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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.11.1898
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-11-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18981130017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898113001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898113001
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-11
- Tag 1898-11-30
-
Monat
1898-11
-
Jahr
1898
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I. MU z. 8ei?M TUbN Ml> AUM Nr. KV, Mittwch, U NsvtmbkrIHM. Mgkii-AilUb!.) Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Bei der gestern stattgesundenen Stadtverordneten-Ergänzungs« wähl in der III. Wählerabtheilung sind folgende Herren gewählt Ivorden. Als Stadtverordnete: I. ÄreiS: als?lnsässiger: Scklossermcister und Director der Spar« vnd Mewerbebank 8. A. 8auer (mit 1396 von 2334 gütigen Stimmen); als Unnnjüffiqer: Spediteur 0. 6l. 0. kilsekiol (mit 1402 von 2334 gütigen Stimmen); II. «reis. als Ansäisiger: Schnldirector 0. IV. kuelic (mit 1482 von 2772 giltigen Stimnien); als Ansässiger: Kaufmann 6. 4 ll. K. kvindarät (mit 1480 von 2772 giltigen Stimmen): als Unansässiger: Rcalschuloberlehrer Professor t'. H. I.8rr» (mit 1458 von 2772 giltigen Stimmen); III. «reis: als Ansässiger: Gastwirth k. 0. Sestäulierr (mit 2550 von 389l gilügen Stimmen); als Unansässiger: Maurer V. 6. ckuevd (mit 2544 von 3891 giltigen Stimmen); IV. «reis: als Ansässiger: Geschäftsführer 0. I?. 8oek (mit 2855 von 4406 giltigen Stimmen); als Unansässiger: Geschäftsführer 6. keil (mit 2860 von 4406 giltigen Stimmen). II. Als Reservemänner: als Ansäisiger: Canzleisecretair beim Reichsgericht 0. L. Witt (mit 1475 von 2772 giltigen Stimmen); als Unansässiger: Controleur DK. 6. Ö. vottsebalx (mit 2541 vrn 3891 giltigen Stimmen). Leipzig, am 29. November 1898. Der Rath der Stadt Lei-jig. l)r. Georgi. Golla. Bricfbcstclluiig in Alt-Leipzig. Vom I. December ab wird die Briesbestellnng im West» und Nordivcstviertel (bisherige Bestellbezirke der Postämter 6 und 7) vom Brikspostamt (Postamt 13, Poststrabe) wahrgenommen. Leipzig, 27. November 1898. Kaiserliche Lber-Postdirection. 1. 24615. I. B.: Wetzel. Bekanntmachung. Air haben die LUicnstrasse in Leipzig-Renduitr in ihrer ge lammten Ausdehnung von der Kohlgarten- bis zur Wurzener Straße in das Eigenthum und mit Ausnahme der Fußwege auch in die Unterhaltung der Stadtgemeinde über»0MUien. Leipzig, am 24. November 1898. Ic. 7077. Ter Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi.Ctz. 4. 6. 7. gegen '/,lähr. Kündigung oder fest bis zum 31./III. 1903, Vermiethungcn. 1. «lostergassc 13 ». 1 Obergeschoß, große Helle Räume zu Ge- schästs,zwecken passend, 2150 .^> jährlich, b. Eckladcn zu 1000 ./ä jährlich, 2. Kleine Fletschcrgasse 5/7 a. Eckladen zu 1000 ./L jährlich, d. eine Wohnung im 3. Obergeschoß zu 725 jährlich, 3. «leine Fleischcrgassc 25 ein Atelier (Gartenhüuschen), an der Promenade gelegen, «leine Fleischrrgasse 13, I. eine Wohnung zu 425 jährlich, «leine Fleischcrgasse 27 eine Wohnung im Erdgeschoß zu 500 .^l jährlich, Uferstrasse 7, I. eine Wohnung zu 900 jährlich, Brühl 57, Hintergeb. IV. ein größerer Bodenraum. Die Miethrüume unter la und 3sind sofort, derjenige unter 7 am 1. Januar und diejenigen unter Id, 2, 4, 5 und 6 von« 1. April 1899 ab zu vermiethen. Miethgejuche werden aus dem Rathhause, 1. Obergeschoß, Zimmer Nr. 9, entgegengenommen. Leipzig, den 29. November 1898. