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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.12.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-12-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19051201012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905120101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905120101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-12
- Tag 1905-12-01
-
Monat
1905-12
-
Jahr
1905
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«oangel früh 9 den Pc Die B Herren rat Ju standsn 11 Uhr Georg r naut im miUtärli niffe de Da» hi Dresden Jahres, des sacf Hofe de L-ibgren Georg, führte, spiele b Der Pc lichem < Dienst; ziehen e Übungen Gemach, prin.en, erleiene denn eir überneb Punze,ff hieiber I der Kr> den ich übenv u dieuste. samen i aber ich vielem l Ueberzei ---Z der An, der Dir gemeine nur die Haupt!, Gewerb --Ei ten mel einzudrl «locke, v Eiubrec packt ur Gei » L. saale Le Polte jamm die Rec Finanz. Hauptg Borstan Zusatz § Uche G Höchstb, nomme, daß kün Vcrt« verfa Mitglie wurde, der A r vertrete dab da Beharr genehm ren ei lisch«« 1 lehrte» Mia r Wohlkla strumerr edensalli Arbeiter Da» Profefso ersten C mische i ordenili, mischen Varratir Schonhe Verände und nak wie ein im Fina ohnehin feuerte, hier du, grandios runa ko, Protcsso die erou Soli' Paris n vorangel von Hab ist fein harten l Ziemlich, Kühle, n ist, so d, ja stellei besser g benötige ihres V> daS anfc aus Gen geworde Feuilleton * Hamburger Theater. Ueber die Beyerleinpremtbrr wird un», im Anschluß an die Devetch» unsere« gestrig« Morgen» blatt«», »och geschrieb«: Di« Urausjuhruog t» Thaltatheat« am Schüler und gewesener Assistent von Professor Rille, jetzt in Leipzig- — Ella JonaS, eine Berliner Pianistin» batte, wie au- Prag berichtet wird, bei ihrem Ernauftretea im dortigen Schul- vere,n»-Kouzert grobe Eifolge. — Die Brrsteigernng der Gemälde sammlung Jaluzot«, die am Monlog in Paris siattfand» ergab die Summe von 1«>3 76t Francs. Die höchsten Preise erzielten: I. Lauren»' „Oesierreichlscher Generalstab vor dem .storp» Marceaus vorbeizirhend" -13 000, Ziem- „Ansicht von Venedig" 14 000 und Roqbet» „Lustige Gäste", eine WirtshauSsz«« aus der Zeit Ludwig Xllss, 16000 Frc». Von Möbeln und kleinen Kunstgtgenständea drallen: Eine Tasse SsvreS- Porzellan mst gelber Verzierung. Epoche LouiS XVl., l«>20, eine Saion-An-stallung mit Aubusson-Tapisirrie, Stil LouiS XV1„ 7850, ein Bureau in demselben Stil 1720 Frc». — Au« dem Museum zu Toulon wurde eines der kostbarste» Bilder LancretS rnt- wendet. — Soeben schlob der Impresario Rudolf Aronson mit Leoncavallo einen Kontrakt ab, dcm.usolge der italienische Kom ponist sich verpflichtet, während der Dauer von zwölf Monaten in den Hauptstädten Ameritas eine Reihe seiner Opern zu dirigieren. In Aussicht genommen sind die Opern „Baiazzi„Roland von Berlin", „BohSme", ,.Zaza" und „Lbatterton". Da» Orcheuer setzt Leoncavallo in Italien selber zuiammen, während der Edor in Amerila zusammengesiellt wird. — Wie der „Boss. Zig." aus London geschrieben wwd, drängt sich dir Menge gegenwärtig in der groben Galerie des Bildeibändlers Agnew vor d>m Gemälde de« Velasquez, das unter den Künstlern als ,BrnuS mit dem Spiegel' bekannt ist. Eine jugendliche andalusisch« Tänzerin liegt, den Rücken dem Beschauer zugetehrt, auf einem piiipurarauen Teppich mit weißem Laken. Da» fchlauk«, wohlgebaute Mädchen beichaut seine Züge in einem Spiegel, den ihr der Liebesgott vor» bält. Tas Gemälde ist zum Berkaus ausgestellt und Hot einen Wert von 7—800000 Es hin» vor mehr als zwei Jahrhunderten im Schlafzimmer des spanischen Königs neben der von Tizian ge- schasfenerr Benu» mit dem Spiegel. Um die Mitte des 18. Jahr» Hunderts >ah Pon» das Bild im Albavalast, e« ging von dort in den Besitz GooyZ über. Als kessen Sammlung im Jabrr 1808 verkauft wurde, erstand Wolli» da» Bild und verkaufte es wenige Jahr« später an Morritt, den Eigner von Rockeby Hall. Nur zweimal ist da» Gemälde dem Publikum gezeigt worden, im Jahre I8o7 in Manchester und im Jahre 1890 in Berlington House in London. Grobe Anstrengungen weiden gemacht um da» herrliche Gemälde in England zu behalten und für die Nationalgatrrie zu erwerben» wo sich schon neun Bilder von Bela»quez befinden darunter da» Bildnis de» Admiral» Pulido Pur,ja, zwei Bildnisse Philipp» IV. und die Eberjagd. Doch reicht der vom Staat der Nationalgalerie gewählte Zulckuß von 100000 Mark nicht hin; da- Publikum loll die Mittel liefern, um zu ver hindern, dab die Benu» nach Berlin oder Amerika verkauft wird.