Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 20.03.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-03-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070320015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907032001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907032001
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-03
- Tag 1907-03-20
-
Monat
1907-03
-
Jahr
1907
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
wandhauies ein stattliches Auditorium seine Aufmerksamkeit lieh. ES ist nicht möglich, deute von den Tendenzen der Kunst zu sprechen, ohne mit dem Impressionismus auzufangen und von seinen Wirkungen auf unsere deutige künstlerische Kultur zu reden. Bei der Frage, warum seine Erscheinung so tief, so überraschend gewirkt, läßt sich daS eine bervorbeben, daß daS Revolutionüre in seinem Wesen, der rücksichtslose Radikalismus den Anstoß dazu geben mutzten. In seiner Kompliziertheit, in welcher alle seine Schwächen und Stärken zusammenlausen, in seinen Anforderungen an den Künstler wie an den Beschauer zeigt dieser Impressionismus ein Zusammenfasfen der ganzen künstlerischen geistigen Tra dition des 19. Jahrhunderts in der Verbindung der Romantik und des Charaktervollen mit dem RealiSmu», der, von der großen Einheit des Lebens ausgehend, eine Wiedergabe der intimen lücken losen Einheit bedeutet. Romantisch« Ziele, Charaktervolle-, reali stische Einheit, solche Stilelemrnte treffen in ihrer Mischung im Impressionismus zusammen. Dieser selbst ist eine zusammen hängende Bewegung. Wohl gehört der Impressionismus zu den besten Kunsiformen der Welt, aber bei der Kompliziertheit dr» impressionistischen Schaffens erfordert er, um die Ziele der impressionistischen Technik zu erreichen, eine starke Kraft. Er mutet Anstrengungen zu. Diese übergrobe Kompliziert heit ist daS Problematische an dem Impressionismus. Es gewinnt in der Gegenwart den Anschein, als ob mehr als sonst anerkannt werde, daß gerade die, die am tirssten in ihm eingedrnngen sind, sich immer stärker einer Vereinfachung zuneigen. Der Wunsch nach Vereinfachung läßt beute neue Wege ausfindig machen, einmal nm dem Künstler das Schaffen selbst zu vereinfachen, dann nm dem Beschauer daS Schauen zu erleichtern. Man kann schon beute von einer Ueberwindung deS Impressionismus sprechen, von einer neuen Art des Klassizismus, der sich vorbereitet und sich den allgemein geltenden Kunstmittrln unterordnet. ES ist hierbei an daS Wiederaufleben deS Wesens der klalsiichen Kunst zu denken, einer Kunst, die nicht dem individuellen Geschmack, sondern dem allgemein menschlichen entspricht. Recht wohl kann e- eine Kunst geben, die ihrem Wesen nach klassisch ist, ohne sich an die Antike anzulehnen, die also nur in einem gewißen Sinne die Tradition akzeptiert. Der Klassizismus ist nicht allein an antike Traditionen gebunden. Derk Realismus folgt daher eine Kunst, die eine Abkehr von ihm bedeutet und das Streben fördert, die Mittel, die bisher der Impressionismus erheischte, zu vereinfachen. Man hat zu lagen gemeint, daß die Kunst im Aussterben sei, mit Unrecht, denn sie gilt doch als etwas Fundamentales, als ein nnzerstörbares menschliches Bedürfnis. Mau hat auch einen Weg, um die Kunst der groben Masse faßlich und genietzbar zu machen, wenn mau den Impressionismus zu vereinfachen, ihm einen allgemein menschlichen Ausdruck zu leihen versucht. * Einen Fund »au außerordentlicher Wichtigkeit für die englisch« Literaturgeschichte meldet Mr. Bertram Dobrll an daS „Atdenaeum" vom 16. März. Dobell hat eia Manuskript der „Arcadia" d«S Sir Philipp Sidney gesuuden, des berühmten Romane-, der um 1580/1 nach dem Vorbild der spanischen Schäfer roman« d«S Sanazaro und der „verliebteu Diana" deS Portu giesen Jorge d« Montemayor entstanden ist. E» ist ein Band von 226 Folio- gleich 452 Seiten. ES enthält die voll ständige „Arcadia" in fünf Büchern oder Handlungen uud ferner ,,v^v«rs mack aonäry Sonetts". Man mutz allerdings annehmeu, daß eine ganze Anzahl geschriebener Exemplare der „Arcadia" zirkulierten, ed« sie I5S0 -um erstrnmale gedruckt wurde; doch scheint zurzeit kein« ander« „Arcadia" im Manuskript zu existieren. Schon au» diesem Grund ist also der Fuad vou hohem Interesse, auch wenn man gegen Dobell» vorläufige Annahme, daß hier die von Sidney selbst herrührrnde erste Niederschrift der „Arcadia" vor liege, Zweifel hegen sollte. Da- Manuskript unterscheidet sich