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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 15.01.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-01-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070115027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907011502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907011502
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-01
- Tag 1907-01-15
-
Monat
1907-01
-
Jahr
1907
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Seite des HauptblatteSO Eine welfischc KunSgcbungk Aus Hannover berichtet uns ein cck-Prwattelegramui, daß nach welstschen Meldungen aus Gmunden anläßlich des Todes der Königin Marie ein Manifest des Herzogs von Cumberland an die Hannoveraner bevorstebc. Bestattung der Lpfcr von lSeispolshcim. Die Leichen der verunglückten Opfer von Geis polsheim wurden, wie aus Straßburg gemeldet wird, gestern unter zahlreicher Beteiligung der Bevölkerung bei gesetzt. Eine einzige großeKiste, die gerade einem Menschen Raum bietet, genügte, um die Ueber- reste der 22 Leichen aufzunehmen. Reue Rcgierungskrisis in Spanien. Der für Mittwoch angesetzte Ministerrat hat auf Wunsch des Ministerpräsidenten Bega de Arnnjo, der die Sachlage klargelegt haben wollte, beretts Montag staltgesunden. Nach dem eine Besprechung mit den Führern der liberalen Gruppen Meinungsverschiedenheiten darüber ergeben hatte, ob es zweck mäßig sei, die Cortes am 21. d. Mks. wieder zu eröffnen, erklärte Sonntag ein Artikel des „Heralvo", die Unbestän digkeit der Ministerien sei offenbar, und es sei unmöglich, ohne Mitkille des Parlaments zu regieren. Die liberale Partei müsse in der Berwirklichung ihres Programms fori- fahren und das Bereinsgesetz und das Gesetz über die Auf hebung des Oktrois zur Beratung bringen. Nunmehr er kennt vie liberale Presse an, daß die Lage ernst sei und hält eine Krise für unabwendbar. GebbaS und Raisult. Nach Meldung aus Tanger ließ der Kriegsminister alle Wege nach Fez stark besetzen, da er die Nachrichten über RarsuliS Absichten für Finten hält und diesem zutraut, er könne mit verschiedenen Banden getrennt aus Fez mar schieren. — Diese Sorgfalt widerlegt gründlich den von französischer Seite au'geworsencn Verdacht, daß Gebbas- Pascha bloß mit Raisuli Komödie spiele. — Nach einer Meldung des «Daily Telegraph" aus Tanger ist in Moga- dor eine Niederlassung errrchlet worden zum Berkaus von Cbassepot-Gewehren und Patronen, die allen Eingeborenen angeboren werden sollen, die ins Innere gehen. Die Trag weite dieser Nachricht ist nicht ganz klar: Deuten die ChaffepotS auf Fortsetzung des französischen Waffenschmuggels trotz aller Konferenzbeschlüsse? Zurückziehung der Marokko-Flotte. Der spanische Ministerpräsident erklärte, daß angesichts der Bekämpfung Raifulis durch die Regicrungstruppen die Anwesenheit fremder Kriegsschiffe nicht mehr nötig sei, und daß, wenn der Sultan die Garan tien für die Sicherheit der Europäer übernehme, die Zu rückziehung des Geschwaders erfolgen könne. Der Minister rat beschäftigte sich gestern mit dieser Frage und beschloß, sich darüber mit der französischen Regiexung ins Einver nehmen zu sehen. Perfol! s-. Generalintendant Frhr. v. Per fall ist in der ver gaugenen Nacht im Alter von 83 Jahren in München ge storben. (S. Feuilleton.) politisches. " Die Otavibahn. Die für die Dauaus'ührungen der Olaoibabn verantwortliche Firma Arthur Koppel beabsich tigt, ohne finanzielle Inanspruchnahme des Reiches in Swa- kopmund eine Hafenanloge zu schaffen, deren Kosten auf 40—50 Millionen