— Der Norweger Alexander L.Kiellano ljetztRegierungspräsident in Mold«) überrascht bas literarische Publikum nach lb Jahren mit einem neuen Buche, da» er „Ringsum Napoleon" benennt. Zu gleicher Zeit veranstaltet der Auior im Berlage von Georg Merseburger. Leipzig, «ine GesammiauSgabe seiner Romane und Novellen, von denen Band I, Schiffer Warst und Garman u. Wolle, erschienen ist. — Die M ickiewicz-Frter in Petersburg gestaltete sich zu einer ein drucksvollen Manifestation. Um den üojibrtgea To »Stag d«S gröbten polnischen Poeten zu feiern, veriammelte sich di« polnisch« Intelligenz, über >0,-0 Menschen, im Saal« Tenilchew, wo sich auch di» Vertreter gebildeter ruistscher Kren« einfanden. Den Mittel punkt der Feier bildete die An prache des Prof. R. I. Karejew. Brausender Jodel begleitete die Ausführungen, die auf brüderliche Bereinigung -wische» Russe» und Polen hinwies«». 29. November brachte «ine Enttäuschung. Der erste Akt wurde freundlich, der zweit« mähig, der letzte ablehnend ausgenommen. Tie Charaktere ter beiden Hauplper'onea >ind prächtig ge zeichnet und kamen durch Herrn Borenbard und Erata Br» vortrefflich zur Geltung. Der Hauptkonflikt ist jedoch in da» Bauernmilien hiaeinkonstruiert und ergiebt vom »weiten Akt an »ine quälende Handlung. „Tie Frau" ist auch eine glaubwürdige Gestalt. Sie ist daS Opfer eine» brutalen Mannes gewesen, der daS keimende Leben ihre» Kinde» getötet hat. Seitdem hat sie , barte Augen" bekommen, die die Kinder erschrecken. Die andern Personen, dir Muhme, die tor Ziehkinder- geichäst wie ein Grwerbr auifafit, ist ebenfalls au» dein Leben gegriffen. Hingegen ist der Bettler, dec Mite in ihrer Einsamkeit überrascht, eine absichilich hriangrzogeire Figur, um die allverzeihendr Liebe zu illustrieren. Er „sucht' s. ine Frau, die sich andern ergo t. und will ihr jederzeit wieder den Anteil an seiner Liebe und seinem armen Heim freudig gönnen. Beyerlein verrät auch in diesem Drama viel Talent, doch weniger technische Routine, al- im „Zapfrnstleich". Die Hauplurmche der Ablehnung liegt in der krassen Farbengebung, dir nur Schatten erzeugt, ohne irgend einen Lichtblick oder auch nur Humor auskommen zu lassen. Das Theater war bis aus den letzten Platz gefüllt. Biele auswärtige Theaterleiter und Journa listen waren anwestnd. Obgleich nach dem zweien Akte sich schon ein unberechtigte» Zischen vernehmen liest, das nach dem letzten sich noch ausdringlicher bemerkbar machte, konnte der Autor nach beiden Aufzügen doch erscheinen, um sich für den Beifall de» freundlicher gestimmte« Publikums zu bedanke«. LI. L. kleine Sbrontk. In Dessau wird eine Fachschule für Ehemikrrinne n, die sich für die Zuckerindustrie ansbilden wollen, errichtet, so dast junge Tam n Gelegenheit finden, in Zuckerfabriken, HandelSlaboratorien, chemischen Fabriken und landwirtschaftlichen Versuchsstationen Stellung mit einem monatlichen Honorar von K) bi» 175 zu finden —Professor Dr. Albert Friedrich Berner, der -Minestier brr Strafrechtswissenschaft und Nestor der Berliner Univer- silät, vollendete geliern das 87. Lebensjahr. Seine Vaterstadt ist SiraSburg in der Uckermark wo da- Geburt-Hau» vor zwei Jahren mit einer Ehrentafel geschmückt wurde. — Nach einer Meldung aus Münnrr ist der katholische Proseffor der Philosophie Dr. Kappe» au» dem Lrhrlvrper der Univ-rsiiät auSgelchirdeu. Sein N.ime wurde vor zwei Jadrrn viel genannt, al» Erich Abike», jetzt Proseffor in Tübingen, damals Kappes FakultätSgenosse, in einer Broichürr Kappe» de» Plagiat» beichuldigt«. — In Strabburg hat da» Ellösst'che Theater da» neueste Lustspiel von Stostkopf, „D'r Hoflieferant", mit durch chlogenoem Erfolg auf di« Bütm« gebracht. Mit kräftiger Hand greift ter Dichter »inen Uebelstand heraus: so mancher , Hyperestäffer" läuft al- guter „Patriot" herum, wegen seine» „patriotilchen" B rbaiien« in Part» hoch augelehen und ar- ehrt, und in Wiiklichkeit ist seine Familie erst wenige Jahre vor dem Kriege hier im Eljast ringrwandert. Sein Held bekommt den Hoj- tieseianlrntilel au» seiner bisher lorgsältlg geheimaedaltenen sächsischen zzeimat und zu gleicher