stark von den gedruckten Texten. Eiue-teil- enthält «- Stellen, die in den Buchau-gobeu fehle», andrrrseit- fehlen auch im gedruckten Teil vorkommend« Stellen. L» briugt füuf urue eingeschobene Gedichte uud dazu viele neue Le-artea in den bereit» bekannten. Unter den „diversen"' Gedichten befindet sich auch ein bi- jetzt uubekaunte- Poem. Die ZtLhiftarifche »eselschnst Frankreich« hält i« den Tage» vom 13. bi- IS. August ihre» dritte» Kongreß iu Autun ab. Di« erste» drei Lag« «erde» de» wissenschaftlichen Mitteilungen, Vorweisungen »ad dem Besuch« des Museum- der Sooi-1- säaann« und and««« lokaler Dammlaugen gewidmet s«tn Nach de« vor- ' 'soköl' 0»1L» äem je 6lr licke avtixe Lt-d. ütrev a lose «k. 2S76. »«tatter eor« rt «ter »8talt r, Vvr- I«0Köta. »Lss 8/10. erwr ühnmg pzig solche ist . , - - klassische Altertum, sondern namentlich auch für ein wirkliches, tie eres iserer I von Schiller und Lessing, ein Klopstock, Herder und Wieland, ein Voß und viele andere waren echt deutsche Dichter, und doch zugleich von antikem Geiste beseelt. Und wenn der deutsche Unterricht an sich und auf jeder höheren Lehranstalt sich mit dieser Periode eingehend zu beschäftigen hat, so kann auf der Oberrealschule noch besonders eingehend all der reiche Stoff behandelt werden, der die Kenntnis des klassi- schen Altertumes übermittelt und antiken Geist verstehen lernt; ja, der Reichtum an Stofs ist so groß, daß selbst die Oberrealschule nur eine Auswahl zu bieten braucht, und dennoch das gewünschte Ziel erreichen kann. Epos und Drama werden dabei besonders zu berücksichtigen sein. Das Epos müßte natürlich an Homer anknüpfen, der in der Uebertraoung von Voß nach der früheren Lehrordnung (von 1W4s auf der Realschule behandelt werden mußte, wäh rend die neue svon 1904s nichts über ihn vorschreibt. Darum würden die homerischen Dichtungen zweifelsohne schon für die Obersekunda der Oberrealschulen das richtige sein, zu mal durch ihre Lektüre und Behandlung zugleich noch an dere wichtige Kenntnis des Altertums vermittelt werden könnte, vor allem mythologischer Art. Und s " ja nur unerläßlich für die Einführung in das f— - Verständnis Goethes, Schillers, Lessinas und anderer un Geistesheroen, so daß also auch durch die Behandlung Voß-Homer mittelbar nationaler Geist gepflegt wird. Nicht minder wichtig aber wäre die Behandlung des Dramas in antikem Geiste, und hier ist die Auswahl noch größer als beim Epos, wir brauchen nur auf die lieber» setzungen und Nachbildungen von Schiller und Grillparzer, auf gute Uebertragunaen von Sophokles und auf Goethes „Iphigenie" hinzuweisen; eine breitere Darstellung würde für unsere Absicht zu fachmännisch werden. Zuletzt aber sei noch kervorgeboben, daß auch die Kun st der Alten dem Oberrealschüler durch den deutschen Unter richt nahe gebracht werden kann; darum wäre wünschens wert, daß mindestens Lessing und Winckelmann in dem künf tigen Lehrplane Berücksichtigung fänden. Aber auch eigent licher Unterricht in der Kunstgeschichte überhaupt, und ins besondere wieder in der antiken, wäre geradezu notwendig; ob dieser Zweig bester dem Unterrichte im Deutschen oder dem im Zeichnen zuzuweisen wäre, soll hier nicht erörtert werden. Möglich ist er für beide Fächer, und ein rechter Erfolg in ihm würde mehr als von dem Fache von der Neigung, Begabung und dem Geschick des Lehrers abhängen. Feuilleton. Sun, Lehrplan -er Gberrealschule. Von Dr. W. Bohne (Chemnitz). In nächster Zeit ist die Ausgabe des Lehrplanes für die Obersekunden an den Oberrealschulen zu erwarten, wenn auch der eigentliche Lehrplan für die Oberrealschul- klasten erst später mit Zustimmung des Landtages festgeietzt werden kann. Da ist es denn angebracht, über einen vrin- zipiellen Punkt von großer Wichtigkeit einmal in der Presse zu reden. Die Oberrealschule soll ihrer historischen Entstehung und ihrem ganzen Wesen nach vorwiegend die naturwissenschaft lichen und mathematischen Disziplinen pflegen, und so einen ergänzenden Gegensatz -um humanistischen Gymnasium bilden. Aber neben dieser ihrer Hauptaufgabe muß sie doch auch einen Nebenzweck erfüllen, der aus der unbestrittenen Tatsache sich ergibt, daß alle moderne Kultur sich nicht nur auf dem klassischen Altertume aufbant, sondern in ver- chiedenen Zweigen mehr, in anderen weniger, sogar noch ?eute von ihm beeinflußt wird. Darum mutz die Oberreal- chule, sollen ihre Zöglinge wirklich zu den Höchstgebildeten >er Nation zählen, sie