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Sächsische Volkszeitung : 03.06.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-06-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190306037
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19030603
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19030603
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-06
- Tag 1903-06-03
-
Monat
1903-06
-
Jahr
1903
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Verweis zuteil geworden* sei: genau das Gegenteil fand statt: es wurde nur (wohl als Genugtuung für die unbegründete Beschul digung des aufgeregten Batcrs) der Wortlaut von dessen Ab weisung in allen Instanzen amtlich mitgeteilt. Wiesbaden, 26. Mai 1903. Prof. vr. Wedewer. kath-Gymnasialreligions- lelircr.* " * Ein nettes Stückchen passierte neulich der Jesuitenhatz in Trcsden, als die vom evangelischen Bunde mit der bekannten Unterschriftenliste hausieren gingen. Einer der Mannen kam in die Löhnung einer einfachen Familie. wo er die schaffende Haus- ftau allein vorfand und Hub an: „Eine Empfehlung vom Herrn P. N.: Lie möchten hier die Liste mit unterschreiben. Es handelt N um die Aufhebung des staats- und gemeingefährlicheil Jesuitcn- — »Nu, ich kenne den Orden zwar nicht.« meinte die Fw», »iber ich will schon unterschreiben; denn den Orden be- ich doch nicht lind einen andern anrh nicht. Meinetwegen mMi sie alle aufgehoben werden." Sie unterschrieb ihren Mmm. der vom Bunde schlug schmunzelnd die Mappen zu und verschwand. — Wieviele tausend andere mögen dic sieluilenhal; mit unterschrieben haben, die nie in ihrem Leven eiiicu Jesuiten gesehen haben. Und mit solchen Mitteln rettet der coangclische Bund „die protestantische Wahrheit? * Einem Berichterstatter über die Straßen - krawalle ist folgender drollige Satz geglückt: „Auch zu Tätlichkeiten war es wiederum gekommen. So waren aus dein Bischofsweg ß'c. fast alle Gaslaternen aus- gelöscht und teilweise zertrümmert. Auf den Zlraßen lagen die Scherben umher. Die Schutz- leule räumten nun, zwar mit Ruhe, aber doch mit Energie, auf. daß iu kurzer Zeit die angeführten Straßen gesäubert waren . . . * Polizei bericht. Am 28. Juni d. I. ist auf der Königs- brückmtraße von einem Unbekannten 1 schottischer gelber Schäfer hund mit weißer Brust, einer ca. 3 vm langen Narbe auf der Mc angclockt und gestohlen worden. Vor Ankauf des Hundes, der eine Zleucrmarke nicht trug, wird gewarnt. Etwaige sach dienliche Mitteilungen über den Dieb werden zu 0 unter ^ 1888 an die Kriminal-Abteilung (Hauptpolizei) Zimmer 29 erbeten. Pirna. Eine unerhörte Herausforderung ist es, wenn der hiesige Superintendent Herr v. Sepdewitz, im Psingst- anikel <Rr. 124 des „Pirnacr Anzeigers") auknüpfend an 2. (rer. 3. 