geschätzt w'.rden. Es darf bereits behaup- tet werden, daß die Ausführung des Projekis gesichert er scheint und die Regierung in der Lage sein wird, dem neuen Reichstag die endgültigen Vorschläge zu unterbreiten. * Gegen Erzbcrgcr. Ter katholische Fürst Waldburg be stätigt der Heilbronner „Ncckarzeilung", erklärt zu haben, er möge Erzocrger seine Stimme nicht wieder geben und wünsche eine katholische Sonderkandidatur. Katholische Kreise wünschen den Fürsten als Kandidaten gegen Erz berger. II. Kaualkongreß. Auf den 29. Januar ist, wie schon kurz gemeldet wurde, vom preußischen Ministerium nach Hannover eine Konferenz der an dem Nhein-Leinc-Äanal- projekt interessierten Verbände berufen, auf der die kürzlich schon im „Leipziger Tageblatt" erwähnte Frage der Her stellung eines direkten S-chiffahrtsweges von Dortmund— Emskanal zur Unterweser erörtert werden soll. Es handelt sich um eine Erweiterung und Verlängerung dcS Hunte kanals, deren Ausführung besonders von Oldenburg be trieben wird. Wie man sagt, bat der Großherzog von Oldenburg auch den Kaiser für das Unternehmen zu inter essieren gewußt, von dessen Verwirklichung Oldenburg und Bremen allerdings einen großen Vorteil haben wurden, denn der Wasserweg wird dadurch um 93 Kilometer kürzer, als ihn der über Minden führende Mein—Leine-Kanal bietet. Der Norddeutsche Lloyd soll durch die Verkürzung des Weges in einem Jahre mehrere Millionen an Fracht für den Kohlentransport sparen. In demselben Maße werden aber die Garantieverbände für den Mein—Leine- Kan U geschädigt, wenn dielen eine solche Konkurrenz er wächst. Die stödrftcken Kollegien in Hanmocr, in de.en. Sitzung die Frage gestern erörtert wurde, stellten sich auf den Standpunkt, das; die Unterlagen für die Bewilligung der Garantien nicht verändert werden dürften, sonst müsse man den Garantieverbänden andere Aeouivalente gewähren. Diesen Standpunkt werden auch die übrigen Interessenten zweifellos einnehmen, und man darf deshalb gespannt sein, welche Ergebnisse die erwähnte Konferenz zeitigen wird. * Singers Siegesgeianq. Londoner Blätter veröffent lichen ein Telegramm des Sozialdemokraten Singer. Darin wird der Ueberzeugung Ausdruck verliehen, daß die Sozial demokratie aus den kommenden Wahlen siegreich bervorqeken I werde. Im deutschen Volke herrsche große s!) Begeiste- I runq ill), die einen bisher unerreichten Erfolg der Sozial- 1 demokratie erwarten lasse. — Wir bezweifeln gar nickt, daß in den deutsch-feindlichen Kreisen Englands Singers Siegesbotschaft mit dem Glauben ausgenommen wird, der das gern für wahr hält, was er erhofft. Wie denn über haupt die deutsche Sozialdemokratie bei jedem Feinde Deutjch- sanvs auf Zustimmung und Unterstütz»»« regnen darf, weil sie ja alles verweigert, was Deutschlands Kraft erhalten und verstärken könnte. Allein dieses Telegramm Singers ist denn doch ein etwas starker Tabak. Mit der Siegcshofsnung der Sozialdemokratie siebt es weit schlechter aus. als :m Jichrc 1903. Denken wir nur an die Leipziger Wahl, bei der die Genossen so wenig auf die Zugkraft ihres eigenen Kandidaten vertrauen, daß sie Bebel, Gradnauer und auch Singer zur Hilfe gerufen haben. Allzuviel Selbstvertrauen iprickt daraus nicht, und auai in manchem anderen säckss'chen Wahlkreis sicht es genau ebenso ouS. So falsch es wäre, an einen Sieg der bürgerlichen Parteien in Sachsen zu denken, wenn diese nicht ihre Kräfte gehörig austrcn'en — ''o wenig recht hat doch der Sicaestaumel, den T-ingcr mit seinem Telegramm erwecken will. sk. Voyotticrung der Saalwirtc in Weimar. Die hiesigen Saalbetitzer