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ag, er 1898. ,90 D.-Ttr. .93 D.-Ctr. tr. Barren- Deutschland Zanuar bis >nd, 321,54 Oesterreich. Barrengold sbritannien, !tch-Ungarn ebrigen be- m Anschein eil nämlich ls Einfuhr, ird; später hr gelangt, irirt wird, nnen. Tas >t statistisch Li» Morgen-AnSgabe erscheint «« '/,? Uhr, di» Abend-Ausgabe Wochentag« um » Uhr. NeLaction vn- Erpeditio«: AshauneSgaffe 8. Die Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi« Abend« ? Uhr. Filialen: ktt» Klemm's Eortim. (Alfred Hahaj» Universitätsstratze 3 (Pauliuune), Laut« Lösche, katharinenstr. 14, Part, und KönigSplatz 7. VezugS-PräS At dAe Hanptexpedition oder de« M Giad^ bezirk und den Vororten «richtete» AoS- aobestellen ab geholt: vierteljährlich ^>4^0, bei zweimaliger täglich« Zustellung in« HauS^l SLO. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: viertrliährlich L—. Direkte tägliche Kreuzbandsrnduug iu« Ausland: monatlich ^tl 7.SS. Abend-Ausgabe. MpMer TagMatt Anzeiger. MLskM des königlichen Land- und Ämtsgenchles Leipzig, des Rathes nnd Notizei-Ämtes der Stadt Leipzig. Auzeigen-Prett die tz gespaltene Petitzeile 20 AA» . Reklamen unter dem Redaction«strich (4a»> spalten) SO^z, vor den Familiennachrichtea (6 gespalten) 40/^. Gröbere Schriften laut unserem Preis« Verzeichnis!. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen«Ausgabe, ohne Postbeförderunx 60.—, mit Postbeförderung ^ll 70.—. Annahmeschlnß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: vormittags 10 Uhr. Morge»-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Anleihe« sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von L. P olh in Leipzig, chaftliche der letzten auf Grund lroßherzog. sestgesiellt. landwirth. n, die Er» n bei dec klärt. Bei ammerherr >ählt. ose vom ihlunq am c. III 183. 1485 14'»'. 2556 261" 3400 3444 3804 3841 4575 466" 5 5000 fl. II Nr. 42, Ler. 4575 07 Nr. 18, Ser. 3734 Nr. 28 je Ser. 2102 10 Nr. 25, Ter. 3453 !I Nr. 4", 11 je 30 fl. , Ser. 465 .0 Nr. 5", , Sr. 2766 185 Nr. 3n Nr. 26 32, Ser. 4165 ' Nr. 0 je Nummeru Gewähr.I M ries Vor tos unä Ute »kix. Oer irrütkixcw, : «tstt; «iic >x Mr /Vas- mk 25 L sn «erOea, s, Mr 8vr 1 L 40 » vis orpst 22 Klick« 13 tv s dis 13 rrls 14 r llvrl 23 vsxeo <ici - K»ek rlev idrs irorrle- vscken Xu- >tcommeu<i« ss 8odisUs- isk rlis Vsi »Icolm avrt so eui »ts 8 6 dis 12^ urss riisn.- ea ru 12 >Z aer, äls ru rakt ksdsn. lticks Co, - 4r mittler« l^sldutis- -«r xskarili somlsrs Ui» vr. 40" nn- ",'«-1'/,. <1, m Nllck Ue- e virö dvücderrr s von SllS- ledtss » nickt ird- xsn krsi^s, x dsrsdi». , so Utirtt« >Lkts» »eiv, an nnssrs reiten. Dis vss idne» rtreinnx ist Nie Dsnts- >en Deirer- sers krei^- rlen. es ist iktsiaxe im o so mekr, ternvx <iis viril nocti ler letsts» s Ilwsiitrr öbkltfleisii insickttil tr nickt ent- Keder.» d. bedeutst 70-140 41. 