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hildebrandt. Bekanntmachung. Mit Genehmigung des Ralhes haben wir beschlossen, daß vom 1. Dezcinber dieses Jahres an bis aus Weiteres die Kasse des Stadt- badcs an Sonn- und Festtagen Mittags 12 Uhr zu schließen sei. Leipzig, den 25. November >898. Tas Armendirektorium. k. Verrv. 690. vr. Weber. Auf Fol. 10059 des Handelsregisters für den Bezirk des unter zeichneten Amtsgerichts, die Firma Kalliope - Musikwerke, Acticngcscllschastin Leipzig betreffend, ist heute eingetragen worden, daß Herr Gustav Max Espenhain nicht mehr Mitglied des Vor standes ist. Leipzig, den 22. November 1898. Königliches Amtsgericht, Abth. II v. Schmidt. Auf dem die Firma I A. Brems L Ta. in Leipzig betreffen den Fol. 1143 des vormaligen Handelsregisters für die Stadt Leipzig ist heute das Ausscheiden eines Kommanditisten und der Eintritt dreier neuer Kommanditisten eingetragen worden. Leipzig, den 28. November 1898. Königliches Amtsgericht, Abth. II8. Schmidt. Auf Fol. 10200 deS Handelsregisters für den Bezirk des unter zeichneten Amtsgerichts sind heute die am 15. November 1898 er richtete Firma Leipziger Kunstblumen-Aabrtk, «rast Lk Co., in Leipzig (Querstraße Nr. 14) und als deren Inhaber die Kaufleute Herr Selmar Kraft in Leipzig-Lindenau, sowie Herr Ferdinand Heinemann und Herr Louis Soldstein in Leipzig eingetragen worden. Leipzig, den 28. November 1898. Königliches Amtsgericht, Abth. IIS. Schmidt. Konkursverfahren. Ueber den Nachlaß der Anna veredel. Becker geb. Maier, Inhaberin eines Schirmgeschäfts in Leipzig, Bayersche Straste 23, wird heute, am 14. November 1898, Mittags V,1 Uhr das Konkursverfahren eröffnet. Herr Kaufmann Paul Gottschalck hier, Grimmaische Str. 20, wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkurssorderungen sind bis zum 17. December 1898 bei dein Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Ver walters. sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusscs und eintretrnden Falles über die in 8 120 der Konkursordnuug be zeichneten Gegenstände aus den 2. December 1898, Bormittags 11 Nhr, und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf den 3. Januar 1899, vormittags II Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte, Zimmer 165, Termin anberaumr. Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an die Erben der Gemeinschnldnerin zu ver abfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Cache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 14. December 1898 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Leipzig, Abth. II am 14. November 1898. Bekannt gemacht durch den Gerichtsschreiber Sekr. Beck. Versteigerung. Donnerstag, den 1. December 1898, vormittags 19 Uhr sollen im Grundstücke L.-klohliS, Aenstere Hallesche Strahe 8: 1 Frais-, 1 Bohr-, 1 Polirmaschine, I tztaSmotor, 4ps. (Mansfeld), 8 Drehbänke, 1 cts. vlcldschrank, 1 grosser LSaarenschrank, 1 LaScntafel, 1 Probirpumpe, 12 Trans missionen mit Zubehör, 20 Treibriemen, I Toppelpttlt, 1 Schleisstein, 1 Sandstrrngebläse, 7 Flaschenspül maschinen, 1 zweirädr. Kastenwagen, 2 Sclterwafscr- bnsfctS, 1 Mineralwasscrapparat, 4 Kupfermäutel zu Apparaten, 7 Stangen Mcssingrohr, 8 Manometer und ca. 80 Schmierapparate meistbietend gegen Boarzahlung versteigert werden. Leipzig, am 28. November 1898. Der Gerichtsvollzieher beim Königs. Amtsgerichts. Steinbrck, Sekr. Diebstahls-Bekanntmachung. Gestohlen wurde laut hier erstatteter Anzeige: 1) 1 Trauring mit I Brillant, ohne Gravirung, am 15. November; 2) 1 Sparbnch des Borschußvereins zu L-Lindenau, Nr. 3981, über ca. 1900 am 17. October; 3) 1 silberne Eylinder-Rcmontoir-Uhr, mit Sprungdeckek, Secunde, goldenen Zeigern und großgliedriger Panzerkette, am 22. November; 