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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.08.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-08-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070814022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907081402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907081402
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-08
- Tag 1907-08-14
-
Monat
1907-08
-
Jahr
1907
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Bezug»-Prett UV Sechzig und Vorort« durch unser« Träger und Lpediteure int Hau» gebracht: «utgabe L (nur morgen«) »ierleljthrlich 3 M., monatlich 1 M. , Lu«g-be » (morgen« und abend«) viertel» jährlich 4.50 M., monatlich 1.50 M. Durch die Poft bezoaen: (2 mal tLglich) innerhalb Leutschland« und der deutschen Kolonien vierteljäbrlich 5,25 M„ uronatlich 1,75 M. au«Ichl. Poft- bestellgeld, sür Oesterreich 9 L 66 d, Ungarn ö K vierteljLhrlich. Abonnement-Annabme: Augustutvlatz 8, bei unseren Trägern, Filialen, Spediteuren und Annahmestellen, sowie PostLmtern und Briefträgern. Die einzelne Nummer kostet 10 Psg. Redaktion und Expedition: Johannirgasse 8. Televbon Nr. 146S2, Nr. 14693, Nr. 14694. Berliner Redaktion- Bureau: Berlin K1V. 7, Prinz Loui» Ferdinand Straße 1. Telephon I, Nr. 9275. Abend-Ausgabe 8. np.ügtrTagMM Handelszettung. AMsvratt des Rates und des Rolizeiamtes der Lladt Leipzig. Suzeigen-Prei» für Vnlerat, aut Leipzig und Umgebung die Saeipaltea, vetttzetle 25 Pf., finanzielle klnzeigen SV Pf., Reklamen 1 M.; u«, antwärt« R W., Neklamen 1.20 M vomN-tlmidSVPs., finanz. Anzeigen 75Pf.. Neklamen 1.50 M. Inserat» v. Behörden »m amtlichen Teil 40 Pi. Beilagegebübr 5 M. p. Tausend erkl. Post, gebühr. Sleschästtanzeigen an bevor,ugtcr Stelle im Preis« erhhht. vi-batl nach Tarn, ffesterteilt« «ufträae können nicht zurück- ge.ogen werden. Für da« Srschemen -u bcslimurtea Tagen und Plätzen wird keine Garäati« übernommen. «urigen, «mrahntei «ugustu-platz 8, bei sämtlichen Filiale» u. allen Annoaceit- Axpeditionen de« Ja- und «utlanbc«. Haupt - Filiale Berlin: Carl Duncke-, Herzogl. Bahr. Hofbuch handlung, Lützowstraße 10. (Telephon VI. Nr. 4603). Nr. 224. Mittwoch 14. August 1907. M JahlMNfl. Das wichtigste vonr Tage. * Die deutsche Regierung hat sich entschlossen, keine Kriegsschiffe nach Marokko zu senden. (S. Dischs. R.j * Nach amtlicher Londoner Bekanntgabe treten 32 Schiffe der heimischen Flotte zur Kanalflotte über. * Die Führer des Streiks in Belfast ermahnten in einer besonders einberufencn Versammlung die Ausständigen, Ausschreitungen zu ver meiden. Daraufhin ging die Menge ruhig auseinander. (S. Ausl.) * Der nationale Vollzugsausschuh des Telegraphistenverbandes hielt in Chicago eine Versammlung ab. Es wurde bekannt gegeben, der Ausschuh werde dem Verbandsvorsitzendcn bei seiner Ankunft in Chicago empfehlen, dah der Generalstreik sofort Proklamiert werde. (S. Auslands * In der sensationellen Mordaffäre Goold haben die beiden Ver hafteten Goold und Frau dem Untersuchungsrichter gestanden, daß Goold in der Trunkenheit in einem Zornanfall die Emma Liway, die ihn um Geld gebeten, getötet und zerstückelt habe, während seine Frau ihm geholfen habe, die Spuren des Verbrechens zu beseitigen. Tagesschau. Bülow