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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 16.01.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-01-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070116015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907011601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907011601
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-01
- Tag 1907-01-16
-
Monat
1907-01
-
Jahr
1907
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rsezuaS-Preis für Leipzig und Vororte: In der -anp»» Etvrditioa over deren Aasgabesiellen ab- „rdolt monatlich: Ausgaben (1 mal täglich) 70 Pi . «u»gabe v 2 mal täglich) 80 Pf„ bei Zustellung in« Hau» AuSaad« L 80 Pf^ Aufgabe 8 1 Marl. Durch aalen au», wärtilten Ausgabestellen und durch dir Post bezogen ll mattägtichlinuerdalbDeulichlandS monatlich l Maik, für Oeüerreich«Ungarn 5 L 45 b vierteljährlich, di» übrige» Lauder lau» Zeitungepreislisle. Tiefe Nummer lostet aus Z se zhd? allen Babndöiea und bei III rl^a den Heilung»-VerkSlüern v Steüattt-n uni» tzrrpedrttou: Iohaunisgasie 8. Telephon Nr. 153 Sir. 222. Nr. 1173. Berliner Redaktions-Bureau: Berlin »V. 7, Prin, 2ouiS grrdiaaud- Straße 1 Telephon !. Nr. 0275 Morgen-Ausgabe 8. MMer Tageblatt Handelszeitung- Ämtovlatt des Nates und des Nolizeiamtes der Ltadl Leipzig. Älnzeiqen-Preis die K gespaltene Peritzeile für Geschästs- inseratr au» Leipzig und Umgebung 25 Pf, Familien^ WohaongS- u. Stelleu-Anzriyro, lowte La- und Berkäuse 20 Pf, finanziell« Anzeigen 30 Ps„ für Inserate von auSwärt» 30 Pf. Reklamen 75 Pf, auswärts 1 Mark. Beilage gebühr 4 Mark p. Lausend exkl. Postgebühr. GeschästSaazrigen an bevorzugter Stelle im Preise erhöht. Rabatt nach Lari». MrInlerote vom AuSlande beiondrrer Taris. Äozeigen-Ännadme: AugUstuSplaq bei mmtlichen Filiale» u. allen Annoncen- Erpeditionen nee I«. und Auslandes. Für das Erichrinen au deuimarten Tagen u. Plätzen wird keine Haronlie übernommen. Haupt-Filiale Berlin: CarlDuucker,Herzgl.Bayr.Hosbuchhandlg., Lützow» ratze 10 lTrlephon VI, Nr. 4603). Filial-irrveditioniDreSden.Mnrien'tr 3t Nr. 1k. Mittwoch 16. Januar 1907. 101. Jahrgang. Vas Nichtigste vom rage. * Es wirb oi'fniöS dementiert, daß die Kaiserin einen Sommeraukenlhalt im englischen Seebad Fesixtowc nehmen werde. (S. Dtichs. Reich.) * DaS amtliche Organ der sächsischen Regierung, das Dresdner Journal, bringt eine Erklärung über den Stand der Wahlrechtsreform für die Zweite Kammer. (S. Artikel.) * Im amtlichen Teil dieser Nummer werden für die Wablkrene 8eip;ig-Stavt uns -Land die Wahl lokale für die Reichstazswahl bekannt gegeben. * Am heutigen Tage findet in Gnesen die Wahl für die DortchlagSliste zur Besetzung des erzbischöflichen Stuhles m Polen statt. (S. Dochs. R.) * Die '„Nordd. Allg. Zeitung" bringt einen Artikel „Zur Klarstellung" über die militärischen Ver hältnisse in Sübwestafrika. (S. Artikel.) * In Hannover wurde gestern der bisherige welfische ReichsiagSavgeordnete Freiherr von Hodenberg wegen Beleidigung zu 300 Geldstrafe verurteilt, well er die Wahrung des Briefgeheimnisses durch die Post beamten angezweiselt halte. » Alle Versuche, de» an der Toqoküste gestran deten Dampfer „Lucie Woermaau" abzubriugen, sind bisher gescheitert. (S. Neues a. a. W.) * In der französischen Kammer wurde em Gelb- Luch über Abessinien auszegebeu. (S. AuSl.) * Der „Matia" hetzt trotz der vollzogenen Grenz- Regulierung m Kamerun gegen angebliche deutsche An eignungen. (S. Ausl.) * Dis