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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 07.03.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-03-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070307018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907030701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907030701
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-03
- Tag 1907-03-07
-
Monat
1907-03
-
Jahr
1907
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A«zeiqen-Prei- Morgen-Ausgabe L. MMM.TWckM Handelszeitung Amtsblatt -es Rates im- -es Nalizeiarntes -er Stadt Leipzig Nr. 66 i e i f. s ia »t» 161. Jahrgang. »er s- im Sen er- ren iete aue »en und uns abgeneigte zarische Regierung. die sich vielleicht bald mit demselben Gedanken befreunden wird. Ts ist furchtbar billig, von der Warte unserer höheren politischen Kultur über die Ausschreitungen der ersten Duma ansprechend zu urteilen. Wenn der langverhaltene Groll über eine fahrbundertalte Mißwirtschaft, über eine Korrup tion sonderaleichen, über «ine erbarmungslose Knebelung der Gedanken, der Gewissen endlich seine Höhle sprengt und auf die Zunge den giftigen Pfeil gegen die Feinde der Volks- Wohlfahrt legt — wer will pharisäisch richten über „Maß losigkeiten"? Wenn die Duma ein Tummelplatz verstie gener Utopien wurde, die Vertretung eines unerzogenen Volkes in Radikalismen schwelgte, über di« selbst unsere Extremsten binausgewachsen sind — wer darf sie strafen? Der einzige Vorwurf, der mit Fug der Duma gemacht werden konnte, war, daß sie zu schwatzen schien, statt zu handeln- Wer die Folgezeit hat gelehrt, daß hinter den endlosen Reden doch ein Wille stand. Der Wille, durch die Verschleppung der Debatten Zeit für di« Vorbereitung der Revolution zu gewinnen, die offensichtlich geplant war. Daß die Revo- lntiou hinterher gescheitert ist, vielleicht bloß gescheitert, weil die Borberoitungszeit eben zu kurz aussiel — das hat schließ lich mit einer realpolitischen Würdigung der Duma- Tätigkeit nichts mehr zu tun, sondern gehört in eine Unter- suchuüg über die Befähigung der russischen RevolutionS- Partei als solcher, «ine gewollte Revolution erfolgreich und nicht zur Unzeit durchzuführen. Vielleicht war «8 ein Mei- nungSirrtum überhaupt, daß in Rußland und eben in dem Rußland von 1906 eine Revolution wirklich möglich sei — aber mit diesem vielleicht richtigen Urteil machen wir 1907 einen schalen Treppenwitz. Die russische Revolution von 1906 ist gescheitert. Eine Wiederholung versuchen, hieße zum Fehler das Verbrechen fügen. Diese Erkenntnis ist beut« auch bis in die Reiben der äußersten Linken durchgedrungen. Die zarische Macht ist trotz Mantschurei und alledem noch so riesengroß, daß nicht einmal di« konstitutionelle Monarchie West europas «rre'chbar erscheint, geschweige die Repi-blik Die maßgebenden Männer der Lunra scheinen sich in oen Ver zicht auf eine nahe Verwirklichung ihrer Ideale finden zu wollen. Si« sind bereit, die praktische Arbeit aufzunehmen, die Arbeit an den Regierungsvorlagen, die in einem riesigen