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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.11.1898
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-11-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18981104011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898110401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898110401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-11
- Tag 1898-11-04
-
Monat
1898-11
-
Jahr
1898
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n. Mage M ÄislMtk TlllsÄlltt «s AWlsti K.^8, Miliz, i. Membn 1ZK8. (MlW-MBr.s Die Libliolhek der Leipziger Handelskammer. pk. Gleich den Schwcsterinstituten unterhält auch die hiesige Handelskammer eine in ven Dienst der Oeffentlichkeit gestellte B i b l i o t h e k, 'die sich reger Benutzung ans Handels-, behördlichen und privaten Kreisen erfreut. Die Handelskammer ist deshalb auf immer größere Ausdehnung des Bücherbestandes bedacht gewesen, und namentlich in den letzten Jahren war der Zuwachs an Werken, Schriften rc. ein wesentlicher. Dies läßt sich schon daraus erkennen, daß seit einiger Zeit die in der ersten Etage der „Neuen Börse" befindlichen Bkbliothekräume sich als unzulänglich erwiesen haben und eine räumliche Aus- oehnung sich als Nothwcndigkeit herausgestellt hat. Die hierzu erforderlichen Baulichkeiten sind schon seit mehreren Wochen im Gange uno nähern sich jetzt ihrem Ende. Durch Hinzunahme der im südwestlichen Flügel des Hanvelskammergebiiudes be findlichen Räume, die an die jetzigen Bibliothekräume mittels Durchbruch angegliedert werden, erfährt di« Bibliothek räumlich eine völlige Umgestaltung. Der Umzug in die neuen Räume ist auf den 14. v. M. festgesetzt. Durch die Umgestaltung wird auch ein Lesezimmer geschaffen, «ine Einrichtung, die bis jetzt leider fehlte, aber als sehr wün- schenswerth und zweckmäßig zu bezeichnen ist. Das Lesezimmer wird mit dem Raum für di« Bücherausgabe verbunden werden und hat seinen Zugang von Treppe L, gegenüber der Sparcass«, aus. Der bisherige Aufgang von der Blücherplatzseite kommt dann in Wegfall. Nach Umgestaltung der Bibliothekräume wird auch die Vorlegung 'der Patentschriften, die jetzt in der Kanzlei der Handelskammer erfolgt, in jenen bewirkt werden. Ebenso findet von diesem Zeitpunkte ab im Bllchcrausgaberaum der Handelskammerbibliothek die Einlieferung und Ausgabe der vom Secretariat beglaubigten Ursprungszeugnisse statt. Die Einlieferung der letzteren hat ausschließlich Vormittags 11 Uhr und Nachmittags 5 Uhr zu geschehen. Ferner wird in die neuen Bibliothekräumc das jetzt in der Kanzlei befindliche Adreßbüchermaterial einverleibt werden, wosrlb-t^die Ädreßbiicher in den Bibliothekstunden eingesehen werden können. Für die Benutzung der Bibliothek der Handelskammer ist eine Ordnung herausgegeben worden, auf Grund deren der Bibliothekverkehr sich regelt. Die wesentlichsten Bestimmungen aus der Ordnung sind folgende: Die Bibliothek ist täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage in der Zeit von 10 bis 12 Uhr und 4 bis 6 Uhr geöffnet. Die Ausleihung der Bücher, welche ohne vorherige Bestellung entnommen werden können, geschieht unentgeltlich. Nicht ausleihbar aus den Bibliothekbeständen sind: 1) alle Nachschlagwerke, wie z. B. Wörterbücher,Hsvreßbücher, Encyklopädieen und encyklopädischc Handbücher, Lexika, Atlanten; 2) die stenographischen Berichte und Drucksachen des deutschen Reichstages und des sächsischen Landtages, sowie alle amtlichen statistischen Werte; 3) Gesetzbücher und deren Kommentare, wenn solche nur in einer Ausgabe vorhanden sind; 4) Prachtwerke und werthvollere antiquarische Werke, welche im Falle eines Verlustes voraussichtlich nicht wieder erhältlich sein würden; 5) ungebundene Zeitschriften und solche, welche einer häufigeren Benutzung unterliegen; 6) alle sonstigen