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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 16.01.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-01-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070116015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907011601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907011601
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-01
- Tag 1907-01-16
-
Monat
1907-01
-
Jahr
1907
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22. Jauucrr der Post übergeben werden Der Reichspost. üampser legt 12 Stunden nach seiner Abfahrt von Anwerpen auch in Boulogne für mer an, bleibt dort aber nur bis -um 25. Januar frühmorgens. Es ist so nicht möglich, ihm noch «inen »weiten Nachocrland über Paris zuzuführen. wie vieS rm vorigen Jahre wiederholt geschehen ist. Der Re:chsHost. dampfer legt am 13. Februar in Swakopmunb au, in Lübe- ritzbucht ist diese Feldpost am 15. Februar. * Der LirbliogSort der Rentner in Sachsen ist nach wie vor Blasewitz bei Dresden. Das in dieser Gemeinde versteuerte Elnkompen aus Renten bezifferte sich 1901 aus 5 464 330 -Zl. Damit rangierte Blasewitz, obwohl «S nur rund 8000 Bewohner bat, direkt hinter den 5 Groß städten des Landes jDresden, Leipzig, Chemnitz, Plauen und Zwickaul. So betragt das Reiucneinkommen in Zittau nur 25968W in Bautzen 2526970 .T und in Meißen 2 361 410 X- In den übrigen Städten wurde der Betrag von 2 Millionen nicht erreicht. Betrachtet man das Ge samteinkommen, so behauptet Blasewitz den 14. Platz >m Lande, zwischen Crimmitschau und Werdau. Ta aber in Blasewitz sehr ^roße Einkommen in Betracht kommen, so rückt es, was die S t e u e r l e i st u n g anbctriffl, wieder an die 8. Stelle. Das sog. Steuersoll lder Betrag der Staats einkommensteuers betrug nämlich für Leipzig 9 951205 -6, Druden 9 523 769 Chemnitz 3W2643 Plauen 1585 327 ^.Zwickau 993 953 <^t, Zittau 422 262 Bautzen 368119 <F. Dann folge» Blasewitz mit 358 186 -4k, Meißen mit 321 654 ^l, Freiberg mit 313 992 usw. Berechnet man das Einkommen auf den Kopf der Bevölke rung, so steht Blasewitz mit rund 1500 X an erster Stelle. Dann folgt Losch» itz mit 1000 -4k. Bei alle» übrigen Städten und größeren Gemeinden des Landes ist der Betrag ein geringerer. * Bibelstundeu. Heute nehmen die Bibelstunden in der Michaeliskirche wieder ihren Anfang. Sie finden jeden Mittwoch, abends 8 Uhr, statt. Mit dem heu tigen Abend beginnt die Auslegung des Markusevangeliums. — Wie wir schon neulich berichteten, findet heute abend s^9 Uhr die erste Bibelbesprechung im Zimmer des Kin- dergartens, Brau st raße 17, Part., statt. Die Themata werden von Woche zu Woche in den Kirchennach- richten bekannt gegeben. * Handwörterbuch der Lraakeaverficherung. Die Litera tur aus dem Gebiete des Versicherungswesens ist ebenso zahlreich wie vielfältig. Tabei ist, neben den bloßen Gesetzes ausgaben mit mehr oder weniger eingehenden Kommen- taren, viel Hervorragendes geschaffen worden, denn die tüch tigsten Verwaltnngsoeamten haben sich im Lause der Jahr zehnte aus diesem Gebiete schriftstellerisch versucht. Als «ine der besten Erscheinungen können wir das vor kurzem er schienene „Handwörterbuch der Krankenversicherung" von A. Weugler bezeichnen. Der Verfasser, ^berregierungs- rvt bei der Kgl. Kreishauptmannschaft zu Leipzig, hat das gesamte Material alphabetisch geordnet, so daß, wenn man iich über Einzelheiten unterrichten will, «in zeitraubendes Nachsuchen im Register nicht erforderlich ist. Soweit bei einem Gegenstände verschiedene Gesetzesbestimmungen in Frage kommen, fehlt es nirgends entweder an der so fortigen Zusammenfassung oder an den erforderlichen Hin weisen ans andere Stellen des Buches. Auch ist der Stand der Rechtsprechung bis in die neueste Zeit hinein berücksichtigt worden. Allen Betriebsunternehmern, wie überhaupt denen, die sich über unsere Krankenversicherung unterrichten wollen, kann das Buch bestens empfohlen werden. Der Preis be trägt 5 * Weibaachtsanfführuug. Auf die durch Annoncen mehr fach anqeründigte Wechnachtsansfübruna die von 350 Kin dern der 7. Bürgerschule unter Leitung Karl Gebsers Sonn tag, den 20. Januar, nachmittags 4 Uhr, in der Alberthalle veranstaltet wird, sei des wohltätigen Zweckes wegen auch an dieser Stelle nochmals hingewiesen. * Zu« 7. deutschen Sängersest. Der Leipziger Mannerchor, über 200 Sänger stark, wird das 7. deutsche Sängerfest, das diZes Jahr vom 27. bis 31. Juli in Breslau stattsindet, in seiner Gesamtheit besuchen, irm dort solistisch