4) 1 Havelock, neu, olivfarbig, ohne Aermcl, mit 2 Seiten- taschen, 2 Brusleinschnitten, 1 Reihe Knöpfe, Stoffhenkel und mit der Bezeichnung „Xuxust Lolieb", am 28. October; 5) I Sommcrüberzieher von grünlichem Stoff, mit 1 Reihe Knöpfe, grünlichem Schoost- und schwarz- und weißgestreiftem Aermelsutter und Stoffhenkel, am 28. October; 6) 1 Wintcrüberzicher, braun, glatt, mit schwarzen Horn» knöpfen, schwarzem Futter, Stoffhenkel, braunem Sammetkragen, unter letzterem „Hermann .7unk", in der inwendigen Tasche „0. Ocker" gezeichnet, vom 17. bis 22. November; 7) 1 Wtutcriibcrzichcr, schwarz, wollig, fast neu, mit Hellem, gelblich carrirtem Futter, Sammetkragen und schwarzem Kettchen henkel, am 13. November; 8) 1 Pucumalic - Rover, schwarz lackirt, mit Fabrikmarke „dtaumanu-vresclen", mit Celluloidgriffen, gelben Felgen, runder Laterne von kupfersarbigem Metall, mit Nickel-Klappschild „8. keicbel, I-eiprig", am 22. November. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegen stände oder über den Thüter sind ungesäumt bei unserer Criminal- abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 29. November 1898. Das Polizeiamt der Stadt Leipzig. Bretschneidrr. Ml. Bekanntmachung. In der Schwabe'schen Konkurssache hat der Gemeinschuldner Lederhändler Ludwig Schwabe hier einen Antrag aus Aufhebung deS Konkursverfahrens eingebracht. Dieser Antrag und dir zu stimmenden Erklärungen der Konkursgläubiger sind in der Gericht«, fchreiberei IV während der Dienststunden täglich von 11 bis 1 Uhr Vormittags zur Einsicht der Konkursgläubiger und sonstiger Be- theiligter niedergelegt. Weißenfels, den 25. November 1898. Königliches Amtsgericht. Kunst und Wissenschaft. Literatur und Theater. NeueS Theater. Leipzig, 29. November. Hand in Hand mit Sudermann's „Fritzchen" erschien gestern Abend Gerhart Haupt mann's „Hanneie", das früher als Ausnahmestück einer Matinee mehr einem feinschmcckenden Publicum vorgesetzt wurde, jetzt aber mit den anderen Repertoirestücken in Reih und Glied steht und in die regelmäßigen Abonnementsserien eingerückt ist. Für das Verständniß der Dichtung haben indeß dickleibige Kommentare das Zhrige gethan und schon die Thatsache, daß solche geschrieben werden, genügt für das Publicum, um einer modern-classischen Dichtung mit respekt voller Verbeugung näher zu treten und Unverstandenes nicht für einen Desect der Dichtung zu erklären, sondern einen Defect der eigenen Intelligenz in die Schuhe zu schieben. Die Dichtung wurde gestern mit vielem Beifall und noch mehr Rührung ausgenommen. „Hannele" ist eine Phantasmagorie mit vielen äissolving vie>v8, mit einem raschen, oft zu raschen Wechsel von Wirk lichkeit und Traumwelt, mit einem oft verwirrenden Her über- und Hinüberschillern der einen in die andere. Die sich verdunkelnde und erhellende Scene giebt oft den Schlüssel für diese Uebergänge. Herr Oberregisseur Adler hatte die Poesie der Scene verständnisvoll mit allen ihren Schattirungen mit sprechen lassen. Inwieweit auch die Tonsärbung bei den Personen der Wirklichkeit und des Traumes eine verschiedene sein müsse, darüber kann man verschiedener Ansicht sein. DaS ist schwierig durchzuführen. Die halb grotesken Schatten bilder des betrunkenen Bauern und des Dorfschneiders haben so viel Wirklichkeitsblut, daß hier eine visionäre Tonfärbung schwer angebracht werden kann. Doch abgesehen von diesen in der Dichtung überhaupt bisweilen erscheinenden Gegensätzen, beruht die Wirkung deS Ganzen auf einem anderen, durchweg einleuchtenden Gegensatz, demjenigen zwischen dem Elend, dem daS geprügelte, miß handelte, verspottete Proletarierkind, das