Zeit die l'nlm« «rcnütmique» au- Pari«. Da» Lusstpiel wurde vom Publikum mit lebhaftestem Beifall ausge nommen. — Hofrat Otto Dornepast, der iangiährige Hoiopern« r,gisseur in Wiesbaden, ist, 65 Jahre alt, gestorben. — Die archä o- logischen Rundreisen, di« lckon feit vielen Jabren vom beutschen archäologlichen Institut la «Iden unternommeu werben, finden im nächsten Jahre nicht statt. Doch wird Prof. Dörpfeld vom 8. April ab die Denkmäler von Olympia an Ort und Stelle erklären, sodann zu einer «och näker zu bestimmenden Zett der Monate April und Mai di« Reste von Troja. — An der Universität Innsbruck habilitierte al» Privatdozent für HantkrankheUen Lr. »red. Paul Rusch, Die Begeisterung. Lre war, seit wir von Menschenschicksalen wissen und er zähle«, der befreiende Zwano zu großer Tat. Homer, der Las Heldentum des Pel.den, des Jlhakers List und die Treue am Webstuhl in flammenden Ekstasen pries, eiferte zu gleichem Ruhm Agamemnons Erben an. Durch lakedämonische «Schwerter schufen Wunder der Tapferkeit die Krieqsgesänge des Tyrtäos. Ein heiliger Furor schloß Roms Bürger zu «hern-kaltem Ning zusammen, der das Kapitol bewahrte, so oft ein Feind vom Meere, von den beeisten Alpen kam. vulce pro parem mori. In den hohen Etchcnsorslen Deutsch lands lagen sturmbewehrle Krieger und dachten an Hermann den Cherusker, der den Feind erschlug. Brausende Revo lutionslieder sangen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlich keit, die aus dem Blute sich erheben müßten, das die Sänger für ihr Lied bezahlt. Vor den Pyramiden sand der Konsul ein einzig kurzes Wort, daß keiner im Heere zu streiten ver gaß, würdig der vierzig Jahrhunderte, die auf ihn herab- bliaten. . .. Und wir denken an Leonidas und an Lvwenherz, au Sobiesky und an Körner: D>e Begeisterung ist alt. . . . Sie schuf in allen Ländern, sie schuf zu allen Zeiten, in ollen Menschen, auf allen Gebieten wirkte sie. Wir wissen von Feldherrn, von Staatsmännern, von Dichtern und Neli- gionssti'kern durch sie. Allen gab sie die Vision eines hell umleuchteten Zieles, die Titanenkraft, dies Ziel an sich zu reisten, daS der Kühle vielleicht gar nicht sah. Durch zehn fache Persermacht, die in Ueberraschung schwieg und tatloS stand, trug manch Griechcistührer schon das Banner eines wunderbaren Siegs, über Barrikaden durch Tod und Schreck nis flog schon ein Revolutionär einer rätselhaften Freiheit zu, Visionen, die nie waren, kündete der Prophet, zu dem die Menge betete. Visionen, die nie wirklich sind, darren vor der Seele deS Dichters. Begeisterung ist einS ost mit der Lüge und nur die geniale Art ihres Vortrags entscheidet, ob wir ihr glauben, und wir glauben an Moses, der die Zwei- tafelschrift aus Gottes Händen in Wolken empfing, an Moha med, die begeistert waren. .. . Mitunter mag es freilich sein, Last wir just jenen keinen Glauben geben, denen Begeisterung und Ziel weder Trng noch Lüge waren. Märtyrer heißen wir die Helden, die vor die Nichterfüllung ihrer Sendung den Tod gesetzt. Bonifaz, der sein Christentum zu den Bar baren trug, bis einer mit der Art ihm Bibel und Haupt zer hieb, gilt uns als Märtyrer. Giordano Bruno, der den roten Hut des Kardinals verschmähte, weil er es vorzog, durch eigenen Feuertod seine verlästerte Lehre zu befreien, der Sandwirt Andrä Hofer, der seinem Kaiser auhing noch über dessen Befehl hinaus, gelten uns als Märtyrer. Ihre Be geisterung war nicht gerina. llnd doch war eine Lüge an ihr-, der Drang heroischer Selbssüberzenguna. der sie schon die eigenen Kräfte überschätzen lieb, täuschte sie noch mehr über d,e Realität vm ste. . . . Wir loben die Begeisterung, wir tadeln ste. Und sollten das eine mitunter nicht tun, das andere hänsia lasten. Gött lich ist ste immer. Und wie es ekstatische Taten gibt, er- kennen wir auch Zutaten der Begeisterung. Nicht nur Er lösung kann als Frucht die Begeisterung vollbringen, ste kann «ch die Mntter des heroische« verbrechens sein. Wir wissen von den begeisterten Greueln der Flagellanten; im Namen Mohameds mordete und sengte der Muselmann; in Gottesfurcht wurden die Bilderstürmer zu Vandalen. Die Begeisterung verblendete ste. Und leitete lählings dann in jenen Irrsinn über, der den Alten heilig war. Vielleicht wußten sie, daß ekstatische Begeisterung die menschliche Seele loslöfe aus der Alltäglichkeit, sie berausche, absonderlich und