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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.10.1898
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18981024024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898102402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898102402
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-10
- Tag 1898-10-24
-
Monat
1898-10
-
Jahr
1898
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7978 Königreich Sachse«. Die vorliegende Nummer enthält an anderer Stelle noch folgende unter diese Rubrik fallende Sonderartikel: Ernrnnuugen, Ler« jetzungen rc- >m össenttlchen Dienste. — Leipziger Lehrerverein ^ripung). — Elektrotechnische GeieUschajt (Monat-versamiulung-. -8- Leipzi«, 21. October. Die Feier deS Rector - wechselS findet in althergebrachter Weise am Re forma- tionsseste Vormittag« ll Uhr in der Aulu der Universität statt. — Herr Geh. Kirchenrath Professor I). Fricke läßt bekannt geben, daß er in diesem Semester wieder eine Vor lesung für Stndireude aller Facultäten Uber die wissenschaft lichen Grundlagen de« Glaubens an die persönliche Unsterb lichkeit hält. — Anläßlich der in Turin stattfindenden Allge meinen italienischen Ausstellung wird dort Ende diese- oder Anfang nächsten Monat- ein internationaler Studenten con gresi stattsindrn, an dem auch die Studirenden unserer Universität aufgefordert worden sind, theilzunehmen. * Leipzig, 24. October. Der Kaiser hat dem Verlags buchhändler Johannes Grünow zu Leipzig den Rothen Adlerorden vierter Klasse verliehen. — Bei der Aufzählung des Vereine, welche sich dem Vereinigten Bürger-Wahlcomitä angeschlofsen haben, muß cS in der heutigen Morgennummer nicht heißen „Der Siirvorstädtische Bezirksverein Leipzig-West", wie in heutiger Morgennummer irrthümlich steht, sondern „Der Sük- vorstättische Bezirksverein, der Bezirksverein Leipzig-West" rc. -«— Einen besonders schönen Mondhof zeigte der gestrige Abendbimmel in der siebenten Stunde. Leichtes Gewölk zog von Süden herauf und legte sich vor die zum Tbeil erhellte Mondscheibe, sie mit einem lichten, an seinen Rändern rvtbiichbraun schimmernden Kranz umgebend. Nach wenigen Minuten war die Erscheinung wieder zerflossen. * Leipzig, 24. October. Ter Umstand, daß die königlich preußische Regierung in Oppeln den Obsthändlern ihres Regierungsbezirkes gestattet hat, an Sonn- und Festtagen auch nach 3 Uhr Obst zu verkaufen, hat den hiesigen Vegetarier-Verein veranlaßt, an den Rath der Stadt Leipzig und an die königliche Kreishauptmannschaft Leipzig das Gesuch Z» richten, für die ihnen unterstellten Bezirke gleichfalls den Obstverkauf in der erwähnten Zeit frei- z »geben. In dem Gesuche wird zunächst auf die geringe Haltbarkeit mancher Obstsorten hingewiesen, dann aber heißt cs: Noch ein sittlicher Grund liegt vor, der uns von weit aus größerer Bedeutung zu sein scheint. Wir geben uns der festen Hoffnung hin, daß mit der Erlaubniß, an den Sonn tag-Nachmittagen Obst zu verkaufen, der Genuß der alkoho lischen Getränke mindestens von Seiten der Kinder wesentlich eingeschränkt wird. Wir brauchen ja nicht erst darauf hin- zuwcisen, wie große Schädigungen der Gesundheit und Sittlichkeit der Kinder durch den Genuß von Alkohol zugrsügt werten, während auf der anderen Seite den Kindern nichts Schöneres und Besseres geboten werden kann, als das natür lichste NahrunzS- und Genußmittel — das Obst. — Zu dem am 4. 'November im großen Saale des Felsenfester? von dem Verein für Gemeinwohl zu Leipzig-West gelangten Volksunterhaltungsabend bat Herr Professor M. Marshall die Uebernahme deS VortragS freundlichst zugesagt. Leider hat unser beliebter Humorist Herr Scarlc sich durch anderweitige Verpflichtung gebunden, so daß er dem Comitv diesmal nicht zur Verfügung steht. — Tie Vereinsstuuden deS evang. JünglingsvereinS der Andreas-Gemeinde werden von jetzt ab jeden Sonntag Abend von ' .