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Beilage W LchM MN m!> AWM Nr. M, KeitW, N. Mmbn M. Wks-Aiitziibe.» Die bevorstehenden StadiverordneienVahlen. Nachdem die Socialdemokraten in verschiedenen Aufrufen ihre Anhänger durch die bekannten hochtönenden Reden von Freiheit und Gleichheit begeistert haben (allerdings unter Verschweigung des schönen ParteimottoS: „Wer sich nicht fügt, der fliegt"), lassen sie nunmehr auch ihr kommunales Programm folgen. Da werden allerdings dir „Genossen" schimm enttäuscht sein, denn die in diesem Programm enthaltenen Forderungen können im Wesentlichen auch von den bürgerlichen Kandidaten aller Parteirichtungen unterschrieben werden. So z. B. ist unser Armenwesen zweifellos sehr gut organisirt, aber Ver besserungen sind immer noch möglich. Wenn also „Verbesserung des Armenwesens" gefordert wird, so kann das Jeder unter schreiben. Weiter heißt es: „Beseitigung der unteren drei Steuerklassen" (von 500 bis 800 Einkommen). Der preußische Staat erhebt eine Steuer erst von 900 Einkommen ab. Zu dieser Forderung braucht man also auch kein Social demokrat zu sein. Einer der merkwürdigsten Sätze im Programm ist dann der folgende: „Umgestaltung der Bezirks- und Bürger schulen in Gemeindeschulen". Mit Verlaub: Gemeindeschulen sind die Bezirks- und Bürgerschulen doch schon jetzt. Wenn den Socialdemokraten etwas Anderes bekannt ist, dann beneiden wir sie um ihre Kenntniß unserer kommunalen Verwaltung. Was aber die weiter geforderte Unentgeltlichkeit des Unterrichts betrifft, so ist diese Forderung vor den Landtag zu bringen, denn im Volksschulgesetz ist die Erhebung von Schulgeld festgesetzt. Uebrigens haben hier in Leipzig (1897) von 42 300 Bezirks schülern nahezu 10 000 Freistellen. Nun kommt: „Nicht bewilligung von städtischen Geldern zu Sport-, Luxus- und kirchlichen Zwecken". Für Sprotzwccke stehen ganze 2000 cF (an den Nennclub) im Haushaltplon, über die Luxuszwccte muß nähere Auslegung abgewartet werden, was aber die kirchlichen Zwecke anbetrifft, so würde eine Nichtbewilligung von städtischen Geldern (sie erfolgt übrigens nur in ganz geringem Umfange) den Steuerzahlern auch keine materiellen Vortheile bringen, denn dann müßten diese Beträge durch Kirchensteuern auf gebracht werden. lieber die Errichtung von Volksbüdern, städtischen Sanitätswachen (jetzt giebt die Stadt einen sehr be deutenden Zuschuß), Anlegung von Kinderspielplätzen rc. brauchen wir kein Wort zu verlieren, denn derartige Wünsche werden all jährlich von Vczirksvereinen wiederholt an den Rath gerichtet und finden nach Lage der Verhältnisse jeweilig ihre Erfüllung. Mit einem Wort: An dem ganzen „kommunalen" Pro gramm der Socialdemokraten ist nichts, was die „Genossen" be friedigen könnte. Warum ist aber das social demokratische Kommunalprogramm so zahm gefaßt? Die Herren wollen bei der bevorstehenden Wahl kleinbürgerliche Stimmen einfangen — das ist des Pudels Kern. Aber das soll ihnen nicht gelingen. Unsere Handwerker werden sich erinnern, daß die Socialdemokraten alle Wünsche, welche die Verbesserung ihrer Lage bezweckten, mit Hohn behandelt haben. Unsere Kaufleute werden sich er innern, daß die Socialdemokraten mit ihren Consumvereinen den Ruin des Kausmannsstandes (besonders der mittleren Be triebe) herbeifiihren. Unsere Beamten werden sich erinnern, daß die Socialdemokraten sie in ihren heiligsten Gefühlen, dem der Pflichttreue gegen Staat und Gemeinde, stets zu kränken suchen. Und dieArbeiter? Nun, sie stehen ja zum größten Theil im Banne socialdemokratischer Phrasen, aber doch sind es schon Viele, die sich