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Wang en he im; sie hat zahlreiche Unterschriften gefunden. Ein Drittel derselben entstammt der nationalliberalen Fraktion, in der sich bekanntlich wie in den konservativen Fraktionen Niemand bereit gefunden hat, die vor der Eröffnung des Reichstags von den Organen der Berliner Leitung des Bundes der Landwirthe angekündigte Interpellation zu unter schreiben, die folgendermaßen lautete: „Ist der Herr Reichskanzler bereit, Auskunft darüber zu geben, ob die zur Zeit in verschiedenen deutschen Bundesstaaten statt» findenden Erhebungen über Vorhandensein und Ausdehnung einer angeblichen Fleischnoth von ihm veranlaßt worden sind, und wenn dies der Fall, aus welchen Gründen: gegenüber der Thatsache, daß nach den Ergebnissen der reichsamtlichen Statistik eine über die Vermehrung der Bevölkerung im Verhältniß hinaus gehende Vermehrung der Viehbestände im deutschen Reiche und der Fleischeinsuhr in das Reichsgebiet stattgefunden hat?" Die Unterschiede dieser Interpellationen liegen auf der Hand. Ebenso aber auch, warum nicht dieser Wortlaut, sondern der der oben erwähnten Anfrage die erforderliche Unterstützung im Reichstage gefunden hat. Gleichwohl er grimmt die „Köln. Ztg." darüber, daß nationalliberale Ab geordnete die erstere Interpellation zu unterzeichnen sich ent schlossen haben. Diese Interpellation habe nachgerade „einen geradezu komischen Anstrich bekommen". Und warum? „Interpellationen beabsichtigen, eine recht schleunige Antwort des Reichskanzlers in einer dringenden politischen An gelegenheit zu erzielen; sie werden in der Geschäftsordnung für Len Reichstag dadurch bevorzugt, daß ihnen eine möglichst rasche Beantwortung gesichert wird. Die jetzige Interpellation ist durch das große Geschick des Interpellanten so glücklich eingebracht, daß die Beantwortung genau erst nach vier Wochen erfolgen kann. Da der Fragesteller von dem fehr zutreffenden Ge sichtspunkte ausqeht, daß zur Zeit eine Fleischnoth in Deutsch, land nicht vorhanden ist — eine Ansicht, die wir durchaus theilen —, so würde er politisch umsichtiger und klüger gehandelt haben, wenn er abgewartet Hütte, wie sich die Lage des Fleischmarktes nach Ablauf der Weihnachtsferien stellen wird. Die jetzige Fragestellung ist unseres Er achtens eine reine Demonstration ohne jede Aussicht aus Erfolg, die lediglich den Gegnern auf der Linken zur auf richtigen Freude gereicht; wir halten es deshalb für taktisch nicht richtig, daß sich bei dieser Gelegenheit der Vorkämpfer des Bundes der Landwirthe des Vorspanns der großen Mehrheit der national- liberalen Fraktion erfreut. Unseres Erachtens wäre es richtiger gewesen, gleich beim Zusammentritt» des Reichstages eine eigene Frage zu stellen, falls die nationalliberale Fraktion eine öffentliche Aufklärung in dieser Hinsicht für erwünscht hält. Tic Geschäfte des Bundes der Landwirthe zu machen oder gar dazu mitzuwirken, daß in den überschäumenden agrarischen Ferrillrtsn. Heüersdorff. 2s Novelle von Hedda von Schmid.» Nachdruck verbot«». Wie gesagt, Harald warb schriftlich und erhielt in wohl gesetzten Worten, welche ans modernstem englischen Papier in großen sicheren Buchstaben standen — einen Korb .... Di« Mama mochte dem Töchterchen die Phrasen dictirt haben. Es war in denselben viel von Freundschaft und Hochachtung die Rede. Tante Hermine nickte befriedigt, als Harald ihr stumm mit einem schmerzlichen starren Zuge im Antlitz den Brief überreichte. „Es ist gut so", dacht« sie; „diesen Liebeskummer wird er schon überwinden, der sitzt nicht tief bei ihm. Die abscheuliche, kokette, kleine Person hat zum Zeitvertreib mit seinem Herzen gespielt, das tonnte ja