in Verzückung gewaltiger mache, daß sie hohe Taten voll dringen könne, und vielleicht kielten sie darum auch den Irrsinn heilig, der der Verzückung so ähnlich sah, daß sie auch von ihm Worte des Segens erhofften. Begeisterung und Irrsinn liegen diesseits und jenseits einer schmalen Grenze und ost ward höchste Begeisterung längst leiser Irr- sinn . . . Lombrosos geistreicher Versuch, Genie und Irr sinn nebeneinander zu stellen, war »m Grunde der Idee nicht neu, und er gilt nickt allein für die Dichter, die Tragödien erleben, wo keine sind, an Komödien sich be lustigen, wenn niemand lacht, und rhythmisch den Feind durchbohren, ehe er ansprenat. Für Herostrat sogar gilt der Versuch, den der versagte Nachruhm zu verruchter Tat so stark begeistern konnte, daß er den Tempel der ephesijchen Diana in einer Nacht in Brand gesteckt . . . Wenn Schiller an seinen Dramen schrieb, leate er, so sagt man, alte Aepsel vor sich aus den Tisch hin oder stellte beide Füße in eiskaltes Wasser. Lenau rauchte. Wenn Rick-oro Wagner komponierte, tat er es in Atlas und Baren, lnd Paul Verlaine sand vielleicht die reinsten Strophen einer Kunst, hatte er ich zuvor am unvermeidlichen Absinth wräuscht. Andre wieder suchten die Musik. Aber sie alle ockten die Begeisterung, wenn sie von selbst nicht kam, die Begeisterung, die sie erheben, einen Dust, einen Klang, eine Lieblingsgewohnheit oder ein Lieblingsgift, das helfen sollte, den Körper trüber Erdcnschwere zu entrücken, damit der Geist empfänglich sei. Denn die Begeisterung ist eine große Täuschung. Eine Stimmung nur. Ob sie ein Bild beschwor oder ein Gift oder Liebeseksiase, ob sie im Leben zu großen Taten drängt oder in der Kunst und Dichtung, die ja auch nur ein Bruchstück alles Lebens sind. An der machtvollsten Bölker wildbewegten Schicksalen hat Stimmung, hat Be geisterung ihr Teil: Ein Kern des LichtS fließt auS in hundert Strahlen, Die kottentflammte Abkunft zu bewähren, Beaeisi'rung ist die Sonne, die das Leben Befruchtet, tränkt und reist in allen Sphären! In welchem Spiegel sich ihr Bild mag malen, Sie ist der Born, der ew'geS Leden quillet. Vom Leben stammt, allein mit Leben füllet . . . So Zedlitz, der alte. Nur freilich wissen wir nickt immer recht, wessen Teil in Wahrheit größer ist an allen unseren großen Schicksalen und Toten: der Tess jener, die begeistert waren, da sie das Werk stürmend schufen, oder der Teil der einsamen anderen, die kühl und nüchtern erst begeisterten, ohne selbst begeistert zu sein ... Tie vlanbewußte Begeiste- rung der einsamen andern, die — Cäsar oder Napoleon — die stärksten und die tragischen Helden der Weltgeschichte . . . Lari Ir. Novalr. WWW' / ' ' ' ' i ' Bette L «r. «11. »9. Jahr» Leipziger ragedlett. Freikeg, 1. Trzemier 1885 (Dir Parlament-berilhte steh« Seite 1k »ud 16.) de» Leipziger Tageblattes auf verlang« koste»!»». flotte. * SchiffSbeUksguuge«. (Kaiserlich« Marine.) Di« heim- kehrend« Brsovung S. M. S. „Möwe" ist mit dem R. P. D. „Princeß Alice' am LS. November i» Port Saio rin getroffen und dot am SO. November die Rets« nach Neapel fortgesetzt. S. Ni. S. „Stein" Ist am 29. November tu Volo (Thessalien) eingetroff«. S. M. Flußkbt. „Tsingtau" ist am 30. November von Hongkong nach Eaatoa in S« gegangen. S. M S. „Iltis" geht am 1. De zember von Schanghai nach Lfchingktaag in See. Zweifel, daß das Damenstift zum Verkaufe deS ..Krongutes" berechtigt war. Die adeligen Stistsdamen wollen auch ihr Prager Stiftshaus veräußern und das Stist nach Wien ver legen, weil ihnen Prag zu unruhig ist. Durchaus begreiflich in einer Stadt, wo der Mob regelmäßige Straßenvorstellun- gen ngch dem Vorbild de- letzten Akte- aus Schillert „Räu bern" gckt. Hurlana. Oesterreich-Ungarn. * Die MikttLrherrschatt. Der „Voss. Ztg." wird an» Pest gemeldet, daß Miainerpräsidrnt Baron Feieroory im Klub der neuen regieruagSsreundlicheu Fortschritt-Partei erklärte, wenn Ver hältnisse eintretrn würden, die Vie Regierung zum Rücktritt nötigt«, würde sich die Lag« noch verschlimmern, „denn nach un« — jo sagte er — die Militärherrschast*'. Wer ein gesunde» UrtrilSverwöa« besitzt, mutz etnsehen, daß da« nicht aut enden wird. Di« Negierung mnß, auf welche Weise immer, bi» Früh jahr di« Rekruten haben, und wen» di« Komttate di« freiwillig geleisteten Steuern nicht ablieferu, wrrdea wir diese Gelder durch da» Strafgericht