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— 11 — Das Mosaik, dessen Herstellung auf der Anwendung verschiedenfarbiger Materialien beruht, ist auch ausschliesslich polychrom. Die Incrustation der Metalle, deren Haupteffect wieder auf dem Contrast und der Zusammenstellung der Farben beruht, war bei den Griechen sehr beliebt. Endlich ist es abermals die Farbe, welche der Keramik als hauptsächlichste Verzierung dient, deren Wichtigkeit uns ein ganzes Blatt von den zwei, den Haupttypen des rein griechischen Ornaments gewidmeten Tafeln zu verdienen schien. Diese Industrie hat sich wahrscheinlich von Korinth, der Stadt der Töpfer, über die ändern Theile Griechenlands und bis nach Italien verbreitet; ein grösser Theil der in Apulien und Etrurien gefundenen Vasen ist wirklich griechische Fabrikation. Ton diesen Vasen existirten schon welche zu Homers Zeiten. Die ältesten bekannten, deren Stil sich der ägyptischen Kunst nähert, reichen bis in das 10. lind 12. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung; sie sind im allgemeinen mit schwarzer Zeichnung’ auf hellem Grunde, und die Joibildei zu den Details scheinen den Stickereien entlehnt zu sein, deren Formen sie wiedergeben. Auf dieses Genie und diese Epoche beziehen sich die Kro. 1, 7, 8, 9, 10 und 26 unserer Tafel V. Die Anwendung des schwarzen Grundes ist jungern Ursprungs und war üblich in der höchsten Blüthezeit griechischer Kunst. Dieser Art lehnen sich die Kro. 17, 18, 19 und 20 derselben Taf. an, welche, aus Apulien stammend, durch die Abwechslung und Freiheit ihrer \ erzierungen alle in diesem Genre anwendbaren Hilfsmittel aufweisen. Etruriseh. — Bevor wir Betrachtungen anstellen, was aus der griechischen Kunst auf italischem Boden Taf. m geworden, müssen wir von einer ändern, mit der griechischen gleichzeitigen Kunst sprechen, u eiche sich mit dei griechischen mehr oder weniger vereinigte und woraus dann die griechisch-römische Kunst henoiging. Wir sprechen von den Etruskern, welche Mittelitalien bewohnten und eine Kunst besassen, u eiche in ein hohes Alterthum zurückreicht. Man hält ihre Basse für eine Mischung eingeborener, pelasgischei und phönizischei Elemente und in dieser Mischung glaubt Winkelmann das starke Geschlecht der Toskanei ei kennen zu können. Die Etrusker wurden die Künstler der Körner, deren älteste Bauwerke sie aufführten. Unabhängig von ihrer immer berühmten aber heute allgemein als eine Importation oder Kachbildung des - griechischen oder ägyptischen Stils betrachteten Keramik, hatten die Etmskei die Goldschmiedekunst aut eine hohe Stufe gebracht und haben wir'eben dieser Branche ihrer nationalen Eizeugnisse unseie Taf. WI. gewidmet. Die Geschicklichkeit der etruskischen Goldschmiede war im Alterthum berühmt. Ihre Schmucksachen von geprägtem und ciselirtem Gold waren selbst in Athen geschätzt und gesucht. Sie kannten und practicirten alle Hilfsquellen einer Kunst, welche sie zur Vollkommenheit gebracht haben. Ihrer geschickten Hand musste alles herhalten: Blumen, Früchte, wirkliche oder phantastische Thiere, menschliche, heroische oder vergötterte Gestalten, abwechselnd mit Vasen aller Formen, mit Quasten, Scheiben, Füllhörnern, mit Rosetten, Halbmonden, flachen oder linsenförmigen Blasen, vermischen sich mit Kettchen von der verschiedensten Arbeit und Grösse, mit Smaragden, welchen man heilkräftige Eigenschaften zuschrieb und deren eigenthümliches Grün sich so glücklich mit dem Gelb des Goldes verbindet, mit Perlen, Glaspasten, Email, Caineen und vertieft geschnittenen Steinen mit einem so sicheren Geschmack und ist jede Schöpfung von einer so grossen Abwechslung, dass viele dieser Schmucksachen bis heute Vorbilder geblieben sind. Die Schnmcksaclien selbst bestehen in Diademen und Kronen, Haarnadeln, Ohrgehängen, Halsbändern, Spangen, Bracelets, Bingen, Cult-Gegenständen und in Todtenschmuck von grossem Stil. Die Käfer sind in den Halsbändern, Armspangen und Bingen häufig angewendet; im allgemeinen ist in denselben die Arbeit der tiefgeschnittenen Steine mit der der Cameen verbunden. Ihre untere, flach und vertieft gravirte Fläche enthält theils Hieroglyphen, theils verschiedene Figuren; der obere, immer convexe Theil ist im Gegentheil stets in Belief behandelt und stellt in mehr oder weniger vollständiger Weise den ägyptischen Käfer vor, dessen Anbringung nicht allein auf Schmuckgegenständen, sondern auch auf Gewändern, Halsbändern, iei- schiedenen Utensilien, Schwertgriffen etc. üblich ist, und wahrscheinlich, wenn nicht auf einem directen Cultus, wie hei den Ägyptern, so doch wenigstens auf abergläubischen Ideen beruht.