Blumenstrauß aus dem Geburtstagstisch der Volksvertretung paradieren sollen. Herr Witte hatte fa nicht einmal Be ratungsstoff vorbereitet, und da verwunderte sich die Welt, daß der erste Versuch deS funcieu Gesetzgebers, das denkbar schwierigste Problem die Landfrage, durch paramenta- r i s ch e Initiative anzuschneiden, so überaus unglücklich aus fiel! Auch werden alle Einsichtigen anerkennen, daß das Mini sterium Stolvvin besseren Willen beweist als seine Vorgänger, uud verden bereit sein, eine Verständigung wenigstens Z« versuchen. Die große Schwierigkeit ist allerdings zunächst eine brauchbare Partei-Gruppierung. Die Abgeordnetenlisten weisen 27 Fraktionen ans! Die Kadettenpariei, die einzige vorderhand noch durch Zahl, Kenntnisse und guten Willen in Betracht zu ziehende Organisation der mehrheitbildenden Linken, ist um fast 100 Mitglieder geschwächt in das Tau rische Palais eingezogen. Die groß« Gefahr für ein« gedeihlich« Entwicklung von Rußlands konstitutioneller Acra scheint im Augenblicke nicht auf der äußersten Linken zu liegen, sondern in senen dunklen Gewalten der Reaktion, welche vor der Tür von StoltzpinS Hause bereit stehen, um ihn und sein vergleichs weise gutgesinntes Kabinett inS Schattenreich hinabzusenden. In der Duma sitzen ganze zwei „wahrhaft russische Män ner". Draußen im Laude zählen sie vielleicht auch nur nach Hunderten- Aber in Zarskoie Selo besitzen si« das Ohr der „Maßg^mdeu", zu denen bekanntlich der persönlich fried fertige uud wohhresiunte allmächtige Zar nicht gehört- Der Zar empfing gestern den Duma-Präsidenten Golowin in Audienz. Di« nächste Duma-Sitzung ist auf morgen fest gesetzt. >e r ie c- >e >r c- e- n >r * DaS amerikanische Dampfer-Subventious- Gesetz ist endailtig an der Obstrnkt-io» des Senats gescheitert. (S AuSl.) * In Toul kamen Soldaten-Meutereieu vor. (S. Ausl.) * In der gestrigen Sitzung der Leipziger Stadt verordneten wurde der sog. „IaIl Käfe r" vom Stadt rat Dr. Magier in ausführlicher Weise besprochen. sS. Sitzungsbericht.) >«r- clin gen sich ung wer be- Aen, ter, 4»- ein- «ß- er- * Ja Süditalien habe« sich folgenschwere Berg stürze ereignet. (S. ReurS a. a. W.) * Die gestern vom BuudeSrat angenommene Vorlage über Maßnahmen zur Verhütung über Rückgänge der Einnahmen aus der Maischbottich-Steuer ist dem Reichstag zugegangen. * Die Budgetkommission deS Reichstages begann gestern ihre Beratungen. Sie bewilligte «. a. 60 000 -E an den Deutsche» Buchgewerbevereia in Leipzig für ein Buchgewerbemuseum, 150000 -F als 7. Rate für die HohköaigSburg. (S. DtschS. R.) an die unzähligen Kämpfe. Besonders erfreulich war die einfache, zuverlässige Haltung der Freisinnigen, die er klärten, für eine Kolonialpolitik nach gesunden kauf männischen Grundsätzen stets eintreten zu wollen, und er hebend war es auch, von Rednern aller bürgerlichen Par teien unseren braven Truppen in Südwestafrika danken zu hören. Einige Beachtung verdient die Haltung des Zentrums. In seinem Namen sprachen nicht die Großen, auch nicht Herr Erzbergcr, dessen Kredit doch nun endlich auch bei seiner eigenen Fraktion