den Tod sucht, um zu seiner verstorbenen Mutter zu gelangen, preisgegeben ist, und den seligen Träumen der Himmelsfreuden, wie sie ein kindliches Gemüth sich aus den Lehren deS Glaubens und den Märchen der Kinderstube bildet. Dieser Contrast hat etwas Rührendes und Allgemeinverständliches, und auf ihm beruht der Erfolg der Dichtung, in welcher der realistische Ton der derben Dorfgeschichte mit dichterischen Phantasien von Schmelz und Adel des Ausdrucks verschmolzen ist. Die Rolle der Hannele war gestern zu einer Talent probe für eine unserer jüngsten Darstellerinnen, Fräulein Ebba Laue, bestimmt, welche die fieberische Unruhe des armen kranken Mädchens glaubwürdig darstellte und auch den klagenden Ton meist glücklich, wenn auch im Ganzen etwas eintönig wiedergab. Die rührende Kindlichkeit, die stille Neigung zu dem Lehrer, die Freude über den Glanz, der ihr für ihre Himmelfahrt bereilet wird, das kam Alles angemessen zur Geltung, wenn auch Vieles noch mehr Inner lichkeit und Vertiefung verlangte, wie man sie von einer so jungen Kunstnovize noch nicht erwarten darf. Das Publicum aber spendete der Darstellerin ermuthigenden Beifall und ließ es selbst an Kränzen nicht fehlen. Den Lehrer Gottwald, später den Fremden, der das arme Kind in den Himmel geleitet, spielte uud sprach Herr Ta eg er mit ruhiger Klarheit und wurde dem Schönheits zauber der Verse gerecht, welche die himmlischen Wonnen schildert. Ebenso mild und ruhig wirkte die Schwester Martha des Fräulein Weigel, eine trostspendende unv auf opferungsvolle Pflegerin, welche von der „Mutter" deS Fräulein Mancke in einer der schnellsten Metamorphosen des Stückes abgelöst wurde. Die ArmenhäuSlerinnen der Frau Grunow- Körnig und deS Frl. Friese waren keine blutleeren Schatten, sondern rohes, wenn auch gutmülhiges Gesindel. Der Maurer Mattern deS Herrn Borcherdt war ein scharfgezeichneter Charakterkopf, der Dorfschneider des Herrn Huth konnte noch spukhafter sein, wie ihn Lewinsky in Wien gespielt haben soll. Der Engel des TodeS ist keine allegorische Figur, sondern der Bote des Volksglaubens; so stellte ihn auch HerrK ö r ner dar. Die drei lichten Engel wurden von Frau F ra n ck, Frl. Rudolfi und Frl. Marie Laue so gut dargrstellt, wie sich sterbliche Schauspielerinnen ins beschwingt Engelhafte zu finden ver mögen. Frau Grunow-Körnig (Bettelweib Tulpe) und Frl. Friese (Hedwig) waren recht derb realistische BolkSsiguren; daS übrige Ensemble, die Herren Step Hany, Krause, Wack, Prost, Müller, Otto halfen zum Er ¬ folg dieser dramatischen PhantaSmagorie, die eine ganz eigen artige Dichtung ist und für einen großen Theil deS Publi- euniS nur die Wirkung eines Zaubermärchens oder einer Zauberposse hat. Rudolf von Gottschall. * Zürich. Wir haben schon die betrübende Kunde mitgetheilt, daß dec bekannte deutjch.scbweizerischr Dichter Eonrod Ferdinand Meyer in Kilchberg am Zürcher See in Folge eines Schlaganfalles gestorben ist, nachdem er im vergangenen Monat sein 73. Lebens jahr vollendet hatte. C. F. Meyer war einer der geschätzteste» deutschen Dichter der Gegenwart. Geboren am 11. October 1825 zu Zürich als Sohn des auch als Geschichtsschreiber bekannten RegirrungSrathSFerdinandMeper, studirte er ans der Universität seiner Vaterstadt die Rechte, ohne von dieser Wissenschaft sonderlich gefesselt zu werden, uud trieb viele Jahre klassische und Geschichtsstudien. Hier durch erlangte er jenen Reichthum an historischen Anschauungen und Kenntnissen, der seinen Dichtungen das eigenartige Gepräge giebt. Auch machte Meyer viele Reisen nach Paris, Nom, Florenz, München, Dresden rc., ließ sich ober Ende