Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.11.1898
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-11-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18981104011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898110401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898110401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-11
- Tag 1898-11-04
-
Monat
1898-11
-
Jahr
1898
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
8242 (-egenllder Oenlraldnündok krleckrlekmtrnoso. 'M! Li86N-80MSs086 s/son^a/k/ASS ?7s/so^-^Ho/'ss (cons.), Watten- Der Colonialdirector Es war schon längst es als einen Uebelstand Stelle in den Händen Interesse für unsere in Frage stand, dem Achtstundentag. * Wien, 2. November. Nach der „N. Fr. Pr." beschloß der Centralverein der Bergwerksbesitzer, ui dem fast sämmtlicke Montanwerke Oesterreichs vertreten sind, die Anfrage der Regierung dahin zu beantworten, daß eine ge setzliche Normirung des Achtstundentags für die gesammte BergwerkSproduction Oesterreichs verneint werden muß. (Frkf. Ztg.) Königin Eltsabeth-Tenkmal. *Pest, 3. November. (.Telegramm.) Die Presse aller Parteien feiert die Bedeutung des hochherzigen Entschlusses des Königs, daß daS Denkmal der Königin Elisabeth an der Stelle errichtet werde, wo jetzt das Hentzi-Monumeut steht, das düster» Erinnerungen an die RevolutionSevoche erwecke. Für das Denkmal sind bisher r/r Million Gulden durch freiwillige Beiträge eingegangen. — Hcntzi wurde be kanntlich während des ungarischen Aufstandes von General Windischgrätz 1848 zum Commandanten von Ofen ernannt, welche Festung er gegen die Ungarn längere Zeit vertheidigte, bis er am 2l. Mai 1849 verwundet wurde und starb. 1852 setzte man ihm in Ofen ein Denkmal. (Fortsetzung in der 1. Beilage.) Potsdam, wo er da« Commando der 4. Garde-Cavallerkr« Brigade erhalten hat. Oesterreich -Ungarn. Prebftimmen zur vrientretse Kaiser Wilhelm s. * Wien» 3. November. (Telegramm.) DaS „Fremden blatt" schreibt in Besprechung der Palästina.Reife deS deutschen Kaisers: „Es wäre verfehlt, ein politisches Pro gramm in die Reise hineinzulegcn. Wenn sie trotzdem eine in das Politische hinüberspielende Controverse und in Bezug darauf eine strenge Präcisirung des deutschen Standpunctrs zur Folge hatte, so ist der Anstoß dazu nicht von Deutschland gekoinmen. Kaiser Wilhelm hatte sich überhaupt angelegen sein lasten, einer einseitigen konfessionellen Auslegung seines Erscheinens im hei ligen Lande vorzubeugen." Das Blatt constatirt, daß der lebhafte Dank des Cardinal- Kopp an den Kaiser für die Ab tretung des Grundstückes „vormitiou cko In Lniute-Vierte" an die Katholiken gezeigt habe, wie die Katholiken Deutschlands dieses Geschenk würdigen. Dieser Vorgang zeige, daß die Interessen der deutschen Katholiken in den Händen des Kaisers gut ausgehoben seien. Hoffentlich werde dies auch eine dauernde günstige Wirkung auf das Verhältniß beider Confesstonen in Deutschland haben, wodurch der Aufenthalt des Kaisers in Jerusalem eine Bedeutung für das innere Leben Deutschlands erlangen könne. Wenn man an die Politik anläßlich des Aufenthalts des Kaisers in Jerusalem denken wolle, so sei sein dort ausgesprochener Wunsch: „Friede sei auf Erden", gewiß daS schönste politische Wort, das der Kaiser ge sprochen, sprechen konnte. Das „Vaterland" sagt: „Die offenbar auf eine Spannung zwischen Berlin und dein Vatican und auf eine Trübung des Verhältnisses der deutschen Katholiken zu Kaiser und Reich abzielenden Prophezeiungen und Wünsche einer gewissen Richtung haben sich nicht erfüllt. Die von vorn- herein gar nicht