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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 07.09.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-09-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19050907015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905090701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905090701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-09
- Tag 1905-09-07
-
Monat
1905-09
-
Jahr
1905
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Ämtsgerichkes Leipzig, -es Rates «nö -es Nolizeiamtes -er Stadt Leipzig. Anzeigen-Prei- di« s gespaltene Petitzeile rs Pf. Familien-, Wohnung«, and stellen« Anzeigen 20 Ps. Finanzielle Anzeigen, Hescbästsanzeigrn unter Text oder an besonderer Stelle nach Taris. Für vas Erscheinen an bestimmten Tagen u. Plätzen wird keine Garantie übernommen. Anzeigen and Extrabeilagen nur in der Morgen-Ausgabe Schluß der Annahme aacynnttag« 4 Uhr. Anzeigen-Annahme: Augustusplatz Ecke JohanntSgasse. Dir Expedition ist wochentag-ununterbrochen geöstnet von früh 6 ois avendS 7 Uhr. Filial-Expedttron: Berlin, »'ützowstr. 10 - « Dresden, Marienstr 34. Druck und Verlag oon E Polz in Leipzig (Inh. vr. V-, R. L W. Ulinthardt). Herausgeber: Or. Viktor Klinkhardt. Nr. ^55. Donnerstag 7. September 1905. 89. Jahrgang. muoeo icwi,. 4 047 l.45 "l. 7 soc> 130 rox oeix« »l»on 7 «42 e»o lo tse it«. »dr »ooo, »ooNs l«d«l» OOS. I.os Lo 2^a ?!sö !4o veutscdes Ueich. Leipzig, «. September. * Die Engländer in Flensburg. Da« Festmahl, da« die Stadt Flensburg znEbren der Offiziere der hier eingetroffenen engl,scheu Torpedobootsflottille am Dien«tag veraustaltete, nahm «men stimmung-vollen Verlauf. Di« englischen Gäste wurde» i» zwölf Galawagea vom Hase« durch die mit den »,7» ZK oSö 7-0 S^<) «t. SM) 7,SO »!?» «IS o.so r^io spiel in den Archiven der Menschheit. Eine Nation unge mischten asiatischen Blutes fügte einer der mäch tigsten militärischen Monarchien Europas eine Niederlage zu Wasser und zu Lande zu und zwang sie mit dem Schwerte, auf Jahre hinaus auf feine Eroberungs laufbahnzu v e r z i ch t e n, die sie als ihre geschichtliche Mission verkündet hatte. Ter gestern unterzeichnete Friede stellte anstatt des christlichen Nutzlands das asiatische Japan als führende Großmacht im fernen Osten hin. Diese Tat sache ist von allerhöchster Bedeutung nicht sür die früheren Kriegführenden, sondern für das ganze Menschengeschlecht." Die Unzufriedenen von Tokio. Nach einem Telegramm aus Tokio haben die Teil nehmer einer am TienStag dort abgehalleneu Versammlung gegen die Friedensbedint.-"'^ . . . - - griffen das Bureau des Regierungsb min" an und beschädigten es, auch weitere Ausschreitungen. Mehrere Vas Wicbligrle vom Lage. * Da« englische Geschwader trifft Freitag früh in Kopenhagen ein. Am Nachmittage werden die Admirale vom König Christian und vom Kronprinzen empfangen. Die Ab reife »st auf DienSlag früh festgesetzt. * Wie der „Neuen Züricher Zeitung" au« Rorschach am Bodensee gemeldet wird, sollen die Urheber der Un ruhen vom DienSlag abenditalienische Anarchisten sein. * Die Militärbehörde von Barcelona hat die Akten de« Verfahren« gegen die Urheber de« Bomben attentats eingesorderl. E« herrscht Panik; zahlreiche Fremde verlassen die Stad». Die Zeitung „La Lucha" wurde wegen eines Artikels beschlagnahmt. * Der Entwurf der Wahlordnung für da« Zartum Polen wird heute in der besondere» Konferenz unter dem Vorsitze Sol« NS beraten werden. * Der Brand de« englischen Dampfer« „Cbatam" im Suezkanal ist entgegen einer früheren Meldung noch nicht gelölcht. (S. Letzte Dep.) * Baron Komura sowie die übrigen Mitglieder der Konferenz sind am DienSlag abend nach Boston abgereist, die russischen Mitglieder am Mittwoch vormittag »ach New Dort. * In einer armenischen Kirche i» Athen wurden zahl reiche Bomben und Gewehre aufgefuriden und Weiler eine große armenische revolutionäre Verschwörung entdeckt. (S. Letzte Dep.) schaftler Kater der Wortführer zu gunsten de« anarchistischen Generalstreiks ist. Die Kreist, au« denen Dr. med. Friedeberg und der Arbeiterführer Kaier ihre Anhänger geworben haben, die zum ersten Mal in der bekannten B rliner Feenpcttast- Versammlung von sich in politisch bemerkenswerter Weise reden machten, sind vor allem neben anarchistischen Gruppen die der lokal organisierten Gewerkschaften. Auch diele ver danken ibre Entstehung bekanntlich einer Separation. Sie schieden sich von den Zentralverbänden aus dem ersten deutschen Gewerkschaftskongreß zu Halberstadt 1892. Und der Grund für ihre Trennung mackt auch ihre gegenwärtige Neigung sür die anaicho-soz'aliilliche Bewegung erklärlich. Wie heule die AnarchoiozialUlcn der Politik gegenüber, io standen die Lotalorganisierien fchon 1892 zu der Gewerk- fchaflsbewegung auf dem Standpunkte, daß von einer lang sam fortschreitenden Resormardeit nichts zu erhoff n sei. Sie verwarfen darum die Zentralorganisation der Gewerk- schäften, die darauf ausgebt, die Ardelterinieressen in g>oßen Bei bänden gegenüber den Arbeitgebern zu vertreten und wählten die lokale Organnaiiou, die rbr Hauptaugenmerk auf die politischeAuebildungibrerMitgliedei legt.Ju diesem Sinne baden sie von 1892 an zuerst unter der Führung des Regierungs- baumtlsterS a. D. K.ßler, und »ach feinem Tove unter der de« genannten Gewerkschaftlers Kater zu wirken gesucht. Der Erfolg war freilich gering. Während dre zentxalorganisierten Gewerkschaften, denen d>e Lokalorganisterten voiwarten, daß sie um Heiner gewerlschaf'lichcr Vorteile willen das revolu tionäre Prinzip der Aibeuerbewegung verleugneten, zu dem au Mitgliedern über eine Million starken Ver band der freien Gewerkschaften beranwuchfen, zahlten die Lokalorgan fierten bei ihren Kongressen >897 nur 6803, 1898 nur 15 792, gegenwärtig etwa 20 000 Mitglieder. Mit dieser Zahl ist zugleich dre numerische Schwäche der Anaichosozialisten gegeben, ganz abgesehen davon, daß noch nicht einmal feststeht, ob alle Lokalorgauisielten der neuen Gruppe ibre volle Sympathie zuwenden. Ader darin liegt zunächst auch nicht die Bedeutung dreier neuen Ertcheinung im Lager des Sozialismus. T>ie Er regung, mit der der »^Vorwärts" gegen den „antiparlamen- tarischen Kretinismus" der Analchofozial'sten vorg^ra, hat andere Gründe. Daß aier von «Mrr immerhin bemerkenswerten Gruppe in so oppositioneller Weise die Parteidokirin bekämpft werden kann, zeigt, wie wenig gerade er als das offizielle Parteiblalt cs verstanden hat, theoreti'ch belehrend zu wirken. Daher die Erregung! Und aus dem Jenaer Parteitag wird vieler Vorwurf einer