Stadt Kingston sJamaica) ist durch ein Erd beben vollständig zerstört worden. (S. Letzte Tep.j kille krlrlärung Oer rSchsircden vegierullg. Wie wir schon kurz unter den letzten Telegrammen der Abendausgabe unseres Blattes mitteilten, hat das amtliche „Dresdner Journal" eine Erklärung zur sächsischen Wahl- rechtsreform für die Zweite Kammer abgegeben, die wir hier in vollem Wortlaut folgen lassen: Die „Deutsche Tageszeitung" hatte sich aus Dresden schreiben lassen: „Es steht nunmehr fest, datz sich der nächste Landtag, der voraussichtlich in den ersten Oktobertage» zu sammentreten soll, mit der Wahlrechtsänderung befassen wird. Ter betressende Entwurf soll fast vollendet sein. Wir fürchten, das? die Negierung sich mit der Aenderung zwischen zwei Stühle setzen wird. Ist der neue Entwurf verständig und entspricht er den Grundsätzen der Staats erhaltung und einer organischen Fortentwicklung, so werden die Sozialdemokraten und ihre Bundesgenossen nur noch größeres Geschrei erheben. Geht er in seinen Zugeständ nissen aber zu weit, so dürfte er kaum eine Mehrheit in den beiden Kammern finden." Die „Dresdner Nachrichten" haben diese Notiz in ihrer Sonntagsnummer wiedergegeben und daran folgende Be merkungen geknüpft: „Es ist nicht recht verständlich, wozu die Frage der Aenderung des Landtagswahlrechts jetzt in mitten der Reichstagswahlbewegung aufs neue an geschnitten wud durch Aeußerungen, mit denen niemand etwas Rechtes anfangen kann. Unseren Informationen zufolge ist der Entwurf keineswegs „fast vollendet". Fest steht nur zweierlei: einmal, daß die Reformbedürstigkeit des jetzt bestehenden Wahlgesetzes von allen beteiligten Faktoren, Regierung und allen Parteien anerkannt ist, und zum anderen, daß Minister Graf Hohenthal bereits vor Uebernahme seines Amtes erklärt hat, sich über die Grund lagen eines neuen Wahlgesetzes klar zu sein. Niemand wird aber über die Schwierigkeiten im Zweifel sein, die es noch zu überwinden gilt, wenn man, selbst unter jenen Voraussetzungen, zur Fassung eines Gesetzes gelangen will, besten Wirkungen voll und ganz zu übersehen sind. Diese Wirkungen werden aber übereinstimmend von der Regie rung und allen Ordnungsparteien in erster Linie aus dem Gesichtspunkt ermessen, daß eine Ueberflutung des Land tages mit sozialdemokratischen Elementen, wie sie unter dem früheren Landtagswahlrecht unaufhaltsam war, aus geschlossen ist" Angesichts dieser Preßäußerungen haben wir an maßgebender Stelle Erkundigung eingezogen und können auf Grund zuver lässigster Informationen fest stellen, daß ein Entwurf des neuen Wahlgesetzes für die Zweite Kammer der Ständeversammlung in der Tat bereits vor liegt und in seinen wesentlichen Grund lagen auch im Schoße der Regierung An nahme gesunden hat. Der Minister des Innern Gras v. Hohenthal und Bergen hält an der von ihm wieder holt ausgesprochenen Absicht unbedingt fest, den Entwurf des neuen Wahlgesetzes dem Landtage sobaldalSmög- lich,d. h. sogleich bei dessen im Herb sie zu erwartendem Zusammentritt, zur Be- schlußsassung vorzulegen. Offiziell werben also als Veranlassung zu dieser Kund gebung, wie man sieht, die Aeußerung der „Dtsch. TageSztg." und die daran geknüpften Bemerkungen der „Dresdner Nach richten" angegeben, aber die tiefer«» Gründ« liegen <rnd«r»wo. I« KE«, bi« über bi« Stimmung b«r Pi, bie Kundgebung der Regierung verantwortlichen Staatsmänner unterichtet sind, macht man kein Hehl daraus, daß dis un- mittelbare Ursache des Manifestes in der Tatsache zu suchen