der fünfziger Jahre bauernd in seiner Hciinath nieder und siedelde sich in Kilchberg am Zürcher See an. In die literarische Welt trat er erst im reisen ManneSalter rin. Seine Erstlingswerke, Balladen, Romanzen und Bilder sanbeii noch keine rechte Beachtung. Wohl aber erwarb ersicb mit einem Schlage einen dichterischen Namen, als er 1871 die originelle Dichtung „Huttens letzte Tage", 1872 das idyllisch-epische Gedicht „Engelberg", 1873 seine kraftvollen, sarben- und stimmungsreichen Erzählungen und Novellen „Tas Amulet", 1876 „Jürg Jenatfch", 1878 „Der Schuß von der Kanzel", 1880 „Ter Heilige" veröffentlichte. Letztere Novelle wird mit Recht als eine der vollendetsten historischen Er- zählungen der neueren Literatur geschätzt und trug ihm Seitens der Universität Zürich 1880 den Ehrendoktor ein. Diesen Werken folgten „Gustav Adolf's Papa", „Plautus im Nonnenkloster", „Die Hochzeit des Mönchs", „Die Richterin". „Dle Versuchung des Pescara", „Angela Borgia" u. a. Wie C. F. Meyer sich in seine» Erzählungen als trefflicher Charaktermaler und Sittenschilderer offenbart, so tritt er in seinen Gedichten, Balladen und Romanzcn als einer der größten deutschen Meister hervor, unerreicht in der Knappheit und Schlagkraft des Ausdruckes, wie in dem energischen dichterischen Schwung. * Bern, 29. November. Die Beerdigung des Dichters Konrad Ferdinand Meyer findet am I. December, Vormittags 10'/, Uhr in Kilchberg statt. (Wiederholt.) Musik. iq Der geschätzte Gesanglehrer Herr Peter Hei»; veran staltet nächsten Sonnabend, den 3. December im Etablissement Sanssouci einen Gesangs-Compositions-Abend, an welchem die von Herrn Heinz geleiteten Männergesangvereine „Eintracht" (L.-Kleinzschocher), „Germania" (Leipzig), „Männer chor" (Großzschocher) und Sängergruppe des „Vereins Leipziger Gastwirthe" — etwa 180 Sänger — und die Capelle des Herrn Musikbirector Erdmann Hartmann mitwirken werden. Die Clavierbegleitung hat Herr Carl Schönherr freundlichst übernommen. Der Liederabend be ginnt um 8>/, Uhr. * Concert RoeSger. Der am 5. December im KaufhauS- saal von Herrn Karl RoeSger veranstaltete Kammermusikabend bietet allen Freunden der Kammermusik ein außerordentlich gewähltes und interessantes Programm. Es enthält ein Trio (^moll) von Reinecke für Pianoforte, Oboe und Horn, eine Sonate (k° woll) Ar Pianoforte und Clarinette von BrahmS und desselben Meisters Trio (Ls ckur) für Pianoforte, Violine und Horn, eine Perle der modernen Kammermusik. Die Ausführung dieser Werke liegt in bewährten Händen Herr Karl RoeSger ist als Kammermusikspieler und Solist wohl bekannt und geschätzt. Herr Concertmeister Berber hat in siebenswürdigster Werse seine Mitwirkung zu gesagt, was wohl schon eine besondere Anziehungs kraft auSüben dürfte. Die ersten Vertreter der Blas instrumente unseres Gewandhaus - Orchesters werden ihre Künstlerschaft, so oft im Orchester bewundert, dieses Mal auch auf dem Gebiet der Kammermusik bewähren. Herr Heyneck wird die Clarinettenpartie in der BrahmS'schen Sonate über nehmen, Herr Gleißberg wird Oboe und Herr Rudolph Horn in den beiden Trios blasen, eine außerordentlich anstrengende Leistung. Bei dem interessanten Programm ist dem Concert ein recht starker Besuch zu wünschen, zumal da so sehr selten Kammermusik für Blasinstrumente zu hören ist. Leipzig, 29. November. Daß unser einheimischer Sänger Herr Gustav Borchers sich lebhafter Sympathien des musi kalischen Publikums Leipzigs erfreut, bewies der zahlreiche Besuch des gestern in Noth'S freundlichem, für kleinere Concerte intimen Charakters sehr geeignetem Saale von ihm veranstalteten Lieder abends. Der