durch hohle Worte, die das eigene Partei leben fortwährend Lügen straft, nicht mehr täuschen lassen, sondern sie in ihrer Nichtigkeit erkennen! Diese Arbeiter werden auch bei der bevorstehenden Wahl lieber für die Kandidaten bürgerlicher Richtung stimmen, die durch praktisches Wirken be müht sind, die Lage des arbeitenden Standes zugleich mit der anderer Stände zu heben und zu bessern. So wird der Liebe Müh mit dem zahmen Programm für die Socialdemokraten umsonst sein. Was die Herren uns bringen werden, das sind nur höhere Steuern. Dafür be dankt sich aber die Bürgerschaft in ihrer Ge sa mm theit. Deshalb werden Leipzigs Bürger am 28. November zahlreich zur Wahlurne gehen, um eine solche Gefahr abzuwenden. Die Parole bleibt: Lasse sich Niemand durch die jetzige Zahmheit der Socialdemokraten täuschen. Einmal im Stadt verordnetencollegium, werden die gewählten Socialdemokraten nur ihre Parteizwecke im Äuge haben und sich nie um das Wohl der Bürgerschaft kümmern. Darum wählt keine Socialdemokraten, sondern nur die be währten bürgerlichen Kandidaten! Königreich Sachsen. H Leipzig, 25. November. Wie bereits in der heutigen Morgennummer des „Leipziger Tageblattes" angezeigt war, verstarb in der Nacht zum Donnerstag der Konsul der Domini kanischen Republik Herr Eduard Prell-Erckens im ge segneten Alter von 85 Jahren. Prell wurde im Jahre 1814 zu Krefeld geboren, im Jahre 1845 kam er nach Leipzig und begründete im Königshause am Markt ein Seidengeschäft on xroa, das er im Jahre 1866 wieder aufgab, um sich nach einjährigem Aufenthalte in Hamburg dauernd in Leipzig nieder zulassen. Im Jahre 1878 setzte er sich zur Ruhe und benutzte seine Zeit, um die Tragödien des Sophokles, Aeschylos und Euripides ins Deutsche zu übersetzen. Erwähnt sei zunächst noch, daß Herr Professor Prell, der gegenwärtig den Palazzo Caffarelli, das Gebäude der Deutschen Gesandtschaft in Rom, künstlerisch ausschmückt, ein Sohn des Verblichenen ist. — In der heutigen Ziehung der königlich sächsischen Landes lotterie fiel der Gewinn von 40 000 auf Nr. 94 912 in die Collection des Herrn Herrn. Schmidt, in Firma F. B. Schmidt in Leipzig; der Gewinn von 30000 <?k( auf Nr. 88 960 in die Collection der Herren I. F. G li e n L C o. in Zi t t a u und ein Gewinn von 15 000 auf Nr. 97 099 in die Collection des Herrn Louis Bahndorf in Leipzig. -r- Leipzig, 25. November. Freitag, den 2. Decembcr, findet in der Alberthalle des Krystall-Palastes die diesjährige Hauptconferenz der Drrectorcn, Lehrer und Lehrerinnen an den Volksschulen des JnspectionSbezirkes Leipzig I statt. Nach der Ansprache des Herrn Bezirksschulinspectors Schulrath I)r. Kühn wird Herr Schuldirector Keller von der 5. Bürger schule einen Vortrag halten über das Thema: „Groß städtische Verhältnisse in ihrer Wirkung auf die Schulerziehun g". ick. Leipzig, 25. November. Jin Anschluß an unseren Bericht über de» CentralverbandStag Deutscher Bäcker- Innungen sei noch mitgetheilt, daß die Herren Bäckermeister Friedrich Joachim und Adolph Böhme hiersrlbst in An erkennung ihrer erfolgreichen Thätigkeit für den Gefammt- verband, der zur Zeit 28 000 Mitglieder zählt, einstimmig zu Ehren Mitgliedern des Centralverband e« Deutscher Bäcker-Innungen ernannt worden sind. —m. Leipzig, 25. November. Zum hundertjährigen Gedenktag der altberühmten heimischen Firma G. A. Iauck, Fabrik für Feuerlöschmaschinen, Glocken- und Metallgießerei, kamen den Inhabern diese- Jubel- und EhrenhausrS, den Herren Richard und Rudolf Iauck, heute Glückwünsche herzlichster und sinnigster Art von fern und nah. Schon am frühen Vormittag