ist, daß besonders für die mehr rechtsstehenden nationalen Neichstagskandidaten die unheilvolle Geschichte der sächsi- schen Versastung im letzten Jahrzehnt im schlimmsten Sinne des Wortes ein Klotz am Bein war. Tagtäglich wurde in den Versammlungen, in denen sich an den Vortrag eine Dis kussion stellte, an den konservativen oder nationalliberal.'n Redner die Frage gerichtet: „Wie stellen Sie sich zum all gemeinen gleichen und geheimen Wahlrecht?", und wenn er dann die Erklärung abgad, daß er „voll und ganz" auf dem Boden dieses Wahl- rechts stehe, so konnte man mit tödlicher Gewißheit darauf rechnen, daß die Gegenfrage kam: „Darum ist das Wahl- unrechl von 1896 noch immer nicht wieder gut gemacht?" Mit diesem Frage- und Antwortspiel hatten dis reichs feindlichen Parteien den schönsten Trumps in Händen, den sie sich nur wünschen konnten: er wurde nicht nur von den Sozialdemokraten, sondern auch von Zentruursrednern immer wieder ausgespielt und übte immer wieder von neuem eine Wivkung auf die Masten aus. Jetzt kann unmöglich noch weiter behauptet werden, die Regierung laste die Wahl rechtsfrage versumpfen. Sie hat in ihr einen entscheidenden Schritt getan. Sie hat sich endlich zu der lange geforderten Tat ausgerafft. Und selbst wenn der Inhalt der Vorlage noch nicht bekannt ist. so haben wir doch guten Grund zu der Annahme, daß diese Vorlage, die die Aera Hobenthal in der sächsischen Politik einleitet, von einem moderneren und liberaleren Geiste getragen sein wird. Vie InternalionMäl Oer Zorialarmotzrsttr. In obigen Zeiten, wenn keine Wahlen unbegueme Rück sichten auserlegen, macht die Sozialdemokratie sich nichts draus, als international angesprochen zu werden. Sie ist im Gegenteil stolz daraus und betreibt eifrig die Ein- hämmerung des Begriffes in die Borstellunqskrei'e der Ge nossen. Nicht immer mit Glück, wie gelegentlich ein eifriges Parteimitglied bekundete, das begeistert von oer ro:en „Internationale" sprach und sich darunter seocnsalls etwas ganz Eigenartiges vorstellte. Anders liegen die Dinge in Wahlzeiten. Jetzt zum Beispiel sind die Scholastiker der Partei stark damit beschäftigt, dem Begriff der volitischen Internat,onalität den unangenehmen Beigeschmack sortzu- disputieren. Tie Sozialdemokratie ist klug genug, um mit den natürlichen volituchen Instinkten der Maste zu rechnen. Sie weiß auch genau, daß politische Jnternat'onalität den durch Rasse und staatliche Organisation zu einem Volke ver einigten Bürgern immer pervers erscheinen wird. Daher die jetzt unternommenen Versuche, die Jnternationalität als eine recht harmlose Eigenschaft darzustellen und ähnliche Sünden an anderen Institutionen oder Volksschichten zu entdecken. Was ist so schlimm an unserer »Jnternationalität? fragt die Sozialdemokratie. Auch Religionen, Kapital, Ver kehr, ia manche Fürstenfamilien sind international, ohne daß man sie deshalb schmäht. Auf diese Einwendungen soll hixr geantwortet werden. Es ist richtig, auch manche Religionen sind international. Besonders der Katholizismus ist es. Aber die Sozialdemo kratie kann doch unmöglich den Vorwurf erheben wollen, daß das deutsche Volk gleichgültig an den bedenklichen Folge erscheinungen dieser Jnternationalität vorübergcgangcn sei. Der Kampf gegen den Ultrarnontanismus ist doch der wich tigste Zweck dieser Reichstagswahlen. Und wenn es der Sozialdemokratie Spaß macht, so soll ihr ausdrücklich attestiert werden, daß ihre Jnternationalität im Ultramon tanismus ein gleichermaßen verwerfliches