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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 16.01.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-01-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070116015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907011601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907011601
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-01
- Tag 1907-01-16
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Monat
1907-01
-
Jahr
1907
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umgänglich notwendig sei. Am 10. Dezember ging das Ant- Worttelegramm des Kommandeurs hier ein, in dem dieser folgendes.aussührte: „Nach meinem pflichtgemäßen Ermessen ist Truppeuverminderuna a>ft 8000 Kopfe viS Ende März"07 unmöglich, ohne ernstliche Gefährdung der bisherigen Re sultate. Außer 16000 Gefangenen, deren Waffen nicht sämt lich erbeutet und deren Freiheitsdrang nicht erloschen, sind rund 15000 Farbige im besiedelten Schutzgebiet; die ober dem Berg Damara und Buschleute zum Teil noch in Stammesorganisation und beritten; an der Grenze der Sicdelungsgebicte: etwa 3000 auf britisches Gebiet über- getreten, im Nordosten eine Zahl unbekannter Herero- Schließlich noch die Ovambo. Mit 8000 ist daher Truppen stärke schon auf das Unerläßliche bemessen. Festhalten dieser Zahl notwendig, auch wenn Bondclzwarts unterworfen, weil Befiedelungs- und Wirtschaftsbctricb nur sicher, wo Erstarkung jedes Aufslackern des Ausstandes durch Bereit- schaftstruppe niedergehalten. Tie Entwicklung geht vor wärts, und ob demgemäß Truppenverminderung möglich wird, kann noch nicht beurteilt werden." Die „Nordd. Allg. Zeitung" schließt: Mit der Veröffentlichung dieses Tele- grammes hoffen wir nun endlich, das Gerede der sozial demokratischen Presse über eine Irreführung des Reichs- tages erledigt zu haben. — Darin allerdings dürfte sich die „Nordd. Alm. Ztg." täuschen. Die sozialdemokratische Presse will sich nicht von der Wahrheit überzeugen lasten. Denn sic braucht die falschen Angaben zu ihrer Agitation. Vrulscdes Keia». Leipzig. 16. Januar. * Gin Temeuti. Aus der englischen Presse haben deutsche Blätter die Meldung übernommen, daß die Kaiserin mit der Prinzessin Viktoria Luve und den jüngeren Prinzen Ende Juli oder Anfang August zum Sommeraufentbalte in dem englischen Seebad Felixstowe erwartet werde. Diese Angabe ist irrtümlich; es trifft auch nicht zu, daß der Kaiser öfters als Knabe in Felixstowe geweilt habe, auch trifft es nicht jsu, daß zeitweilig die Baveorie Searberougb und Lowestoft für einen diesjährigen Sommeraufenihalt Ihrer Mafeslät der Kaiserin in Betracht gezogen werden. * Die Denkwürdigkeiten Hohenlohes. Im fungliberalen Verein zu Stuttgart hat Professor Dr. Brunner über die Denkwürdigkeiten des Fürsten Hohenlohe gesprochen, und zwar auf Grund von Mitteilungen, die er vom Prinzen Alexander zu Hohenlohe erhalten hatte. In der 500 000 Franken-Affäre hält Professor Brunner das De menti der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" für unbe streitbar und findet den Schlüssel zu dieser Angelegenheit in den Memoiren selbst. Im Jahre 1893 war Hohenlohe wegen Erkrankung seines Bruders ,n Wien und besuchte bei diesem Anlaß den päpstlichen Nuntius Galimberti. Die Wahrscheinlichkeit ist nun die, daß Galimberti mit Hohen lohe über ein 500 000 Franken-Geschenk für Papst Leo ge sprochen hat, und zwar auf eigene Faust. Richtig ist also, daß Hohenlohe über ein Geschenk für den Papst gefragt worden ist, aber nicht vom Kaiser. Hohenlohe mag später dann geraten haben, zu warten, bis Papst Leo tatsächlich seinen Einfluß aus das Zentrum geltend gemacht hat. Prinz Alexander bestritt ferner ganz entschieden, daß das Haus Hohenlohe dem Fürsten Bismarck feindlich gesinnt war. Er sagte: „Wer in die Nähe de- großen Mannes ge kommen ist, hat unter seinem Bann gestanden, und uns und meinem Vater hat nichts ferner gelegen, als Bismarck feind lich gesinnt -u sein." * Auch et» »eutfch-franzosischer ,8»1sche»fa»". Landes- gericktseirektor Hahn in Berlin soll al- Vorsitzender in einer SchwurqerichtSlagung kürzlich geäußert haben, an Delikte wie die Abtreibung sei em besonders strenger Maßstab anzulegen. Wohin man komme, wenn man solch« Sachen leichtfertig be» zusammen dagegen L. Mehreinnahmen 11 im Verkehr aut Rückfahrkarten von . . . 