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Nr. 1,4T LG. Iahrg. Mittwoch, den 25. Juni Witz abends A«>>ade > mil lllustr. Bctlaae ^lertrltührltch t»^i8 U». In Dresden und Deutsch. !and sre> Hau» «.8« m Oesterreich « 4« X. A»-»«-» « viertel,ührlti, 8.88 >8. In Dresden und ganz Deutschland Iret Hau» tn Oesterreich S.8» X. »tn,el-Stummer IS 4- Sl» rachftsch» «oUSzettuna erscheint a» allen Wochentagen nachmittag». Einzige LachoUW UKMOMMmM M Z. Ke-chäftostcÄk vnd VrdirLK»- PS, Holve«,,- K«r-r»?prech«r 2i V»ftsctz'.-i^i!nnto Leipzig — t 4i«jei„»i, > vonKetchttstcanzriaen di» l vo» gmuiuclmuzetgen bis llUhrdvir- Vrett-tli,die Petit Epal«te!l»4« 4.l>.,p--i:- s wkteil s .tv ^umiiicn-liiiiteigeü :N Mr >,»deutlich geustriebene, j^wtc bi ',, ...» wrechcr autuegebenc 'Auieiqcn tüimc» M -- , BeroiliwellUchkcit tilr dli üilchtinleit des Le»' nicht iwernshmcn. 1 Lpeechguiide der Redattioni tl—12 Uhr vokniitb'g»- Mrsgabtz ^ NM MustMMW WüHleM-MUM USM VAi- W-L. '8- »SE Mscht-HhMHK^ 7' Entschieden! der National, e r ein p a r la men S t i m m un,g sb rbb au s Versammlung von n n ta v i f ch e n Vertrete r. Dtis Schicksal meint es außerordentlich hart mit dem deutschen Voilke. Unenidlich Schweres haben wir während der langen Kriegsjahre diirchz-nmachrn gehabt, schwerer noch war das, was wir seit dem 9. November erduldet, aber die eigentliche Zeit der Leiden scheint doch noch bevor,',nstehen. Den Kampf ans Leben und Tod haben uns unsere Gegner anlgeisagit. Mit vorgehaltenen Bajonetten fordern sie von unserer Negierung die Unterschrift unter den Vertrag, der uns knechtet, unser Leben zertrümmert, und Millionen un serer Brüder in die Fremdherrschaft führt. ' Als an jenem ewig denkwürdigen 22. Juni 1919 die Nationalversammlung sich mit großer Mehrheit für die Un terzeichnung des Friodensvertmges erklärte, geschah dies in der Erkenntnis, daß uns kein anderer Ausweg offen und die Annahme der feindlichen Bedingungen das kleinere Uebel für unser Volk fei. Die beiden Vorbehalte, die für die Unterzeichnung gemacht wurden, waren so überzeugend, daß wir hoffen durften, -die Entente werde in diesen beiden Punkten nachgeben. Aber wie schwer wurden wir enttäuscht! Bereits noch am selben Abend brachte der Draht ans Ver sailles die Kunde, baß unser Volk sich auf die feindlichen Bedingungen nur mit einem vorbehaltlosen „Ja" oder einem „Nein" K, entscheiden habe. Die Krise, -die wir überwunden glaubten, stand nun von neuem bevor. Bereits in der Nacht von Sonntag auf Montag tagte bas Kabinett und beriet über die neue gefahrvolle Lage. Am frühen Morgen wur den die Vorstände ber Parteien zu den Beratungen ii» Schlosse hinzugezogen während -die Fraktionen selber sich im Nationattiheatrr versammelten, um neue Beschlüsse zu fassen. Die Nationa-Iversamn 1-nng, die vor ungefähr zwei Mo- natvn ihre laufende Arbeit unterbrochen hatte und diese am Montag wibder ansnehmen wollte, sah sich jetzt vor eine ganz neue schwierigere Aufgabe gestellt. Am Montag noch mußte die bindende Entscheidung fallen, ob wir auch bedingungslos a-nnc-hmen ober ablehnen wollen. Die Zeit drängte amfs äußerste. Am Nachmittag lief der Wassen- stillstamb ab, die Feinde haben bereits ihre Vorhuten an verschiedenen Punkten des Rheins vorrücken lassen. Bei unseren Gegnern ist alles bereit. Mit