auf immer weitere kunstgemäße Ausbildung seiner Tenor-Barylon-Stimme fleißig bedachte, intelligente Künstler hat in der Zwischenzeit nach einer eigenen Methode studirt, die in der Hauptsache darin besteht, den Gesangston aus den allereinfachsten sprachlichen Elementen heraus zu entwickeln und die bisher so ver- hüngnißvolle Gegensätzlichkeit von Vocal und Consonant auszuhebe». Die guten Resultate, die Herr Borchers damit an sich selbst erzielt hat, die Verbesserung seiner Stimme io Bezug auf Fülle, Kraft und Schönheit sind die besten Zeugen von dem Werthe dieser Methode, die der Künstler auch bereits an verschiedenen Schülern mit Erfolg erprobt hat. Herr Borchers, von Herrn Carl RoeSger am Flügel meist exact und sinnig begleitet, trug im Ganzen 16 Lieder verschiedensten Inhalts, sowie zwei Balladen: „Der traurige Mönch" (zum ersten Male) von Alex. v. Firlitz und „Erlkönig" von Fr. Schubert vor, weich' letzterem er eine besonders dramatisch-wirksame Behandlung und Wiedergabe zu Theil werden ^ruilleton. In Sonne und Eis am Kilimandscharo. Von vr. HansMeyer. I. Eine Reise nach Deutsch-Ostafrika ist, wenn man eben bloß „Deutsch-Ostafrita gesehen haben" will, heutzutage weiter nichts als eine große Spazierfahrt. Alle 14 Tage geht von Hamburg ein mit allen heimischen Bequemlichkeiten eingerichteter Dampfer der „Deutschen Ostafrika-Linie" ab, der über Antwerpen oder Amsterdam und Lissabon noch Neapel fährt, und dort den Reisenden an Bord nimmt, der zur Abkürzung der Seereise durch Italien im Nord-Südexpreß- oder einem anderen Curierzug nach Neapel geeilt ist. Ohne einen längeren Aufenthalt dampft das Schiff durch den Suezcanal, das Rothe Meer und den Indischen Ocean und ist 18 Tage noch dem Auslaufen aus Neapel in Tanga oder Dar-es-Salaam, wo der Reisende im stolzen Gefühl, 50 Breitengrade durchsegelt und schließlich auch den Aequator über- schriten zu haben, erwartungsvoll den vielbesprochenen, gerühmten und gescholtenen ostafritanischen Boden betritt. Von hier zieht er, wenn er wiederum bloß „Deutsch-Ostasrika gesehen haben" will, zu Fuß und zu Esel, im Boot und im Küst'cndampfer von einem Orte des Küstengebietes zum andern, überall wohl aus genommen in behaglichen Hotels oder bei gastfreundlichen Lands leuten, macht wohl auch, soweit die Usambara-Eisenbahn reicht, eine kleine Tour zu den nächsten Plantagen und kehrt nach vier Wochen, voll von den freundlichsten Eindrücken der Küstenzone, als „Afrikareisender" wieder zum heimischen Herd zurück. In zehn Wochen hat er die ganze „Asrikareise" mit Leichtigkeit ge macht. So ist es heute. Dor neun Jahren, als ich zu meiner dritten Kilimandscharo-Expedition auszog, war es anders; und auch heute noch ist es anders, wenn man Ostafrika nicht „bloß ge sehen", sondern es auch kennen gelernt haben will, denn dazu ge hört vor Allem eine Reise vom Küstengebiet inS weitere Inland. Davon später mehr. Für die Reise nach Deutsch-Ostafrika stand Einem vor neun Jahren noch keine von Südeuropa nach Zanzibar durchgehende Damptferverbindung zur Verfügung. Auf irgend einem Asiendampfer fuhr man damals bis nach Aden, und dort wurde man von einem der elenden, zwischen Bombay, Aden und Zanzibar verkehrenden Schiffe der British-Jndia-Linie auf-1 genommen, der einzigen Fahrgelegenheit nach Zanzibar, und I dankte einem gütigen Schicksale, wenn man 14 Tage später, trank l vor Mangel an Allem, dessen der Organismus eines Kultur menschen bei den allerbescheidensten Ansprüchen auf einer tropi schen Seereise bedarf, -in Zanzibar aus dem wrackartigen Fahr zeug ausyeschifft wurde. Das Schlimmste aber war die Un sicherheit, ob in Aden