2s im Verkehr aus zusammcngestellte Fahr scheinhefte von . A im Gepäckverkehr vou nicht? Weil lederwaun an jedem Tage leicht in die Lage kommen konnte, diese Vorteile selbst zu benützen, und ferner, weil e- auf einem ganz natürlichen Gefühle beruht, daß dem, der für zwei Fahrten einen Vertrag abfchlietzl, d. h. für Hin- und Rückfahrt, eine Ermäßigung gewährt wird. Es lohnt sich daher wirklich nicht, auf di« Reden von „Beleitiguna zahlreicher Ungerechtigkeiten", „Vereinfachung des überaus verwickelt gewordenen Tarifs u. bergt, mehr einzugehen. Wir wußten auch nicht, daß der Personentaris- reform bisher ein „Bravo" in der Presse erklungen wäre — ausgenommen vielleicht m den Regierungsblättern. Wenden wir übrigens unsere Blicke einmal rückwärts. Es hat auch Zeilen gegeben, wo die Regierungen auf dem Gebiete des Eljenbahnwefens MaßnalMen trafen, die sich der ungeteilten Zustimmung des reisenden Publikums er- sreuten Dir erinnern an die Verlängerung der Gültigkeit der Rückfahrkarten von 3 aus 10 Tage, und welcher Jubel erhob sich ringsum, als die Gültig- keit logar aus 4b Tage ausgedehnt wurde. Preußen ging voran, die anderen Staaten mußten wohl oder übel folgen. Sollte das, so fragt man sich heute, wur ein Schachzug ge wesen fein, um diese Staaten später einer rückschrittlichen Verkehrspolitik desto gefügiger zu machen? Oder sollten diese anderen Staaten Preußen ain lne „neue Bahn gedrängt haben? Doch wir können die Erörterung dieser Fragen hier aust'cheideu. Es genügt der Hinweis aus den Wandel, der sich binnen wenigen Jahren in unserer Verkehrspolitik (wenn man in diesem Falle wirklich noch von einer „Politik" reden darft vollzogen hat. Beschäftigen wir uns nun mit dem Artikel in der „Leip ziger Zeitung''. Zunächst wird verwiesen auf die Berechnung in der Denrchrftt, die 1905 dem Eiienbahnrate vorgelegt wurde. Nach dieser Berechnung wäre das Ergebnis der Reform für Sachsen folgendes: M iad e r einnahmcn 1) im Verkehr auf einfachen Fahrkarten von . 1 361 500 A au Schnellzugszuschlägen von . . . . . . 608 000 - 1969 500 ^l. 1535000 bandle, sehe man an dem uns benachbarten Frankreich. Dreie Nation komme im Schmutz um; vort herrschten frivole Anschauungen, und da- traurige Beispiel FraolreichS zeige, daß c» in hundert Jahren aus der Reihe der Auliurstaaten auSgetchitven sein werde. — Man halt die Lenßerung für wichtig genug, um ihr «ine ofsiz>öie Zurechtweisung zukommea ,u lassen; die „Köln. Ztg." veröffcullichle unter der Auf schrift: .Mehr Takt" fvlgenveS Berliner Telegramm: „Wenn eS dem Herrn Landgerichtsdireklor Hab» nun auch selbst- verständlich freisteht, über die kulturellen Zustände uub die zu künftige Entwicklung Frankreichs seine eigenen Ideen zu haben, und sie auch privatim zu äußern, so sinken wir rS doch, die Richtig keit vorsiedenter Arußeruugen vorousge'etzt, im höchsten Grad« unangemessen, daß er in iriner Stellung als Richter kränkende Ausfälle gegen einen Nachbarstaat erhebt, mit dem wir t» Ruh« und Frieden zu leben wünschen. Solche Ausführungen gehdrea nicht in dr» Gerichtssacl. Es wäre zu wüuicheu gewesen daß Herr Hahn das jelbst gefühlt halte." ES war« auch zu wünschen, daß man von osfiziüier Lene aus mehr Augenmaß zeigt uud nicht in hy'irrischer Ueberempfiudlichkeit des Guien zuviel tut. * Die Posen-Gnefencr Bifchossvorfchlagswahl findet am heutigen Tage, und zwar mittags 12 Uhr im erzbischöf lichen Palais zu Gncscn statt. Den Vorsitz führt der Tompropst von Gnesen, Kasimir Dorszenski. Bei der Wahl werden den früheren Abmachungen zufolge mindestens sechs Kleriker gewählt, die man aus einer Vorschlagsliste dem Obcrpräsidenten v. Waldow überreicht. Wir haben schon früher über dre wahrscheinlichen Kandidaten für den erz bischöflichen Stuhl berichtet und wied-rhoien darum hier nur die Parteigruppicrung. Den deutschen Domherren sind in erster Linie genehm: Domherr Kioske, Dom propst Dr. Wanjura, dann der Regens des Posener Priesterseminars Dr. Icdzink, sowie Domherr Goebel in Gnesen. Als polnische Kandidaten gelten: Weihbifchas Tr. L i k o w s k i - Posen und Prälat Graf Poninski- Koscielski, «in Mitglied des polnischen Hocbadels. Für Likowski würden eventuell auch