^8 bis ' jlO Uhr Scharnhorslstraße 10 (Lehrer - Handfertig« keits-Senünar) abgchaltrn. — Sein ll. Stiftungsfest feierte am Sonntag, den 23. October, derJüngtingsverrin Ider St. Markusgemeinde in Leipzig- Reudnitz. Er hatte die Freude, Vertreter von Vereinen aus Berlin, Wittenberg, Merseburg, der näheren Umgebung Leipzigs, wie auch der Leipziger Bruderverbindungen bei sich zu sehen, die herzliche Grüße übermittelten. Um 4 Uhr Nachmittags fand im Berein-local, Tänbchenweg 14, eine Vorfeier statt, dieser folgte um 6 Uhr der FeslgotteSdieust in der Markuskirche, L.-Reudnitz, bei welchem Pfarrer Cordes aus Frankfurt a M. predigte über das Wort aus Spr. Sal.: ,.Gieb' mir, mein Sohn, dein Herz, nnd laß deinen Augen meine Wege Wohlgefallen". Die Predigt war ein eruster Mahn« und Weckruf, an die jungen Männer besonders, Leib und Seele, alle unsere Kräfte dem Herrn Jesus zu weihen nnd der Förderung seines Reiches. — Im großen Saale de« Buchbändlerhauses schloß sich die Nachfeier an, mit Reden von Herrn DiakonuS Müller, Pfarrer 0. Buchwald, Jahresbericht d«S SecretairS. Großen Beifall erwarben die ProjectionSbilder aus dem heiligen Lande, von Herrn Max Ehrhardt hier arrangirt und erläutert durch Herr» Lehrer H. Schäfer. Für die genußreiche Darbietung lohnte die Versammlung die Herren Lurch Erhebung von den Sitzen. Tarn« adthrilung und Posaunenchor boten Treffliches. Pastor vr. Rausch sprach das Schlußwort. Möge der Verein im neuen Jahre sich stetig entwickeln durch Beitritt von jungen Männern, die ihm jetzt noch fern stehen und möge ihm vergönnt sein, noch manche- Jahres fest zu begehen zu Nutz und Frommen seiner Mitglieder und der ganze» Gemeinde. 44 Leipzig, 24. October. Ein geringfügiges Schaden feuer fand gestern Abend in einem Hause am PeterSstein- wege statt. Dasselbe wurde schnell gelöscht. ) Leipzig, 24. October. Heute Vormittag siel auf dem Fleischerplatze ein ungefähr 70 Jahre alter Mann, anscheinend dem Arbeilerstande angehörig, plötzlich um und verstarb al-dald. Ein Herzschlag hatte seinem Leben ein Ende ge macht. — Auf einem Neubau in der König-Johanustraße kam heute Vormittag ein daselbst beschäftigter 15 jähriger Maurerlehrling auf einer Leiter, vermnthlich in Folge eines Fehltritts, zu Falle und erlitt so erhebliche innere Ver letzungen, daß sich seine Unterbringung im Krankenhaus« uotbwendig machte. —* Eiu Einbruchsdiebstahl ist gestern Abend in einer Parterrewohnung iu der Braustraße verübt worden. Der Dieb ist vom Hose mW eiiigrftiegeu und hat verschiedene Behältnisse auf gesprengt. Vermißt werden ein dunkelbrauner Wintrrüberzieher, ein Paar Lackstieseletten, ein silberner Eßlöffel „Otto" gezeichnet, sowie ein Compaß in Form einer Tameauhr. — Au- einer Wohnung in der Ludwigstraße sind gestern Nachmittag mittel- Nachschlüssel- ver- ichiedene Schmuckgegenstände gestohlen worden. — Wetter wurde ein Bren nabor-Fahrrad, Fabriknnmmer 81746, ge stohlen. An der Steuerung desselben fehlt die Lbstell- vorrichtnng. — Festgeuommen wurde «in 23 Jahee^lter Kellner aus Prag, der vor einiger Zeit einem RestauratrM in der Wiod- uiühlenftraße mit vereinnadmtea Geldern in Höh« von ra. 70 durch gebrannt ist. — Ein 15 Jahre alter Arbeitsbursche von hier entwendete von einem Rollgeschirr einen Ballen Woll- waaren. Nachdem man den Bursche» al« den Dieb ermittelt hatte, wurde er iu Haft genommen. Die gestohlenen Maare» konnten wieder zur Stell» geschasst werden. — Wegen versuchte» Diebstahls rrsolgie in vergangener Nacht die Festnahme eine« -!ljährigen Eomniis ouS MalmedH. Derselbe wurde vo« einem Schutzmann beobachtet, wie er einem Manu«, der auf einer Prvmenadenbank eingejchlasen war, die Taschen visitirt«. —* In einem Grundstück« der Metzer