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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.11.1898
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-11-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18981104011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898110401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898110401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-11
- Tag 1898-11-04
-
Monat
1898-11
-
Jahr
1898
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Ncclamen unter demRedaction-strich (»ge spalten) 50^, vor den Familiennachrichte» (6 gespalten) 40 Größere Schriften laut unserem Preis- ve-zeichniß. Tabellarischer und Zissernsaß nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung 80.—, mit Postbesörderung 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Ab end-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Marge »-Ausgabe: Nachmittags SUHL. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet» an Expedition zu richten. Druck und Derlaa von E. P olz in LeipsiL 92. Jahrgang. Eine neue Sünde der Deutschen in Oesterreich. Ss Der Beschluß der brutschen Voltspartei, aus der Obmänner-Conferenz auszutreten, hat die feste Organisation der deutschgesinnten Parteien in Oesterreich zersprengt. Auch die anderen deutschen Parteien sahen sich da durch genöthigt, ihre Vertreter von der Obmänner-Conferenz zurückzuzichen und so ist dieses sichtbare Symbol der Ein- müthigkeit der deutschen Parteien zersprengt worden. Wohl haben die Parteien gleichzeitig erklärt, daß sie auch fürderhin in allen nationalen Fragen sich eng aneinander anschließen wollten, aber im politischen Leben verlangt ein geschlossenes Zusammengehen auch ein gewisses äußeres Band, und wenn dieses Band zerrissen ist, tritt Entfremdung und Feindschaft ein. Ein Beispiel dafür sind die freisinnige Volkspartei und die frei sinnige Vereinigung in Deutschland. Als diese beiden Parteien sich aus der freisinnigen Partei bildeten, hieß es, daß sie getrennt marschiren, aber vereint schlagen wollten. Wie oft haben sie aber inzwischen auf einander losgeschlagcn! Wie bedenklich die Auf hebung der Obmänner-Conferenz ist, sieht man auch an der Erklärung der Christlich-Socialen, die sich Vorbehalten, von Fall zu Fall mit den anderen deutschen Parteien über ein etwaiges Zusammengehen in Verbindung zu treten. Die Christlich-Socialen waren nie mit dem Herzen bei dem Zu sammengehen der deutschen Parteien und ihr« Erklärung zeigt, daß sie froh sind, eines lästigen Zwanges ledig zu werden. Sie werden eben noch „von Fall zu Fall" mit den anderen deutschen Parteien Zusammengehen, des Oefteren aber wohl auch sich der katholischen Volkspartei anschließen, der sie innerlich nahe stehen. Die "deutsche Gemeinbürgschaft ist in einer Zeit höchster Gefahr für das Deutschthum abgeschlossen worden. Ist denn diese Gefahr schon vorüber, daß man glaubt, der einigenden Or ganisation entrathen zu können? Nein, das Verhalten des Grafen Thun zeigt, daß di« Gefahr größer ist, als sie jemals war. Graf Thun möchte den Constitutionalismus in Oesterreich zu einer bloßen Form herabdrücken, jede Minderung des konstitutionellen Wesens aber ist zugleich eine Gefährdung des Deutschthums. Denn wie man im Derordnungswege dem Deutschthum auf den Leib rücken kann, das haben die unglück seligen Sprachenverordnungen bewiesen und um so ge ringer die Bedeutung des Parlamentes wird, desto