aufzutrcten. Der Chormeister des Leipziger Männerchors, Gust. Wohlgemuth, hat neben den Musikdirek toren Kremser (Wiens und Hilscher lBreslaus die Ehre, als Musikdirektor des deutschen Sängerbundes die Festgesänze mit zu dirigieren. * Vortrag. Heute nachmittag 4—5 Uhr findet in der Frauenberutsschule, Auguftusplatz, der erste Vortrog zum Besten der Hauspflege von Professor Dr. zur Straßen statt. Das Thema lautet: Eine 'ntarktische Insel und ihre Be wohner. Näheres Inserat. * Maskcnfest im Zentralthcater. Heute findet in allen Räumen des Zcntraltheaters große Maskensest statt, das sich, nach dem Vorverkauf der Eintrittskarten zu schließen, auch in diesem Jahre durch eine außerordentlich große Besucherzahl aus den besten Kreisen von Leipzig und vieler Auswärtigen auszeichncu wird. Tie Vorbereitungen für Dekorationen und für die Unterhaltung der Festteil nehmer sind noch umfangreicher und glänzender, als in süheren Jahren. Für Herren, die nicht im Maskenkostüm erscheinen, ist nur Ballanzug gestattet. * Kaisers-Geburt-tag-srier. Aus Anlaß deS Geburtstages des deutschen Kaisers wird am Sonntag, den 27. Januar, abends 6 Uhr, ein Festmahl im großen Jestsaale des Neuen stkathauses statlsinden. Di« Tasellarte kostet 5 -Q Anmeldungen zur Teilnahme am Festmahl können von Montag ab in der Nuntiatur des Neuen Rathauses bewirkt werden. Alles Nähere besagt die Anzeige ,m amtlichen Teile der vorliegenden Nummer. Hur arr Umqegesa. * Stötteritz, 15. Januar. (Jahresversammlung »er Gemeindet» lakonie.i Am 13. Januar fand die Jahresversammlung des Gemeindediakonievcreins und des Koch- und Unterstutzungsvereins statt. Nach Begrüßung der erschienenen Damen und Herren durch Pfarrer Mehlbofe gib er einen kurzen Ueberblick über das Bereinsjahr. In ibm ist der Zusammenschluß der „Vereinigung zur Gemeinde pflege durch Diakonissen in Stötteritz" uns deS „Koch- und UnterstützunZsoereins" insofern erfolgt, als die Mitglieder beiträge zwischen beiden Vereinen geteilt werden. Auch ist die Arbeitsteilung mit dem Frauewhilfsverein dergestalt ge regelt, daß dieser sich der Wöchnerinnen und älteren hilfs bedürftigen Frauen annimmt, während der „Koch- und Unterstützunasverein" sich den Kranken und anderen Pfleg lingen der Gemeindedinkonie widmet. 2 Mitglieder sind ge- storben, 9 verzogen, 15 haben ihre Beteiligung eingestellt, hingegen sind 42 neue Mitglieder beigetreten; gegenwärtiger Bestand: 226 Mitglieder. Sästvester Auguste erstattete Bericht über ihre Tätigkeit. Sie hat 84 Kranke gepflegt, von denen 59 wieder entlassen wurden, 16 aber hei mg-e gangen sind, Sie lmt 12 Nächte gewacht und 2030 Besuche gemacht. 684 Por tionen Essen sind von den Mitgliedern gewährt worden. Drei Kinder sind dank der Wohltätigkeit einer Leipziger Dame auf vier Wachen nach dem Äethlehemstift gesandt wor. den. 44 Damen beteiligten sich am Kochen, 10 am Nähverein. Im Jungsrauenverein ist die Schwester mit tätig, und jeden Mittwoch sammelt sie die Groß Mütterchen um sich, lieber die Kassenoerhältnisse berichtet Pfarrer Mehkhofe. Ein nahmen 543,13 ^l, Ausgaben 527P0 .L, Bestand 15,63 4l, wozu noch 107,58 Bestand deS Sparkassenbuchs kommt, lieber die Hauptkasse, die mit einem Delizit von 104L0 ^l schließt, berichtet kurz Pohrer. Dem Vorstand dez „Koch- und NnterstützungSvereins^ gehören außer den beiden Orts- geistlichen und der Schwester folgende Damen an: Frau Pfarrer Mehlbose, Vorst, Frau Pastor Haase, Stellv., Frau Privatmann Bernhardt, Frau Fabrikant Fabi, Frau Ad. Müller, Frau Privatmann Richter, Frau Prof. Dr. Sachse und Frau Gutsinspektor Wieske, neu hinzugewählt_ wurde Frau Lehrer Schmidt. Einige Damen, die als Gäste er schienen waren, erklärten ihren Beitritt zum Verein. Möge die Sache der Gemeindediakonie, die sich als sehr segensreich erwiesen hat, immer mehr Freunde und Gönner finden zum Wohle unserer Pflegebefohlenen! Noch seien unser? Freunde auf das Mittwoch, den 16. Januar, im „Gasthof zum Löwen" für unser« Sache stattfinoen.de Wohltätigkeiis- konzert aufmerksam gemacht und um Beteiligung gebeten. * Grobzschocher-Wiiidors, 15. Januar. (VereinS- wesen.s Der hiesige Haus- und Grundbesikcrvereln hält seine diesjährige Hauptversammlung am 20. Januar, nach mittags 4 Uhr ab. — Ter Gemeinnützige Verein hielt dieser Tage seine Hauptversammlung ad. Nach dem vom Vor sitzenden erstatteten Bericht bat der Verein auch im ver gangenen Jahre die Volksbildung gefördert, nationale Ge sinnung gepflegt und eine Anzahl örtlicher Angelegenheiten verfolgt. Es fanden 11 Sitzungen