Jedermann wahrnehmen; nur er, Harald, war blind bei der Asfaire. Er wird sich trösten; «in Rembden ist viel zu stolz dazu, nm einem Mädchen, von dem er verschmäht worden, lange nachzutrauern." Tante Hermine war, obgleich sie ihr halbes Leben hindurch Adoptivmama gewesen und dies noch fortsetzte, doch eine ver knöcherte alte Jungfer. Deshalb auch ahnte sie nicht, wi« tief Harald unter der empfangenen Zurückweisung, unter dem Scheitern seiner Herzensträume litt. Fest hatte er an die Neigung Derjenigen geglaubt, die ihm nun, wenn auch nicht mit klaren Worten, so doch deutlich genug zu verstehen gegeben, daß ein Herz und eine Hütte ihr nicht genügten. Wie diesen Anschauungen gegenüber zum Hohn wurde nun Harald plötzlich «in reicher Erbe — von der Erbschaft hatte er in seinem Werbebrief« nichts erwähnt — auf Tante Herminens Rath hin — ach, und er hatte gehofft, um seiner selbst willen erhört und gewählt zu werden. Einen Moment lang zuckte der Gedanke in ihm auf: „Wenn seine Cousine ihn verschmähte — dann war er frei und reich — und dann konnte er sein Glück auf» Neu« versuchen und vielleicht .... doch nein, wenn Irene ihn abwie», so durfte er ihr väterliche» Erbe, da» ja eigentlich ihr hätte zufallen müssen, nicht antreten, da» hieße, gleichsam «inen Raub an fremdem Eigenthum begehen. Er fand daS Testament seiner Oheims beispiellos ungerecht; wenn der alte Herr eS nicht gewünscht, daß dem alten Familien» Becher recht viel Wasser hineingethan wird, scheint uns nicht die Aufgabe der Fraktion zu sein. So lange die jetzigen Führer des Bundes der Landwirthe das große Wort führen, wird die deutsche Landwirthschast davon keinen Nutzen haben." Nach unserer Ansicht haftet der „geradezu komische An strich" der Ausstellung deS rheinischen Blattes an. Denn wenn man der Ansicht ist, cs sei politisch umsichtig und klug gehandelt, mit einer Anfrage über dieFleischnoth so lange zu warten, bis sich nach Ablauf der Weihnachtsferien die Lage des Fleischmarktes übersehen laste, so muß man doch auch damit zufrieden sein, daß durch das Verhalten der Nationalliberalen die Besprechung der Interpellation Wangenheim bis nach Schluß der Weih nachtsferien hinauSgeschoben worden ist. Und wer in der jetzigen Interpellation eine „reine Demonstration ohne jede Aussicht auf Erfolg" erblickt, der muß doch in der ursprünglichen erst recht eine solche zwecklose Demonstration sehen, die vereitelt zu haben verdienstlich ist. In solche Widersprüche würde sich die „Köln. Ztg." auch schwerlich verwickelt haben, wenn ihr nicht jedes Zusammenwirken eines Nationalliberalen mit einem Mitglieve deS Bundes der Landwirthe ein Dorn im Auge wäre. Nicht einmal dazu darf nach ihrer Ansicht ein NationaUiberaler mitwirken, „daß in den überschäumenden agrarischen Becher recht viel Wasser hineingethan wird". Wir hoffen jedoch, daß künftig die nationalliberale RcichSlagsfractivn nach dieser Vorschrift sich ebensowenig richtet, wie jetzt. Der nach bloßer Agitation lüsternen Berliner Leitung des Bundes der Landwirthe hat sie eine verdiente Niederlage bereitet; eine von Mitgliedern deS Bundes mit unterzeichnete vernünftige, den Fleischproducenten wie den Fleischconsu- menten gleich erwünschte Aufklärung in Aussicht stellende Interpellation nur deshalb nicht zu