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BezugSPrel», Beilage vierteljährlich 8,10 ^ In Dresden und ganz Deutschland frei Haus S,LS ^ tn Oesterreich 4,43 K. jUuSgabe » vierteljllhrllch I M> In Dresden und ganz Deutschland frei HauS S,3L tn Oesterreich 4,87 X. — Einzel-Nummer 18 ^, Wochentags erscheint die Zeitung regclmützig tn den ersten Nachmittagsslunden; Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit mit Unterhaltungsbeilage Die illustrierte Zeit Anzeigen, Annahme von Geschiistsanzcigen bis 18 Uhr, von Familien- anzeigen bis IS Uhr, Preis für die Pctil-Shaltzeile S8 ^, im Reklameteil 88 ^, Mir undeutlich geschriebene, sowie durch Fernsprecher auf- gegebene Anzeigen können wir die Lerantwortlichlcit für die Nichtigkeit des Textes nicht übernehmen, Redaktions-Sprechstunde: 18 bis 11 Ubr vormittags. Für Rückgabe cinaesandtcr kchrislst, macht sich die Redaktion nicht verbindlich: Rücksendung erfolgt, wenn Rückporto bet- gesügtist. Brieflichen Anfragen istAnlwortsporto beizufüge», -» »r, 175 Geschäftsstelle nnd Reduktion Dresüe«»A. 16, Holbeioftratze L6 Dienstag sen 3» August 1915 Fernsprecher 21366 ll. JaLr?'^ Mitau in deutschem Besitz Die wichtigste Meldung aus den gestrigen Tagesberichten lautet: „Mitau wurde acstcrn vvn unseren Truppe» nach Kampf genommen. Tie Stadt ist iin allgeineinen unversehrt." Mitau, die I .Hauptstadt von Kurland ist also in deutschem Besitz und zwar nicht von den Russen „geräumt", sondern von den lettischen nach Kampf genommen. Mita» liegt 40 Kilo meter von Riga entfernt. Ein Tagesmarsch und ein sichtiger Stotz und Riga war russisch. Ter Siegesmarsch der Tentschen in Kurland ist unaufhaltsam. Wenn auch nicht alle Pläne des genialen Heerführers Hindenburg im Augenblick klar zu erkennen sind, so sehen wir doch, wie fest- ulchlossen seine Siegesbahn ist und wie er sein Ziel sicher erreicht, Mitau ist unser! Tiefes Wort mutz inan einmal richtig in sich ansnehmen, uni die Bedeutung des großen Erfolges zu würdigen. In dem Tagesberichte heißt es rann weiter: „Östlich von Poniewisz haben sich Kämpfe ent wickelt. die einen für uns günstigen Verlauf nehmen. Nord östlich von Suwalki wurde die Höhe 186 (südöstlich von wlletnit) erstürmt. Nordwestlich von Lomza erreichten unsere Truppen, nachdem an verschiedenem Stellen zäher -'wüscher Widerstand gebrochen war, den Narew. Ein Offi zier, M>3 Mann wurden von uns gefangen genommen. Ans der übrigen Front bis zur Weichsel ging es vorwärts; 060 Gefangene, dabei ein Offizier, wurden Angebracht. Vor Warschau ist die Lage unverändert." lind vom Südöstlichen Kriegsschauplätze wird uns berichtet: „Nördlich anschließend an die am 31. Juli eroberten Höhen bei Podzamcze drangen gestern Truppen des General- ersien v. Woyrsch unter heftigen Kämpfen durch das Wald- ueläude nach Osten vor. Ter weichende Feind verlor 1500 Mann an (befangenen und 8 Maschinengewehre. Vor I ln angoiod lieferten österreichisch-ungarische Truppen siegreiche Gefechte: der Halbkreis nn> die Festung ieht sich enger. Bei den Armeen des Generalfeldmarschalls v. Macke n- > e n hält der Feind noch zwischen Weichsel und der Gegend südwestlich von Lenczna. Deutsche Truppen errangen neue Erfolge östlich von Knrow; sie machten 600 Gefangene. Zwischen