geringer wird auch für die Deutschen die Möglichkeit, sich gegen Ver gewaltigungen auf dem Verwaltungswege zu wehren. Indessen ist es nicht nur die Haltung der Regierung, die den Deutschen hätte zeigen sollen, daß sie gerade jetzt nicht den Luxus einer Spaltung sich hätten leisten dürfen. Auch die parlamentarischen Gegner des Deutfchthums werden zu einer größeren Gefahr, weil sie sich immer enger zusammenschließen. Die katholische Volkspartei, die noch im vergangenen Sommer einige Mitglieder besaß, denen das deutsche Gewissen noch ein wenig schlug, hat einstimmig beschlossen, die Regierung zu unterstützen. Auf eine Spaltung dieser Partei also dürfen die Deutschen nicht mehr rechnen. Auch di« Jungtschechen haben die Unterstützung der Regierung beschlossen, obwohl sie durch die ihnen von der Regierung gemachten Conc«ssion«n noch nicht ganz befriedigt sind. Von diesen Gegnern hätten die deutschen Par teien wohl lernen sollen. Der innere Grund des Aufhörens der deutschen Gemeinbürgschaft liegt darin, daß die politischen Gegensätze zwischen den einzelnen deutschen Parteien sehr leb- lwfte sind. Aber sind die Gegensätze zwischen den verschiedenen Regierungsparteien geringer? Di« Jungtschechen stehen durch ihre radicalen Anschauungen in einem starken Gegensätze zu dem feudalen Großgrundbesitze und durch ihre hussitische Gesinnung im Gegensatz zu der klerikalen 'deutschen Volkspartei; die Polen stehen durch ihren leidenschaftlichen Haß gegen Rußland in einem entschiedenen Gegensätze zu den Tschechen, die in Rußland den Mittelpunkt des großslawischen Wrltstaates der Zukunft er blicken. Trotz all' dieser Gegensätze halten diese Parteien zu sammen und beweisen damit, daß si« an politischer Klugheit eben so sehr über den Deutschen stehen, wie sie an Bildung hinter ihnen zurückstehrn. Das Bild der Uneinigkeit, das die Deutschen in Oesterreich wieder einmal geben, entspricht jemm Bilde, daS die Deutschen in Deutschland Jahrhunderte hindurch gewährt haben. Deutsch land hat unter dieser Zwietracht aufs Schwerste gelitten, und wenn es sich trotzdem zu dem großen einigen Deutschland zu sammenschmieden ließ, so liegt darin für die Deutschen in Oester reich noch nicht der Trost, daß auch sie trotz ihrer Zwietracht noch einer besseren Zukunft entgegen gehen können. Denn es besteht ein fundamentaler Unterschied: in Deutschland war trotz allen Zwiespaltes die ungeheure Mehrheit der Bevölkerung doch eben eines Stammes und deshalb war schließlich die Einigung möglich, als man einsehen lernte, daß der Zwist nur zum Un heil führte. Hier konnte das Deutschthum nicht untergehen. In Oesterreich aber stellen die Deutschen nur eine Minderheit der Bevölkerung dar. Sie sind zwar stärker an Zahl als jeder andere Stamm für sich genommen, aber schwächer als die anderen Stämme zusammengefaßt. Und da eben die Gegenwart zeigt, daß die anderen Stämme geschlossen Zusammenhalten, während die Deutschen gespalten sind, so liegt di« Gefahr für die Deutschen, erdrückt zu werden, nahe genug. Als Cultur-Clement werden sich die Deutschen in Oester reich immer behaupten, denn hier haben sie einen vielhundert jährigen Vorsprung vor "den anderen Nationalitäten und sie stehen auch in der Gegenwart noch weit über den Tschechen, Polen, Ruthenen, Slowaken und wie diese inter essanten Völkerschaften heißen mögen. Als politische Macht aber können sie sehr wohl untergehen, wenn sie trotz der gegenwärtig