Hab die gesammte Arbeiterschaft durch eine Deputation der hiesigen Werkstätten deS Etablissements und de» Dampfhammerwerkes Raschwitz den verehrten CbefS von ihrer treuen Anhänglichkeit Zeugniß. Ihr Sprecher, Herr Monteur Caspar, überreichte bei dieser Gelegenheit einen kunstvoll auS Glockenmetall gegossenen Briefbeschwerer. In den reich mit Blumen geschmückten Geschäftsräumen des FabrikhauseS an der Glockenstraßc versammelten sich dann im Laufe deS Vormittags zahlreiche Gratulanten aus Freundes- und Geschäftskreisen, um de» Inhabern der Firma an dem hundertjährigen Iubeltag deS Geschäftes persönlich ihre Glückwünsche darzubringen. Diese Wünsche wurden dann durch reiche Ehrungen auf schriftlichem und telegraphischem Wege ergänzt. Auch der Rath der Stadt Leipzig ließ ein sehr sympathische» Glückwunschschreiben überreichen: „Der heutige Tag, an welchem Ihre Firma daS hundertjährige Jubelfest ihrer Gründung begeht, ist für Sie ein Tag von hoher Wichtigkeit, ein seltener Ehren- und Festtag. Die hohe Achtung, welche sich Ihre Firma in den weitesten Kreisen in dem langen Zeit raum erworben und erhalten hat, und der Umfang Ihrer geschäftlichen Thätigkeit, der Ihrer Firma einen hervorragen de» Platz in der Geschäftswelt anweist, giebt «nS die erfreu liche Veranlassung, Ihnen NamenS der Stadt zu diesem Ihrem Jubelfest die aufrichtigsten und wärmsten Glückwünsche auszusprcchen. Möge Ihre Firma auch fernerhin den ehren vollen Platz behaupten, den sie sich Dank der Umsicht, Tbat- kraft und Ausdauer ihrer Inhaber zu erringen gewußt hat, mögen die Unternehmungen Ihrer Firma in aller Zukunft von demselben Segen begleitet sein, wie bisher, und möge noch manche Glocke, indem sie zur Ehre GotteS erklingt, von der Tüchtigkeit der Werkstatt zeugen, aus der sie yervor- gegangen ist." —w. Lripzig, 25. November. Heute ist auf dem neuen Areale deS Zoologischen Gartens mit rem Abbruch des großen, mit seiner Front nach der Pfasfendorfer Straße gerichteten Stallgebäudes begonnen worden. In Verbindung damit soll nunmehr auch mit der Niederlcgung der beiden großen Seitenflügel des Pfasfendorfer Hofes vorgegangen werden. Zur Erinnerung an die gestern erfolgte Constituirung der Actien-Gesellschaft Zoologischer Garten wurde am West rande des neuen Areals ein großer Kastanienbanm eingepflanzt. */* Leipzig, 25. November. Zur Nominirung der Kan didaten zur Stadtverordnetenwahl in der dritten Wählerabtheilung hielt die s o c i a l d e m o k r a t i s ch e Partei gestern im „Pantheon" eine von 350 Personen besuchte Versammlung ab, in der nach einem Vorträge des Stadt verordneten Herrn Fell über die Thätigkeit der social demokratischen Stadtverordneten und nachdem die Versammlung sich mit der Thätigkeit der socialdemokratischen Stadtverordneten einverstanden erklärt hatte, folgende Herren als Kandidaten, znm Theil nach langem Verhandeln, aufgestellt wurden: Im I. Wahlkreis: Tischlermeister Friedrich Hermann Dittrich, Leipzig-Lindenau, als Ansässiger, Malermeister Friedrich Vosse, Leipzig-Altstadt, als llnanfässiger; Zs. Wahlkreis: Privatmann Christian Schauwecker, Leipzig-Eutritzsch und Restaurateur Otto Koh lisch, Mcndelssohnstraße, als An sässige, Reichstagsabgeordneter Friedrich Geyer, Leipzig- Alkstadt, als Unansässiger und Kleiderhändler Döge, Leipzig- Neustadt, als Ersatzmann; III. Wahlkreis: Gastwirth Karl Schönherr, Leipzig-Neureudnitz, als Ansässiger, Maurer Gustav Jacob, Leipzig-Altstadt, als Unansässiger, Geschäfts führer Carl Gottschalg, Leipzig-Neuschönefeld, als Ersatz mann; IV. Wahlkreis: Geschäftsführer Carl Bock, Leipzig- Connewitz, als