der Uhr in der Hand warten die Heerführer der Entente, um ihre» Truppen das Zeichen Kim Vordringen zu geben. Bereits um 1 Uhr herrscht vor dem Nationaltheater, in dem die Vertreter des deutschen Volkes entscheiden werden, das gleich Bild wie am Vortage. Eine ungeheure Men schenmenge hält den Platz besetzt, um die Vorfahrt der Minister zu 'ehen und aus ihren Mienen zu lesen, wie es steht. Uni HH2 Uhr sind die Tribünen schon dicht besetzt, die Fraktionen beraten noch. Punkt 6 Uhr betreten die ersten Abgeordneten den Saab. Von den Regierungsver- treteni jst/poch niemand erschienen. Ein gewaltiges Ge summe braust durch das Hans. Gerüchte über Regien, ngS- krise, Auflösung der Nationalversammlung, Nichtunter- zeichimng schwirren durch die Lust. Eine unbegreifliche Spannung bemächtigt sich aller Anwesenden. Gegen 4L 9 Uhr erscheint als erstes Mitglied der Regierung der Minister des Aeußern Müller, ihm folgen Bell, David, Schmidt, Wissel. Um 2 Uhr 45 Minuten betritt Ministerpräsident Bauer den Sitzungssaal. Sein Gesicht ist bleich, seine Züge ernst. Sofort ertönen ii» Hause die Klingeln. Die Abgeordneten eilen in den Saal, sammeln sich zu Gruppen und debattieren löbhasl inttei »ander. Auch die Minister stehen zusammen und beratschlagen. Inzwischen sindauch Erzberger, Giesberts, Schlicke und May er-Schwaben erschienen, so daß nun das Kabinett vollzählig- versammelt ist. Wentige Minuten vor 9 Uhr eröffnet Präsident Feh - renbach die Sitzung. Nach kurzen einleitenden Worten erteilt er sofort dein Ministerpräsidenten Bauer das Wort. In eindrucksvollen Worten schildert Bauer die so bedrohlich veränderte Lag«. Die En- tenite hat uns keine Wahl gelassen. Das deutsche Volk muß in wenigen Stunden erklären, ob es den Vertrag in allen seinen Teilen bedingungslos annehmen oder ablehnen Will. Die Regierung hat lange überlegt, welchen Weg in in jetzt oinschlagen müsse. Aber die Erkenntnis, das; es heiligste e.'-flicht aller verantwortlichen Stellen sei, den; Volke di« Lasten und Prüfungen, die ein feindlicher Einmarsch not wendig zur Folge haben würde, zu ersparen, haben alle Gründe für eine Ablehnung zurückaedrängt. Auch die bei den gemachten Vorbehalte mühen nur zurncknestmeu. so w.st «s »ns tut. Es bleibt uns keine andere Wahl, wir tön-!'.-» uns nickt dagegen wedren, Denuchiaiib is. vöcko wcknw . Aber die Wehrlosigkeit schließt weht E h r l o i i g i e i l in sich. Wenn das deutsche Volk jetzt auch die beiben Ehren - Punkt« unter dem Druck p-iu-dlicher Gemättiiiaßreann lalle» lassen muß, seine Ehre gibt es deswegen dar!' nüyr preis. Bauer ist fest davon überzeugt, daß ast tshrloligkeii, -sie man von uns verlangt, ans unsere Gegner Kiriicksall.n wird. Zum Schluß beantragt Bauer, die Regierung zu ermäch tigen, den Vertrag zu unterzeichnen. Nach den Ausführungen des Ministerpräsidenten, dir vom Hause in tiefstem Schwaigen angehö't wurden., erb Neu die Vertreter der einzelnen Fuatnon das Wort zu tu: Erklärungen. Als erster Redner wird Schiller auche- rnseii. Er gibt namens seiner Partei die Ei.wrnn-g ab, daß der Vertrag nach wie vor unannehmbar sei. die Fw Mw. aber ans ihre Mitglieder in Anbetracht der schwierigen V - keinen Druck ausüben wolle, jonldein die Enlsa-.