erschüttert scheint, sondern der Ab geordnete Fehrenbach, den auch Tribünenbesucher bis her kaum dem Namen nach kennen. Das Zentrum bleibt bei seiner Ablehnung der 29 Millionen, und will nur 20 be willigen; diese eventuell durch ein Kreditgesetz vermehren. Uebrigens kam Herr Fehrenbach dieses Mal wieder mit einer neuen Fassung des alten Zentrumsvorschlages über die Reduktion der Truppen auf 2500 Mann. Diese Zahl soll nunmehr nur die Zahl der Truppen vor dem Feinde be grenzen. Bei den bekannten Etappenverhältnissen in Süd westafrika eine große Lächerlichkeit; denn darin besteht be kanntlich die Schwierigkeit der Kriegsführung, daß man dort von fünf Mann immer nur einen an den Feind bringen kann! Doch haben glücklicherweise alle diese kleinen Scherze im neuen Reichstag keine Bedeutung mehr. Der Schluß der Sitzung brachte dann doch noch einige Emotion. Herr Ledebour begann, die alten Suppen der Sozialdemokratie zu wärmen. Doch verdiente das kaum er wähnt zu werden, wenn nicht durch den Eifer des Vizepräsi denten die verlorene Situation des Redners für einige Minuten gebessert worden wäre. Herr Ledebour hatte die Abwesenheit des Reichskanzlers »..mängelt, und auch den Ausdruck gebraucht, der Reichskanzler entziehe sich seiner Verantwortung, was vom Präsidium gerügt wurde. Doch verstanden die meisten Abgeordneten, wie es schien, das Prä sidium wolle überhaupt keine Kritik au der Tätigkeit des Reichskanzlers zulassen, was zu heftigen Lärmszenen führte. Später kam Herr Ledebour doch noch zu seinen verdienten Ordnungsrufen wegen grober Beleidigung des Kolonial direktors. Dieser revanchierte sich in ganz kurzer, aber brillanter Weise. Er verlas eine Stelle aus Bebels 'Buch „T°e Fra''" über die Fruchtbarkeit Dattel''"»»'. ' . .. ur.o ungehcure Heiterkeit erfaßte de» dieser Lektüre das ganze Haus, bis auf die verlegenen Sozialdemokraten. Herr Dernburg schloß mit dem an dieSozialdcmokraten gerichteten Satz: „Sie stehen zu tief, nicht sowohl unter meiner Person, als unter der Sache. Ich überlasse Sie Ihrem papiernen Dasein." Dann wurden die Nachtragsetats in erster Lesung ohne Kommissionsverweisung erledigt. en n- r- -la u- er n- >r- m- en ne es hlt oar Äicdtigrie vsa Lage. * StaatSmioister a. D. Dr. von Bötticher, der frühere Staatssekretär im Reichsamt deS Inner« ist gestern mittag 1 Uhr 30 Minute« in Naumburg gestorben. HS. DdschS. R. u. Letzte Dep.) * In der gestrigen Sitzung de- Reichstags wurden di« Kolonial-Nachtragse'atS in erster Lesung erledigt. (S. Art. «. ParlamentSber. 2. Beil.) ch n. Vie v««s. * Es Ware eine unerträgliche Trivialität, die neu« Duma mit Prophezeiungen empfangen z« wollen. Prophezeiungen sind immer ein gefährliches Ding, ganz besonders solche Wer Leben und Tod einer neu gewählten parlamentarischen Ver sammlung. Nicht einmal Camvbell-Bannerman wird nach dem Ausfall der Londoner Grafschastswablen die Probe auf das Exempel machen wollen, ob dos englisch« Volk ihm die imposant« Mehrheit deS Januar 1906 setzt zurückschicken wird: und vor wenigen Wochen wurde mit einer „Demon strations-Auflösung" so zuversichtlich