auch in den Geist der Antike und na mentlich des Griechentums, als des wichtigeren und schöpfungöreicheren unter den beiden klassischen alten Völkern, einführen. Das kann nun in drei Fächern geschehen, nämlich durch den Unterricht im Deutschen, in der Geschichte und in Religion. Der Religionsunterricht zunächst wird vielfache Gelegenheit zur Einführung in das klassische Alter tum bieten, zumal ja das neue Testament nicht nur durch eine Ursprache mit dem Griechischen zu tun hat, zumal jener ferner auch in die Philosophie der Alten wenigstens teilweise mit eindringen muß, und zumal er drittens in der Kirchen geschichte zugleich eine gewisse Kulturgeschichte der alten Welt mit bieten muß; es fei in letzterer Beziehung hier nur hin gedeutet auf die Missionsreisen des Paulus und vor allem auf seinen Aufenthalt in Athen. Aber gleichwohl könnte der Religionsunterricht nur gelegentlich in dem von uns gewünschten Sinne wirken. Eine systematische Behandlung der Antike dagegen ermöglicht zunächst den Unterricht in der Geschichte, und da ergibt es sich ja von selbst, wo und bei welchen Ge bieten der Lehrer da einzusetzen hat, und nur die größere oder geringere Vertiefung und Heraushebung des Bildungs stoffes könnte Meinungsverschiedenheiten ergeben. Am allermeisten aber würde schließlich der Unterricht im Deut schen nicht nur eine Einführung in das klassische Altertum ermöglichen, sondern auch ein genügendes Verständnis des selben und die Kenntnis seiner wichtigsten Werke in Wissen schaft und Kunst dem Schüler zu übermitteln fähig sein. Allerdings muß er immer in erster Linie darauf bedacht sein, die Muttersprache zu pflegen, die Schätze der deutschen Lite ratur zu heben, kur-, er darf nie vergessen, daß er berufen ist, an einer deutschen höheren Lehranstalt durch deutsch e Jünglinge zu künftigen deutschen Männern zu erziehen. Aber diese seine hohe Ausgabe läßt sich sehr leicht und ungezwungen mit dem von uns gewünschten anderen Zwecke vereinigen. Denn wir Deutsche sind in der außer ordentlich glücklichen Lage, in unserer reichen Literatur nicht nur deutschen Geist in seiner höchsten und reinsten Ent faltung zu finden, sondern auch sremde Art und fremdes Denken gründlich kennen zu lernen, da wir ja anerkannt die größte UebersetzungSkunst und die vollendetste Nachahmung fremder Dichtungen gerade in unserer Literatur besitzen. Und diese Tatsache tritt am klarsten und vollsten i« die Er- schemuna eben in bezug auf die Antike, und gerade auf diesem Gebiete hat deutsche Nachahmungskunst und Nachempfin- dungSsabigkeit ihre zahlreichsten und zugleich ihre köstlichsten ^rüchte gezeitigt. Welchen Reichtum finden wir in dieser Beziehung vor allem in der zweiten Blüteperiode unserer Literatur! Ja, die größten unter den Große», ein Goethe, * Arthur Rikts» - Dirigent her Nomischen Oper? Wie wir in Berliner Blätter» lesen, schweben zwischen Direktor Gregor nnd Arthur Nikisch, dem beliebten Leiter der großen Philharmo nischen Konzerte, Verhandlungen, die darauf hinzielrn, Arthur Nikisch al« musikalischen Oberleiter der Komischen Over zn gewinnen. Nikisch ist nicht abgeneigt, die ihm angrbotene Stellung, di« ihm eine große Selbständigkeit nnd glänzende- Einkommen bietet, auzu- nrhmen und der Abschluß de- Vertrage« hängt nur von einigen Bedingungen Nikisch- ab, der seinen Posten al- Dirigent der Ge- wandhau-kouzert« und al- Studiendirektor des dortigen Souserva- torinm- nicht ganz «rsgeben möchte. 190k übernahm bekanntlich Nikisch auch die Direktion der Oper und Operette an dem durch den plötzlichen Tod Staegemann- seine« Leiter- beraubten Stadttdeater, jedoch führt jetzt Direktor Robert Volkner allein die Gesamldirektion des Theater«. Da die Komische Oper auf die ganze Kraft Nikisch« reflektiert, so wird dieser wohl auf einen Teil seiner Leipziger Armier verzichten wüsten, wenn er die Berliner Stellung antritt. Jeden- fall- aber würde er auch dann Dirigent der großen Philharmonischen Konzerte bleiben. Nikisch hatte immer eine heimliche Liebe für die Oper im Herzen, nnd bevor er 1895 die Leitung der Gewauhdau«- Konzerte übernahm, war er artistischer Direktor und erster Kapell- meister der König!, un„arischen Oper in Pest. Dies« Neigung zur Oper und znm musikalischen Drama wirkt natürlich mitbestimmend eia bei seinen Verhandlungen mit dn: Komische, Oper, für die der berühmte Dirigent jedenfalls einen außerordentlichen Gewinn be deuten würde. — „Neuere Lentzenze« 