die deutschen Domherren stimmen. An der Wabi werden sich folgende deutsche Dom herren beteiligen: aus Posen Tompropit Dr. Wanjura, sowie die Domherren Tetzlafs, Klinke, Weimaan und Jedzink, aus Gnesen die Domherren Kretschmer, Kloske, Goebel, sowie die Ehrendomherren Taich, Samberger und Fricske. Als polnische Domherren werden au der Wahl teilnehmen die Wcihbischöse Dr. Likowski-Posen, Andrzescwicz-Gnesen, sowie aus Posen die Domherren Echaust, Dombeck, Mes- zezynski und Dr. Dalbor; aus Gnesen die Domherren Dors zenski und Kwiezinski, sowie der Ehrcndomhcrr Graf Poninski. — Vor der Wahl wird in der Griesener Kathe drale ein feierliches Hochamt zur Anrufung des heiligen Geistes von einem Bischof zelebriert werden. Nach den Wahlen findet ein Festdiner statt. —r. Sitzung des sächsischen Eiseubahnrates. Donners tags den 7. Februar, findet in Dresden die 55. Sitzung^ des der Königlichen Generaldircktion der sächsischen Staatseisenbahnen beigeordneten Eiienbahn- rates statt. Die Tagesordnung enthält Mitteilungen über: Einführung besonderer Bedingungen für die An nahme start staubender Güter, Tarifierung von Holzessig, Versetzung von rohew grünen und gesalzenen Fellen und Häuten in den Spezialtarif II, Tarif ermäßigung für Fleisch und Fleischwarcn bei Aus gabe als Eilgut, Aufnahme von Terpentinöl in das Verzeichnis der zur Beförderung in Kesselwagen zuge- lassenen Flüssigkeiten, Frachtberechnung für Tiere in mchrbödigen Wagen und ferner Verhandlungen über: Versetzung des Getreides in Spezialtarif H, Tarifierung von Holz und Holzwarcn, Versetzung von ungewaschener Wolle in den Spczialtaris II und den Spczialtaris für bestimmte Stückgüter, Versetzung von Baumwollabfällen und Baumwollgarn abfällen in den Spczialtaris II und den Spezialtarif für bestimmte Stückgüter, Versetzung von Heu und Stroh in den Rvhftosstarit und über Sechsuhrschluß der Fracht- stückgut-Annahmc. Ihnen folgt eine Besprechung des lSommersahrplancS 1907. * Eine Zentrumodeuuaziatiou gegen den Kaiser vor dem Auslände. Die klerikale WahUüge, daß die Auflösung des Reichstages einen Vorstoß gegen das Budgerrecht des Reichstages bedeute, wird von der „Köln. Volksztg." in neuer Form wiederholt. Len Anlaß hierzu gab für das Hauptorgan der Zcntrumspartei die bekannte Kundgebung nationaler Katholiken des Rheinlandes gegen das Zentrum und gegen seine Haltung am 13. De zember v. I. Dieser Kundgebung halber werden die natio nalen Katholiken des Rhcinlandes als „katholische Absolu tisten" bezeichnet, die dem modernen Vcrsassungslcbcn feind selig oder fremd gcgenübcrstünden; alsdann aber heißt es in der „Köln. Volksztg." wörtlich: „Diese Richtung skatho- ilschcr Absolutisten. Red.) ist nirgends bedenklicher als zur zeit im Deutschen Reiche. Man denke sich Kaiser Wilhelm II., der sein eigener Kanzler ist und der zu München in Las Goldene Buch den Spruch einschrieb: „re-sm voluains -supi-oma lex est", ohne die durch ein Gcldoewilligunasrccht der Volksvertretung gezogene verfassungsrechtliche Schranke weltpolitisch Nch auslebcnd!" Es war bisher, von der sozialdemokratischen Presse abgesehen, das berüch- tigte Vorrecht des deutschfeindlichen Auslandes, den deutschen Kaiser als den Anhänger einer ausschweifen den Weltpolitik zu zeichnen, obwohl der tatsächliche Verlauf einer fast zwei Jahrzehnte währenden Regierung dafür nicht den geringsten Anhalt bot. Tenn die Erwerbung Kiautschous verschwindet förmlich im Vergleich mit der „imperialistischen" Wcltpolitik, die in derselben Zeit Rußland, Großbritannien, Frankreich und die Vereinigten Staaten getrieben haben. Bisher erkannte auch die Zentrumspresse diesen Sachver halt an, bisher war es nicht zuletzt die „Köln. Volksztg. , die immer wieder alldeutsche Politiker darauf hrnwies, wie sehr sic der maßvollen Weltpolitik des Kaisers durch weiteraehende Forderungen Schwierigkeiten vor dem Auslande bereiteten. Heute schreckt die „Köln. Volksztg." selbst nicht davor zurück, derartige Schwierig keiten Hervorzurusen, indem sie den Kaiser in den Verdacht bringt, als huldige er einer abenteuerlichen Weltpolitik, die )er Zügelung durch das Geldbewilligungsrecht des Reichstags dringend bedürfe. Zu einer solchen Entstellung der Wahrheit erniedrigt sich das führende Zenlrumsorgan, obwohl es mit