der begründetsten sein, den des „Vorwärts" Gegner wider ihn erheben. Ebenso gegen die ganze Berliner soziatdemolratiiche Organisation, unter deren Augen die Friedebergfchen Gevanten und die Kater-Joee» so emporwucheru konnten! Zu seiner Entschuldigung könnte der „Vorwärts" und könnte mit ihm freilich jeder Sozialdemokrat da« sagen, was sic weder werden sagen können noch sagen wollen. Nämlich das Eingeständnis, daß eine Partei, die oon der Wirkung einer Zauberformel in der Zukunst alle- erwartet und darum Feind- tchasl gegen alles Beliebende predigt und doch dann wieder sich als die Partei aujipielt, dre im Parlament ernst ge nommen werden will und dort mrizuarberlen sucht, not gedrungener Weise bin und her geworfen werden muß zwischen der Scylla des revolutionären Raviialismus und der ChaiyddlS des Revliionismus. Und das »st es, was die Gruppe der Anarcho-Sozial sten Lehrreiches zeigt. WaS aus der Gruppe selbst werden wird, ist schwer vorherzusagen Indem sie sich jetzt wehrt, mit dem Namen „Anarchojoz,allsten" belegt zu werden, und statt dessen „Sozialrevolutionäre" genannt werden will, zeigt sie, vatz sie den Bruch mit der Sozialdemokratie vermeiden möchte, wie denn auch Dr. Friedeberg selbst erklärt Hai, er fei organisierter Parteigenosse im drillen Berliner Wahlkreise und werde nicht freiwillig auStreten. Ebenso eifche>nt eS fraglich, ob man den Verfuch machen wird, von Selten der Sozialdemokratie die „Lokalorganisiertrn" von Vornherein vom Jena«, Partei tag auszuichließen. Und fv wird mau wohl eher in Jena eine Formel finde», b»e die radikale» Bruder »eben de» revisionistische» duldet. vet fliese. Da» Buren« üeutev gibt den folgenden telegraphischen Bericht <ruS: Die Unter zeichnung des Friedensverirages erfolgte unter tief st em Schweigen. Hieraus strecue Witte über den Tisch hm den Arm auS und ergriff Komuras Hand und seine Kollegen folgten unverzüglich seinem Beispiel«. Während die Ruffen und Japaner über den Tisch hin die Hände fest verschlungen hielten, brach Baron v. Rosen zuerst das Schweigen, indem er iu Wittes Namen die japanischen Be vollmächtigten als wahre, vollendete Gentlemen feierte und die Hoffnung aussprach, daß hinfort feste freund schaftliche Beziehungen zwischen den beiden Reichen bestehen möchten. Komura antwortete sür die Japaner in ähnlichem Sinne. Die russischen Bevollmächtigten zogen sich sodann nach ihrem Geschäftszimmer zurück und blieben dorr zehn Minuten allein. Dann kehrten sie zurück und nahmen am Büfett da« Frühstück, bei dem man auf gegenseitige Gesundheit trank. Professor v. Marten«, der in folge eines Unwohlseins dem feierlichen Akt im Konferenzsaal nicht beiwohnte, sagte im Lause eines Interviews, der FrredenSoertrag zeige unbestreitbar, daß Rußland zurzeit alle Gedanken an ein« großartige Weltpolititin der Richtung auf die entlegenen, ungewissen Gebiet« de« fer nen Ostens aufgegeben habe. Er sei persönlich über- zeugt, daß Rußland nicht der Bergangeubeit nachhängen, son dern alle Kräfte sammeln werd« für den neuen großen Kamps, nicht auf dem Schlachtfeld«, sondern auf dem Feld« fruchtbringender Arbeit, des sozia len, wie d«S politischen Fortschritts. Britisch« Freud« über bi« „Afiateir". Wie der „Voff. Htg." au« London gemeldet wird, feiern die Blätter di« Unterzeichnung