anzuzweiselnde edle Gesinnung Kaiser Wilhelm'-, sowie der gleichfalls vorauSzusetzende Takt der in Betracht kommenden katholischen Faktoren haben alle Hoffnungen der Uebelwollenden zu Schanden gemacht und alle etwaigen Besorgnisse aus der anderen Seite zerstreut." Das Blatt erinnert an die Be grüßung des Kaisers, als er den heiligen Boden betrat und an den Empfang des Kaiseipaares bei der Kirche des heiligen Grabes, welcher den Katholiken eine wahre Befriedigung bieten konnte, und constatirt, daß der Kaiser in Jerusalem einen großherzigen Act vollzogen habe, der aufs Neue von seinem Wohlwollen gegen die deutschen Katholiken Zeugniß ablegt und auch die Katholiken anderer Länder mit Genugthuung zu erfüllen geeignet sei. So sei denn zu hoffen, daß der Besuch des deutschen Kaisers in Jerusalem und im heiligen Lande der katholischen Sache nicht nur keinen Nachtheil bringen, sondern durch Festigung des guten Verhält nisses zwischen saeerckotium und Imperium jene viel mehr fördern werde. (Wiederholt.) kllvr-vLsslödUodt Aultiplsx-Oasksrnrüncker k. V. vrumdLiisor, Weststraße 12. Fernspr. 2053. Jiistaudhaltnng im Abonnement. Central-Hotel, Berlin 500 Nmmep von 3 M. — 25 M. Jnvalidenrentner in der Industrie. Noch auffallender ist die Verschiedenheit der Belastung durch Altersrenten in der Landwirtbsckaft und der Industrie. ES kommen auf je 1000 Versicherungspflichtige im Alter von 70 und mehr Jahren: in der Landwirtbschaft 27,4 Personen, in der Industrie 7,3, im Handel und Verkehr 5,2, in den übrigen Berufs-Abthei- lungen 12,5, im Neichsdurchschnitt aller BerufS-Abtheilungen 14,2 Personen. Für die Land- und Forstwirthschaft ergeben sich also fast viermal so viel Altersrenten wie für die In dustrie, und fast doppelt so viel Altersrenten als für den Durchschnitt aller Berufszweige im Reich. Bei einer der artigen Ueberlaflung des einen BernfSzweigeS kann eS nicht Wunder nehmen, daß Anstalten, in denen derselbe überwiegt, relativ stärker belastet sind wie andere Anstalten, in denen die Berufszweige einander mehr die Waage halten oder in denen gar die Industrie weit überwiegt, wie letzteres ins besondere in den großstädtischen Bezirken der VersicherungS- anstalten Berlin und der Hansestädte der Fall ist. Anderer seits ist aber auch nicht zu verkennen, daß hiernach die Vor theile der Versicherung in weit höherem Maße der land- wirthschaftlichen als der industriellen Bevölkerung zu Gute kommen. — Die städtische Schuldeputation hat unter dem Vorsitz deS Bürgermeisters Kirschner beschlossen, wegen Einziehung des ClassenordinariatS jüdischer Lehrerinnen beim CultuSminister vorstellig zu werden. — Im Wiener „Fremdenblatt" findet sich unter der Spitzmarke „Baronin Suttner und das Friedens manifest" folgende Notiz: „Zur Vorgeschichte der Abrüstungskundgebung des Zaren be stätigt die „Berliner Zeitung", wie uns von dort telegraphirt wird, daß Fürst Peter Dolgoruki in einem Schreiben an Baronin Suttner wörtlich erklärt habe: „Ich weiß aus einer sehr vertrauens, würdigen Quelle, daß der Kaiser dieses Dokument versaßt hat, nach dem er „Die Waffen nicderl" gelesen. Folglich ist dieses glückliche Ereigniß einzig Ihrem Einflüsse zuzuschreiben." Wenn Fürst Dolgoruki das wirklich erklärt haben sollte, so wird er kaum viele Leute finden, die ihm das glauben. Außerdem muthet unS daS Motiv: „Frau von Suttner mit den: Palmenzwcig neben dem Fricdenszaren" seltsam bekannt an. Hat nicht kürzlich ein politisches Witzblatt diese Com bination als Illustration verwerthet? * Hamburg, 2. November. Nachdem die Direktion des Carl-Schultze-TheaterS dem General-Commanvo nachgewiese» hat, daß