48 in auffallender Weise riechen. Es hat hierin zum Theil mit die Ge wohnheit des Rauchens ihren Grund und ihre Berechtigung, weil hierdurch ein jeder andere dem Menschen etwa anhaftende Geruch gebunden oder neutralisirt wird. Die Empfindlichkeit dieser unserer beiden zeitlichen und nach Aussen hin geöffneten Sinne, dos Ge höres und des Geruches, aber ist im Ganzen eine grössere als die jenige der beiden räumlichen und nach Aussen hin geschlossenen oder verschliessbaren, des Gesichtes und des Geschmackes, weil dieselben mehr direct und unmittelbar mit dem Leben der Seele, deren ganze Natur selbst eine zeitliche oder innerliche ist, Zusammen hängen als diese. Der Ton ist als solcher für das Leben der Seele werthvoller und bedeutsamer als die Farbe. Wir besitzen in der Musik eine Kunst, die nur aus reinen und leeren oder nichts weiteres Bestimmtes und Materielles in sich einschliessenden Tonverhältnissen besteht. Eine dem ähnliche Kunstgattung der Farbe aber giebt es nicht oder es hat dieselbe doch einen durchaus niedrigen und untergeordneten Werth. Die Farbe ist im Allgemeinen für die Kunst ein Blosses Mittel der Verschönerung und Illustrirung der sonst von ihr dar gestellten Gestalten oder Dinge. Die Malerei ist nicht in demselben Sinne eine reine und specifische Kunst der Farbe als die Musik eine solche des Tones. Für den Maler ist die Farbe wesentlich nur ein einzelnes Element oder ein Mittel, während die Kunst des Musikers ganz allein und ausschliessend in der Behandlung des Tones als solchen besteht. An einer blossen reinen und leeren Harmonie von Farben nehmen wir durchaus nicht dasjenige inten sive und geistig lebendige Interesse, wie an einer Harmonie von Tönen. Die Farbe ist für uns wesentlich immer nur die Hilldeutung oder der Ausdruck von noch irgend etwas Anderem, während der Ton an sich und ganz allein der Träger und die Ur sache einer Empfindungsbewegung der Seele ist. Insofern also steht uns der Ton an sich weit näher als die Farbe, welche für uns wesentlich nur das Mittel für die Erkcnntniss aller anderen Dinge und Erscheinungen des Raumes ist. Nichtsdestoweniger doch hat andererseits die Farbe und die ganze Wahrnehmung durch das Gesicht vollkommen die gleiche und in gewissem Sinne eine noch höhere Bedeutung für uns als der Ton oder die Wahrnehmung durch das Gehör. Was uns unmittelbar vor der Seele steht, sind überall blos Farben oder anschauliche räumliche Gestalten und