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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.12.1898
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-12-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18981206016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898120601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898120601
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-12
- Tag 1898-12-06
-
Monat
1898-12
-
Jahr
1898
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2. NkilU zm Lchziier Äßkbllitt mi> Aiizchek M. li!?, UMag, li. Jekemier W8. WaUll-MOk.) Aus der Landeskirche. ii. Bethätigung kirchlichen Sinnes und gottes dienstliche Einrichtungen. Die Zahl derTaufenist im Berichtsjahre wieder gestiegen. Der Geburtenzuwachs beträgt 1163, der Taufzuwachs 1890. Auf 1000 Geburten lebender Kinder evangelischer Eltern kamen im Berichtsjahre 963 evangelisch-lutherische Taufen, im Vor jahre 958. JngemischtenEhen wurden im Berichtsjahre 547 Kinder mehr als im Vorjahre lebend geboren. Die Ver mehrung der evangelisch-lutherischen Taufen von Kindern aus gemischten Ehen betrug dagegen nur 456. Auf 1000 lebend geborene Kinder aus gemischten Ehen kamen im Jahre 1897: 906 evangelisch-lutherische Taufen, im Jahre 1896: 912, im Jahre 1895: 875, im Jahre 1894 : 914, im Jahre 1893 : 883. Die Veranstaltung besonderer Taufgottesdienste, die Ausstattung der Tauffeierlichkeit mit Gesang und Orgelspiel hat sich erfreulicherweise immer mehr ausgebreitet. Ausdrückliche Taufverweigerungen sind 49 an gezeigt worden, nämlich 10 aus der Ephorie Radeberg, je 4 aus den Ephorien Chemnitz II, Dresden I, Glauchau, Leipzig I, Leisnig, Rochlitz u. s. w. Daß man Kinder ungetauft sterben läßt, ist leider wieder sehr häufig vorgekommen. Die Zahl der rein evangelisch-lutherischen Trauungen hat bei den rein evangelischen Paaren in stärkerem Maße zu genommen, als die Zahl der Eheschließungen (jene um 1554, diese um 1465), dagegen bei den confefsioncll gemischten Paaren in geringerem Maße (nur um 97 gegen ein Mehr von 113 Ehe schließungen). Letzterer Umstand wird sich ebenfalls daraus er klären, daß im Vorjahre 1896 besonders viele evangelisch lutherische Trauungen zusammengekommen, zum Theil nachgeholt worden waren. Unter den einzelnen Ephorien des Landes hatten im Berichtsjahre die höchsten Trauungsziffern die Ephorien Rochlitz (105,5 Proc.), Annaberg (100,6 Proc.), die niedrigsten Dresden II (91,8 Proc.) und der Diöcesanbezirk Zittau (93,9 Procent). Ausdrückliche Trauungsverweigerung seitens der Eheschließenden ist 104 mal vorgekommen, nämlich 20 mal in der Ephorie Dresden I, 16 mal in der Ephorie Leipzig I u. s. w. Von Seiten der Kirche ist die Trauung in 24 Fällen versagt worden. Von diesen kommen je 4 auf die Ephorie Leipzig I und die Oberlausitz. Die Zahl der zur Confirmation gelangten Kinder ist weiter gestiegen, von 71036 auf 72 757, also um 1721. In 9 Fällen wurde die Confirmation von den Betheiligten ver weigert. Davon kamen 2 Fälle auf die Ephorie Grimma, je 1 auf 7 andere Bezirke. In 24 Fällen mußte die Eorfirmation von Seiten der Kirche ganz oder zeitweilig beanstandet werden. Privat- confirmationen kamen wegen Krankheit und aus ähnlichen Gründen ziemlich zahlreich vor. In der Ephorie Leisnig wurde ein Zweiundzwanzigjähriger privatim confirmirt. Die Abhaltung besonderer Gottesdienste zur Er öffnung des Confirmandenunterrichts