bez. Vortragsabende statt. Die Bibliothek lieh 256 Bücher aus. Die Kasse hatte einen Ueberschuh von ca. 100 F zu verzeichnen. Dem Verein ge- hören zurzeit 111 Mitglieder, darunter 2 Ehrenmitglieder, an. Im nächsten Monat wirb Dr. Nebe aus Mockau einen Vortrag über Lungenkrankheiten und im Monat März Bau rat Zeisig-Leipzig einen solchen über Kirchenbaustile in be sonderer Berücksichtigung unserer neu zu renovierenden Kirche. Die ausscheivenoen Mitglieder des Vorstandes wur den wieder gewählt, mit Ausnahme des Schriftführers, der neu gewählt wurde. * Leutzsch, 15. Januar. sSchulsparkasse.) Die im hiesigen Orte geführte Schulsparkasse hat sich im ver gangenen Jahre stetig weiter entwickelt. Die Zaül der 'L-parer stieg von 237 auf 315, das Guthaben der Ksnder von 4669,74 auf 7990P9 -4k. An die diesjährigen Konfirmanden kommen im nächsten Monat 1120,12 zur Auszahlung. Die Leutzscher Schulsparkasse ist dem Sparverein für Kon firmandenaussteuer in Leipzig angegliedert. Es kann da her beim Schulwechscl mit Leipzig und umgekehrt weiter gespart werden. * Paunsdorf, 15. Januar. (Gründung eines vaterländischen Vereins.) Vorigen Sonnabend wurde hier ein „Vaterländischer Verein Paunsdorf und Umgegend" gegründet, zu dem bis jetzt ca. 80 Beitrittserklä rungen vorliegen. Ter Verein macht sich zur Aufgabe, alle vaterländisch gesinnten Männer Paunsdorfs und Umgegend ohne Unterschied des Standes und der Partei zu vereinigen, bei Reichstags-, Landtags- und Gemeinderatswahlen vor ¬ bereitend und agitatorisch in vaterländischem Sinne tätig zu fein und patriotische Feste und Gedenktage würdig zu feiern. Beitrittserklärungen nehmen entgegen: Buchhalter Schröder (Vorsitzender), Wilhelmstraße 16, Steuer kassierer Ströbel (Kassierer), Paulinenstraße 5, und Lehrer Schilling (Schriftführer), Dresdner Straße 110. Es werden ferner in der am Donnerstag, den 17. d. M., stattfindrnden Wählerversammlung, in der sich der Reichs- tagskandidat Architekt Hülßner vorstellen wird, Mit gliederlisten zur Einzeichnung ausliegen. Außerdem sind alle vaterländisch Gesinnten, die sich dem Vereine anschließen wollen, zur nächsten Vereinsversammlung, Sonnabend, den 19. Januar d. I-, abends stH9 Uhr, im Neuen Gasthofe, hoch willkommen und herzlichst eingeladen. kk. Markranstädt, 15. Januar. (Kommunales.) In der ersten diesjährigen Stadtgemeinderatssitzung gab Bür germeister Ott einen umfassenden Jahresbericht über das verflossene Verwaltungsjahr, aus dem hcrvorgeht, daß unsere Stadt in ihrer gedeihlichen Weiterentwickeluno rüstig vor wärts schreitet. In dem KweiShauptmann Freih. von Welck begrüßte die Stadtvertretung einen wohlwollenden Vorge setzten. Bürgermeister Ott, der sich innerhalb seiner drei jährigen Amtsführung als ein äußerst umsichtiger und för dernder Verwaltungsbeamter erwies, wurde in Anerkennung sxiner Verdienste -ruf Lebenszeit gewählt und mit einer -'e- haltSzulage bedacht. Auch alle übrigen städtischen Beamten find gehaltlich befördert > orden. In Grundstücks- und Arealsachen ist es zu vortcilhaften Abschlüssen gekommen. Das städtische Besitztum wird günstiger ausgenützt. Der Straßen- und Wegebau, sowie das Tieshauwesen sind be fördert worden. Das Verordnungs- und Verfassungswesen wurde wesentlich ausgebaut. — Vor Eintritt in die Tages ordnung wurden die au* 6 Jahre wiedcrgewäblten Stadträte Bever und Sander durch Handschlag an Eidesstelle ver- vilichtet und die Stadtverordneten Gvlke, Schmidt und Lud wig a(s Neucintretendc willkommen geheißen. * Rötha, 15. Januar. (Einquartierung. _ Mäuscvertilgung. — Auszeichnung.) Unsere Stadt wird am 16. Januar mit Einquartierung belegt, und zwar mit 150 Mann und Pferben vom Nlomenregimcnt zu Leipzig. — Bekanntlich herrschte im vorigen Herbst eine groß« Mäuseplage. Diese Noyer scheinen sich zum größten Teil aus die Wiesen geflüchtet zu haben. Das mm eingetretene Hochwasser hat dies« Tiere zum großen Teil wmgebracht, denn Tausende und aber Tausende sind vom Wasser awgesviilt worden und werden von den Kväben als willkommene Beute verzehrt. — Der in Geslügelzüchterkressen DeuZchlands woblbekannte Kaufmann Gustav Voigt in Rötha erhielt bei der Jubiläumsausstellung zu Dresden einen Siegerpreis auf Spczicrlzucht. Verqnügunqe«. SrttiaUvalaft-rideattrsoal. Heute Mittwoch findet der letzte Vertrau de« Weltreisenden Joachim Harms über: „Line Reife durch vier Erdteile" statt. Man mutz den Vortrag des Herrn Joachim Harms ge hört und die Reife gesehen haben. Auf einer prächtigen Lustfa.tit führt er uns nicht bloß zu den schönsten und