batten der sozialdemokratischen Partei ihre LotaUtälen für die Abhaltung von Wahlversammlungen verweigert unv dam-t auch Bebels Auftreten als Redner in Weimar vereitelt. Die Genossen antworten dafür mit dem Boykott der Wirte, Venn das hiesige Gewerkschaflskartell empfiehlt den Arbeilerorganifationen, bis zur Ferogstellung des sozialdemotratncken BolkShauies keinerlei Vergnü gungen in den Sälen ver Stadt abzuhalten und in den betreffenden Lokalen den Biergenuß seilens der Alberter ein- zustellen. * Tie französische Bischofskonferenz. Gestern abend rrafen die 80 Teilnehmer an der Bi'chosstagung in Paris ein, deren Dauer dis Ende der Woche vorgesehen '.st. Die meiste Aussicht auf Annahme hat ein Antrag, daß die dem Unterhalt des französischen Klerus zu widmenden Summen nicht in eine Zeutoalkasse einzuzahlen seien, sondern daß jede Diözese eigene Rechnung führe. Doch sollen die reichen Diözesen ihr Plus an eine Vermittlungsstelle abgeben, so baß jene Stelle für die Bedürfnisse der minderbömittelten Sprengel sorgen könne. * Die Schrecken der Nacht. Nach der Meldung einiger Pariser Abendblätter geriet das deutsche Paket boot „Meteor" in ein Nach tmanö ver der französischen Msstekmeerflottc. Tie unerwartete Kanonade erregte auf dem deutschen Schiffe eine Panik, die ohne schlimme Fo, en blieb. * Der Fall Polonyi. Seitens des Justizminiitcrs Polonyi wird eine Erklärung in der Angelegenheit der Gschwindschen Spiritusfabrik veröffentlicht, über welche der frühere Bür germeister Halmos geäußert batte, daß das Eingreifen Polonyis als Advokat in dieser Sache mit einem Mißbrauch seiner Stellung als Mitglied des Gemeinderates verbunden gewesen sei. Aus den der Erklärung Polonyis beigcfügten Schriftstücken geht hervor, daß diese Angelegenheit der Hauptstadt Pest keinerlei Kosten verursacht und der von Polonyi vertretenen Fabrik keinerlei materiellen Vorteil ge- bracht hat, sondern eine gemeinnützige Angelegenheit ge wesen ist, bei der jeder Mißbrauch ausgeschlossen war. — An- aeblich soll im letzten Ministerrat beschlossen worden sein, den Justizminister Polonyi nicht der gegen ihn in Szene ge- sctzien politische» Hetze zu opfern. die_größeren Umfang an- nimmt, als anfangs geglaubt wurde. So erklärte der frühere Bürgermeister Halmos, er halte seine Anklagen trotz alter Beschwichtigungen Polonyis aufrecht. Halmos fügt Hinz:., die Sache lasse sich weder durch Zeitungserllärungen noch aui ritterlichem Wege austragen. Er erwarte, Polonyi werde ih» vor Gericht stellen, um den Wahrheitsbeweis anzutreten. Ein starker Teil der öffentlichen Meinung ist auf seite Polonyis und glaubt, daß gegen ibn kein konkretes Anklage material amzübringen sei. — Die Unabhängigkeitspartei hielt eine Konferenz ab. Die Mitglieder stellten sich alle auf die Seite des Justizministers Polonyi und verurteilten einmütig die Angriffe gegen den Minister. * Ein Maskenball mit Radau. Nach Meldungen auS Fiume fand im dortigen Theater abends ein Maskenball statt, bei dem Mitglieder der italienischen Autonomistcn, der herrschenden Partei in Fiume, bei der Darstellung unga- ri'cher Tänze einen fürchterlichen Lärm verursachten. 