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BezuqS-Prei- für Leipzig und Vorort«: I» der Haupt» Expedition oder bereu Ausgabestellen ab geholt monatlich: Ausgabe L (1 mal täglich) 70 Ps., Ausgabe V (2 mal tügltch) 80 Pf. bei Zustellung inS Hau» Ausgabe s 80 Pf., Ausgabe 8 l Mark. Durch unsere au», wärligen Ausgabestellen und durch die Post bezogen (I mal täglich)tnnerhalb Deutschlands monatlich l MarkauSschl. Bestellgebühren, für Oesterreich-Ungara 5 L 45 k vierteljährlich, di, übrigen Länder laut ZeitungSpreiSliste. Diese Nummer kostet aus /SSt tN allen BahnhSsra and bei I II ven Zeitung».Berkäuser» Revattion und Erpedttton: JohanuiSgasse 8. Telephon Nr. 153^ Nr. 222, Str. 117L Berliner Stedattions-Burea«. Berlin d'VV. 7, Prinz LouiS Ferdinand« Straße 1. Televhon I, Nr. 9275. Abend-Ausgabe 8. MpMrr TagMM Handelszeitnng. Amtsblatt des Rates «nd des Nolizeianttes der Ltadt Leipzig. Auzeiaei»,PrnS die 6 gespaltene Petitzeile für Geschäfts inserate auS Leipzig und Umgebung 25 Pf^ Familien^ Wohnung»« u. Etellen-Anzetgen, sotvie Au« und Verkäufe 20 Pf^ finanzielle Anzeigen 30 Pf., für Inserate vou ou-n>ärtS 30 Pf. ReNainen 75 Ps, ausmärl» i Mark. Beilage- gebühr 4 Mark p. Tausend ezkl. Postgebühr. Geschäftsauzeigen an bevorzugter Stelle im Preise erhöht. Rabatt nach Tarn. FürJnserate vom Auslande besonderer Tarif. Anzeigen-Annahme: AnguftnSplatz 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- Expeditionen des In- und AuSlanve». Für da- Erlcheinrn an bestimmten Tagen u Plätzen wird keine Garantie übernommen. Festerteilte Aufträge können nicht zurück gezogen werden. Haupt-Filiale Berlin: EarlDun cke r.Herzgl.Bayr.Hofbuchhandlg. Lützowstrahe 10 (Tel. Vl, 4603'. Atltal-Erpedttton: I» esden.Marienstr Si. Nr. 58. Donnerstag 28. Februar 1W7. 181. Jahrgang. Vas Neueste vom Lage. ! (Die nach Schluß der Redaktion eingegangenen Depeschen stehen auf der S. Seit« des HanptblatteS.) Tas Ende der Mtlchzentrale. Den Berliner Morgenblättern zufolge wurde in der am 27. Februar abgehaltenen Generalversammlung der Ber liner Mi Ich zentrale die Erhöhung der Haftsummen von 2K0 auf 280 für jeden Anteil mit allen gegen 33 Stimmen, die Erhöhung der Geschäftsanteile von 260 auf 280 mit allen gegen 29 und die Auflösung der Genossenschaft sowie die Durchführung der Liquidation durch den jetzigen Borstand mit allen gegen eine Stimme beschlossen. — Da nach dem Statut die Auflösung nur durch zwei außerordent liche Generalversammlungen endgültig beschlossen werden kann, findet am 30. März eine zweite Versammlung statt. — Das ist der längst vorauSgesagte Zusammenbruch dieser agrarischen Gründung, die mit so viel Anmaßung inS Leben gerufen wurde. Berstaatlichung dcr Apotheken in Hessen. Die hessische Zweite Ständekammer hat, wie unS ein Privattelegramm aus Darmstadt meldet, den Antrag des Abg. Ulrich und Genossen auf Uebernahme aller Apotheken des Großherzogtums in StaatSregie mit großer Mehrheit angenommen. Die Annahme erfolgte aus Vorschlag des KammerauSschusses. Bom französischen Kirchcukricg. DaS Arcbiv der Nuntiatur ist auSgeliefert! Im ehemaligen Nuntiaturgebäude sind gestern nachmittag die Papiere in Anwesenheit des Vertreters deS sranzö- fischen Ministeriums des Aeußern, bevollmächtigten Ministers Gavarry, und des Vertreters der österreichisch - unga rischen Botschaft, Botschaftsrat« Grasen Nemes, aus dem von der französischen Polizei versiegelten Schrank ent nommen, ohne Vornahme irgend einer Verifikation in Kisten verpackt und mit den Siegeln des französischen