beschaffen. Sollte da» Abgeord netenhaus »ach Auflöiung dr« Reichstage» beisammen bleib«, so würde e» mit Gewalt auseinander getrieben werden." Di« Situation spitzt sich immer mehr zu. AuS Kafchau und Komorn vrrde» Skaudale gemeldet, dir sich gegen dir uenrrnaanten Obergespäne abspielen. I« Kaschan rief man dem Obrrgrspan ^Feigling, DoknmenlenfälsLer VaterlandSvekläterl" zu. Der Lurm war so groß, daß die Generalversammlung der Stadtverordneten, i» der sich dies« Szene av'pieltr, unverrichteter Dinge au» einander- geh« «ufitL Der Obergespan Graf Pongrocz mußte au» dem Saale Li« Flucht ergreif« um tätlichen Angriffen zu entgehen. In Komor» wurd« dem Lbergespau, al» er den Eid ablrgte, vom Grasen Nikola»« Ztchy «in Tiutenfaß au deu Kopf geworseu. Ueberall gehe« die Staatsanwälte gegen die Tumultuanten vor. Die Sozialdemokraten in Pest planen für den >8. Dezember, den Lag vor der Wiedereröffnung dr« Reichstage», nach dem Wiener Muster rin« riesige Stratzenknndgebung. Mit Em- bezieduug der Arbeiter au» der Umgebung der Hauptstadt fallen SO 000 M«»» vor da» Parlament ziehen und von den Führern der einzeln» Parteien die Unterstützung de» von der Regierung vorz»l«gmd« Gesetzenlwurf» über da» allgemeine Wahlrecht ver- l«g«». * Der derkuuute Pol«. Ein Gotskauf hat diese Woche in Prag viel von sich reden gemacht. Ein Graf von Götzen- dors-Grabowski. so wird unS von dort geschrieben, hat die Domäne des adeligen Tawenstists „Zu den drei Erzengeln" auf der Altstadt Prags, KrschizschS, für 2 300 000 Kronen ge kauft. Alle tschechischen Blätter riefen di« Intervention ihrer Abgeordneten an, dre Regierung anzugeheu, damit sie den Nebergang dieser StistSdomäne an einen „Kgl. preußischen Generalleutnant" nicht dulde. Als Gründe wurden ange führt. daß KrschizschS eigentlich böhmisches Krongut sei, daß eine Entnationalisierung eines solchen «ine Beleidigung der Zchechischen Nation wär« und dergl DaS offiziöse Prager Organ hat darauf erwidert, daß diese Herrschaft freies Ver mögen deS DamenstlsteS und von der Kaiserin Maria The resia ihm geschenkt worden sei. Alles dieses hat die feinfühlige Nation nicht beruhigen können. Da brachte der „Hlas No- rr-da" die Nachricht, daß der Gras von Götzendorf >n seiner Redaktion ausdrücklich erklärt hat, er wäre nir preußischer Generalleutnant gewesen — wahrscheinlich hat er es nicht so weit gebracht—, er sei auch kein Deutscher, sondern ein P ol e der Gesinnung und der Geburt nach und er wolle treu urck fest z« den Tschechen halten. Auf diese Erklärung hin hatte in der ganzen tschechischen Welt niemand mehr einen dom Landwirtschaftsministerium abgelchnt worden und daß auch ein Bortrog beim Reichskanzler vergeblich ge wesen sei. Daß es sich in diesem Falle, wie in ähnlichen Fällen nicht um eine mit der berühmten Seuchengefahr motivierten Ablehnung der Einfuhr handeln kann, liegt auf der Land. Hier werden ganz offen die agrarischen Aber die städtischen Interessen gestellt, zum Nachteil der kolksernährung. * G« »temals seschl»tzfähi»er Lantztaa. Die Legislatur periode für de» Landtag de» Fürstentum» Ratzeburg, der feit feiner Einberufung noch niemals beschlußiährg gewesen ist, läuft mit dem Schluffe diese» Iabre» ab. Die Laudtag»- Wahlen, bei denen sämtliche 21 Abgeordnete neu zu wählen sind, werden voraussichtlich im Januar stattfinden, da der Landtag stet» z» Mitte Februar berufen wird. In Gchönberfl hat sich, wie di« „Kölnische Zeitung" mit teilt, em Bauern- und Bürgervereiu gegründet, der fick zur Ausgabe gestellt bat, dafür Sorge zu tragen, daß der nächste Laudtag beschlußfähig werde. Wädrend die bäuerliche» Abgeordneten bislang mir der Bedingung ge wählt waren, daß ste den Landtag nicht besuchen, sollen bei der demnächst stattfiudeoden Wahl nur solche Vertreter aus gestellt werke», die bereit sind, den Landtag zu be'uchen, da der 36 Jahre laug besckritteue Weg zu keinem Ergebnis ge führt hat. E» finden daher gegenwärtig in den einzelnen Bogteieu Versammlungen statt, die aulllärend wirken sollen Nur solche Kandidaten werden von dem Verein aufgestellt, die fick verpflichten, den Landtag zu besuchen. Also ist nun vielleicht die Hoffnuug vorhanden, daß der Ratzeburrer Landtag auch einmal beschlußfähig wird und weltpolrtisch wichtige Entschlüsse faßt! Siebenter Gervanbharrrkonzert. Leipzig, 30. November Beethoven nnd BrahmS umgrenzten