beim Schiffswechsel alles Gepäck des Reisen den richtig umgeladen worden war. Ist es mir doch auf meiner dritten Reise Pafsirt, daß sich bei der Ankunft in Zanzibar herausstellte, daß alle meine Waffen und viele Lagergeräthe, Zelte, Betten, Stühle u. s. w. aus Versehen des Adener Schiff agenten nach Colombo auf Ceylon befördert worden waren, von wo ein Theil erst nach j Jahr in Zanzibar eintraf, ein anderer Theil aber überhaupt nicht. - Aks dann die französischen „MessagerieS maritimes" ihre Fahrten nach Zanzibar einrichieien, schuf die Concurrenz schnell bessere Verhältnisse, und mit Eintritt der deutschen Dampferlinie sind sie jetzt hier fast so gut wie auf den Routen nach Ostasien und Australien. Diesen gewaltigen Fortschritt hat Deutschland der Schifffahrt in diesen Meeresgebieten in wenigen Jahren gebracht. Erstaunlich ist aber auch der Fortschritt, den Deutsch land daheim innerhalb einiger Jahre -in der Fähigkeit gemacht hat, die gesaminten Ausrüstungsstücke nicht nur eines Seefahrers, sondern auch eines wissenschaftlichen, daS afrikanische Binnen land besuchenden Tropenreisenden zu liefern. Vor neun Jahren wie früher fand ich es, gleich allen anderen Reisenden jener Zeit, ganz unmöglich, außer Waffen und gewissen wissenschaftlichen Instrumenten eine zweckmäßige Ausrüstung in Deutschland zu beschaffen; in langwieriger Correspondenz und häufigen Hin- und Herfahrten mußte weitaus der größte Theil in London, Paris und anderen Orten zusammengesucht werden. Heute kann man die ganze Ausrüstung in bester Beschaffenheit in Deutsch land bekommen. Ich nenne nur einige Firmen als Beispiel: Otto Bohne in Berlin für Barometer, Eduard Sprenger in Berlin für Bussolen und Messinstrumente, A. Fuess in Steglitz für Thermometer, Max Hildebrand in Freiberg i. S. für Theo dolite, A. Stegemann in Berlin für photographische Apparate, A. Kricheldorff in Berlin für zoologisches Sammelmaterial, Heinrich Schweiger in München für die touristische Ausrüstung, I Immanuel Meffert- in Suhl für Waffen, F. A. Schulze in I Berlin für Blcchkoffer und Zeltlampen, die Carstens'sche Con- I servenfabrik in Lübeck für vorzügliche, in den Tropen haltbare Conserven, und insbesondere v. Tippelskirch L Co. in Berlin für Tropenkleidung und die ganze Lagerausrüstung, wie Zelte, Betten, Tische u. s. w. Herr o. Tippelskirch hat seiner Zeit an der Wissmann'schen Dampfer-Expedition zum Nyafsa-See theil- genommen, und weiß aus Erfahrung, worauf es bei Ausrüstun gen ankommt. Auf meinen früheren drei ostafrikanischen Expeditionen war -ich von deutschen resp. österreichischen Herren begleitet, die mich in meinen Reisezwecken wesentlich unterstützt haben. Diesmal fand ich in Anbetracht der für die bevorstehende Expedition gestellten Ziele einen sehr geeignet erscheinenden Begleiter in Herrn Ernst Platz aus München, der nicht nur als ein guter Maler und flotter Zeichner galt, sondern auch als ein Mann von gediegener Kennt- nitz in hochalpinen Dingen. Und diese Eigenschaften waren für die diesmaligen Expeditionszwecke durchaus erforderlich, denn es handelte sich in erster Linie darum, in den höchsten Regionen des Kilimandscharo topographische Aufnahmen, Gletscherstudien und vulkanische Untersuchungen zu machen, und die beobachteten Er scheinungen in allen den Fällen mit Stift und Pinsel zu fixiren, wo daS Wesentliche hervorgehoben, das Unwesentliche bei Seite gelassen werden mutz, was ja der photographische Apparat nicht vermag. Warum gerade diese Aufgaben im Vordergründe meiner neuen Expeditionen standen, ergiebt- sich aus dem bisher erreichten Stand unserer Kenntnitz vom Kilimandscharo von