Ministeriums des Aeußern und der österreichisch-ungari schen Botschaft versehen worden; sodann sind sie nach Ausnahme eines Protokolls über das in dieser An gelegenheit beobachtete Verfahren, nach der österrei chisch ungaxifchen Boischasi gebracht worden Di' Bot schaft wird diese Kisten demnächst dem Bert.etcc deS Monsignore Moniagnini, Advokaten Boyer de Bouillane, übergeben, der sie entweder direkt an den Va.ikan oder an die päpstliche Nuntiatur in Brüssel senden wird. — Wir viele Brief« zuvor herauSgenommen waren, darüber wird nichts gesagt. — Der vatikanische Korrespondent der „Jndöp. Belge" versichert, daß die Unnachgiebigkeit deS Papstes in der französischen Kirckensrage auf die Einwirkung der Jesuiten zurückznführen sei, die bei der Einführung des Privalkultus in Frankreich für ihre Gesellschaft besondere Vorteile erwarten. Der Papst soll seiner Freude darüber Ausdruck gegeben haben, daß die Verhandlungen abgebrochen seien. Entstaatlichung »er englischen Kirche. Das Unterhaus nahm mit 198 gegen 90 Stimmen eine Resolution an, die die Entstaatlichung der englischen Kirche und die Einziehung der geistlichen Pfründen be politisches. * Kaiser Wilhelm soll beabsichtigen, in diesem Sommer dem Erzherzog Friedrich aus seinen Besitzungen in Bellye zur Jagd zu besuchen. Der Kaiser Hal bekanntlich schon früher dort zur Jagd geweilt. * Aus der Diplomatie. Der durch die Ernennung des Gesandten Freiherrn von Seckendorfs zum Ministerresidenten in Caräcaö (Venezuela) zur Erledigung gelangte Posten deS Ministerresidenten in BogoiL (Kolumbien) ist dem ersten Sekretär bei der Gesandtschaft in Peking, Gesandten Frhrn. von der Goltz, übertragen worden. Die erste Sekretär stelle in Peking hat der Legalionssekretär bei der Gesandt schaft in Lissabon, von Kemnitz, erkalten, der durch den dritten Sekretär bei der Botschaft in Paris, von Lucius, ersetzt worden ist. Aus den Posten des dritten Sekretärs in Paris ist der vor kurzem zum Legalionssekretär ernannte bisherige RegieruNgSasscsfor Gras von Hohen-r-hat berufen. td. Tic Interpellationen, die dem neuen Reichstag zu gegangen sind, sind lehr zahlreich. Bis jetzt sind cS nicht weniger als acht. Wir stellen sie hier zusammen: 1) Frhr. Hehl zu Herrnsheim, Dr. Strese- mann (Narl ): Anfrage wegen der Enquete über die Privat beamtenversicherung. 2) Dr. Roesicke (Kons.) und 3) Dr. Blankenhorn (Nati.): Aknveruug des Weingesetzes vom Jahre 1901 nach den Wünschen des WinzerstandeS und des WeinhanbclS. 4) Albrecht (Soz.): Anfrage, ob Schiffahrtsabgaben aus natürlichen Wasserstraßen der Rcichsversafsung wider sprechen. 5) Dr. Ablaß (Frs. Vpt.): Gleicher Inhalt wie unter 4. 6) Trimborn, Hitze (Ztr.): Anfragen wegen der Vor- lagen über die Berussvereine, des Befähigungsnachweises, fürwortet. Dcr Chessekretär für Irland, A. Birrell, sprach sich zwar wiederholt zugunsten der Resolution auS, erklärte zedoch, die Regierung werde keinerlei Verantwortung für diese übernehmen, da sie ohnehin schon alle Hände voll zu tun habe. TaS Petersburger Eisenbahn-Attentat. Die auf der Zarskoje Sselo-Bahn aufgefundene Bombe hat zylindrische Form, ist etwa 22 cm lang, etwa 13 cm breit und enthielt 3 Pfund Dynamit, sowie 28 Spreng kapseln; ihre Sprengkraft wäre imstande gewesen, den ganzen Zug zu zertrümmern. Als Uebeltätcr vermutet man ehe malige Bedienstete der Eisenbahn. Der Zug wurde auf ein anderes Gleis übergesührt; der Großfürst NitolaiNikolaiewitsch fuhr noch an demselben Abend nach ZarSkoje Sselo. Bei der Verfolgung sprang der Attentäter über das Gitter, be stieg einen bereitstehenden eleganten „Lichalsch" (Schnellfahrcr) und raste davon. Leutnant Tyrtow verfolgte ihn, doch resultatloS. Der Attentäter ist noch nicht gefunden. Die Staatspolizei erhielt Nachricht von einem Agenten, daß die Terroristen beabsichtigten, mit dem 10. März eine ganze Reihe von Attentaten auf hochgestellte Personen zu beginnen Die Erregung unter dem Publikum ist groß. des unlauteren Wettbewerbs und die Einrichtung von ArbeitS- kammern. 