'Der anwesende Polizaihauptmann ließ die Exzedenten aus dem Saal führen, woraus der ungarische Tanz ungehindert statt finden konnte. * Die Sozialisten in der Schweiz. Die sozialistischen Vereine Genfs haben einen energischen Protest gegen die Verhaftung ihres Genossen Bcrtoni erhoben, der wegen Ver- herrllchung der Ermordung des Königs Humbert einen Monat Ge-ängnis erhielt. * Der Nenjahrstag in Belgrad, an dem manche den längst angakündlgten Staatsstreich erwartet halten, ist ruhig vcrübergegangen. Allerdings war die Regierung gewarnt worden und konnte rechtzeiig ihre Vorführungen treffen. Die wohlbekannten Häuser der Unizufriedenen standen seit Tagen unter strenger Bewachung. Die unzuverlässigen Truppen waren aus Belgrad entfernt unv durch verläßliche Regimenter ersetzt worden. Die ganze Garnison stand in Bereitschaft und war mit scharren Patronen ausgerüstet. Militärpatrouillen durchzogen seit Sonntag unausgefeht die Stadt. Besonders scharf wurde das Königspalais bewach:. In serbischen Kreisen Wiens gibt man der Ansicht Ausdruck, der Umsturzplan sei nur vertagt. — Revolutionen geschehen fast nie an den Tagen, für welche sie voraus verkündigt sind. Die einzige Ausnahme hat die Brüsseler Revolution vom 25. August 1830 gebildet. * Ter russische Neujahrstag ist ruhig verlaufen. — General Tratschewsky hat gestern sein Amt als Stadthrupt- mann von Petersburg angstreten. — Aus allen Teilen des Landes wird völlige Ruhe gemeldet, nirgends haben die ge fürchteten Pogroms stattgefunden. — Getrunken ist so viel, daß in dem Urtext dieser Depesche «statt vom Neujahrsfest: vom Osterfeste die Rede war. * Die Mörder Herzcustcius Die Aussagen der bisher vernommenen Zeugen lauten für die unter dem Verdachte, die Mörder Herzen ft eins zu fein, stehenden Per sonen io ungünstig, daß ein Haftbefehl geggn sie erlassen ist. Ob er ausgcführt werden konnte, l ft vorläufig nicht bctannt. Ter in die Angelegen heit verwickelte Polownew scheint verschwunden zu rein. Dem Vernehmen nach hat das Komitee des Verbandes des russischen Volkes eine Untersuchung darüber angestellt, in welcher Weise eines der belastenden Schrift stücke in die gegnerischen Hände har gelangen können. - Eifriges Forschen nach dem Denunzianten verrät allemal das schlechte eigene Gewissen. Feuilleton. Icd lebe vergnügt rrvifchen Lüfen unck krommen: küun muss es verstehen, mit cken Schlacken sus- rukommen. Spruch sn der Vvsrldurg. Ls ist cker Charakter ckes Läsen, ckasi es immer mit Lnergie snfSngt unck mit LchrvSche aufhörl, tstsnr Xaver üssüer. Wenn wir es recht beckenken, fo stecken wir ckoch alle nackt in unseren Meillern. «eine. Warum hat keine lieligion vor allem snckern ckss Oedot: Du sollst arbeiten? Huewscti. von P-rfall Mit dem einstmaligen Intendanten der Münchener Hof bühne, Karl Freiherr von Verfall, der in den letzten Jahren nur mehr sehr selten in die Oefsenllichkeft ge treten ist, trotzdem er noch bis vor kurzer Zeil das Amt des Hofmusik-Jntcndanten bekleidete, ist ein Mann aus dem 'eben geschieden, der im Kunstlebcn der bayerischen Haupt stadt nach verschiedenen Richtungen hin eine bedeutsame und iür den Rus Münchens als Kunstmetropole geradezu bc- stimmende Rolle gespielt Hal. Ursprünglich Hal Persall gar nicht daran gedacht, die Aufgabe seines Lebens einmal in der Leitung einer Bühne zu stnden, aber fein ganzer Entwickelungsgang prädestinierte ihn gewissermaßen dazu, und cs war eines jener großen Verdienste des jungen Königs Ludwig II., das auch erkannt zu haben. Am 29. Januar 1824 in München geboren, studierte Persall Jus und bestand 1848 gläiizend lern Staatsexamen. Aber das trockene Studium der Pandekten und die Ein- 'örmigleit des burcaukratischen Staatsdienstes konnten einem Mann, in dem so reiche künstlerische Neigungen ichlummerten und bei dem sich die Anzeichen einer viel seitigen Persönlichkeit bemerkbar machten, begreiflicherweise nicht befriedigten. Zunächst war cs die Musik, für die er besondere Vorliebe ni.d ein beachtenswertes