interessantesten Punkten der Erde, sondern gibt uns auch im fesselndsten Plauderton so kluge und wertvolle Erklärungen und Belehrungen, datz wir reichlichen vöewinn nach Haute tragen nnd nur ungern von so liebenswürdigem und geist reichem Führer Abschied nehmen. Herr Harm» versteht die seltene Kunst, mit wenig Worten viel zu sagen und ernste Belehrungen in amüsanter Form zu bieten. Billett» sind bei August Pölich, Dittrich, Halleschestrabe und Denker, Löhrsplatz zu haben. Artsiallvalasi-r-raier. Mil einem neuen Sptelpkane wartet ab heute da» beliebte Nariew-Thenter des Kristallpalastes aus. Die Hauptattrak tion bietet .Die Exkaiserin der Sahara"!, Stesanie de Mathieu mit Ne- solge, auch die übrigen sämtlichen eritklassigen Spezialitäten Nnd ihre» Beifall» sicher. Dem neuen Svielplane erhalten geblieben sind: Der beliebte Humorist Robert Steidl, Marlha Walde» AuSstnttungKszene „Im Maxim", Wallno und Marinette, die drei Barsikow», sowie Frank Kern mit seinem Hund „Bois" als Mimiker. tkriftallpalast. Das am IS. d. M. in sämtlichen oberen Räumen des Kristallpalastes stattsindende zwanzigste (Jubiläums-) MohItätigkeitS- Artlsiensest scheint sich groben Zuspruch» zu erfreuen, da dir Nachfrage nach Billetts eine besonder» starke ist. Auch möchten wir nochmals be merken, datz daS Komitee darum bittet, die der Tomboka zugedachten Spenden bis spätestens Freitag, den 18., abends, im Bureau deS Kristallpalasles abzugeben. Im Valmengariru dirigiert heute, Mittwoch, 8 Uhr abends, Herr Kapellmeister HanS Wtnderstein fein 12. Simfoniekonzert. Aus dem Spiekplan sei besonders die „Jupitersimfonie" (6 <iur Nr. 41) von Mozart, sowie daS Violinkonzert in Form einer Gesangsszene von Spohr, (Solist: Herr Ferd. Kaufmann) bervorgehoben. Der letzte Teil des Programms ist der Ballettmustk gewidmet. Nächsten Sonntag kon zertiert nach längerer Paule wieder das Musikkorps unserer 106er, unter Mattheys Leitung. Die EinzeichnungSliste für den am 26. Januar statt- findenden Subfkriptionsball liegt täglich im Dufettsaale aus. Es ist jetzt die beste Gelegenheit geboten, sich zu diesem glänzenden und in Leipzig einzig dastehenden Ballfeste noch gute Plätze zu sichern. Die neuen Dauerkarten des Palmcngartens, die vom Tage der Ausstellung an sofort bis 16. März 1808 Gültigkeit haben, werden zu den bekannt billigen Preisen (Familicnkartc 25 -4k, Einzelkarte 12 -«) jederzeit auS- gcfertigt. Zoologischer Garten. Heute abend 8 Uhr gibt das Leipziger Ton- künstler-Orchester unter Leitung des Kapellmeisters Günther Coblenz ein Extra-Konzert, dem die Idee eines Walzer- und Operelten-AvendS zu grunde gelegt ist. Eintritt 60 Pfg., von abends 7 Uhr ab 60 Psg. Von heute an finden in dem Restaurant „Goldenes Einhorn", die seit Jahren beliebten Bockbierfeftc statt, wobei die Unterhaltungsmusik von einer humoristischen Clown-Kapelle ausgeführt wird. Ium UuS- schank kommt neben anderen gutgepfiegten vieren da» berühmt« Lut- minatorbräu, Kulmbach, das besonders von der Damenwelt hoch, geschätzt wird Schlotzkrller. Heute, Mittwoch, abend» 8 Uhr. grotze» Militär-Kon zert von der Kapelle de» 107. Ins-RgtS. unter Leitung de» Herrn Stab-Hoboisten K. Glitsch. Hieraus Ball. — Monlrg, den 1. Februar, findet da» Echlotzkeller-MaSkensest statt. Drei Linden. Maskenball. Der kommenden Freitag stattsindende Maskenball verspricht, die vorjährige Veranstaltung durch noch nie da gewesene und originelle Arrangements weit zu übertreffen. Herr Böbber hat weder «osten noch Mühe gescheut, eine prachtvoll« Dekoration durch die Firma R. und H. Stetefetd zu schassen. In einem phan rassischen Feftzug. der bereits um H11 Uhr seinen Anfang nehmen soll, werden sich sämtliche Masken präsentieren. In hergebrachter Weise werden diesmal an 10 der schönsten Domeiimasken 10 Prämien auf der Bühne verteilt. Im Ballsaal, sowie im Wintergarten findet ununter brochen von 71» Uhr ab Ball und humoristisches Konzert statt. Das Fest beginnt 7^ Uhr. Damen im Maskenkostüm haben freien Zutritt Vorzugskarten, Nachzahlung 1,VO für Herren und 1 ^k lttr Damen, sind in allen Ztgarrcngeschäften *rkältlich. Gasthof Neustadt. Heute abend 8 Uhr treten die Carola-Sänger mit einem vollständig neuen Programm auf. — Bon nächsten Freitag an wieder jeden Freitag Willy Wolf-Spezial^tonzert uud Lall. DaS „Restaurant zum Goidnen Ring", Ntkotaistrah- »1, ist dou Herrn A. Erdreich, früher Riebeckstratze 10, Restaurant „Zum Himmel reich", übernommen worden. Heute sinket die Eröffnung der iimgc- bauten, der Neuzeit entsprechend eingerichktin Lokalitäten