Werke, welche im Secretariat öfters benutzt werden; 7) Lieferungswerke, so lange sie nicht gebunden sind; 8) die Handschriften der Kramer-Innung. -Die nicht ausleihbaren Werke und Schriften können jedoch, mit Ausnahme der unter 7 aufgeführten, im Leseraum benutzt tveroen. Ueber die Zulässigkeit von Entleihungen nach auswärts entscheidet im einzelnen Falle die Bibliothekverwaltung. Evangelischer Sund. Zwcigvcreiu für Leipzig. -z- Leipzig, 3. November. Die gestrige Versammlung des Zweigvereins für Leipzig im Evangelischen Bunde war wiederum sehr zahlreich besucht; sie wurde vom Vorsitzenden Herrn Professor I). Guthe mit begrüßenden Worten und mit der Aufforderung, dem Zweigverein beizutreten, eröffnet, worauf Allgemeingesang der ersten Strophen eines geistlichen LiedeS folgte. Den Vortrag des Abends hielt Herr Diakonus vr. Krömer über „Pius VII. und Pius IX., BischöfevonRo m". Der Redner gab zunächst eine Schilderung der kirchlichen Be wegung unter Pius VII., der während der ersten 23 Jahre dieses Jahrhunderts den Stuhl Petri inne hatte. Als er das Pontifieat antrat, war der Kirchenstaat der Erschöpfung nahe, die gallikanische (französische) Kirche war dem Kirchenstaate verloren gegangen, die römische Kirche hatte selten einen solchen Tiefstand erlebt. Allein die Gunst der Zeit war Pius VII. nicht durchaus abhold. Nach der französischen Revolution wendeten sich Viele, abgestoßen von den entsetzlichen Greueln, wieder der Kirche zu. Zudem trat Napoleon I. an Pius VII. heran, um mit ihm Frieden zu schließen; es kam das erste Eoncordat 1801 zu Stande, die katholische Kirche wurde durch Napoleon I. in Frankreich wieder eingesetzt und Papst Pius VII. krönte Napoleon im Jahre 1804 zum Kaiser der Franzosen. Allein 'dies Einverständniß dauerte nicht lange, es entstanden Zwistigkeiten. Im Jahre 1808 besetzte Napoleon den Kirchen staat, gründete ein neues Königreich und nahm schließlich, am 5. Juli 1809, den Papst gefangen. Nach dem unglücklichen Feldzug in Rußland schloß Napoleon, am 13. Januar 1813, ein zweites Concorvat mit dem Papste, der im Jahre 1814 nach Rom zurückkehrte, die päpstliche Hierarchie herstellte und nach einer an Wechselfällen reichen Regierung im August 1823 starb. Im Jahre 1846 erhob das Conclave 'den Grafen Mastai auf den päpstlichen Stuhl, einen Cardinal,, der als Papst den Namen Pius IX. führte. Auch vom Wirken dieses Papstes gab der Vortragende ein« anziehende Schilderung, die allerdings, da die Zeit bereits weit vorgeschritten war, kurz abgebrochen werden mußte. Ganz besonders verweilte der Vortragende bei dem am 8. December 1869 eröffneten vatikanischen Concil, Vas am 18. Juli 1870 unter dem persönlichen Einflüsse des Papstes das Dogma der päpstlichen Unfehlbarkeit annahm und den Absolutismus der römischen Hierarchie vollendete. Dem lebhaften Beifall, der dem Vortrage folgte, verlieh der Vorsitzende noch besonderen Ausdruck, worauf nach aber maligem Gesänge die Versammlung ihren Abschluß fand. Die Anstalten -es „Leipziger Fröbelvereins". ff Leipzig, 2. November. Seit seiner Gründung im Jahre 1875 bat der Leipziger Fröbelverein nicht aufgehürt, in energischer Weise für da- Wohl unserer Stadt und deren Bewohner durch sorgfältigste Erfüllung seiner edlen, erzieherischen Aufgaben zu wirken. Die Ver breitung der Frübel'ichen Erziehungsidee ist es, welche ihm am Herzen liegt und für die er allenthalben, ganz besonders aber in seinen pädagogischen Anstalten, Propaganda macht. In ihnen kommt die Frübel'sche Idee in ihrer Totalität zur Verwirklichung, und Hunderten, ja Tausenden sind sie im Laufe der Jahre zum Segen geworden. An der Spitze dieser Anstalten steht das Lehrerinnen- und Kindergärtnerinnen-Seminar, eine Unterrichtsstätte, in welcher junge Mädchen zu Lehrerinnen an Kindergärtnerinnen- Seminaren und zu Kindergärtnerinnen und Erzieherinnen