Ansässiger, Geschäftsführer Georg Fell, Leipzig-Plogwitz, als Unansässigcr. tt Leipzig, 25. November. Ein geringfügiger Stuben- brand fand in vergangener Nacht in einer Wohnung der Waldstraße in Lindcnan statt, der von den Hausbewohnern schnell gelöscht wurde. — In einer hiesigen ätherischen Fabrik explodirte gestern Abend ein Blccbkasten mit Petroleum äther; zum Glücke wurde weiterer Schaden nicht angerichtct. Leipzig, 25. November. Gestern Nachmittaa wurde in der Elisenstraße ein besuchsweise kier aufhältliches 12 jähriges Mädchen ans Oschatz beim Ueberschreiteu der Straßenbahngleise von einem Motorwagen erfaßt und eine größere Strecke mit so rtgesch leist. DaS Mädchen erlitt am linken Fuße und Unterschenkel nickt unerhebliche Verletzungen. Ein Verschulden dritter Personen ist aus geschlossen. — Gestern Nachmittag gerieth in der Albertstraße ein Motorwagen, vermuthlich durch Schmelzen der Blei sicherung, im Innern in Brand, wobei infolge der im Wagen entstandenen Hitze mehrere Fensterscheiben sprangen, so daß der Wagen sofort außer Betrieb gesetzt werben mußte. Die im Innern deS Wagens befindlichen Fahrgäste batten sich, ohne verletzt zu werden, eiligst entfernt. DaS Feuer wurde vom Personal durch Aufgießen von Wasser gelöscht. —* Ausgemittelt und verhaftet wurden drei steckbrieflich verfolgte Personen und zwar ein 21 Jahre alter Dienstknecht aus Burg, vom Amtsanwalt in Schwerte wegen Betrugs, ein 29 Jahre alter Böttcher aus Auerbach, wegen eines gleichen Deliktes vom Amtsanwalt in Freiberg, und eine 23 Jahre alte Arbeiterin auS Kundszicken, wegen Diebstahl- vom Amtsanwalt in Meißen gesucht. — Festgeiiommen wurde ein 47 Jahre alter Lumpensammler aus Nichtewitz, der bei einem Restaurateur in Reudnitz eine kupferne Pfanne im Werth» von 20 gestohlen und dieselbe zu einem Spottpreise weiter verkauft hatte. —* Im Hose «ine- Grundstücks der Erdmannstraße wurde gestern Abend plötzlich rin Pferd scheu, jagte auf die Straße hinaus und kam hier zu Falle, wobei es eine gerade vorübergehende BeamtenSehesran mit umriß. Die Letztere roq sich im Gesicht« unerheblich« Verletzungen zu, während da- Pferd unverletzt blieb ö. rödeln, 26. November. Di« vfficiere de» hiesigen Regiments (Döbeln-Leisnig) unternehmen im nächsten Monat einen Uebungsritt nach dem Erzgebirge. Es nehmen daran Theil 3 Stabsofficiere, 13 Hauptleute und 9 Mannschaften. * Freiberg, 23. November. Dachdeckermeister Schlegel jun. in Freibergsdorf hat einen Feuerüberlragungs- verhüter construirt und in Berlin beim Reichspatentamt zur Pantentirung eingereicht. Der Apparat soll beim Brande in unmittelbarer Gefahr sich befindend« Gebäude und zugleich die arbeitende Feuerwehr schützen. Es ist ein leicht zu fahrender Wagen, an welchem verstellbare Stützen angrbrachtsind, an denen wiederum mit Leichtigkeit jalousienartig übereinandergelegte Asbestwände zu beliebiger Höhe aufgezogen werden können. Zur Bedienung des Apparate» sind 4 Mann erforderlich. Man darf gespannt sein, ob sich dieser hochwichtige Apparat einführen Lird. t. Erimmilschau, 24. November. Bei Ueberreichung des nächstjährigen Haushaltplanes an das Stadt verordnetencollegium machte der Rath die Mit theilung, daß ohne Berücksichtigung des voraussichtlich Ende 1898 verbleibenden Caffenüberschusses der durch Anlagen zu deckende Fehlbetrag 325 254,13 beträgt, während derselbe auf 355 276,52 «Sl veranschlagt war. In seiner gestrigen Sitzung beschloß da» Stadtverordnetencollegium, da» Realschulgeld von 90 auf 120 pro Jahr zu erhöhen, und genehmigte die An stellung eine» StadtgärtnerS. — In dem der