demselben Atemzuge den „vaterlandsliebenden" Charakter der Zentrumsparte' glaubhaft zu machen sucht. Bekanntlich duldete die Vaterlandsliebe des leitenden Zentrumsblattes die Füllung der klerikalen Wahlkaste mit ausländischem Gelde; der Zentrums dank an das geld spendende Ausland hätte nicht anders aus- fallen können, wenn jene Denunziation gegen den Kaiser als unmittelbare Gegen leistung für ausländische Silberlinge er sonnen und verbreitet worden wäre. * Tr. Lipsivs, der frühere Jenaer Universitätslehrer, der als Nachfolger von Kalthoff nach Bremen gewählt wurde, legt, wie uns von dort ein Privariclegramm meldet, sein Prcdigtamt schon am 1. April wieder nieder, um sich ganz wisten'chaülicher Tätigkeit widmen zu können. Bei diesem Rücktritt spielen religiöse Differenzen keine Rolle. '24 000 - 450000 - zusammen 2 009 000 ^l. Danach ergäbe sich für die Staatsbahnverwaltung nur ein Mehr von rund 40 000 .k. Da es uns an den nötigen Unterlagen fehlt, um den Ausfall bei deu einiachen Schuell- zugskarten (nicht Schnellzugszuschlogskarten!) zu berechnen, find wir zu einer Prüfung der Summe unter H. 1 außer stande. Auch in unserem Artikel vom 30. Dezember mutzten wir hierauf verzichten. Hoch gegriffen müssen wir dagegen den für Schnellzugszuschlägc berechneten Ausfall finden. Vereinnahmt wurden 1904 115 MO ^l. für Platz karten und 941 500 für Schncllzugszuschlagskarten. Die Gebühr für Platzkarten fällt ja ganz weg. Daß aber von den Zufchlagskartcn ein Betrag von 492600 also über die Halste des bisherigen Ertrages, aussallen sollte, ist doch noch zweifelhaft. Anders steht es mit Punkt L 3, Gcpäck - verkehr. Das Gesamtgewicht des Reisegepäcks belief sich 1904 auf 113,4 Millionen Kilogramm, wovon nur 46 Mil lionen Kilogramm bezahlt wurden, und zwar mit dem Be- trage von 1277 250 ^l. Wenn nun 46 Millionen Kilogramm 1277 250 -ll. erbracht haben, so erscheint es viel zu gering, wenn die anderen 67,4 Millionen Kilogramm mit nur 450 000 eingesetzt werden, selbst unter Berücksickiticiung eines niedrigeren Frachttarifes. Verschieben sich aber diese beiden Posten, so vergrößert sich auch die Differenz! Ein endgültiges Urteil läßt sich -also jetzt kaum abgeben. Das nun die in dem Artikel der „Leipziger Zeitung" gegebene Begründung für den Wegfall der Rückfahr karten betrifft, so finden wir nichts Neues. Komisch wirkt es nur, wenn gesagt wird, „die Gerechtigkeit verlange die grundsätzliche Gleichmäßigkeit der Tarife", und wenn es weiterhin als Vorteil angepriesen wird, daß bei einer Reise von Dresden nach Lindau künftig nur eine Schnell- zugsgebübr von 1 .il, gegen setzt 7,50 zu zahlen sein wird. Wir finden darin^ daß jemand, der von Dresden z.B. nach Reichenbach i. V. 'ährt, genau so 1 zahlen soll, als der andere bis nach Lindau, eine viel größere Ungleichheit, als sie die Ermäßigung für Rückfahrkarten bietet. Nun könnte man ja aus den gleichen Brauch bei Platzkarten Hin weisen. Hierbei bandelt es sich aber um besondere Züge, während nun dieses System auf alle Schnellzüge ausge dehnt werden foll. Wenn weiter in dem Artikel „besonders betont" wird, daß die Beseitigung der Rückfahrkarten den Verwaltungen ge radezu zur moralischen Pflicht geworden sei, um die „gebotene Möglichkeit des Unterschleifs" aus der Welt zu ichaften, so tut es uns wirklich leid, gegen solche Argumente kämpfen zu müssen. Seitdem die Rückfahrkarten 45 Tage gelten, denkt wohl kein Mensch daran, eine Rückfahrkarte zu veräußern. Vielleicht mag hier und da noch so etwas vor kommen, aber im allgemeinen kann man ruhig sagen: Wer heute daraus spekuliert, gehört nicht ins Gefängnis, sondern wo anders hin. Schließlich noch ein Wort über die Beispiele, die der Ver- saster des Artikels ,n der „Leipziger Zeitung" ansührt. Ta figurieren 3 Personen, die von Dresden aus mit 314 Zent nern Reisegepäck nach Heringsdorf fahren. Tann sei die Ge- päckncacht künftig billttzer, trotz des jetzigen Freigepäcks. Ab gesehen von der großen Menge des Gepäcks — das Bild ändert sich sofort zu ungunsten des künftigen Tarifs, sowie 4 Personen fahren! Sonst ist nur noch das schon erwähnte Bei'piel mit Lindau angeführt. Wir meinen solchen Bei spielen gegenüber, daß die von uns gewählten viel mehr in Frage kommen, vielleicht in einem Verhältnis wie 10:1. Wir