7) Graf Hompesch (Ztr.): Anfrage nach dem Stande deS Entwurfes über die Revision der Strasprozeßordnung. 8) Albrecht (Soz.): Anfrage wegen der vom „Bayrischen Kourier" gebrachten Enthüllungen. Es besteht die Absicht, diese Interpellationen nach Er ledigung der ersten ElalSberatung zu beraten, namentlich die letzte wird geraume Zeit in Anspruch nehmen und viel Er regung bringen. * Ein RctchskaufmannSgerichtk Die Schaffung eines ReichskaufniannSgerichis wurde in Frankfurt a. M. in An regung gebracht. Bei dem Bundesrat und Reichstag sollen entsprechende Anträge eingebracht werden. * Berichtigung. In unserem heutigen Reichstagsbericht ist zu berichtigen, daß es in der Rebe des sreis. Abgeordneten Wiemer heißen muß: „Auch dafür ist Bebel gestern den Beweis schuldig geblieben, baß sich in Baden der Blockkandidot Rechts- anwalt Weill (statt Payer, wie zu lesen war) um die Stim- men von Zentrumsgeistlichen bemüht habe." * Rocren dementiert in der „Tägl. Rundschau" die Mit teilung, als habe er mit seinem Gesuch um Pensionierung dem Wunsche von Parteifreunden nachgegeben und sich aus 6 Wochen beurlauben lassen, um den Koionialdcbatten aus dem Wege zu gehen. * * Parlamentarisches aus Oesterreich. Wekerle beginnt beute in Wien mit Baron Beck die Verhandlungen über den Ausgleich, wozu der Kaiser seine Zustimmung gegeben hat. Ein langfristiger Ausgleich über 1917 hinaus gilt aber bereits als ausgeschlossen. — Der frühere Ministeipräsident Körber tritt als Kandidat für den Reichsrat im Rathaus- viertel auf, nachdem Ministerpräsident Beck die Annahme deS Mandats abgelehnt hat. * Die Ruthen««. Im niederösterreichischen Landtage brachten die vrer Landtagsklubs den Antrag rin, Protest gegen die Verweisung der ruihenischen Studenten vom Lemberger an daS Wiener Landgericht zu erheben. * Rcich-ratS - Abgeordneter Gebier. Ueber den schon kurz gemeldeten TobsuchtSansall eines österreichischen Par lamentariers wird ausführlicher berichtet: Gebier gab in «eine» BUta .'n 'xr Schüsse aü» Re ¬ volvern und Gewehre» durch das Fenner ab. Die Kugeln gingen sämtlich fehl. Frau Gebler konnte sich rechtzeitig rettco. Nach verzweifelter Gegenwehr wurde der Tobsüchtige überwältigt und einer Heilanstalt überwiesen. Gebler hatte bereits mehrfach Wahnsiunsanfälle. — Dann hätte man ihn nicht wieder sreitassen tollen. Es ist wirklich unverantwort lich, wenn die Regierungen gefährliche Geisteskranke auf die Gesellschaft loslassen. * Französische Lozial-Polittk. Auf die Initiative der Arbeiterparteien haben die unabhängigen Arbcitervcrbände beschlossen, einen gemeinschaftlichen Kongreß von Arbeit nehmern und Arbeitgebern abzuhalten, aus dem besonders die Abänderungen berate» werden sollen, deren Durchführung im Parlament beantragt worden ist zur Regelung des wöchent lichen Ruhetags. Aus allen größeren Städten werden Dele gierte zu dem Kongreß nach Paris kommen. * Französische Werftarbeiter. Der Kongreß der Werft- arbeitet in Paris beschloß, eine Abordnung an den Marine minister zu senden, um ihm die Vorschläge über die Ver einheitlichung