des Friedensvertrag- in schwulstigen Leitartikeln als ein Ereignis von größter Be deutung für die politische Geschichte und Zivilißttion. Die '-—-2" lagen: „Der Krieg zwischen Japan und Rußland, - mittelbare» greifbare« Ergebnisse und Wahlschein- gungen protestiert. Sie u n g s b l a t t e s,,K o k u- ch begingen sie noch — Personen wurden ver letzt, mehrere verhaftet. Dem Vorfall wird durch das Tele gramm die „ernstere Bedeutung" abgesprochen. Die Geyeimkltt»fel. Nach einer Pariser Depesche zitiert der „Eclair" die folgende Aeutzerung eines, wie das Matt sags, lehr hervor- ragenden rlalleniichen Staatsmannes: „Ge- heimklauieln bei Friedensverträgen sind durchaus nicht un gewöhnlich. Wir Italiener können davon ein Lied irngen. Wurde doch erst 1901 die Schlußrate der geheim vereinbarten Kriegsentschädigung von 100 Millionen Lire an den Negus Menelik bezahlt. Diese Transaktion vollzog sich in aller Stille. Jetzt darr man davon sprechen." Sie künftige russische Flotte. Die Marineabteilung der Kaiser!. Russischen Technischen Gesellschaft har eine Studie über die Frage voll endet, ob es für Rußland möglich sem würde, am den ein- heimischen Wersten ohne Hülse des Auslandes eine neue Flotte zu erbauen. In einem Zeitraum von 5 Jahren können die Baltischen Werke 8 Kreuzer 1. Klasse, die Gal nony- und die neue Admiralitälswerft 12 Lchlachtichisfe 1. Klasse bauen. Weiter können in Kronstadt in den Peter-Docks Panzerkreuzer, Hochjeekanonenboole und Tor- vedotransportschisse lMineuichinel gebaut werden. Die Newa-Werke und die Langeschen Werke in Riga können Torpedokreuzer und Unterseeboote liefern, Torpedoboote und -Zerstör-.: können vei den kleineren Schiffswerften in Fin- land, Riga, Reoal und Libau bestellt werden. Die Putt- low-Werke vermögen -1 Panzerkreuzer und eine Anzahl Kanonen- und Torpedoboote zu stellen: die Leistungsfähigkeit der südrufsifchen Werften in Nikolajess und S e wast o- pol wird auf 4 Schlachtschiffe, 4 Panzerkreuzer und einige Torpedoboote geschätzt. Die Aufträge für den Maschinenbau könnten planiert werden bei den Baltischen Werken, den Fa briken inSormowo, Briansk und Ni ko la je ff, sowie bei den Petersburger Metallwerken uiid den Firmen Nobel und Lestener in Petersburg. Zur Fabrikation der Geschosse aller Art, sowie der Torpedos könnten die kleineren Fabriken im Reiche herangezogen werden. Es sollen also ge baut werden können in 3, 5 und 10 Jahren an Schlachtschiffen oon ca. 20 000 Tonnen: 8 bezw. 13 bezw. 29, an Panzer kreuzern von 15 000 Tonnen: 0, 1, 10, an Kreuzern 1. Klaffe oon 9000 Tonnen: 4, 9, 22, an Kreuzern 2. Klaste von 5000 Tonnen: 4, 8, 18, an Hochseetorpedobooten und -Zerstörern: 89, 192, 473, an Unterseebooten: 60, 113, 258, an Minenschisfen 4, 12, 35, und an Hochseekanonenbooten: 7, 17, 49. — Man darf diese angenommene Leistungsfähigkeit nicht etwa als gleichbedeutend mit einem Bauprogramm an sehen, es wird auch zum mindesten fraglich sein, ob nicht die Technische Gesellschaft namentlich die Leistungsfähigkeit der kleineren Wersten für den Torpedobau ganz erheblich übe r s ch ä tz t hat. In der Praxis wird Rußland noch aut lange Zeit hinaus mit dem Kriegsschisfbau aut die Hülfe des Auslandes angewiesen sein. Die Forderungen Lhina«. Ein hervorragender Diplomat eines ostasiatischen