und Baffcrmann. Die in Norderney stattgcfundenen Konferenzen des Reichskanzlers mit dem nationalliberalen Führer verdienen um so gröhere Beachtung, als die persönlichen Beziehungen zwischen diesen beiden Staatsmännern gerade im letzten Jahre keine besonders freundschaftlichen waren. Schon im November vorigen Jahres hatte Herr Bassermann zunächst in einigen öffentlichen Versammlungen, dann im Reichstag an unserer auswärtigen Politik und auch an dem sogenannten persönlichen Regiment ernste Kritik geübt, die zwar der politischen Ueberzeugung weiter Kreise ent sprach, aber dem Kanzler anscheinend unbequem war, obschon sie seine Position nach oben zweifellos stützte. Nach der Reichstapsauflösung hat sich dann Herr Bassermann nicht ohne Grund öffentlich darüber beklagt, daß eine solche folgenschwere Staatsaktion erfolgen konnte, ohne daß Fürst Bülow mit erfahrenen Parlamentariern irgend eine Rück sprache genommen hätte. Auch im April dieses Jahres hatte der nativ- nalliberale Führer Anlaß, gegen mancherlei Mißgriffe und Mißerfolge unserer auswärtigen Politik sachliche Bedenken zu äußern. Der Reichs- lauster war darüber so gereizt, daß er in seiner Rcichstagsrede einen sarkastischen Seitcuhicb gegen Herrn Bassermann nicht zu unterlassen vermochte. Die Folge wär, daß letzterer dem parlamentarischen Abend, den Fürst Bülow am 14. Mai yab, trotz erhaltener Einladung fern blieb. Wenn -Herr Bassermann letzt gleichwohl nach Norderney reiste, so geschah es allem Anschein nach deshalb, weil er die Unterredung, zu der ihn der Kanzler wiederholt einlud, für ein Gebot politischer Notwendig, leit erachtete. Ter Fortsetzung der sogenannten liberal-konservativen Paarungspclitik, von der wohl auch die Kanzlerschaft des Fürsten Bülow abhängt, haben sich gewisse Schwierigkeiten entgcgengestellt. Die Links- liberalen wollen Täten seben; aber die Konservativen sind vorläufig noch nicht oder nur im Falle gewisser Gegenleistungen zu haben. Da Herr Bassermann nicht bloß in der eigenen Fraktion über einen großen Einfluß verfügt, sondern auch bei den Freisinnigen wie bei den Frei konservativen ein nicht geringes Maß von Vertrauen genießt, eignet er sich wie kein zweiter zu der jetzt so notwendigen Vermittlertätiakeit. Bülow brauchte ihn also und rief ihn. Bassermann aber hat angesichts der ernsten innerpolitischen Situation seine persönliche Verstimmung überwunden und sich dem Kanzler zur Verfügung gestellt. Die Betrieböverhältnisse in der Bnchdruckcrei. Dankenswerte Einblicke in die Betriebs- und Arbeitsverhältnisse des Buchdruckereigewerbes gestatten die Geschäftsberichte der deutschen Buchdrucker-Berufsgenossenschaft. Es wäre wünschenswert, wenn andere BerufsgLnossenschaften in ähnlich ausführlicher Weise über das bei ihnen alljährlich einlaufende Material berichten würden. Der Buchdrucker- Berufsgenossenschaft gehörten im Laufe des Jahres 1906 6849 Betriebe an, von denen die Mehrzahl zu den Klein- und Mittelbetrieben zählt. Die Zahl der großen und größten Betriebe ist aber in den letzten Jahren recht merklich gestiegen. 1902 zählte man 278 Betriebe mit 51—100 Be schäftigten, 1906 dagegen 292. Vor vier Jahren gab es 162 Betriebe mit 101—300 Beschäftigten, 1906 aber schon 208. Betriebe mit mehr als 306 Beschäftigten gab es 1902 erst 27, 1906 dagegen schon 41. Daß die technische Ausgestaltung der Betriebe rasche Fortschritte macht, dafür spricht die Zunahme der Maschinen. Wir wollen nur auf die Rotations und Setzmaschinen verweisen. 