sie contractlich vorläufig nur zu einer Vorstellung der Freien Volksbühne verpflichtet sei, hob daS Commando das generelle Verbot des Theaterbesuchs auf. Das Verbot bleibt nur für die am nächsten Sonntag statt findende Vorstellung der Freien Volksbühne aufrecht erhalten. * Blumenthal, 2. November. Ueber die blutige Schlägerei zwischen polnischen und deutschen Arbeitern, welche hier am 30. October am Schluß einer Tanzmusik im Hotel Union stattsand, wird jetzt des Näheren berichtet: Die Tanzgesellschast, die sich größtentheils aus polnischen Arbeiter» zusammensetzte, kam (wie die „N. V." berichtet) der Aufforderung, zur Feierabendstunde (11 Uhr) daS Local zu verlassen, nicht nach, sondern eS entstand ein großer Tumult, welcher derartig ausartrte, daß kein Mensch seines Lebens sicher war. Vor dem Locale hatte sich eine nach mehreren Hundert Köpfen zählende Menschenmenge an gesammelt. DaS HauS wurde durch Steinwürfe demolirt, und Rufe: „Schlagt die Deutschen tobt!" erschollen durch die Luft. Ein in polnischer Sprache zur Ruhe mahnender Arbeiter wurde mit einem Stein ins Gesicht ge schlagen, zu Boden geworfen und durch Messerstiche gelödtet. Ein anderer Arbeiter erhielt Stiche in den Kopf und den Rücken; die Verletzungen waren so schwer, daß er nach dem Hartmannsstift in Vegesack überführt werden mußte. Vier Haupträdelöführer wurden vorige Nackt verhaftet und dem Lesumer Gesängniß zugesührt. In der Wohnung eines Ver hafteten wurde ein mit Blut beflecktes Messer gefunden, welches hinter der Bettstelle verborgen war. ES sind bereits über zehn Verhaftungen vorgenommen. 6. H. Göttingen, 3. November. (Privattelegramm.) Eine große akademische Feier der Universität Göttingen zum Gedächtnisse desFürstenBi smarck findet am Todten- festsonntag statt. Eine monumentale Bronzebüste des Kanzlers wird in der Aula der Universität aufgestellt werden. (Wdh.) * Darmstadt, 2. November. In Süddeutschland giebt es bekanntlich, im Gegensatz zum Norden, keine Staats lotterien, obwohl vielseitS dafür plaidirt wird, daS Geld für die preußische, braunschweigische und sächsische Lotterie lieber im Lande zu behalten, dadurch, daß man ebenfalls Staatslotterien einfübrt. Obwohl nämlich die norddeutschen Staatslotterien in Süddeutschland verboten sind, wird heim lich viel in diesen Lotterien gespielt. Die hessischen Kammern werden sich nun in ihrer nächsten Session auch mit einem Lotteriegesetz beschäftigen. Die Stimmung im Lande ist sehr für die Einführung einer derartigen Lotterie. * Karlsruhe, 2. November. Wie badische Blätter melden, hat Frh. v.Buol, dessen Ernennung zum Oberlandesgerichtsrath erst jetzt gemeldet wurde, wegen Krankheit um einen längeren Urlaub nachsuchen müssen. * Stuttgart, 2. November. Wie verlautet, ist die Vor schlagsliste des Domcapitels für die nächste BischofSwabl vom Könige und dem Cultusministerium schon wieder nach Rottcnburg zurückgesandt worden, sodaß die Wahl schon in nächster Zeit vorgenommen werden kann. Außer den Mit gliedern deS Domcapitels sollen auch noch die Namen der Prof. vr. Schanz-Tübingen und I)r. Keppler-Freiburg i. B., sowie des Stadtpfarrers Or. Merkle-Wurzach auf der Liste stehen. — Generalmajor Herzog Albrecht von Württemberg übersiedelt morgen mit seiner Familie nach Dannenberg-Lüchow: Pvttfarke» (nat.-lib.). Lübben: v Löwenstein (cons). Willisen (cons.). Schwetz: RaSmuS (freicons.). Aurich: Jderbofs (freicons.). Löwenberg: v. Kölichen (cons.), Wietersheim (cons.). Hildesheim: Hoyermann (nat.