unterzeichnen, weil sie von Mitgliedern deS Bundes mit unterzeichnet ist, wäre ebenso Ihöricht, wie die demonstrative Nichtunterstützung einer vernünftigen und zweckmäßigen Interpellation deS CenlrumS. Die deutsche klerikale Presse hat es früher hartnäckig bestritten, daß es im Vatikan eine Deutschland «nd Sem Dreibund feindliche Richtung gebe. Daß eine solche wirklich besteht, erfahren die klerikalen Wortführer jetzt am eigenen Leibe. Am ersten Tage der Etatsdebatte im Reichstage hatte bekanntlich der Centrumsabgeordnete Fritzen mit Bezug auf die Protektorats-Angelegenheit gesagt: „Ich constatire mit Freuden, daß Deutschland ebenso wie in Ostasien, so auch im Orient die Interessen seiner Katho liken kräftig schützen will. Das französische Protektorat hat ein genauer Kenner der Verhältnisse nicht als eine proteorio, sondern als eine porseoutio bezeichnet. Die deutschen Katholiken sind stolz darauf, ihre Interessen der Reichsverwaltung zu ver- trauen." Deshalb fällt die vatikanische dem Cardinal-StaatSsecretair Nampolla besonders nahe stehende „Voce della Veritü" in grimmer Wirth über Herrn Fritzen her, kanzelt den Cen- trumensführer vr. Lieber, der seinen Collegen gegen einen Angriff des Blattes in Schutz genommen hatte, wie einen Schulbuben ab und läßt sich nicht einmal dadurch besänftigen, daß Herr vr. Lieber bei dieser Gelegenheit die Entgegennahme des Reichsschutzes für die katholischen Anstalten im Orient als neuen Grund zur Zulassung der Jesuiten und zum Verzicht auf jede staatliche Controle der übrigen Orden ausgab. Die „Voce" erklärt unter Bezugnahme auf das bekannte Schreiben des Papstes an den Cardinal Lang6nieux die Bezeichnung des stamm ein fremder Zweig ringefiigt ward, weshalb war er, Harald dazu ausersehen worden, den Stammbaum der Rembdens auf Hellersdorf vor dem Erlöschen zu bewahren? Bei weiterem Nachdenken und mit Zuhilfenahme eines Familienbuches sagte sich dann Harald, daß augenblicklich er der einzige hei-rathsfähige Rembden war. Die anderen Vetter steckten noch in den Kinderschuhen oder waren bereits Familien väter; mithin war er der Einzige, der zur gegebenen Zeit sich beweiben konnte. 'Das Testament halte der alte Herr von Rembden kurz vor seinem Tode aufgesetzt; ausdrücklich war noch im Schriftstück be tont, daß di« Hochzeit seiner Tochter mit Harald nicht lange hinausgeschoben werden dürfte. Nach der schweren Enttäuschung, welch« derselbe in seinem Li«beswerben erfahren, war eine tiefe Niedergeschlagenheit über ihn gekommen. Ihm erschien Alles um ihn herum gleichgiltig und farblos. Tante Hermine benutzte seine Apathie, um nach ihrem Sinne vorzugehen. Sie hielt es «für selbstverständlich, nach Hellersdorff abzureisen, um bei Irene als ckamo ck'kouusur zu figuriren. Bald nach ihrer Ankunft dort empfing Harald einen Brief von ihr: - „Wunderschön ist es hier", schrieb sie, „Wirthschaft und Ge bäude machen einen feudalen Eindruck. Die Natur hat ihr Mög lichstes gethan, um HellerSdorff zu einem entzückenden Flecken Erde zu gestalten. Ich danke Gott aus vollem Herzen, daß er Dich, mein Liebling, dazu auSersehen, hier Herr zu sein. Aller erwartet Dich hier — auch Deine Braut; eine sehr stille, aber, voller Anerkennung muß ich es sagen, Deiner in jeder Beziehung würdige Braut. Wie