hat sich immer mehr ein gebürgert. Es ist die, Frage aufgetaucht, ob die Confirmanden- prüfung am Sonntage Judica statt des Hauptgottesdienstes ge balten werden dürfe. Sie war dahin zu beantworten, daß am Sonntage der Confirmandenprüfung die Predigt jedenfalls nicht völlig ausfallen darf. Zum Verlust der kirchlichen Ehrenrechte wegen Nichtachtung der kirchlichen Ordnung ist es im Berichtsjahre 1074 mal gekommen, und zwar in 392 Fällen wegen Unterlassung der Taufe, in 677 Fällen wegen Unterlassung der Trauung, in I Falle wegen Verweigerung der Confirmation, in 4 Fällen auf Grund von § 22 der Trauordnung. Noch Hn Jahr, seit die Statistik über den Verlust der kirchlichen Ehrenrechte geführt wird, weist so viele Fälle des Verlustes wegen Unterlassung der Taufe und der Trauung auf. Der Grund dieser Häufigkeit ist darin zu suchen, daß gegen Tauf- und Trausäumige jetzt häufiger und nachdrücklicher eingeschritten wird. Die Fälle der Wiederertheilung der kirchlichen Vollberechtigung nehmen zu. Sie betrugen im Berichts jahre 420. Die Wiederertheilung konnte erfolgen: 234 mal nach Nachholung der Taufe (1896 : 230), 186 mal nach Nach holung der Trauung (1896: 149). Die Zahl der Äbendmahlsgäste hat um 26248 zu genommen, um 11187 männliche und 15 061 weibliche. Sie ist damit auf 1625 949 gestiegen. Erfreulich ist der beträchtliche Antheil des männlichen Geschlechts an der Zunahme. Die Zahl der P r i v a t c om m u n i o n e n hat um 1095 zugenommen; sie umfaßt die häuslichen Krankencommunionen mit. In manchen Orten der Ephorie Plauen ist die Einrichtung getroffen worden, daß Schulkinder und Confirmanden die be vorstehenden Communionen in allen Häusern ansagen. In einer anderen Ephorie ist es vorgekommen, daß nach Wegzug eines socialdemokratischen Agitators 80 Fabrikarbeiter, die zuvor dem Tische des Herrn und überhaupt dem Gottesdienste durchaus fern geblieben waren, auf einmal zum heiligen Abend mahle (Abendcommunion) kamen. Für Taubstumme haben an verschiedenen Orten besondere Abendmahlsfciern stattgefunden. Die Zahl der Kirchengemeinden, in welchen besondere Gottes- dienste für Kinder abgehalten werden, hat sich gegen das Vorjahr um 20 erhöht. Die Zahl derjenigen Kirchengemeinden, in welchen mit der confinnirten Jugend Unterredungen gehalten worden sind, ist weiter um sechs zurückgegangen. Des Religionsunterrichts in der Fort bildungsschule, der in immer mehr Gemeinden eingeführt worden ist, haben sich die Geistlichen in anerkennenswerther Hin gabe angenommen. Die dies gethan haben, berichten auch von guten Erfahrungen. So heißt es z. B. aus der Ephorie Frei berg: „Verschiedene Geistliche heben ausdrücklich hervor, daß die Fortbildungsschüler nicht blos wegen ihrer Führung, sondern auch wegen ihrer Aufmerksamkeit, ja Andacht zu loben sind und sichtliches Interesse am Unterrichte in wachsendem Maße zeigen. Keiner klagt über unwürdiges Verhalten." Aehnliches ist auch sonst berichtet worden. Auch besondere Gottesdienste für Taubstumme haben tattgefunden. Abgesehen von den Gottesdiensten in den wendischen und wendisch-deutschen Gemeinden ist in Dresden viermal wendischer Gottesdienst abgehalten worden, und zwar jedesmal mit heiligem Abendmahle. In Geringswalde bei Rochlitz besteht der alte Brauch, daß in der Charwoche täglich Passionsandacht mit ab schnittweisem Vorlesen der Leidensgeschichte und Passionsgesang gehalten wird, am Charfreitage aber in