Stadtgemeinde ge hörigen Harth walde hat sich der Borkenkäfer gezeigt. — Die beiden hiesigen Lonsumvereine (Aktiengesellschaft „Konsumverein" und Consumverein „Eintracht") planen eine Verschmelzung. — Auf weitere 6 Jahre wurde gestern zum vierten Male Herr Gemeindevorstand und Standesbeamter Bauer im Vorort LeitelshaiN als solcher wiedergewählt. n. Treuen, 25. November. Für nächstes Jahr planen die vogtländischen Kriegsveteranen von 1848 bis 1871 ein allgemeines Veteranenfest. Bereits Sonntag, den 4. December d. I., findet behufs Besprechung über das nächst jährige Fest im „Hotel zum Sächsischen Hof" in Lengen feld eine Versammlung statt. ** Schwarzenberg, 24. November. Die Verpflichtung und Einweisung des zum Amtshauptmann in Schwarzenberg ernannten Herrn Regicrungsrathes I>r. jur. Krug von Nidda, zeither in Dresden, wird am Vormittag des 1. December in der hiesigen kgl. Amtshauptmannschaft durch Herrn Kreishauptmann Frhr. von Welck stattfinden. Zu Ehren des neuen Herrn Amtshauptmanns veranstaltet der Stadtrath Hierselbst am Nachmittag desselben Tages ein Festmahl. L. Pirna, 24. November. Bei den gestrigen Stadt - Verordneten-Wahlen haben nach der im hiesigen „An zeiger" gegebenen Berechnung von den Ansässigen reichlich 60 Procent, von den Unansässigen dagegen nur etwa 48 Procent von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht. Die Betheiligung war also gegen sonst eine auffallend schwache. /X Dresden, 24. November. Der Prinz Friedrich von Schönburg-Waldenburg ist zu längerem Aufenthalt hier eingetrofsen und hat im „Hotel du Nord" Wohnung ge nommen. — In dem gestern Abend gefeierten 17. Stiftungs fest des hiesigen königl. sächs. Militairvereins „Deutsche Kavallerie", das übrigens durch den Besuch des Prinzen Johann Georg besondere Auszeichnung erhielt, wurde ein Beweis für die gemeinnützige Wirksamkeit der königl. sächs. Militairvereine durch die Mittheilung des Vorstehers erbracht, daß der genannte Verein während seines 17jährigen Bestehens nicht weniger als 26139 <-/( an Unterstützungen ge währt hat. — Die Oekonomische Gesellschaft im Königreiche Sachsen veranstaltet auch in diesem Winter, wie seit vier Jahren, wiederum eine Braugersten-Ausstellung mit Wettbewerb. Sie soll am 2. December, Vormittags 10 Uhr, im Restaurant zu den „Drei Raben" Hierselbst, Marien- straße 20, abgehalten werden. Durch diese Ausstellungen soll einmal der Beweis erbracht werden, daß bei geeigneter Saatgut auswahl und Pflege eine allen Ansprüchen genügende Braugerste in Sachsen erbaut werden kann, zum anderen soll die Ausstellung Anregung zum Geistenanbau in größerem Maßstabe geben. An die Ausstellung schließt sich Nachmittags ein Vortrag deS Vor standes der landwirthschaftlichen Abtheilung der königl. Versuchs station für Pflanzencultur über „Beschaffenheit und Gewinnung guter Braugerste" an. — Der Bau der Iakobikirchc ist in diesem Jahre in erfreulicher Weise vorwärts geschritten. Das in reiner Sandsteinornamentik ausgesührte Umfassungsmauer werk erhebt sich jetzt bereits bis zur Höhe mehrerer Stockwerke. Der Bau wird von dem Berliner Achitekten Jürgen Kröger aus geführt. — Der leicht stagnirende Zwingerteich muß in jedem Jahre abgclassen werden, um den Grund von dem an gesammelten Unrath zu reinigen. Tas ist auch jetzt wieder ge schehen. Durch die vorgenommenc Pflasterung des Bodens des Teiches haben übrigens die früher oft sehr unangenehm von den Anwohnern empfundenen Geruchsbelästigungen im Sommer wesentlich nachgelassen. — Schon jetzt beginnen sich geschäftige Hände für das im Jahre 1900 Hierselbst stattfindende 13. deutsche