gerechnet l Vollends Demenceaus „großes" Ministerium nimmt heute keine poli tische Lebensversicherung mehr aus. Auch in Deutschland er scheint es sehr müßig, schon setzt von einer „Reichstagswahl 1912" zu reden, lieber Rußlands Zukunft aber und über seine Duma haben die Mächte des Schicksals einen undurch dringlichen Schleier ausgebreitet. Auch der väterlich ermahnende Ton der Duma-Artikel dünkt uns herzlich geschmacklos und dabei unfruchtbar. Den Sträfling, der durch langsährige Freiheitsentziehung nicht kuriert ist, wird die ergreifendste Abfchiedspredigt des An- staltSgeistlichcn selten bessern. Wenn die mit 7 Monaten Absolutismus bestrafte Duma nichts gelernt hat, wird sie auch gegen die bestgemeinten Ermahnungen gefeit sein, die sich eiaentlich wie eine schlechte Kinderfibel lesen: man hält den durchaus nicht für einen glänzenden Pädagogen, der bei der Erklärung des 5. Gebots die Konstruktion der Guil lotine erläutert. Es verrät überhaupt eine beklagenswerte Abhängigkeit von reaktionären Suggestionen, wenn auch die liberale Presse die Schuldfrage beim Konflikt der ersten Duma von vorn herein zuungunsten der Volksvertretung behandelt bat. ES liegt uns himmelfern, uns mit der russischen Oppositions partei identifizieren zu wollen. Neber die Schwäche deS Allerwelts-Liberalismus aus dem 19. Jahrhundert, über das Jakobinertum, den Garibaldianismus, der heute für die Hel lenen. morgen für di« Südamerikaner und übermorgen für Polen und Magyaren reisläuferte, sind aottlob wir Deut- schen und mehr und mehr auch die Engländer hinausgelangt zu einem gesunden nationalen Egoismus, der in der Bestellung des eigenen Sauses eine vollauf genügende Aufgabe erblickt. Wir verfolgen die Entwickelung der Nach barstaaten mit lebhaftem Anteil, um aus ihr zu lernen und, Wenns geht, sie zu unserem Vorteile zu bestimmen. Wir denken im übrigen vorurteilslos wie Richelieu, der den Pro testantismus in Frankreich bekämpfte, aber in Deutschland unterstützte. In Rußland aber haben wir von keiner der streitende« Parteien etwas Gutes zu erwarten. Wir würden sogar fürchten, daß der einzige Weg zur Herstellung deS inneren Friedens in dem stürmisch aufgewühlten Reiche «ine Ver söhnung der fetzigen Gegner auf unsere Kosten, durch ein« vereinte Wendung der zerklüfteten Nation gegen den in beiden Lagern grimmig gehaßten „Nsemetz" sein wird — wenn wir der Furcht vor einer Macht in der Welt überhaupt zugänglich wären. Aber wir Deutschen halten an unseres Altreichskanzlers Wort vom 6. Februar 1888 fest. Wir dürfen den russischen Parteikamps mit den unbe fangenen Augen des uninteressierten Zuschauer» verfolgen, ohne Sympathie, sei eS für die antinationaleu Demokra ten, di« ein neue» Galizien im Rücken vnsere» polnischen Kriegsschauplatzes aufrichten wollen, »och für di« schlaff« Tel^hv« Nr. 154 Sk. LL4 Sir. 1173. Berti«er Ae»aMa»»»v«e«rr Berit» UV. 7, Pri»z LouiS Fervstumd- Straß« 1. Telepho» H Nr. 8875. Vie Irslo-islen vachlragretatr vor «le« steicdrisg. Die gestrige erste Lesung der beiden Kolonialnachtrags- etatS, der unschuldige» Ursache der Reichstagsauflösung, be