32 Inhaltes der einzelnen einfachen Bestandteile des Schönen selbst unterschieden werden. Wir glauben den Satz aussprechen zu dürfen, dass an sich jede einzelne sinnliche Wahrnehmung einen bestimmten Werth oder eine Bedeutung für unser geistiges Empfinden besitze. Eine schöne Sache oder ein Kunstwerk ist nur ein bestimmtes System oder eine formale Verbindung solcher einzelner Elemente; auch diese einzelnen Elemente als solche bedürfen einer wissenschaftlichen Bearbeitung in Rücksicht ihres ästhetischen Werthes. Zu diesen einfachen Elementen gehören auch die Farben. Unsere ganze Aesthetik ist namentlich deswegen zum Theil nocli unvollkommen, weil man die Aufgabe derselben bisher noch wesentlich auf die blosse Bearbeitung des eigentlichen oder specifischen Schönen, insbesondere in Rück sicht des einseitigen Elementes der Form beschränkt hat. Es giebt noch eine andere oder Elementarlehre der Aesthetik über die cmplindungsmässige Bedeutung oder den Werth der unmittelbar gegebenen einzelnen Elemente und Erscheinungen des sinnlichen Wahrnehmens und es hat diese an und für sich die erste Einleitung und Voraussetzung für die Aesthetik im höheren Sinne als die Lehre vom Schönen oder von den wohlgefälligen Verbindungs verhältnissen jener einfacheren Elemente zu bilden. Ich habe des wegen auch in meinem Grundriss einer allgemeinen Aesthetik in diesem Sinne eine niedere und eine höhere Abtheilung des ästhetischen Erkennens unterschieden. Der wahre und vollkommene wissen schaftliche Begriff der Aesthetik ist zunächst noch keineswegs allein derjenige : vom Schönen, sondern vielmehr derjenige von den ob- jectiven, d. k. von den sich mit innerer Nothwendigkeit an die sämmtlichen Erscheinungen des äusseren Wahrnehmens anknüpfenden Empfindungen der menschlichen Seele überhaupt und es tritt dieselbe unter diesem Gesichtspunkt namentlich der Logik als der Lehre vom objectiven, d. h. dem an sich wahren oder mit dem geistigen Inhalte der Wirklichkeit einstimmigen Denken verwandtschaftlich zur Seite. Auch bei der Bearbeitung der Logik aber ist es ein Miss- verständniss oder ein Fehler, wenn hier das Hauptgewicht immer auf das sogenannte formelle Element, die allgemeinen Figuren des Schhessens u. s. w. gelegt wird. Es kommt beim richtigen Denken haupt sächlich immer darauf an, was in dem einzelnen bestimmten Begriffe als solchem enthalten sei oder gedacht werde. Das Element der Form ist überall nur dazu da, die Verhältnisse der materiellen Theile der