Bundesschießen zu regen. Im großen Osiragchege werden die Schwellen für eine Baubahn, welche das Erdreich und die Baumaterialien fortbewegen soll, gelegt, und im kleinen Ostragehege errichtet man ein Fouragemagazin für den königl. Marstall als Ersatz für die alte Schäferei, und ferner ein Gebäude für die Versatzstücke und Koulissen des königl. Hof theaters als Ersatz für den ebenfalls zum Abbruch bestimmten Malersaal. Seine erste Gesammtsitzung hält der Central ausschuß für das 13. deutsche Bundesschießen morgen, Freitag, Abend im hiesigen „Hotel de France" ab. >— Die soeben er schienene Liste der für das Jahr 1899 zur Stadt verordnetenwahl stimmberechtigten und wählbaren Bürger Dresdens weist die ansehnliche Ziffer von 15 881 auf. — Gegen die geplante Umsatz st euer für Großbetriebe im Kleinhandel machen jetzt zahlreiche hiesige angesehene Firmen Front. In einer an die hiesigen Tageszeitungen ge richteten Zuschrift der betheiligten Firmen heißt es: „Wenn auch dieses Gesetz noch den Entschließungen des Stodtrathes bez. des königl. Ministeriums des Innern untersteht, so sehen sich doch die Dresdner Großkaufleute in ihren Interessen auf das Bedenklichste bedroht. Im Falle der Verwirklichung dieser Steuer würden sich in den Geschäftsgepflogenheiten der Dresdner Kaufleute be deutende Aenderungen und Umwälzungen unabweisbar noth- wendig machen." — Der Dresdner Sittlichkeits verein hat bei der Wohlfahrtsbehörde eine Eingabe um Ein schränkung der überhand nehmenden öffentlichen Tanz vergnügungen in Dresden und um Beseitigung zahlreicher Mißstände in den hiesigen Localen mit Damenbedienung eingebracht. — Diese Woche ist mit dem Bau derStraßen - bahn begonnen worden, die Gruna mit Dresden verbinden soll. — Ein größeres Schadenfeuer entstand heute früh in der sechsten Stunde auf bisher nicht ermittelte Weise in dem an der Johannesallee gelegenen Verkaufsladen der hiesigen kigarettenfabrik von Jasmetzi. Die Feuerwehr hatte reichlich eine Stunde Arbeit, ehe sie des Brandes Herr wurde. Der ent standene Schaden ist sehr erheblich. /X Dresden, 24. November. DaS „Dr. I." veröffentlicht in seiner heutigen Nummer die vom königl. Ministerium deS Innern zuscrmmengeftellte Tabelle über die Personal- b e w e g u n g in den seiner Verwaltung unterstellten Landes- Heil- und Pflege-, sowie Erziehungsanstalten im dritten Vierteljahr 1898. Wir entnehmen dieser Zusammen stellung Folgendes: In den si«ben sächsischen Heil- und Pflegeanstalten Hubertusburg, Hochweitzschen, Zwickau, Sonnenstein, Untergöltzsch, Zschadraß und Eolditz befanden sich zu Anfang deS 3. Vierteljahres 1898 insgesammt 4471 Kranke Davon waren 2077 männlichen, 2394 weiblichen Geschlechtes. Der Zugang, entweder durch Versetzung aus einer anderen Anstalt derselben Gruppe oder durch Rückkehr von gewährtem Urlaube oder sonstige Abwesenheit, belief sich insgesammt au 963 Personen, davon 610 männliche und 3Ä weibliche. Der Abgang, entweder durch Versetzung in eine andere Anstalt derselben Gruppe oder durch Todesfälle, Beurlaubungen oder sonstige zeitweilige Abgänge, betrug 725 Personen, davon waren 474 männlichen und 251 weiblichen Geschlecht». Am Schlüsse des Vierteljahres waren in sämmtlichen Anstalten 4709 Kranke anwesend, und zwar 2213 männliche und 2496 weibliche. Hierunter befanden sich 3707 Geisteskranke, und zwar 1633 männliche und 2074 weibliche. In den sechs sächsischen Erziehungsanstalten Dresden, Moritzburg, Königs wartha, Großhennersdorf, Nossen und Braunsdorf befanden sich zu Anfang des 3. Vierteljahres 1898 insgesammt 857 Insassen, und zwar 565 männlichen und 