Pendant hat. Wir haben jedenfalls nie einen Zweifel darüber gelassen, daß uns die Behandlung deutscher politischer Angelegen heiten nach den Instruktionen einer fremden Macht ebenso gefährlich und schändlich dünkt wie die Jnternationalität der Sozialdemokratie. Im übrigen mag aber auch betont werden, daß völkerumsasscnde Religionsbekenntnisse wegen der Jnternationalität an sich noch durchaus nicht zu ver urteilen sind. Erst die politische Ausnutzung der religiösen Jnternationalität schafft die Vergleichsmomente mit der Sozialdemokratie. So haben es der Protestantismus, die reformierte Kirche stets verschmäht, aus fremdländischen religiösen Rücksichten ,n das politische Getriebe des eigenen Landes einzugreifen. Wie weit die andersartige Organi sation dieser Bekenntnisse daran beteiligt ist, kann hier nicht untersucht werden. Tatsache ist jedenfalls der Mangel an politischer Jnternationalität bei ihnen. Das Kapital soll gleichfalls international sein. Das ist in der Allgemeinheit zwar nicht zutreffend. Aber niemand wird bestreiten wollen, daß Kapitalien internationalen Cha rakter haben können. DaS ist immer so gewesen, so lange ein Verkehr von Volk zu Volk staitgcfunden hat, also seit undenklichen Zeiten. Und in unserem Zeitalter des Ver kehrs ist die Internationalisierung des Kapitals natürlich rapid vorgeschritten. Aber was soll hieran an sich an stößig sein? Warum soll ein guter Deutscher nicht in Frank reich sein Geld anlegen dürfen? Wenn er nur gut deutsch bleibt. Das ist das Kriterium. ES soll gar nicht bestritten werden, daß für mammonistische Schwächlinge auch aus solcher Situation Gefahren und Versuchungen entstehen können. Manch einer ist auch schon lolchen Versuchungen er legen. Und wenn zinn Beispiel, was vorgekommen sein soll, das Kapital eines Landes m Kriogszeitcn sich dem Gegner zur Verfügung stellt, so ist kein Ausdruck scharf genug, um solches Geboren richtig zu kennzeichnen § lieber di« Jnternationalität ^es Verkehrs ein Wort zu I »erlieren, ist wähl nicht nötig. Der Vergleich hinkt denn doch I zu sehr. Und wenn di« Pozialbemokratie in der Inter nationalität mancher fürstlichen oder standesherrlichen Fa- milie ein Unding sieht, wenn s.e es verurteilt, daß noch beute manch hoher Herr zu gleicher Zeit in Böhmen und in Bavern geietzaebenden Körperschaften angehört, so wird sie uns ganz auf ihrer Seite finden. Auch oen Bezug sremdländi'cher (Herrscher aeben wir mit Vergmraen als eine üble Rück ständigkeit aus der Zeit der Kleinstaaterei preis. Die So- zialde^okratie sieht also, daß wir es durchaus verschmähen, nur ihre eigene Jnternationalität zu verurteilen. Dock) muß leider gesagt werden, daß bei keiner ande ren Partei oder Institution die Folgeerscheinun gen der Jnternationalität 'o bösartige und w schäm- l o s zu Tage getreten sind, wie bei der Sozialdemok. ne. Denn allein bei ihr ist das Prinzip des Weltbürgertums, der Vernachlässigung nationaler Rücksichten, bis zur ab sichtlichen Schädigung und B e ick i m v fu ng d'r Nationglität gediehen. Es seit Gründung des Deutschen Reiches keinen Konflikt des Vaterlandes mit anderen Mächten oder Völkerschaften gegeben, b-i dem die Sozialdemokratie sich nicht aut die Seite unserer Gegner gestellt habe. Die Sozialdemokratie bat nicht nur die Borer verherrlicht und die Herero als Unschuldslämmer abqemalt, sie hat auch noch sedes,nal die deutschen Truppen be schimpft und alles getan, um sie in den Augen des Volkes als niedrige oder dumme Kreaturen erscheinen zu