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Mittwoch den b. Jnm 1221 »aqiisch, Nr. 129, Seite 8 Frau Abg. B ü l l n> a » n zTnai.) über die zeitgemäße Ber» bejserung der wirtschaftlichen Lage der Hebam men erklärt der Abg. Pagenstecher (Dnat.) al» Vertreter deö Antrages Bülttnnni (der Abg. Arzt hatte als Berichter statter des Mehrhciisanirages aus das Wort verzichtet): Die Lage der Hebammen sei eine schlechte. Wenn die Hebammen in Beamtenstellungen einrücke» würden, bestehe die Gefahr, daß das Pflichtgefühl Nachlaße. Eine Besserung könne aber dadurch geschussen werden, wenn ein E x i st e n z m i n i m u m sicherge- stelll werde. ' Frau Abg. Bültmann (Dnat.): Ein Existenzminimum sei unbedingte Notwendigkeit, denn nur so könne für die Hebammen eine Lebeusmogüchleit geschaffen werden. Die Vor bildung und Weiterbildung der Hebamme» müsse gefördert Nerven und es müge den Hebammen eine angemessene Vergü tung znges'.anden werden, damit sie in die Lage kämen, an von Staats wegen eingerichteten Äusbildungskursen teilzunehmen. Minister Lipinski: Die Frage der Organisation de» Hebainmcnwesens mühe im Zusammenhänge mit der gesamten Wohlfahrtspflege behandelt werden. Das gesamte Heilwesen be dürfe einer Umänderung, was aber Lache des Reiches sei. Die sächsische Regierung sei bereit, aus die Reichsregieruug einzu- wtiSeii, daß sie freie ärztliche Hilfe und freie Geburtshilfe ver füge. ES erscheine ihm sehr zweifelhaft, ob der Staat über die geforderte» Summen verfüge. Abg. Frl. Dr. Hertwig: Die Unbemittelten und Minderbemittelten mühten unterstützt wer den. aber sie sehen das Heil nicht in der Verstaatlichung de» Hebammenwesens. Abg. Frau Salinger (Dem.) schließt sich den Ausführungen der Vorrcdnerin am Abg. Arzt (Soz.): Er sehe keine Veranlassung, daß noch mals im Plenum die ganze Sache aufgerollt worden sei. Es sei nicht die Frage der Hcbammenversorgung die Hauptsache, sondern die Sorge für die künftige Jugend. Der Antrag Frl. Dr. Hertwig (D. Vpt.), das Ka- pitel 56, Titel 1L des Nachtrages zum Staatshaushallplan, wo eine wirtschaftliche Sicherstellung der Hebammen festgestellt wird, noch vor den Ferien zu verabschieden, wird abgelehnt gegen die Stimmen der Rechten. Ebenfalls der Minder heitsantrag Bült mann (Dnat.) erfährt Ablehnung und der Mchrhcitsantrag des Rechtsausschusses wird ange- nom m e n. Zum Anträge Ebert (Kom.) und Genossen, über die Vergebung der Ob st Nutzungen der Staatsstra ßen tritt der Abg Schreiber (Dnat.) als Berichterstatter für den A b ä n d e r n n g s a n t r a g des HanShaltausschusses A ein, der fordert, daß die Gemeinden bei Vergebung der Obstnntznn- gen vorerst berücksichtigt werden sollten, daß aber der Rest auf dem Wege der Versteigerung abgegeben werden sollte. Diesem Anträge schließen sich die einzelnen Fraktionen an und es er folgte einstimmige Annahme. Auch die Vorlage Nr. 47. über den Entwurf eines Gesetzes über Abänderung des Gesetzes vom 1. Juli 1878, bete, die Be- stenerung des Gewerbebetriebes im Umher ziehen, wird nach knrz:r Debatte einstimmig ange- n o m m e n. Abg. Donath (D. Vp.) befürwortet als Berichterstatter den Nachtrag zum Vertrag: des StaatöfiSkus mit den Ständen des