-lib). Siegen: Macco (natlib.). Stargard (Pommern): v. Wangenheim (cons.), Wend hausen (cons.). Burgsteinf urt: Brandenburg (Ctr.), Herold (Ctr.). Münster (Westfalen): v. Heereman (Ctr.), Leppel- mann (Ctr.). Genthien: Simon v. Zastrow (cons.), Paasche (natlib.). Neustadt-Falkenberg: Freiherr v. Huene (Ctr.), Strzoda (Ctr.). Schleswig: Christophersen (freicons.). Mohrungen: Graf Kanitz (cons.), Graf Finckenstein (consi) Weißenfels: Winkler (cons), Pieschel (natlib.) Flensburg: Jebsen (natlib.) Ton der«: Bachmann (natlib.) Stolp: v. Bandemer (cons.), Will (cons.), v. Heyde- brecht (cons.), Rendsburg (cons.) Schlawe: v. Puttkamer (cons.), Fischer (cons.) Trier: Dasbach (Centr.), Roeren (Centr.). Neuß: Bender (Centr.), Rath (Centr.). Sckildberg - Adeln au: MyzecSki (Pole), Jerzykie- wicz (Pole). Mecheln: v. Hagen (Centr.). Borken.Recklinghausen: Ostrop (Centrum), Fritzen (Centr). Freystadt: Konrad (freicons.), v. Wernsdorff (cons.). Schleusingen: v. Erffa (cons.). Allenstein Noessel: Herrmann (Centr.), Graw (Centr.). West-Ost-Sternberg: Bohtz (cons.), von Bockel- bcrg (cons.). Biedenkopf: v. Heimburg (cons ). Wandsbek: v. Bülow (freicons.). Sensburg-Ortelsburg: v. Bieberstein v. Fabeck (cons.). Prym - Betlburg: Brockmann (Centr.), born (Centr.). Gr ätz: Czegulski (Pole), v. Brodnicki (Pole). Schlüchtern: Zimmermann (freicons.). Crowen: Kuhlwein (freicons.), v. Sckierstädt (eons.). Montabaur: vr. Lieber (Centr.). Paderborn: Human» (Centr.), v. Savigny (Centr.). Geldern: Pleß (Centr.), Heuser (Centr.). Fallingbostel: Feldmann (freicons.). Schweidnitz: Rohde (cons.), Frhr. v. Dodenhausen (cons.). (60 Wahlmännerwahlen in der Stadt Wittenberg ungiltig.) Montjoie: Prinz Arenberg (Centr.). Wesel: Fritzen (Centr.). Lyck: v. d. Groeben (cons.), Kullack (cons.). Schoenlanke: v. Colmar (cons.), Zindler (cons.). Magdeburg: Reichhardt (natlib.), van der Borght (natlib). Obertaunus-KreiS: Friedberg (natlib.). Itzehoe: Engelbrecht (freicons.). Ziegenhain: v. Baumback (cons.). Gronau-Alfeld: LüderS (freicons.).' Weilburg (Oberlahnkreis): Beckmann (cons.). Leer: Lotz (wild). Altkirchen: Osthaus (natlib), Krämer (natlib.). Labiau: v. Perbandt (cons.), Ahrendt (cons.). Preußisch - Stargard: Arndt (freicons.), Hobrecht (natlib.). Ha der Sieb en: Johannsen (Däne). Meldorf-Süderdithmarschen: Martens (natlib.). Hirschberg: Bänsch -Schmidtlein (freicons.), Seydel (natlib). Deutsches Reich. L. Berlin, 3. November. (Ein Jesuitenorgan über die Kirchenfreiheit in England.) „Trennung der beiden nach Wesen und Aufgabe verschiedenen Gebiete von Staat und Kirche" verlangt auch daS neueste Programm der süddeutschen Demokratie, daS am 21. September 1895 be schlossen wurde; und der Standpunct der norddeutschen Demokratie, insbesondere der des Abgeordneten Eugen Richter, ist grundsätzlich derselbe, mag eS auch in den pro grammatischen Kundgebungen der freisinnigen Volkspartei etwas anders formulirt sein. Wer von einer derartigen „Kirchensreiheit" allein den Vortheil hätte, darüber unterrichtet vortrefflichem Artikel deS neuesten HefteS der Jesuiten-Zeitschrifl „Stimmen aus Maria Laach", der daS Anwachsen deS KatholiciSmuS in England zahlenmäßig nachweist und am Schluß wörtlich daS Folgende bemerkt: „Möge der Eifer, den die Katholiken in London unter schwierigen (?) Verhält nissen entwickeln, in den deutschen Großstädten Nachahmung finden ... Allerdings steht der englische KatholiciSmuS in einem wichtigen Puncte weit günstiger als der deutsche: er ist ungehinderter und weit weniger beengt von den Fesseln der Staatsgewalt und einer von protestantischem Geiste ersüllten Bureaukratie. Daß der englische KatholiciSmuS so große Erfolge aufweist, liegt wesentlich an der Bewegungs freiheit, deren er sich auf britischem Boden erfreut." — Dieses werthvolle Eingeständniß sei ein neuer Sporn, das knapp genug bemessene Aufsichtsrecht deS Staates über die vom Jesuitismus beherrscht« römische Kirche mit aller Ent schiedenheit zu wahren. 