der Löhne zu unterbreiten. * Ans Marokko. AuS Tanger wird der Exchange Tele- graph-Company telegraphiert, es verlaute, daß die Franzosen in mehreren Küstenstädten Marokkos drahtlose Telegraphen stationen errichten. Man zweifle, ob sie die nötige Er mächtigung dazu hätten. — Sogar englische Kreise ei- örlern die Eigenmächtigkeiten Frankreichs! — Die Franzosen scheinen wieder unruhig zu werden: Der Marineminister gab an deu Kreuzer „Lalande" Ordre, Montag nach Tanger abzugehen. — Damit hängen Wohl auch neue diplomatische Verhandlungen in Madrid zusammen, über die von dort berichtet wirb: Maura hatte gestern eine längere Unter redung mit dem französischen Botschafter Cambon wegen der marokkanischen Frage. Heute wird Cambon mit dem Minister des Aeußern und dem Pariser spanischen Brtschafter konserieren, der augenblicklich in Madrid weilk * Tuma-Wahlcn. Bis gestern abend waren im ganzen 472 Abgeordnete zur Duma gewählt, darunter 292 Ange hörige der Linken, 76 Kadetten, 49 Sozialdemokraten, 12 Sozialrevolutionäre, 93 Mitglieder der übrigen Parteien der Linken und 47 Nationalisten. * Die Tungusen. Dreißig Werst nortwärtS von Char din sand zwischen einer Patrouille von Amurkosaken und Tungusen ein Gefecht statt, bei dem 21 Tungusen getötet wurden. Der Führer der Kosaken wurde leicht verwundet. Im Bezirk Ninguta fand ebenfalls ein Zusammenstoß zwilchen einer Reiterpatrouille und 88 Tungusen statt, letztere zogen sich in den Wald zurück. Im Bezirk Hulantschcug dauerte gestern noch ein Vortags begonnener Kampf zwischen Amur kosaken und Tungusen fort. Aus Ersuchen des Führers der Kosaken sind von Charbin Verstärkungen dorthin abge gangen. Amtlich ist festgestellt worden, daß die chinesilche Regierung 4000 Mann von den Truppen deS Generals Ma durch die Mongolei nach dem Bezirk Zizikhar marschieren läßt. * Verhaftung eines russischen Spions. Die Polizei verhaftete in Vellingen einen Russen namens Anneuly auf Grund einer Anzeige seines HotelwirteS, ter über die große Menge Geldes erstaunt war, über welches der Russe plötzlich verfügte. Auf der Polizei erklärt« dec Verhaftet«, er habe eine große E'rvsihsst gemacht und solcher al- Spion in Diensten der russischen Regierung gestanden. * Die Exekution Per Tuckumer. Ueber die gemeld.te Hinrichtung der Tuckumer Revolutionäre werden folgende Einzelheiten mitgeteili: Bei Riga wurden aus Grund lriegs- gerichtlichen Urteils wegen Teilnahine an dem Tuckumer Auf stande im November 1905 und wegen graniamer Nied>r- metzelung und Verstümmelung von 20 Dragonern 17 lctiiiche Revolutionäre im Alter vou 19 bis 37 Jahren in ten Sand bergen erschossen. Die Hinrichtung wurde durch eine M>li- tärabteilung von 187 Mann vollzogen. Nur einer lehnte den geistlichen Zuspruch ab. Die Verurteilten verhielten sich bis zum letzten Augenblick ruhig. * TaS amerikanische Kricgsscpartemcnt hat dem Lust schiffer Stevens 3 BallonS seines Systems in Auftrag gegeben. Feuilleton. lieber cker IVipfel hin- uock Wieckerschveden hoch ciroden steht ein ernster Oon, Dem lauschten tausenck fahre schon Unck rvercken tausenck fahre lauschen. llnck Immer ckles starke, ckonnerckunkle Kauschen. Peter MN«. Da? lieben ist ein grundloses unck ein uferloses kkeer; ja, es Hst rvohl auch ein Ufer unck geschützte tzüfen, aber lebenck gelangt man ckahin nicht. l.eden ist nur auf ckem bewegten Leere, unck rvo ckas ääesr aufhört, H5rt auch ckas l.eben auf. Wie wenn eine Koralle aus ckem ääeere tritt, so erstirbt sie. Meorcts kiuM. Neubau der Augufturbrücke in Dresden. Ueber