statt, ver bunden mit Fretkonzert. «Siehe Inserat.) Löwen-echänke. Eine originelle Attraktion hat sich Herr I. Oehler I» der Leipziger Etadtsoldaten-Kapelle zugelegt und damit den dieSiäh- rigen Dockbierfesten noch einen besonderen Netz verliehen. Reise und Verkehr. Valqv«. Epezialburean für Gesellschaftsreise» t» Dresden (Struve- Nratze 13) bietet auch in diesem Jahre wieder durch eine grobe Anzahl Gesellschaft-retlen Gelegenheit, die interessantesten Gegenden der Mwtera und JtattenS in bequemer nnd genubretcher Weil« besuchen zu können Zunächst gclanat zur Ausführung am S>. Januar eine 17» bi« 2vtagtge Reise nach der Riviera zur Hochsaison und zu den grobarktgen Karneval- sefUtcbketken in Nizza. Rutzerdem finden lbtägtge Reis»« nach der Riviera am 21. Februar und 7. April stau.—Ferner werden am 23 Februar, 8.,8..20. Mär>. 4., 14. und 20. April Reisen nach Italien mit 20- di» «.tägiger Lauer unter nommen und sinken sich unter denselben solche, die bi» Sizilien, ander«, die nur bis Rom und Neapel führen. — Ferner sind interessante Mittelmeer- «ährten nach Nordatrika und Sizilien in der Dauer von 17 Tagen geplant. Die erste Reise bcainnt am 8. März, die zweite am 19. April und führt Uder «8enua nach Laaliart «Sardinien), Tunt», Karthago, Oase Gabe- «Wüste Sadara), Tripoli» «Nordafrika), Malta. Syraku«, Laianto, Taormina, Palermo, Neapel, Genua usw. Ausführliche Prospekte sind kostenfrei von Balquo» Rei« «Korea» in Dresden, Strnvellratze 18, zu beziehen , Die Gesellschaft»rrlseu de» »rtsrdureau» der Hamdurg-Amerika- Stute nach de« Orient und Italien nehmen in Kürz« thrrn Anfang. Erstere wenden sich dem Pharaonenlande zu. Auf d«r am 26. Fe bruar beginnenden Reise wird eine mehrtägige Landretse durch Pa lästina. von Jerusalem über Nablu», Dschenin, Nazareth nach Tiberias am See Genezareth unternommen, Damaskus und die berühmten Ruinen von Baalbek besucht, und di« Teilnehmer der am 11. Mär, ab gehenden Reise verleben die Ostertage in Jerusalem. Von den 11 Ge- jellschaftSreisen und Sondersahrtrn nach Italien, die in der Zeit vom 3. Februar bis Pfingsten angctreten werden, dehnen sich mehrere bis Rom und Neapel, die 2. und 7. sogar bis Sizilien aus. Dagegen sind einige andere in der Hauptsache dem Besuch der grotzarttg schönen Seengebtete Oberitaliens und der farbenprächtigen, sonnigen Riviera mit ihren sashionablen Winterkurorten gewidmet. Mitt« Mai wird auch in diesem Jahre wiederum eine mehrmonatige Reise um die Erde an getreten. Aus dem Geschäftsverkehr. — Zu bevorstehenden Koswmfesten und Maskenbällen empfiehlt auch in der diesjährigen Saison das seit 1848 bestehende grübt« Leipziger Theater- und MaSken-Kostüm-LeihinNttut Felix Semmier, Hain- st ratze IS, U. Telephon 1313, sein an Eleganz und Charakter-Mas keraden reich assortiertes Lager. Aus dem illustrierten Katalog hat schon so manches geliehene Kostüm seinen Karnevalsherrn oder -Damen die ersten Preise gesichert. Lin Konzert im Gerichtsjaal. (Eingesandt.) (Für den Inhalt der Einsendung unter dieser Rubrik übernimmt die Redaktion autzer der pretzgesetzlichen keinerlei Verantwortung.) Zu dem Artikel „Ein Konzert im GerichlSsaal" bin ich heute genötigt, das Wort zu nehmen, da die Verurteilung der Wirtin für die gesamte Musikwerke-Jndustrie, die doch hauptsächlich in Leipzig ihren Sih hat, lehr schwerwiegende Folgen zeitigen wird, woiür heute schon die Beweise vorliegen, denn mehreren meiner EngroS- Abnehmer am Platze, lvelcb« die vou mir fabrizierten Mammut- Apparate zum großen Teil auf Abzahlung verkauien, sind solche von ihren Abnehmern bereits zur Versüguug gestellt worden. Die Leipziger Musikwerke- und Sprechmaschtnen-Jndustrie be schäftigt Tausende von Arbeitern, die selbstverständlich dadurch in Mitleidenschaft gezogen werden, denn wenn die Sache so ihren Fortgang nimmt, so werde ich wohl genötigt sein, eine Anzahl Arbeiter, die speziell aus Automaten arbeiten, zu entlassen. — Ich muß ja zugeben, daß anderweitig ja auch Musikwerke besteuert werben. Gegen diese Besteuerung ist jedoch wiederholt und auch mit Erfolg seitens des Verbandes Deutscher Musikwerke und Nuto- matenhändler Einspruch erhoben worden; wenn aber rin Leipziger Gericht durch die Leipziger Polizeibehörde die Vorführung der iu Leipzig fabrizierlen Instrumente mit Steuer belegt, was soll mau da von anderen Behörden, die doch effektiv kein Interesse an dem Fortichreiten der Leipziger Industrie baden können, sagen? Denn schließlich muß die Industrie heute Lasten genug tragen. Wenn aber durch derartige Verordnungen der Absatz unterbunden wird, und er wird unterbunden, so wird schließlich in letzter Linie der Arbeiter darunter zu leiden haben. Carl Belvw, Leipzig, Mammutwerke. Feuilleton. Franzisko Goya.