8. Berlin, 3. November. (Privattelegramm.) Be züglich des Mordanschlages auf den deutschen Kaiser will die „Voss. Ztg." aus Rom erfahren haben, „zuverlässige, aus -gMr Quelle geschöpfte Meldungen aus Alexandria ließen erkennen, daß ein Mordanschlag gegen den deutschen Kaiser kaum nachweisbar kein werde. Jedenfalls seien di« Hersteller der Bomben nicht entdeckt worden, und den verhafteten italienischen Anarchisten babe keinerlei Betheiligung nachgewiese» werden können, wennschon sie offenbar zu Allem fähige Gesellen sind. Sie dürften unmittelbar nach der Rück reise des Kaisers entlassen werden". Gleichzeitig muß freilick der römische Correspondent melden, über den Inhalt des in Rom eingetroffenen Berichtes deS italienischen ConsulS ver laute noch nichts. Ob die Nachrichten der „Voss. Ztg." wirklich so „zuverlässig" sind, muß sich erst noch Herausstellen. (-) Berlin, 3. November. (Telegramm.) Der hiesige nordamerikanische Generalkonsul Julius Gold- schm'dt ist gestern Abend an einem Herzleiden gestorben. * Berlin, 3. November. Ueber Mißstände im MilitairpensionSwesen schreiben die „Berk. N. N": Unser Militairpensionswesen krankt an dem Uebelstand, daß darin große Ungleichheiten bestehen, unter denen verschiedene Kategorien von Pensionairen zu leiden haben. Es ist eine Vereinheitlichung auf diesem Gebiet wegen der allzu große» Kosten nicht thunlich, durch die für die nächste Reichstags session vorbereitete Novelle zum Pensionsgesetz sollen ab-r einige der schärfsten Ungleichheiten möglichst ausgeglichen werden. Ein Mißvcrhältniß bestand bisher hinsichtlich der Belassung der Militairpension »eben dem Civildiensteinkvmmen. Die Militair-Verwaltung hat den Grundsatz ausgestellt, daß eine Kürzung einer bereits erdienten Pension für geleistete Dienste bei einer Wiederanstellung unzulässig sei. Soweit es sich um den Communaldienst handelt, ist dieser Grundsatz bereits seit einer Reibe von Jahren praktisch durchgeführt,den im Staats dienst angcstellten Militairpensionaircn ist aber diese Ver günstigung nicht zu Tbeil geworden. Diese Ungleichheit will nun die Novelle nach Möglichkeit beseitigen. Ebenso ist eine bessere Versorgung der Wittwen und Waisen in Aussicht ge nommen. Der Reichstag hat in der vorigen Session die Unzulänglichkeit der bisherigen Sätze anerkannt, eS ist daher ganz zweifellos, daß die in der Vorlage vorgeschlagene Auf besserung bewilligt werden wird. Ferner sollen auch die Pensionen der seit dem 1. April 1897 verabschiedeten Ofsiciere vom Stabsofficier abwärts erhöht werden. Die durch diese Neuerungen verursachten Mehrkosten belaufen sich auf etwa sechs bis sieben Millionen jährlich. Wenn auch nicht alle Wünsche befriedigt werden können, so werden doch die herbsten Mißstände, über die in den beteiligten Kreise» gerechte Klagen laut wurden, wenn auch nicht ganz aus der Welt geschafft, so doch erheblich gemildert. * Berlin, 3. November. Anläßlich der Ueberweisung der Oorwitiou äo la Lainto-VierZo an die deutschen Katholiken schreibt die „Magd. Ztg." heute: „Neidlos hat die pro testantische Welt es vernommen, daß der Kaiser auch seiner katholischen Staatsbürger in dem Augenblicke gedacht hat, wo er einen Herzenswunsch der evangelischen Welt in Erfüllung brachte. Denn Duldsamkeit ist auch ein Zeichen des Protestantismus, und die protestantischen Fürsten aus dem ruhmreichen Hause der Hohenzollern haben sich allezeit