die Neugestaltung der AugustuSbrücke ist vom städtischen Tiefbauamte unter der Leitung des StadtbauruteS Kgl. Oberbaurates Klette eine Planung geschaffen warben, der die städtischen Kollegien und die Kgl. Staatsregierung ihre Zustimmung erteilt haben. Bei der Genehmigung der Planung hatten sich indessen die Stadtverordneten die end gültige Entschließung über die Gestaltung der Architektur des Brückcnoberbcrues Vorbehalten. Zur Lösung der noch offenen Frage der architektonischen Ausgestaltung d«S Äugustusbrückennoubaues wurde Professor Kreis beauftragt, eine künstlerische Neberavbeitung der genehmigten Planung vor-unohmen. Es sollten dabei jedoch mit Rücksicht auf die Abflußverhältnisse bei Hochwasser und im Interesse der Schiffahrt die unter der Hochwasftrlini« deS Jahres 1845 liegenden Pfeilerteile und die Bogensonftruktronen -wischen Wrderlatzcr und Scheitel unberührt bleiben. Di« von Pro fessor Kreis zur Erzielung einer besseren künstlerischen Wir- kung des Gesamtbildes geschaffenen Planungen führten in verschiedenen Beziehungen zu Abweichungen von do« er stellten Grenzen. Daraus ergaben sich mannigfache Diffe renzen. Zur Lösung der schwebenden Meinungsverschiedenheiten wurden vom Oberbürgermeister Geh. Finanzräta.D. Beutler eine Reihe namhafter Dresdner Künstler und Jngen-eure zu einer Besprechung geladen, die am letzten Mittwoch unter seiner Leitung stattsawd. Es hatten sich hier»» eing«funden Stadtrat Baurat Adam» Geh. Hof rot Professor Engels, Stadtbaurat Erlwcin, Professor Foerster, Hofbaurat Frölich, Geh. Hofrat Professor Dr. Gurlitt, Stadtbaurat Overbau rat Klette, Professor Kreis, Geh. Hosrat Professor Kuehl, Geh. Hofrat Professor Lucas, Geh. Hofrat Professor Mehrtens, Oberbaurat Schmidt, Professor Schumacher und Geh. Bau rat Waldow. Nachdem der Oberbürgermeister den Herren seinen Dank für ihre Mitwirkung an der Lösung der ichwebenden Fragen ausgesprochen hatte, fand eine längere Aussprache über die streitigen Punkte statt. Die nach- solgewden Mitteilungen hierüber werden von allgemeinem Interesse sein. Zunächst kam das Bedauern -um Ausdruck, daß nicht schon bei Beginn der Planung der Ingenieur mit einem be deutenden Architekten Hand in Hand gegangen sei. Durch «ine solche gemeinsame Arbeit seien in letzter Zeit eine Reihe großer Aufgaben glücklich gelöst worden. Bedenklich sei da gegen, erst eine vom Standpunkte des Technikers einwand freie Brücke in der Planung fertig-ustellen und nachträglich den Künstler -u rufen, der ihr einen architektonischen Mantel umhängen solle. Daraus sei die jetzt vorliegende Schwierig keit entstanden, sowohl die Wünsche des Ingenieur», als die deS Architekten »u befriedigen, die bei gemeinsamer Planung leichter sortzuräumen gewesen wäre. Der Oberbürgermeister erklärte dagegen, daß der Brückenbau sich noch ,n einem solchen Stande befinde, daß es möglich sei, bei der AuS- führuna auf die Forderungen der künstlerischen Gestaltung — nicht bloß Ausgestaltung — der Brücke einzugchen. Damit war erst die volle Freiheit der Beratung gewährleistet. In dieser traten alsbald einige grundsätzliche Fragen hervor. Zunächst die, ob eine moderne Brücke zu bauen sei, oder eine solche, die der alten Brücke ähnlich sei, oder, um die Frage auf den vorliegenden Fall unmittelbar anzu wenden, ob beim Entwurf auf tunlichste Ausnützung der dem Material abzugewinnenden Widerstandskräfte im Sinne der heutig«» Jngenieurwissenschaft Rücksicht zu nehmen sei, oder ob es hier gestattet oder geboten sei, Pfeiler und Bogen massiger, wuchtiger