der Passionsstunde der Geistliche das Lied „Christe, Du Lamm Gottes" allein singt und nach jeder Strophe die Glocke dreimal anschlägt. In Friedrichsgrün (Ephorie Zwickau) wird in der Neujahrs nacht auf dem Dorfplatze Choralgesang veranstaltet, wodurch dem wilden Lärmen in dieser Nacht gesteuert sein soll. Wie die Pflege der kirchlichen Musik, so ist auch bas Verständniß dafür im Wachsen. Aus einer größeren Stadt wird freilich bemerkt, die kirchliche Musik werde dort so gepflegt, daß die Gefahr bestehe, die Gemeinde werde den Geschmack am einfachen Choralgesange verlieren und der Kunstgesang einen breiteren Raum einnehmen, als ihm gebühre. In der Lutherkirche zu Plauen i. V. wird bei den monat lichen geistlichen Abenmusiken ein Eintrittsgeld von 20 H er hoben, wofür zugleich ein Programm verabreicht wird. Der Besuch war auch hier erst sehr rege, namentlich auch von Seiten Solcher, die sonst in kein Concert gehen können, so daß ein Einnahmeüberschuß erzielt wurde, der zu Weihnachtsspenden für Chorschüler verwendet wurde. Der Besuch hat aber nach gelassen, seitdem zweimal zu Gunsten der Ausschmückung der Kirche erhöhtes Eintrittsgeld erhoben worden war. Die Zahl der kirchlichen Begräbnisse ist wieder gestiegen. Es sind im Berichtsjahre 4824 evang.-luth. Gemeindemitglieder mehr gestorben als im Vorjahre; kirchliche Beerdigungen aber sind im Berichtsjahre 5179 mehr vorgekommen als im Vorjahre. Das Kreuzvortragen bei Begräbnissen bürgert sich nach und nach wieder mehr ein. Das Mitsingen der Trauerversammlung bei den Begräbnißliedern zu fördern, hat sich in einer Gemeinde der Wechselgesang des Liedes „Nun laßt uns den Leib begraben" geeignet erwiesen; die Gemeinde ist dadurch überhaupt wieder ans Mitsingen gewöhnt worden. In der Oberlausih nehmen die sogenannten Ehrengedächtnisse und die Gedächtnißlieder im öffentlichen Gottesdienste zu breiten Raum ein. Geklagt wird aus dem niederen Erzgebirge über den Wirths- hausbesuch nach Begräbnissen. Das ist auch anderwärts so. Der Gesammtbetrag der Stiftungen und Wid mungen, welche rm Berichtsjahre dargebracht worden sind, beläuft sich, so weit die Jahresberichte ihn ziffernmäßig ermitteln lassen, auf 975 783 (gegen 652 500 im Jahre 1896). Die sieben allgemeinen Kirchencollecten des Berichtsjahres ergaben 135000 ckk gegen rund 147 000 des Vorjahres. Der Durchschnitt einer Collecte belief sich im Jahre 1897 auf 19 286,83 -/(, im Jahre 1896 auf 18 358,79 Am Gesammtertrage der sieben allgemeinen Kirchencollecten des Berichtsjahres hat der einzelne evangelisch-lutherische Be wohner des Landeskirchengebietes durchschnittlich einen Antheil von 3,7 H. (Fortsetzung folgt.) Kunst und Wissenschaft. Musik. , * Tas fünfte philharmonische Concert des Winderstein- Orchesters findet heute Abend präcise 7^ Uhr in der Albert- Halle statt. Solisten des Abends sind die mit glänzenden Stimm mitteln ausgestattete königliche Hofopernsängerin Frau Emilie Herzog aus Berlin, sowie die in den Concertsälen zwar noch unbekannte, aber doch talentirte junge Pianistin Fräulein Vera Sastrabskaja aus Odessa, die ihre künstlerische Ausbildung dem königlichen Conservatorium in Leipzig verdankt. Herr Professor vr. Carl Reinecke wird die große Liebens würdigkeit haben, sein Clavier-Concert, sowie seine Friedensfeier- Ouverture selbst zu leiten. * Emil PinkS, unser einheimischer Tenorist, hat in letzter Zeit ganz außergewöhnliche Ersolge