17: „Wo der Geist des Herrn ist, da ist Frei heit" 'chreibt: „Merkwürdig ist nur, daß die Menschen, die die Freiheit auf ihre Fahnen geschrieben haben, die jäinmer- lich'len.Unechte sind. Und warum? Weil der Geist Gottes nicht da ist. Vom Süden, jenseits der Berge, weht die schwarze Fahne, und im Namen der Freiheit knechtet Nom die M'euschast und Kunst, knechtet die Wahrheit und Gerechtigkeit. „Mit Gottes Hilfe sich durchlügen" ist ein Wart, das nur unter römischer Flagge segelir kann." — Tao in also der Friedensgrnß, den der genannte Herr am Vorabend des Pfingstfestes seinen katholischen Mit bürgern 'zu entbieten wagt, das die Art und Weise, wie er der Mahnung seines Bruders, des Herrn Kultusministers entspricht, der bei der Einweihung des katholischen Lehrer seminars in Bautzen Katholiken wie Protestanten dringend anüorderte, das religiöse Empfinden der fremden Konfessions- berwandten zu schonen, sich feinfühlig und zartsinuig gegen diese zn verhalten. Vielleicht nimmt der Herr Kultus minister die Gelegenheit wahr, seinem hochwürdigen Bruder noch eine besondere Vorlesung über Toleranz zu halten, sei. Meisten. Das 4 Jahre alte Söhnchen der an der Lbergasse wohnhaften Lagerist Wcidel'schen Eheleute ist beim Spielen in die Elbe gefallen und ertrunken. Großenhain. Der Zug Nr. 088 von Großenhain nach llollbns ist 2 Kilometer pon der Station Drebkau durch eine über die Schiene gelegte Schwelle zur Entgleisung ge bracht worden. Tot ist ein Bremser, schwer verletzt find 3 :sugbeainte und 8 Reisende, von denen zwei aus Kottbus, einer aus Dresden sind. Die Maschine ist bis zn den llesselivänden in den Sand gefahren, ein Wagen 8. Klasse und der Gepäckwagen sind zertrümmert. Leipzig. 50 000 Mk. hat die Vereinigung zur Für sorge ü'ir kranke Arbeiter hier aus dem Nachlaß des ver storbenen Aechtsanwalt N. Reichel erhalten. Reichel war früher in Leipzig und ist in Neckargemünd gestorben. — Ter Verein Leipziger Gastwirte wird 10 Delegierte auf den Sachs. Gastwirtstag in Freiberg senden. — Lin den au, das näher ganz Bauerndorf war, verliert wieder eiiüae (Immen,,igen daran, da die Neste zweier solcher Güter Dtzt bebaut werden. Es sollen nur noch weitere zwei existieren und diese nur teilweis. Tas „Leipz. Tagebl." erzählt folgendes hübsche Wahl- geschichtchen: z'lus Geisa wird der „Jen Ztg." berichtet: Der Sozial demokrat Leber aus Jena hatte für den 25. d. M., abends s'/i Uhr im lokale deS Gastwirts Mclzel in unser»! fast durchweg katholischen Slädiche» eine Versammlung anberanmt. Als die Versammlung begimicu sollte, wählten die Versammelten einstimmig einen von den beiden mitcrschienenen hiesigen Geistlichen, den Frühnicßner Gailbach, zum Vorsitzenden, nnd ans der geplanten sozialdemo- krnnschc» Agitations-Versammlung wurde ein rein patriotisches Feü. Nachdem die Lieder „Deutschland, Deutschland über Alles" »nd „Es braust ein Ruf ivie Donnerhall" verklungen waren, brachte der Vorsitzende in einer Ansprache das Hoch auf Seine Majestät de» Kaiser und Seine König!. Hoheit den Groszhcrzog aus. in das »Ile Anwesenden, mit Ausnahme wohl nur eines, mit brausendem Fndel cinstimmten, worauf die Nationalhymne gesungen wurde. Te» übrigen Teil des Abends würucn Lieder und ein humoristischer Vonrag eines Gcisacr Bürgers. Um 11 Uhr erklärte die Polizei die Versammlung für geschlossen und Herr Leber durfte abziehen, ganz »iwerrichteier Dinge, ohne zum Wort gekommen zu sein, aber um die Erfahrung reicher, daß eS doch auch noch recht gute und treue Patrioten gibt. Merkwürdig! In Geisa hat das Tageblatt nichts dagegen, daß die Katholiken als „gute und treue Patrioten" gellen. Anderwärts sind sie ihm Reichs ein de nsw. Wie's trefft! Leipzig. Bei einer Schlägerei