daS Programm de- siebenten Gewandhauskonzerts; jener war mit einem In- aendwerke, dieser mit einer Komposition der männlichen Reisezeit vertreten. Ich glaube, man begegnet im Allge meinen Beethovens erster Sinfonie in 6ckue nicht allzu häu fig im Äonzertsaale. Und doch sollte man sie nicht gar zu gerina schätzen gegen ihre übrigen Schwestern. Befindet sich der Donsctzer darin auch noch durchaus alif Haydn-Mo- zartscher Grundlage, jo zeigt er doch bereits Anfänge seiner späteren Eigentümlichkeit, jenes Charakteristische, das ihn zu ganz bestimmtem Ausdrucke, zur Fixierung gewisser seelischer Zustände und Regungen kindrängte. Gleich der erst«, disso nierende Akkord der in Rede stehenden Sinfonie zeigt unS, daß Beethoven nicht bestimmt war, in den Bahnen Haydns und Mozarts zu bleiben. Weder dieser noch jener begann eines seiner sinfonischen Werke mit solch einem tonartlich fremden Akkorde. Erst im zweiten und vierten Satze läßt Beethoven erkennen, daß er sich augenblicklich noch in der Gefolgschaft der genannten beiden Tonheroen befinde. Wie er im ersten Satze schon Anlauf nimmt zu den; dramatisch be- lebten Ausdruck, der ihn seine höhere, exzeptionelle Stellung unter allen Sinfonikern sichert, so bricht auch schon im dritten Satz, bereits mehr Scherzo als Menuett, em wenig deS be kannten Humors hervor, der, „unersättlich empordringend", später einen Grundzug Beetbovenscben Wesen- auSmachte. Im Punkte des Humors trifft sich BrahmS und Beethoven. Brahms' „Akademische Festouvertüve" ist daS Produkt einer humorgesättigten Stimmung, zugleich aber auch daS Werk eine- Meisters. Männlich« Kraft, Lebensfreude, Witz, Kunstverstand und echt menschliches und warmblütiges Emvfinden — alle» da» spiegelt sich in der Ouvertüre wieder. Ein genialer Wurf, ist das Werk für Musiker wie mr Laien die Ouelle reinsten Ge nusses und läßt bei aller Ihr innewohnenden musikalischen Arbeit lediglich daS eigentlich künstlerisch Schön« und schöne Menschlich« hervortretm und gewahr werden- Nichts ist bier nur etwa äußerlich zu nehmen. Sander» direkt vorbildlich wirkte Brahms durch dl« künstlerisch vollendete Verbindung und durch das Jneinanderflechte» alter lieber Melodien wie „Wir hatten gebouet" des „LandesvateS" und be» FuchsUede- „Was kommt dort von der Höb'". Neberall kräftiger, wirklicher Humor, der lchne all« Reflexion und Mühsal hervortritt, nnd am Ende fuhesnd in der GaudenmuS-Melodie auSklingt. Da» ganze Werk ist ein Nachklang persönlicher Erlcbniff«, ein Rückblick ans alte Göttinger Bur^chenherrlichkeit und Freudigkeit und »ugleicth der Dank deS Ehrendoktor» Brnhm- an die BreSlaoer Uni versität — asio ein Gelegenheitsgedicht im edelsten Sinne. Edward William Elgar ist wohl mst Algernon Bschtr» und Granville Bantock einer der meistgenannten englische« Tonsetzer. Er schuf Werke für Orchester, Chor, Orgel, Klavier, Violine und Sologesang. Die Partiwr der heut« ghenb erstmalig zu Gehör gebrachten Orchestervoriationen über ein eigenes Thema trägt di« Inschrift: „Deäi-iltack vo kric-rick« pietureck reitsiln". Wir Haden also eine Art voy musikalischem Porträtiverk oor uns. Ich sand darin wert mehr als ich erwartete. Zwei früher gebörte Ouver türen ElgarS hatten kein« allzu große Meinung von seiner Erfindungskraft in mir erweckt. Hier aber zeigt sie sich doch in kräftiger, ursprünglicher Weife. Viel« dieser Ver änderungen sind von hervorragender Schönheit und lehr geist reich. Ick möchte die Variationen an sich um so mehr an- erkannt wissen, als das ihnen P Grunde liegende Thema sich auf den ersten Blick hin nämlich nicht eigentlich zum Variieren geeignet scheint. Es tritt von Anfang schon in eigentümlich zerfasertem, zerstücktem Zustande aus, ist nicht geschloffen, fürs Ohr beim ersten und einmaligen Anhören präzis und auffallend genng. Elgar benutzt es denn auch nur ganz frei, al» Grund nnd Boden last durchaus neuer Gedanken und als Wurzel unabbängiger mrisikaliAer Motiv« und Ideen. Sehr noch zu schätzen ist auch di« Tat sache, daß Elgar sich im Gegensätze za vielen seiner eng- Frankreich. * Gepsuzert« Krirgskrastwaaen in Frankreich. Di« fran zösische Negierung hat bei der Firma Charron, Girardot L Voigt zwanzig Krieaskrastwagen bestellt, di« alle bis Ende dieses Jahres geliefert werden müssen. Sie haben eine Maschine von 30 Pserdekräften. Betriebsstoff ist soviel vorhanden, dasi