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Leipziger Tageblatt 4. Beilime Mittwoch, 6. Miir, L«V7. «r. «S. Mt. Johrgoog. tom. lom. !om. tr.9. üru« . pari. rhof. aiier. -viel. 2.IV lel. loanr 16/48 weig. 3, I. t3,I. rl. 4, II. inigS- irg. tL8 '28. ,11. ässe. >ert. bert dos. »bös. idof. III. 7,11. 0,P. '»sie. Hof. »auS. wau. aau- mit ehrlicher Bitternis leid sind. Könnt Ihr Euch diese Frage mit Ja beantworten, so fleht voll kindlicher Demut Gottes Verzeihung an!" „Wird er verzeihen? Kann er verzeihen?" ächzte die Freifrau mit irrschweifendem Blick. „Nein, Ehrwürden, er kann nicht! Meine Untaten sind zu grauenhaft. Selbst dem allmächtigen Gott sind die Hände gebunden." Der Geistliche merkte, daß die Freifrau infolge der jüngsten Erlebnisse alles Maß des Empfindens und Denkens eingebüßt hatte. Aehnliche Zustände waren ihm auch anderwärts schon begegnet. Er hielt es für gut, sich von der Unglücklichen alle Einzelheiten ihrer schuldvollen Lebenslaufbahn ausführlich erzählen zu lassen. Ein solches Bekenntnis war hier vielleicht die Vorbedingung einer wirklichen Herzenserlsichterung. Und Frau Irmgard wütete förmlich in furchtbaren Selbstanklagen. Alles enthüllte sie, selbst das Ver borgenste, von dem kein sterblicher Mensch eine Ahnung hatte. Zuletzt kam sie auch auf den abscheulichen Frevel zu sprechen, den der rachsüchtige Fuhrkuecht aus Weil« bürg ihr zum Vorwurf gemacht. Hier aber — das schwur sie beim Blute des Heilands — war sie nicht halb so schuldig, als der Wächter behauptete. Man hatte ihren Befehl, den sie im blinden Zorn ausgestoßen, leider zu wörtlich genommen. Es war nicht ihre Absicht ge wesen ... die Henkersknechte hatten sich gar zu dienst eifrig gezeigt. Freilich, die eiue Schmach blieb auch so an ihr haften: daß sie nach Verwindung des ersten Schrecks das Grausige leicht genommen und sich damit getröstet hatte: „Es ist ja ein Unfreier!" Für sie war „unfrei" gleichbedeutend mit „unwert des Mitleids". Sie hatte die Eigenleute als eine Art von Lasttieren be trachtet, die man ausnutzen durfte bis an die Grenze der Möglichkeit, ohne sich um ihr Wohl und Wehe den Kopf zu zerbrechen. Fast anderthalb Stunden lang entwarf so die Frei frau dem Pfarrer ein Bild ihrer früheren Gesinnung das ihn aufs tiefste erschütterte, obgleich es ihm ja zum größten Teile nicht neu war. Als sie geendet, suchte er dieses Bild durch keine Phrase der Höflichkeit abzu schwächen. Vielmehr drückte er unumwunden seine schärfste Mißbilligung aus. „Erinnert Euch", sagte er, traurig zu Boden blickend, „wie oft ich in meinen Predigten — geradezu oder auf Umwegen — Euch und Euren Gemahl zur christtichonLiebe und Nachsicht ermahnt Hobe! Wie ich betonte, daß unser Herr Jesus für den Geringsten unter den Eigenlsuten ebensogut am Kreuze gestorben ist, wie für die Mächtigen dieser Erde! Aber das -Herz war und blieb Euch leider verstockt, und außer dem Kirchgang habt Ihr zumEvange- lium und seinem Diener keinerlei Beziehung gepflegt. Nun endlich hat Erich die Hand Gottes zerschmettert und Euch gezeigt, daß Ihr die Pfade deS Unheils wandelt. Um dieser Erkenntnis willen mögt Ihr Euer Mißgesckn^ preisen: denn es ist besser, durch Elend und Not zu dem Herrn zu gelangen, als im zeitlichen Glück und Glanze ihm fern zu bleiben. Betet, Frau Irmgard, und faßt Euch in christlicher Hoffnung! Im Reiche Gottes ist mehr Freude über den Sünder, der Buße tut, als über sich um die Anwesenheit des staunenden Wächters irgend zu kümmern. Am vierten Tage verlangte sie heftig nach einem Priester. Sie rief diesen Wunsch so laut und gell dem gleick>gültig dastehenden Wächter