lasten. So faßt die Sozialdemokratie ihre in ternationalen Pfli^tcn auf. Das kann jeden Augenblick aus Hunderten von Zeitungsartikeln und Reichs- tagsreden belegt werden. Aber die Genosten bestreiten daS ja sonst auch gar nicht. Nur gerade s e k t, bei einem ""abllamvf unter i-a^' - naler Parole, ist. ihnen ihre Jnternationalität hinderlich. Und deshalb stellen sie naive Vergleiche mit anderen inter nationalen Erscheinungen an. Dies« Scheu der Sozialdemokratie vor ihren eigenen Grundsätzen in Wahlzeiten will uns von glücklicher Vorbe deutung erscheinen. Sie zeugt von den tiefinnerlichen natio nalen Gesundheit des Volkes. Sie läßt die Hoffnung auf kommen, daß an diesen natürlichen Volksinstinktrn sich doch noch die sozialdemokratische Hochflut beicht, daß dieses sinn lose Wüten im eigenen Fleisch den Genosten selbst zuwioer werden wird. An dem Tage, an dem die Sozialdemokratie ibre Jnternationalität überwunden un', sich zu den natürlichen Wichten gegen die Nation bekannt haben wird, muß für Deutschland «ine neue Epoche beginnen, an der nicht zum mindesten die Sozialdemokratie selbst bestimmenden Ante»! nehmen kann, während sie heute trotz ihrer Stärke ihren An hängern auch nicht ein arbciterfreundliches Gesetz als ihr Werk zeigen kann. Bis dahin freilich muß wider die internationale Partei aufs schärfste bekämpft werden. Wenn also Herr Lange versucht hat, den Leivzioer Wählern den Begriff der Jnter nationalität durch allerhand rednerische Sprünge schmackhaft zu machen — so widerlegen ihn die Tatsachen. Der internationale Charakter seiner Partei mit seinen die Ebre, die Macht, das Ansehen des Vaterlandes schädigenden Folgen — haftet auch an ihm, der sich zu dieser Partei be kennt, mit ihrer Jnternationalität. Darum ist es eine nationale Pflicht, seine Kandi - datur auf das schärfste zu bekämpfen, wi« in anderen Wahlkreisen die seiner Parteigenossen! Lar Mamrllung. Die Truppenstärke in Sübwestafrika. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Daß in dem jetzt herr schenden Wahlkampf die regierungsfeindlichen Parteien ihren Standpunkt gegenüber den Forderungen für Südwestasrika vor dem Volke zu rechtfertigen suchen, ist erklärlich. Da aber dabei vielfach die Tatsachen entstellt und verdunkelt, die Be griffe verwirrt werden, so soll dem gegenüber hier nochmals vom streng sachlickien und militärischen Gesichtspunkts aus der Kernpunkt der Frage und der Verlauf ihrer Behandlung klagelegt werden. Alle kolonialen und militärischen Sachverständigen sowohl hier in der Heimat wie in Südwestafrika, vor allem der Gouverneur upd der Truppenkommandeur, waren an fangs Dezember vorigen Jahres darüber einig, daß nach der augenblicklichen Kriegslage eine bedeutende Verminde rung der Schntztruppe, und zwar bis auf 8000 Mann, durch führbar sei. Diese war auch bereits in der Ausführung be griffen. Eine weiter« Verminderung bis auf 7000 Mann erschien ausführbar, sobald die Balm von Kubub bis Keel- mansboop weiter gebaut sei, wodurch rund 1000. bisher zur Bedeckung der Transporte erforderlichen Mannschaften ent behrlich würden. Eine weitergehende Herabsetzung könnt« aber damals für einen bestimmten Zeitpunkt noch nicht zu gestanden werden: sie mußte vielmehr von dem Gang der Ereignisse abhängig gemacht werden. Ausdrücklich und wiederholt wurde »wer von den Negierungsvertretern in der dudgstkommission erklärt, daß niemand ein Inter esse daran habe, wenn ein Mann mehr in der Kolonie fest gehalten werde, als durchaus nötig sei. Es wurde auf