dieser milden Tugend zu befleißigen gesucht. Hoffentlich bleibt eS aber auch auf der anderen Seite nicht bei dem bloßen Danke mit Worten. Noch ist der Wunsch, ein deutsch-evangelisches Gotteshaus sich in Nom erheben zu sehen, unerfüllt geblieben. Und als der Gustav-Adolf-Verein ein dahingehendes Verlangen zu er kennen gab, brach die ultramontane Presse in einen Sturm der Entrüstung aus. Wir nehmen an, sie verzichtet jetzt aus ihren Widerspruch und tritt dafür ein, daß auch ein lang gehegter Wunsch der deutschen Evangelischen in Rom bald in Erfüllung gehe." * Berlin, 3. November. Ueber Personalverände rungen in unserer Colonialverwaltung tauchen gleichzeitig die verschiedensten Meldungen auf, die alle an die Ankunft d«S Gouverneurs von Deutsch-Südwestafrika in Berlin anknllpfen. Von einer Seite wird energisch behauptet, Generalmajor v. Liebert werde nach Ablauf seines Urlaubs wieder auf seinen Posten zurückkehren; von AmtSmüdigkeit sei bei ibm keine Rede. Auch die Nachricht, daß er bestimmt sei, im Reichstage bei den Berathungen des ColonialetatS dem Director der Colonialabtheilung zur Seite zu stehen, wird ofsiciöS als hinfällig bezeichnet. Im Zusammenhang« hiermit ist eine Auslassung des Berliner „Loc.-Anz." bemer- kenSwerth, die sich recht Wohl mit vorstehend wiedergegebener Meldung in Einklang bringen läßt; daS Blatt schreibt: „In der leitenden Stellung unserer Colonialverwaltung scheint sich abermals ein Wechsel vorzuberciten. vr. von Buchka soll amtsmüde sein, kein Geheimniß, daß unsere „Afrikaner" empfanden, daß sich die maßgebende eines Juristen befand, dessen hohes colonialen Bestrebungen zwar niemals aber naturgemäß jede praktische Erfahrung fehlte, die von Sachverständigen als unerläßlicher Factor in der Behandlung colonialer Geschäfte verlangt wird. In den betheiligten Kreise» wird jetzt der hier eingetroffene Generalmajor Liebert als künftiger Colonialdirector genannt, und es steht zu erwarten, daß eS diesem verdienten Gouverneur von Deutsch-Südwest-Asrika gelingen wird, die Mißhelligkeiten zu beseitigen, die ohne Frage in der Verwaltung unserer Colonien in letzter Zeit entstanden sind." Im Widerspruch mit diesen Gerüchten steht freilich daS Lob, welches der Regent von Mecklenburg am Schluß der letzten Colonialrathssitzung Herrn v. Buchka ertheilte. — Nach amtlichen Ermittelungen beträgt in der Land- und Forstwirthschaft die Zahl der männlichen Jnvaliden rentner, auf je 1000 Versicherungspflichtige berechnet, daS 1,8363fache oder annähernd daS Doppelte der männlichen Grösstes Lrstss Uotsl Dsutsoklanäs Figuren auf den Oefen und Sprüche erklären ihre Bedeutung. So zeigt ein (im South Kensington-Museum befindlicher) Ofen des Villingers Hans Kraut vom Jahre 1571 die Geschichte von Mardochai und Haman und darunter die Verse: Aus Neid und Haß Haman gedenkt Wie Mardochäus wird gehenkt. Doch sich das Glück bald um hat kehrt, Er selbst wird gehenkt und dieser geehrt. Solch« Sprüche waren dann gewiß zur Kurzweil in der Winters zeit sehr geeignet und beliebt. Während nun aber so der Kachelofen eine neue Blüthezeit erlebte, erstand ihm ein Concurrent im gußeisernen Ofen. Wir kennen gußeiserne Ofenplatten schon aus den Jahren 1470—1480 von der Burg Trausnitz; im Jahre 1490 wurde ein „Meister uff d«r Mosel, der die eisernen Oefen machen kann", für die Frank furter Messe gewünscht, und das Rathhaus zu Wolfach besitzt einen eisernen Ofen aus dem Jahre 1500. Damals war diese Art von Oefen noch selten und geschätzt, und nur Schlösser, Rathhäuser u. dgl. m. konnten sich diese neuen Modeöfen anthun. Allein wenige Jahrzehnte später hatte der