zu verzeichnen. In Breslau wirkte Herr Pinks in dem 1. Abonnements-Concert der Singakademie mit. E. Bohn berichtet: Hätte ich unter die Solisten Preise zu ver- theilen, so würde ich den Tenoristen Herrn Pinks aus Leipzig mit dem ersten Preis bedenken. Er sang sehr musikalisch und war außerdem seiner Stimme und seines Tones derartig Herr, daß man auch bei den schlimmsten Fährlichkeiten nichts von den enormen Schwierigkeiten merkte (II moil.Messe von Bach), die zu bewältigen waren. Rob. Ludwig schreibt: Sehr beisallswürdig sang Herr Pinks die Tenorsoli mit seiner sehr schönen, gut geschulten, Hellen und leicht ansprechenden Stimme. Im „Neuen Görlitzer Anzeiger" steht über den Solisten des 2. Musikvereins - Concertes, Herrn Pinks, Folgendes: Herr Emil Pinks, dessen schönes, sonores, krästig-gesundes Organ schon im „Josua" der BußtagS-Aussührung bestens zur Geltung gekommen war, machte auch diesmal einen äußerst vortheiihasten Eindruck. In Mehul's Arie des „Joseph" schon zeigte es sich, was Herr Pinks aus so einfach schlichten Weisen durch sein schöne- Organ zu schaffen vermag. Die späteren Gaben waren Lieder von Franz, Brahms und Reinecke's „Tuten Abend, lieber Mondenschein", das außerordentlich ansprach. In Löwe's „Nöck" zeigte sich Herr Pinks als wahres Muster des Vortrags. Die vorzügliche Textaussprache unterstützte seine Gesangs kunst in der besten Weise, ob auch die Stimme in lyrischer oder dramatischer Meise gebraucht wurde. Dabei war die Athemeintheilung tadellos. In Stuttgart feierte Herr Pinks gelegentlich der Auf. führungen von den „Seligkeiten" von Franck wahre Triumphe. Im „Schwäbischen Kurier" heißt es: Einen Sänger mit glänzenden Stimmmitteln, sympathischem Vortrag und ausgezeichnet guter Aus sprache lernten wir in Herrn Pinks aus Leipzig kennen. Er lieh dem theils episch und theils lyrisch gehaltenen Tenorsoli eine Krast und Wärme des VorlragS, die stets gefangen nahmen. Im Stuttgarter „Neuen Tageblatt" steht: In Herrn Emil Pinks aus Leipzig lernten wir einen ausgezeichneten Tenoristen kennen, der in Hinsicht aus Krast und Schönheit der Stimme, absolute Sicherheit und mühelosen Vortrag seines Gleichen sucht. Im „Württembergschen Staatsanzeiger": Die prächtigen Tenorsoli sang Herr Emil Pinks, der eine selten schöne Stimme von kräftigem Klang besitzt, mit viel Feuer. Aus einer großen Anzahl Städten des In- und Aus landes liegen uns gleich vorzügliche Besprechungen der Leistungen unseres Mitbürgers vor. fj, Leipzig-Liudeua», 4. Tecember. Kirchenconcert zum Besten der Gemeindediakonie. Der Kirche ngesangverein unter Leitung des Herrn Cantor Hänßel leistete Vorzügliches. Ec ist ausgezeichnet geschult, singt tadellos rein und befleißigt sich einer guten, deutlichen Aussprache. Der Prüfstein sür die Chorleistungcn war Piutti's herrlicher, aber enorm schwieriger Psalm 100; die Ausführung war durchaus lobenswerth. Als ein Beispiel für die dynamischen Effecte möchte ich das Lied „Sel'ge Stunde, frohe Kunde" von Becker lobend hervorhcben. Von dem Organisten Herrn Fest hörte ich das Finale aus der v-nwll-Sonate von Gnilmant. Jin Vorlrag dieses an Stimmungsgehalt überschäumenden, nur in der Mitte frommen Reflexionen Raum gebenden und am Schluß sich zu jauchzender Freude durchnagenden Stuckes bewährte sich der junge Künstler als ein tüchtiger, begabter Musiker. Die Geigenvorträge der Frau Lieutenant P. Ballariny fielen wegen Krankheit der