Straße in Gohlis geriet-«» gestern Abeud zwei Dlenstkuechte tu Streit, der schließlich in Thätlichkeitc» ou-artete. Hierbei schlug der Eine seinen Geguer mit einer Mistgabel auf den Kopf und verlebte ihn jo erheblich, daß er in« Krankenhaus geschasst werden mußte. Der THSter ist flüchtig geworden. — In der Zimmrrstraß» in Plagwitz wurde »iu Klrmvner in vergangener Nacht von einem StraßeapaffaMen mit einem Epazierstocke so wuchtig auf de» Kopf geschlagen, daß er ein« 4 Lrntimeter lauge Wund« davontrug. E- machte sich die Aalegang eine« Nothverdandes erforderlich. r. Oschitz, 23. October. Der hiesige Stadtrath hat in seiner Sitzung vom 20. d. M. 'beschlossen, die Pläne für einen Schlachthof nochmal- umzugesbalten und bei Be arbeitung Derselben davon auszugehen, daß die Schlachthau»- anlayc nicht über 250000 kosten dürfe. — Nach Durchsicht von früheren fachmännischen Gutachten ist gefunden worden, daß im Äcoßforste und im StoDtwalDe hier Aussichten auf die Auf findung von Kohlen nicht vorhanden sind. — Aus dem Felde deS Gutsbesitzers Hennig in Casabra sind eine Anzahl Urnen, germanischen Ursprung», gefunden worden. Dieselben ent stammen der Bronzezeit, sind durchweg scharf gebrannt und an der Außenseite ornamcntirt. Ihr Inneres birgt Knochenreste. — Chemnitz, 22. Ocxober. Heute Vormittag stürzte auf der Ahornstraßc ein 39 Jahre alter, verheirathtter Dachdecker vom Dache eines Villa-Neubaues etwa neun Meter herab und blieb bewußtlos liegen. Er wurde in das Krankenhaus gebracht. — Der 1856 in Schöneck geborene Bauarbeiter Karl Wilhelm Scherzer in Chemnitz war beschuldigt, als Vormund absicht lich zum Nachthcil seiner Mündel, der drei Kinder eines ver storbenen Holzbildhauers, gehandelt zu hcrben, insofern er 24 cil Baargeld und Vie Einlage auf zwei Sparkassenbücher in Höhe von 24,33 c// und 13,07 c<k in seinem Nutzen verwendete. DaS Landgericht fand den Angeklagten des ihm Beigemeffenen schuldig und verurtheilte ihn zu sechs Monaten Grfängniß und drei jährigem Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte. )-( Ans Dem Vogtlanbe, 24. Octdber. Am Sonnabend früh haben in dem Götz'schen Steinbruch« zu Vogelsgrün die beiden Arbeiter Köhler unv Macheuer durch vorzeitiges Entladen eines Sprengschusies schwere Kopfverletzungen erlitten. Sie wurden dem Auerbach« Stadtkrankrnhause zugeführt. — Die Armenpflege liegt, sobald man die sächsische Grenze hinter sich hat, noch sehr im Argen. So wurde in dem bayerischen Grenzorte Trübes der 80jährige Armenhäusler Neubert todt im Bette aufgefustden. Seinen Lebensunter halt hatte sich der arme Alte durch Rechumgang bei Den Orts einwohnern zusammenzuholen. Dies ist nachweislich am 21. September zum letzten Male geschehen; dann ist der alte Mann nicht wieder gesehen worden, und nunmehr, drei Wochen später, wurde festgestellt, daß Neubert thatsächlich ver hungert ist. -s- VoiterSreuth, 23. Octdber. Auf dem hiesigen oberen Bahnhof fand gestern Nachmittag die Entgleisung einer Zugsmaschine statt. Arbeiter aus der Reparaturwerk stätte zu Werdau, mittels des Rettungszuges herbeigerufen, hoben die Maschine wieder in das Gleis, so daß das bis dahin gesperrte eine Schienengleis jlO Uhr Abends wieder fahrbar war. -f Plaue«, 23. October. Gegenwärtig findet hier im Ge bäude der königlichen Industrieschule dir A u s st e l l u n g der Schiilerar beiten genannter Anstalt statt. Die Arbeiten, welche kürzlich bei der in Dresden abgehaltenen Landesausstellung der gewerblichen Lehranstalten so bedeutenden Erfolg gehabt haben, finden auch hier allgemeine Anerkennung. Als besonderes Zeichen für die Vortrefflichkeit der Leistungen unserer Plauen- schen Industrieschule darf berichtet werden, daß von der Central stelle für Handel und Gewerbe in Stuttgart unv von der Centralstelle für Handel und Gewerbe in