eiserne Ofen bereits all gemein Eingang im Bürgerhaus gefunden und seitdem ist er nicht mehr aus ihm verschwunden. Obwohl aber auch zahlreiche Leistungen dieser Gattung einen künstlerischen Charakter tragen, und unter Anderem ein gußeiserner Ofenkasten des Berliner Kunstgewerbe-Museums vom Jahre 1562 eine sehr feine und originelle Ornamentik aufweist, so hat di« Herstellung von guß eisernen Oefen in Deutschland doch nie die Höh« der künstlerischen Eigenart und Bedeutung erklommen, wie der Bau von Kachel öfen. Dazu mag das immerhin sprödere Material wesentlich bei getragen haben. Das Material des Kachelofens erlaubte noch weitere Fortschritte über die Errungenschaften des 16. Jahr hunderts hinaus, und eS war di« Schweiz, di« nun auf diesem Ge biete die Führung übernahm. ES ist unbekannt, auf welchem Wege di« italienische Majolika technik nach dir Schwei» -«langt ist. Jedenfalls aber finden wir gegen das Ende des 17. Jahrhunderts speciell in Winterthur die plastische Ofendecoration durch die malerisch« ersetzt. Di« dort ansässige Hafnerfamilie Pfau zeigt sich im Besitze der Kunst, mit den Scharffeuerfarben (blau, gelb, grün, violett) auf die Zinnglasur zu malen, und damit entsteht ein ganz neuer Ofen stil. Vom weißen Grunde heben sich jetzt in jenen leuchtenden Farben, di« der Mojolica eigen sind, malerisch« Darstellungen ab und geben dem Ofen eine ausgesprochene Individualität und Schönheit der Erscheinung, die dem älteren Stile doch versagt ge blieben war. Ueber ein Jahrhundert hat die Familie Pfau diese schöne Kunst ausgrübt; der Seidenhof zu Zürich, das Rathhaus zu Chur, verschiedene Musern u. s. w. besitzen schön« Werke ihrer Werkstätten. Meist lehnen sich die Bilder an populäre Holz schnittwerke an und erzählen in einer ganzen Folge gewissermaßen zusammenhängend weltliche oder heilig« Geschichten, gebrn Alle gorien oder Landschaften, wobei denn auch hier di« ««läuternden oder moralisirenden Verse selten fehlen. Es sind diese Oefen, von denen Goethe in der Schweizerreis« gesagt hat: „Es ist etwas Schönes und Erbauliches um die Sinnbilder und Sittensprllche, di« man hier auf den Oefen antrifft." Der Vortrag ist überall gewandt und flott, die technische Ausführung tadellos, und so be zeichnet der Schweizer Ofenbau einen Höhepunct in der Geschichte der deutschen Keramik. Dem allgemeinen Wechsel des Geschmacks unterlag auch der Ofen. Bald sind die gemüthlichen alten grünen und braunen Oefen verschwunden, weiß ist die Grundfarbe geworden, und di« das Delfter Vorbild verrathende Blaumalerei hält auf diesem Ge biete ihren Einzug. Auch die Formen verändern sich. Das Barock bringt bauchig« Flächen, üppig«, fast ausschweifend« Dekorationen in Gold; und wenn im Barockofen die alte Grund form doch zumeist noch erkennbar ist, so drückt das Rococo auch dem Ofen seinen allen architektonischen Principien abholden übermüthigen und spielenden Charakter auf. Man findet Oefen aus dieser Periode, die di« Fagon einer kolossalen Zipfelmütze haben. Obwohl nun die Oefen auch in dieser Zeit noch oft reichen Schmuck an plastischen Decorationen, zierliche Malereien in dem galanten Geschmack« d«r Epoche aufweisen, so ist doch offenbar ihr ganzer Charakter und ihre Bedeutung völlig ver- ändert. Die Zeiten, da der Ofen für enge niedrige Zimmer bestimmt war, da er den Mittelpunkt des Raumes, den ge müthlichen winterlichen Versammlungsort bildet«, da ein eigener Zauber, der Zauber der Winterabende, der Märchen, des Spinn rades, ihn umwob und ihn jedem Bewohner lieb und wrrth machte — di« sind vorüber. Er ist nur noch ein Zierrath des Zimmers, wie Anderes auch; seine