in Albersdorf bei Markranstädt wurde ein Arbeiter getötet; fünf Beteiligte wurden lebensgefährlich verletzt. Leipzig. Als der Donnerstag von Naumburg nach Erfurt fahrende Schnellzug „10" Groß-Heringen ohne anzuhaltcn durchfuhr, bemerkte der dortige Bahnhofs- Vorsteher auf dein Dache eines Wagens ein etwa dreijähriges Kind. In Stadt-Sulza wurde der Zug ungehalten, und daS Kind wohlerhalten herunter- geholt. ES soll traurig gewesen sein, die Fahrt unter brechen zu müssen. Es stellte sich heraus, daß das Kind, einem Bahnbeamten in Kösen gehörig, auf einem lieber- führnngssteg über die Bahn kurz hinter Käsen gespielt, von dort auf den bereits wieder fahrenden Schnellzug abgestürzt iß. sich dann aber auf dem Dache des Wagens ganz wohl befand. Bemerkt hatte den Vorfall Niemand, und so mußte das Kind nntfahren und hat auf dem Dache bis Sulza eine Fahrt von 8 Kilometern mitgemacht, die der Schnellzug allerdings in 11 Minuten, voll 5 Uhr 7 Min. bis 5 Uhr 18 Min., zurückgelegt. Die Eltern hatten es bis dahin gar nicht vermißt. Leipzig. Die Kürschner haben beschlossen, über eine Firma in Möckern die Sperre zu verhängen, da der In haber des Geschäftes Versuche gemacht haben soll, den Lohntarif zu durchbrechen. — Ein Bauverein „Eigenheim" hat sich konstituiert, der beabsichtigt. Ein- und Mehrfamilien- Häuser zu bauen. — Das Gerichtswesen im Königreich Sachsen umfaßt nach den neuesten amtlichen Angaben das Oberlandesgericht in Dresden mit sieben Landgerichten und 107 Amtsgerichten mit rund 4 200 000 Gerichtseingesessenen. Das Landgericht Leipzig mit 6 Kammern für Handelssachen hat 840 000 Eingesessene und 15 Amtsgerichte in Borna, Colditz, Lausigk, Leipzig, Leisnig, Grimma, Geithain, Froh burg, Markranstädt, Pepau, Oschatz, Mügeln, Taucha nnd Zwenkau. — Wie wir dem „Berl. Tagebl." entnehmen, soll in Leipzig eine Massenagitation gegen die überhohen Einschätzungen durch die Steuerkommissionen in die Wege geleitet werden. Es heißt im genannten Blatte: „Die Er bitterung der Bewohner Leipzigs hat einen hohen Grad erreicht. Alle Welt beklagt sich über zn hohe, ungerechte Einschätzung unter vollständiger Ignorierung der wahrheits getreu abgegebenen Deklaration. In jedem einzelnen Falle wird damit jedem gesagt: Du lügst, wir glauben dir nicht, du willst den Staat betrügen! Eine große Vereinigung muß ins Leben gerufen werden, welche geschlossen die Aenderung dieser Zustände anstrebt." Reichenbcrg. Der 24 Jahre alte Werkführer Blaschke aus Wiescntal hat sich erschossen, und zwar am Tage vor seiner Hochzeit. Was B. zn der Tat veranlaßt hat, ist unbekannt. Scheibenbcrg. Trotz aller Versuche, die Eltern der noch nicht konfirmierten Kinder versöhnlicher zn stimmen, verharren dieselben sämtlich auf ihrem Standpunkte, ihre Kinder durch den Ortsgeistlichen nicht konfirmieren zu lassen. Unter Berufung auf ihre an die Vorgesetzten kirchlichen Be hörden eingereichten Beschwerdegründe bestehen die Eltern auf Stellung eures anderen Geistlichen. Stollberg. tteber einen Kampf mit Zigeunern in Nen- wiese berichtet der hiesige „Anzeiger": Im Verlaufe des Kampfes, bei dein zwei Mann dieser Sippe gefesselt und in das Amtsgerichtsgefängnis cingeliefert wurden, erhielt der Bäckermeister Bauer, Vater von 