Darmstadt darum nachgesucht worden ist, daß die Schükrarbeiten der Industrie schule, besonders die wirkungsvollen, farbenprächtigen Orna mente, im Stuttgarter Landesgewerbemuseum, sowie in Darm stadt ausgestellt werden. Die Genehmigung des königlichen Ministeriums ist hierzu ertheilt worden. Die Arbeiten werden daher nächstens nach:den genannten Städten wandern. ** Schwarzenberg, 23. October. In der in voriger Woche abgehaltenen Sitzung des Bezirksausschusses der kgl. Amtshauptmannschaft Schwarzenberg verabschiedete sich Herr Geh. Regrerungsrath Frhr. v. Wirsing mit bewegten Worten vom Bezirksausschüsse. Die Mitglieder der Bezirks versammlung und des Bezirksausschusses haben dem scheidenden Herrn Amtshauptmann als Zeichen der Erinnerung eine künstlerisch ausgeführte Meißner Porzellan-Vase mit dem Staotbilde Schroarzenbergs verehrt, deren Ucberrrichung durch eine Abordnung der Bezirksvertretung erfolgte. L. Pirna, 23. October, lieber die Einrichtungen der hier ins Leden tretenden höheren Mädchenschule sind die städtischen Collegien nunmehr schlüssig geworden. Die neue Schule steht in organischer Verbindung mit der mittleren Volks schule, für welche auf der Nikolaistraße Hierselbst ein auch den weitgehendsten Ansprüchen Erfüllung bringendes Schulgebäude errichtet worden ist. — Ein Jubelschießen veranstaltet nächsten Sonntag anläßlich de» 25jährigen Regierungsjubiläums König Albert's Vie hiesige altehrwürdige Bürgerschühen- gilde, welche babei ihre interessante Scheibensammlung um eine von Künstlerhand ausgeführte Festscheibe bereichern wird. — Der vor 350 Jahren in unserer Elbstadt Pirna erfolgte Be such König Ferbinand's von Böhmen, von welchem Pirna sein Wappen mit den zwei Löwen erhielt, soll den Grundgedanken für ein von der hiesigen Gebirgs-Bereins-Section zu arrangirendrs Kostümfest bikden. Der Leiter der Section, Semi naroberlehrer Wolff, verfaßt dazu ein besonderes Festspiel. —* Radeberg, 23. October. Der Rath beabsichtigt, die diesige höhere Privatschule auf die Stadt zu übernehmen und sie mit der Stadtschule in Form einer Selecta zu vereinigen. DaS Stadtverordnetencollegium stimmte in seiner jüngsten Sitzung den Rathsbeschlüssrn zu. * Dresden, 24. October. Der König ertheilte gestern im.Rcsidenzschlosse hundert Audienzen. Abends fand bei den Majestäten in Strehlen Soiröe statt. * Dresden, 23. October. Als sich gestern Abend im hiesigen Residenztheater Frau Agnes S 0 rma vor ausverkauftem Hause verabschiedete, entstand gegen Ende des Stückes (Jbsen'S „Nora") plötzlich Unruhe. Ein in den Ofen geworfenes Schriftstück, wie «S in dem Stücke vor kommt, war in Brand geratheu und entzündete ein Couliffen- stnck. Der eiserne Vorhang ging nieder und vier Feuerwehr leute erstickten mit einer Decke den Brand. Frau Sorma, Frau Director Carl und Herr Regisseur Rotber beruhigten das Publicum, worauf das Stück zu Ende gespielt werden konnte. * Drespe«, 24. October. Der bisherige Lehrer an der königlich sächsischen Kunstgewerbeschulr zu Dresden, Professor H a r a l d R i ch t e r, ist al» Director der königlichen Fachschule für Metall- (Bronze-) Industrie nach Iserlohn berufen worden. — Dem königlich sächsischen Hauptmann von Tettenborn im 2. Grenadier-Regiment Nr. 101 „Kaiser Wilhelm, König von Preußen" wurde der königlich preußische Kronenorden vierter Classe verliehen. Erker volksunterhallungsaben-. 