selbst. Durch die Ergebnisse meiner Reisen von 1887 und 1889, durch die Ar beiten der Herren vr. Lent und Professor Volkens, die von 1893 bis 1894 die — leider jetzt eingegangene — staatliche wissenschaft liche Station in Marangu am Kilimandscharo inne hatten, und durch die Beobachtungen weherer Officiere und Aerzte von der Schutztruppe — ich nenne nur die Herren Johannes, Merker, Brehme, Widenmann, Maurer — sind in grossen Zügen die oro- grcrphischen, geologischen, pflanzen- und thiergeographischen Ver hältnisse dieses äquatorialafrikanischen Schneegebirges, die Be schaffenheit seiner Bewohner und ihrer Lebensweise bekannt ge worden. An Stelle allgemeiner Beobachtungen müssen jetzt die Specialuntersuchungen einsetzen. Und da lag es mir am nächsten, mit der Detailforschung in den Gebieten wieder zu beginnen, wo ich vor neun Jahren mit allgemeinen Untersuchungen aufgehört hatte: in der alpinen Region. Seitdem ich 1889 mit Herrn Lud wig Purtscheller die Eisfelder des Kibo zum ersten Male über wunden und den höchsten Gipfel Afrikas erstiegen hatte, ist Nie mand wieder in die ewige Schneeregion vorgedrungen, so viele der den Kilimandscharo bereisenden Europäer es auch versucht und über ihre Versuche berichtet haben. Für die Ziele der diesjährigen Reise lautete also die Fragestellung in der Hauptsache folgender matzen: 1) Wie weit erstreckt sich der Eismantel des Kibo auf allen Seiten des Berges herab, und was bedingt seine Erstreckung? 2) Von welcher Beschaffenheit ist das Eis? Welcher Art ist seine Struktur, seine Oberflächcnform u. s. w.? Welches sind seine besonderen, von den Gletschern anderer Hochgebirge ab weichenden Erscheinungen? 3) Sind deutliche Merkmale dafür vorhanden, daß in früheren Perioden die Eisbedeckung tiefer herabgereicht hat, als in der Gegenwart, und wenn ja, was hat dies zu bedeuten für die Ent Wickelungsgeschichte des Kilimandscharo und seiner organischen Welt? < 4) Wie ist der alte Krater des Mawensi und der jüngere Krater des Kibo gegenwärtig beschaffen? 5) In welchen Beziehungen steht der Kilimandscharo zu dem geotectonischen Bau seiner ganzen Umgebung? Neben diesen Hauptfragen stand eine ganze Anzahl minder wichtiger zur Beantwortung. Für diese wie für jene muhte natürlich als unerläßliche Grundlage eine möglichst genaue kartographische Aufnahme der Hochregion im Anschluß an die vorhandenen Kartenblätter der tieferen Zonen gemacht werden, und daß auch in den niederen Regionen neues Material zu sammeln war, wo es sich immer bot, versteht sich von selbst. Auf der Reise aber von der Küste zum Kilimandscharo wollte ich die wichtigsten Plantagen und Versuchsstationen in Usambara besuchen, um mir ein Urtheil über den wirthschaftlichen Fortschritt zu bilden» den diese Vorzugsgebiete innerhalb der 10 Jahre gemacht haben, seit ich 1888 mit vr. Oskar Baumann das bis dahin nur zum kleinsten Theil bekannte Usambaragebirge zum ersten Male der ganzen Länge nach durchzog und bekannt mochte. Dieses Programm ist nun auf der eben beendeten Reise in allen wichtigen Puncten erfüllt worden. Daß ich dies in der verhältnitzmätzig kurzen Zeit von 2 Monaten — die Hin- und Rückreise abgerechnet — konnte, verdanke ich vor Allem der mit größter Zuvorkommenheit geleisteten Förderung meiner Reise zwecke durch den kaiserlichen Gouverneur von Deutsch-Ostafrika, Herrn General Liebert, und durch den militairischen Chef deS Kilimandscharo - Bezirkes, Herrn Hauptmann Johannes in Moschi. Wohl unserer Colonie, so lange sie in leitenden Stel lungen Männer hat von solcher Umsicht und Thatkraft, von so
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