für sie so bedenklichen Lage noch einen politischen Fehler nach dem anderen machen. Bei allem Mitgefühl für die deutschen Stammesgenossen können die Reichsdeutschen nichts anderes thun, als sie vor politischen Fehlern warnen. Hören sie auf die treu gemeinten Mahnrufe nicht, so wird von reichsdeutscher Seite aus dem Untergang« des Deutfchthums in Oesterreich kein Damm entgegengesetzt werden können. Zur Frage der Arbeitslosenversicherung. Seit April 1896 besteht bekanntlich in Köln eine „Stadt kölnische Bcrsicherungscasse gegen Arbeitslosigkeit im Winter" mit freiem Beitritt, das erste und — soviel wir wissen — bis beute einzige Institut dieser Art in Deutschland. Nach den Statuten dieser Casse haben alle mindestens 18 Jahre alten männlichen Arbeiter, die wenigstens 2 Jahre ihren Wohnsitz in Köln haben und nicht dauernd erwerbsunfähig sind, ein Bei trittsrecht. Haben die Versicherten in der Zeit nach dem 1. April während 34 aufeinanderfolgender Wochen ihre Beiträge bezahlt, so erhalten sie, wenn sie beschäftigungslos werden und ihnen Arbeit nicht nachgewiesen werden kann, in der Zeit vom 15. December bis 15. März ein Taggeld, das für die ersten 20 Werktage für den Berbeiratbeten je 2 für den Unver- heiratheten je 1^/z^k beträgt, von da ab aber auf die Hälfte verkürzt und überhaupt nickt länger als acht Wochen gezahlt wird. Die Kosten der Versickerung werden theils durch die Beiträge der Versicherten (25 wöchentlich), theils der Ehrenmitglieder (jährlich mindestens 5 ^!) und Patrone (ein malige Zahlung von mindestens 300 .^), theils der Stadt gemeinde und sonstige Geschenke aufgebracht. Die Casse hat zwei Geschäftsjahre hinter sich. So kurz diese Geschäftszeit ist, so lehrreich ist sie doch für die Frage, wieviel man sich für den Fortschritt der Arbeitslosen versicherung von dem in Köln betretenen Weg versprechen kann. Einem Mitarbeiter des „Schwäb. Merkur" liegen die beiden Geschäftsberichte für die zwei Jahre vom 1. April 1896 bis 31. März 1898 vor. Nach denselben erfreute sich zwar die Casse im Jahre 1896/97 des regsten Interesses der Kölner Bürgerschaft, die au einmaligen und Jahresbeiträgen die schöne Summe von 103 356 Mark beisteuerte; dagegen meldeten sich in demselben Berichts jahr nur 229 Personen zur Versicherung, von denen noch neun zurückgewicsen werden mußten, so daß die Zahl der in Versicherung Genommenen sich auf nur 220 belief. Diese äußerst geringe Betheiligung der Arbeiterschaft bat sich auch im Geschäftsjahr 1897/98 nicht wesentlich verbessert: eS meldeten sich nämlich 351 Personen, von denen 27 zurück gewiesen werden mußten, so daß die Zahl der Versickerten nur 324 betrug. Weitaus die Mehrzahl derselben waren verheirathete Männer (268). Ihrem Beruf nach waren 158 Handwerker und gelernte Arbeiter, 166 ungelernte Arbeiter. Von den 324 Versicherten waren aber that- sächlich nur 236 bezugsberechtigt: nur so viele legten in der Zeit vom 1. bis 15. December statutengemäß ihre Markenbücher vor; die übrigen 88 hatten offenbar ihre Beiträge vernachlässigt. Von diesen 236 Personen meldeten sich nun insgesammt nicht weniger als 151 als arbeitslos! 