4s Leipzig, 24. October. Der erste Voltsunterhaltungs abend in der Alberthalle, «der wie immer äußerst zahlreich aus allen Schichten unserer Bevölkerung besucht war, und die neue Reih« der Unterhaltungsabrnde vielversprechend einleitete, be gann mit einem Orgeloortrag unseres genialen Organisten, Herrn Paul Homeyer, der ein Adagio und Allegro von Chr. Finck mit Virtuosität durchführte. Dann sprach Fräulein Rud 0 lfimit Wärme und Begeisterung einen vonH « rmann Pilz gedichteten „Prolog", in welchem auf die edlen Ziel« der VolkSunterhaltungSabeade hingewiesen und in markigen Worte« das Eintreten für unsere heiligsten Güter, für Gottesfurcht und Menschenliebe, für die Begeisterung für alle» Edke und Schöne in Kunst und Wissenschaft gepredigt wurde. Reger Beifall folgte diesen einleitenden Worten de» vielseitigen Pro gramm». Dann hielt Herr Geh. Hofrath Prof, vr Kirchner einen trefflichen populairen Vortrag über „Einiges aus der Landwirthschaft". Er wie» darauf hin, daß der Großstädter bald nicht mehr wissen wird, wie ein Feld «uSfirht, und daß e» daher wohl angebracht ist, ihm etwa» au» dem Gebiete der Land wirthschaft vor Augen zu führen. Herr Prof. vr. Kirchner behandelte nun hauptsächlich die Kartoffel, ihren Anbau, ihre Verwerthung, sodann die Rübenzuckerfabrikation und ging schließlich auch auf die Viehzucht ein. Der Nödaer verstand es meisterlich, für sein Thema dauernde» Interesse zu erwecken und auch ihm wurde für seine lehrreichen Ausführungen großer Beifall als DankrStnbut gezollt. Prächtige Li/dergaben bot Fräulein Alten, welche zuerst mit der Ariette „Kommt ein schlanker Bursch gegangen" au» dem „Freischütz" und sodann mit einigen Liedern („Liebesglück" von Snchrr, „Ständchen" von Richard Strauß, „Frühling»-eit" von Reinhold Becker) sich Aller Herzen eroberte. Die Sängerin gab der Arie frische», dramatisches Leben und den sauber phrasirien Liedern eine Innigkeit, welche ergreifen mußie. Nicht minver erquickten Ohr und Herz die Gesangsvorträge Des Herrn Opernsängers Groß, welcher zunächst oen „Prolog" aus Leoncaoallo's „Bajazzo" sang und im zweiten Thcile ebenfalls einige Lieder („Frühlings nacht" von Schumann und „Horch auf, du träumender Tannen forst" von Max 0. Weinzirl) trefflich zur Geltung brachte. ES pulsirte ein frisches Leben in diesen Gesängen, und die feine, dynamische Schaltirung gab einen vollen Beweis der Künstler schaft des geschätzten Sängers. Zugaben wurden von den Künstlern bereitwilligst gespendet. Als ein feinbcgabtrr Pianist bewährte sich Herr F. v. B 0 s e, der auf einem wohlklingenden Blüthncr'schen Flügel das Andante b'i» in«,U von Mozart, „Spinnerlieb" von Wagner-Liszt, „Melodie" von Moüzkowsti und „Scherzo" (Ois-moII) von Chopin in glänzender Weise interpretirte nnd mit Recht durch anhaltenden Beifall geehrt wurde. Herr Paul Homeyer eröffnete auch den zweiten Theil durch einen virtuosen Orgeloortrag (Abagio und Allegro von Mendelssohn-Bartholdi), Fräulein Rudolf! brillirte nach dem „Prolog" noch durch verschiedene ernste und heitere Dichtungen, die sie so schwungvoll unv die heiteren so humorvoll wieder- zugeben wußte, daß das Auditorium in fröhlichste Stimmung versetzt wurde. Die Baumbach'schen Sachen waren wieder von durchschlagender Wirkung. So hat der erste Voltsunterhaltungs abend sein hohes, schönes Ziel, Belehrendes und Unterhaltendes aus dem Bereiche von Kunst und Wissenschaft zu bieten und da durch Geist und Herz zu bilden und zu erfrischen, in vollem Maße erreicht! Vermischtes. — Allstedt, 23 October. Jäh wurde vor einigen Tagen die HochzeitSfeier des Kaufmann Kleniann-Rauchfuß'schen Brautpaares unterbrochen. Nach der kirchlichen Trauung batte man sich zu frohem Mahle im Restaurant des Herrn Lenk vereint und Alles war in heiterster Stimmung. In der Dämmerstunde geht der Vater des Bräutigams auf einen Augenblick in den anstoßenden Garten hinaus und wird kurz darauf wieder als Leiche hereingebracht. Ein Sch lag anfall hatte seinem Leben plötzlich ein Ziel gesetzt. ---- Löwe«, 22. October. Ein schwerer Unglücks fall ereignete sich inKlein - Neud 0 rf. Die etwa 9 Jahre alte Tochter des Bauergutsbesitzers Wende ging mit einer Petroleumlampe in den Geslüaelstall, wohin sie den Enten Futter bringen wollte. Bei dieser