Lenczna und Zalin (nordöstlich von Cholm) schreitet der Verfolgnngskampf vorwärts. Am Bug er reichten wir die Gegend nördlich von Dubienka. Oester- eichisch-nngarische Truppen dringen südwestlich von Wladi- »ür-Wolhnsk über den Bug vor." Tiefe Meldung erhält noch eine wertvolle Ergänzung enrch den österreichisch-ungarischen Tagesbericht, in welchem cs heißt: „Bei Tnmaszvw, gegenüber der Rndvnikn-Münduiig, -rrnngcn unsere Verbündeten gestern neue Erfolge. West lich Iwnngvrvd haben unsere sicbenbürgischcu Regi menter dein Feinde acht etagenförinig angelegte betonierte Tiünpilnktc mit dem Bajonett entrissen; vier dieser Werke wnrdrn allein von dem größtenteils aus Rumänen be stehende» Infanterie-Regiment Nr. 50 erobert. Der Halb kreis um Jwangorod verengerte sich beträcht lich. Wir nahmen 15 Offiziere und über 2300 Mann ge fangen und erbeuteten 20 Geschütze, darunter 21 schwere, scrner 11 Maschinengewehre, eine» großen Werkzcugpark und viel Munition und Kriegsmaterial. Unsere bewährten sicbenbürgischcu Truppen dürfen diesen Tag für de» schönsten ihrer ehrenvolle» Geschichte zählen." So schließt der gestrige Tagesbericht über die Opera tionen im Osten wie eine ganze Anzahl seiner Vorgänger mit erfreulichen Ereignissen ab und aus dem Westen kom men nur günstige Meldungen über kleine Gefechte, wie auch der Kampf mit den Italienern an verschiedenen Stellen Vor teile brachte. X Die Friedenskundgebung des Papstes wird auch bon der nichtkatholischen Presse anerkennend be sprochen. Es war wohl selbstverständlich und von jedem Katholiken erwartet, daß das Oberhaupt der Kirche am Schlüsse des ersten Kriegsjahrcs seine Stimme erheben würde, nm die Völker zu ermahnen, das furchtbare Ringen cinzustellen. Tief ergreifend sind die Worte des Hl. Vaters, sie geben Zeugnis von dem großen Seelcnschmerze, der sein Vaterherz zerreißt und sie beweisen, wie sehr dieser Fricdens- sürst die Aufgabe erfüllt, die ihm sein hohes Amt gebeut. TaS hat auch die nichtkatbolische Presse begriffen. Tccher spricht sic mit Achtung von der päpstlichen Kundgebung und ! M MU » W Ter Untcrscekricg Tem „Notterd. Courant" zufolge sind in verflossener Woche nach Mitteilung der Lloyd-Agentur in englischen Ge wässern 18 Schiffe torpediert worden, darunter 16 Ha n d e l s f a h r z c n g e. Ter Dampfer „Orlando" ans Snndswall hat in Hel- singborg 30 Mann der Besatzung des torpedierten nor wegischen Tampfers „Tronthjcmfjord" gelandet. Ter Niesendampfer, der erst in diesem Jahre angeblich ord nungsgemäß van England an die norwegische Gesellschaft verkauft wurde, war nämlich mit dem vollen Wert von Schiss und Ladung bei Lloyds versichert. Ter englischen Gesell schaft erwächst damit ein Verlust vvn 2 Millionen Mark. „Politiken" meldet aus London, daß sechs bewaffnete englische N e g i e r u » g s d a »i p f e r aus Lowestoft durch ein und dasselbe deutsche Unterseeboot versenkt wurden. Dein Ncichstugspräsidenten Tr. Kämpf wurde vom Kaiser das Eiserne Kreuz verlieben. Ei» Opfer der Pflicht Ter Tirektor des Hygienischen Instituts an der Uni versität Kiel Geh. Medizinalrat Fischer ist ein einem Laza rett in Flandern an Herzschlag gestorben. Tie amcrikmilschcn Kriegslieferungen Nnch einer Meldung der „Deutsch. TngcSztg." ans Kopenhagen