haben also nichts zurückzunehmen. Wenn aber schließlich in dem Artikel aus die nationale Seite der ganzen Frage hlngewiesen wird, so erwidern wir hieraus einfach: wir erwarten von nationalen Errungen schaften, daß sie keine Mißstimmung erregen. Sonst fällt es uns schwer, sie zu preisen. veulsGe Kolonien. * Die Unterwerfung der Bondclzwarts. Der „Vorwärts" wiederholt, gestützt aus Berichte eines Schutztrupplers, die Behauptung, daß die Waffenstreckung der Bondclzwarts schon vor dem 13. Dezember bekannt war und daß die Re gierung den Reichstag durch Vorenthaltung dieser Tatsache irregeführt hat. Dazu bemerkt die „Nordd. Allgem. Ztg. : Wir haben an unseren Feststellungen in dieser Sache nichts zu ändern. Tie Unterwerfung ist tatsächlich erst an dem von uns mitgeteilten Termine erfolgt. Daß bereits monate lange Verhandlungen vorhergegangen sind, ist nie bestritten, auch mehrfach im Reichstage zur Kenntnis gebracht worden. Der Beginn dieser Verhandlungen sällt in den Oktober. Wann und ob überhaupt sie zum Ziele führen würden, konnte bei der bei allen Berichten betonten Unberechenbarkeit der Hottentotten niemand übersehen und war am 13. Dezember noch völlig im Dunkeln. Kurz vor der entscheidenden Ver handlung im Reichstage batte die Regierung sich durch tele- graphische Anfragen bei dem Kommandeur der Sckmtztrupven in Südwestafrika vergewissert, welche Truppenstärke un Polizei geäußert uud die Notmeudigkit einer gründliche» Re«, ganifatiou betont. ES wurd« demzufolge auch im Ministerrate be schlossen, «tue besondere Kommission im Ministerium de« Innern eiuzuieyen, weicher die Ausgabe zufallen würde, ein neue- Or- ganisation-slatut für die Staatspolizei auszuarbeiten uud rhesteu« barüber Bericht zu erstatten. Der Mtuiuerprästdeut hat auch dem Zaren Borlrag gebaiteu uud hierbei hrrvorgrhoben, daß Hauptfach, sich der uucureichenden Wirksamkeit der Geheimpolizei die Schuld au dem Gelingen der in der letzten Zeit sich wieder häusenveu Attentatsversuche der revolutionären Organisationen zuzuschreiben iit. — Immer neue Statuten tu Rußland, daß die Akteuschrünke ch nicht mehr schließen lasten! WaS dir Hauptsache ist — die Ausführung, versagt immer wiedrrl * Die Kehrseite de- NeojahrsberichtS des russischen Jinanzministcrs. Der russische Finanzminister Kokowzew 1>at es sich nicht nehmen lasten, am russischen NeujahrStage einen Bericht zu veröffentlichen, der zwar nicht offen von der Notwendigkeit einer neuen Anleihe spricht, aber gleichzeitig eine Kreditopevation ankündigt, deren Umsang von den Lingängen des Jahres 1907 abhängig ist. Nun wird die finanzielle Lage Russlands von Tag zu Tag unhaltbarer und droht, da gerade jetzt die Situation noch nicht geklärt ist, geradezu verhängnisvoll zu werden, wenn man iu Zarskojc Selo die warnende Stimme Kokowzews nicht hören und ihm keine Gelegenheit geben wird, die gänzliche Zerfahrenheit in den russischen Finanzen baldigst auf legalem Wege be- eiligen zu können. So eindringlich, so energisch Kokowzew in der letzten Zeit auch dem Zaren diese traurige Finanzlage Rußlands nahegelegt hat, was der Zar auch anerkannte und dies besonders durch sein Handschreiben au Kokowzew zum Ausdruck brachte, so war es den „dunklen Mächten" in der Umgebug des Zaren dennoch sehr leicht, dem Herrscher aller Reußen nachzuweiscn, daß man durch verschiedene „Kombinationen" sehr wohl aus der „vorübergehend schwierigen Lage" berauskommen könne. Indes!en, da die rühmlichst bekannten russischen „Finanzoperationen" doch aus die Tauer nicht gut möglich sind, so muß man im Inter este der zahlreichen Gläubiger des russischen Staates vor allem aber solcher, die ihre mühsam ersparten Groschen iu russischen Papieren angelegt haben und sich nicht entschließen können, diese bei dem jetzt verhältnismäßig so niedrigen Kurs zu verkaufen, sorgsam darüber wachen, daß unzweck mäßige Fincxwzkombinationen, wie sie von den selbstsüchtigen russischen Bureaukraten beabsichtigt sind, rechtzeitig und in der energischsten Weise bekämpft werden. Mag Kokowzews Neujahrsbericht über das Budget ftir 1907 in allen seinen Teilen, wenn auch wicht ganz klar, so doch wenigstens authen tische Angaben enthalten, aber die Mißernte und die schreck- lichc Hungersnot in etwa 30 Gouvernements, die enorme Abnahme