überhaupt in Fröbel'schcm Geiste herangebildet werden. Der Verein darf mit Genugthuung auf die Thätigkeit dieser Anstalt blicken, die eine der ersten in Deutschland ist, welche eine aus wissenschaftlicher Grundlage fußende Ausbildung der Kinder- gärtnerinnen durchgeführt hat. Die jetzige Oberin des Vereins und Vorsteherin Les Seminars, welche seit 37 Jahren den Beruf als Lehrerin und Erzieherin ausübt, Frl. Angelika Hartmann, hat es verstanden, dem Seminar einen großen Ruf im Inland und Aus land zu erwerben. Die theoretische wie praktische Ausbildung der Schülerinnen ist allseitig als eine gediegene anerkannt worden, und die fortwährende Nachfrage nach ausgebildeten Schülerinnen, denen vorzügliche Gehaltsbedingungen gewährt werden, zeigt, wie sehr man die Ausbildung dieses Seminars zu würdigen weiß. Mit der Ab- theilung für Lehrerinnen an Kindergärtnerinnen-Seminaren hat der Verein zum ersten Male eine Unterrichtsabthrilung geschaffen, welche befähigten jungen Damen einen ehrenvollen Beruf eröffnet. Den Schülerinnen des Seminars ist Gelegenheit zu praktischer Bethätigung der erworbenen Kenntnisse in Len Kindergärten des FröbelvereinS gegeben, die sich eines zahlreichen Besuches seit Jahren erfreuen und ganz nach Fröbel'scher Methode geleitet werden. Es existirt ein Kindergarten für Kinder höherer Stände, der im Local des Seminars (Seeburgstraße 27) sich befindet, und ein VolkSkinder- garlen, der im Vereinslocale (Ulrichstraße 19) seine humane Thütig- keit entfaltet. Nur Der, welcher selbst die glücklichen Resultate an sich schätzen kann, welche eine liebevolle, naturgemäße Erziehuug mit sich bringt, ist im Stande, den Segen zu ermessen, Len der Verein mit der Unterhaltung dieser Kindergärten, denen ein zweiter Volks kindergarten hinzugefügt werden soll, schafft, und es ist ihm mit Rücksicht daraus auch von unserer städtischen Behörde in dankens- werther Weise die Unterstützung nicht versagt worden. Ist es doch den Schülerinnen auch gestattet worden, als Hospitantinnen an unseren öffentlichen Schulen den Unterricht zu besuchen. In einer Zeit, wo man sich in Leipzig noch wenig um die Hebung des Dienstbotenstandes kümmerte, hat der Verein schließlich seine noch heute srequentirte Anstalt für weibliche Dienstboten ins Leben gerufen, in welcher junge Dienstboten eine weitere Aus bildung ihrer Fähigketten erhalten und aus ihre moralische Bildung in günstiger Weise eingewirkt wird. Thatsäcblich haben diese Mädchen aus dieser Anstalt bis jetzt nur gute Stellungen in besseren Familien gefunden. Alle die genannten Anstalten, welche zum Theil nicht nur große Opfer an Zeit und Mühe von den Mitgliedern, insbesondere den Damen des Vorstandes erfordern, sondern auch materielle Opfer kosten, werden auch im diesjährigen Wintersemester ihre schöne Thätigkeit mit Fleiß und Ausdauer fortsetzen und dem Namen, den der Verein führt, volle Ehre zu machen bestrebt sein! Leriiner Kunst-Schaubühne im Hotel -e Pologne. Leipzig, 3. November. Der Projections-Vortrag, welcher gestern Abend von der Berliner Kunst-Schaubühne im großen Saale des Hotel de Pologne veranstaltet worden war, führte die Zuschauer ganz in den zauberischen Bann des Pharaonenlandes, dorthin, wo die slammengrlbe Gluthdes Sonnenunterganges das tiefe Blau des Himmels in ein lichtes Meergrün verwandelt, wo diese Gluth durch die graziösen Kronen der Palmen zittert, die schlankragenden Minarets der Städte, die vom Abendhauche geschwellten dreieckigen Segel der Nilbarken, die weißen Kuppeln der Scheichgräber vergoldet und einen ver- jüngenden Lebenshauch über die Sandsteinwände, die Säulen, Pylonen und Bildwerke der vieltausendjährigen Tempelruinen gießt. Egypten! das alte Wunderland der Pyramiden, ihm galt die geistige Reise, für welche vr. Alfred Koeppen als gewandter Cicerone und beredter Erklärer fungirte. Es ging im