Hantirung kam die Schürze des Kindes direct über die Lampe, sie gerietst io Brand, und in wenigen Augenblicken stand da- Mädchen in Hellen Flammen. Die Verletzungen waren so schwer, daß ärztliche Kunst daS Leben nicht zu retten vermochte. Nach einigen Stunden gräßlichster Schmerzen starb daS Kind. ----- Ueber Pie Epidemie-Gefahr t» Wien schreibt Prof, vr. Paltaufder „N. Fr. Pr.": Ich verstehe es wohl, daß in Wien Beunruhigung entstanden ist, ich halte sie aber vom wissen schaftlichen Standpunkte aus nicht für begründet. Das Con- tagium der Pest ist nicht so flüchtig, Ivie man allgemein anzu nehmen scheint, und diese Seuche verbreitet sich nicht so leicht wie etwa Blattern, die ja selbst durch gesunde Leute übertragen werden können. Das Pestcontagium haftet an dem Kranken und seinen Ausscheidungen, und nur jene Personen gerathen in Gefahr, die sich längere Zeit in unmittelbarer Nähe eines Pest kranken aufhallen. Wenn man diese gehörig isolirt, so ist von einer allgemeinen Gefahr keine Rebe. Man darf ja nicht ver gessen, daß man bei dem Diener Barisch die Natur der Krank heit nicht sofort erkannte und deshalb jene Vorsichtsmaßregeln nicht traf, die jetzt bei den als solche erkannten Pestfällen mit der peinlichsten Sorgfalt angewenbet werden. Es ist alle Hoffnung vorhanden, daß die Zahl der Pestfälle sich nicht mehr vermehren wird; außer den Personen, dir mit Barisch in engste Berührung kamen, ist ja bisher Niemand erkrankt, auch solche nicht, welche, wie z. B. Frau Barisch, am Ende der Inkubationszeit stehen. Unglückselige Momente spielen in dieser Sache mit. Barisch war ein Quartalsäufer; er war in der vorigen Wache zwei Mal betrunken. Man kann sich Vorsteven, daß er in oer Katerstimmung, verschlafen, nicht mit freiem Kopf und voller Kraft zur Arbeit schaute, und es ist zweifellos, daß er in dieser Verfassung die ge botene Vorsicht außer Acht ließ. Wer weiß, in welcher Weise er die Reinigung des Laboratoriums vornahm, weih Gott, wo'> er seine Pfeife legte, die er dann in den Mund steckte. Dazu kommt noch Eines. Unsere Universitäts-Institute sind nicht gehörig dotirt. Wir haben keinen Palast der Wissenschaft wie jenen, in welchem Koch in Berlin arbeitet, bei uns wird an allen Ecken und Enden gespart; derselbe Barisch, der mit den wichtigen Ar beiten im sogenannten Prstzimmrr betraut war, müßte auch, wenn 'der Turnus an ihn kam, Leichenwachc halten, und bei einem solchen nächtlichen Dienste hat er sich auch den Todcskeim geholt. Auch für vr. Müller waren disponir.ende Momente vor handen: die unmittelbare nahe Beschäftigung mit dem Kranken, der stete Aufenthalt in dem «einen Krankenzimmer — vr. Müller hat selbst die Krankengeschichte darin geschrieben — unb da er nicht zugeben wollte, daß andere Diener mit Barisch in Ver bindung kämen, hat er selbst das Krankenzimmer gereinigt und hat mit einem Glasplättchen die Wände geputzt, um sie zu deS- inficirrn. Dazu kamen Uebermüdung und schlaflose Nächte, das sind Momente^ die einer Insertion günstig sind. Die Kombi nation: Krieg, Hungersnoth und Pest ist kein« willkürliche. Ich wiederhole, sagte der Gelehrte am Schluffe, die Sache ist nicht so schlimm, als die Bevölkerung glaubt. Alle Vorsichtsmaßregeln, welche die Wissenschaft vorschreibt, sind angewendet, die Pest kranken sind gehörig isolirt, und wir haben alle Ursache, anzu nehmen, daß dir Seuche sich nicht weiter ausbreiten wird. ---- Eine Fretmarken-Versteigerung, di« in diesen Tagen bei Puttick am Leicester Square in London stattfand, brachte wesentlich die Sanimlung ungebrauchter Marken d«S Herrn F. D A. Vincent unter den Hammer. Uuter den selteneren Sachen, die lebhaften Wettbewerb entfesselten, wäre zunächst eine Anzahl Spanier zu erwähnen: Madrid l85l zwei Realen roth erzielte 20 L lO S., >852 zwei Realen blaßrotb 10 8. 