43 davon empfingen während der fünftägigen Wartezeit andauernde Beschäftigung, die übrigen 108 hatten nach Abzug der Wartezeit ein Anrecht auf Tagegelder an zusammen 4843 Werktagen, da sie aber an 2646 Tagen be schäftigt wurden, erhielten sie nur für die übrig bleibenden 2l97 Werktage Tagegelder im Gesammtbetrag von 3485 eine weit höhere Summe, als ihre Beiträge ausmachten (2213 ^!). Da indessen durch sonstige Beiträge und an Zinsen erhebliche Summen einliefen, schloß das Geschäfts jahr trotzdem mit einem höheren Vermögensstand ab, als daS vorhergehende (109 385 .4! gegen 102 557 Ende Märr 1897). Mit diesem Ergebnisse hat die Kölner Casse die Er fahrungen bestätigt, die man schon zuvor in der Schweiz, dem Experimentirfeld auf dem Gebiet der kommunalen Arbeits losenversicherung in Bern gemacht bat, wo am 1. April 1893 die erste freiwillige städtische Arbeitslosenversicherungscasse der Welt ins Leben gerufen worden war. Hier wie dort hat sich — wie vielfach vorausgesagt worden — die doppelte sehr bemerkenSwerthe Thatsache gezeigt, daß eine freiwillige kom munale Arbeitslosencasse einerseits immerhin nur einen recht unbedeutenden Vcrsichertenbestand bekommt und andererseits bei einer solchen Casse die Zahl der Arbeitslosen im Ber- hältniß zur Zahl der Mitglieder immer eine unverhältniß- mäßig große ist, — beides Umstände, die deutlich genug er kennen lassen, daß das schwierige Problem der Arbeitslosen versicherung auf dem in Rede stehenden Weg seiner Lösung um keinen nennenswerthen Schritt näher gebracht zu werden vermag. Ergebnisse der Wahlen zum preußischen Abgeorönelenhause. (-) Berlin, 3. November. (Telegramm.) Bis 5i/iUhr waren 245 Wahlergebnisse bekannt. Es sind gewählt: 78 Con- servative, 32 Freiconservative, 43 Nationalliberale, 2 Angehörige der freisinnigen Vereinigung, 12 der frei sinnigen Volkspartei, 62 Angehörige des Centrums, 10 Polen, 2 Caudidaten des Bundes der Landwirthe, 2 Dänen, 1 An gehöriger der deutschen Neformpartei, und 1 Fraktionsloser. Die uns bisher gemeldeten Wahlresultale der einzelnen Wahlkreise sind folgende: Berlin I: Hirsch (freis. VolkSp.), Traeger (freis. Volksp.). Berlin II: Kopsch (freis. Volksp.). Berlin III: Virchow (freis. Volksp.). Berlin IV: Schulz (freis. Volksp.). Hameln: Hausmann (nat.-lib.). Gl «iw itz: Heisig (Centr.). Lötzcn: Dreyer (cons.). Wormditt: Dittrich (Centr.) und Krebs (Centr.). Stolzenau-Neustadt: Heyl (cons.). Marienburg-Goslar: Horn (nat.-lib.). Lüneburg: Hagelberg (nat.-lib.). Wetzlar: Prinz Solms-Braunsel« (cons.). Sigmaringen: Bumiller (Centr.) und Hodler (Centr.). Flatow-Deutsckkrone: Conrad (cons.). Wiehl-GummerSbach: Krahwinkel (nat.-lib.). Lingen: Degen (Centr.), bisher cons. vertreten. Gründerg-Freistatt:Knoch (cons.) und Beuchelt (cons.). Osterode: JonaS (nat.-lib.). Pinneberg: Graf Moltke (freicons.) wiedergewählt. Kreuzburg: Mücke (Centr.), v. Prittwitz-Gaffron (cons.). Oldenburg: Hansen (freicons.). Nordheim: Falkenhagen (nat.-lib.). Straßburg i. Westpr.: Dumrath (freicons.), bisher durch einen Polen vertreten. Rintelen: v. Dithfurth (cons.), bisher national-liberal vertreten. Stendal: v. Jagow (cons.), Graf Bassewitz (cons.). Rothenburg: Hesse (nat.-lib.). Lehe: Schwalbe (nat.-lib.). Groß-Str elitz-Lu bl in itz: Graf Strachwitz (Centr.), Glowatzke (Centr.). Emden-Norden: Menge (freicons.). ' Preetz-Plö n: Kasch (cons.). OelS: v.Kardorff (freicons.),v.Willert (cons.),v.Korn (cons.). Kiel: Barth (freis. Vereinig.). Zellerfeld-Ilfeld: Engels lsreicons.). Hersfeld: Werner (deutsche Reformp ). Crefeld: Bachem (Centr.). Stadt Posen: Kindler (freis. VolkSp). Strehlen: von Luck (cons.). Graven stein: Hansen (Dane). Fulda: Göbel (Centrum). Harburg: Weiberzalm (nat.-lib.). Hanau: Jungheim (nat.