der Wagen ohne Aufenthalt 600 Kilo meter zurücklvgen kann. Der Bediennngsmaunschaft deS SchnellfeueraeschützeS, welches sich auf dem Wagen befindet, steyt Munition für 10000 Schüsse »ur Ver fügung. Der Wagen ist vollständig mit Ausnahme der Neifen, gepanzert. Selbst die Stader de» Wagens wer den durch die Panzerung bedeckt, so daß sie nicht verletzt wer den können. Der Lenker sowie der Mechaniker sind von außen nicht sichtbar. Der daS Hotchkiß-Schnellseuergeschütz be dienende Soldat befindet sich im rückläufigen Teile des Wagens, in einer Art „Rotunde", und wird nicht sicht bar, wenn er das Schnellseuergeschütz bedient. Auch daS Schnellfeuergeschütz ist in der denkbar besten Weise vor feindlichen Geschossen gesichert. Bevor die französische Regie rung diese 20 gepanzerten Kraftwagen bestellte, hatte sie natürlich mit Probewagen Versuche anstellen lassen. Ueber deren Brauchbarkeit und Leistungsfähigkeit werden Wunder dinge erzählt. Die Probewagen sollen selbst in schwierigem Gelände, wo es galt, tiefe Gräben, Wiesen und sonstige nicht recht wegsame Strecken zu durchfahren, immer noch SO Kilo- Meter in der Stunde j?> erreicht haben! Bei den amtlichen Versuchen mußte eine Kompagnie Infanterie scharf auf den Kraftwagen feuern. Di« Panzerung ist zwar nur 6 Milli- Meter stark, doch durchschlugen Kugeln des Lebel-Gttvehres erst in einer Entfernung von 20—30 Meter die Panzerung. Auf 100-150 Meter Entfernung wurden die Kugeln flach gedrückt und prallten an der Panzerung ab. Auch scheint man in Frankreich schon Versuche damit zu machen, schwere Geschütze statt mit Pferden mir Kraftwagen sortzuschaffen, da die Regierung Kraftwagen bauen läßt, die nickt an die Fahrstraßen gebunden som dürfen, son dern querfeldein .galoppieren", über bebaute Felder, über Wiesen und durch Gräben kahren können, und zwar mit der» selben Sicherheit und Leichtigkeit wie em Arlrlleriegespaua! Enaland. * Die Bildung eine» enalischn» Nordseeaeschwnders de- mentiert, Es war daS Gerücht entstanden, die Admiralität beabsichtige, aus den Linienschiffen der Conopusklasse ein Nordsccoeschwader zu bilden- Dieses Gerücht ist, wie der „Daily Telegraph" schreibt, zwar dadurch erklärlich, daß sich sechs Schisse in den heimatlichen Häfen oesinden. abep eS ist trotzdem unwahr. Von den sechs Schissen befanden sich vier bis -um Zusammenbruch der russischen Seemacht im Osten bei dem Cyinageschwader. Nach der Schlacht bei Tsuschima wurden zwei in dl« Heimat -urückgerusen und je «mS den Flotten des MittelmeereS und des atlantischen Ozeans atta ckiert. Die Rückkehr dieser beiden letzterwähnten Lchifs« gab wahrscheinlich Veranlassung zu dem erwähnten Gerücht. In Wirklichkeit wurde der Befehl erteilt, den Mannschalten Ur laub zu geben und die Schisse zu reparieren. Durch di« in letzter Zeit angeordneten Flottenveranderungen ver ügt die Kanalflotte über elf Linienschiffe, während die al antische und die Mittelmeerslotte aus i« acht Schiffe reduziert wur den. Nun steht aber England außerdem in den Häsen von Sheerneß, PortSmouth und Devonport eine mächtige Ne» serveflotte von 13 Linienschiffen zur sofortigen Verfügung. Hierzu kommen die Heiden Schiffe, die zu dem oben erwähn ten Gerüchte Veranlassung flaben, lo daß die englische Ad miralität zur Verwendung m der Nordsee 27, und „in den nahen Meeren" 42 Linienschiffe zu schneller Verfügung hat. Die Zahl der in Reserve bereitsteheudeu Kreuzer in den Heimhafen beläuft sich auf 28- Rußland. * Eine sehr pessimistische Schilderung der Luge geht der „Boss. Ztg." au» Peler-borg zu. - Der Korrespondent berichtet, er habe fünf «tunven zum Beiuch von Perivnlichkciten aller politischen Lager vrlwriibet. Ten Hoikrei» ausgenommen, habe er mit Aa- arhörigen aller <tzrieüsckast»ichichten gelprochen. Ai» ikrgebat» sei lesicusleUen, daß ta» Vertrauen zum Kabinett Witte tu poli- ttsckrn und rein kommeiziellen Kreisen sci winbrl, da immer mehr offenbar werde, daß Lvitle nicht bie notwe»digen Vollmachten brsiv» Zugleich wurde diese Meldung dahin erqäufl, daß Ignatjew und Durnowa bestrebt feien, die Verhäiiu sse aus» äußerste zu>u>piven um im gegeben'» Moment mit den von den Rea'twnärrn unter Aut- Wendung bedeutender Geldmittel orpanisiertrn BoikSleilen über bie liberale Bewegung derzusallen. Eobals Witte beseitigt sei werd« auch eine fette Regierung vorhanden sein. In wenigen Lagen müsse die Entscheidung fallen, die mit der Wiererauirichtung der Seibstherr- ichaft gleichbeceulrnd sein werde. Nicht minder optimiuljch al» die Reaktionär«, blicken die Sozialisten in di« Zukunft. Sie hoffen einen neuen allgemeinen Au-fland bi- 4. 