1903 wurden 864 Rotationsmaschinen gezählt, 1906 aber 1044. Setzmaschinen gab es 1904 1197, 1906 aber 1710. Die Zahl der Beschäftigten hat gleichfalls seit 1902 eine stattliche Steigerung aufzuweisen. Auf Vollarbeiter umgerechnet würden da mals 114 577 Beschäftigte gezählt, während es im Vorjahre 137 257 waren. Der Jahresdurchschnittsverdienst pro Vollarbeiter betrug vor vier Jahren 1007,36 .6, 1906 dagegen 1067,27 .L. Insgesamt wurden an Löhnen 115,42 Millionen Mark verausgabt, 1906 dagegen 146,49 Millionen Mark. Der größte Teil der Lohnsumme entfällt auf die Sektion Brandenburg, in der Berlin die ausschlaggebende Nolle spielt. Auf diese Sektion entfielen 35,26 Millionen Mark Löhne. Gleich hinter ihr folgt die Sektion Sachsen mit der Stadt Leipzig: auf sie entfallen 22,35 Millionen Mark Löhne. Recht verschieden gestaltet sich in den einzelnen Sektionen auch das Lohnniveau, wie aus einem Vergleich der Jahresdurchschnittsverdienste hervorgeht. Diese stellten sich 1905 und 1906 in Mark, wie folgt: Sektion 1905 1906 Nordwest 1076,14 1095,44 Rheinland-Westfalen 970,55 991,87 Main 1046,45 1070,17 Südwest 1041,47 1068,82 Bayern 989,56 1005,61 Thüringen 885,63 909,35 Sachsen 1055,92 1085,81 Brandenburg 1244,35 1276,83 Nordost 804,18 823,60 Den höchsten Durchschnittsverdienst weist die Sektion Brandenburg auf. Er steht beträchtlich über dem der anderen Sektionen. Auffällig ist, daß dann nicht Sachsen, sondern die Sektion Nordwest kommt. Befremdlich zurück bleibt das Verdienstniveau in Rheinland-Westfalen, am niedrigsten ist es aber in der Sektion Nordost. Die Spannung zwischen dem höchsten und niedrigsten Johresdurchschnittsverdienst be trägt nicht weniger als 453,23 .^l. Leider wird die Fortführung der Statistik der Buchdrucker-Berussgenossenschast eine unliebsame Aenderung erfahren, da eine neue Sektionseinteilung vorgenommen wurde. Es wird in Zukunft 12 statt 9 Sektionen geben. Dadurch wird die Vergleichbarkeit der Sektionsstatistik unterbrochen. Es wäre dankenswert, wenn der Vorstand der Genoffenschaft darauf hinwirkte, daß für die Bezirke der neuen Sektionen die wichtigsten Angaben über die Betriebs- und Lohnstatistik einige Jahre zurück zusammengestellt und veröffentlicht werden. Zeitrrngsschau. Zur heutigen Monarchen-Begegnung schreibt die „Voss. Zeit." Unter freundlicheren Umständen als vor Jabresfrist hat König Eduard den deutschen Boden betreten. Die Spannung in den Beziehungen zwischen Deutschland und dem Inselreich hat nachgelassen; noch liebt die politische Welt unter dem Eindruck der Besuche, die der Annäherung der Völker dienen sollten, und man hat heute schon einige Mühe, sich zu erinnern, worüber man eigentlich so arg in Harnisch geraten war, daß ganz ernsthafte Leute von der Möglichkeit eine- Krieges sprachen. Krieg zwischen den Deutschen und Briten? Fürst Bismarck hat ihn den tollsten Aberwitz genannt. Und jedermann wiederholt dieses Urteil. Die „Köln. Zeit.