des Eingangs der direkten Steuern, das Defizit der letzten großen Anleihe, dei unentbehrlich« Deckung der wiederholt prolongierten kurzfristigen Verpflichtungen — das sind Faktoren, mit denen mau wohl oder übel rechnen muß, und die den Neujcchrsbcricht des russischen FinanziNinisterS so eigenartig beleuchten. Indien. Tie Mohammedaner iu Indien. Der Gegensatz zwischen Hindu und Mohammedanern gehört zum eiserueu Inventar der englischen Politik in Indien. Al» üu vergaugenru Jahr au» der Protestbewegung gegen die Teilung Bengalens und d« daran sich ichlüßenden Boykottierung (Lvuäesm) englischer Warrn eine starke Unruhe unter den Hindu erwuchs, wurden sofort die Moham medaner Indiens mit Erfolg gegen die Hindu ausgespielt und die Hindu als die verwöhnt«» uud undankbaren Lieb- liugskinder der Regierung bezeichnet. Tatsache ist, daß die Mohammedaner, die Nachkommen einer Erobererraste uud noch heute wohlhabender als die HiudubevölkrruvL im öffent lichen Leben Indiens eine nur verschwindende Rolle spielen. Aber durch wessen Schuld? Die Antwort darauf, die für das Verständnis der gegenwärtigen Lage der mohammedaniichen Welt überhaupt von Bedeutung ist, gibt ein interessanter Vortrag, den ein indischer Mohammedaner, Herr A. Duft suf-Alt, ein Mitglied deS iudüchen Verwaltungsdienstes, i neulich in der „Londoner Society of Arts" gehalten bat. Herr Dußui-Ali, der, nebenbei bemerkt, vor einiger Zeit in der „Eootemporary Review" einen Aussatz über Goethe ver öffentlicht hat, ist »war ein Apologetiker seines Volkes und schweigt als echter Orientale vor allem in der Betrachtung der wänzenden Vergangenheit; aber trotzdem läßt sich aus seinen Aus führungen entnehmen, daß die Mohammedaner im öffentlichen Leben zurücktrelen, weil ein nur ganz kleiner Teil von ihnen mit der Zeit geht. Richtig ist, daß die Mohammedaner eine eigene Kultur oder besser kulturelle Tradition besitzen, die der Vertreter westlicher Kultur häufig übersieht. Aber tiefe Kultur scheint mit ihren religiösen und literarischen Vor urteilen die Mohammedaner zu disqualifizieren, und dazu kommt als drsttes die mangelnde Erstehung des weiblichen Geschlechtes. Damit ist ganz gut verträglich, daß moham medanische Frauen eine große politische Rolle gespielt haben. Auf der andern Seite können die Mohammedaner mit Recht für sich in Anspruch nehmen, daß sie der indischen Zivilisation Gelehrte und Dichter und Intellektuelle in früherer Zeit geliefert haben. Für die Zukunft des Islam wird entlcheidend sein, ob er sich der westlichen Kultur zugänglich erklärt oder nicht. Hat doch der Propvet selbst gesagt: „Suche Wissen, und wäre es auch in Edina". Es scheint, daß die indischen Mohammedaner dies einzusthen beginnen und die älteren Bestrebungen von Syed Ahmed Kban wieder ausnehmea wollen. Die Deputation, die am 1. Oktober 1906 beim Vizekönig von Indien vorivrach, hat sich auch zu diesen Grundsätzen bekannt. Die Frage ist, ob die Mobammecaner geneigt sind, ihre alle stolze Justierung und ihre Ansprüche, als eine Herrenrasse betrachtet und behandelt zu werden, aufzugebe». Herr Dussus-Ati sprach ausdrücklich von dem „verräterischen Flug sand einer Ausnahmrbehandlnng". Nur so wird es den Mohamme danern gelingen, sich durchzuiryen. Abgesehen von Kaschmir und Osibennalen, wo sic der Bauernklasse ongehört, ist die mohammeda nische Bevölkerung Indiens hauptsächlich eine städtische Bevölkerung der höheren Klassen. WaS ihnen fehlt, meint Herr Dusfuf-Ali, ist Organiiation, namentlich Organisation in der Kirche und Koope ration und Heranziehung der Frauen. Selbsthilfe in diesem Sinne wird den Modammeoanern Indiens viel mehr Vorteile bringen als Protektion durch die Regierung. Marokko. * TageSfchau. Die Nachricht, daß Ben Maniur verhaltet worden fei, wird für unrichtig erklärt. Ihm foll vielmehr volle Begnadigung zuteil geworden lein. In Tanger wurde eia estriger Agent RaisuliS namens Sartur verhaftet. Die Mahalla befindet sich noch immer in Zinat. Der Pascha von Tanger stellte rund um die Stadt Posten aus. Raisuli soll noch immer bei dem Kaid der Beni Saur verweilen. Bei einer auf die Rebellen und auf Raisuli gehörigem Eigentum veranstalteten Razzia wurden etwa 1000 Stück Vieh erbeutet, die in Tanger verkauft werden sollen. Ben Ghazi, der Kommandant