Landkreises der O'-erlausitz über die Errichtung eines Forschungsinstitutes für Landarbeit in P om in - ritz, der auch einstimmige Annahme findet. Schluß der Sitzung halb 5 Uhr. —pt— Nächste Sitzung Tonncrstag, den 9. Juni nnttagS 1 Uhr. — Tagesordnung: Kurz' Anfragen: Antrag Barthel, Bild mg eines Untersuchungsausschusses iii, die Blindenanstalt in Altenberg; Stanilliche Hochschule für Musil und redende Kunst. ' « - » Der NechtSouSschuß und der HauShaltanSschuß A erledigten in gemein-aincr Beratung den Bericht über das StaatS- bankgeseg. Dcr Bericht wurde mit geringfügigen Aenderunaen g-uehmigt. Die Vorschläge der Ausschüsse weichen von der Regi rungSvorlage in zwei wesentlichen Punkten ab. D e Regie rungsvorlage sah fite die Leitung der Staatsbank einen Präsidenten vor. Dcr Ausschuß schläat demgegenüber vor, die Leitung des Unter nehmens einem Direktorium zu unterstellen Die zweite wesentliche Acn- derung besteht darim, daß die Ausgaben des StaatskonumssarS bei der Staatsbank gegcnüber der Regierungsvorlage erweitert worden sind. Die Beamkcns :ageu. Am Dienstag und Mittwoch weilen Veitretcr der sächistchen Regierung in Berlin, um mit den Re'chs- behörden über die Einstufung der sächsischen Orte ins Orisllassen- verzeichuiS zu verband ' t. Im Laufe dieser Woche soll auch noch über den Entwurf des Beamtenrälegesetzes unterhandelt werden. Kunst und Wissenschaft Die Dresdner Musikhochschule Vortrag des Herrn Dr. Karl WolIs Dresden, 8. Juni. In. Sitzungssaale des Landtags hielt gestern d-r Dramaturg der Staatstheater, Herr Dr. Karl Wollf, e'nen Vortrag übe: das Thema: «Was will die Dresd'--: StaatShvch schule für Musik und redende Künste?" Die Absicht des Redners war, im Zu- sammenhai'n den künstlerischen und organisatorischen Gesamt plan d>« TrbeltsauSschusses zu entwickeln. Der Redner lehnte non vcrr die Kompromißvorschlägc, aus den Konserva- v-riep Höchst» len zu machen, die Musikhochschule nach Leipzig z i -erlegen. sie mit der Universität zu verbinden oder gar das Leipziger Konserpatoriui» zu bevorzugen, ab. Der festliegende Plan müsse als Ganzes verwirklicht werden oder überhaupt nnlcrdleiben. Eine andere Möglichkeit gebe eS nicht, solle nicht ein nie wieder zusammcnfügbares Stückwerk entstehen. Auf die Frage: „Warum nicht Konservatorium?" fand der Redner eine treffliche Antwort. In die Hochschule gehören keine Dilettanten, kein.: Spezialisten und keine Durchschnitisbegabten. Nicht ge meint ist, daß den Konfervatorien, deren Notwendigkeit auch fernerhin besiehe,i bleibt, die bellen Schüler weggeschnappt werden sollen. Da die Hochschule nur 800 Schüler aufnehmen wird, würde für die bestehenden sächsischen Konser vatorien und Musikschulen der Ausfall nicht schmerzlich sein. Der Vorschlag, dir Hochschule mit der Universität zu verbinden, ei nicht diskutabel, weil dort Theorie und Praxis nicht Hand u Hand geben kann. Und gerade die Praxis muß in der zu gründenden Musikhochschule daS Uebergewicht haben. Der musik wissenschaftliche Betrieb der Universität ist ja auch nur darauf gerichtet, Mnsikgeiehrte zu erziehen. Die Musik ist also nur FnrschungSgegenstand. Bei der Musikhochschule würde der Fall genau umgekehrt