-lib.). Cleve: Heveling (Centrum). Ueltzen: Tschoppe (freicons.). Dram bürg: von Brockhausen (cons ). Moers: Vorster (freicons.). Potsdam: Kelch (freicons.). Wettmar: Böttinger (nat.-lib.). Stade: Holtermann (nat.-lib.). Kirchheim-Frankenberg: Risch (freicons.). Neustadt-Carthaus: Neubauer (Pole),Schröder (Pole). Mogilno: Wolff (cons.), Peltasohn (nat.-lib.). Hoyerswerda: v. Götz (cons.), Mischwitz (nat.-lib.), bisher konservativ vertreten. Usedom: Jürgensen (nat.-lib.). Insterburg: Mrntz (cons.), Kreth (cons.). BreSlau-Neumark: Graf Limburg-Stirum (cons.), Gras Harrach (cons). Köln-Land: Mooren, Pingen, Breuer (sämmtlich Centr.). Stralsund: Graf Solms-Rödelheim (cons.), v. Riepen hausen (cons.) Querfurt: Neubach (freicons.), v. Helldorf (cons.). Ottweiler: VopeliuS (freicons.), Lohmann (nat.-lib.), Daub (nat.-lib.). Pillkallen: Gottschalk (cons.), Brämer (cons.), Diep holz (nat.-lib.), Meyer (nat.-lib.). Köln a. R.: Fuchs (Centr.), Trimborn (Centr.). Bomst: v. Dziembowski (freicons.), v. Staudy (cons.). Melle: Meyer (Centr. und Welse). Guhrau-Steinau: Wrochem (cons.), Bandelow (cons.). Jyork: Schoof (Bund der Landwirthe). Nordhausen: Wiemer (freis. Volksp.). Jüterbogk: Barthold (freicons.). Brieg: Pache (cons.), Schaube (freicons.). Bonn: Hauptmann (Centr.). Heiligenbeil: v. Saucken (cons.), v. Glasow (cons.). Schroda-Schrimm: Szuman (Pole), Glebocki (Pole), Styckel (Pole). Warburg-Höchster: Schmidt (Centr.), Alber» (Centr.). Neuhaldensleben:v. Hasselbach(cons.), Doecker (freicons.) München-Gladbach: Mies (Centr.), Hitze (Centr.). Schmalkalden: v. Christen (freicons.). Hannover-Stadt: Wallbreckt (natl.), Sattler (natl.), Hannover-Land: Hische (nat.-lib.). Linden; Mattfeld (nat.-lib.). Frankenstein-Münsterberg: Metzner (Centrum), Langer (Centrum). Nienburg-Hoya: Heye (nat.-lib.). Schweidnitz: Hirt (cons.), Hoheisel (Centr.). Ruppin-Templin: v. Quast (cons.), Dietrich (cons.). Wiesbaden: Wintermeyer (freis.?). Neisse: Klein (Centr.), Hubrick (Centr.). Gardelegen: v. Mendel (cons.), Bröse (cons.). Oppeln: Schmula (Centr.). Nadbyl (Centr.). Torgau: Lingenthal (cons.), Graß (freicons.). Li egnitz: Schilling (cons.), Hornig (cons.). Feuilleton« Der Ofen. Eine künstlerische Studie von Theodor Lamprecht. * Nachdruck »ertotk«. Wenn unter d«n harten Herbskwinden da- Laub von den Bäumen fällt, dann gelangt der Ofen, der Sommers über ver nachlässigt und unbeachtet in seinem Wink«! gestanden hat, zu neuen Ehren und wird zu einem wichtigen Elemente unseres Heim- und seiner Behaglichkeit. Bilden doch die Wärme- und die Lichtquelle von jeher so recht di« Mittelpunkte de» Hauses, um die sich sein ganze» Leben gruppirt; und al» die eigentliche Glanzzeit des Ofens, oder vielmehr deffen, was damals sein« Stelle vertrat: des Herde», muß man wohl jene entfernte Zeit an sehen, wo er dem Hause Licht und Wärme zugleich spendete und darum in Wahrheit der unentbehrlichste und ehrwürdigste Be- fiandtheil der häuslichen Leben- war. Noch kann man Zeugen dieser Epoche in den in Norwegen vereinzelt erhaltenen ,prüAS- stuor" kennen lernen, jenen niedrigen Blockhäusern, deren ganz« innere Einrichtung sich eigentlich auf die den Raum beherrschende Feuerstelle beschränkte. So kostbar war dem Bauern di« von ihm ausgehende Wärme, daß er, um nicht» von ihr zu verlieren, die Anbringung aller Fenster vermied, und noch heute glauben wir, wenn wir in dem niedrigen, dunkeln, räucherigen