Volltext Seite (XML)
— 45 — zehnten Jahrhunderts ein Herd künstlerischer Thätigkeit waren und mit Italien wetteiferten, verlieren wahrend des sechszehnten zum Theil die mächtige Originalität, welche sie auszeichnete. °Uv a us (] ( , r (' er t 0 s a zu Tt'? a ’ na oh Gailhabaud. (Ital: e nische Renaissance.) In Frankreich war der italienische Einfluss von ebenso grösser Tragweite; C die französischen Künst ler wurden von diesem unwiderstehlichen Strom wie alle ändern mit fort gerissen. Die Resultate dieser Revolution, welche das Niveau der Kunst unstrei tig gehoben hat, sind ver schieden beurtheilt worden. Wenn man sich zurück ruft, dass einerseits unsere Nation schon im Besitz einer naiven und eigen artigen Kunst war, nament lich was decorative Ge danken betrifft, eine Kunst, welche sich durch sich selbst zu entwickeln neigte, und dass anderer Seits, zu der Zeit, als die Über zahl der italienischen Künstler sich über Europa, und besonders Frankreich verbreitetete, wo die ge blendeten Könige sie auf- nahmen, dass diese Künst ler einen leichten Ge schmack und von den schönsten Zeiten der raphael’schen Renaissance schon entfernte Gebräuche mitbrachten, so dass die selben trotz ihres persön lichen Verdienstes nur noch eine Art von Ver fall repräsentirten, so wird man begreifen, dass die moderne Kritik, gerechter als ihre Vorgängerinnen gegen die dem Jahrhundert Leos X.vorhergehenden und heute besser verstandenen und besser st-udirten Epo chen , einiges Bedauern ausgesprochen halte über diese Art von Oonfiscation des in seinem natürlichen Bereich gebliebenen natio nalen Geistes. War aber dies nicht unvermeidlich! Konnte die Kunst unserer Vorgänger gegenüber einer solchen Nachbarschaft ohne Modifikationen Aveiter be stehen und bei den in der Wissenschaft der Zeich nung und dem Streben nach einem höheren Ideal gemachten Fortschritten gleichgültig bleiben? Hät ten die Naivität und das natürliche Gefühl, Avelche ihre hauptsächlichen An ziehungspunkte bilden, die aber zum Theil auf uirk- licher Unerfahrenheit be- £ Motiv aus der Certosa zu Pavia, nach Gailhabaud. (Italienische Renaissance.) Decoratives Motiv, Jean Cousin zugeschrieben (französische Renaissance). Mitgetheilt von W. A. R. Didot. ruh ten, nichts von ihrem EeiZj lveniger unbewusst und mehr freiwillig zu werden, verloren? Es gibt wenige Fortschritte in der Kunst die nicht gewissen Eigenheiten und gewissen angeborenen Kräften, die man nicht In IUII1II Decoratives Motiv von Jean Cousin, aus seinem Buche (1er Perspektive (französische Renaissance). °hne Bedauern abnehmen sieht, Schaden bringen, aber der menschliche Geist kann nicht rückAvärts schreiten und su cht seinen Weg durch Umwandlungen, die im Moment der Entstehung mehr oder weniger begründet sind.