zu, daß ihre Stimme iiber den schioeigjamen Packhof hinaus zu den Ohren der Hausinsassen drang, die jetzt ohnehin durch den stür- misckxm Auftritt von neulich auf das Verhalten der ein gekerkerten Edüldanve aufmerksamer geworden waren. Der reiche Wollhändler wandte sich mitleidsvoll an den Oberfeldherrn, und Michael Humbracht gab ihm zur Antwort, daß dem Verlangen der Freifrau getrost zu willfahren sei. Der Zufall wollte, daß Pfarrer Reinmar, der nicht nach dem Beispiel so vieler Amtsgenossen dam Bauern- hsere gefolgt, sondern zugleich mit dem Schatzmeister und dem verängstigten Justitiarius nach Friedberg geflüchtet war, in dem Haus nebenan bei seinem einzigen Bruder, dem ersten Friedberger Ratsschreiber, wohnte. Durch das entsetzliche Wehgeschrei der Mißbaiidelten aufmerk sam gemacht, hatte er schon vor etlichen Tagen bei dem Wollhändler nach der Urheberin dieser Töne gefragt. So kam es, daß dieser Kaufherr gerade den Pfarrer Rein mar zu Frau Irmgard hinabsandte. Die drei Speerwächter verneigten sich, als der Priester vorüberschritt. Der Mann drinnen im Keller zog sich ehrfürchtig zurück und ließ 'den Ankömmling mit Frau Irmgard allein. „Den Herrn zum Gruß!" wandte sich Reinmar mit seinen klar blickenden Augen an die Gefangene. „Ihr habt nach mir rufen lassen in Eurer Not. Begehrt Ihr den Zuspruch der Kirche?" „Ehrwürden", sagte die Freifrau in tiefster Zer knirschung und warf sich vor dem Geistlichen in die Knie, „erlöst mich von meiner Seellenqual! Ihr ahnt ja nicht, wie ich leide! Da drinnen schwelt mir das höllische Feuer!" Sie rang sich fast die Haut von -en Händen. Der Pfarrer hieß sie am Rand ihrer Bettstatt nieder sitzen und rückte sich langsam den binsengeflochtenen Stuhl herzu. „Um Gott", sprach er mit wohltuender Milde, „bändigt Euch und teilt mir in Ruhe mit, was Euer Herz bedrängt! Ihr scheint mir krankhaft erregt. Solcher Erregtheit muß sich der Christ nicht willenlos hingeben." „Ich habe gesündigt vor Gott und der Welt", stöhnte die Freifrau. „Ich habe Mißbrauch getrieben mit der Gewalt, die mir der Herr zugeteilt. Ich bin lieblos ge wesen und hartherzig, und fürchte nun die Qual des Derdammtseins. Um Christi willen, ehrwürdiger Freund, straft mich ohne Rücksicht, ohne Mitleid! Legt mir die schrecklichste Buße auf! Ich bin voll Demut bereit, alles, alles zu dulden, was Ihr mir zuerkennt." „Nach unserem Glauben", versetzte der Geistliche, „be darf es keiner nach außen ersichtlichen Buhhandlung. Die Opfer, die Gott Wohlgefallen, sind ein zerschlagenes Herz und ein rouerfülltes Gemüt. Prüft Euch, ob Euch die Sünden, deren Ihr schuldig geworden, wahrhaft und treten in idr Xeebt. Lier Dune Narcsuisette ru erwäbnen. in reiner ^VoUe, in Halbseide und reiner Leiäe Fekertixt und vorwiegend in rarten Garden xetraxen. ^.Is bevorruxte Xarbentöne werden ebamxatzne, silderxrau, dellmode, xorrellanblau, nil^rün genannt. Oer bislang so beliebte Voile bat 8ieb noeb niebt verdrängen lassen, aueb drinxt Daris noeb viele Idodelle in <lie8em sebmiexsamen 8tolk, eben80 aber in den reifenden balb8ei<l6N6n Ltoüen, wie Xolienne, Voile krepp und 8eidenvoile. 