Fluge zum Nil, an die Quelle des Lebens für Pflanzen-, Thier- und Menschenwelt, nachdem zunächst daS moderne Egypten, wie es sich in Alexandrien, dem Schlüssel deS Landes, und in Kairo präsentirt, vorübergezogen und ein Ausflug ins Delta die Bekanntschaft mit Land und Leuten Egyptens vermittelt hatte; es zogen, mit wahrhaft plastischem Leben erfüllt, die steinernen Ur kunden einer vor fünf Jahrtausenden schon blühenden Cultur vor« über, die Pyramiden, die alten Wahrzeichen des Pharaonenlandes, Sphinx, Tempel, Gräberbauten und Memmnonskolosse, es tauchten aus dem Duukel des Raumes die letzten Trümmer des alten Sais auf, das alte Memphis und Heliopolis. Dann ging es vorbei an Siut nach den Ruinen des hundertthorigen Theben bei Luxor und Karnak, nach dem heiligeu Tempelbezirk bis zum Königspalast Ramses des Zweiten bei Medinet-Habu, bis nach Assuan an die Grenze des alten Egypten. Zu der Vorführung der architektonischen Wunderwerke und der reizvollen landschaftlichen Bilder, wie sie hier zur Darstellung kamen, gesellten sich, in farbigen Lichtbildern wiedergegeben, zahl- reiche fesselnde Einzelaufnähmen aus dem Culturkreis der alten Egypter, aus Sitten und Leben, aus ihrem Kunst- und Gewerbe- bereich, aus ihrem Todtencult und Glauben. Grell stießen im Bild die Gegensätze zusammen; hier die Gegenwart in einem inter nationalen Straßenbild Alexandriens, dort die Vergangenheit in der aus grauer Vorzeit in unsere Tage hineinragenden Cheops pyramide verkörpert, dazwischen unter schlanken Palmen die Lehm hütte des Fellachen. Dies Alle» malte die Kunstschaubühne wirksam in ihren Sceuerien aus. -e— Ein neues Stenographie-System. Leipzig, 3. November. VWeils est sutirum uou sondere. — Uin einem längst gesühlten Bedürfniß abzuhelfen, hat Herr Ad. Schäfer viel Zeit und viel Mühe daran gewendet und hat die kurzschrift- bedürftige Welt mit einem neuen Strnographie-System beglückt. In einer gestern Abend im Lehrervereinshaus abgehaltenen „Oeffent- lichen Stenographenversammlung" nahm Herr Schäfer Gelegenheit, über das Thema: „Die stenographische Theorie und ein darauf fußendes System" in einem etwa eine Stunde Zeit umfassenden Vor trage den Erschienenen die Grundzüge seiner neuen Erfindung zu erläutern. Die Zahl der Anwesenden war sehr gering; es waren zumeist Schüler des Herrn Schäfer und nur wenige Anhänger anderer Systeme. Als Grundlage seines Systems hat Herr Schäfer 8 Thesen ausgestellt, die er in seinen Ausführungen eingehend erörterte und zwar in so fesselnder Weise, daß die an- wesenden Anhänger anderer Systeme ihm die größte Aufmerksamkeit schenkten und wohl auch manche Anregung empfingen. Neben der Erläuterung seiner neuen Erfindung übte der Herr Vortragende eine scharfe Kritik an den Mängeln anderer Kurzschrift-Systeme, besonders an denen von Stolze, Schrey, Scheithauer und Gebrüder von Kunowsky. Sehr angenehm berührte es, daß Herr Schäfer daS bisher unübertroffene Meisterwerk Sabelsberger'S außer Betracht ließ und nur an diesem System die schreib- widrige Stellung deS Buchstaben k zu rügen fand. Ueber den Werth der neuen Erfindung sei nur so viel bemerkt, daß sich dieselbe nicht im Entferntesten mit der Babelsberger'scheu Kunst messen kann, die alle die Bedingungen erfüllt, welche Herr Schäfer an ein brauchbares Kurzschrift-System stellt. Ganz besonders ver- unglückt erscheint die Bocalisation des neuen System» im Vergleich zu der durchdachten und schreibflüchtigen Bocalisation Gabelsberger's. Ei» anwesender Stenograph der GabelSberger'schen Schule nahm Gelegenheit, der Arbeit des Herrn Schäfer sowie seinen immerhin interessanten Ausführungen Anerkennung zu zollen, aber auch zugleich zu betonen, Latz Liefe Ausführungen in unverkennbarer Weise die Vorzüge des Gabelsberger'schen Systems zu Tage treten ließe». nx. Leipziger Turnverein (Westvorstadt). Leipzig, 