hat das Bankha u s M vrga n ». C das für die Alliierten die F i n a n z i c r u n g der amerikanischen Kriegsliefcrungen übernommen hat, bis zum 1. Juli für über zwei Milliarden Mark Kontrakte mit amerikanischen Fabrikanten abgeschlossen. Zur Tumnsitzniig erklärt die „Voss. Ztg.", man müsse S s a s a u o w s vor sichtige Aeußerung über die Neutralen mit seiner herrischen Rede am Kriegsbeginn vergleichen. Am eindrucksvollsten ist der Appell an Serbien. Es möge in den Drangsalen dieser Zeit Mut z» neuen Opfern schöpfen. AnS dem Schützling sei also der ersehnte Helfer geworden. — Tas „Berl. Tagebl." erinnert daran, daß Herr Ssasanow in der vorigen Tumasitzung in höhen Tönen verkündete, Konstantinopel müsse an Rußland fallen. Davon habe er jetzt weise geschwiegen und nur von beinahe nnnbersteigbaren Hindernissen gesprochen. — Die „Morgen post" weist darauf hin, daß Ssasanow bei dem den Italienern gespcndetn Lob erwähnt habe, daß Italien zu seinem Ver rat von Anfang an entschlossen war. Diesem Zeugnis Ssasanows gegenüber müßte alles Leugnen und Lügen der Italiener verstummen. Tic Frikdensbemühliligcn des Papstes Wie die „Agence Fournier" von einer hohen Persönlich keit des Vatikans erfährt, gedenkt der Papst Ende Sep tember oder spätestens in den ersten Oktobcrtagcn ein großes Konsistorium einzuberufen, zu dem er alle italie nischen und ausländischen Mitglieder des heiligen Kol legiums einladcn wird. Es handele sich hierbei nm eine weitere Fricdcnsaktion des Papstes. Kreuzer „Hindenburg" Ter am Sonntag auf der Kaiserlichen Werft Wilhelms haven vom Stapel gelaufene Große Kreuzer. „Ersatz Hertha" hat ans Befehl Seiner Majestät des Kaisers und Königs den Namen „Hindenburg" erhalten. Die Taufe ist von Ihrer Erzellcnz Frau v. Hindenburg vollzogen worden. Gencralfcldmarschall v. Hindenburg hat anläßlich des Stapellaufes ein Telegramm an den Kaiser gerichtet. mit Ehrfurcht von seiner Person. Artikel, wie sie am Mon tag in den L. N. N. standen, findet man dort nicht immec. Sie geben uns die hohe Gcnngtnnng, daß man an dieser und ähnlichen Stellen oie edle Absicht des Hl. Vaters ver sieht und seine Friedensmahnnng nicht ungchört verhallen läßt. Mit tiefem Verständnis und herzlichen! Tante nehmen wir von dein Ausrufe des Papstes Kenntnis und wünschen von Herzen, daß dieser päpstliche Appell bei allen Völkern die Ausnahme finden möge, die seine früheren Aufrufe bei uns gefunden haben. Wir haben nm die Weihnachtszeit mit Tank den Vorschlag des Hl. Vaters begrüßt, am hohen Weihnachtsfeste eine Wassenpause eintreten zu lassen: aber leider ist die gute Absicht des Papstes an dem bösen Willen unserer Feinde gescheitert. Wir erinnern uns auch noch mit Schmerzen der Schwierigkeiten, die der Tiirchsiibrung der Bitle des Papstes nm den Austausch tciegsnntanglicher Gefangener von einem Teile unserer Gegner bereitet wor den sind. Unser katholisches Gewissen ist auch schmerzlich davon berührt worden, daß katholische Priester und Gläu bige in Feindesland sich geweigert haben, das FriedenSaebet des Papstes zu beten und es selbst heute nur in einer nach ihrein Sinn abgeänderten Form beten. In den katholischen Kirchen Tentschlands und Oesterreich-Ungarns hingegen wird das päpstliche Friedensgebet Tag für Tag