konntest Du nur die Vermuthung hegen, daß Irene „'Nein!" sagen würde? Dazu ist sie von ihrem seligen Baler viel zu gut erzogen. Es kommt ihr gar nicht in den Sinn, auch nur im Geringsten an seinem letzten Willen zu deuteln. Wenn Dein Herz auch noch blutet an frischer Wunde, so glaube mir. Deiner treuesten Freundin, die Du aus Erden besitzest. Du wirst mit Gottes Hilfe bald vergessen und verwinden, und ein reiches Glück wird Dir erblühen. Welch' eine Bevorzugung des Schicksals liegt allein schon in dem Umstande, daß Du Herr und Gebieter einer so reichen, weitausgedehnten Besitzung geworden! Welch' ein fruchtbares Feld zum Schaffen für Dich, mein Harald! Du hast eS oft ausgesprochen, daß Du am liebsten Landwirth geworden wärest, wenn die Verhältnisse Dich nicht bewogen, Jura zu studiren. Nun hat der Himmel Dir diesen. Deinen ge heimen Herzenswunsch erfüllt. Du darfst Deine eigene Scholle bebauen. Ich hoffe fest, daß Du jeglichen Gedanken daran, französischen Protektorats als xersecutio für eine Beleidigung deS Papstes und schreibt, falls Herr Lieber bei seiner Zurück weisung von „Zumnthungen" solche deS Vatikans gemeint habe, so müsse er Abbitte leisten. Nun meldet allerdings ein römischer Correspondent deS „Berl. Tazebl": „Der Vatikan ließ die maßgebenden Kreise deS Centrums ver traulich verständigen, daß er für die Auslassungen der „Voce della Veritä" keinerlei Verantwortung übernehmen könne, da der heilige Stuhl keine osficiellen oder osficiösen Organe besitze. (!) Der Papst mißbillige vielmehr die Haltung der „Voce della VeritL"." Aber auch wenn diese Meldung sich bestätigen sollte, so würde unsere klerikale Presse, welche die Inspiratoren der „Voce della Veritü" sicherlich kennt, nicht mebr leugnen können, daß im Vatikan einflußreiche Kräfte gegen Deutschland ihren Einfluß geltend zu machen und die deutschen Katholiken zur Parteinahme gegen ihr Vaterland zu zwingen trachten. Weitere Ableugnnngkversuche könnten nur dazu dienen, Miß trauen gegen die Festigkeit der klerikalen Wortführer im Falle einer ernsten Probe zu erwecken. Jedenfalls haben auch die Leiter der preußischen und der deutschen Politik alle Ursache, diese Treibereien mit der größten Aufmerksamkeit zu ver folgen. Vergißt doch die „Voca della Veritü" in ihrem leidenschaftlichen Eifer gegen die deutsche Regierung sogar den programmmäßigen Haß gegen das „sacrilege" Italien; denn sie tritt als Warnerin der italienischen und der öster reichischen Regierung gegen Deutschland auf, daS beide nur zu täuschen suche und im Bunde mit England und Amerika sich zu einer neuen Theilung der Welt ansckicke, bei der die lateinischen und katholischen Völker die Zeche zu tragen haben würden. In einer Zeit, wo die Möglichkeit einer Neubesetzung deS päpstlichen Stuhles jeden Augenblick an uns berantreten kann und wo über die Persönlichkeit deS Nachfolgers Leo's XHI. auch nicht einmal Vermuthungen möglich sind, dürfen derartige Wuth ausbrüche, bei denen des Herzens geheimste Gedanken zu Tage kommen, nicht überseben werden, zumal dann nicht, wenn sie von einem Blatte stammen, dessen Beziehungen zu den leitenden Männern am päpstlichen Hof« bekannt sind. Unter diesen Umständen wirv sich die Aufgabe deS neuen preußischen Gesandten beim Vatikan nicht gerade