das bestimmteste zugesichert, daß sofort mit einer weiteren Verminderung der Schutz trupps begonnen würde, sobald es die Lage ermögliche. ES wurde aber auch zugleich der Beweis erbracht, daß dies zur zeit noch nicht der Fall sei. Dieser Beweis braucht hier nicht noch einmal in voller Ausführlichkeit wiederholt zu werden. Es sei nur daran erinnert, daß die Sicherung des Hererolaudes noch immer beträchtliche Kräfte in Anspruch nahm, daß ferner ein stärkerer Teil der Truppe zur Besetzung der Etappenstationen, Magazine und Wasserstellen, zur Be- dcckung der Transporte, zum Schutz der Farmen, zur Ab sperrung der Grenze erforderlich war. Es waren außerdem alle zu technischen Zwecken, zur Bedienung und Sicherung der Telegraphen- und Lichtsignallinien, die bei der in Aus führung begriffenen kartographischen Ausnahme des Landes beschäftigten Offiziere und Mannschaften, sowie die als Elsenbahnbau- und Betriebstruppe verwendeten Leute und schließlich auch di« in den Lazaretten befindlichen Kranken und Verwundeten, sowie das Sanitätspersonal von der Ge- sechtsstärkc in Abrechnung zu bringen. Dv»"^ blieb als lämpsende Truppe nur ein verhältnismäßig geringer Teil übrig. Alles dies wurde gründlich dargelegt und daran die Erklärung geknüpft, daß man, um einen Mann an den Feind zu bringen, vier Mann in die Kolonie schicken müsse. Von keiner Seite konnten hiergegen in den Kommissions verhandlungen überzeugende sachliche Einwendungen gemacht werden. Man hätte glauben sollen, daß der Ruf: „Wozu 8<M Mann gegen 3VV Feinde?" nun endlich verstummen würde, und daß auch der in solchen Dingen gänzlich Unerfahrene hätte einsehen müssen, warum wir im Gefecht selbst immer nur eine verhältnismäßig so erringe Stärke dem Feinde gegenüberstellen konnten. Der Feind war gut beritten, flüchtig und beweglich, ein vortrefflicher Schütze, unternehmend, gewandt und gut geführt. Neber- raschend tauchte er auf und verschwand, ehe er gefaßt wer den konnte. Gelang es aber einmal, ibn zu erreichen, so zer streute sich die Bande in die zahlreichen Schlupfwinkel des außerordentlich schwierigen Geländes, um später an anderer Stelle sich wieder zu sammeln. Dabei lebte der Gegner von dem, was er uns raubte, und fand jenseits der Grenze in der Kapkolonic Gelegenheit, das geraubte Vieh gegen Waffen und Munition umzutauschen. Dorthin, wo die zahlreichen Stammesangehörigen saßen, kehrten auch die .Kriegsmüden zurück: von dort aus begaben sich an deren Stelle andere Krieasleute frisch, gut genährt, bekleidet und bewaffnet, auf den Kriegsschauplatz zurück. So bildete das Gebiet der Kap- kolonie, für unsere Truppen unerreichbar, ein gesichertes Depot, aus dem sich die Gegner materiell und personell dauernd ergänzte« ES war nur ein Kleinkrieg, ob«r ein äußerst schwierigst: -nd gefährlicher, den wir zn bestehen hatten, den wir -her unter allen Umständen be enden mußten, wenn wir uns nicht nm die Früchte deS jähre- langen Feldzuges bringen wollten. Ueber die Stärke ^eS Feindes schwankten naturgemäß die Angaben beträchtlich. Man sprach mit einiger Sicherheit von 00 Gewehren, die uns un- mittelbar gegenüberstanden, und von vielleicht 600 Waffen- fähigen Männern, die lenseits der Grenze sich aushielten. Aus die Zahl 300 kam es hierbei wenig an, denn die Ver luste des Gegners waren stets schnell zu ersetzen. Wir kämpften mit «inem Feinde, »er nach allen Verlusten immer wieder in derselben Stärke uns aegenübertrat. So war die Lage anfangs Dezember. Wie konnte die Regierung unter diesen