7 Kindern, einen Dolchstich irr den Unterleib. Der Weber August Müller erhielt einen Schuß in die Brust, der Agent Günnel einen solchen in den Oberschenkel. Die Verletzungen der beiden letztgenannten sind nicht bedenklicher Art. Die alsbald anf- gebotene Gendarmerie nnd Polizei griff die Sippschaft oberhalb Gablenz auf nnd eskortierte die 80 Köpfe zählende Gesellschaft hierher. Plauen. Ter neue Schornstein der Aktienbranerei im Syratale wird der höchste der Stadt werden. Die Esse wird mit Einschluß des 0 in hohen Schaftes 70 m hoch werden. Planen. 70 Klempnergehilfen sind in den Streik eingetreten. 150 Tischlergehilfen streiken noch. Auch die Banschlosser haben den Streik angekündigt. Reinsdorf. Im Laderaum der Dynamitfabrik fand eine Explosion statt. Lademeister Kroker wurde an Gesicht, Augen und Händen schwer verletzt, auch Arbeiter Rehberg zog sich starke Verwundungen zu. Dein Betriebsleiter Krickenberg ist die eine Körperseite stark verbrannt. Salmthal i. E. Verbrannt ist die 80 Jahre alte Anna Ziinmermann hier. Die Frau saß neben dem Ofen, Funken ans demselben setzten ihre Kleider in Brand und so schnell griffen die Flammen um sich, daß eine Rettung unmög lich war. Schma. Während der Fahrt einer Familie von Breslau hierher ging bei Liegnitz die Wagentür auf, und das im 0. Lebensjahre stehende Söhnchen siel ans dem Wagen hinaus. Der Zug wurde sofort zum Halten gebracht und zwei Mitreisende Aerzte ließen dem Kinde alle Hilfe zuteil werden. Ob dasselbe innerlich verletzt ist, ließ sich noch nicht fcslstellen; es scheint aber der Fall zu sein, da es während der ganzen Reise besinnungslos blieb. Bautzen. Am 1. Juni feierte Herr Oberlehrer Engler in aller Stille im Kreise seiner Familie das 25jährige Jubiläum seiner Amtstätigkeit als Ehorrcktor an hiesiger Domkirche. Sein Vorgänger war der im Januar 1878 verstorbene Kantor K. Wolf. Lübau. Anläßlich einer kleinen Neckerei verabreichte der Steinmetzgehilfe Mantsch aus Oppach dem auf der Ehaussee-Brücke sitzenden Steinmetzen Kriege! eine derartige Ohrfeige, daß Kriege! rückwärts mehrere Meter in das ziem lich leere Bett des Löbanbachs fiel. Kriege! erlitt eine schwere Gehirnerschütterung. Kleinschönau. Ein Neichenauer Radfahrer kam dadurch zn Fall, daß ihm ein Hund in den Weg lief. Der Ver unglückte erlitt bedeutende Verletzungen im Gesicht nnd an den Armen. Ostran. Kurz vor dem Passieren eines Zuges hatten die Pferde eines Lastfuhrwerkes die Schranken durch brochen und waren auf den Geleisen znsanunengebrochen. Es gelang den Zug znm Stehen zu bringen und die Pferde zu entfernen. Olbcrsdorf. Das Fabrikgrnndstück von Richard Linke in Ober-Olbersdorf ist durch Kauf in den Besitz der Firma Kliemanndt <L Korsett, mechanische Goldschlägerei in Dittelsdorf, übergegangen. Bolksverein für das kath. Deutschland. — Der entlarvte Programmsatz „Religion ist Privatsache". Unter diesem Titel giebt der Volksverein soeben ein neues apologetisches Flugblatt Nr. 4 heraus. In demselben wird der noch jüngst von Bebel auf seiner Agitationsreise durch Rheinland und Westfalen so krampf- Haft verteidigte sozialdemokratische Programmsatz „Religion ist Privatsache" aufs schlagendste widerlegt durch das von der deutschen Sozialdemokratie beifällig