der Mahalla, gab in einem an den Vertreter der Mächte gerichteten Brief den Europäern von neuem den Rat, sich während der Dauer der Operationen ter Mahalla nickt auS Tanger zu entfernen. Er empfiehlt ihnen besonders, nicht nach Zinat zu gehen, wohin sich zahlreiche Touristen unauf hörlich begeben. In Zutunst werden im Weichbild von Tanger die ausgestellten Polizeiposten niemand mehr passieren lassen. Japan. * Budget 1VV7. Die Einnahmen im Ordinarium betragen 424 Millionen und im Exlraordinarium 187 Millionen Neu; die Ausgaben betragen im Ordinarium 412 Millionen und im Extra- ordinarium 199 Millionen Den. Für das Estenbahn- und Telephou- netz, sowie für die Stahlwerke sind Anleihen im Betrage von 31 Millionen Den vorgesehen. Aus dem Krirgsjonds werden der Staatskasse 100 Millionen Den überwiesen. Amerika. * Roosevelt als BersassungSbrecher. Die Ovpositionspresse läßt keine Gelegenheit vorübergehen, wo sie den Präsidenten Roose- velt verdächtigen und in der Gunst der Oesfentlichkeit heralstrtzeu kann. Jetzt hat sie eine „BersaßnuaSverlrtzung" konstruiert, die der Präsident durch Annahme deS Nobelpreises begangen haben soll. Tatsächlich verbietet die Unlonsversassunq jedem Beamten, wer er ostth immer sei, vou einem fremden Staate oder dessen ReprSien« taatrn persönliche Geschenke, Titel oder Armier ohne Genehmigung des Kongresses anzunehwrn. Da der Friedenspreis der Nobel stiftung durch daS norwegische Slortding vergeben wird, unterliegt die Annahme des Preise« durch den Präsidenten der Beschlußfassung d«S Kongreße«. ES ist aber natürlich keinen Augenblick «weijelhait, daß die Majorität de- Kongresses Roolrvelt die Früchte seines Siege« — wenn diese- kriegerische Wort in diesem Zusammenhang überhaupt am Platze ist, — über Zwietracht und Feindschaft laße» wird Huslanck. Oesterreich-Unuarn. * Abgeordnetenhaus. Der UnterrichlSminister unter- breitete dem Hause einen Gesetzentwurf über die Regelun oder Erhöhung der Bezüge der Professoren an den Univer sitäten und an den diesen gleichgehaltenen Hochschulen, sowie deS Lehrpersonals an Mittelschulen, Gewerbeschulen uiw. Das Haus verhandelte dann die dringliche Vorlage über die Reform.des Jmmunitätsrechtcs der Abgeordneten. * Minister v. Härtel Den Tod des ehemaligen öster reichischen Unterrichtsministcrs v. Härtel haben nur bereit gemeldet. Während in unserem Reichsdeutschland die Ab neigung der Staatslenker gegen die Männer der Wissenschaft noch heute so groß ist, daß sogar gegen ihre parlamentarische Betätigung lauter Widerspruch erhoben wird — wir erinnern an die Anfechtungen Mommsens und Virchows —, findet in dem germanischen Bruderreiche das gerade Gegenteil statt. Tort ist man von manchen Vorurteilen frei geworden, mit denen man sich in Berlin noch herumschlägt. Kaiser Franz Joses hat während seiner langen Regierungszcit wiederholt mit einer gewissen Vorliebe hervorragenden Theoretikern Ge legenheit verschafft, sich in der Praxis an der Spitze eines Ressorts zu betätigen. So wurde der Nationalökonom Schäffle 1870 zum Handelsminister ernannt, trotz seiner sozialistischen Richtung, die damals anderwärts noch ebenso unbekannt wie verpönt war. So war ein anderer namhafter Volks wirtschafter, v. Bökm-Bawerk, in den letztvcrgangencn Ministerien wiederholt Finanzministcr. Auch der Unter richtsminister des Kabinetts Korber sI900s, der am 14. Ja nuar verstorbene Härtel, war aus den Kreisen der Ge- lehrtcnwelt hervorgegangcn. Allerdings hatte er eine vier jährige Probezeit als Sektionschef desselben Ministeriums vorher zurückgclcgt. Vorher aber war er 22 Jahre Professor für klassische Philologie an der Wiener Universität und weitere fünf Jahre Direktor der Hosbibliothck gewesen. Sein Adelstitel war an den Besitz des Ordens der Eisernen Krone geknüpft. — Härtels wissenschaftliche Arbeit war vor allem den Kirchenvätern gewidmet. Er war Mitarbeiter der Ausgabe des Oorpus »oriptorurn eoelo«iastieoruin durch die Wiener Akademie, in dem er selber außer minder bekannten Patres den Cyprian bearbeitet hat. Daneben hat Härtel über die nach dem Erzherzog Rainer benannten Papyri ge schrieben, sowie über Homer, Demosthenes und Livius. Auch war er Mitredakteur der wissenschaftlich und pädagogisch hervorragenden „Zeitschrift für die österreichischen