strebens eines Gemein wesens, daß man angesichts ihrer es für unmöglich erklären würde, daß an dieser Stätte ein reiches und hohes Kunst leben nicht erstanden und nicht zu originalen Bahnen ge langt sei. Run steht vor der Kathedrale jener von G. Pisano und Meistern aus Siena mit biblischen Rclieffiguren ge schmückte, aus drei Schalen ausgcbaute Brunnen, den Burck- yardt den schönsten italienischen Brunnen aus jener Zeit ge nannt hat. In der alten Handelskammer mit ihrer fein- aeschnittenen, dunklen Holzbekleidun^ sieht man sich den Fresken Peruginos gegenüber, dieser großen und ge schlossenen Arbeit, die ein Dokument ist nicht bloß für die künstlerische Größe ihres Schöpfers, sondern auch wegen der kuriosen Jdeenvcrbindung, die hier Sybillen und Propheten mit Heiligen und Madonnen, Leonidas und Sokrates und Mars mit dem hl.Johannes und Gott-Vater zusammcnführt, für die Kulturgeschichte Perugias. In der im Munizipal palast aufs glücklichste unteraebrachtcn Pinakothek Vanucci begegnen wir dann uächst weiteren Schöpfungen Penuginos solchen, die ihn beeinflußt haben und von ihm beeinflußt find: den technisch und geistig noch im Banne der sienesischen Meister stehenden, noch Einfalt und Hilflosigkeit verratenden Arbeiten der ersten umbrischen Künstler: den Arbeiten von Bemedetto Boirfiyli mid Fiorenzo di Lorenzo, die bei aller Empfänglichkeit für florenkinischc Ein. flüsse mir Erfolg eigene Bahnen eingcschlaaen haben: den Schöpfungen von Pinturicchio, von Fra Angeliko da Fiosole, von Niceolo da Foligno, Alfani und anderen. Alles umbrischc Kunst, einschließlich der den Fresken und Gemälden bcigesellten Fülle kostbarer Hand schriften mit zierlichen, sinnigen und farbenprächtige» Minialurbildcrn und Initialen, den Metallarbeiten und Ge weben, Skulpuircn uud Terrakottarbeiten, sowie den Mo- dellon großartiger architektonischer Leistungen. — Und eben dies zu ergänzen, zu einem vollkommenen und organischem Bilde der EniwicklnngSgejchichtc, der Besonderheit, Reich haltigkeit und Höhe der künstlerischen Arbeit während der glänzenden Periode Umbriens auszugestnltcn, ist der Zweck der in diesen Wochen eröffneten zeitweiligen Ausstellung, die keinen besseren, keinen lachgcmäßeren Ort hätte finden können, als eben Pcrugiu, und innerhalb Perugias die Räume des zeitgenössischen Munizipalpalastes. Was in Gubbio, Fabbriano, Camerino, in Foligno, Todi, Spoleto, Orvieto, Loreto, Dcruta, Assisi und sonstwo in dieser Gegend an mehr und minder unzugänglichen Orten ein zwar ge sichertes, aber weder der Erkenntnis, noch dem ästhetischen Genuß, noch dem Ruhme Umbriens förderliches Dasein ge habt hat, finden wir nun in einigermaßen chronologischer Ordnung für eine Weile beisammen. Die primitive Periode der umbrischen Malcrschule erhellt sich uns noch bester als bisher angesichts eines naiven Triptychons aus dem 13. Jahrhundert, großer Fresken aus der alten Schule von Fabbriano, von Tafeln aus den Schulen von Fabbriaa-o und Gubbio. Wir treffen viele Zeugen der allmählichen Ent wicklung der Schule von Foligno, darunter besonders be merkenswerte Arbeiten des Alunno, ferner Werke von Ber nardino di Mariotto, Lorenzo Secondo di Sansevcrino, Ma teo di Gualdo, Studien und Werke von Perugino und Pintu ricchio, zwei kuriose Heiligenbilder von Luigi d'Andrca, end lich ein beseutsamcs Bild von Luca Signorelli aus CittL di Castello, den am Kreuze hängenden und von zwei Bogen schützen mit Pfeilen beschossenen Christus darstellend. Eine Menge interessanter, vielleicht auch in ihrem Inhalt einzig artiger literarischer und musikalischer Handschriften von dem Beginn des zweiten Jahrtausends an ist da, um im Verein mit den dargebotcncn Sammlungen von Münzen und Por träts ansehnlichen Aufschluß über die genauere Schichte der Kultur und des Gemeinwesens mehrerer Epochen des Mittel alters zu geben. Papst Benedikts XI., während 600 Jahren in einer geschlossenen Gruft verborgen gewesene und vor züglich erhaltene Paramenten sind hier zum ersten Male öffentlich zu schauen: ein Hemd von seinstcm, jchleiergleichcm (oewcbc; ein weißseidenes, mit feingczcichncten goldenen Ge winden besticktes Pluviale; eine Stola mit feinen, die Köpfe und Gestalten von Heiligen künstlerisch wiedergcbendcn Stickereien; eine Planeta mit seidenen Bändern in Lapis- lazulifarbe und mit eleganter goldener Borde; lederne Pan toffeln mit weißsamtnem Urbcrzug. Nächstdcm noch viele andere, überraschend vollkommene und ideell Ivie materiell kostbare Webe- und Stickcrciarbeitcn in Gestalt von heiligen