3. November. Die Damen abtheiluiigen des Leipziger Turnvereins begingen gestern Abend im Etablisse- ment „Bonorand" die Feier des 6. Stiftungsfestes bei außer ordentlich zahlreicher Betheiligung. Die Capelle des Musikdirectors Günther Coblenz führte den instrumentalen Theil des hübsch zu sammengestellten Unterhaltungsprogramms aus. Schon die Er öffnungsnummern „Unsere Landesfarben", Marsch von Wach, Ouvertüre zur Oper „Die weiße Dame" und besonders das Solostück für Piston (Herr Scheibe) „Gruß an's Liebchen" gefielen ungemein und sanden reichen Beifall. Fräulein Weber trug hierauf ein sinniges Eröffnungs gedicht recht wirkungsvoll vor und erntete reiche Anerkennung. Auch Fräul. Wohlfahrt sand für den onmuthigen Gesang ihrer Lieder „Du Wind, der die Veilchen weckt (Text von Frida Schanz) und „Die Verlassene" (Text von Eichendorf), beide componirt von Uhlig, ferner „Winterlied" von Glaßbrenner, „Das Zigeunerkind" von Hirschfeld und „Waldtrautslied" von Bohm lebhaften Beifall. Allerliebst wurde von den sechs darin mitwirkenden Damen das einaktige Lustspiel „Heirathscandidatinnen" oder „Wie junge Mädchen lieben" von Olga Steininger ausgesührt. Die Darstellerinnen ernteten stürmischen Beifall. Gleiche Anerkennung fanden die ebenfalls nur von Damen gestellten reizende» lebenden Bilder auf dem Turnplatz, Rast auf der Turnsahrt, Wettturnen und Huldigung Vater Jahn's. Die von der Capelle noch gebotenen Musikstücke „In den Sternen steht's geschrieben", Walzer von Fetras, und „Aus der Neuzeit", Potpourri von Linke, wurden sehr sauber vorgetragen und beifällig aus genommen. Der als Schlußnummer des Programms im Saale von 32 Damen in Costüm aufgesührte Tiroler Reigen bot eine Reihe reizender Gruppirungen und Bilder, die den Mitwirkenden stürmischen Beifall eintrugen. Der hierauf folgende Ball, mit welchem das Fest beschlossen wurde, gab den Turnerinnen und Turnern auch Gelegenheit, ihre Gewandtheit und Ausdauer bei der Ausübung der Tanzkunst zu bekunden. ar. Krystall-Palast. k. Leipzig, 2. November. Das Theater Variete des Krystall - Palastes ist auf einige Tage in die „Alberthalle" über gesiedelt, auf deren mächtiger Bühne sich die Künstler noch freier entwickeln können, als in der neuen Halle, in der sich ihr ständiges Arbeitsfeld befindet. Wiederum ist ein ineues Künstlerpersonal ein gezogen und wiederum hat dasselbe bei seinem Debüt einen glänzen den Erfolg gehabt. Etwas ganz Eigenartiges bildet in Lein Pro gramm das Auftreten von Georg Tech ow mit seinen dressirten Wunderkatzen. Zu derselben Zeit, wo im Londoner Krystall- Palast der „Nationale Katzenclub" eine Ausstellung abbält, in welcher 700 langhaarige und kurzhaarige, weiße, graue, blaue, braune und schwarze, europäische und asiatische Vertreter der Familie Hinze vertreten sind, beherbergt der Leipziger Krystall-Palast gelehrte Katzen, welche die verschiedenartigsten Kunst stücke mit Eleganz durchführen und wahre vierbeinige Akrobaten sind. Eine der Katzen leistet das Höchste in der Dressur dadurch, daß sie Saltomortales ausführt, die sonst nur bei unfreiwilligen Sprüngen aus Fenstern und von Dächern von Katzen und Katern geleistet werden. Bei der Schwierigkeit, welche die Dressur der Katzen mit sich bringt, verdienen Techow's langgeschwänzte Künstler doppelte Anerkennung. Schon von früher her, irren wir nicht, vom Ausstellungs-Varikttz her ist Charles Pauly bei uns bekannt, aber er ist ein preisgekrönter Kunstpseifer von so großer Virtuosität, Laß man sich freut, ihm wieder zu begegnen. Als besonders „pfiffig" sind die Wiener Fiaker berühmt, was aber Pauly leistet, das macht ihm Keiner an der schönen blauen Donau nach. Ganze Concert- stücke pfeift er herunter und als Thierstimmcn-Jmitator dürfte er aus einem Gntshofe eine Revolution in den Ställen herbeisühren. Täuschend ahmt er unsere Waldvögel, die Nachtigall, den