1» tzer Knust" behandelt« «ras Harry N«ßl«r au« Berlin in sein«» jüngst w» Leipziger S03S Sllv bah« in «098»!, nächsten !Nd der l, welche latlicl en dere die für Ber- 4 kleinen Icher von ilen oder 9904 cz d. I., rebalten laffung NlitagS. aanstalt vährend ich, den zen von Srena. olf zu duhester leuiral. fr«»««« egenhett im und ^Uint kolxt rtieer suoo äor eilavb«' tedsriu. Lr^emburgS zur norddeutschen Brausteuergemeinschaft die erste und Meile Lesung debatteloS. Darauf wird die Besprechung der sozialdemokratischen Interpellation über Eingriffe von Be- Hörden usw. in die Reichstag-Wahl fortgesetzt. Abg. Liebermann v. Sonnenberg (Wirtfch. Vag.): Meine Anregungen in der ersten Etatslesuna über ei künftiges Eingreifen seitens der Behörden in die Wahl agitation sind mißverstanden worden. Ich wollte nur an- regen, daß sie ihre Absichten, Pläne und Wahlparole deut- lich kundgeben können. Jetzt ist die Regierung nur auf den „Reichsanzeiger" und die „Norddeutsche Allgemein« Zei- tung" angewiesen, um Richtigstellungen ergehen zu lasten. Die Parteipresse veröffentlicht dann nur Auszüge daraus, die vielfach zu Entstellungen führen. Die Regierung soll aber die Möglichkeit haben, durch Maueranschläge und Be nutzung der Post in eine unmittelbare Verbindung mit den Wählern zu treten. Der Vorwurf, daß wir der Korruption Tür und Tor öffnen wollen, trifft nicht zu. Wir hoffen, daß bei den nächsten Wahlen von Normann bis Muadan nur eine Linie bestehen wird, die gegen die Sozialdemokratie Stellung nehmen und diese soweit zer kleinern wird, daß nur noch Trümmer dieser Partei hier her zurückkehren werden. (Beifall rechts.) Ab«. Bebel (Svz.): Die letzte Drohung des Vorredners könne» wir ruhig abwarten. Bei den letzten Wahlen haben wir eine einzige geschlossene Schlochtlini« gegen uns, offen gesagt, er- wartet! Der Silvesterbrief ist eine einzig dastehende Be leidigung gegen die vier oppositionellen Parteien vom 13. Dezember. Wir verlangen, daß der Reichskanzler sach lich und in einer seiner Stellung würdigen Weis« seine Er klärungen abgibt. Den konservativen Schützlingen der Re gierung ist natürlich alles genehm, was zur Stärkung ihrer Position führen kann. Dem Fürsten Salm, dem Präsi denten des Flottenvereins, sind, ^oie offiziell zuge- lahlkampf zur Verfügung politischen Charakter des ie man gegen die Sozial- Berlin. 19. März. fTelegramm.) Am BundeSratStische ist niemand anwesend. Zunächst findet die Gesamtabstimmung über den Gesetz entwurf betreffend die Vornahme einer Berufs- und Be triebszählung für 1907 statt. Die Vorlage wird definitiv verabschiedet. Alsdann passiert der Vertrag zwischen dem Deutschen Reiche und Luxemburg vom März 1907 über einen Beitritt Lügen uud Verleumdungen gegen die Sozialdemokratie vor gegangen worden ist, beweist die längst rrchtig gestellte Ge schichte, wonach der verstorbene Liebknecht von unseren Sol daten von 1870/71 als von ^zweibeinigen Tieren" gesprochen haben soll, eine Geschichte, die immer wieder vom Verband zur Verleumdung der Lrozialdemokratie vorgebracht wurde. Der Reichsverband sucht, wie aus einem Schreiben an Schriftsteller Lorenz hervoraeht, durch persönliche Ver- dächtiaungeu uud Niederträchtigkeiten gegen die sozialdemo kratischen Kandidaten zu arbeiten. So wurde auch wieder in diesem Wahlkampf der bekannte Vorwurf gegen den Abg. Singer erhoben, daß er früher, als er noch Geschäfts mann war, eine Näherin, die um höheren Lohn einae- kommen sei, auf unsittlichen Lebenswandel verwiesen habe. Dabei ist längst nachgewieseu, daß nicht Abg. Singer, sondern sein Sozius Rosenbaum dies getan hat. Was kann Singer da für? Wer ist überhaupt Rosenbaum? Roseubaume gibt es Tausende! (Große Heiterkeit.) Sozialdemo krat ist er nicht, lieber den Ton in der Sozialdemokratie dürfen Sie auf der Rechten sich nicht beschweren, solange die Abg. v. Dirksen und Kreth ihren beliebten Ton gegen uns anschlagen. Der Dresdner Bürgermeister redet ,n seinem Glückwunschtelegramm an den jetzigen Abgeordneten von Unverstand uud Bosheit. (Bravo! rechts.) Sie stellen sich also auf das Niveau des Herrn Beutler?! Ein „guter Ton" ist es auch, wenn von einer gewissen Stelle gesagt wird: Ich werde die,Bande" auseinander jagen! Den ,Kerls' auch noch Diäten usw. Das ist der gute Ton der Stützen von Thron und Altar! Wer im Glashause sitzt, soll nicht mit Steinen werfen. Das geht in erster Lime Sie auf der Rechten an. Auch Herr v. Oldenburg ist ton- an