liegen. Da» Moment, ob der Sitz der Musik hochschule ein« Universilät besitzt oder nicht, kann also deswegen gar kein« Rolle sviclen. Die zweite Abteilung der Hochschule soll die redenden Künste lehren. Sie wird vier Unterabteilungen er halten müssen: Die Schauspielschule, die der Theater- resormschule, heute der brennendsten Frage de» deutschen Thea- ter«, vollste Rechnung tragen soll, die Regie schule, die da» kondergebiet der modernen Inszenierung mit ihren «normen technischen Schwieriflkeiten zn lehren hätte, und di« auch voin Kritiker mit reichem Gewinn besucht werden sollte, die llnier- abtetknng für Theaterwissenschaft, die von den prak tischen Abtelluw-ei, ihre Anregungen zu empfangen hätte »nd Die Entente zur Frage der Einwohnerwehren DrrU«, 7. Juni. Wie bekannt, hatte die Interalliierte Mili» tärkommiiston von der deutschen Regierung bi» zum SO. Mai die Erreichung einer Liste derjenigen Selbstschutz-Organisationen verlangt, bie die Regierung in Anwendung de» Gesetzes vom 32. Mär, 1221 aufzu Sie» beabsichtigt. Der Kommission ist, wir berichtet, fristgemäß eine Liste Übersandt worden, die die Organisation Escherisch, die oll preußischen Wehre» und die bayrische» Ein wohnerwehren enthielt- Die Kommission bat hieraus erwidert, daß die L sie und ollst in di fl sei, da sic nickt alle Selbstschutz- Organisationen enthalte, die nach den Pariser Beschlüssen in Ver blutung mit dem Ultimatum auszulösen seien- Die deutsch« Regierung hat daraus geanlwortet, daß nach ihrer Kcnntni» und den Mitteilungen der Landesregierungen die übersandte Liste sämtliche iu Deutschland bestehcnden, nach den genannten Bestimmungen aufzulösenden Or ganisationen unpasse. Sie hat darauf hlnqewiescn, daß die in zahl- reichen Orlen Deutschlands früher vorhandenen, mit Miliiärbewaff» nun« versehenen, aber inzwischen enlwassnctrn Organisationen durch die Erlaße der Landesregierungen über die Auslösung der Einwohner wehren überall, außer in Bayern und Ostpreußen, auch aulaclöst leien, und au'gei.ört hätlrn, zu bestehen. Durch ein Rundtelegtamm seien die Regierungen dcr Länder ersucht worden, f'osoil nachrup-üfen. ob sich etira Organisationen der Verpflichtung zur Auflösung ent zogen haben. Wo die« der Fall sein wllte, würde alsbalu die Auf lösung auf Grund de» Gesetze» vom 22. März bew rlt werden- Deutschland und der Völkerbund Genf, 7. Juni. Die in der sechsten Kommission der Union der VölkerbundSvereintgungen vom Vizepräsidenten Prof. Aulard au» Frankreich rmge brachte und etnsttmmig angenommene Ent schließung hat folgenden Wortlaut: Im Interesse de» wirklichen Friedens und in Zusammenarbeit der Völler drückt der Kongreß den Wunsch aus, Deutschland möge gemäß dem VölkerdundSpakl möglichst bald in den Völker bund ausgenommen werden. Keine wirtschastltche Ausschwungsmöglichkeit Berlin, 7. Juni. Aus den Berichten der preußischen Handels kammern an das Handelsministerium über den Geschäftsgang von Handel und Industrie im Monat Mai geht hervor, daß zwar nach der Klärung der politischen Lage durch Annahme des Ultimatums in einzelne» Industrie- und Handelszweigen, besonder» in der Textilindustrie, eine gewisse Belebung elngetreien ist, daß aber mit e>ner wirtlichen