Talent zeigte, aber es war ihm nicht allzuleicht gemacht, diese Liehe zu verwirklichen und sein Talent gegen die gesicherte Existenz einer aussichtsreichen Beamtenlausbahn durchzusetzen. Daß er cs doch getan hat, beweist, wie ernst cs ihm mit der Kunst war. Er kam nach Leipzig, wo er bei Moriz Hauptman n Kontrapunkt studierte und mit jugend lichem Feuereifer alle jene Begeisterung für das Große und Schöne der Kunst in sich ausnahm, dre ihm auch später bei seinem Wirken als Bühnenleiter treu geblieben ist und die allein es ihm ermöglichte, trotz schwerer Kämpfe gegen geistige Impotenz und höfische Intrigen so Hervorragendes zu leisten. Nach München zurückgctehrt, verwendete er die erwor benen musikalischen Kenntnisse zunächst als Dirigent der Münchener Liedertafel und Vorstand des Oratorien- vereins, dessen Gründer er war und den er über zehn Jahre leitete, bis er 1864 zum Hofmusikintendanten er nannt wurde. Von hier ab begann ein neuer Abschnitt seiner persönlichen und künstlerischen Entwickelung. König Ludwig II. batte Richard Wagner aus seiner höchst prekären Lage nach München gezogen, und die erste Tristanauf- führung mit Schnorr von Carolsseld hatte stattgefunden. Die damalige Hetze gegen Wagner und den begeisterten jungen König, die den herrlichen Plan eines Festspiel- Hames in München vernichtete und die den ersten Grund zu Ludwigs Vereinsamung und Menschenscheu legte, ist ja be kannt, diese Vorgänge, die kein Ruhmesblatt in der Kunst geschichte Münchens bilden, sollen hier nur gestreift werden, weil sie zeigen, unter welchen schwierigen Verhältnissen Persall 1867 die Leitung der Königlichen Bühnen über nehmen mußte und welche Persönlichkeit der Verstorbene war, daß er trotz dieser Verhältnisse die Hofbühne zu einem Ansehen brachte, das weit über die weiß-blauen Grenzpsähle reichte. Zwei Taten sind es vor allem, die Verfalls Namen un vergeßlich machen. Taten, die sein bei der Uebernahme des Jntendantenpostens gegebenes Versprechen, die dramatische Kunst und die dramatische Poesie zu fördern, als ein ehrlich erfülltes erscheinen lassen: die Popularisierung Wagners und die Ausführung der Werke Ibsens. Diesen beiden Pfadfindern hat er, soweit es in seinen Kräften stand, den Weg geebnet, und darum wird man auch stets seinen Namen nennen, wo Wagner und Ibsen genannt werden. Verfall bewies stets künstlerischen Wagemut, er war so etwas wie eine Kampfnatur, weil er eben selbst ein Künstler, ein Selbstschaffender war, wenn auch in einer ganz anderen Art als Wagner, dessen künstle rische Anschauungen und Ideen er als Musiker domaiS wenigstens nicht teilte. Nm so verdienstvoller und menschlich nm so größer war deshalb sein Eintreten für Richard Wagner, dessen „Ring der Nibelungen", „Meistersinger',' und „Feen" unter Perfalls Regime zum ersten Male auf- gefükrt wurden. Aber auch Ibsens Ruhm ging so eigentlich von der Münchener Hofbühne aus. Man denke fick, eine Hoi bühne brachte damals 11878) die „Stützen der Gesellschaft" heraus, ein Stück mit einer solchen Tendenz von einem litera rischen „Umstürzler", vor dem sich in jenen Tagen alle Frommen im Lande und die privilegierte Dickterzunit be kreuzigten, wenn sie nnr seinen Namen hörten. Aber Persall ließ sich durch den Lärm um und unter sich nicht irre macken, 1880 kam „Nora", dann der „Volksfeind" und „Hedda Gabler". Heute, wo auch die Hoffmhnen den Werken Ibsens erobert sind, vergißt man zu leick«, welche kühne Tot das damals bedeutete, nur, wer jene Kampfzeit miterlebt Kat, kann ermessen, was Verfall hier für die moderne Dramatik und ihre