* äußert sich nicht mit einem ausführlichen Artikel, sondern mit einem gedrängten BegrüßungSworte: Zum dritten Male seit seiner Thronbesteigung trifft König Eduard auf deutschem Boden mit seinem kaiserlichen Neffen zusammen. Als beide Herrscher sich im vorigen Jahr in Kronberg sahen, sprachen wir die Hoffnung aus, daß diese Begegnung dazu beitragen würde, die Beziehungen zwischen England und Deutschland zu bessern, die offenkundig nicht immer die besten gewesen waren. Seitdem haben Engländer der verschiedensten Gesellschafts schichten und Berufszweige Gelegenheit gehabt, einen liefern Einblick in deutsche Verhältnisse, Zustände und Stimmungen zu gewinnen. Journalisten, Mitglieder der Selbstverwaltung und Arbeiter sind zu uns ge- kommen und haben herzlichen Empfang gefunden, und auS den Berichten über ihre Eindrücke konnte man mit Freude feslstellen, daß der persönliche Augen schein, der unmittelbare Verkehr ihnen zu einem gerechten! unbefangener« Urteil über das Deutsche Reich und das deutsche Volk verhalfen hat, als es lange Zeit und in weiten Kreisen Englands bestand. Sie sahen uns bei unserer fried lichen Arbeit, hörten überall, wie tief der Wunsch eingewurzelt ist, an der Entwicklung unserer nationalen Kultur weiter ungehindert durch die Schrecknisse eiueS Krieges tätig zu sein; sie wurden gewahr, daß die schwere Rüstung, die wir tragen, nur bestimmt ist, den Frieden in Ehren zu sichern, und daß Deutschland nicht daran denkt, sein Schwert zu ziehen, um abenteuer lich« Pläne durchzufechten. So beginnt der Nebel sich zu zerstreuen, den allerlei Mißverständnisse geschaffen haben, und man darf annehmen, daß in beiden Völkern LaS Streben immer kräftiger werden wird, in friedlichem Wettbewerb nebeneinander herzugehen. Es gibt zurzeit keine große politische Frage, in der sich Lebensinteressen Deutschlands und Englands unversöhubar gegenüberstehen, und wenn die beiden Herrscher jetzt ihre Meinungen und Wünsche für die Gestaltung der Dinge austauichen, so wird das Ergebnis, wie wir an nehmen, dem großen Werk der Erhaltung des Weltfriedens nur dienlich sein. Die Zusammenkunft des Kaisers und LeS Zaren ist diesmal, wie wir mit Ge nugtuung feststellen konnten, ohne das mißiönende Echo von Beschuldigungen gegen die deutsche Politik geblieben, das der Begegnung in Björkö folgte.' Man darf darin ein Zeichen der beginnenden Milderung der Spannung erblicken, und zweifellos wird auch dem Besuch des Königs Eduard in Wilhelrnshöhe jener störende Nachhall fehlen. So heißen wir den Beherrscher des großen britischen Weltreichs, den Onkel unseres Kaisers, auf deutschem Boden herzlichst will- kommen. Der „Franks. Ztg.* entnehmen wir bloß folgende Sätze: Wir sind in Deutschland der freundschaftlichen Gesinnungen dieses ausge- zeichneten Diplomaten nicht immer versichert gewesen, in diesem Augenblicke aber zeigt Eduard der Siebente uns ein freundliches Gesicht. Ter Moment ist ein friedlicher, und man darf hoffen, daß es gelingen werde, die guten Beziehungen der Mächte dauerhaft zu machen. An eines der jetzt beliebten Abkommen werden die Leiter der deutschen und der englischen Politik schwerlich denken. Das freundliche Verhältnis unter den Nationen kann auch recht wohl ohne ein solches Papier bestehen. An eine grundsätzliche Neuorientierung der Politik ist ja ohne- hin nicht zu denken. Die „Post" betont die sachlichen Schwierigkeiten der dentsch-englischen Verbältuifse: Es ist ja kein Zweifel: Englands und Deutschlands Interessen sind, wie die Dinge einmal liegen, in besonderem Maße der Gefahr von Kollisionen aus- gesetzt. Das kann man ganz ruhig aussprechen. Daraus folgt aber nichts weiter, als daß gerade zwischen diesen beiden Mächten leichter und oster einmal Streitpunkte auftauchen können, ohne daß der dadurch leicht ent stehende Anschein wenig freundschaftlicher allgemeiner Beziehungen zueinander damit irgendwelche tatsächliche Berechtigung gewönne. Für diese all- gemeinen Beziehungen ergibt sich daraus vielmehr einfach die Forderung, daß ihre Pflege zwischen den beiden Staaten fortgesetzt der Gegenstand ganz besonderer Liebe und Sorgfalt sein sollte, um Kollisionen nach Möglichkeit bei- zeiten vorzubeugen, da beide Völker den Frieden wollen und beider Völker wirtschaftliches Gedeihen mit allen Fäden an den Frieden zwischen ihnen ge knüpft ist. Daß eine solche besondere Pflege der deutsch-engli)chen Beziehungen von jetzt ab wieder ein Programmpunkt der beiderseitigen Regierungen und Völker sein wird, dafür ist uns die Eutrevue in Wilhclmshöhe eine wertvolle Bürgschaft. Wir schließen mit den markigen Sätzen der „Rhein.-Wests. Ztg.": Nicht inhaltlose Worte, sondern Taten erwartet Deutschland als Ergebnis der Begegnung in Wilhelmshöhe. König Eduard ist nicht ohne bestimmten Zweck zu Kaiser Wilhelm gekommen, und wirb nicht abreisen ohne die Klarheit zu haben, an der ihm gelegen war. Umgekehrt wünschen wir in Deutschland Feuilleton. Die Freuden sind dec Anfang unseres Leidens. Ovid. Schottlan-fahrteir. Von Richard Hermes (Hamburg). H. Von Edinburg also hinaus ins Hochland, über den Firth of Forth trägt uns die Niesenbrücke, tief unter uns — fast Nußschalen vergleich, bar — schwimmen die grauen Panzer eines britischen Geschwaders. Von oben kann man ihnen in die Schornsteine hineinschauen. Jenseits der Brücke kommt Jnverkeith, das essenaualmende, in Sicht, dann Dunfermleine und grüne Hügel. Ein See blitzt auf, — der Loch Leven bei Kinroß. Auf lener kleinen Jnfcl inmitten des Sees ein graue» Turm, ein altes Castle. Queen Marys Gefängnis im Loch Leven Castle, wo sie zugunsten ihres Sohnes der Krone entsagen mußte. Ihre Flucht ans diesem Schloß hat uns Scott in seinem „Abt" geschildert. Und gleich darauf wieder eine Scott-Erinncrung, Perth am Tav; „Das schöne Mädchen von Perth'': dann eine Erinnerung an „Mac beth", Scone, das alte schottische Königsschloß, jetzt freilich als prunk- voller Herrensitz neu ausgebaut. Tann endlich ist das Flachland und Hügelland überwunden. Klarer treten am Horizont die blauen Höhenzüge hervor, hin und wieder glänzt und schimmert ein weißes Fleckchen — ewiger Schnee. Die Highland Nailway führt uns hinauf in Schottlands Sagen- und Balladenberae. Am Birnam Hill vorbei, dessen Wald gen Dunsinan auf Macbeth marschierte — noch stehen zwei Riesenbäume im Park des Birnam Hotels, denen man es schon glauben kann, sie wären mit Birnams Wall» gen Dunsinan gezogen. Höher und höher bringt uns die Bahn hinauf. Ihr Weg berührt alle jene Hochlandsorte, wo Englands und Schottlands Großstädter in ihren Villen oder in eleganten Hotels den heißen Sommer der Ebene mit der kräftigen klaren Luft der Hochlande zu vertauschen pflegen. Nach dem wäldernmrauschten, vom