Stieglitz, Len Hänfling u. s. w. nach, aber auch ein Schweine-Duett und eine Katzen-Hochzeit weiß er in vollendeter Weise wiederzugeben. Reizend ist es auch, wenn er zuletzt den Fang eines kleinen Küchelchens imitirt. Geschickte Lylophon-Virtuosen sind Florentina und Arthuro, — sollte es nicht auch ohne „o" gehen ? — die ihrem Instrument reine Klänge entlocken und trotz ihrer Jugend eine erstaunliche Gewandtheit in der Ausübung ihrer Kunst besitzen. Auch die Verwandlungsduettisten Paul und Virginia Meinhold tragen ihre Gesänge mit Verve vor, und wissen durch ihre schnelle, flotte Verwandlung zu imponiren. Die Gesangssoubrette Lola Lieblich trägt ihre Kritik schon in ihrem Namen. Ihr Auftreten hat etwas Anmuthiges und sie entledigt sich ihrer musikalischen Aufgaben in durchaus ansprechender Weise. Der internationale Humorist Chretienni singt ebenfalls mit Frische und wirksamer Pointirung. Wenn nur die internationalen Sänger nicht immer zuerst mit ihrem Französisch brilliren wollten! Wenn sie auf einer französischen Bühne deutsch anfangen wollten, würde man ihnen Heimleuchten! Die oben genannten Duettisten verfielen in den selben Fehler. Im zweiten Theil des Programms sahen wir zunächst den treff, lichen Soubretten-Darstcller Man de Wirth, der einer schneidigen Soubrette zum Verwechseln ähnlich sieht, und auch alle Allüren dieser verführerischen Sirenen der heiteren GesangSkunst angenommen hat. Die sechs Geschwister Klein dürfen sich mit Recht „Kunst radfahrer ersten Ranges" nennen. In unsrer Zeit Les Radsportes macht Las Kunstfahren auf den Variötv-Bühnen, obwohl es nichts Neues ist, doch immer sein Glück. Man interessirt sich für die kunstgeübten, kühnen Radler mit all' ihren verwegenen Touren und spendet ihnen gern seinen Applaus. Besonders gefiel die jüngste Radlerin in ihrem weißen Kleidchen. Consuela Tortajada hat hier auch schon ihre Aufwartung gemacht. Man erinnert sich noch der schönen, glutäugigen Spanierin, deren Nationaltänze aus dem schönen Land des Weins und der Gesänge „Importen" sind, die ihren besonderen Reiz haben. Sicherlich ist Consuela eine echte spanische Schönheit, deren Leistungen auf dem Gebiete der leichtfüßigen Kunst man mit Verguügen zusieht. Tas Trio Deltorelli schließlich besteht aus trefflichen musikalischen Humoristen, die sich ebenfalls früher schon im Krystall-Palast vor gestellt und verdienten Beifall errungen haben. Der Kosmo graph ist um ein neues Bild: „Fürst BiSmarck in Friedrichsruh" bereichert. Etablissement Lattenberg. A Leipzig, 2. November. Mit dem gestrigen Tage ist ein neues Artistenvölkchen im Varivts-Theater des Etablissements Battenberg eingezogen und vieles Nene bringt es in seinen Leistungen mit. Die Direktion Les Varistö legt darin ein großes Geschick an den Tag, daß sie immer Abwechselung in jedem monatlichen Pro gramm bringt und damit bei den Frennden solcher Aufführungen ständig das Interesse wachhält. Im November-Programm ist keines der artistischen Hauptgebicte vernachlässigt worden und keines, darauf legen wir besonderes Gewicht, in schließlich ermüdender Weise bevorzugt worden — es ist, mit einem Worte, die „rechte Mischung" vorhanden, die nach früheren Erfahrungen zu urtheilen, von be- sonderen, Erfolge ist. Wir zweifeln nicht, daß auch das November- Programm im Etablissement Battenberg von besonderer Anziehungs kraft auf die Besucher sein wird. Hervorragendes leistet die Zedora-Truppe, eine aus drei Tamen und zwei Herren bestehende Luftgymnastiker - Gesellschaft. Tie großartigen turnerischen Manipulationen hoch oben am Echwebercck, das Pendeln von einem Ende des Saales zum andern sogar mit verbundenen Augen, und die grandiosen Salti gelinge» mit einer Sicherheit, die Staunen und Bewunderung zugleich erregt. Namentlich die eine Dame, die als „Fängerin" die Schwebenden aushnlt und sie im Schwünge zum