292 weiblichen Geschlechts. Der Zugang betrug hier 400, und zwar 232 männliche und 168 weibliche Personen, derAbgang 326, und zwar 180 männliche und 146 weiblich« Personen, so daß am Schluffe de» Viertel jahres in sämmtlichen Anstalten dieser Kategorie 931 Personen, und zwar 617 männliche und 314 weibliche, untergebracht waren. Unter den in dem Personalbestände der Heil- und Pflege ¬ anstalten aufgefiihrien Kranken sind die in Hubertusburg unter gebrachten 88 (51 männliche und 37 weibliche) jugendlichen Idioten mitgezählt, unter den im Personalbestände der Er ziehungsanstalten Aufgeführten die in Großhennersdorf und Nossen untcrgebrachten 387 (226 männliche und 161 weibliche) schwachsinnigen Kinder, und die in Bräunsdorf in Pflege be findlichen 276 (228 männliche und 48 weibliche) sittlich ge fährdeten Kinder. — Dresden, 25. November. In der gestrigen Stadt- verordnet en sitz ung verlas der Herr Vicevorsteher vr. Stöckel bei Eintritt in dir Tagesordnung zunächst ein Handschreiben des Herrn Stadtverordneten - Vorstehers Geh. Rath vr. Ackermann: „An die Herren Stadtverordneten. Nachdem ich 45 Jahre lang als Stadtverordneter und als Directorialmitglied thätig gewesen bin, bitte ich zu gestatten, daß ich mit Ende dieses Jahre» die in Rede stehenden Functionen anfgebe und ganz auS dem Collegium aus scheide. Ein ärztliches Zeugniß beizubringen bin ich, wenn es verlangt wird, bereit. Hochachtungsvoll rc." Hieran knüpfte der Herr Vorsitzende RecktSanwalt vr. Stöckel etwa folgende Bemerkungen: Der Herr Vorsteher sei 34 Jahre lang der Vorsitzende deS Collegiums gewesen. Es sei dies ein langer Zeitraum im städtischen Dienste. In einer Zeit, wo Viele von unS noch nicht geboren waren, sei er bereits in dem Vorstande des Collegiums gewesen. Er sei in einem Alter, welches gewiß Viele im Collegium nicht er reichen werden, Vorsteher geworden und habe daS Borsteheramt geführt bis zu dieser Zeit, wie der Jüngsten Einer. Bor allen Dingen sei hervorzuhcben seine Unparteilichkeit in der Leitung der Verhandlungen und die Uber den in jeder parlamen tarischen Körperschaft auftretenden Meinungsverschiedenheiten schwebende ruhige Objektivität, das Ergebniß langjähriger Erfahrungen parlamentarischer Thätigkeit und im Laufe der Jahre gewonnener abgeklärter Lebensanschauungen. Der Herr Geh. Rath verstand die Rechte der Gemeindevertretung gegen über dem Rath muthvoll und mannhaft z« vertreten und zwar manchmal gewiß unter recht schwierigen Verhältnissen. (Sehr richtig.) Selbstverständlich habe er seine Gegner gehabt und Anfeindungen erdulden müssen, aber er, Redner, sei fest über zeugt, daß Viele, wenn sie ihm näher gestanden hätten, ihr Uithcil in mancher Beziehung adgeändcrt baden wurden. Der Herr Vorsitzende forderte hierauf das Collegium auf, sich zu Ehren des Herrn Geheimen Raths von den Sitzen zu erheben, was einmüthig geschah. Ohne Debatte beschloß man hieraus, ein ärztliches Zeugniß nicht cinzusordern, vielmehr nach tz 47d in Verbinvung mit 8 66 der Städteordnnng dem Gesuche stattzugebe» und zu genehmigen, daß der Herr Vorsteher Geheime Rath Or. Ackermann mit Ende deS Jahres seine Function als Vorsitzender niederlege und aus dem Collegium ausscheide. — Hierauf wurde in die Tagesordnung eingetreten. vermischtes. ---- Scharley in Oberschlesien, 25. November. (Tele- gram in.) Aus der Bley-Sch arley-Grube explodirte n gestern 10 Psund Dynamit vor einer Dyuamitkammer, die etwa 8 Centner Sprengstoffe birgt. Der Bergarbeiter, der das Dynamit zu verabfolgen hatte, wurde getödtet. Nähere Nachrichten fehlen. — Wir», 24. November. Abermals wird