üew,, jedem einzelne» überlasse in der Erkeuittniö, daß man mit vollen, Pflichlgeiübl und vale,ländliche,- Ge,innu»g ah stiinmen werde. Nnch Schisser bringt L ch n l z - Browberg im Anstrage der Teutschnation-alen z>,»> Ausdruck, d -ß E?r Vertrag unter keinen Umständen ihre Billigung sinst-en könne. Tie Partei -aber überlasse es gleichfalls ibren Mit- giicldcrn, sich -darüber zu entscheiden. Heinze von der Deut scheu Volkspartei äußert sich in gleichem Sinne. Auch seine Fraktion ist davon über zeugt, daß den Abgeordneten freie Beschlußfassung eilige- räumt wenden müsse und die Entscheidung seiner Kollegen, wie immer sie auch aiisfallen mag, nur aus dem Gesiiln der Pflicht und in vaterländischer Gesinnung getroffen wei-ide. Nach, -diesen Erklärungen wird Schluß der Debatte be an tragt. Präsident F e h r e n b n ch schlägt darauf vor, über de» Negieriingsantrag dbzilsriinmen. Mit überwältigender Mehrhei't stimmt das Hnus dem Antrag der Regierung z». Für den Antrag haben Vertreter alle r Parteien gestimmt. Präsident Feh renbach tanstatiert, daß der Antrag an genommen ist. Das Schicksal ist entschied«!!. Der Vertrag wbvd unterzeichnet, das deutsche Volk beugt sich der Gewalt: Tief bewogt, mit Tränen in iden Angen und fast v«r sagender Stimme gibt Feh renbach den Gefühl.-» des Hanfes Ausdruck. Er erklärt, daß der Geist, der sich zmn allergrößten Teile in die'er Nationalversammlung soeben knndgegckben- hat, sich auch hinanstrage in unser Volk. Das wäre nun noch das allerschwerste und größte Verbrechen, wenn wir nach den Vorgängen aller Jahrzehnte, die glück lich hinter uns liegen, in Schmähungen und Verdächtig»»- > gen gegen die vaterländische Gesinnung unserer Mitbürger nns ergehen wollten. Feh reu buch bezeichnet cs in der , schwersten Stunde Deutschlands als das größte Verbrechen, i wenn von innen heraus Ver-dächtigiing-en kommen. Er hofft, daß das deutsche Volk gewillt ist, einträchtig die ge meinsamen Lasten, die uns jetzt bevorstehen, ans sich zu nehmen, getragen von dem heiligen Willen vaterländischer Liebe. I ni übrigen empfehlen wir unser Un glück dein Schlitze des allmächtigen Gottes. Tränen- brechen ihn: ans den Augen. Fehrenbach kann nicht mehr weiter sprechen. Eine lautlose Stille tritt ein. Das ganze Hans ist bewegt. Viel« Abgeordnete beugen sich tief über ihre Bänke, lim die Tränen zu verbergen, die sic- e.-,n <-ck-uId au, h-e we'en sind, iw- Wasien ge.wn mehlet wwd-.w. ricknl.ng mg , Kein ßw,-i a >>n - s.! a -.->,e: >- d> a. -- --. i. a ua!' das de... nie t?- tzl Millionen, der Schöpfe,- und- t-op an.- Leea . sjustände unserer Tage lw'-t.' now, d', e-, : der christüch-abendländisc'. en p,uli.. und bleios ' andrerseits diese ileinen geistig una lrirtjä -s ! Deulw.lard l-b!,äugige» Veiler nnna-ie Ei lande i ichen Meere. Der Kamp» ,legen d,e e!e-ue»!.ireii s der Geschichte und Geographie wird ick l'-.werdre.l . Ton Lniroterie enveisen. auch wenn er von den ! tig als Herren der Wett sich gebärdenden Wil'on - nassen geliibrl nnrd. i Diese Männer 'eben beule von D--ni!ck!-and »in ls .. . cr i als den ickmiachvoilen dhttainmenblnnh und ihre -..in,üs ! deutscher Geschichte beschränkt fick, so scheint es, aus dd- !a» -,e . Epocste der Vergew-attigüiig Deutschlands durch h i en. Die Erwige, die sie nickt ehrlichem Kampfe, w vern i deni abschenlickeil Mittel des Hnngerkrieges verda- tt-n. staben ihre Köpfe verdreht und Huben sie jegliches M. stir . die Bedeninug der Tinge verlieren lassen. Dent'chland soll vor allen, ein ostenes Schuldstes - ni , nis ablegen! In dieser Mahnung, die ja selbst von Deut schen an das deutsche Volk acrichte! w--d, liegt so vi-a! .