gebend! /Fortgesetzte Zwischenrufe. Lautes Lachen rechts.) Was liegt mir daran, ob ich einen preußischen Junker vom Schlage Oldenburgs als Zuhörer habe? /Lachen links.) Wenn der Wunsch des Abg. Liebert in Er- füllung geht, daß, wie der Kolonialdirektor, auch die übrigen Staatssekretäre künftig öffentlich auftreten möchten, so kann das ja nett werden. Die Mehrheit des deutschen Volkes hat bei der Wahl doch auf Seiten der Oppositionsparteien ge standen. Boykott und Terrorismus ist vom Flottenverein auch getrieben worden, z. B. einem Zigarrenhändler gegen über, der ein Lotterieplakat deS Flottenvereins nicht auS- hängen wollte. (Redner trägt eine Reihe derartiger Fälle vor.) Wenn ich auch zugebe, daß beim Wahlkampf auf allen Seiten Ausschreitungen vorkommen mögen, so muß ich doch sagen, daß die Sozialdemokratie stetS sachlich ge kämpft hat! /Lachen rechts.) Wenn eS nach Recht und Gesetz ginge, gehörte der Reichskanzler auf Li« Anklagebank! dlbg. Zimmermann sD. Refpt.): Abg. Bebel hat sich heute in der Rolle eines Klageweibes vorgestellt. Sein Schmerz über die Wahlen ist ja begreif lich, ebenso wie seine Resignation. Welchen Eindruck erzielte er früher mit seinen Anklagen! Heute kann man sagen: Armer Bebel, wie hast du dir verändert! Herr Bebel gefiei sich wieder in Uebertreibungen. Den deutschen Studenten kann man eS doch nicht verbieten, daß sie Wahlzettel usw. vertreiben. Bebel hat Genossen Singer in Schutz ge- nommen. Jener erwähnte Vorwurf wird dem Abg. Singer von unsere Seite gar nicht gemacht, sondern seinem Kom pagnon. In dem Urteil gegen den Chefredakteur der Staatsbürger^eiiuno ist sestgestellt worben, daß die von der Firma Gebrüder Singer Abhängigen eigentlich nichts als Arbeitsmaschinen waren! Daß sie auch Menschen waren, kümmert diese Firma nicht. (Hört! hört!) Ein solches rein geschäftliches Verhalten der Arbeitgeber zu den Arbeitern stebt im Widerspruch mit den vom Privatkläger in seiner politischen und sozialen Tätigkeit vertretenen Grundsätzen. «Hört! hört!) Herr Singer gehörte einer Firma an, in der die Leute ausqebeutet wurden, und ist noch in der Firma ge blieben, als er bereits Kenntnis vom Charakter seines So zius Rostnbaum hatte. Was die Wahlbeeinflussungen anbetrifft, so hat die Reichsregierung , das Recht und die Pflicht, ihren Stand punkt zu vertreten; sie darf nur nicht Stellung nehmen zu gunsten einer Partei. Im allgemeinen wird man aner kennen können, daß diese Grenze bei dem Wahlkampfe von der Regierung eingehalten worden ist. Bedenken dagegen kann man hinsichtlich des unter dem Protektorat des Reichs kanzlers gesammelten Wahlfonds haben. Böse Zungen er- 13. Dez, lich und s"' „ —. . gierung ist natürlich alles genehm, was^zur S Position führen kann. Fä.s.v» denten des Flottenvereins, sind, wie offiziell standen wird, Mittel zum Wahlkampf -— gestellt. Da ist doch an dem pol' 's" Flottenvereins kein Zweifel! Wie man gegen die Sozial demokratie vorgeht, beweist das Vorgehen der Staats anwaltschaft gegen die sozialdemokratische Fraktion, weil diese, wie «S naturgemäß bei wichtigen Parteiangelegen heiten in jeder Partei vorkommt, mit einigen Partei genossen und geladenen Nichtmitgliedern eine Konferenz im Reichstag-aebäude abgehalten hat. Wenn aber Flottenverein und Kriegervereine in den Wahlkampf ein greifen, da kräht im ganzen Deutschen Reich kein Lahn da- nach! UeberdieS steht die Haltung d«S Reichskanzlers vom 13. Dezember in Widerspruch zu seiner früheren Stellung. Tatsache ist auch, daß Lehrer die Schule geschlossen und Schüler, die grünen Jungen, zu Schlepperdiensten organi siert haben! Wäre dies nicht zugunsten der Konservativen geschehen, so würde man wieder großes Aufsehen damit er regen. Ebenso bat man Studenten zu Schlepperdiensten herangezogen! Infolge deS Silvesterbriefes konnte Herr Liebert sich auf daS besondere Entgegenkommen der säch sischen Regierung und Behörden berufen. Er verwahrte sich dagegen, daß er „offizieller RegierungSkandidat" ge wesen sei. Demgegenüber braucht man ja nur auf die ..Nordd. Allg. Zeitung" zu verweisen, wo aus dem Briese des Generals Keim bervorgeht, daß die im Wahlkreise Lieberts bisher aufgestellte antisemitische Kandidatur Fritzsche von der Regierung zugunsten Lieberts bekämpft worden ist. ES wird öffentlich zugegeben, daß man in dieser Richtung bemüht gewesen ist! Betrübend ist es auch, wenn Abg. Dr. Hermes von den Freisinnigen, und Abg. Dr. Semler von den National