gann mit einer so ruhigen Sachlichkeit, daß der Mittwoch zunächst für manche SensationSgemüter eine starke Ent täuschung, für alle ehrlich interessierten Politiker aber eine Freud« bedeutet«. Rach langen Wochen der Erregung und Zerfahrenheit, der Ausbrüche von Leidenschaft endlich der Beginn positiver Arbeit! Und so nötig und sogar nützlich die Reinigung der kritischen Atmosphäre durch die Winter- gewitter gewese« war, erumal mußte doch wieder zu prak tischer, nüchterner Arbeit zurückgekehrt werde». Und damit hat der Reichstag am Mittwoch den Anfang gemacht. Herr Dera Huri eröffnete nach Gebühr in Abwesen heit deS Reichskanzlers die Debatte uud schlug gleich jenen ruhigen Ton an. Er beschränkte sich, da eS sich ja nur um wiedereiagebrachte Vorlagen handelt, auf wenige erklärende Worte. Der Aufstand ist so gut wie beendet. Nur die HereroS machen noch einig« Schwierigkeiten. Die Truppen stärke ist bereits wieder um 600 Manu vermindert worden. Eine weitere Reduzierung stehe bevor. Di« unumgängliche Entschädigung der Farmer soll «och in dieser Session im Rahmen eines LrgänzungSetat» erfolge«, über dessen Höh« noch nicht» feststeht. Alle bürgerlichen Parteien, a»ch da» gr«triaa, ai«ie, ans de» To» d«S KvlonialdtrektorS ei». * Im englischen'Unterhause wurden die friedens» freunvlichen Tendenzen des deutschen Flotte »verein» von Regierung «uv Opposition anerkannt. (S. Ausl.) die «gespaltene Petttzetlr für welchüfl«» ioserate au- Leipzig »ad Umgebung 25 Pf, Familie»^ VohouuaS- a. Strllen-Anzemeu, jowte Au» uud Berüofe 20 Pf, fumozteü» «»zeige» SO Pf, für Inserate von au-würtS 30 Pf. Reklame» 75 Pf, auSwürtS 1 Mark. Beilage gebühr 4 Mark p. Tausend exkl. Postgebühr. GeschSftSanzeigrn a» bevorzuglrr Stelle i» Preis« erhöht. Rabatt nach Tarif. Fli r Inserate vom AoSlande belonderer Taris. Auzrigen-Anaabme: AugustuSplatz 8, bet sämtttche» Filiale» «. allen Annoncen- »rvedtttoa«, de« Ja- und Ausland«-. 2um Zcbulrlreilr. Die Entlassung der Gymnasiasten bat auf die Polen vielleicht am nachdrücklichsten von allen bisher angewandten Mitteln gewirkt. Den agitierenden Polen ist nämlich an der Bildung der Masse nicht viel gelegen, dagegen sehr viel an der Bildung neuer junger Intelligenz in allpolnischen Familien. Während die Polen aber bestürzt sind, bemüht sich ein Teil der deutschen Presse, das Recht der Regierung auf Entlassung der Gymnasiasten zu bestreiten. Das ist echt deutsch. Und doch hat die Regierung ein gutes Recht dazu. Die höheren Schulen werden von der Allgemeinheit erhalten, eine Besuchspflicht wie bei den Volksschulen besteht nicht — sollte da nicht die durch die Regierung vertretene Allgemein heit das Recht haben, junge Leute von der höheren Schule auszuschließen, die nach dem ganzen Geiste, den sie in der Familie atmen, die Höhere Bildung lediglich in staatsfeind lichem Sinne ausnutzen werden? Man komme nicht mit den Kindern von Sozialdemokraten als Analogie. Der schlimmste Sozialdemokrat verfügt nickt über ein Hundertstel der Staatssemdlichkeit, wie sie irgend ein Allpolenagitator aufweist, in dessen Hirn kaum