auszugestalten als dieS die rechnerisch festgestellte Notwendigkeit gebietet. Die Künstler äußerten sich einstimmig dahin, daß die neue Brücke der Stadt zur Zierde gereichen und ,n daS Stadtbild sich organisch einfüaen solle: sie forderten daher einen Bam der in seinen Massen der berühmten alten Brücke angemessen bleibe. Das Wesen der Modernität liege nicht in der äußersten AuSnützuna de» Materials, sondern in der Verschwisterung der Technik mit den Anforderungen der Kunst, der den Bau umgebenden Landschaft und in der schönheitlichen Ausgestaltung im Ver hältnis zum Stadtbild. Kaum in einem -weiten Falle müß ten ästhetische Rücksichten so stark betont werden, wie im vor- liegenden. Dieser von den Künstlern einstimmig vertretenen und von den Ingenieuren in ihrer Berechtigung aner kannten Ansicht stellten die letzteren nur den Wunsch ent gegen, daß bei Erfüllung der ästhetischen Aufgabe in der Ver stärkung der Massen nicht über oa» Maß deS künstlerisch Er- ' forderlichen hinauSgegangen werbe, damit die Anforde rungen des Verkehrs unter und auf der Brücke, sowie die Sicherheit bei Hochwasser nicht beeinträchtigt werde. Die Anforderungen, die von technischer Seite aus gel tend gemacht wurden, können in folgendem zujammengefaßt werden. 1) Es muß ein genügender Flutquerschnitt geschaffen werden, das Heißt, es müssen dem Strom bei Hochwasser genügende Bogenöffnungen zum Ablauf durch die Brücke zur Verfügung stehen, damit nickt eine Stauung entsteht, welche den Bestand der Brücke und der am Flußuser liegen den Gebäude gefährden könnte. 21 Es müssen für die Flußschiffahrt entsprechend weite, gefahrlose, für die Durchfahrt bequem gelegene Bogen- osfnunaen geschaffen werden und 3) Es muß der Verkehr über die Brücke sachgemäß geregelt werden. Die zahlreichen bisher ausgearbeileten Projekte lehrten, daß der gleichzeitigen Erfüllung aller dieser Bedingungen ganz außerordentliche Schwierigkeiten entgegenstehen. Eine der hauptsächlichsten liegt darin, daß die weitgespannten Bogen zwischen den auseinander zu rückenden Pfeilern leicki eine unschöne Linie bilden. Wird diese Linie aber verbessert, so steigen die Scheitel so hoch, daß infolge der geringen Stein- mässe zwischen der Gewötbelaibung und der Oberkante- Fahrbahn der Bogen dünn und zerbrechlich erscheint. Um diese Schwierigkeiten zu überwinden, bieten ckch zwei Mög- lichkeiten: Erstens indem die Brüstung der Brücke statt wie bisher aus einem schmiedeeisernen Gitter zur Vermehrung der Masse aus Stein gebildet wird: und zweitens indem die Fahrbahn der Brücke höher gelegt wird. Die Herstellung einer Steinbrüstung stört dagegen den reizvollen Anblick, den der lebhafte Verkehr von Menschen und Wagen auf der Brücke etwa von der Terrasse aus gewährt. Es wurde da her von allen Herren ein durchweg steinernes, aber mit ent sprechenden Oeffnungen versehenes Geländer empfohlen. Die Lösung der Frage der Höherlegung der Fahrbahn war von zwei Gesichtspunkten abhängig, ob nämlich der Ver kehr von dieser ungünstig beeinflußt und ob etwa von der Terrasse aus die Aussicht beeinträchtigt werde. Allgemein wurde die Förderung aufgestellt, daß eine Erschwerung des Verkehrs nur bei unbedingter Notwendigkeit zulässig sei. Die ästhetischen und verkehrstechnischen Gründe mußten da her sorgfältig gegeneinander abgewogen werden. In der Erkenntnis, daß durch eine geringe Erhöhung die Aussicht über die Brücke hinweg, zumal wenn diese Erhöhung mehr nach dem rechten Ufer zu verlegt wird, keine Beeinträch tigung erfährt; daß durch eine solche