liberalen sich als „freiwillige Regierungskandidaten" her geben. Auch der Oberpräsident der Rbeinprovinz ist aktiv im Wahlkampf tätig gewesen. Das ist doch ein rein napo leonischer Zu st and! Ob der Kamps anständig ge- kübrt wird oder nicht, ist gleichgültig. sBeweaung.) Die Hauptsache ist, daß ein Sieg, wenn auch auf die allerge meinste Art, davonoetragen wird. Das hat der Kaiser in seiner nächtlichen Ansprache in dem Zitat des alten Kott- witz auS dem „Prinzen von Homburg" klar ausgesprochen!! lGroße Unruhe rechts.) Unsere Gegner beschweren sich über den Ton unserer Redakteure. Was würde aber auS ihnen- wenn sie sich die Gepsloacnbeiten des Herrn v. Hammerstein zu eigen machten! (Heiterkeit und Unruhe.) Mit welchen ve«trcder fieichrlag. * Berlin, 19. Mär-. sPrwattelegramm.) Der Reichstag erledigte am DwnStaa zunächst die Be rufs- und Betriodszählung jy dritter Lesung und den Ver trag zwischen dem Deutsch«! Reiche und Luxemburg über de» Beitritt LurauüuraS zur Norddeutsche» Braosteuergemein- schaft iu erster Lesung. Daun wurde di« Beratung der Interpellation Albrecht woae» der Wahlbeeinflussungen seitens der Regierung urü> deS FlottenvereinS mit viel Lärm und wenig Nutze» fortgesetzt- Am BundeSratStische natür lich gähnende Leere. Das Haus ist anscheinend garu gut besucht, doch sind di« meisten Abgeordneten aus der Flucht vor der Oede und ergehen sich in der Wandelhalle. Nur Bebel bringt etwas Motion in die Debatte und erfüllt somit seinen Beruf für di« Tribünen. Mit Feuer eifer kam er auf die ältesten Streitfragen zurück, verteidigte seinen Genossen Singer wegen des Kompagnieverhältnisscs zu Rosenbaum, der die MantelnHerinnen zur Erhöhung ihrer Einnahmen auf die Straße verwies, und rief unter schallendem Gelächter: „Wer ist Rosenbaum? Rosen baume gibt eS Hunderte und Lausende." Uebrigens machte er auch üwen wirklich guten Witz. Er erzählte von der Drohung einer „Dame aus der guten Gesellschaft": wenn er fortfubre, daS Volk zu verführen, so möge er wissen, es gäbe auch in Deutschland noch Charlotte Eordays. In Anspielung an das Schicksal Marats, der von der Corday im Bade überrascht wurde, meinte Bebel, er habe der Dame schon mitteilen lassen wollen, wann er un Bade zu treffen sei. DaS Amüsement über den gepfefferten Witz wurde noch durch die Zuruf« erhöht. „Also weshalb schimpfe» Sie?" tönte eS von der Rechten, und dann meinte ein« tiefe Baßstimme: „Na, na, überschätzen Sie sich nicht!" Woraus übrigens der alte Wrangel hatte Autorrechte geltend machen können. Von de» Vorwürfen BebelS sind seine recht spitzen Bemerkungen über Zitate auS dem „Prinzen von Homburg", sowie seine un- alaublichen Angriffe gegen den Dresdner Oberbürgermeister Beutler Hervorzuheben. Dieser hatte dem Abgeordneten und Landgerichtsdirektor Heinze zum Siege in Dresden über „Unverstand und Bosheit gratuliert, woraus Bebel ein Kapitalverbrechen machte. Nach des Redners Toben wurde er wahrscheinlich als Staatsanwalt im Zukunftsstaate auf Todesstrafe plädiert haben. . . Daß im weiteren Verlaufe der Debatte der sächsische Nltrakonservative Abgeordneter Wagner sich einen Ord nungsruf Wege» Beleidigung BebelS holte, mag noch erwähnt werden. Dann endlich wird mit alle» Stimmen gegen die der Sozialdemokraten ein Antrag auf Schluß der Debatte an genommen. Der Nest ist aber nicht Schweigen, sondern nach einer Reihe persönlicher Bemerkungen tritt daS Haus in Li« Beratung der Poleninterpellation wegen der Relegatwn von Schülern der höheren Lehranstalten ein, weil deren El tern zur Erteilung deS Religionsunterrichts in der Schule Stellung genommen hatten. Die Antwort auf di« Anfrage der Polen wird vom Staatssekretär Grasen PosadowSky m einem einzigen tönenden Satze erteilt. Die Szene wirkt unwillkürlich komisch. Gras Posodowsky war nämlich unmittelbar vorher erst auf der Bühne erschienen, sprach einen einzigen Satz und verließ dann gemessenen Schrittes stracks das Lokal. In der loSbrechenden allgemeinen Heiterkeit ging die Anfrage deS Präsidenten, ob eine Besprechung der Interpellation ge wünscht werde, unter, wodurch die Polen beinahe um ihre parlamentarische Propaganda gekommen wären. Doch wurde schließlich noch die Debatte eröffnet. Herr Korfanty zog sich zu seinen vielen Ordnungsrufen einen neuen zu. Die Konservativen beteiligten sich nicht an der Debatte über einen ihres Erachtens rein preußischen Gegenstand. 