*Z Von Hermann Eßwein (München). Bertels ist kein trockener knnstgeschichtlicher Fachspezialist. Wer wie er Erscheinungen mit lebhafter Sinnlichkeit auszu- fassen und sie denkerijch zu verarbeiten vermag, ohne sie da bei zu verzerren, der wird Wertvolles leisten, einerlei, welchem Gebiete er jeine Begabung zugute kommen tagt. Gerade die Unbefangenheit, mit der er einfach als künsl- lerijch empfindender Mensch vor sein Objekt hintritt, gibt dem Buche die Lebendigkeit und jenen knappen schlagenden Stil, dieses auszeichnen, während das Werk anderseits seine scharfe Dialektik, jeine Geschlossenheit und Konsequenz dem wissenschaftlich geschulten Denken des Verfassers zu danken hat. Das somit treffliche Buch würde nun aber sicher auch noch ein wirkungsvolleres, in breitere Schichten eiudringeu- des geworden sein, wäre der Autor nicht geflissentlich einer Tendenz aus dem Wege, gegangen, zu der, sollte man meinen, gerade Goyas Schöpfungen die moderne Seele an reizen: der enthusiastischen Interpretation. Goyas Modernität, die Bertels fast ganz außer acht läßt, könnte nämlich einige Schwärmerei immerhin entschuldigen, ja sie müßte eigentlich zur Betätigung jener bis ins Di- vinatorische gesteigerten liebevollen Einfühlung treiben, die von den großen Geisteserscheinungen der Vergangenheit wohl zuweilen ein nicht ganz richtiges Bild entwerfen mag. die aber doch immer zwischen ihnen und der Gegenwart die stärksten Bande knüpft. Mit dieser Anmerkung soll kein Mangel gerügt, sondern nur eine^Temveramentsnuance fest gestellt werden, auf die ich am Schluß wieder zurückkomme. Einstweilen wollen wir Franzisko Goya im Lichte des Bertelsjchen Buches kennen lernen. Ta wird vor allem scharf unterschieden zwischen dem Hofmaler Goya und dem inoffiziellen, oem intimen Goya, der die „Capri chos", „T es a str e s", „P r o v c r b i os", die „Tauro. machte" und die Landhaussresken geschaffen hat. Die Kluft zwischen diesen beiden Persönlichkeiten ist in der Tat gewaltig, ist recht eigentlich das Problem dieses Künst lers, der mit seinem kräftigen malerischen Tatsachensinn, mit seiner spontanen Freude an der Erscheinung sonst so ganz und gar nichts von einer schtverfällig-vergrübelten, phan tastisch-verstiegenen „problematischen Natur" hat. Denn selbst Pinter Goyas tollsten, krassesten Phantasie-, Nacht- und Schauerstückeu steht immer fene blutvolle, bei aller Be reicherung durch Kultur fast bauernhast derbe Persönlichkeit, wie sie uns besser als in Goyas verschiedenen Celbstporträts — mit Ausnahme der von Bertels veröffentlichten köstlichen Federzeichnung aus dem Besitze des Marques de Toane - - io deutlich in dem von Lovez gemalten Porträt des fast Achtzigjährigen entgegentritt. *) „Franzisko Goya" von Dr. Kurt Bertels. Mit 53 Abbildungen nach Gemälden, Zeichnungen uud Kupferstichen. Bd. I der „Klassischen Jliustra- »»rev", R. Piper L To , Verlag. Zur Lösung des hier in Rede stehenden Problems ver schmäht Bertels alles, was jur sein Naturforschertempera ment bloße pjychologische Koniektur wäre. Goya ist ihm nicht nur Individuum, sondern vor allem Zeit und Milieu. Der Charakter des Künstlers ist für ihn ein Wert, den er nach der Formel „Entwicklung" restlos auflösen will. Um den Pintor del Rey, den höfischen Rokokokünstlcr Goya zu erklären, entwirft er daher mit sicherem und anmutigem Impressionismus ein Bild jener Zeit, ,cha der Ernst nur als Dkaskerade erträglich war, wenn der beruhigende Schalk dahinter steckte, da der Geist gastronomische Qualitäten hatte", eir^Bild jener „Zeit der Federbälle und der Schaukel, „da das Schwert zum galanten Degen und schließlich zum Spazierstock, Turniere zum Ballspiel, Faujaren und Choräle zu Flötenkonzerten geworden." Goya, der Hofmaler, wächst nun zum Goya dem Illu - strator aus dreier Zeitstimmung genau so hinüber, wie l«ne Zeit selber »ns Zeitalter der Revolution hineinwuchs: Allem bloß doktrinären, theoretischen Revolutionärtume fern ist Goya als Mensch, als Typus des Abenteurers, wie ihn zu jenen Zeiten auch Casanova, Byron, Bonaparte re präsentierten, der in scharf satirischen Epigrammen pro testierende Ketzer, einer, der von der Zeitwandlung unter stützt, sich aus die Selbstherrlichkeit des Individuums be sonnen hat, ein leidenschaftlicher Jnstinktmcnsch, der sich mit verbissenem Eifer auf alles wirst, was er an