anderen Partner weiterführt, darf hier genannt werden. Als neuen Trik führt die Gesellschaft eine Dame vor, die durch -«inen mit Seidenpapier überzogenen Reifen geschnellt in die Hände ihrer freiichwebenden Partnerin füllt. — Wie diesen Leistungen mit vollem Rechte lebhafte Anerkennung gespendet wird, so gilt dies auch von den Kopf-aus-Kops-Equilibrislen Amor Brothers. Sie arbeiten unter Andern, auf der Pyramide, wobei der eine, auf Stuhllehnen stehend, seinen Partner Kops auf Kopf balancirt; beide zeigen dabei eine außerordentliche Sicherheit. Aeußerst interessant und vielseitig gestaltet W. Roberts seine eguilibristischen Künste, er „läuft" auf den Händen seine elektrische Pyramide auf und ab und trägt dabei brennende Lichter und Lampen mit größter Leichtigkeit. In manchen seiner Trics steht Mr. Roberts nicht erreicht von seinen Rivalen da, in jeder Be ziehung fesselt er die Zuschauer. Vollendete Sicherheit und Grazie entwickelt E. Tasfary bei der Vorführung seiner dressirten Hunde, die jedes Winkes ihre.- Herrn und Meisters gewärtig, die unglaublichsten Künste vollbringen. Ein besonders gelehriger Pudel, Mr. Fox genannt, producirt sich sogar als Rechenkünstler, der die aus dem Publicum zugerusenen Zahlen zusammensetzt und Summen addirt. Ein anderer gelehrige: Pudel singt, begleitet auf dem Clavier von einem vierfüßigen „Musik lehrer", so gut ers vermag; ein ganz kleines schwarzes Hündchen paradirt in verschiedenen anderen Künsten. Mr. Taffary's drejsir'.e Lieblinge reihen sich als vollwerthig in das Ensemble ein. Mil vielem Humor vollbringen The Levardos, Excentrics am dreifachen Reck, ihre äußerst schwierigen turnerischen Arbeiten; auch die musikalischen Humoristen Bibb nnd Bobb, welche die Kunst verstehen, die Musik „aus den Fingern zu saugen" und die im 66-Spielen die schönste Harmonie entwickeln, verstehen es aus- gezeichnet, das Publicum zu unterhalten und Heiterkeit zu erregen. Man kam bei ihren tollen Späßen aus dem Lachen nicht heraus. Reich und mannigfaltig vertreten ist das gesangliche Gebiet. Vor treffliches leistet die Operettensängerin Amelia Castelli, die über eine Stimme von großem Wohllaut verfügt und ihre Lieder mic außergewöhnlichem Chic vorträgt. Aus den Tyroler Bergen bringt die Sänger-und Schuhplattlergesellschast Egger-Rieser ein reiches Repertoire frischer Lieder mit; die Gesellschaft besteht aus vier Herren und vier Damen, ein Doppelquartett, dessen Borträgen das Publicum nicht müde wird, zu folgen, so daß die Sänger sich immer und immer wieder zu Zugaben verstehen mußten. — In Herrn Paul Jülich hat die Direktion einen Gesangshumoristen engagirt, der einen reichen Schatz von Original-Couplets sein Eigen nenn:, die er mit ausgezeichnetem Ausdruck vorträgt. Auch seine Witze, von denen einige allerdings aus Kalau importirt zu sein schienen, wurden viel belacht. Den Schluß des amüsanten und inhaltreichen Programms bilden Robert Paxton's Vorführungen lebender Bilder nach berühmten Meistern. Die Zusammenstellung der Bilh-r ist im hohen Grade künstlerisch orginell und farbenprächtig, wir nennen hier als besonders gelungen „Kinder der Flora" von Paxton, „Der Neujahrstraum" nach Kray, „Toilette" nach De la Roche und zum Schluß „Der Schmied der deutschen Einheit" nach Schmidt. Auch diesen Vorführungen zollten die Zuschauer reichen und wohl verdienten Beifall. Liicherbesprechungen. Hübncr'S geographisch-statistische Tabelle«. Ausgabe 1898. Herausgegeben von Hofrath Professor Fr. v. Juraschek. Verla, von Heinrich Keller in Frankfurt a. M. Der neue Jahrgang dieser vortrefflichen Tabellen ist bis zur Gegenwart sortgesührt und enthält für Len täglichen Handgebrauch die wichtigsten statistischen Angaben über alle Länder der Erde in übersichtlicher Form. Eine willkommene Ergänzung sind die in diesem Jahrgang zum ersten Mal in besonderer Zusammenstellung