bestimmt von einander unterscheiden zu müssen. Der natur wissenschaftliche Kanon der Farben ist nicht ausreichend für das System derjenigen Farhcuunterschiede, wie sie unserem Auge erscheinen und es ist eben nur der Schein der Farbe als solcher, der für uns ein inneres menschlich gemüthliches oder ästhetisches Interesse besitzt. Auch schwarz, grau u. s. w. sind für uns bestimmte Erscheinungen der Farbe, wenn sie gleich vom natur wissenschaftlichen Standpunct aus nicht als selbstständige Arten oder Modificationeu der Farbe anerkannt werden mögen. Es ist ferner eine an sich unerwieseue Behauptung, dass gerade die Ver bindung der Complcmentärfarbcn eine für uns besonders ästhetisch wohlgefällige sei. Wir sehen z. B., dass für die militärische Bekleidung jetzt fast allgemein die Verbindung von blau und rotli welches keine Complementärfarben sind, als passend erfunden wird. Die Farbe als ein subjectiver Schein ist es, welcher den Gegenstand unserer Untersuchung bildet; der ästhetische Standpunct in dieser Frage aber ist vollständig zu trennen von dem naturwissenschaft lichen, indem jener cs überall nur mit der uns zugekehrten Seite der objcctivcn Phänomene, nicht aber mit ihrem inneren Wesen oder reinen Ausichsein selbst zu thun hat. 2. Was lieisst Aestlfetik? Die Farbe ist für uns an sich oder zunächst nur ein Mittel zum Erkennen der wirklichen Gestalten und Formen der'Dinge. Sie wird nichtsdestoweniger für uns auch ein selbstständiger Gegen stand des Interesses, indem wir sie gleichsam ablösen oder abstra- hiren von den Dingen, an welchen sie sich befindet und ihr für sich selbst einen Worth oder eine Bedeutung zuschrcibcn. Die Natur selbst aber hat gleichsam gewollt, dass die Farbe für uns noch etwas mehr sein soll als ein blosses Mittel zum Erkennen des Wesens der äusseren Dinge, da sie dieselben in einer zum Theil überschüssigen und verschwenderischen Fülle über sie ausgegossen hat. Zum blossen Erblicken oder Erkennen der Dinge hätten allenfalls noch bei Weitem wenigere und mattere Farben genügt. Die Natur hätte für unser Auge möglicherweise die Gestalt einer blossen schwarzen Zeichnung an sich tragen können, während sie in der Wirklichkeit vielmehr dem Character eines bunten Gemäldes