weitere Entwickelung geleistet bat. Auck sonst gestaltete sich seine Amtsführung sehr lebhaft t und aufregend. Mußt« er doch ost mitte» i« der Nacht di« 1 vom König gewünschten Sevaratvorstellungen ermöglichen. die mit seenhastcr Pracht ausgeslattet waren und denen der König ganz allein von irgendeinem Platz aus beiwohnte, un bekümmert darum, wie lange die Vorstellung dauerte, denn die Klassiker z. B. wurden alle ungestrlchcn gespielt, und der König machte oft Pausen von ein bis zwei Stunden. Ta hatte cs ein Intendant allerdings nicht leicht, aber Verfall genoß voll und ganz das Vertrauen seines Monarchen, weil er es verstand, das ost unmöglich scheinende möglich zu machen. ES kam ihm da seine außerordentliche Liebens würdigkeit als Mensch und seine diplomatische Geschicklichkeit sehr zustatten., Ucbrigens hat Herr von Persall viel Inter essantes aus jener Zeit in seiner bei Piloty, München, er schienenen, bis 1894 reichenden Geschichte der Münchener Königlichen Theater nicdcrgelcgt. Bei all diesen Aufregungen sand Persall doch noch Zeit zu Experimenten, wie das 1880 veranstaltete berühmte Gast- spiel deutscher Künstler, bei dem alle Großen der Bühne mit wirkten, und zur Verwirklichung bühncntechnischcr Ideen, wie cs dm von ihm erfundene und von Lautenschläger aus geführte Sbakespearebühne war, die gewissermaßen als Vor läufer der Drehbühne entschieden einen großen Vorzug bc- saß, jedoch, weil sie über die übliche Hühnenichablon« hinausging, nicht die Verbreitung sand, die sie im Interesse der deut'chen Bühnenkunst vcrdi-nt hätte. Selbst in München, wo man die Shakespearebühne doch praktisch und erfolgrerch erprobt hat, bedient man sich jkrer nicht mehr. Nach 25jähriger, segensreicher Tätigkeit legte Persall 1893 die Leitung der Hofbühne niever, er sehnte sich mit seinen nahezu 70 Jahren nach etwas mehr Ruhe. Aber erst 1901 gab er die Direktion der Akademie der Tonkunst und erst vor wenigen Monaten das Amt des Hosmusikinten- danten aus. Als Musiker ist Perfall mit verschiedenen Werken wie Liedern, der Musik m Shakcspeareschen Stücken und den romantischen Opern „Junker Heinz", „<oakuntala", „Tas Konterfei", ,,Melusine", mit den Chorwerken „Dorn röschen" und „Undine" vor die Lessentlichkcit getreten. So bemerkenswert auch seine Kompositionen sind und so sehr sic auch den feinfühliger gebildeten Musiker verraten, sie brockten cs alle nicht über einen freundlichen Achtungs erfolg. Es fehlt ihnen eben die große Erfindung und das individuelle Gepräge. Diese gelingen Erfolge seiner eigenen Werke mag der Verstorbene wohl oft schmerzlich empfunden baben, aber die Lorbeeren, die er sich als kunstsinniger, kühner und energischer Bühnenleiter errungen hat, ersetzen reichlich und überreichlich die, die ikm als Komponist versagt geblieben waren. So wird Karl von Persall in der Geicksichte der Rlünchc- »er Hoibübnc und damit auch in der der deuocken Kunst seinen Platz finden für ewige Zeiten, wie er allen, die mit ikm ae'chäftlich oder künstlerisch zu tun hatten, wcaen sein r konzilianten Art, seiner HerzenSgiite und feiner Gradkei unvergeßlich bleiben wird. .Jetzt, nachdem er bereits seit 14 Jahren sich aus der Ocffcntlichkeit zurückgezogen l>ik, schwankt sein Bild nicht mehr von der Parteien Hoß und Gunst verzerrt, jetzt wissen wir — er war ein ganzer Manu, ein echter Künstler und ein hervorragender Bühnenleiter. Ick. > O * Srttiur Pserhsser s. Mir hab«« «vck di- PflILt eine« z»»1t«» Nekrolog«»: Arthur Pk«rk»f«r ist tot. Dl« L-ivzrger sollten vor rilligen Wochen Gelegenheit haben, diese» geistvollen