Dame aus. Herr Concertjänger Paul Kaiser ersingt sich mit seinem von Tag zu Tag an Schönheit zunehmenden Tenor mehr und mehr die Anerkennung des PublicuinS. Beifall ist ja in Kirchen-Concerten nicht üblich; aber die bewundernden Blicke, die sich aus Herrn Kaiser richteten, als er im „Von David's Reis rin Röselein" sein hohes 6 siegessreudig und schlackeusrei herausschinetterte, waren Beifallsbezeigungen genug, und ich schließe mich ihnen voll und ganz an. H Die wohlrenommirte Gesellschaft „Glocke" in Leipzig- Gohlis feierte am Sonnabend in dem aufs Freundlichste erneuerten und künstlerisch verschönten „Neuen Gasthofe" ihr sechstes Stif tungsfest zunächst durch ein aufs Anregendste verlaufenes Concert. Wie immer, so hatte es der um die Gesellschaft hochverdiente Vor land es sich angelegen sein lassen, Mitgliedern und Gästen einen genußreichen Abend zu verschaffen, allseitig fand das Gebotene Anerkennung. Herr Bernhard Pfannstiehl erfreute die Zu hörer durch den Vortrag des „Concert" von Händel auf der von der Fabrik Leipziger Musikwerke, vorn, P. Ehrlich, freundlichst zur Ver- ügung gestellten Orgel. Nach dem vom ersten Vorsteher der Gefellichast chwungvoll verfaßten, von Fcl. Kröhnert mit vortrefflichem Aus- druck vorgetragenen Prologe brachte Frau Götz-Große mit der ihr eigenen künstlerische» Virtuosität verschiedene Lieder zum Vortrag. Wir hatten die Sängerin längere Zeit nicht gehört, um o mehr waren wir erfreut, bei ihr noch den früheren Wohlklang der Stimme, der durch eine vortreffliche Technik unterstützt wird, wiederzufinden. Prächtig gelangen ihr die Arie aus „Der Barbier von Sevilla", das Lied „Der Engel" von Braga, „In Waldesmitt" von Rebling, „lieber Nacht" von Zureich, sowie das neckische „Cobold" von Beer und eine stürmisch von der Zuhörerschaft ver langte Zugabe. Als Solisten traten ferner aus Herr Musikdirector Günther Coblenz, Lessen Capelle übrigens den orchestralen Thetl ausführte, mit einer Phantasie sür Flöte von Fahrbach und Herr Philipp, der mit bekannter Meisterschaft zwei Stücke aus dem Violoncello vortrug, sowie Herr Pfannstiehl. Allen Darbietungen folgte mit Recht der lebhafteste Beifall. Die Clavierbegteitung lag fn den bewährten Händen des Herrn Pfeiffer. Das Concert, dem ein solenner Ball folgte, wird allen Theilnehmern lange Zeit fn freundlicher Erinnerung bleiben. Leipzig, 5. December. Im Musik-Jnstitut von Frau Elise Kleinod fand gestern ein Vortrags-Abend statt, in dem eine größere Anzahl theils kleiner, theils erwachsener Schülerinnen und Schüler sich mit Violin-, Clavier- und Gesangsvorträgen producirte, meist mit recht gutem Gelingen, das bisweilen wohl durch begreifliche Aeugstlichkeit und Aufgeregtheit etwas beein trächtigt wurde; von Schülern kann man eben tadellose Kunst leistungen nicht erwarten und verlange». Tas sehr reichhaltige, eigentlich zu lange Programin war zweitheilig; im ersten Theile traten meist in den Kinderjahren stehende Schüler und Schülerinnen auf, im zweiten hörte man reifere Leistungen von erwachsenen jungen Damen. Die Wahl der zum Vortrag gewählten Stücke kann als zweckmäßig und den Fähigkeiten der Anjtrctenden angemessen bezeichnet werden, auch war sür Abwechselung hinreichend gesorgt durch Aufnahme mehrerer Ensemble-Nummern sür Clavier 2«, 4- und 8händig mit und ohne Streichinstrumente. Von ersteren kamen zum Vor- trag die Polonaise (Dmoli) von Fr. Schubert (shändig mit