anfgenommene kultur- kämpferische Vorgehen der französischen Sozialisten. Dieses hat seinen Ausdruck gefunden durch einen von dem sozialistischen Abgeordneten Pressensv im Bunde mit 27 Parteigenossen und den Freidenkern eingebrachten Antrag, der eine völlige Entrechtung und die gewaltsame Knebelung der katholischen Kirche in Frankreich fordert. Durch nichts konnte zutreffender nachgewiesen werden, wie die Sozialdemokratie Religion und Kirche behandeln würde, wenn sie zur Macht käme, als durch die bis in die kleinsten Einzelheiten gehenden Forderungen dieses Antrages Pcessens», welche im Flugblatt ausführlich dargelegt werden. Möge man insbesondere überall dort, wo die Sozialdemokratie sich um die Gewinnung der katholischen Arbeiter bemüht, dieses Flugblatt zur Auf klärung der Massen über die Heuchelei des sozialdemokratischen Programmsatzes „Religion ist Privatsache" allgemein ver breiten. Das Flugblatt ist abweichend von den übrigen Flugblättern des Volksvereins in größerem Format (4 Seiten in Quartformat) als besondere Agitationsansgabe gedruckt; dementsprechend kann dasselbe nur gegen vorherige Ein sendung des Preises von 8 Mark für je tausend Exemplare abgegeben werden. Der Versand erfolgt vom 8. Juni ab durch die Zentralstelle des Volksvereins für das katholische Deutschland in M.-Gladbach. Wahlbewegung. X Ein Flugblatt der Ordnungsparteien hat die Wählerschaft Dresdens beglückt. Sie finden darin die Weisheit in großer Menge anfgestapelt. Hierbei ist der Inhalt auf das ungeschickteste geschrieben. Es werden möglichst Parteinnterschiede hervorgesucht, um es ja recht vielen Anhängern selbst der Ordnnngsparteien recht schwer zu machen, für Herrn Pastor Reichel zn stimmen. Den Nationalliberalen gibt es die bittere Pille des Anti semitismus, den Konservativen jene des schärfsten Tadels, weil sie mit Hilfe ungerechter Wahlgesetze ihre Herrschaft verstärkten. Den katholischen Wählern wird es direkt unmöglich gemacht, für Reichel zn stimmen. Er stößt sie durch seine konfessionelle Engherzigkeit und prononzierte feindliche Stellung mit aller Gewalt zurück. Kein Katholik, der noch etwas Ehre im Leibe hat, kann einem Kandidaten von solcher bornierten Intoleranz nnd GehassiastZj hje Stimme nebenn» geradezu genötigt, am 16. Juni dem Zentrnmskandidaten Herrn Jnstizrat Or. Pors ch ihre Stimme zn geben. X Das konservative „Vaterland" mahnt die säch sischen Katholiken, von der Zählkandidatur I)r. Porsch ab zusehen nnd ihre Stimmen mit denen der Ordnnngsparteien gegen die Sozialdemokratie gleich im ersten Wahlgange zn vereinigen. — Da müssen wir dem „Vaterland" zuerst raten, den Kartellkandidaten die Katholikcnfeindschast ab- zngewöhnen. Wenn es dem Kartell überhaupt ernst wäre mit der Sozialistenbekämpfung, dann würde es in erster Linie darauf dringen, daß die Katholiken durch Toleranz gewonnen werden. Solange das Kartell sich hierzu nicht begnemt, erhält es keine katholische Stimme. Denn es wäre Politischer Selbstmord, wenn Katholiken fanatischen Todfeinden den Weg in den Reichstag bahnen. X Die „Sächsische Arbeiterzeitung", deren Poli tischer und verantwortlicher Redakteur der Herausgeber der „Anti-Sozialdemokratischen Korrespondenz" Herr M. Lorenz im Jahre 1805 gewesen