30 Element der Form, d. h. die äusseren Verhältnisse der einzelnen Theile oder Beschaffenheiten einer Sache seien, auf die sich dieser Charakter derselben oder das ganze Interesse unseres ästhetischen Wohlgefallens an ihr beschränke. Es ist wahr, es ist zunächst überall das Element der Form, wegen dessen wir eine Sache schön linden ; nur Verhältnisse sind es, in denen zunächst der ganze Reiz und Charakter des Schönen beruht. Ein einzelner Ton in der Musik ist an sich weder schön noch unschön und allein die Ver hältnisse der Töne sind es, auf denen der ganze Eindruck des musikalisch Schönen beruht. So begründet dieses an sich ist, so wenig kann doch gesagt werden, dass die Form oder das äussere Verhältniss allein und als solches genommen der wahrhafte Grund und Gegenstand unseres Interesses an der Sache sei. Das Ver hältniss oder die Form ist überall auch nur eine bestimmte einzelne Beschaffenheit in der ganzen Natur und Einrichtung der Sache. Es gefällt uns- die Form überall nur in Verbindung mit dem materiellen Inhalt der einzelnen Theile, den sie in sich umschliesst. Es ist insofern ein Missverständniss oder ein Irrthum, in die Form ganz allein und als solche den Schwerpunct oder Sitz des Schönen verlegen zu wollen. Man stellt sich unter der Form häufig etwas Allgemeines vor, was nur auf eine specielle Besonderheit des Inhaltes Anwendung finde und durch welches die ganze Richtigkeit und Vollkommenheit dieser letzteren erst anerkannt und festgestellt werde. Auch in der Aesthetilc hat man versucht, bestimmte sogenannte allgemeine oder formale Kennzeichen und Merkmale des Schönen aufzustellen. Man ist insofern hierbei gewissermaassen von dem Grundsätze ausgegangen, dass es irgend ein höchstes und allgemeines Naturgesetz des Schönen gehen müsse, welches in jedem einzelnen Falle als das innere Prinzip oder der Grund unseres Wohlgefallens an demselben constatirt werden könne. Alles Schöne ist sich allerdings rücksichtlich seiner Formbeschaffenheit mehr oder weniger ähnlich und wir nehmen zuletzt aus allen einzelnen schönen Dingen einen in gewisser Weise verwandten oder gleichartigen Eindruck in uns auf. Durch alle solche Gleichartigkeit aber wird doch zuletzt die Eigenthümlichkeit und Besonderheit des einzelnen Schönen nicht mit eingeschlossen und erschöpft und wir müssen uns sagen, dass es immerhin keinesweges gleichgültig sei, an welchen besonderen Stoff oder Inhalt uns irgend ein solches allgemeines ästhetisches Formgesetz erscheine. Auch ist zuletzt doch eben das