21 für sich gar keinen wissenschaftlichen Werth. Es entspringen hieraus eine Menge vollkommen leerer und unrichtig gestellter Streitfragen und Probleme, des Tages. So ist jenes berühmte Unbewusste nichts als ein Name, dem in künstlicher und will kürlicher Weise der Charakter einer Realität beigelegt worden ist. So streitet man sich jetzt unter Andorm darüber, ob die Thiere denken können oder nicht: es handelt sich hierbei nicht um etwas Objectives in der Sache selbst, sondern nur um die Bedeutung eines subjectiven Begriffes unseres Denkens. Denn die Erschein ungen. der Thiere bleiben dieselben, die sie sind, und es fragt sich blos danach, ob sie vermöge ihres gegebenen Charakters recht mässig unter den Begriff des Denkens subsumirt werden können oder nicht. Alles dieses sind blos innere oder dialektische Fragen des menschlichen Geistes selbst, die nicht das Wesen der Sachen an sich, sondern nur das Verhältniss unserer Begriffe zu ihm zum Gegenstand haben. Der Begriff der Seele vertritt für uns das andere geistige oder immaterielle Prinzip im Menschen neben dem sinnlichen oder materiellen des Körpers. Dem Begriffe der Seele substituireu wir auch wohl hin und wieder denjenigen des Geistes. Seele und Geist aber sind deswegen nicht für uns schlechthin identische Be griffe. Es ist z. B. ein wesentlicher Unterschied, ob wir mit einem Menschen das Prädicat des Geistvollen oder das des Seelen vollen in Verbindung bringen. Ein Mensch von Geist ist insbesondere ein solcher, welcher reich ist an eigenen und selbstständigen Ge danken. Der specifische Charakter des Seelcnvollen liegt dagegen mehr in der Tiefe und Eigenthümlichkeit des Empfindens. Der Begriff des Geistes im spccifischcn Sinne vertritt für uns wesent lich nur eine bestimmte Abtheilung oder Richtung des menschlichen Seelenlebens überhaupt. Wir rechnen zum Leben des Geistes ins besondere alles dasjenige hinzu, was auf einer selbstständigen An strengung unseres Denkens oder auf einer befreienden Erhebung unseres inneren Bewusstseins über die blosse Abhängigkeit von den Bewegungen und Eindrücken des Körpers beruht. In diesem Sinne aber ist cs wesentlich der Begriff der Sinnlichkeit, welcher das allgemeine und natürliche Gegentheil der Region des Geistes im Leben der Seele bildet. Die Sinnlichkeit ist im Allgemeinen diejenige Region des Lebens der Seele, deren Charakter in einer unmittelbaren Einheit oder in einem abhängigen und empfangenden