Bohämien kennen zu lernen, als das Kabarett „Ter Roland voa Berlin" im Kristallpalast einen seiner unterhaltenden Abende gebeu wollte. Die Vorstellung mußte ober noch in letzter Stunde abgesagt werden. „Ter Dr. Pserboser ist plötzlich erkrankt" hieß es. Man glaubte damals, daß das Leiden rasch vorübergehen werde. Aber als dann einige Wochen später der Kabareltabend doch stattfinven mußte, war Pierhofer immer noch krank. Ja, man wußte es: Dr. Psertwser lag an einem schweren Lungenleiden nnretlbar darnieder. Er batte sich in ein Berliner Sanatorium begeben. Dort ist er, wie wir bereits kurz ge meldet Kaden, gestorben. Kaum die Mitte der Dreißiger Kal er überschrilten. Pserhofer war, wie gesagt, ein echter Bohdmien. Er liebte Las ungebundene Leben. Er war Dichter und Bortragskünsllcr zugleich. Wenn er seine fein pointierien Verse rezitierte, so konnte er des ungeteilten Beifalles sicher fein. Er zählte in Len letzten Jakren zu Len ständigen Mitgliedern des „Roland von Berlin". Er halte alles, was das Herz eines Bobemien sich nur wünschen kann: immer fröhliche Tage, deifalls- reiche Abende und Geld. Tenn seine Kunst ward hoch bezahlt. Auch sind feine Ellern, die in Wien wohnen, reick begüteri. Und da beging er, der Freiheitliebende, die Torheit unv heiratete. Auch eine von der Bühne. Eine Dresdner BeautS war ec-, einst Mitglied des Dresdner Resivellztkeoters, bekannt als Kälhcheu in „Alt-Heidelberg". Diese Ehe mußte unglücklich werden aus Gründen, die hier nicht erörtert werden fallen. Tie Ehe ivard auch balv wieder gcfchiedrn. Schade, daß Pserbofer eine fo unstete Natur war! Er hatte glänzende Talente. Bei einem ruhigen, ernsten Leben hätte er als Lustspieldichter dauerndes leisten können. Zwei Stücke vou ihm sind über einige Bühnen gegangen. Sie zeichnen sich durch reiche Erfindungsgabe und Gcin aus: „Nemesis" und .,Die Diplomatin". Pserhofer aber verließ leider die dramatifche Laufbahn zu früh um sich ganz dem Kabarett zu widmen. * Dresdner Musik. Unier Dresdner Mitarbeiter schreibt uns: Tic feierliche Einweihung des neuen, in der Neustadt gelegenen „Dresdner K a m m e r m us i k s a a l e s" er- regte in hiesigen musikalischen Kreisen viel Interesse. Die Konzerfföngerur Irl. Anna Klotz und der Komponist Dr. R. Hering stehen hinter dem necicii Unternehmen, das aus diejenigen Künstler und Künstlerinnen rechnet, die in einem nickt allzu großen Raume und unter Verminderung der Kosten vor das Publikum treten wollen. Man darf dem neuen Saale nur wünschen, daß in ihm iyuner so vorrreff- liclres geboten werden möge, wie am Erössnungsabend, an dem das Berliner Trio der Herren Karl Halir, Gcora Sckumann und W. Docker! Werke, von Schubert. I.sses .Havdn und Bcctlvven in 'iiii'lergültüfster Weile zu Gehör krachte. — Im dritten Sftüoniekonzcrt, Serie II, im Opern- Hause wurde als Neuheit ein Orchesderpräludiuni „Soppco" von Granville Vantvck a-'pielt, einem Kvnrponisten, der als einer der ersten Vcrtreter der zeitgenössischen englischen Musik gelten soll. Nack dieser Probe zu urteilen, stekt die englische Produktion nickt eben im Zeichen blickenden Neber» slusses. Tas Kantockscke Stück, das die Einleitung zu einer Reihe von Gossinaen ffir Alt mit Orchester bildet, klingt zwar teilweise nickt schlecht, brinat aber an musikolsscken Gedanken nichts Neues, sondern setzt an manchen Stellen durch eine ganz unverhüllte, tongetreue Anlehnung an „Trfftan und Jolde" in Erstaunen Obwohl Herr v. Schuch dirigierte und die Kgl. Kapelle chre beste Kraft eiutsetzte,
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