Staates äußerte sich zu einem Mitarbeiter der „Neuen Fr. Pr." über die Rückwirkung des FriedensichlusseS aut die Politik Ehinas u. a. tolgendermatzen: Nach dem Abschlüsse des Friedens wird China in Aktion treten müssen. Denn nun mehr werden die Verhandlungen über die Regelung der Mantschureifrage beginnen müssen. Man wird sich zunächst über die Räumungsu odaliläien und die Art des Ueberganges der Mantichurei in chinesiiche Verwaltung einigen müssen. Ferner werden Garantien dafür zu schaffen sein, daß die Politik der offenen Tür welch- Japan sür die Mantschurei immer vertreten hat, auch tatsächlich so durchgeführt werde, daß die Tür allen Mächten gleichmäßig offen gehalren wird. Die allerwichtlgste Frage wird aber gerade zur Sicherung des Prinzips der oitenen Tür die der zukünftigen Organi- jation der mantichurischen Eisenbahn sein. Hierbei dürfte wohl ausgeschlossen sern, baß diese Bahn in japanischem Eigentum bei gleichzeitiger japanischer Verwal tung bleibt. Denn der Besitz und die ausschließliche Dis position über diese Bahn würden es Japan möglich machen, das proklamierte Prinzip der offenen Tür praktiich illusorisch zu machen und ihm gleichzeitig einen Vorsprung vor ollen anderen Mächten in der wirtschaftlichen Machtposition ver- schaffen, etwas, was absolut nicht in den Intentionen Chinas, welches ja mit allen Mächien gleich gute wirtschaft- liehe Beziehungen erhallen will ge.egen sein kann. Werbt Japan im Besitze der Eilenbahn, iv mutzte zumindestens die Verwaltung derselben einer internationalen Kommission übertragen werden, in welche,, sämtliche europäische Groß mächte nebst Japan und Nordamerika vertreten find. Auch erscheint die Eventualität nicht ausgeschlossen, daß China die mantschurijche Bahn erwirb.. Aber noch eine Reihe anderer wichtiger Fragen ist »wischen China und Japan »u lösen, und diese betreffen den Uebergang des sogenannten Pacht verhältnisses der Kwantunghalbinsel von Rußland aus Japan. China ist hier bekanntlich der „Verpächter". Der Uebergang diele« Pachtbesitzes in andere Hände kann sich nicht ohne weiteres vollziehen, ohne daß gewisse Ver einbarungen mit China getroffen werden. Be, den fried- lichen Dispositionen der beiden ostosiatifchen Staaten gegen- einander dürfte die endgültiae Losung all dieser Fragen schließlich nicht allzu schwierig sein. »7.— Rnarcbo-Zorlalirten. * Die Sozialdemokratie kann in diesem Jahre die 15. Wieverkebr des Tages feiern, an dem vaS Sozialisten gesetz auszeboben wurde. Und cs wird sicherlich bei dem in 10 Tagen beginnende» Jenaer Parteitag nicht an stolzen Worten fehlen, mit denen man unter den „Genossin" der starken äußeren Entwickelung gedenkt, die die Partei während diese« halbe» Menschenalter« in Deuischlanv genommen bat. Die 15 Jahre Haden der Soiialdemolratie aber auch Gelegenheit gegeben, sich in ihren Grundsätzen forizueniwickeln und dabei vor allem zu reizen, ob sie, die mit einer wirtschaftlich-politischen Zauberformel alle sozialen und politischen Probleme lö>en zu tönnen vorgibt, wirtlich über ein so einheitliches Prinzip verfügt, daß von ibm au« Politik und Taktik der Partei geregelt werden kann. Und darin hat sie versagt. Gleich nachdem durch die Aufhebung de« Sozialisten gesetze« die Partei einer freien Entwickelung überlasten worden war, brach