Violine und Violoncell), der letzte Satz aus dem U «lur-Clavier- trio von Haydn, der zweite Satz aus der Symphonie Nr. 6 von Mozart, der erste Satz aus dem Clavier-Trio op. 33 von Kiel, von letzteren die „Aufforderung zum Tanz" (sür 2 Claviere 8händig) von Weber, „Menuett" von Echarwenka (ebenso). Im Ganzen zeigte das Zusammenspiel Genauigkeit und Sicherheit und ließ aus sorg fältige Vorbereitung schließen. Diese Vorzüge zeichneten auch zahl- reiche Solo-Vorträge sür Clavier bez. Geige aus; von den kleineren Stücken nennen wir solche von Chwatal, Weber, Meycr-Helmund, Czerny, von größeren die 8onat» appassionata (l. Satz) von Beethoven, 0 moll-Concert (3. Satz) von Mendelssohn, sämmtlich sür Pianoforte, kleine Phantasien über Themen von Mozart und Lortzing, Sonatine von Tiabelli, beides sür Violine. Ter zweite Theil brachte auch eine Anzahl gut gewählter Lieder von Vierling, Jüngst, Pache, Hofmann, Lassen, Reinecke und Anderen. Die jungen Damen machten ihre Sache, trotz bemerkbarer Aengstlich- keit, recht gut, letztere dürfte sich bei öfterem Auftreten wohl von selbst legen und dann ihnen freiere Verfügung über ihr Material zu Gebote stehen. Die Lieder wurden von Frau E. Kleinod sorgfältig begleitet; sie unterstützte auch durch Uebernahme der zweiten Clavierpartie beim Vortrage des Clavierconcertes von Mendelssohn die Spielerin aufs Wirksamste. Ter Vortragsabend verlies unter sehr starker Bctheiligung von Zuhörern — Angehörigen der Schüler nnd Freunden des Instituts. 8—r. k. 12. Leipzig, 3. Tecember. In der Musikschule von O. Zeichart, Katharinenstroße 24, sand om Freitag, den 2. er., ein Vortragsabend statt, in dessen Verlause eine ganze Reihe älterer und jüngerer Zöglinge ihr Können zeigte. Bei einer früheren Prüfung habe ich bereits an dieser Stelle aus die gute Schulung, die die Kinder unter Herrn O. Zeichart genießen, hingewiesen und kann mich daher aus das dort Gesagte heute berufen. Diesmal machten allerdings die Vorträge, soweit ich sie gehört habe, öfters den Eindruck, als hätte man Schüler, die ihr Pensum noch nicht genügend beherrschten, herausgestellt. Aber trotzdem waren auch diesmal eine größere Anzahl recht erfreulicher Leistungen zu ver zeichnen. So erledigten der Knabe, der Berthoven'S 0 äur-Sonatinc etwas langsam zwar spielte, ferner die beiden Schüler, die Häßner's Romanze für Violine und Clavier vortrugen, und endlich das kleine Mädchen, das mit Schubert's Ständchen „Leise flehen meine Lieder" aufwartete, ihre Ausgaben durchschnittlich recht gut und das kleine Fräulein, das Händel's Largo, sür Violoncell bearbeitet, am Flügel begleitete, machte sür ihr Alter ihre Sache sehr hübsch. Alles in Allem kann das Institut O. Zeichart den Eltern, die ihren Kindern guten Unterricht angedeihen lassen wollen, nur empfohlen werden. - Zwickau, 4. December. Als Hauptwerk deS Programm? ge langte im letzten M u s i k v e r e i n s c o n c e r t Menbelssohn's Italienische Symphonie zur Aufführung. Die Ausführung ging überaus glänzend von Statten, besonders die Les vierten Satzes, wogegen der zweite Satz etwas zu langsam, darum theilweise jedenfalls auch mitnnter monoton erschien. Sicher hätte die Reproduktion einen lebhafteren Beifall verdient gehabt, mindestens denselben, wie »r nach Schluß der Ouvertüre „zum fliegenden Holländer" erfolgte. Damit soll keineswegs das ausgezeichnete Werk Richard Wagner"; eine Zurücksetzung erfahren, noch