clementarisch- erregten Momenten im Leben der llebergangszeit, die ihn umgibt, erhaschen kann. Seine Schilderungen der Kriegs greuel venolgen daher durchaus keine antimilitaristischen ,,humanen Tendenzen. Wie seine Gespenster, Unholde und Hexensabbathe entspringen sie aus einer ketzerisch kräftigen Freude an starken Sensationen, am Durchbruch des wilden, krassen aber natürlichen Tiermcnschcntumcs durch die zahmcu, zu lebloser Schablone gewordenen Kulturformen. Der gleiche leidenschoftlich-triebstarke und schneidend kritische Geist ergreift im Zeitalter der Revolution die morsche Welt des Rokoko, wie er schon einmal, mehr als fünfhundert Jahre früher, als Gothik die gelassen-sichere Welt des romanischen Äirchentumes ergriffen hatte. In der Gothik sieht Bertels nämlich mit Recht mehr, als das neue bautechniiche Prinzip. Er hört aus den orgiastischen Naturalismen ihrer Zierformen den Schrei der miß handelten Natur, er saßt sie aus als Weltanschauung im Sinne eines Mysteriums der Naturinstinktc. Der Autor lveist selbst daraus hin, daß seine Parallele gewagt sei, und das ist sie in der Tat. Allein paradox ist sie an nnd für sich durchaus nicht. Der Durchbruch des keltisch-germanischen Lebensrhytbinus durch den erstarrten mittelmeerländischen, römischen, der ganz Europa iu Banden geschlagen hatte, vollzog sich gewiß im 13. Jahrhundert unter ganz anderen Formen als im 18. Er zeitigte auch jedesmal grundver schiedene Resultate. Tatsächlich aber zeigte er beide Male viele von den Zügen, die Bertels geschickt hervorhebt, und die auch in dem Uebergangscharakter Goya wirkten, der erst aus der schrankenlosen Ungebundenheit feiner Instinkte zu ihrer Unterdrückung und durch diZe zum Okkultismus ge langte, um dann nach der heftigen Krins, die in den Wand malereien seines Landhauses Ausdruck gefunden, am Abend seines Lebens wieder zu artistischer Objektivität und Aus gewogenheit durchzudringen. Seinen Versuch, daS Problem Goya durch Einordnung deS Künstlers in diesen großzügigen historischen Entwicklungsrhythmus zu lösen, stützt Bertels besonders gut durch den Hinweis, daß Goya direkt durch gewisse gotische Schnitzereien in den spanischen Kathedralen beeinflußt wurde, wobei er ausdrücklich betont, daß es sich hier, um mehr als eine bloße stoffliche Entlehnung, daß cs sich um Verwandtschaft des Wesens, des Temperaments gehandelt habe. Ich habe bis hierher den Grundriß von Bertels Ge dankengängen ausgenommen, wie er durch die mannigfachen Formen, die zu behandeln waren, sich durcharbeitet. Erne der spätesten Lithographien Goyas, ein „Liebespaar", hinter dessen temperamentvollem Naturalismus noch deutlich ein direkt entlehntes Wattcaumotiv schimmert, macht die Formel noch einmal klar: Das Blatt wirkt wie ein absichtliches Pronuntlamento des selbstbewußt gewordenen Trieb menschen gegen die künstlerische Konvention, der er sich in seinen besten Jahren hatte beugen müssen. Und doch, — der Charakter unierer Abhandlung wendet sich hier vom Be richtenden wieder zum Kritischen — ein zum mindesten der Qualität nach bedeutender Ausschnitt aus Goyas Lebens werk widerstrebte dieser entwicklungsgeschichtlichcn «Rhyth- misierunq durchaus, und Herr Bertels hat denn auch mit bestem Takte dort geschwiegen, wo ihn seine Methode im Stiche lassen mußte, wenn anders er sic nicht hätte for cieren wollen. Gewiß, er hat den geschichtlich kontrollier baren Goya bis ins einzelnste verfolgt und Licht über ihn verbreitet, so weit Licht ihm bcikommcn kann. Aber vor so zeitlosen, ich möchte um im Bilde zu bleiben sagen: vor so fclbstleuchtenden Erscheinungen wie den beiden „Maja - Bildern, mußte er sich — für meine Anforderungen an den Wagemut eines Kunstinterpreten — doch gar zu sehr be- schranken. Werke dieser Art, an denen offensichtlich der galante Goya so wenig Anteil hatte wie der gotisch-revolu tionäre, und zu deren Kategorie auch die in dem Buche re produzierte La Tirana" nnd das Porträt der Donna Lola Zimenes gehören, muten nur um so überraschen der an, je scharfsinniger und exakter die Basis vermessen wurde, aus der sie als Gipfel jählings emporspringen. Zu ihrer Erklärung kann eben nichts von all dem aus reichen, was über den Zusammenhang ihres Schöpfers mit seiner Zeit und mit seinen Umgebungen anzusühren ist. Auch daS Physiologische Goyas, das Bertels richtig in Rech nung setzte, als er den Einfluß von Goyas mit völliger Taubheit endigender Erkrankung berücksichtigte — hier hilft es so wenig weiter, wie die geistvolle Geschichtsphiloiophie. Wo der Künstler