Umständen außer der bereits zugesagten beträchtlichen Verminderung auf den ganz unhaltbaren ersten Zentrumsvorfchlag eingehen, die Gesamtstärke der Truppen vom 1. April 1907 ab auf 2500 Mann herabzus tzen? Dieser Vorschlag war bis zu diesem Zeitpunkt überhaupt unausführbar, wenn man die weite Ausdehnung des Schutzgebietes, die erforderlichen Verschiebungen d«r Truppe, ihre Bereitstellung zum Ab- transport und die sonstigen Vorbereitungen zu diesem Transport berücksichtigt. Und hätte man versucht, ihn durch, zuführen, so hätte man mit einem Schlage den Feldzug auf gegeben, wäre dem Trupvensührer in den erhobenen Arm gefallen und stand vor dem drohenden Verlust des Südens unserer mit so viel Blut ßrbauvteten Kolonie! Ehre und Ansehen unserer Armee, ^chre und Ansehen des Deutschen Reiches standen aus dem Sviel. Wer hätte zu solchem Unter nehmen die Hand bieten können? An dieser Sachlage änderte der zweite Zentrumsvorschlag nichts. Nachdem man sich von der Unausführbarleit des ersten Entwurfes hatte überzeugen müssen, verlangte man, daß bis zum 31. März 1907 die Vorbereitungen getroffen werden müßten, um die Gesamtzahl der Schutztruppe bis auf 2500 Mann zu vermindern. „Die Vorbereitungen zur Verminderung treffen", — ein dunkler Begriff! Wann sollte denn vermindert werden? Wenn aber di« Vorbereitungen dazu bis End« März ge troffen sein sollten, so mußte ran, wie schon nachgewieien worden ist, sofort damit beginnen, und schon im Januar, Februar und März die Truppen weit aus dem Innern und vor der Front des Feindes weg nach der Küste ziehen, um sie im April oder Mai zum Transport an der Kde bereit- zuhalten. Die Wirkung wäre genau die gleiche gewesen, wu bei dem ersten Entwurf. Es war nur eine Verdunkelung des Tatbestandes, eine Verschleierung der wahren Absichten, die in dieser Fas sung lagen. Welches waren die Gründe, die man gegen die Negierung vorgebracht? Man möge e' doch einmal versuchen mit die- scn 2500 Mann, io hieß es in den Kommissionsverbandlun gen: es würde schon gehen. Wenn nun daraufhin der Aus stand von neuem entstammte? Nun, dann könne man ja wieder mehr Truppen hinausichickenl Kann jemals eine Negierung, kann je «ine militärisch« Leitung sich auf solche Versuche einlasten? Sie würden sich eines Ver brechens schuldig machen. Lui Ortteuerung <ler kirenbabn. Tie „Leipziger Zeitung" hat sich vor kurzem in einem längeren Artikel mit der P c r so n c n t a r i f r e f o r m beschäftigt und d«r Verfasser, den wir wobl in Dresden suchen dürsten (wenigstens sind die Beispiele sämtlich für Dresden gewählt), hat auch mcbrfach auf unseren Artikel vom 30. Dezember Bezug genommen. Wir nehmen daraus Anlaß, nochmals auf diese wich tige Frage einzugchen. Vorausschicken wollen wir, datz, was unseren grundsätzlichen Standpunkt anbetrisst, wir uns mit einer Verteuerung des Verkehrs nicht befreunden können, sie sei denn dringend geboten aus Rücksichten auf das gesamte Staatswohl. Ein w dringendes Interesse haben wir be, der Fahrkartcusteucr nicht anzuerkenncn vermocht, weil Nch unserer Ansicht nach andere Steuerobjekte geboten hätten, und wir können cs nicht anerkennen bei der jetzigen Per- sonentarifresorm. . Zunächst eins: Hat sich im Publikum auch nur im gering sten d«r Wunsch kundaegeben, daß die Rückfahrkarten ausge hoben werden möchten? Nein. Hat sich weiter der Rei- sende, der kein Gepäck mitführte, beklagt über den andern, dem Freigeväck gewährt wurde? Wieder nein. Und warum
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