die Wiedergabe desselben, dem ersteren soll nur die gebührende Anerkennung nicht verjagt bleiben. Beide W r le spielte das Orchester unter der umsichtigen, verständnißvollen Leitung dcs Herrn Mnsikdirector NollharLt mit überzeugender Sicherheit und i.i gleicher Güte. Zwischen diesen Werken trug Herr Prof. I. Klenger aus Leipzig seine eigene Composition, das Concert in v moll für Violincello und Orchesterbegleitung, vor. Das Publicum nahm das Werk überaus freundlich aus und spendete dem Leipziger Künstler lang andauernden, herzlichen Beifall. Am Schluß spielte Herr Prof. Klengel noch zwei Solostücke mit Pianosortebegleitung. Einen wahrhaft wohlthueuden Eindruck hinterließ durch die getragenen, lieblichen Melodiefolgen und den pathetischen Gesühlserguß die „Berceuse" von B. Godard, während „Perpetuum mobile" vo i Fitzeuhagen wiederum nur die glänzenden Seiten eines Virtuose» ftiickes erkennen ließ, einen Genuß aber sür Herz und Gemiith uicl l gewährte. Den ausführenden Herren Klengel und Vollhardt spendete das Publicum reichen, wohlverdienten Applaus. Plant», 4. Tecember. Bertrand Roth von Tresd u erzielte in dem gestern vom hiesigen Richard-Wagner-Bei ei::c veranstalteten Beethoven-Abende wahrhaft glänzende Erfolge. Seit dem Tode Hans von Bülow's hat sich wohl kaum einer der jetzt lebenden Pianisten so eingehend und erfolgreich mit Beethoven und im Besonderen mit dessen kostbaren Sonaten beschäftigt, wie Bertrand Roth, weshalb man ihn auch mit Recht den „Lülou- reäivivus" nennt. Roth besitzt alle die hervorragenden Eigen schaften, welche zum Vortrage der genannten Werke erforderlich sind: vollendete, unfehlbare Technik, eminentes Gedächtniß und das Vn- mögen, die Tiefen der Belhoven'schen Muse zu ergründen. T>r Genannte hat bereits in dem vor Jahresfrist hier veranstalteten Beethoven-Abende bewiesen, daß er kauin zu übertreffen ist in der Beherrschung des Beethoven'schen Stiles; damals brachte er allgemein bekannte Werke des Meisters zu Gehör, während ihm diesmal eine weit schwierigere Aufgabe zusiel, indem er die letzten fünf Sonaten Beethoven's: op. 101 ^äur, op. 106 Läur, vp. 109 Läur, vp. 110 Luäur und op. 111 6moII zum Vortrage gewählt batte, in welche:: bekanntlich an Len aussührenden Künstler die allerhöchsten An forderungen gestellt werden. Herr Roth ist denselben in meister- Hasler, wahrhaft bewundernswerther Weise gerecht geworden: Wil- Hat er es verstanden, in den Geist der einzelnen Werke einzudringea und deren poetischen Gehalt dem Zuhörer zu vermitteln! Jede dieser Gaben war eine Musterleistung. Der enthusiastische, nicht endenwollende Beifall, sowie die verschiedenen Lorbecrspcnden werden Berlrand Roth bewiesen haben, daß man auch seine vorzüglichen pianistischen Eigenschaften zu schätzen weiß und ganz besonders seiner herrlichen Kunst, Beethoven zn inte:- pretiren, das volle Verständniß entgegenbrtngt. Das nächste Concert des Richard-Wagner-Bereins findet unter Mitwirkung von Professor?)Ia ye aus Brüssel und der städtischen Capelle von Chemnitz, geleitet von Herrn Capcllineister Max Pohle, statt. -1- Altc»b»rg, 4. December. Gestern Abend füllte eine un gemein große Menge von Musikfreunden den Kaiserjaal des „Goi- denen Pflug", wo unter der Leitung des Herrn Cantor Scheer eine Musikaufsührung des hiesigen Seminarchors staltfand. Tas umfängliche Programm wies durch Einflechtung von Vorträgen ans dem Clavier und Harmonium, sowie