Raum« stehen, sein« einstigen Bewohner schweigsam um die Feuerstätte hocken und dankbar in die züngelnden Flammen starren zu sehen. Ver gleichen wir mit diesen Heizvorrichtungen de» rauhen Norden» die der Antike, so erkennen wir di« unendlich günstigeren Be dingungen, unter denen die Kinder der lachenden Mittelmeer küsten lebten. Sie hatten nur Feuerbecken, Kvhlenpfannen und klein« tragbare Herde, wie sie noch heut in Italien anzutreffen sind und in kalten Wintern gar oft die Sorge nordischer Besucher bilden. Kamen aber di« Römer in kältere Klimatc, so heizten sie mit den sogenannten Hypokausten, einer sehr gut wärmenden unterirdischen Luftheizung. Dies« Methode der Heizung über lebte in den Ländern des Nordens die Römerherrschaft selbst, und noch im Bauriß des Klosters St. Gallen vom Jahre 850 finden wir Hypokausten vorgesehen. Daneben aber erscheinen auch hier bereits di« eigenthllmlichen Heizkörper der nördlicheren Gebiete, der Kamin und der Ofen. Von ihnen hat wieder der Kamin, der nur eine verhältnißmäßig geringe Wärmeerzeugniß erlaubt, in den Ländern mit milderen Klimaten, in England und Frank reich, sein« hauptsächliche Heimath gefunden; bei uns aber, wo daS Klima dazu drängte, auf eine gleichmäßige unt» dauernde Erwärmung des Hauses Bedacht zu nehmen, erreichte der Of«n seine vollendetste Ausbildung. Die ältesten deutschen Oefen waren mit rohen Ziegeln be gleitet. Die Erfahrung, daß ein« vertiefte Form der Ziegel der Wärme eine größere AuSstrahlungsfläche bietet, führte zur Er zeugung der teller- oder napfförmigen Kacheln, von denen in den Sammlungen noch eine ganz« Anzahl erhalten sind. Schon im 13. Jahrhundert bemerken wir solche Kachelöfen auf bildlichen Darstellungen, im 15. Jahrhundert sind die Kacheln bereit» durch Glasur — zunächst di« durchsichtige Bleiglasur — gefestigt und geschmückt. Somit waren die Bedingungen für die künstlerische Ausgestaltung de» Ofen» gegeben. Und es lag wohl in jenen Zeiten,indenendieMenschrn mehr als wir heute von den Unbilden deSWetter» abhängig waren, in denen sie, von alten Wahnvorstel lungen befangen, ängstlich auf das Heulen des Sturme- und das Klatschen de» Regen» horchten, besonders nah«, gerade diesen guten Hausfreund, gerade die» echte Symbol der guten Geister de» Hause», liebevoll zu behandeln und zu schmücken. Er wurde al» ein Hauptstück der Einrichtung angesehen, um ihn sammelten sich die Bewohner de» Hause», hier erfuhr man die Neuigkeiten au» der verschneiten fernen Welt da draußen, hier summten die uralten Märchen, erklangen di« von Geschlecht zu Geschlecht überlieferten Lieder. So war in Deutschland der Ofen vor Allem dazu berufen und geeignet, der Gegenstand der liebevollsten Ge staltung und eigenartigsten künstlerischen Entwickelung zu wer den; so wurde er nach Lübke's hübschem Worte sehr oft zur „illustrirten Prachtausgabe damaliger Hauspoesie". Es war die Gothik, die die Grundformen d«s deutschen Ofens ausbildete. Sie begründete j«ne durchaus architektonische Be handlung des Ofenbaues, di« den Ofen zu einem so markanten Theile der ganzen deutschen Inneneinrichtung gemacht hat. Auf einem wuchtigen Sockel erhebt sich ein leichterer Oberbau; di« Stützen des Sockels werden mannigfach ausgebildet, doch ist für sie das Motiv tragender Löwen am beliebtesten. Um den Sockel herum läuft eine Bank: der erhöhte Raum zwischen dem mittleren Aufbau und der Wand wird als warmer Sitzplatz oder als