leicht ge stalten. Tas Gerücht von einer prcutzisch - belgischen Ärenz- regnliruug hat sich als unbegründet erwiesen. Es bandelt sich dabei um das neutrale Gebiet von MoreSnet (Alten berg), bas nach einer Vereinbarung zwischen Berlin und Brüssel ganz an Belgien fallen, während Preußen einen Tbeil des belgischen Gebietes des Hertogenwalves bei Eupen erhalten soll. Die Sache ist durchaus noch nicht zur Entscheidung gekommen, denn die belgische Regierung hat den im Jahre 1895 von Preußen gemachten Vor schlag wegen einer Theilung dieses Gebietes überhaupt noch nicht endgültig beantwortet. Richtig ist nur, daß der Bürger meister Mooren aus Eupen, der seinerzeit als Landtags abgeordneter schon einmal auf die Regelung der Frage über das neutrale Gebiet gedrungen hat, im November dieses IabreS dem belgischen Landwirthschaftsminister und der deutschen Gesandtschaft in Brüssel zwei AuStausch- Vorschläge unterbreitet hat, von denen der eine dahin geht, daß Preußen auf sein Condominat über Neutral- Moresnet gegen Abtretung eines Fünftels des über 5000 Hektar großen belgischen HertogenwaldeS verzichte, während der andere für den preußischen Verzicht auf das das Dir so unerwartet zugefallene Erbe zurückzuweisen, auf gegeben. Du bist ein Rembden, Du muht den Besitz fraglos antreten." Tante Hermine verstand es ausgezeichnet, mit Harald umzu gehen. Sie berührte Saiten, welche einen Widerhall geben mußten. In Harald war das Familiengefühl stark entwickelt. In seiner jetzigen Stimmung begann er es als eine heilige, un abweisbare Pflicht zu betrachten, die Erwartungen, welche sein verblichener Oheim in ihn gesetzt, zu erfüllen. Er wollte seine beste Kraft opfern, um Hellersdorff auf seiner jetzigen Höhe zu erhalten, er wollte sich auch Mühe geben, Irene ein guter Gatte zu sein. Liebe freilich konnte er ihr nicht bieten; aber Alles, was in seiner Macht lag, wollte er thun, um ihr Leben angenehm zu gestalten. Er rief sich verschiedene Beispiele von Ehen, welche aus Bernunft und nicht aus Neigung geschlossen worden, ins Gedächtnis;. Sie waren gut ausgefallen, diese Ehen in seinem Bekanntenkreise, warum sollte bei ihm und Irene es anders werden? Diese Ansicht stimmte zwar mit dem idealen Standpunkt, den er sonst vertrat, nicht überein; allein die Erfahrungen, die er in der letzten Zeit gemacht, die Enttäuschungen, unter denen er noch kitt, hatten kräftig an seinen Idealen gerüttelt. Mit der Liebe war es nichts, da mußten eben gegenseitige Achtung und schließliches Sichaneinandergewöhnen aushelfen. Wi« gut, daß Irene die zarte Angelegenheit so vernünftig auf faßte. Sie verlangte kein stürmisches Liebeswerben von ihrem Verlobten, und sie war sich bewußt, einer Pflicht zu genügen, in dem sie dem Wunsche ihres Vaters nachkam. Harald reiste nach HellerSdorff. Die erste Begegnung zwischen ihm und Irene war für beide Theile peinlich, doch Tante Her mine verstand es, bald eine gleichmäßige, unbefangene Stimmung aufkommen zu lassen. In einer ungestörten Stunde sprach Harald sich mit seiner Braut über ihre beiderseitigen, nächstliegenden Lebenspläne aus. Nach Ablauf de» Trauerjahres sollte die Hochzeit in aller Stille stattfinden, Harald sich jetzt schon in HellerSdorff installiren, um unter der Leitung eines tüchtigen Inspektors