8pitren und 8pitrenstoA- xarnierunAen xenau rnm Drnndstoff ein^elärbt, sind neben Ölenden ausserordentlivb modern. In Xantasiexeweben xiebt 68 reisende duttixe 8treiken, wenix auffallend und 8sbr anmutig wirkend. Hiermit sind natürlich nnr die Orundsüxs in der Node anxexeben nod muss es den Damen überlassen bleiben, sieb umfaßende Kenntnisse dnrek Xinbliek in dis vielen 8edau- fenster su verschallen oder bei XaulFelüsten 8ieb eine reebt grosse ^uswadl im üülottövdLUSS kvllLÜ Vorleben su 1a88en und su prüfen. Denn dis Damen wissen es Ha selbst, dass in den derrlieb beliebtsten Lio kaulsi Lumen dieses Verkaufsbauses allen ibren ^Vünsebsn in L-rutz auk ^.uswakl und kreis Rechnung xetraxen wird. lükit den ersten lauen XrüblinFSwinden rext sieb das Interesse der Damen für den ^Vavdel in der Uode. Os wird als selbstverständliek betraedtet, dass dis 2-lode einen wechsel vollriebt, und sehnsüchtig oder neu^ierix werden Zcbaukevster und Nodenseitun§ Kieran! eitrig studisrt. Dis kolonaise der Neubeiten wird von den Zebneiderkleidern angeführt, weleke dis berufene Xleidun^ für dis Heise naeb dem 8üden abxiebt. Nan wählt dierfür äusser ß^au- xesireiften oder versebwommenen karrierten Vollstollen, blaue 8erA6, leiebte lucbe und be sonders ^.Ipacea. Llobair oder ^Ipacca ist überbaupt auserwäblt, in diesem XrübHakr eins bedeutende Holle ru spielen, umsomebr, als sowobl die Ausmusterung wie die Xarbenseala eine rum Xauf anregende, ausserxewöbnlieb grosse ist. Deden wir weiter dem 8ommer ent gegen, so muss der leiebteren Xleidung Xeebnung getragen werden und die duftigeren 8toKs - ' — kaben wir der Messenden Dörmen wegen in erster lVIaryuisette, ein feingegittertes, durebsiebtiges Oewebe, wird „Luntheim —" forschte der Fuhrkuecht weiter, „die Burg mit den drei Ecktürmen? Droben bei Milten berg?" „Freilich. . . Was ist's damit?" „So seid Ihr die gottverdammte, scheußliche Bestie, die meinen Bruder so grausam verstümmeln ließ! Meinen armen, einzigen Bruder! Nur, weil er das Un glück hatte mit Eurer Schindmähre, haben die Lunt- Heimer Büttel ihm die Ohren vom Kopf gesäbelt und Nase und Oberlippe! O, Ihr verruchtes, gräßliches Blutweib! Komm her, TeufelsbuhlinI Und gilt's mein Leben, ich will dir'S heimzahlen!" Mit diesen Worten sprang er auf die Entsetzte zu, packte sie bei der Gurgel und riß sie zu Boden. Auf ihrer Brust knieend, zog er sein Brotmesser und klappte die Klinge auf. Irmgard von Soldeck schrie und brüllte aus vollem Halse. Keines der Bettelweiber, wie sie der Weibbart vom Heidenturm so oft um geringfügiger Schuld willen gestraft hatte, mochte sich jämmerlicher und haltloser ge bärdet haben als diese Edelfrau. Sckwn zückte der Fuhr- knecht, sinnlos vor Rachgier, seinen zollbreiten Stahl. Noch eine Sekunde, und das Abscheuliche war geschehen. Da stürzten die drei Kameraden des Wütenden, die vor der Türe die Wacht hielten, eilig herein und fielen ihm gerade zur rechten Zeit hinterrücks in den Arm. „Himmel und Hölle, was treibst du?" klang es im Chor, während der Fuhrknecht sich voll Ungestüm wehrte. „Bist du verrückt? Wenn das der Humbracht erfährt, kostet es dir unrettbar den Kragen." „Laßt mich! Die alte Vettel La ist die Luntheim, die meinen Bruder schimpfiert hat. Ich will ihr Gleiches mit Gleichem vergelten." „Komm zu dir! Sie wird schon gezüchtigt werden. Brauchst du aber Gewalt und tust ihr ein Leids an, so läßt uns der neue Prophet insgesamt aufhängen." Endlich gcklang es dem Zureden der drei Genossen, den wutschnaubenden Mana zur Vernunft zu bringen. Er bat sie jedoch, ihn als Binnenwächter sofort abzu lösen, da er für nichts stehen könne, sobald er mit der verabschsuungswürdigen Luntheimerin wieder allein wäre. Die Leute willfahrten ihm. Einer von ihnen nahm alsbald die Stell« Les Fuhrknechts ein und setzte sich wortlos auf. den binsengeflochtenen Stuhl, ohne sich um Frau Irmgard zu kümmern. Die aber lag noch immer starr und bewegungslos auf dem Fußboden, fast an -em nämlichen Fleck, wo sie der Fuhrknecht niedergeworfen und beinah' erwürgt hatte. Siebenundzwanzigstes Kapitel. Irmgard von Soldeck verfiel von Stund' ab