Schlafstelle verwandt, öfters führt ein« Treppe zu ihm empor. Die Kacheln sind gewöhnlich grün glasirt und mannigfaltig mödellirt; Wappen und Symbole, weltliche und heilig« Figuren sind auf ihnen zu schauen; oft an den langen dunklen Winter abenden werden sie von den auf der Ofendank Sitzenden besehen und Wissende erzählen dann von Männern und Geschlechtern aus alter und neuer Zeit. Das ist einer der anziehendsten Momente in der Geschichte d«S deutschen Ofens, daß s«m dekorativer Schmuck nicht leere Allegorie, nicht müßige Erfindung war, son dern für die Bewohner des Hauses zugleich etwa» bedeutete, lebendig zu ihnen sprach, sie unterhielt und anregt«. Daraus ist dann v:e weitere überaus reiche Entwickelung des OfenschmuckS sicher mit zu erklären. Oesen dieser gothischen Epoche sind mehr fach erhalten. Vielleicht der berühmteste von ihnen ist der sehr liebevoll auSgcsialtete große Ofen im Rittersaake der Veste Hohen salzburg, auch das Schloß Tyrol und der Artushof in Danzig besitzen schöne gothische Oef«n, von denen der letztere durch seine humoristischen, zum Theil recht derben Darstellungen bemerkenS- werth ist. E» kam die Renaissance und mit ihr rin feinere» Kunst gefühl, eine reichere Anschauungswelt, eine vollendetere Technik. Der Künstler, der sie auf dem Gebiete des Ofenbaues zur An Wendung brachte, war der bekannte Nürnberger Augustin Hir» vogel. Er verband sich mit einem Hafner Hans Nickel, der nach Venedig zog und von dort die italienische Technik mitbrachte. Auf diesem Wege dürfte die vollendetere, reichere Wirkungen er laubende, undurchsichtige Zinnglasur nach Deutschlanv gekommen sein, während Hirsvogel wohl als der Zeichner und Erfinder der Eonrpdgnie anzusehen ist. Auf ihn geht die Umbildung der Ofen formen zurück. Das italienische Arabesken- und Grotteskenwerk mit all' seinen zierlichen Linien und Phantasien erscheint auf den Kacheln; dir Formen veredeln sich: während der gothische Ofen meistens die Gestalt eines Thürmchens gehabt hatte, ent wickelt sich jetzt eine große Mannigfaltigkeit, der Unterbau wird sechs- und achteckig, Säulen und Pilaster.Gesimse und Nischen be leben ihn, der Oberbau als ein offener Bogen gestaltet oder nimmt den Charakter einer Halle an, — kurz der mächtige schwere Ofen der Gothik gewinnt außerordentlich an Reiz und Schönheit der Linien, an Grazie der tAlhouelte, an Mannigfaltigkeit der Er scheinung. Zugleich drängte es die Künstler der neuen Gene ration, dem Schmucke des Ofens freieren Raum zu schaffen, als ihm die einzelne kleine Kachel bieten konnte. So wurde nun jede Seite de» Ober- wie der Unterbaue» auS einer einzigen gro ßen Füllungskachel aufgebaut, auf der nun kunstvollere, sorg fältiger ausgeführte Darstellungen Platz fanden, die grün, unter gelegentlicher Verwendung von Vergoldung, braun oder auch schwarz glasirt wurden. Auch die mit dem Ofen verbundene Bank entgeht der kunstvolleren Ausbildung nicht; sie wird jetzt oft als ein reiches Gebilde mit dem Ofen verbunden, Stufen führen zu ihr empor und die Lehnen weisen eigenen Schmuck auf. Der Schmuck selbst aber verläßt die Bescheidenheit der gothischen Zeit vollständig. Ganze Erzählungen, ganze Folgen von Darstellun gen schmücken den Ofen jetzt. Die Elemente, die Lebensalter, die deutschen Kaiser, di« Helden de» VlterthumS, die Todtsünden und Lardinaltugenden zeigen sich jetzt in geschickt gearbeiteten
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