Erhöhung die Ober kantenlinie der Brücke einen schöneren Schwung erhält; und daß die Erhöhuna ohne Aenderung des SteigungSverhält- nisse» der Fahrbahn (1:38) erfolgen kann, wurde eine Er- Höhung der Brückenbahn bis zu 40 Zentimeter über die bis- her geplante als zulässig bezeichnet. Dafür stimmten alle 8 Künstler und von den 6 Ingenieuren die Hälfte. Durch di« Besprechung vieler Punkte war di« ganz« An gelegenheit soweit geklärt, daß nun zur Beantwortung der Hauptfrage geschritten werden konnte. Zwei von den zahl- veichen Projekten, die bisher geschaffen worden sind, dienten dieser Beratung zur Grundlage. Das eine mit 9 Bogen öffnungen, das andere mit 10 Bogenösfnungen. Von vorn herein war im Hinblick auf die Anforderungen der Schiff fahrt festgestellt worden, daß die für diese in Betracht kom menden linksseitigen Strompseiler in ihrer Lage seststehen, daß also hier Aenderungen nicht in Betracht kommen können. Ferner war seitens des Königlichen Finanzministeriums der Flutquerschnitt von rund 1890 Quadratmeter als eine un- erläßliche Forderung aufgestellt worden. Im Hinblick auf diese Grundforderungen stellten sich bei Anwendung von Pfeilern von der gswünschten Wuchtigkeit und von Bogen in künstlerisch befriedigender Linie der Anordnung der Brücke mit 10 Oefsnungen unüberwindliche Schwierigkeiten ent gegen. Es wurde daher beschlossen, und zwar einstimmig, einen weiteren Versuch mit einer allen -ur Sprache gekom menen Anforderungen gerecht werdenden Brücke mit 9 Oefs- nungen zu machen. Die letzte Frage betraf aas anzuwendende Baumaterial. Es wurde festgestellt, daß bisher eine Ausführung der Ge wölbebogen in Beton, und -war mit Gelenken vorgesehen sei, unter Anwendung einer Verblendung dcr Stirnseiten in Sandstein. Der Ausführung der Gewölbe selbst in Sandstein, die technisch sehr wohl möglich ist, stehen ent gegen die erheblich größeren Kosten und die erheblich längere Bauzeit. Da aber durch den Bau die Schiffahrt stark be hindert werden muß, ist ein« rasche Durchführung des Baues dringend erwünscht. Die Ingenieure sprachen sich zur Hälfte gegen die Anwendung von Gelenken aus, das heißt, von An ordnungen, bei denen für das gesamte Gewölbe bei Tem- pervturänderungen eine gewisse Beweglichkeit um die Ge lenke gewahrt bleibt. Von der anderen Hälfte wurden im Hinblick auf das hiesige Klima solche Gelenke empsohlen. Die Bekleidung der Bogenlaibungen mit Sandsteinplatten wurde als unzulässig bezeichnet. Einstimmig wurde beschlossen, -u empfehlen, daß der Bau durchweg in Sandstein ausgeführt werde, dock hielt man auch den Beton für geeignet, wenn dieser äußerlich in architek- tonsscker Beziehung wirkungsvoll ausgestaltet werde. Sowohl seitens dcr an der Beratung teilnehiwenden staat- licken Techniker als seitens der Professor«» der Dresdner Hochschulen wurde dem Oberbürgermeister für die kraftvolle Behandlung dcr Augustusbrückenfrage, und auch dafür gedankt, daß er den berufenen Autoritäten Gelegen heit geboten habe, ihr« Erfahrung in den Dienst der Oeffent- lickkeit zu stellen, und soweit es an ihnen ist, einen Teil der idealen Verantwortung in einer wichtigen Angelegenheit aus ihre Schultern zu übernehmen. Dieser in baukünstlerifcken Fragen wiederholt vom Oberbürgermeister betretene Weg werde hoffentlich ein Vorbild für Staat und Stadt bei ber Behandlung ähnlicher Angelegenheiten bilden. Dem Wunsch des Oberbürgermeisters, daß es gelingen möge, die Heiden ausgezeichneten Männer, di« bisher die Brückcnsrage be arbeiteten, Oberbaurat Klette und Professor Kreis auch