2. veil«« Mittwoch, 2». Mr, 1907. Leipziger Tageblatt. «r. 79. IST Jahrgang. zählten, daß er auS Kreisen der Börse stamme, und die Quittung sei für die in Aussicht gestellte Novelle -um Börsengesetz. (Hort! hört!) Meine Freunde sind an dem Wahlfonds vollkommen unbeteiligt. Wegen des vom General major Keim an Herrn v. Liebert gerichteten Briefs haben wir eine öffentliche Anfrage an die Reichsregierung gerichtet. Die „Nordd. Allg. Ztg? teilte als Antwort darauf mit, sie fei zu der Erklärung ermächtigt, daß ein Eingriff seitens der Reichskanzlei nicht stattgefunden habe. Abg. Bebel hat einen weiteren Satz aus derselben Zeitung kritisiert, daß die Bemühungen der Reichskanzlei auf eine Einigung ver Parteien gerichtet gewesen seien. Mir ist von solchen Be mühungen im 14. sächsischen Wahlkreise als Führer der Reformpartei nichts bekannt geworden. Wenn es gilt, die nationale Fahne hoch zu halten, werden wir alle Einzel interessen zurückstellen, da es dann das höhere Interesse und Wohl des gesamten deutschen Volkes gilt. Herr Bebel freilich sieht überall Splitter in den Augen anderer, ober nicht die Balken in den Augen der Sozialdemokratie. Wer für die Sozialdemokratie eintritt, ist der reine Engel, auch wenn er im Sauherdenton spricht. sHeiterkeit.) Wer aber gegen sie auftritt, ist unter allen Umstanden ein niederträch tiges verrufenes Subjekt! Die „Sächsische Arbeiterzeitung" vom 16. März beginnt einen Artikel zum 18. März mit den Worten: Die Erfahrungen des 25. Januar haben wiederum unheilvoll erwiesen, wie sehr den Deutschen die „politische Begabung" mangelt. Wer also sozialdemokratisch redet, in politisch begabt, wer es nicht tut, dem fehlt jede politische Bega bung. Jedenfalls ist die Sozialdemokratie die letzte Partei, die von Wahlbeeinflussuugen anderer Parteien zu reden befugt ist. Wo sie das Heft in der Hand hält, übt sie Unduldsamkeit aus, daß viele sich fügen müssen, die in ihrem Innern gar nicht auf sozialdemokratischem Boden stehen. Gegen dieses Uebermaß von sozialdemokratischen Vergewaltigungen bat der gesunde Sinn der Bevölkerung sich der den letzten Wah len empört! (Beifall.) Abg. Dr. Barenhorst sRpt.): Ein Karnickel muß da sein, und da werden Reichskanzler, Konservative und Nationalliberale dazu gestempelt. Als Sündenbock muß auch der Flottenverein und der Reichsvcr- band herhalten. Zur Ehre der welfischen Bevölkerung muß ich sagen, daß sie dem Aufruf ihrer Parteileitung nicht folgte und nicht sozialdemokratisch gewählt hat. An Wahlbeein- flussungeu ist nur eine vorgekommen; daS war die Auf lösung deS Reichstages! lGroße Heiterkeit.) DaS war daS gute Recht der Regierung. Sonst wäre sie eine Schlafmütze! (Große Heiterkeit.) Wir sind stolz, daß wir den ReichSverband auS den Windeln gehoben haben. (Schal lende Heiterkeit.) Daß er seine Schuldigkeit getan hat, da für sprechen die Erregungen der Herren Bebel und Fischer! Abg. Dr. Wagner (Kons.): Abg. Bebel beklagte lebhaft, daß deutsche Studenten den nationalen Parteien Wahlhrlse geleistet hätte». Darüber aber, daß so viele jüdische ausiandiscve Studentcu der Sozialdemokratie Schlepperdienste geleistet haben, spricht er kein Wort! (Sehr gut! rechts.) Er machte auch Herr» v. Liebert moralisch verantwortlich für alles, was von dem Reichsverbande geschrieben und gesprochen worden ist; für sich selbst aber lehnt er eine solche Verantwortlichkeit inner halb seiner Fraktion ab. (Sehr richtig!) Ferner habe Herr v. Liebert die von Bebel auf dem Münchener Parteitage ge sprochenen Worte falsch zitiert. Tatsächlich sind jene Worte über die deutschen Bauern durch alle Blätter unwider sprochen gegangen. Es unterliegt keinem Zweifel, daß in Bebels Äeußerung unter diesen Agrariern die deutschen Bauern gemeint sind. Wir auf dieser Seite haben die Ueber- zeugung, daß das Reichsparlament ein Spiegelbild des deut schen Volkes, nicht ein Zerrbild sein soll. Wenn es eine Partei gibt, die dieses Spiegelbild zum Zerrbild verwandelt, dann ist es die Sozialdemokratie. (Sehr richtig! rechts.) Wenn die deutsche Volksseele wirklich unberührt zum Aus druck käme, ich glaube, dann würde nicht ein Dutzend Sozial demokraten hier sitzen. (Erneute Zustimmung rechts.) Die selbe Partei klagt nun, daß die Negierung endlich einmal ihre Schuldigkeit getan und während der Wahl das Volk vor seinen Verführern gewarnt hat! (Sehr gut! rechts.) Sind denn die deutschen Wähler wirklich solche moralische Wasch ¬ liegenden Programme werde» sodann noch besucht: dir Stadt MLcou, der Mont AnxoiS (daS alte Alesia), dessen Untersuchungen durch Kommandant Espörandien fortwährend die glänzendsten ResuUate liefern: der Mont Benveav <daS alte Bibracte), wo I. De- pelette eigen- für die Kongreßteilnehmer eine keltische Wohnung und »inen Teil der Umwallung abdecken wird: endlich die klassische paläolilbische Stelle Solutrö. Die wissenschaftlichen Erörterungen werden sich hauptsächlich an die Fragen der Riugwallanlagen. drr sogenannten Hroqus Lsnoru^sienoe, und der Echtheit der Pfeil spitzen des CdarollaiS knüpfen. Präsident deS Kongresses ist Dr. A. Guöbhard, Vizepräsident der Französischen Gesellschaft für Prähistorie. * Huchschulnachrichten. Znm Nachfolger de- kürzlich ver storbenen Geh. HofratS H. Bnhl ist der Untersuchungsrichter am Heidelberger Landgericht und Privotdozent für deutsche- und fran zösische- Recht Dr. Karl Hein-Heimer ernannt worden. — Weiter wird an- Heidelberg gemeldet: Al- Narbfolger deS Geheimrat« Prof. Kliucke auf dem Lehrstuhl für Physik und al- Leiter d«S physikalischen Institut- ist der Kieler Physiker Pro». Philipp Leunard, der Nobelpreisträger von 1905 und Ehrendoktor der Ruperto-Earola hierher berufen worden. — Der XII. Kongriß der deutschen Gesellschaft für Gynäkologie wird vom 21. bi»25. Mai in Dre-deu abgehalteu. Auf der Tagesordnung steden u. a.: Indikation, Technik nnd Erfolge der beckenerwriternden Operationen und die Asepsis bei gynäkologischen Operationen. Gelegentlich des KougreflrS tagt am 2l. Mat, nachmittag-, auch die Vereinigung zur Förderung deS HrbannnenwesenS. Die Sitzungen finden in der technischen Hochschule statt, die Demonstrationen in der Frauenklinik. * Kleine Chronik. Der Heldenbariton des Leipziger Stadt theaters, Herr Walter boomer, der, wie wir mitteilten, vorige Woche in Wien als Hao» Sachs und Holländer gastierte, sollte auf diese- Gastspiel bin bereits diesen Winter nach Wien engagiert werden. Direktor Volkner hat jedoch Herrn Soomer. dessen Leipziger Vertrag noch bi- 1909 läuft, nicht freigegeben, ihm aber eine Verlängerung seines Kontraktes angevoten. Herr Soomer bat die Bedingungen angenommen und bleibt somit dem Leipziger Stadttheatrr bis 1914 erhalten. — Leoncavallo batte tür den „Roland von Berlin" das Textbuch von dem Dichter Tiberini Herstellen lassen, daS Buch indes nickt benutzt nnd deo Verfasser für seine Mühe nicht entschädigt. Tiberiui verklagte Leoncavallo auf Schadenersatz. DaS Mailänder Tribunal entschied zugunsten TiberiniS, Leoncavallo wurde zn vollem Schaden ersatz und zum Ersatz der Gerichtskosten verurteilt. — In den Räumen deS kurfürstlichen Schlosse» in Mainz fand am 15. d. M. die JahreSversammjnng des Gesamtvorstandes des Römisch-Ger manischen Zeutral-Museums statt. Nach Besprechung des Jahresberichts und des Etat» für da- neue Jahr wurden die zwei urueingerichtetea Säle besichtigt, die als Proben für die Ein richtung drr übrigen Säle dienen sollen. Durch daS Entgegen kommen von Reich, Hessen und der Stadt Mainz ist die Verwaltung de« Museum- in den Stand gesetzt, die 15 neuen Au-stellung-räume in zweckentsprechender und würdiger Weise auSzugrstalten. — In Kiel findet am 9. und 10. Juni rin Beethoven-Fril statt unter Mitwirkung eine- 400 Köpfe starken Chore». Festdirigent ist der Kieler Prtvatdozeut und Dirigent Mayer-Reinach. — Man schreibt nn- au- Stuttgart: „Gestern, Montag, ver kündeten plötzkich rote Zettel an den Anschlagsäulen. daß Herr v. Bary (Dresden) den „Tristan" al» Gast nicht singen werde. Di« Vorstellung fällt au-, da- Theater bleibt geschlossen! — Wir können zurzeit noch uichtS Authentisches zn diesem ungewöhnlichen Vorgang berichten, vermuten aber, daß die Absage de» Herrn v. Bary auf die nicht durchweg- und in jeder Hinsicht günstige Beurteilung zurückzufübren ist. di« der Dresdner Heldentenor mit Schubertlieveru im Abonnementskonzert der Hofkaprlle sowie al- „Tannhäuser" in der letzten Woche hier erfahren. Die unbeeinflußte Kritik wird sich nun durch solche Empfindlichkeiten sicher nicht davon zurückbringen lassen, ihre« Amte- nach bestem Wissen zn walten, selbst auf die Geiabr hin, auf Herrn v. Bary verzichten zu müssen. Die diesige» Verhältnis?« zwingen überhaupt iu gewisser Hinsicht zu einem ruergischen Vorgehen, eventuell gegen einen Teil der Kritik selber. Die ältesten Stuttgarter können sich nicht besinnen, daß jemals da- Theater au- solche» Grunde geschlasse» worden wäre.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)