ein anderer Gedanke Platz hat als der von der Aufrichtung des Polenreiches auf Kosten des Deutschen Reiches. Die Polen sehen sich in ihrer nachwachsenden Intelligenz bedroht und fürchten nebenbei auch, daß der Schulstreik nach- last«, wenn sich immer mehr herausstellt, daß die Intelligenz kerne Lust hat, irgendwelche Opfer zu bringen — denn die Eltern, die Söhne aus höheren Schulen haben, haben ihren Kindern auf der Volksschule jetzt säst durchweg daS Ant worten in deutscher Sprache anbefohlen. Diesen Leuten wollen die Polen jetzt den Rücken stärken, indem sie ihnen das Anerbieten machen, ihre Söhne auf Kosten der polnischen Allgemeinheit weiter die Höhere Schule im Auslande besuchen zu lassen. Auf dem Gymnasium in Teschen sollen ungefähr 50 Freistellen für junge Polen geschaffen werden, für die die Polen jährlich das Opfer von 60 000 Mark zu bringen gedenken. Sie wollen etwas tun, „um die Opfer des preußischen Systems zu retten". Und bei den Aufrufen zu diesen Sammlungen kann man eine interessante Bemerkung machen. Die Polenagitatoren in Preußen raten nämlich davon ab, sich nach dem armen Galizien oder Russisch-Polen um Hilfe zu wenden, denn die Polen in Preußen seien die reichsten, woraus doch wohl mit Evidenz hervorgeht, daß die Polen in Preußen sich wirtschaftlich besser zu entwickeln ver mochten, als in dem Dorado der Polen in Galizien. Und doch klagen die Polen immer, daß sie in Preußen wirtschaft lich bedrückt würden. Mit solchen unfreiwilligen Zugeständ nissen aber strafen sie sich selbst Lügen. Mit Lugen aber verstehen die Polen sonst doch trefflich zu operieren. So behaupten sie, daß den Lehrern mit Ent- zäebung der Ostmarkenzulage gedroht werde, i« deren Schulen der Schulstreik nicht unterdrückt sei, «ad wollen damit die Anschauung bei dem Volke Hervorrufen, als feien die Mittel der Regierung dem Streik gegenüber erschöpft. Des weiteren behaupten ne, die deutschen Lehrer beabsich- tigten, jetzt ihrerseits in den Streik zu treten, und hoffen durch diese Lüge da» Volk zum weiteren AuSharren in der Obstruktion zu bewegen. Doch Verden alle diese Manöver ihren Zweck verfehlen, denn die Regierung wird ihr Ziel mit Energie verfolgen, und sie muß e» mit Energie ver folgen, da daS kleinst« Nachgebea die verderblichsten Folgen zeitigen würde. Traurig nur, daß da» «icht all« Deutschen einseheu wolle». für da« ltrichei»«» an beuüuottea Tage» «. Plätze» wird keia« Garantie übernommen. Frslrrtetltt Aufträge können nicht zurück gezogen werde». Hantzt-Ftltale Berlin: SarlD » » ckr r,Herzgl.Bayr.hofbiichhandlg, Lützowstraße 10 (Tel. VI, 4M3). Silial-krpeSUiomTres-ell.Marienilr.34. für Leipzig und Iverartt: I» de» H»«--« »ipedtiion »d« deren «n-gabeftelle» atz- geholt «onatUchr A»Sgad« L (1 «al täglich) 70 Ns, «»»gab« L (2 mal täglich) SO M, bei ZusteLun- t»- Han- «»Saad« TSOPf^ Au-aad« ö 1 Mart. Durch naser« aus wärtige» Au-gabestrllea »ad durch die Post bezogen (1 mal tägltch)iuaerhalb Deutschlaud- monatlich 1 Markin-jchl Bestellgebühren, für Oest.rretch-Uuaaru bLSäd vierteljährlich, di« übrigen Lände, laut Zeittnig-preiSltstr. Donnerstag 