schäumenden Tay durchfloffenen Kur- ort Birnam-Dunkeld kommt Pitlochry, Blair Atboll, wo sich der Glen Tilt gischtsprühend von den Bergen stürzt, während hundert kleine Nebenarme von allen Seiten ihrem Clanherren über Stock und Stein zu Hille eilen. Vorder schon haben wir den Killiekrankie-Paß genom men. Durch den waldigen Engpaß zwischen starrenden grauen Fellen- klippen brausen die weißschäumenden Wellen des Gien Garry. Killic- krankie, Schottlands glorreicher Tag, wo die Jakobiten 1689 unter General Dundee die stürmenden englischen Rotröcke wie Spatzen nieder- knallten. Oeder und öder wird die bergige Heide; nur noch ein Sheepfang oder hin und wieder eine elende Hütte. Längst sind die letzten Wälder, die letzten Jagdschlösser der Lairds verschwunden. Wie ein Weißes Band läuft neben der Bahn noch die alte Landstraße als einziger Begleiter. Nur die langwolligen Hochlandschafe, grauweiß mit schwarzem Gesicht, iegen oder stehen träge ailf Felsblöcken und lassen sich von der Mittags onne braten. In dieser Wüstenei erreicht der Zug endlich das Dalna- pidal, der Kamm des Grampians llt erklommen. Zwischen wild romantischen Gebirgszügen führt die Bahn jetzt über Talwhinnie bis Kingussie: Dalwbinnie ist der höchste Punkt des Schienenwegs, 451 Meter über dem Meere. Rechts und links steigen gewaltige, kahle, nur am Fuße mit rotbrauner Heide bewachsene Felsen bis zu 4000 Fuß empor. Von den traurigen Felswänden hallt es: „Was ist dein Schwert von Blut so rot? Edward! Edward!" Dann wieder hinunter ins Tal durch wilde Schluchten, über Viadukte, zwischen Engpässen und Tanncnforsten auf Jnverneß zu, der Stadt des schottischen Nordens. Kur, vor Jnverneß, zwischen Föhren wäldern und Heidestrecken, jene Stelle, wo Schottlands Selbständigkeit für immer zu Boden geschlagen wurde — Culloden Moor. Goldgelber Ginster wuchert über den Gräbern der Claus. Dort wurden sie zu sammen begraben, wo die ganze Sippe im wütenden Gefecht unter den erbarmungslosen Streichen der englischen Reiterei fiel. Mitten auf dem öden Moore liegt noch der riesige Felsblock, von dem aus Lord Cumberland, der englische Feldherr, die Entscheidungsschlacht lenkte. Hier sank 1746 mit der Niederlage des Zungen Prätendenten Prinz Charlie und der Blüte der Hochlandclans — uneinig zwar, aber tapfer bis zum Ende — der letzte Traum eines schottischen Nationalreichrs. Kein Schotte kann diesen Tag und diesen Ort ie vergessen und ver schmerzen. Jnverneß, das „rosenrote". Wer es je im milden Abenddämmer eines Frühsommertages gesehen, der wirb des Wortes Zauder spüren Ein reizendes Städtchen ist Jnverneß mit seinem ichloßartigen Gefäng nis an der Mündung des Neß, wo früher Macbeth Burg gestanden haben soll, in der er König Duncan ermordete; wunderbar ist die Kathedrale ftnd die Flußuser mit der zierlichen, aber starken Hänge- brücke. Die Straßen wimmeln von rotröckigcn „HiahlanderS". Auf der „Macbethburg" steht auch das Denkmal der schönen Flora Macdonald, der edlen Geliebten Prinz Charlies, in deren weichen Armen er nach der unglücklichen Schlacht von Culloden Moor schlief vor seiner abenteuerlichen Flucht nach der Westküste, stets gehetzt von den englischen Verfolgern. Einmal entrann er ihnen nur dadurch, daß er sich in einem hohlen Baum an der Straße versteckt:; die