und profanen Gewandungen und Decken; darunter aus dem Kloster von Ajsisi ein herrlicher Gobelin aus der Zeil IV. Endlich begegnen wir hier in Form und Absicht unendlich mannigfaltigen, vielfach auf praktischen Gebrauch berechneten, umbrffch-eigenarffaen künsilerffchcn Erzeugnissen in Elfenbein, Silber, Email, Holz, Majolika u. a. — Alles in allem, eine verdienstliche und sowohl die geschichtliche Er- kenntnis fördernde, wie unser ästhetisches Vermögen bedeut sam bereichernde Ausstellung. * Tas HerzogSschlost i« Braunschweig. Am 5. Juni wird der neue Herr in das stattliche Herzogsschloß der alten Löwenstadt einziehen. Obwohl das Schloß in seiner heutigen Gestalt verhältnis mäßig jung ist, so fehlt es doch dieser Residenz und dem Platze, wo sie steht, nicht an geschichtlicher Weihe. Ter Platz trug seit uralten Tagen die Bezeichnung „GraueHof", die schon im 13. Jahr hundert vorkommt, d. h. der Hof der (zum Kloster Riddagshausen gehörenden! grauen Mönche. Auf dickem Platze nun gründete Herzog August Wilhelm im Jahre 1716 sein Schloß, daS er 1721 vollendete. Daß Braunschweig dieser Bon verloren gegangen ist, ist für die Bauphhsiognomie der Stadt ein großer Verlust gewesen, da er in dem besten Stile jener Zeit gehalten war, der Einfachheit und Würde miteinander zu vereinigen verstand. Tas alte Schloß be stand aus einem Hauptgebäude und 2 Seitenflügeln, die nach außen zu um eine Fensterbreste zurücktrateu, so daß der Echloßhof, nach dem Vorbilde von Versailles, sich nach dem eigentlichen Haupt gebäude hin allmählich verengerte uud so dessen Bedeutung in ebenso natürlicher wie wirksamer Weise zur Geltung brachte. Die Haupt zierde des Bauwerkes war nicht sowohl äußere Pracht, als vielmehr vorzügliche Harmonie der Verhältnisse. Das Hauptgebäude selbst war übrigens neueren Ursprungs, da es erst der Herzog Karl Wilhelm Ferdinand im Jahre 1789 ausführen ließ. An diesem Schlosse hafteten unter anderem die Erinnerungen an die kurze Herrlichkeit des Königs Lustik. Ein von Döring angeführter braun schweigischer Stadtführer aus dem Jabrr 1821 iveiß noch naio davou zu erzäblen, wie Jsröme auf das huldvollste den Antrag der braun schweigischen Behörden genehmigte, ihm auf LandeSkosteo seine Wohnung auszuschmücken. Da wurden denn die herrlichsten Räum« mit großem Auswande hergestellt, der große Marmorjaal z. B., der reiche Throusaal, das Prachtschlafzimmer usw. mehr: es ist aber deu Braunschweigern trotzdem mchrgelungen, den lustigen König daoerndzur Uebersiedlung nach Braunschweig zu bewegen. Die gauze Herrlichkeit war zum Untergänge bestimmt. Bei dem Aufstand« vou 1830 ging das alte Schloß in Flammen auf. Ein neue- Schloß in mächtigen Maßstäben, doch immerhin nicht ganz so groß wie der alte Bau, wurde unter der Leitung von Ottnrer 1831 bis 1838 errichtet. Aber auch dieser Bau sollte dem Elemente zum Opfer fallen. Im Jahre 1865 brach in den Gemächern des Herzogs rin Brand aus, der zuerst keine Besorgnis erregte, bald sich aber w ausdehnte, daß er die Hälfte des großen Gebäudes verzehrte. Die berühmte herr liche Quadriga von Rietschel ging damals mit zugrunde. So mußte denn der Bau noch einmal wirderbergestellt werden; und das ist nun das Schloß, das jetzt dem Regenten zur Wohnung dienen wird. ES ist ein Bau in den vornehmen, doch etwas kalten Formen de» klassizistischen Stile», der au» einem mächtigen Hauptbau mit kurzen, rechtwinklig augefetzten Flügeln besteht. Seine Hauptjirrd« bildet der mit Säulen geschmückte Mitteltrakt, über dem sich nun auch wieder die erneuerte bronzene Quadriaa erhebt. Auch die Abschlüsse deS Hauptgebäudes sind zu beiden Seiten durch mächtige Säulenstellnugcn hervorgehoben. DaS ganze Bild des Schlossplatzes mit dem Schlosse macht vielleicht einen etwas kühlen und korrekten, aber zugleich doch auch einen entschieden würdigen und vornehmen Eindruck, und die grünen Wipfel des Schloss parkes bringen eine freundliche und gemütvolle Rote hinein. Der Besitz d«S Schlosses an älteren Kunstsachen ist nicht sehr bedeutend, da die Brände von 1830 und 1865, sowie der König Jdröme darunter recht sehr aufgeräumt haben. Als Jöröme 1813 Braunschweig besuchte, nahm er au» höchstsrinem Schlosse alle Kostbarkeiten, die nicht niet- nnd nagelfest waren, kurierband mit sich. Trotzdem bietet da.' Schloß auch heute noch eine Reihe herrlicher Räume, die durch stue Anlage und Ausstattung bervoiragen. Der berühmteste dieser Räume ist der aus einem Quadrate konstruierte; vou einer Kupp«
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