durch Mitwirkung eines Geiger chores die gewünschte Abwechslung auf, aber auch die Gesänge waren so gewählt worden, daß jegliche Einförmigkeit von vornherein ausgeschlossen blieb. Unter den Clavierspielern, denen mit dec Euryanthen-Ouverture für 2 Claviere zu 8 Händen, mit Beethoven's Xs-äur-Sonate und Raff's Gavotte und Musette für 2 Claviere zu 4 Händen keine leichte Ausgabe geworden war, befanden sich hoffnungsvolle Talente, deren sorgfältige Ausbildung schöne Ersolge zeitigen dürfte. Die Violinchöre mit Harmonium- und Clavier- begleitnng von Bach, Gounod und Händel wurden als seltener Genuß mit gespannter Aufmerksamkeit verfolgt, zumal da die Gleich Mäßigkeit des Striches nichts zu wünschen übrig ließ. Unter den Männerchören waren neben einer Anzahl Liederperlen auch größere Compositionen, wie „Die Rosen von Hildesheim" von Jos. Rem- berger und Grieg's „Landerkennung" sür Chor und Barytonsolo. Alte Vorträge erwiesen sich als sorgsältig vorbereitet. Tas merkte man au der trefflichen Aussprache, an der dynamischen Schaltirungskunsl, an dein ausmerksamen Beachten der Winke des Leiters, an der Reinheit, Sicherheit und ausdrucksvollen Innigkeit. Was Wunder, daß die Zuhörer mit dein verdienten Beifall nicht kargten und auch am Schluffe nicht früher ruhten, bis Kremser's „Komm, ach komm!" ihnen als willkommene Zugabe geworden war. Daß Herr Cantor Scheer dem deutschen Lied besondere Pflege angedeihen läßt, sei ihm als besonderes Verdienst angerechnet, weil dadurch den musikalisch werth- losen Machwerken, die zur Zeit dem Liede den Raum beengen, mit Erfolg entgegengetreten werden kann. Tie Clavierbegteitung hatte Herr Stminarmusiklehrer Landmann übernommen, und dafür muß ihm volle Anerkennung gezollt werden. * TaS Musikdrama „JngwkISe" von Max Schillings und Ferdinand Gras Sporck ist seiner Zeit nach der Erst ausführung in Karlsruhe an dieser Stelle eingehend und nach seinem hohen Werth gewürdigt worden. Nicht mit dem Eilschritt von Modewerken läuft es über die deutschen Bühnen; langsam, aber schwerwuchtend ist sein Gang von Sieg zu Sieg und viel Hemmnisse von Jntrigue und böswilligem Mißverstehen Hal cs vor sich niederznwerfen. Nach Karlsruhe, Weimar, Wies baden, München ist jetzt Schwerin das Hosthealer, das die „Jugwelde" mit eminentem Erfolg, im künstlerischen Glanz einer Mustervorstellung herausgcbracht hat. Die Darstellung des Werkes war von höchster stilistischer Vollkommenheit, die Orchestec- leitung unter Zn inpe vollendet, Tecorationen und Ausslattun, vornehm und stimmungsvoll. Die Mitwirkenden und speciell die Volsl-Susvvrlrsuf »Ul' nvok 2 VCooken. LI. Nevemker v«rl«»v» vir vns«r Itselenlar«! u»«I dal»«« vir, nm ki» «I»I>tn »Ile V«rr«Il»<» rn rLnnien, »Is: unä iktkinier»-KleieisrstoGck-pisuiisiieii, Leläen-, deinen- unck Daumrvollrvsaren, Dnterröcke, Lcbürren, Oaräinsn, leppicks unä Decken etc. 20—20 kroo. iwL äks Liieren SostLnäo SV prov., auch voll äarlldsr hinaus (auk allen Ltiquetten kür zecken Cauker sichtbar) lm Preise doradßssvtrt. DM" : "WD unä unä LrLSv», F»oLvr8, unä VILüoLsL- vorrLsoillou, Slouss» unä vlorxsnrädrs, »IN so »vknsll HUI» inüglivV» mit ißem kagve fveligee Savksn LU eüumen, aussen I>en bveett» sxlns 10 enkvdlivn neiluvinlen Preisen ^Vtr dvdvn dvsonävpZ dvrvor. äas8 sLmmtllodv von uns xskUkrtsn äurodaus moäsrv unä von sollässroi' ö68ekatk6nksit slnä. 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