eine Säbel- af faire gemeldet, diesmal aus Pettau in Siidsteier- mark. Ein angesehener Pettauer Bürger, der Grundstücks besitzer Heinrich Grossauer, der selbst Reservelieutenant ist, gerieth in der verflossenen Nacht im Hotel Osterberger mit zwei Pionier- officieren, die seine Freunde und ehemaligen Kameraden waren, dem Hauptmann Müller und dem Oberlieutenant Tomba, in Streit. Die Offieiere zogen den Säbel und versetzten Grassauer mehrere Hiebe, wodurch Grossauer mehrere schwere Wunden erlitt. Sein Zustand soll gefährlich sein. (Berl. Tagebl.) — London, 24. November.s > Der in Barth beheimathete deutsche Dreimastsckooner „Ernst" ist auf der Fahrt von Liverpool nach Danzig ungefähr eine Meile von den NeedleS gestrandet. Durch ein Rettungsboot wurden der Capitain und zwei Mann gerettet. Man vermuthet, daß die übrigen sechs von der Mannschaft ertrunken sind. --- London, 25. November. (Telegramm.) Nach einer Trahlmelduiig au» dem Maschona-Lande entgleiste ein Eisenbahnzug 30 Meilen von klmtali. Der Maschinen- sührer, der Heizer, der Zugführer und 4 Eingeborene wurden getödtet. Der Commiffar für den Makoni-District, Roß, dessen Gattin und eine andere Dame wurden schwer verletzt. 19 Personen wurden leicht verwundet. Berichtigung. Mit Bezugnahme auf den Bericht über die Generalversammlung des Bezirksvereins gegen den Mißbrauch geistiger Getränke theilt un- Herr Arthnr Pleißner mit, daß er nicht „stuck, zur." sei, sondern daß er bereits die erste juristische Staatsprüfung und den schriftlichen Theil der Toctorprüfung bestanden Hobe. Vach Schluß -er vedaclion eingegangen. Di« in »ielcr «»drit «iteeihkiltrn. »-ihren» de« Druck«» eingclaufenen T-Iezr-mu».- »«»«», wie schon an» der U«b«rschrisi »sich»ich, der R«d«cl-oi, nicht v,r,«Ie,«n> Ltks« ist mithin tik v«rftUmm!>un,en und »»»rrftäadltch« Lrndii»,«» sicht »er- r»e»»etlich m »achm. 88 Berlin, 25. November. (Privattelrgramm.) Das Befinden des Jinanzministers v. Miquel hat sich so weit gebessert, daß der Minister das Bett verlassen konnte. Heute findet wieder eine SitzungdesStaatsministeriums statt. Damit Herr v. Miquel an derselben theilnehmen kann, findet die Sitzung in dessen Wohnung statt. In politischen Kreisen wird angenommen, daß dem Kaiser gleich nach seiner Ankunft vom Staatsmanisterium Bericht über die allgemeine Lage erstattet werden soll. * Darmstadt, 25. November. Der Grobherzog hat den Präsidenten des Finanzministeriums KLchler zum Finanz Minister ernannt und dem Schöpfer des Landesdenkmals, Prof. Schaper in Berlin, das Commandeurkreuz des Ludwigs- Ordens verliehen. ckt. Sonnederg, 25. November. (P r i v a t t e l e g r a m m.) Nächsten Sonntag findet hier eine Bismarck-Gedächt- nißfeier statt. * Wien, 25. November. Das „Fremdenblatt" meldet aus Innsbruck: Der Gemeinderath beschloß unter lebhaftem Beifall, sich an der BiSmarck-Grdenkfeier durch die Entsendung einer Abordnung zu betheiligen. * Parts, 25. November. Der „Matin" sieht die Möglichkeit eines Konfliktes zwischen dem Cassationshofe und der M i l i t a i r j u st i z voraus. Der Kassationshof habe die Acten über das bl«u" verlangt; die Militairbehörde hab« erklärt, die Acten erst nach der Verurtheilung Picquart's herauSgeben zu können. „Aurore", „Petite RSpublique", „SiScle" und andere Blätter greifen Freycinet auf das Schärfste an, weil er die verbrecherische Verfolgung Picquart's zugegeben habe. Dieselben Blätter veröffentlichen einen von Senatoren, Ge lehrten und Schriftstellern unterzeichneten Einspruch gegen die Verfolgung Picquart's. i Verantwortlicher Redacieur vr. Hirm. stüchlilig in Leipzig.