15 S., 1853 zwei Realen scharlach 9 L., Lago- 10 S. roth- braun 10 ö. 15 S., Neufundland 6>(, P. carinin ungummirt 11 8. lO S., NeviS 6 P. grün 5 8 , Tobago 6 P. braun 5 8. 10 S. und eine Zweipence Marke, braun auf roth, in der erste« Au-gabe von Westaustralien 5 8. 10 S. Die ganz« Sammlung brachte ungefähr 1000 8. ein. ---- Tasia, 22. October. Seit drei Tagen herrscht hier heftiger Sturmwind, verbundru mit starken Hagel schlägen und Regengüssen. Nach Schluß -er Re-action em-e-anzen. Die m di-ter Nxtril mü,rehrilln>, »ähr-xd dk« Druck»« rin»N«xtknn> ltle^imnx- »«»«,, Wi» N«, -u» »er ve»rrs»rift kr-chtli», »er R<d«e»i»x xicht vor,Ne,m. wirs, ist «Ich« ftir «erft>N»mtl>ui,en xxt uoverMvidUch« »«»»«ch«» »iM »er- «McheetU» » * Verli», 24. October. Der Colonialrath trat beute Vormittag lO Uhr unter dem Vorsitze des DirectorS der Colouialabtheiluug des Auswärtigen Amtes, v. Buchka, zur ersten Tagung der neuen, dreijährigen 5. SitzungS- prriobe zusammen. Die Berathuagen dauern vom 24. bis zum 26. October. 6. II. Berlin, 24. Oktober. (P r i v a t t«l e g r a IN IN.) Hier wird eia allgemeiner Bäckerstreik vorbereitet. Die Gesellen haben die bekannten Hamburger Forderungen aufgestellt, deren Bewilligung die Meister ablehnen. * Wemri, 24. Oktober. DaS Meineler Barkschiff „SatiSfactioie" (Eapitain Horch), mit Kahlen von Leith nach Memel unterwegs, ist in der Nordsee ge sunken. Der Lapitain, dessen Frau und 9 Mann der Be satzung sind ertrunken, nur ein Junge wurde von dem Gothenburgcr Dampfer „Ailant" gerettet. li. Köln, 24. October. (Privattelegramm.) Bei dein gestrigen Pferderennen stürzte der Secondlieutenaiit Freiherr v. Düngern und trug eine schwere Gehirn erschütterung und eine Lungenquetschung davon. * Paris, 24. October. DaS Gelbbuch ist gestern Abend den Mitgliedern des Parlament- zugegangen. Der erste Theil bezieht sich auf die Angelegenheit deS oberen Nils und des Bahr el Ghazal, der zweite aus die Orient-An gelegenheit und die Räumung Kretas. Der erste Theil umfaßt 30 Aktenstücke, die aber den Bericht Marchand'- nicht enthalten, weil er besonders veröffentlicht werden soll. Am 20. September legte der Minister deS Aeußeren DelccW dar, die englische Theorie sei nicht auf Faschoda anwendbar, das zwei Monate vor der Einnahme Khartums erorbert worden sei. Der Aufbruch des MajorS Marchand nach dem Nile sei kein unfreundlicher Act, da Marchand amtlich einfach den Auftrag gehabt habe, die Truppen abzu lösen und die Vertheidigung deS Landstriches zu sichern, der durch eine Vereinbarung zwischen Frankreich und dein Coogostaate den Franzosen zngesianden worden sei. Der Sudan sei damals für Egypten verloren gewesen. Ein anderweiteS Dazwischentreten sei auch in Lado vor gekommen, ohne daß England Anspruch erhoben hätte. Frankreich habe auf Faschoda dasselbe Recht wie England auf Khartum. Um das Gegentheil festzustellen, müßte Eng land ein Mandat vom Sultan, als dem Souverain Egyptens, haben. Am 23. September berichtete Delcassö an Gcoffray über die Besprechung mit Monson. Letzterer erklärte, Frankreich sei, indem eS gegen den Nil marschirte, der von Deutschland und Italien als englische Einflußsphäre anerkannt worden sei, einem Conflicte mit England entgegengeschritten. Delcasse betheuerte lebhaft, daß nichts die Behauptung rechtfertige, das Vorgehen Frankreichs sei gegen England gerichtet. Bon Frankreich zu ver langen, daß es Faschoda ohne Erörterungen räume, hieße ein Ultimatum stellen, über dessen Antwort hierauf Niemand zweifeln könne. Er wünsche eine Ver ständigung, die für beide Theile gleich Vortheilhast sei und die nationale Ehre unangetastet lasse. Am 4. October telegraphirte Delcassv an den französischen Botschafter in London, de Conrcel, er beabsichtige nicht, sich auf das Recht des Erstbesitzenden zu berufen, wolle es