sich mit der Führung der weitverzweigten Wirthschaft vertraut zu machen. Tante Hermine und Irene, so wurde es beschlossen — gingen unter dessen auf Reisen: den Winter -wollten sie kn Florenz verbringen, wo Harald sie zu Weihnachten besuchen würde. Im Mai sollte die Hochzeit sein. Im Mai, so sagt ein alter Aberglaube, sollte man keinen Lebensbund schließen — eine Ehe, die im Mai be gonnen, pflegt nicht zu den glücklichen zu zählen. So heißt eS — doch Harald und Inne kehrten sich ver» neutrale Gebiet die Abtretung der an 700 Einwohner zählenden, dicht bei Eupen gelegenen belgischen Grenzgemeinte Membach an Preußen befürwortet. Zu dem ersten Vor schlag, so schreibt man der „Köln. Ztg." auS Brüssel, bemerkt der Antragsteller, daß der belgische Hertogenwald zu Gunsten der Stadt Eupen und einer Anzahl kleiner belgischer Grenzgemeinden mit Weidgang-, Holz- und sonstigen Gerecht samen belastet sei, worüber jetzt ein Rechtsstreit schwebe. Bürgermeister Mooren wünscht nun, daß von den abzu tretenden 1000 da deS belgischen Hertogenwaldes 500 Im dem preußischen Forstsiscus, 350 ba der Stadt Eupen und 150 lia den betheiligten belgischen Grenzgemeinden überlassen würden, und zwar unter Aufhebung der bestehenden Gerecht samen. Zugleich wird darauf bingewiesen, daß die preußische Forstverwaltung die frühere Gerechtsame der Stadt Eupen an dem deutschen Theile des HertogenwaldeS gleichfalls durch Abtretung eines entsprechenden Walddistricts abgelöst habe. Ob obige Vorschläge Berücksichtigung finden, muß die Zu kunft lehren." Bemerkt sei noch, daß daS neutrale Gebiet MoreSnet bei einer Größe von 345 da 3038 Einwohner zählt, und zwar 1380 Preußen, 918 Belgier, 308 Holländer rind 432 „Neutrale". Die Bemühungen, ein freundliches Verhältniß zwischen Rutzlauv und England herzustellen, nehmen ibren Fortgang. Ebenso wie der russische Finanzcommissar Patischeff in London die Freundlichkeit der russisch-englischen Beziehungen hervorgeboben hat, vertritt Herr de Lanessan, der frühere französische Gouverneur von Französisch-Hinter indien, die Ansicht, daß Rußland und England sich sowohl über Ostasien, wie über Mittelasien friedlich verständigen können. Zu vem Russen und dem Franzosen tritt als Dritter im Bunde der Engländer Stead hinzu, der seine neulich durch die Presse gegangenen Mittheilungen über eine Unterredung mit Kaiser Nikolaus fortsetzt und dabei insbesondere auf das Verhältniß zwischen Rußland nnd England zu sprechen kommt. Ter Zar habe für England nichts als Wohlwollen und Sympaihie und habe von der Reise, die er als Thronfolger durch Indien gemacht habe, einen großen Respekt vor ver Colonisirunzs- fähigkeit der Engländer mitgebracht. Schon als Thronfolger habe der gegenwärtige Kaiser den Gedanken der Eroberung Indiens durch Rußland auf das Lebhafteste zurückgewiesen. Als ihn Lord Roberts eines Tages befragt habe, wann die Russen wohl daran denken würden, sich Indiens zu bemäch tige», habe Nikolaus II. energisch erwidert: „Niemals! Dies wäre das größte Unglück, daS Rußland jemals passiren könnte. Es wäre eine Thorbeit, es wäre all unseren Ideen entgegengesetzt." Für Deutschland könnte eS nur erwünscht sein, wenn die Bemühungen, den Frieden zwischen Rußland und England dauernd zu erhalten, sich ver wirklichten. Denn