ist, erhebt gegen diesen den Vorwurf, er habe sich „durch eine übertriebene Aengstlichkeit, um nicht zn sagen Furcht, ausgezeichnet." Der Abgeordnete Ignaz Auer, als Mitglied des sozial demokratischen Parteivorstandes, hat dem damaligen Re dakteur am 1. August 1805 in ehrendsten Worten seine Anerkennung dafür ausgesprochen, daß es ihm gelungen sei, der nach der strafrechtlichen Seite hin seit Jahren be triebenen leichtfertigen und schädlichen Lotterwirtschaft in der „Sächsischen Arbeiterzeitung", wodurch zahlreiche Leute auf Monate und Jahre ins Gefängnis gekommen nnd der Partei Tansende von Strafgeldern anfgebürdet sind, ein Ende zn machen. Nichtig ist es allerdings, daß der da malige verantwortliche und sich seiner Verantwortung be wußte Redakteur ein strammes Regiment geführt hat. Er hat z. B. einmal einen »och jetzt an hervorragender Stelle der sozialdemokratischen Partei stehenden Herrn ans seinem Zimmer hinauskomplimenticrt, als der ihm klar machen wollte, ein sozialdemokratischer Redakteur habe unter Um stünden im Interesse der Agitation und Aufreizung die Pflicht zur Majestätsbeleidignng. Der jetzige Chefredakteur der „Sächsischen Arbeiterzeitung" übrigens, Herr I)r. Süde- knm, ist so wenig ängstlich, um nicht zn sagen furchtsam, daß er sein Blatt überhaupt nicht verantwortlich zeichnet. Hat die „Sächsische Arbeiterzeitung" noch weiter Lust, sich auf persönliche Fehden einznlassen? X Das „Leipz. Tagebl." schreibt: „So vollständig wir auch des Kaisers Abneigung gegen eine Ernenernng des Kulturkampfes begreifen, so scheint uns doch ein Führer des Zentrums, nnd sei er auch der ewig vermittelnde Freiherr von Hertling, nicht der geeignete Ueberbringer zn sein für das Mahnwort: „Wir können uns doch nicht, wie unsere Altvorderen vor hundert Jahren, über die reli giösen Gegensätze die Köpfe einschlagen; wir müssen doch friedlich miteinander leben." Daß der Kaiser bei diesem Zuhörer mit seiner Mahnung ke,nen Erfolg gehabt hat, be weist der Schluß der Hertlingschen Rede, mit dem edlen AnSsprnche: „Es fragt sich, wer soll am 10. Juni geschlagen sein? Und da sage ich, da soll geschlagen sein der so genannte Evangelische Bund!" Ein vollendetes Jonglenr- stück! Der Kaiser erklärt, daß man sich heute „über re ligiöse Gegensätze die Köpfe nicht mehr entzwei schlagen" solle. Frtzr. v. Hertling wünscht, daß der „Evangelische Bund durch die Wahlen am 10. Juni geschlagen" werde. Und das „Leipz. Tagebl." legt diesen Wunsch dahin ans, daß Hertling damit stracks dem Kaiser!. Worte entgegen handle. Dazu bemerken wir: Weiß das Tageblatt wirklich nicht, daß der „Evangelische Bund" der verbissenste Feind deS Katholizismus ist. daß der Kampf gegen die kath. Kirche die Grundbedingung für seine Existenz bildet? Das Tageblatt weiß das wohl, aber unterdrückt es. Ferner: Der Kampf am 10. Juni ist doch ein Wahlkampf, also politischer aber nicht konfessioneller Natur. Das Tageblatt sucht aber — im Interesse des „Evangelischen Bundes" und zn Schaden des Zentrums, die Wahl zn zn einer konfessionellen Schlägerei zn stempeln. Endlich: Solange der „Evangelische Bund" nicht anfhört, uns zn be kämpfen, werden wir nicht anshören, uns energisch zn
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