in maß lose Schwermut. Von Zeit zu Zeit bekam sie Krämpfe und Zuckungen, daß ihr der Schaum vor dem Munde stand. Dabei erwachte mit einem Male ihr längst einge- schlasenes Gewissen. Sie warf sich zehnmal am Tage in die Kniee und betete laut zu Gott und dem Heiland, ohne ver viiarcdnitrer von Milbing. Lös Roman von Ernst Eckstein. Der Fuhrknecht gab keine Antwort. Die Freifrau, bei der jetzt nachgerade der Drang erwacht war, sich um jeden Preis mitzuteilen, suchte durch eine minder ver bitterte Wendung ein Gespräch anzuknüpfen. War cs auch nur ein Geschöpf niederster Gattung, zu dem sie da vedete, und noch dazu ein Rebell, so gab es auch für das vornehmste Gemüt eine Grenze, wo die stete Zurückhal tung unerträglich ward. Die endlosen Tage hier in dem halvhellen Steingewölbe hatten sie doch etwas mürbe gemacht. Der Fuhrknecht ging bereitwillig auf ihre Absichten ein. Bald tvar ein lebhaftes Geplauder im Gang, das sich vorrrehmlich auf die Heimat des Fuhrknechts bezog und auf harmlose Jugenderinnerungen. Frau Irmgard, von diesen treuherzigen Rückblicken freundlich angemutet, kam nun gleichfalls auf ihre Kind heit zu sprechen. „Damals, auf der Burg meines Vaters", sagte sie stirnrunzelnd, „hätt' ich mir's wahrlich nicht träumen lassen, daß ich dereinst hier im Kellergewölbe eines Fried berger Wollhändlers so Trübes erdulden würde." Als sie im Antlitz 'des Fuhrknechtes einem Ausdruck gewahrte, der zu besagen schien: „Ihr habt Euch ja leider das alles selbst eingebrockt" — ftihr sie bedächtig fort: „Glaubt mir, die Alten-Soldccker Bauern haben gar viele- geredet, was nur ein dunstblaues Märchen ist! Verurteilt« Uebeltäter sind rastlos bemüht gewesen, sich an dem Herrn des Territoriums und seiner Ehegattin durch maßlose Verleumdung zu rächen. Auf moines Vaters Burg galt ich sogar für die Beschützerin aller Verfolgten. Rings im Land ging damals die Rede: Fräulein Irmgard von Luntheim streut in den Bauern hütten Weißpfennige aus, wie die Magd auf dem Ge- flugelhof Körner." DaS war nicht gelogen. Irmgard von Luntheim war in der Tat eine Zytlang als junges Fräulein überaus freigebig gewesen: aber nicht aus Mildherzigkeit und christlicher Lieb«, sondern weil sie den beiden Freiern, die sich damals um ihre Gunst bewarben, etwas vor spiegeln wollte. Als diese Freier jedoch, trotz der Komödie, Len wahren Charakter des hoffärtigen Fräu leins durchschauten und sich zurückzogen, hatte es auch mit -er Fürsorge Irmgards für ihre Fronbauern plötz lich ein Ende. Im Gegenteil: die Schnödigkeit ihres Wesens trat jetzt mit verdoppelter Stärke hervor und zeitigte hier und da die abscheulichsten Uebergriffe. Der Fuhrknecht hatte ihr schweigend zugehört. Er war heimlich zusammengezuckt, als die Freifrau ihren Mädchennamen erwähnte. Jetzt plötzlich stieg ihm das herße Rot stürmisch ms Angesicht. „Wie sagtet Ihr?" fragte er in seltsamer Heiferksit „Irmgard von Luntheim? Ihr. . . Ihr. . .?" „Was ficht Euch an?" stammelte Irmgard betreten. «ar»». ÜL8 dÖMtz küt ist eine Ate VeräLMK. tbedre» 81« v»»« ge°i«-»«ll 8io re,«Iw»«lr vm Olii-eksi»: MN WM WM. >n »llso vivsedlLgi««» g«ekLktoo, "MW knpnvdt und kvN-Lki-iz A) AK K»a «reimer. Leipziger Zprilladriil. —- » i-vip-i,. G neichrrtr. kür Hausdalt uoä 6ro88dsäark, derxesteUt vaeb D. X. k. aas destilliertem Vkasser. ^.bxads iu Hedem tzuavtum frei Laus und mit kreisermässixuux ad Fabrik. rur l-Lgerung von Md und LoNügol, fisobvn, frkobom u. gopökettem fisisok, vuüon, kioni, Obst, KL^joll-tteringen, ttopton, vlumon und keimen, feilen und kLuobvkei'vn eto. VelepI»«»» SSU8. igMIIeizsstM M KüdlksIIen 4.-K Liekoriusstr. 11.