ob in einem Kriege zwischen diesen beiden Mächten Rußland obsiegt oder England: Beides wäre für Deutschland gleich unbequem, denn das durch einen erfolgreichen Krieg bedingte Uebergewicht deS siegenden Staates könnte sich, sobald der Sieger sich von seinem Siege erholt, auch der deutschen Politik störend bemerl- bar machen. Eine andere Frage ist freilich, ob es selbst der unbestreitbaren Friedensliebe deS Kaisers Nikolaus gelingen wird, den Frieden zwischen Rußland und England dauernd zu erhalten. Und diese Frage glauben wir verneinen zu müssen. Das ErpansionSbedürfniß Rußlands ist eine historische That sache, und nach welcher Richtung hin dies Bedürsniß auch seine Befriedigung sucht, nach dem europäischen Orient oder nünftiger Weise nicht an dergleichen Ammenmärchen. Sie er warteten und beanspruchten ja auch kein jauchzendes, Himmel hohes Glück von ihrer gemeinsamen Zukunft, sie schlossen einen Bund, welcher auf ein ruhiges Zusammenleben hinwies Die Nachtigall schluchzte in den Gebüschen Les Hellersdorfs- scheu Parkes, als die Glocken der alten Kirche, in welcher Harals und Irene getraut wurden, erklangen und der Geistliche den Segen sprach über das junge Paar. Die Nachtigall schluchzte in wonnigem Liebessehnen, die Narzissen und Syringen dufteten betäubend, ein wolkenloser Himmel spannte sich über HellerSdorff, als das Coupö, in welchem Harald und seine junge Frau an der Kirche hcimkehrten, vor der Freitreppe des Herrenhauses hielt. Alles war eitel Maienlust und LenzeSwonne .... Die wenigen Hochzeitsgäste, einige entfernte Verwandte und ein paar Gutsnachbaren, fanden zwar, daß die Braut zu bleich unv der Bräutigam zu ernst aussah; jedenfalls machten Beide nicht den Eindruck zweier Menschen, die sich aus Liebe heirathen, und Tante Hermine hatte es doch so geschickt zu verbreiten verstanoen, „daß es durchaus eine Liebesheirath sei. Harald unv Irene hätten in der ersten Stunde ihrer Bekanntschaft einander lieb gewonnen." Wenn Tanie Hermine es daraus ansehie, Jemandem einzu reden, daß schwarz weiß sei, so gelang ihr dies meist. Sie besaß ein seltenes Talent, ihre Mitmenschen zu ihrer eigenen Ansicht zu bekehren, und 'sie war so hartnäckig, daß jeglicher Widerspruch wirkungslos an ihr abprallte. Freilick» war es nicht immer ihre aufrichtige Meinung, welche anderen Leuten einzuimpfcn, sie für gut befand. , Das Märchen von einer heißen Neigung zwischen Harald und Irene hatten zur Folge, daß die zahlreichen Bemerkungen über das sonderbare, in vieler Beziehung so ungerechte Testament des alten Herrn v. Rembden zum Schweigen gebracht wurden. An Jrenen's und Harald's Hochzeitstage war Tante Hermine jedenfalls di« Glücklichste von den Dreien. Bis zum letzten Moment hatte sie gefürchtet, daß irgend etwas eintreten könnte, was Harald in der zwölften Stunde um die Erbschaft brächte. Nun war Alles in Ordnung, — nun, wo Irene ein leises, aber festklingendes „Ja!" vor dem Altar gesprochen. Mit der Empfindung eines Triumphator» begab sich Tante Hermine am Abend dieses TageS zur Ruhe. Im Parke schluchzte die Nachtigall ... Sie schien die Ein zige zu sein, welche das Hohelied der Liebe sang. Kühle, prosaische Vernunft, was weißt Du von Nachtigallenschlag und Narzissen duft und lauen, köstlichen Maiennächten . . . . !