in be sonderen Kriegsandackten von der Menge der Gläubigen gebetet, nnd kein Deutscher, welcher Konfession er auch sein mag, hat je daran Anstoß genommen. Ter jetzige Anftuf des Papstes nm Herbeiführung eines baldigen Friedens wird sicherlich bei allen Tentschen mit einein offenen Herzen Aufnahme finden, und es ist gewiß niemand unter uns, der nicht den Schmerz des Hl. Vaters nacbempfändc nnd seinen sehnlichsten Wunsch nicht teilte, daß der Krieg bald cm Ende finden möge. Wir Missen sehr wohl, daß unsere Feinde darauf bestehen, uns nnd unsere Verbündeten voll ständig zu vernichten. Sie wvllen trotz ihrer sehr un günstigen Lage den Kampf bis znm Weißbluten fortsetzen nnd sie seben nicht ein, daß sie sich selbst und der ganzen Welt einen namenlosen Schaden ziiftigen. Wir können da her das Schwert nicht in die Scheide stecken, sondern müssen cs weiter führen für unsere Freiheit und unsere Ehre. Groß sind die Tvfer, die das deutsche Volk in diesem Kriege schon gebracht bat und der Größe dieser Tpfer entsprechend muß auch der Friedenspreis sei». Es muß von jedem Christen bedauert werden, daß im Augenblick die Stimme des Papstes keine Erbörnng finden kann. Aber mit ruhigem Gewissen dürfen wir Deutsche sagen, Nur sind nicht schuld daran. So wenig wie wir den Krieg gewollt haben, so wenig wünschen wir die Fortsetzung. Nur die eiserne Pflicht und der Un verstand der Feinde läßt das Ringen sich fvrtsetzen nnd in den Becher der Freude über die herrliche päpstliche Kund gebung fällt ein Wermiitstrvpfcn des Schmerzes, daß die Mahnungen nicht das richtige Obr treffen, weil dieses sich verschließt und Eifersucht nnd Haß nicht schlafen läßt. Ver einigen wir »ns mit dem Hl. Vater im Gebet für den Frieden, als Deutsche für den Frieden, der des großen Volkes würdig ist. X In der russischen Duma wurde im weiteren Verlaufe der ersten Sitzung, über die wir gestern berichteten, die Räumung Warschaus angekündigt. Tcr Kricgsminister Poliwanow führte ans: „Durch die geschickten nnd hartnäckigen Vorbereitungen Deutschlands während vierzig Jahre erzielte eS in der Tat Ergebnisse, die es in militärischer Hinsicht über die anderen Länder stellt, besonders wenn es seine reichen technischen Hilfsquellen benutzt nnd dabei voll kommen die Kriegstradition vergißt, die bisher das Gesetz der militärischen Ehre der zivilisierten Nationen ansmachtc. In diesem Augenblick bat der Feind gegen uns ungewöhnlich große Streitkräfte ziisaminengezogen, die Schritt für Schritt das Gebiet deS Militärbezirkes von Warschau umkreisen, dessen strategische Grenzlinien immer den schwachen Punkt unserer westlichen Grenze bildeten. Unter diesen Umständen werden wir dem Feinde vielleicht einen Teil dieser Gegend überlassen und uns ans Stellungen znrnckzieben, wo unser Heer die Wiederaufnahme seiner Offensive vorbereiten kann. Dies ist das Ende, das das 1812 erprobte Vorgehen krönt, Wir werden vielleicht beute Warschau dem Feinde überlassen, wie wir seinerzeit Moskau räumten, nm den schließlichcn Sieg zu sichern." Der Kriegsminister scheint gerade so ein Großsprecher zu sein wie die übrigen Redner, die vor ibni das Wort er griffen. Er täuscht sich, wenn er glaubt, Warschau werde für Deutschland dasselbe sein, wie Moskau für Napoleon. Ein