aus Seite 95 und i'6 mitgetheilten statistischen Daten der Großstädte Berlin, Ham burg, Breslau, Leipzig, Dresden, Wien, Pest, London, Paris und Nom. Für die Angaben über die Eisenbahnlängen sind die Mittheilungen des Archivs für Eisenbahnwesen in diesem Jahr gang mit vcrwerthet. Wir können daher das Büchlein nur erneut empfehlen. Es sei noch besonders auf die eingehende Berücksich tigung verwiesen, welche in der diesjährigen Ausgabe die neuesten colonialen Erwerbungen finden. Ferner sind die neuesten Angaben über die Vertheilung der Nationalitäten, Consessionen und Berufsstände und die osficiell richtig gestellten Ergebnisse der Volks zählung im russischen Reiche vom Jahre 1897 ausgenommen. Preis der elegant gebundenen Buch-Ausgabe 1,20 .^i, der Wandtasel- Ansgabe 60 ** Aus -em Geschäftsverkehr. I Die in Branchekreisen bestens bekannte Firma Arthur Klarncr (InhaberArthur Klarnec und Friedrich Eckhardt), Fabrik für Fahrradtheile, hat sich derartig entwickelt. Laß sich erneut eine Vergrößerung der Fabrikanlage nothwendig macht. Ms Specialitüt sabricirt die Firma Luftpumpen und Pedale. Mstere sowohl als Taschenpumpe, wie auch Gestell-, Werkstatt- und Fußluftpumpen in verschiedener Ausführung. Der Hauptartikel ist die bekannte fünftheilige Pumpe „Quintuplum", D. R.-P. 8926:;. Die Pumpe hat vor anderen Systemen verschiedene wesentliche Vor- züge. Die Kolbenrohre sind mit langen, gezogenen Böden und slurker Einlage versehen, so daß die Kolbenleder mit einer einfachen Schraube aufgejchraubt werden und daher von jedem Laien mit Leichtigkeit auszuwechseln sind. Dadurch, daß der als Führungsring dienende Boden das ganze Rohr umschließt und mit der Einlage gut verlöthet ist, ist ein Loßreißen desselben unmöglich. Die Ver schraubungen ferner werden nicht gestanzt, sondern aus nahtlos gc-- zogenem Rohr hergestellt und sind dadurch außerordentlich wider standsfähig. Tie seitliche Bewegung endlich ist bei der „Quintuplum" durch Verwendung genügend langer Führungen und Verschraubungen ganz minimal, was von besonderer Bedeutung für die Wirksamkeit der Pumpe ist. Daß diese Vorzüge von Fachauioritäten anerkannt, werden, ist daraus zu ersehen, daß viele angesehene Radmarken, wie Dürkopp, Adler, Attila, Stoewer, Victoria, Schladitz u. a. m. .Klarner's Quintuplum" als Zugabepumpe geben. ? Die letzten Tage der verflossenen Woche zeigten recht deutlich, daß wir jetzt mitten in der Hochsaison der Gänse und Hajen stehen. Am auffallendsten mar dies bei einem Gange durch die Markthalle oder in den verschiedenen Stadtgcschästen dieser Branche, unter denen besonders die in der Burgstraße befindliche ^ilp- und (Hcflügkl- handlung von Ernst Kriegcr am letzten Sonnabend ein lebhaftes Bild bot. Die großen und freundlichen Verkaufsräume dieser Firma waren ununterbrochen von zahlreichen Kauflustigen gefüllt, welche sich einen Braten für die beiden Festtage ausmähltcn. Aber nicht Hasen und Gänse allein findet man hier in reichhaltigste: Auswahl, sondern auch alle anderen Wild- und Geflügelsorten werden in der vorzüg lichsten Beschaffenheit geboten. Da sind in erster Linie Rehrückcn und Rehkeulen zu ermähnen, welche fick jetzt infolge sehr ergiebiger Jagden eines außergewöhnlich billigen Preises erfreuen, des ferneren Hirsche, Wildschweine, Gemsen, sämmtlich bis in die kleinsten Braten zerlegt und gespickt und bratfertig zubereitet. Alsdann kommen in Betracht Fasanen, Wachteln, Waldschnepfen, französische Poularde», junge Truthähne, Capaunen, Vierländer Hühner und so fort, so daß gegenwärtig bei Ausstellung des Küchenzettels nur ein Besuch dieser Stätte empfohlen werden kann, um eine allseitig willkommene Ab wechselung zu finden. ><!"Ä. /FAS ksdrilc kür ksdrrsätksUs, LlissastrssM 12. (Indubvr: Lrldur Llsrnsr L krisäriok kiekdarcit.)
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