17„ nach anderer Lesart bi» spateiien» 9./L2. Dezember, über §anz Rußland, mit Aueuahmr Polen» verhängen zu könne». Sämtlicher technischer Truppen ballen st« sich versichert. Von den anderen Truppenteilen trauen ste der erste» Gardrdivtsion noch nicht. -- ttt ket» Zweifel, sage« ste, daß in ganz lurzer Zeit da- Proletariat t» Petersburg derrs-Ku werde. Di« Aus- ttaud»b,n>egu»g wächst. Die Ei'eadadner drohen gleichfalls, in Kürze zu streiken, nachdem Durnowa entgegen dem von der Regieruug gegebene» verjprechea ihre Vertreter hat ver hasst» taffen. Die Nachricht«» über die Stimmung der Truppen find nickt zu tontrolliereu, auch tragen die Mit teilungen der von de» Nevoluitonäreu bedienten Blätter den Siemvei der Ueberireibung. indesse» genügt es, mit einigen älteren Olfizieren gesprochen zu haben, um sich ein Bild von der fort schreitenden Drmoraliiatton im Heer« ru macken. Wie weit diese um sich gegriffen hah kann allerdings nur der Moment der Revolte selbst zeigen. Neue» B l u tverq i e > e u ist unvermeidlich, denn e» wird ebenso von den R>allionäreu Durnowa und Jgnal>ew wie von den Sozialisten gewollt. Die Rechnung aber bezahlt da» Kaiserhaus und da« Bürgertum. Ein AuSiveg könnte sich vielleicht ergeben, wenn da- Vertrauen der Gesellschaft geie iigt werden würde durch c«a Bewei«, daß Witte wirklich Mioiiterpräiideiit mit allem, einen solchen zukommenden Machtbefugnissen ist, und daß er durch keinerlei Nebenregtrrnng behindert wird. Darum muß Durnowa fort, bester hrnie, al- morgen, und Trepow und Janatirw mußt« iu» Ausland reisen te'" äme^'sir ' wenigsten» vom Hofe entfernt werden. .... - Soweit der Bericht, der den Stempel einer auf sorgfältiger Jasormatiou beruhenden Objektivität trägt. Daß dabei die Zukunft nicht zu schwarz gemalt wird, zeig« di« unerhört« Ereignisse i» Sebastopol, wo «iue blutig« Schlacht zwilchen dr» Empörer« nnd d« treugebliedrneu Trupp« statt- gesund« hat. Wen» auch di» letztere» gesiegt haben, so tk e« doch klar, daß der Beist d«S AnsruhrS sich bereit» so tief t» die Armee etngesress« hat, daß er nicht mehr vor dem offene» Kampfe -urückschrrckt. Sebastopol scheint »»r eine weiter« Etappe aus de« Weg« der Miltlär-Revolutio» -» jein, di« ihr« Fühler bereit» ta Kronstadt u»d Wladiwostok au-gestreckt hat »nd viel leicht vo» Petersburg nicht mehr wett «tserut ist, wie die Maffeu- Verhaftung vo» Militärs, die ta den letzt« Lag« vorgeuommeu wurde, besürcht« läßt. * Beueralleutnnut Trepow ist ist d« NrlchSrat beruf« worden. * Der LelesrnphistenfireL Wie ans Moskau tele graphisch ge meldet wird — der Lelearaphendienst wird dort durch isoldatea »ad pennonjerte Tele graphisten besorgt — dehnte sich der Aus st and aus allePostbureaus Rußlands ans. Wie binzuaesügt wird, sind in Moska« einig« Fabriken geschlossen« in anderen ist dre Arbeit wieder ausgenommen. Di« längst von Arbeitern überfallen« Fabrik von ALr.kosow verkürzte den ArbeikStag um l^ß Stunden and bewilligte ein« Lohn- erhkhuna. Fast jeder Tag bringt «inen Streik in irgend «wem Gewerb«. Di« wohlhabende» Einwohaer verlassen die Stadt. Türkei. * Die Mächte «nd die Pforte. In Konstantinopel findet beute Minister, at statt, der inzwischen wohl bereii« beendet ist. In diesem Miaistenat« wird vorb-haillich der Genehmigung de» sulian» Enischeidung getroffen. Die europäischen Mächte verlangen mit Einstimmigkeit priaflpielle Znstimmnng der Pforte. Man er wartet dr» Rücktritt de« Broßoeiiri» wegen der Flotleudemon- nraiion. Der Sultan soll e» ihm zum Vorwurs gemach» hab« daß er, obwodl rin Freund Deutschland», di« Vermittln»- Deuttch- lanv» znr Verhinderung der Floli«demoiistrat>on nicht erlang« bade. Al« vermutlicher Nachfolger de» BroßvezterS werb« Kiamtl Adeddt» oder Satt» genannt. Union. - Sin «««er Turbinen-Torpröo ist vom Navy Departnnent der Bereinigten Staat« ta einem patruiierten Modell angenommen worden, wobei komprimierte Lust dir treibend« Kraft ist. Dir Äe'chwiudigkrfl dtt neuen Waffe ist gegenüber dem bisherig« Whitrhead-Torprd« m» acht Knote», d. h. vm da» Doppelte vermehrt.
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