7. März 1907. - Dies« Nummer lostet auf » N gl k allen Bahnhöfe» and bet III ^(1 de» Zrittlng». Bertäufrr» i Btetznttto» nur thDe-tttmn Lu äenLaMagrwablrn inZacbren Der bisherigen Gepflogenheit entsprechend, dürsten im September dieses Jahres, also in sechs Monaten, die Wahl- männerwablen für die Zweite Kammer stattfinden, worauf dann im Oktober die Abgeordnetenwahlen selbst erfolgen. Es handelt sich hierbei um die alle zwei Jahre vorzua^menbe Drittel^Lrneuerung der Kammer, und zwar in dem Turnus- daß 27, 28 und 27 Wahlkreise beteiligt sind. Dieses Mal ist die dritte Serie der Wahlkreise an der Reih«. Es sind also 27 Abgeordnete, dem regelrechten Ausscheiden nach, zu wäblen. Da^u kommen aber noch drei erledigte Mandate, so daß nach dem gegenwärtigen Stande der Dinge 30 Ab geordnete zu wählen sind. Die in Betracht kommenden Wahl kreise sind folgende: 1j Dresden I. Wahlkreis (Altstadt, Seestadt usw.). Erledigt durch den Tod des 1903 gewählten Handelskammer sekretärs Schulze (Natl.). 2) Dresden II. Wahlkreis (Pirnaische Vorstadt, Johann- stadt). Jetziger Vertreter Kaufmann BehrenS (Kons.); er wurde 1901 mit 178 gegen 78 sozialdemokratische Stimmen gewählt. 3) Dresden IH. Wahlkreis (Wilsdruffer Vorstadt, Friedrichstadt). Jetziger Vertreter Stadtrat Dr. Vogel (Natl.): er wurde mit 91 gegen 40 Stimmen gewählt. 4) Leipzig H. Wahlkreis (Ostvorstadt, Südostvorstadt). Jetziger Vertreter Geh. Jirstizvat Dr. Schill (Natl.), 1. Vizepräsident der Zweiten Kammer; er wurde mit 93 gegen 35 Stimmen gewählt. 5) Leipzig III. Wahlkreis (Ostvororte). Jetziger Ver treter Fabrikant Müller (Natl.); gewählt mit 127 gegen 66 Stimmen. 6) Cbemnitz II, Wahlkreis. Jetziger Vertreter Ma- schlneinabrikant Neinecker (Kons.), gewählt mit 102 gegen 52 Stimmen. Uebrige Städte. 7) 1. Wahlkreis (Zittau, Löbau, Ostritz usw.). Erledigt durch den Tod des — jetzt turnusgemäß auSgeschiedene« — Handelskammersyndckus Rollfuß (NaU.j. Er wurde 1901 mit 47 gegen 41 Stimmen gewählt: von de« letzteren fiele« 37 aus den doutschfreisinnigen, 4 auf de» s0jiaIheuiokraUschev Gegenkandidaten. ", 8) 3. Wahlkreis (Bischofswerda, 'Großenhain, Radeberg usw.). Jetziger Vertreter Kaufmann Knobloch» Nadeoerz (Kons.), gewählt mit 60 gegen 15 Stimme«. 9) 5. Wahlkreis (Dippoldiswalde, Dohna usw^. Jetziaer Vertreter Bürgermeister Wittig-Nabermu (Kons.), ocwäblt mit 48 gegen 7 Stimmen. 10) 9. Wahlkreis (Döbeln, Waldheim, LeiSmg, Mügeln). Jetziger Vertreter Professor Dr. Rühlma««- Dobeln (Natll), gewählt 1905, an Stelle de» verstorben«» Kommerzienrats Niethammer, mit 39 gegen 82 Stimme«; von den letzteren entfielen 13 auf einen »ationalliberale» und 19 auf einen sozialdemokratischen Gegenkandidat««. 11) 13 Wahlkreis fRochlttz, Penig. Burgstädt usw.). Jetziger Vertreter Kaufmann und Stadtrat Liebau- Rochlitz (Kvns.), gewählt mit 40 gegen 22 Stimmen. 12) 16. Wahlkreis (Er i m m i t sch au, Werdau). Jetziger Vertreter Stadtrat Teichmann-Werdau (NE), ge wählt mit 52 gegen 28 Stimmen. 13) 20. Wahlkreis fAue, Schneebera, Schwarzenberg usw.). Jetziger Vertreter Baumeister Bachmann-Aue (Kons.), gewählt mit 58 gegen 28 Stimmen. Ländliche Wahlkreis«. 