20 auch früher die Lehre von den vier Temperamenten mit den vier Elementen der Natur in Verbindung gebracht und es kann aller dings mehr oder weniger alles Psychische auf bestimmte materielle oder physische Prinzipien zurückgeführt werden. Wir dürfen hierbei aber in keinem Falle vergessen, dass alles dasjenige, was wir uns als objectiv gegebene Kräfte oder Theile der Seele u. s. w. vorzustellen pflegen, unmittelbar genommen nichts sind als innere oder subjective Begriffe unseres eigenen Denkens, deren ganzer Inhalt und deren Gebrauchsanwendung häufigen Schwankungen und Missverständnissen unterliegt. Mit demselben Worte wird oft ein etwas abweichender Sinn in Verbindung ge bracht. Das System der psychologischen Begriffe oder Kategorieen ist mehr oder weniger in jeder einzelnen Sprache selbst ein ver schiedenes und es ist die ganze Gruppirung oder Vertheilung der Seelenerscheinungen hiernach immer zum Theil eine andere. Es ist deswegen wissenschaftlich durchaus unberechtigt, von allen diesen Begriffen ohne Weiteres so zu sprechen als ob sie Realitäten wären oder als ob es ein ganz bestimmter und unzweifelhafter wirklicher Inhalt wäre, der in ihnen für uns seine Vertretung fände. Was der Begriff eines körperlichen Theiles für uns bedeutet, ist etwas ganz Bestimmtes und unzweifelhaft Gewisses oder es entspricht hier dem subjectiven Begriff eine fest begrenzte sinnliche und objective Realität. Es werden nichtsdestoweniger im philosophischen Denken alle jene Begriffe auch gegenwärtig noch so gebraucht, als ob sie ohne Weiteres Realitäten wären. Unsere ganze philo sophische Kunstsprache beruht einem wesentlichen Theile nach auf diesem Irrthum, den subjectiven Begriffen ohne Weiteres den Charakter als Vertreter von etwas Wirklichem oder Sachlichem zu zuschreiben. Eine subjective Begriffsentwickelung ist nicht als solche bereits eine Erkenntniss oder die Darstellung eines objectiven und sachlichen Inhaltes. Man ist sich vielfach der Rohheit gar nicht bewusst, welche darin liegt, die Begriffe des Denkens oder die Worte der Sprache in einem anderen Sinne als dem ihnen rechtmässig zukommenden zu gebrauchen. Die Begriffe oder Kunst ausdrücke der Philosophie unterscheiden sich von denen anderer Wissenschaften überhaupt dadurch, dass sie von nur subjectiver Art sind oder dass keine bestimmte und feste objective Realität uachgewiesen werden kann, auf die sie sich beziehen. Dieses so genannte Denken in reinen oder subjectiven Begriffen hat an und