9 gotischen Altären und Stickereien begünstigt. Was dar auf für Fleifs und Arbeit verwendet wird, ersieht man dar aus, dafs die Preise für solche Altäre sich mitunter bis auf 75 ooo M. belaufen. Leider kann man nicht behaupten, dafs die Leistungen vollauf befriedigen. Unsere Zeit ist der Gotik am allerwenigsten günstig, und so haben die Arbeiten ein mehr antiquarisches Interesse, ohne dafs sie jedoch ihre Entstehungszeit zu verleugnen vermögen. Sie zeigen das aus Büchern und Abbildungen gewonnene Verständnis, das aber zu ganz falschen Vorstellungen geführt hat. Einzelne Forscher bestreiten überhaupt, dafs der gotische Stil für Mobiliar geeignet sei. Wenn sie darin ohne Zweifel zu weit gehen, so ist es dem Umstande zuzuschreiben, dafs die uns noch erhaltenen Reste gotischen Holzwerks ziemlich ein fach sind im Gegensatz zu der Vielheit der Erscheinungen in der architektonischen Formenwelt. Und die Neigung unserer Zeit, überall gleich ins Extreme zu schiefsen, be gnügte sich nicht damit, die Ornamentformen der Holzwerke zu kopieren, sondern bereicherte sie mit dem Ornament des Steinbaues. Dadurch sind die Altäre meist so reich aus gefallen, dafs sie mit dem ernsten Innern nicht harmonieren können, dafs sie aber auch etwas ganz anderes geworden sind als Nachbildungen gotischen Mobiliars. Ferner ist das aus dem Stein herübergenommene Ornament meist getreu in Holz nachgemacht worden, ohne Rücksicht auf die Struktur desselben. Dies führt zu einer Knechtung des Materials, da das Ornament nicht mehr aus diesem herauswächst, sondern durch Zwang zur starren, leblosen Materie „versteinert“ wird. Wir haben meistens in Holz ausgeführte Architekturen vor uns, deren Mafswerk, Wimperge, Fialen zwar von Fleifs und Sorgfalt zeugen, die aber hier in dieser Anwendung, als vollständig verfehlt angesehen werden müssen. '— Viel günstiger liegen die Verhältnisse in der Stickerei. Liier braucht man nicht erst die Ormtmente aus einem fremden Materiale