--'li- s tischer Unverstand und heuchlerische Niedertracht, dos-, es i wirklich schwer wirst, mtt rüstigem Blute darüber z-.c , urteile!,. — Ulewiß, auch bei uns gibt es zu sühnen-, die neudeutsclie - Bisinarcksche, Wilhelnünsehe Politik bat dem den ticken ! Vol t e g e g e n ü b e r schstrere Smuld ans sieb geladen, eber ! das sind innere Angelegenheiten: über sw staben wir zu Gericht Z» sitzen, nicht das Ausland, dein dieie preu- ! ßischen Sünden nur znm Nutzen und Vorteil gereichten: « denn nimmermehr hätten unsere Feinde den W lttrieg ge- , lvinnen können, wäre ihnen Utt! nicht das zersplitterte, j durch die Folgen jener uilstaatsniännischeii Politik ge- i sthwächte Teittschlniid, sondern ein nach den List-Frantzschen ! (i-l»»diätzen geeintes Mitlelenropn gegeniiber getreten und : wäre Rußland nicht ein Jahrhundert lang geflissenllich ge- ' stärkt und wären Frankreich und Italien nickt gernde;,, ! als Biliidcsgenossen behandelt worden. Ich brouche ja hier i nur an ttstü!) und 1896 zu erinnern. Lei- Friedensvellrag zeigt aber auch -- ick möchte lagen nicht zurückdrängen können. Nach kurzer Pause beantragt Fehl-enbgch ans Wunsch aller Parteien ein« gemeinsame > , Teutlichkeit, lvas von dem Gerede des Kundgebung, -am die Truppen, von denen es heißt, daß sie > nai-aeaaukelt.-» Völkei- sich gegen die lln-terzeichiinng ausgesprochen haben, gelangen ! zu lassen. Die Sitzung wird zu diesem Zwecke für eine > Stande -ansgesetzt. Die Abgeordneten verlassen den Saal, , lim gemeinsam die Abfassung der Kundgebung vorzn- nehmen. Um 4 Uhr 15 Minuten wird die Beratung wieder a-»f- genoininen. Präsident Fehrenbach verliest unter lau tem Beifall des ganzen Hauses die von' uns bereits gestern veröffentlichte Kundgebung. Jur Kundgebung gegen den Gewalt frieden Von^r. Ottomar Schnchardt. Tie ungeheure Aufregung und Empörung, die die Frie- densfordcrlingcn der Entente im deutschen Volke hervoige- rufen haben, sind zu verstehen, wenngleich der gründliche vorgegankelten Völkerbundes zu halten ist. — Ich bedanre nur, daß es für viele bei uns erst der rohen Sprache dieses Friedcnstraktals beducsle, uui denWert der Wilsvnschen Ver sprechungen zu erkennen. — Hatle doch die Entente selbst in die Charte dieses Völkeibuiides einen breilen, klaffenden Rch gemaebt, der sich vielleicht nie wieder schließen wird. Sie hat das ungeheure Verbrechen begangen, schwarze, gelba und rote Barbaren auf die enropäi'chen Schlachtfelder zu schleppen und gegen das Edclvolk der Gcrinanen z» Hetzen, gegen die Begründer und annoch vornehmsten Träger de. christlich-abendländischen Kultur: und sie hat das andere noch fluchwürdigere Verbrechen, sich zuschulden kommen lassen, «in ganzes großes Volk, das für die Weilkuttur so unendlich viel bedeutet, zum Hungertod« zu venn-tetten. «) T.in g-g.-Mws,- „iSe,«-!i Mi,- >»''> «>-.f st"' krun-l Vans-no- vom st. NevenN'- e IniiwsNkii. d>-r Velst-nslUNNnw st--s vlr-.n,d de« Wüs-michen Pli,Utk ,'crlviochai wurde. De.» muble jür „ul-ie dun-eli.,« Liculernug inostgkbend sei». - Ard.