ei» erster bedeuiungSvoller Zwist über die Frage au«, ob eine Partei, die schließlich von dem radikalen KollektiviSmu« da« alleinige Heil der Zukunft erwartet, an der allmählichen Umgestaltung der wirtlchafttich-sozialen Zustände Mitarbeiten darf, ohne damit ihrem eigenen revolutionären Prinzip untreu zu werden. Die Radikalen, unler der Führung Wille«, Wild berger« und Werners, die diese Frage verneinten, unterlagen auf dem Ersurter Parteitag 1891. Eine Partei, die, wie die Sozialdemokratie damals 'chon über 35 Reichstagsmanvate ver fügte, wollte ihre parlameniansche Wirksamkeil zuGunsten eines streng revolutionär-proletarischen Vorgehen« nicht aufgeben. So prinzipientreu man lick auch in Worten gegen eine Arbeit mit den bürgerlichen Klaffen verwahrte — man zog eS doch vor, die Taktil nach der Seile zu wählen, wo man statt der Vertröstung aus eine ferne Zukunft den Waölermassin eine wenn auch vorwiegend oppositionell geeichtere Arbeit im Par lament zeigen konnte. So gingen denn die „Unentwegten", di« im alten Geist der Sozialdemokratie, den das Sozialisten- gesetz gedämpit hatte, sich fortenttvicsiln wollien, aus der Pariti hinaus. Jör Weg führte sie geradeaus zum Ana, chiSmuo. Aber während die „marxistiichc Sozialdemokratie" sich so vor der Scylla eines Anarcho-Soziallsmu- gerettet hatte, tat sich ihr alsbald die CdarybviS des „Revisionismus" auf, der z»erst 1874 unter Georg von Vollmar auf dem Frank furter Parteitag den „Prinzipientreuen" durch seine Takiit unbequem wurde, dann unter den Vertretern der Forderung eines Agrarprogramms auf dem Breslauer Parteitag sich regle und schließlich mit dem Namen Eduard Bernsteins vertnüpst bi« in die stürmischen Tage des Dresdner Parteitages hinein zeigte, wie der einmalige Enifcdluß, parlamentarisch und damit politisch praktisch mitzuaibeiten, immer wieder neue Erschütterungen herbeiiühren muß in dem Festbatten an der Idee, daß nur im radikalen KollektiviSmu- da« Heil liegt und darum auch kein Friede gescklossen werden dürfe mit dem bestehenden Staat und der m ihm veriretenen geiellschast- licheo Ordnung. E« ist bekannt, wie dieser Revision i»mu« einstweilen wieder versandete, nachdem er so Hove Wellen getchlagen, daß man zeitweise an die baldig« Umwandlung der revo lutionären Sozialdemokratie in eine radikale Resormpart« glauben mochte. Aber dafür erleben wir nun die Auf erstehung einer anarcho-fozialistifchen Gruppe innerhalb der Sozialdemokratie. Die Partei, die trotz der Wetterstürme i« Dresden die stiller gewordenen Revisionisten weiter in ihren Reiben duldet, erscheint einzelne« radikalen Elementen jetzt selbst zu revisionistisch geworden. Und sie greifen darum auf anarchistische Gedanken zurück. Der gesetz liche Kampf scheuet ihnen ein Hindernis zu sein für die Emporentwickeiuna der Arbeitermasse auf dem Boden de« Klaffcnlampfe«. Der Parlamentarismus soll nicht dazu da sein, an Verbesserungen mitzuarbeiten — er darf höchsten« gelten al« Mittel, um die Macht zu gewinnen. E« gilt sür diese Anarchosozialistea vor allem die Massen geistig zn beeinflussen, sie mit den revoluiionären Ideen zu erfüllen — die praktische Arbeit, die polilstch und wirtschattbcb reformierend vorgebt, ist gefähr lich. Sie führt »u prinzioienwidrigen Zugeständnissen an .. ..... d,e bürgerliche