Gymna sien". Härtel wäre am 29. Mai 68 Jahre alt geworden. — lieber seine letzten Lebenslage wird berichtet: Ter frühere Unterrichtsminister - Dr. von Härtel, welcher Sonnabend nacht plötzlich erkrankte, ist soeben gestorben. Noch den ganzen Sonnabend über befand er sich sehr wohl und be reitete einen Vortrag in der Grillparzer-Gesellschaft vor. Er litt seit Jahren an Znckerbarnruhr, die bei ihm große Schwächezustände hervorrief. An Herzschwäche ist er denn auch gestorben. Ter Fall Polanyi. Die von Halmos gegen den Justiz. Minister Polonyi erhobenen Anklagen werden in den politischen Kreisen Pest« lebhaft diskutiert, und es wird vielfach der Meinung Ausdruck gegeben, daß derartige Beschuldigungen nicht leicht ohne jeveo Grund, besonders von so ernster Seite aus gesprochen werden können, obwohl HalmoS eS bisher unterlaßen bat, leine Armaden naher zu präzisieren. Anderseits wird jedoch erklärt, daß die Angriffe tendenziöser Natur seien, und es sich hierbei darum bandle, der Koalition und ihrer Regierung Verlegen heiten zu bereiien und st« in der Oeffenllichkeit zu diskreditieren. ES müssen weitere Enthüllungen abaewartet werden, ehe ein end» giftiges Urteil möglich ist. Verdächtig ist, daß der Jnsttzminister ich weigert, den Klageweg zu beschreiten. Frankreich. * -ielbbuch. In der Kammer wurde das Gelbbuch über Abessinien und den Waffenhandel an der Somaliküste verteilt. Tas Buch enidält sechs zwischen den Ministern deS Aeußern, Bourgeois und Pichon, und den iranzösi chen Vertretern in London, Rom und Adis Abeba gewechselte Depeschen und zwei Dokumente aus der Zeit vom 6. Juli bi« zum 13. Dezember 1906. * Neue Hetze -es „Matin". ,,Matin" wendet sich in einem beftigen Artikel, der idm offenbar von den französischen Kongo» Ausbeulungs-Geselljchasten eingrgeben worden ist. gegen die anaeb- lichen Uebergriffe deutscher Unternehmungen der Kamerun-Siedelung, die in französi'ches Kongogebirt eingebrochen feien und sich gegen 8000 Geviert-Kilometer dieser französischen Beschungrn angeeignet hätten. Da- Blatt fordert die französische Regierung aus, diesen RechtSbruch kräftig zurückzuweßen. — Nachdem soeben die Grenz regulierung abgeschlossen ist und die beiderseitigen Bevollmächtigten ihre Rückreise im besten Einvernehmen zurückgelegt haben! * Die Bijchvfskonferenz. Die Versammlung der fran zösischen Bischöfe im Chateau de la Muette wurde gestern > vormittag 1411 Uhr eröffnet. Hunderte von Zuschauern > wohnten der Auffahrt der Prälaten, 80 an der Zahl, bei. ' Nach Absingung des Veni crentor in der Kapelle begann die Versammlung unter dem Vorsitz des Kardinalerzbischoss Lecot ihre Arbeit, für die sie sich in Kommissionen teilte. Nur an Nachmittagen werden Plenarsitzungen abgchalten. * Tie Furcht vor -em roi treibt lächerliche Blüten. Heute wird gemeldet: Minister Brianv erklärte, er werde unter den bis her ins Künstlerfoyer der Großen Over zugelassenen Privi legierten «ine raditale Musterung hallen. Die betreffend« Liste ist zuletzt auf dreitausend Namen angewachsen. Die Regierung wittert in diesem Foyer einen Herd der antirepubltkantschen Parteien. Minister Briand hat wohl einer Aufführung der Verschwörung des Fiesco beigewobnt und in der nächsten Nacht schwer geträumt. „Die Verschwörung im Foyer" wäre ein dankbares, Sujet für einen französischen AristophaneS. * visenbahnwtfen. Minister Bartbou hat eine Kommission eingesetzt, die mit der Verbesserung der Verbindungen zwischen den französischen Eisenbahnnetzen und veu Eisenbahnen Mitteleuropa« und dem nördlichen Italien beauftragt ist. Vorsitzender der Kom mission ist Alfred Picard. Schwede«. * ParlameutSde-iu«. Der schwedisch« Reichtstag ist gestern zusammengetreten. Das frühere Präsidium wurde vom Könige wieder ernannt. Heute wird der Reicksstag vom Kronprinzen feierlich eröffnet werden. Ruhland. * Keine Nuntiatur. Die Meldung eiireS französischen Blattes, daß zwischen Rußland und dem Heiligen Stuhl Ver handlungen über die Errichtung einer Nuntiatur in Peters burg im Gange seien, wird von gut unterrichteter vatika nischer Seite für unbegründet erklärt. * Die Paltet »erfOgt. Stolypin hat sich iu» Miuifterratr in äußerst abfälliger Wei,« über die Tätigkeit der russische, Gebetw-
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