14) 1. Wahlkreis (Amtsgerichtsbezirk Zittau). JHiger Vertreter Gutsbesitzer H e l d - Eckartsberg (Kons^ Bund der Landwirte), gewählt 1901 an Stelle des bisherigen Ver treters Gemeindcvorstand Volke-Hirschfelde (Natlh. Held wurde 1901 im dritten Wahlgange mit 31 gegen 11 national liberale und 21 sozialdemokratische Stimmen gewählt. 15) 2. Wahlkreis (Großschönau-Ebersbach). Jetziger Vertreter Fabrikbesitzer R > ch t e r - Großschönau (Natl.), wurde mit 64 gegen 27 Stimmen gewählt. 16) 4. Wahlkreis (Löbau, Bernstadt). Jetziger Vertreter Geh. Oekonomierat H ä h n e l-Kuppritz (Kons.), mit großer Mehrheit geiväblt. 17) 5. Wahlkreis (Bautzen, Weißenberg). Jetziger Ver treter Gemeindevorstand S o b e-Zschorna (Koni.), wurde gewählt 1908 an Stelle des 1901 gewählten Gutsbesitzers Schmole-Svittwitz (Kons.). 18) 6. Wahlkreis (Neusalza, Schirgiswalde). Jetziger Vertreter Gutsbesitzer F ö r st e r - Sprcmberg (Koni.l, wurde gewählt 1905 an Stelle des 1901 gewählten Gutsbe sitzers Matthes-Schönbach (Kons.). 19) 9. Wahlkreis (Radeburg, Radeberg usw.). Jetziger Vertreter Gemeindcvorstand T r ä b e r - Arnsdorf (Kons.), mit großer Mehrheit gewählt. 20) 12. Wahlkreis (Pirna, Königstein usw.). Jetziger Ver treter Gutsbesitzer Go ltzsch - Nenntmannsdorf (Kons), wurde gewählt 1903 an Stelle des 1901 gewählten Guts besitzers Frenzel-Wehlen (Fortschritt). 21) 14. Wahlkreis (Sayda, Brand). Jetziger Vertreter Fabrikbesitzer K l u g e - Deutschneudorf (Kons.), gewählt mit großer Mehrheit. 22) 15. Wahlkreis (Freiberg). Jetziger Vertreter Ritter gutsbesitzer Steyer auf Naundorf (Kons.), gewählt mit 64 gegen 5 Stimmen. 23) 31. Wahlkreis (Chemnitz, Limbach). Jetziger Ver treter Fabrikant M e r k e l - Niederrabenstein (Kons.), ge wählt mit 63 gegen 37 Stimmen. 24) 32. Wahlkreis (Flankenderg, Augustusburg). Jetziger Vertreter Geh. Oekonomierat Schubart-Euba (ztoni.!, gewählt mit 75 argen 11 Stimmen. 25) 36. Wahlkreis (Stollbergst Jetziger Vertreter Spin- nereibesitzer Facius-Lugau (Kvns.j, gewählt mit 73 gegen 39 Stimmen. 26) 39. Wahlkreis (Crimmitschau, Werdau usw.). Er ledigt durch den Tod des 1905 gewählten Gutsbesitzers Leit hold-Tettau (Kons.); die Wahl erfolgte mit 63 gegen 21 Stimmen. 27) 41. Wahlkreis (Reichenbach, Kirchberg, Schneeberg mw.). Jetziger Vertreter Fabrikbesitzer Schneider- Oberreichenbach (Kons.), gewählt mit 81 Stimmen. 28) 42. Wahlkreis (Schwarzenberg usw.). Jetziger Der- treter Baurat Edler v. Q u « r f u r t h - Schönheider- hammer (Kons.), gewählt mit 78 Stimmen. 29) 44. Wahlkreis (Plauen, Elsterberg, Treuen usw.). Jetziger Vertreter Rittergutsbesitzer Ze idler-Oberlosa (Kvns.j, gewählt mit 71 Stimmen. 80) 45. Wahlkreis (Oelsnitz, Adors, Markneukirchen usw.). Erledigt durch den Tod d«S 1905 gewählten Ritterguts besitzers B u n d e - Erlbach (Kons.), die Wahl erfolgte mit 38 gegen 29 freisinnige Etunmen. Von den 80 Wahlkreisen, in denen Neuwahlen staitzv- finden haben, sind als» 22 «rch kous-rvativ» und S
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