besondere Stellung und B«- deutung, di« einen eigenen Schmuckstil erzeugte, ist dahin, der Schmuck wird mehr und mehr charakterlos, die Form nimmt den Modestil an; am Anfänge unsens Jahrhunderts z. B. Schlüter's antikisir«nden Stil, der unseren Oefen ja dann lange geblieb«» ist. Als etwas Fremdes, Kahles und meist Unschönes haben wir in unserer Kindheit den Ofen kennen gelernt, der vordem so gemüthlich, eigenartig, gesprächig und reizvoll war. Die hier und dort «ingefügtrn Schmuckstücke mit ihren Floren und Pomonen, idealen Köpfen und Allegorien sagten uns nichts und verbesserten den Eindruck nicht. So war es natürlich, daß bei der beginnenden Renaissance unseres Kunstgewerbes sich di« Aufmerksamkeit sogleich auch auf die Um- und Neugestaltung des verwahrlosten Ofenbaues richtete und man sich an die herr lichen alten Vorbilder wandte. Di« so bedeutsam gewordene Münchener Kunstgewerbe-Ausstellung von 1888 zeigte bereits zahlreiche tüchtige Arbeiten zumeist im Stile der Renaissance, bei denen es an ausgiebigem Schmuck, an Ofenbänken u. s. w. nicht fehlte. Wenn diese Bewegung bisher doch noch nicht zu einer wirtlich gesunden künstlerischen Neugestaltung unserer Oefen geführt hat, so liegt dies daran, daß die Anknüpfung an die Vergangenheit auch hier ziemlich kritiklos erfolgt ist. Da ist zunächst das Format. In den niederen Stuben der alten Zeit war es natürlich, ja fast selbstverständlich, daß der Ofen fast bis an di« Decke reichte. Inzwischen sind unsere Zimmer weit höher geworden, und eS liegt kein Grund vor, in einer äußerlichen Nach ¬ ahmung des Alten dem Ofen eine Höhe zu geben, die ihm an sich schon etwas Ungemüthliches und Fremdes verleihen muß. Viele Oefen in unseren Wohnungen zeigen mit ihren enormen Dimen sionen und ihrer Prunkhaften, aber keineswegs immer schönheits vollen Ausstattung, daß man auch hier das Bürgerhaus in einem falschen Palaststile behandelt und die natürlichen Bedürfnisse der bürgerlichen Wohnung nicht berücksichtigt. Aehnlich steht es mit dem Schmucke. Den Menschen der Gothik und der Renaissance sagte ihr Schmuck etwas; die Darstellungen behandelten ihnen interessant«, vertraute und werthe Gegenstände. So lang« wir «ntsprechende Motive für die moderne Welt noch nicht gefunden haben, ist die Anbringung überlebter Schmuckformen, allegorischer Darstellungen, Figuren rc. an den Oefen um so verfehlter, als wir heut« nicht mehr allwinterlich um d«n Ofen sitzen und sein« Bilder und Gestalten zu betrachten und auszudeuten pflegen. Einen beacht«nsw«rthen Versuch einer vernünftigen Neugestaltung hat jüngst ein für die Münchener „Vereinigten Werkstätten" arbeitend«! Künstler gemacht. Er zeigte auf'den diesjährigen Ausstellungen einen einfachen, grün glasirten, nach oben obelisken ähnlichen abschließenden Ofen von mäßigen Dimensionen und ohne weiteren Schmuck, ein nettes, gemüthliches Stück, daS nicht als ein« lobte Masse im Winkel lagern, sondern sich in das En semble des Raumes freundlich «inordnen würde. Und dies ist wohl gegenwärtig der springende Punct. Der Ofen ist nicht mehr der wichtigste, den ganzen Raum beherrschende Bestandtheil deS Zimmers, der darum auch Alles überragen und übertreffen kann und soll, sondern er muß der ganzen übrigen Einrichtung sich harmonisch anpassen und einfüg«», seiner Farbe wie seiner Form nach. Dadurch ist «in neuer Stil auch im Ofenbau be dingt; auf diesem Wege wird der Ofen bei uns, wo er seine klassische Ausgestaltung gefunden hat, in nicht zu ferner Zeit wieder «in wahrhaft künstlerischer Bestandtheil der Innen architektur werd«».
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)