Gesellschaft, sie lähmt die r.voluiionäre Kra,t > di« politische Ge-chichfe und Zivilisation. Die -vr. «ed. yritdeverg, der zugleich unt de» ^ol-en in der Zuckunft, sind ohne Bei ¬ englischen und deutschen Flaggen reichgeschmückte Stadt nach der Harmonie gebracht, wo sie Oberbürgermeister Dr. Todien begrüßte. Bei der Tafel brachte Dr. Todieu, zu dessen Rechien Admiral W>nSloe saß, einen Toast auf die beiderseitigen Herrscher, den König von England und den deutschen Kaiser aus. Er begrüßte im An'ckrluß daran den Admiral und die cnglifcheii Offiziere als Gäste der Stadl Flensburg. Die Beziehungen zu England, so führte Dr. Todsen u. a. aus, find gerade in diesem Teile unseres deutschen Vaterlandes von ältester bedeutsamer Art. Hier batte einst der Stamm der Angeln seinen Sitz, von welchem, ebenso wie unsere Nacbbarlandschaft Angeln, das grvßc England noch beute seinen Namen bat; das Blut der Angeln und Sachfen rollt in unseren Adern, wie in denen der Engländer. Dr. Todsen schloß: „Daß die freundschaftlichen Beziehungen zu England immerdar er halten bleiben und daß unser ganzes deuifches Volk und das englische sich immer näher treten mögen in gegenseitiger Anerkennung, gegenseitigem Ver ständnis und Vertrauen, das ist der aniricbtige Wunsch, mit dem wir Sie, Herr Admiral und Ihre Offiziere willlouuuen he ßen." Admiral Wmsloe dankte für den warmen Will kommen, über den er und die Offiziere sehr erfreut seien und dessen sie sich immer dankbar erinnern würden. Dor Admiral schloß mit dem Wunsche für weiteres Gedeihen der Handelsstadt Flensburg. — Morgens 5 Uhr ging die euglifche Torpcdoboolösiottlle nach Kopenhagen ab. * Friedrich Lift unv die deutsche visenbahngemcinschaft. Anläßlich der Einweihung des List-Denkmals hielt Professor Weyel-Eßlingen auf dem in Stuttgart veranstalteten Eilen- babnkongrrsse einen interessanten Vortrag über den berühmten Nativnnlölonomen. Nach einer eingehenden Schilderung des Lebens und W rkenS Lists stellte er die Frage: Hat die veutiche Nation Lists Testament vollstreckt? Daran knüpfte er folgende demerkenswerie Betrachiungen: „Der Zollverein hat sich zum deulichen Reich, Deulichland zur Weltmacht entwickelt. Die Eisenbahnen baden eine riesige Auskeimung gewonnen unv alle die segensreichen Wirkungen geb'acht, dre er vorausgefehen. Aber noch haben wir kein , „deutsch - nationales Transportsystem". 1876 waren wir nahe daran, ein solches zu erlangen, als Msmarck dem Reich Vie preußischen Babnen zum Kaut anbot. Regierungen und Parlamente lehnten damals ab. Preußen kaufle, daraufhin wieder für sich arbeitend, seine Privalbahnen aus und erfreut sich heute einer glänzende» Eisenbahnrente. Da gegen sinki die Eisenbahnrente der auf den Klein- und sonderbetrieb Angewiesenen, während die Anforderungen ihrer EiaiS jährlich wachsen. List hat seinerzeit gegen die „Separatisten" deS Zollvereins Druck unv Zwang empfohlen. Preusi n batte dazu dieMöalichkeit,venn es beherrichl den Verkehr von Ostpreußen bis zum Reichsland, aber es wird den Zwang nicht anwenven. Soll man es zunächst mit kleineren Eisenbahn fusionen versuchen? Das geschichtliche Fiasko der kleinen iüvdcutichen, mitleldeutichen unv norddeulschen Zollvereine sollte davor bedenklich machen. Wie zur Zeit des Zoll vereins hat Hessen durch seine