aber nicht aufgeben, ohne die Regelung der Abgrenzung der Colonien am Congo und oberen Ubangi. Am 10. October berichtete de Courcel über eine Unterredung mit Salisbury. Dieser habe gesagt, da da- Gebiet am Bahr el Ghazal den Gegen stand der Streitigkeiten bilde, müsse er verlangen, Las; Frankreich bis zur Wasserscheide des Nils sich zurück ziehe. Courcel habe darauf hinzewiesen, daß die Fest haltung an der Wasserscheide ein schwieriges Problem bilde, man sei daher vor die Nothtvendigkeit der gütlichen Abgrenzung gestellt, um di« gegenseitigen An sprüche und Rechte festzustellen. Salisbury habe Courcel dringend um Vorschläge ersucht. Dieser habe erwidert, ob gleich er keine neuen Instructionen besitze, halte er sich infolge der früheren Anweisungen für ermächtigt, für alle französischen Gebictstheile des CongostaateS den Besitz eines natürlichen AuSgangSwegS nach dem Nil« zn beanspruchen, der einen Tbeil vom Bahr el Gbazal bilde. ES liege im gemeinsamen Interesse, diesen natürlichen Handelsweg nicht zu unterbinden, dessen Benutzung für Len Handel durch Sonderabmachungen, analog der für daS Niger gebiet, gewährleistet werden könnte. So wurden die beider seitigen Sphären vollständig festgestellt. Die Abgrenzung Les Gebiets am Tschad-See und am Nile sei vollendet. Damit würde die Faschoda-Frage von selbst verschwinden. Salis bury erwiderte, er werde über den Wunsch Frankreichs, einen Zugang zum Nile durch den Bahr el Ghazal zu erhalten, nachdenken und mit den Mitgliedern seines CabinetS sich ins Einvernehmen setzen. * Paris, 24. October. Die Antisemit en-Liga bat ein Manifest anschlagen lassen, in welchem die Inden be schuldigt werden, die nationale Vertheidigung gefährdet, eine Wirthschaftskrisis verursacht und den Bürgerkrieg angezettelt zu haben. Das Manifest fordert die Bevölkerung auf, am Dienstage auf dem Concordienplatze eine große antisemi tische Kundgebung zu veranstalten. — Bei der Besprechung deS Gelbbuchs beglückwünschen die meisten Blätter den Minister deS Aeußeren DelcassS zu seiner entschiedenen Haltung gegenüber England. Mebrere Zeitungen finden in dieser Haltung den Beweis, daß Rußland in der Faschoda- Frage Frankreich weitgehende Unterstützung versprockien habe. Als Symptom einer bedeutenden Besserung der Lage wird die Tbatsache angeseben, daß Lord Salisbury sich bereit erklärt hat, die französische Forderung wegen eines ZugangSpunctes zu dem Nile den Ministern zu unter breiten. Im gleichen Sinne wird daS Dementi der „Agence Havas" betreffs der Rüstungen der Marine aufgefaßt. * Wien, 24. October. Di« Wärterin Pecha verbrachte eine gute Nacht; das Bewußtsein war klar, sie hatte kein Erbrechen. DaS Befinden der Uebrigen, einschließlich der Wärterin Hocheggrr, ist normal. Eine als Wärterin thätiqe Ordensschwester fühlt sich etwas schwach und bat Herzklopfen. ^V. Petersburg, 24. October. (P r i v a t t e le g r a m m.j Die „Nowoje Wremja" melven, daß der bekannte Heloentenor Mierz Winski in Kurzem zu einem fünfmaligen Gastspiel an der kaiserlichen Oper hier eintreffen werde. * Ranstautinadel, 24. October. (Bon einem besonderen Berichterstatter.) Der von den, Kaiser der Bevölkerung Konstantinopel« zuni Geschenke gemachte Brunnen, der nacki einer eigenhändigen Skizze de« Kaisers auSgeführt wird, soll auf einem geeigneten Platze der Stadt errichtet werden. * Ksirs, 24. Octaber. Di« Teilnehmer an der Fest - fahrt zur Einweihung der Erlöserkirche in Jeru salem trafen am Sonnabend Abend aus Alexandrien hier rin. Sie wohnten gestern dem Gottesdienste in der hiesigen deutschen Kirche bei nnd nahmen sodann die Sehenswürdig keiten der Stadt in Augenschein. Heute erfolgt die Abreise von Alexandrien an- nach Jaffa. Verantwortlicher Redakteur vi». Hrrm. llüchling in Leipzig
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