Verfolger eilten vorüber. Noch beute ist der Banin zu sehen. Am frühen Morgen bringt uns dann ein schmucker Dampfer 'noch den kaledonischcn Kanal nach der Westlüste. Tas ist eine der schönsten Fahrten, die es geben kann. Fünf Sechstel der Tour geht es nämlich nicht durch einen Kanal, sondern durch die langgestreckten, wunderbaren oberschottischen Seen, die hier Grampians und kaledonisches Hochland scheiden. Es sind der Loch Neß, der Loch Oich, der Loch Lochy und seeartige Meerbusen Loch Linne. Die Fahrt ähnelt einer Nheinsahrt, so viele verfallene Burgen sieht man an den ragenden Usern, doch ist die Szenerie gewaltiger, als die lieblichen -Höhen des Rheins. Eine Kette berühmter Namen: Castle Nrguhart, Foyer Falls, Fort Augustus, Neptuns Wendeltreppe I.Schleusenanlagej, Jnvergarry, Banavie, Inder- lochy. Je mehr man sich der Westküste nähert, desto mehr nimmt die Landschaft Alpcncharakter an. Der schneebedeckte Gipfel des 4406 Fuß hohen Ben Nevis, des höchsten schottischen Berges, schaut herüber, um ihn im Kreise seine ebenbürtigen Genossen. Bei Fort William ver- lassen wir den „Kanal", steigen auf einen größeren Dampfer und fahren jetzt durch den Loch Linne, einen Meerbusen des atlantischen Qzeaus. Hier hebt das Hohelied Schottlands an. Rechts von uns lausen im blauen Nebel die ragenden Bergketten von Morven, dem Ossianlande, links fallen die 4000 Fuß hohen Berge steil zum Meere ab; ein gigan- tisckes Bild. Die See breitet sich ringsum in wunderbaren Farben spielen, schwarzblau nennt Ossian sie. Tie grünlichen Berge verdämmern am Horizont in zartem Blau. Neber der ganzen Landschaft liegt ein heroischer Schimmer und Ossians gewaltige leidenschaftliche Lieder tönen wie homerische Rhythmen an unser Ohr. Bergströme stürzen in dunkle Schluchten hinab, verwitterte und vom Sturme verkümmerte Bäume klammern sich an das Ufer. Der Mensch verschwindet in dieser erhabenen Einsamkeit. Reizvolle Touristensiedlungen begrüßen aber hier in dem scheinbar so unwirtlichen Lande ben Seefahrer mit eleganten Hotels: Banavie, Fort Williams am Ben Nevis, Ballachulich am Eingang zum schauer, vollen Tal von Glencoe, ewig ein Wort schottischen Hasses gegen Eng land, denn englische Soldaten mordeten dort, das heilige Gastrecht miß brauchend, einen ganzen Clan. Uralte Burgen ragen an den Felsen- ukern: Port Apvin mit dem verfallenen Castle Stalker auf schmaler Klippe, einst die feste Burg der Stewarts von Appin, das alte Königs- schloß der Skoten, Tunstaffnagc Castle mit sinkenden Mauern und das in den Felsen gehauene Dunolly Castle bei Oban, dem ausblühenden Zentrum des Touristenverkehrs an der Westküste. O „Eine Wolke schwebt über dem Eiland. Auf ihm ist Fingals Woh- nuna. Dort sitzt der Held in Dunkelheit; sein luftiger Speer ist in seiner Hand und sein halb mit Wolken bedeckter Schild ist gleich dem verfinsterten Monde, wenn die eine Hälfte noch in den Wolken bleibt und die andere kraftlos über daS Gefilde blickt." Diese Worte OssianS könnten für Staffa und die Fingalshöhle gelten. Stafsa und die Fingalsböble! Die ganze Dichtung Ossians wird vor uns l 'bcndig bei diesem Namen des sagenhaften gälischen Helden. Ein kleiner Dampfer trägt uns von Oban hinaus zu dieser wunderbaren
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