Eiienbahngemeinschast mit Preußen eine Bresche gelegt. In der Lust liegt zur Zeit die von Württemberg angeregte deutsche Betriebsmittel- gemeinschast. Ob daraus eine Tarifgemeinjchafl und mit ver Zeit eine deutsche Eisenbahiigelneiiifchast erboffl werden da>f? Jedenfalls ist Vie deutsche Einheit nicht fertig, so lange wir VaS nicht in irgend einer Form erhalten. Die Frage ist ernst, verwickelt, schwierig; unlösbar kann und darf sie auf die Dauer nicht fein. Wollen wir nicht List glauben, daß gerade bier nur die Einheit, nur das Große, nur vaS Opser nächster, kleiner Interessen und augenblick licher Werte das bleibende, allgemeine, böchste National- iniereffe zu schaffen vermag? Opser wird es gelten von Süd und Nord, von jetten der großen unv kleinen Ver waltungen, der Parlamente und nicht zum wenigsten vom reiieuven und zahlenden Publikum. Nur eine große nationale Bew gung sür die endliche Verwirklichung eines deutschen NauonalttansportsystemS kann das Wert schaffen. Möge List's Geist dam Helsen. „Man muß, ruft uns List ermunternd zu, den Mut haben, an eine große National- zulunst, also auch an eine große deutsche Eiscnbahnnalional- zukunft zu glaube», und in diesem Glauben mutig vorwärts schreiten." * Au« Sen Verhandlungen der deutschen Mittelstands- Vereinigung in Magdeburg sind noch folgende Beschlüsse hervoriuheben. Man sprach sich unter scharfer Polemik gegen die starke Konzentration de« Großkapitals sür die staatliche Hülse einer zeniralcn GeldauSgl«»chSsteUe au«, die den ge nossenschaftlichen Organiiaiionen zugute kommen soll. Zu- gunsten der Prioatdeamten forderte man di« Emrichtung einer staatlich-obligatorischen Alters- und Neliktenversichcrung. Ferner forderte man die Verstaatlichung des gcsamlen Ver sicherungswesens, stärkeren Schutz ver Arbeitswilligen gegen die „KoalitionSsrechheit". Die Frage nach dem Befähigungs nachweis wurde — vertagt. befürwortete eine Ur abstimmung bei den Handwerker-Kolporationen. Endlich wurde auch verlangt, die Verleitung zum Kontraktbruch unter Strafe zu stellen. * Zur Landtagswahl. Wie die Stimmung in einem Wahlkreise Umschlagen kann, erfährt jetzt Herr Geh. Hosrat Opitz iu dem städtischen Kreise Treuen-Lenaefrld- Netzschkau-Mylau. Er machte am Dienstag in Netzschkau einen Rettungsversuch, aber die sür ihn einbrrusene Ver sammlung versagte ibm bi« auf einen kleinen Bruchteil die Gefolgschaft und stellte sich mit der entschiedensten Zu stimmung auf die Seite de« nationalliberalen Kandidaten Stadtrar Merkel. Vergeben« klagte Herr Opitz um die gute alte Zeit, wo noch da« Kartell eie OrdnungSparteiea zu- sammengebalten habe, vergeben« bemühte er sich, den Zu- hölera klar zu machen, daß Sachsen noch immer mit leinen Finanzen und Steuern zufrieden sein könne; verjzeben« malte er die Jndustrieireundlichkeit der Komervattven in den hellsten Farben — die Versammlung nahm dennoch für de» nachfolgenden Redner, Generalsekieiär Dr. Westenberger, Partei, der im Namen der nationalliberalen Wähler auS- einanverietzte, weshalb sie bei aller Anerkennung dr« persön lichen Verdienste« de« senherigen Abgeordnete» um die Inter essen de« Wahlkreise« feine Politik mH» mehr uatrrslützen können. Die natioaalliberal» Partei verkenn» »icht im ge-
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