verhältnissmässig arm an Tönen im Vergleich zu ihrem sonstigen Reichthum an Farben. Eine solche Fülle von Tönen aber wie gelegentlich in einem amerikanischen Urwald oder ein unendlich lauter Ton wie das Getöse einer Schlacht sind an sich für den Geist des Menschen etwas durchaus Unerträgliches und es ist nur die längere Gewöhnung, welche unsere Aufmerksamkeit gegen ein sich fortwährend wiederholendes Geräusch, wie etwa gegen das Klappern einer Mühle abzustumpfen vermag. Die einzelnen menschlichen oder animalischen Sinne können ferner in die beiden Klassen derjenigen eingetheilt werden, welche den auf sie eindringenden Wahrnehmungen schütz- oder widerstands los preisgegeben sind und derjenigen, bei denen eben dieselben will kürlich von uns selbst abgewehrt oder fern gehalten werden können. Wir nennen die ersteren unter ihnen die unbewaffneten oder offenen, die letzteren die bewaffneten oder geschlossenen Sinne. Zu der ersteren Klasse aber gehören insbesondere das Gehör und der Geruch, zu der letzteren das Gesicht und der Geschmack. Wir sind nicht gezwungen, irgend etwas Bestimmtes zu sehen und zu schmecken oder mit der Zunge zu gemessen. Wir brauchen dort nur das Auge zu schliessen oder den Rücken zu wenden, um irgend einem unangenehmen Bilde zu entgehen. Den Ton aber müssen wir hören und den Geruch müssen wir riechen oder wir können uns doch nur höchst unvollkommen und gewaltsam durch Vorhalten der Hände hiergegen schützen. Dieser äussere Unterschied aber hängt notli- wendig auch mit dem inneren Charakter der einzelnen Sinne zusammen. Das Gesicht und der Geschmack werden im Allgemeinen weit öfter und regelmässiger von uns in Thätigkeit gesetzt als das Gehör und der Geruch. Die Wahrnehmungen durch die beiden letzteren Sinne sind im Allgemeinen weit dürftigere und sparsamere als die durch die beiden ersteren. Nur diesen wenigeren Wahrnehmungen gegenüber aber sind wir schutzlos, während wir unsere Beziehungen zu jenen häufigeren selbstständig zu regeln vermögen. Der Sinn des Geruches ist überhaupt an und für sich der allerbescheidenste am Menschen, indem er regelmässig eigentlich gar keine Anregung oder Befriedigung verlangt. Der Sinn des Geruches hat im Allgemeinen nur eine geringe Bedeutung für das ganze Vcrständniss oder die Communication des Menschen mit der ihn umgebenden äusseren Welt. Für das niedere Seelenleben der Thiere ist er von einer entschieden grösseren Bedeutung, indem hier insbesondere die ge-