keiner Zeit und keinen Einflüssen meh^ an gehört, wo ein Etwas aus ibm spricht, das sur ihn leibst wohl immer nur ein unfaßbares Etwas von unpersönlicher, beziehungsloser Schöpfermacht ist, dort beginnt eben die Mystik des Künstlertums, dort wirkt auch das mystische Element in Goya, das beileibe nicht mit dem auch von Bertels bemerkten Okkultismus des Spaniers zu verwech seln ist. Daß BertelS ihm und dem, was ich als Goyas Modernität begreife, nicht gerecht wurde, bewirkte seine im übrigen so fruchtbare methodische Sachlichkeit, die ihn in jeder leidenschaftlich gesteigerten Einfühlung die Gefahr des Sichverlierens wittern ließ. Es ist der Ausschlag einer Temperamentsnuance des Autors, die zur Charakterisierung seine« Werkes nicht verschwiegen werden durfte. Möge daS kluge und tüchtige Buch die seiasuuuae», gebildete» Leser finde», a» die «S sich weadet. * Neues vou -en Pariser Opernhäusern. Der Kultus minister Briaud nimmt es wie mit allen seinen Aufgaben auch mit der Sorge für die staatlichen Kunstinstilute ernst. Gestern nachmittag teilte er in der Kommission die Aenderungen mit. die er für die Große Oper und für die Komische Over in Aussicht ge nommen hat, und deren Durchführung auf die Direltionsfroge. die augenblicklich schwebt, ausschlaggebend sein werden. Danach fall die Tanzschule der Oper von dem Institut abgetrennt, die Mitwirkung kindlicher Tünierinnen fortan vermieden, die Choristen, das Ballett und dir Mmiker besser bezahlt werden. Die Ernennung der Ressort- chess soll der Kontrolle des Min sters unterliegen, damit die Be amten verlernen, sich allmächtig zu fühlen. Von äußeren Aende rungen sind der Wegfall der heutigen TageS höchst merk würdig wirkenden Logen ans der Bübne und eine Vcr- lürzung des Proszeniums zu erwähnen. Da diese Maßnahmen große Kosten erfordern, wird die vom Direktor verlangte Staatssubvention von 800000 Francs auf 1600 000 Francs erhöbt. Auch muß sich der Direktor verpflichten, Künstler nnd De korationen für eine lyrische Voiksoper zur Verfügung zu stellen, deren Gründung der Minister für wichtig hält. — Aehnlicbe. wenn gleich nickt so weitgehende Zugeständnisse werden von der Komischen Oper verlangt, die in einer noch nicht näher bezeichneten Form mit der Großen Oper vereinigt werden soll, so daß auf diese Weise ein großes künstlerisches Dovpeiinstitut auf sozialer Grundlage und unter staatlicher Oberaufsicht geschaffen wird. Den Namen der künftigen Direktoren sprach Briand noch nicht aus. Doch ist es kaum mehr fraglich, daß CarrL Direktor der Großen Oper, sein Freund und früherer Kompagnon Porel Leiter der OvLra Comiqus wird, während die neu zu organisierenden Volksvorstellungen den Gebrüdern Jsola anvertraut werden dürften. Beerbohm-Tree iu Berlin. Die deuische Reichshauptstadt soll einen Besuch erhalten, der schon früher einmal als wahrschein lich galt. Herr Beerbobm-Trer, der erste Schauspieler und Direktor des Masesly Theatre in London, will in Berlin mit seiner Truppe ein Gastspiel absolvieren. Man erinnert sich, daß Beer- bodm-Tree die deutschen Journalisten, die nach London gelommen waren, als Gäste bei sich gesehen hat; er spricht deutsch Seine letzte große Inszenierung war die von Stephen Phillips' „Nero", dessen Titelrolle er spielte. Auch seine Sbakeipeareregie fiel durch prunkvolle Bilder ans. DaS letzte Gastspiel englischer Schauspieler in Berlin war das von ForbeS-Nobertson und Mrs. Pglrick-Eamp- brll bei Kroll. Irving ist hier nicht ausgetreten. * Kleine bhroutk. Von der Rubenow-Stiftung an der Universität Äreissmald find folgendePreisausgaben ausgeschrieben: 1. Die Stellung des deutschen Richters zu dem Gesetz seit dem Aus gang des 18. Jahrhunderts. 2. Entwickelung und Aussichten des deutschen Ausfuhrhandels.— Die Londoner Akademie der Wissen schaften hat 10000 Pfund zum Geschenk erhalten mit der Bestim mung, das Geld für historische und archäologische Forschungen zu verwenden. — Die Genossenschaft Deutscher Tonsetzer in Berlin und die Gesellschaft der Autoren, Komponisten nnd Musikverleger in Wien haben mit Gültigkeit vom 1. Januar einen Vertrag über ihre gegenseitige Vertretung abgeschlossen. Hier- uack werden die Auftübrnngsrrcbte der deutschen Genossenschaft für Oesterreiih-Ungarn durch die Gesellschaft der Autoren. Komponisten und Musikverleger in Wien und die Aufführungsrechte der öster reichischen Gesellschaft für Deutschland uud die deuische Schweiz durch die Genossenschaft Deutscher Tousetzer iu Berit» verlreten. —
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