und entscheidenden Besserung der wirtschaftlichen Gesamtlage leinenfallS zu rechnen ist, solange d-e Sankiionen in Kra't bleibe». Trotz der kurzen Zeit des Bestehens der wirtschaft lichen Zwangsmaßnahmen haben sich allenthalben so schwere Folgen für die Wirtschaft des besetzten Gebietes gezeigt, daß an ein Wiederaufleben unter diesen Umständen nicht zu denken ist. Das Ergebnis von Barthou» Rheinkandsretse Koblenz, 7. Juni. Wie aus Paris gemeldet wird, soll Barthou auf seiner Rheinlandsreise die Ueberzcugung gewonnnen haben, daß kein Anlaß mehr bestehe, den Jahrgang 1219 noch länger im Rheinlande zu belaslen. Er beabsichtige daher, den Jahrgmig noch vor Ablauf dieses Monal» heimzuscnden. Weiler soll sich Herr Barthou über die Klagen ter Bevölkerung im besetzten Gebiete über das Verhalten der Besatzunas« truppen dahin ausgesprochen haben, daß die Klagen lediglich Erfindungen der Berl ner Presse seien, da »ach seinen Erlundigungen in der Bevölkerung keinerlei Ä- laß zu Beschwerden vorhanden sei. Wenn Herr Barthou diesen Eindruck aus dem Rheinland« miige- nommen haben will, dann ist es müßig, zu fragen, auf Grund weicher Beobachtungen er zu solchem Urteil gekommen ist. In dcr rheinnchcn Bevölkerung beult man scdenlaits ganz anders, weil die Besatzungstruppcn leider zn reichlich Anlaß zu Klagen und.Be- schwerden geben. Man braucht nur an die WohnungS-Beschlag- nahimmgcn zu erinnern. Französiicke Presjepolitik im besetzten Gebiete Luvw gshafen, 7. Juni. Die Presse des be.etztcn Gebiete», vor allem aber bie Presse dcr Pfalz, hat neuerdings wieder sehr schwer unter dcr Vorzensur und uiuer direkten Ein^r ffen dcr frcm- zösstchcn Zensoren zu leiden. So wu.de z B der Rh inpsülzer ver boten wegen eines rein sachlichen Artüels übrr Oocr'chlesten, während man in der Pirmasenser Zeitung statt einer angelündiglen deutschen Protestnote nur eine wclße Fläche erblicken konnle, obgleich der Abdruck amtlicher deutschcr-Kundgebungen laut Beschluß der Rhein- landskommission gestaltet i-r. Diesen Versuchen, die Presse des be setzten Gebietes in ihrer freien Meinungsäußerung zu beschneid-n, laufen Bestrebungen parallel, der französischen Propaganvaprcsse im besetzten Gebiete möglichst großen Absatz zu verschaffen, um dir Rheinländer einseitig und t.ndenziös zu unterrichten und zu beein flussen. So wird ocriucht, das m Mainz erscheinende Hetzblatt Echo du Rhin durch deutsche Buchhand.ungen vertreiben zu taffen. Beauftragte der fianzöfi chcn Ortskommandanten kontro^ieren, ob diese Zeitung im deutschen Buchhandei geführt wird. Caarkohle für England Saarbrücken 7. Juni. Infolge dcr von Deutschland auf Grund des Spaa - AvkommenL nach Frankreich gelieferten Re- parationSkohlen häuften sich die Kohlenvorräte in Frankreich einer werdenden Wissenschaft mit noch feslzulegcnden Methoden zu dienen hätte, und schließlich die Red ner schule, die nicht äußere Technik zu lehren, sondern die rednerische Begabung im edelsten Sinne zu entwickeln haben würde. Was ist nun der richtige Ort für die neue Anstalt? Doch wohl unstreitig der jenige, an dem sich ein an der Spitze marschierendes Theater institut befindet. Nur dort gibt es das unersetzliche Anschau ungsmaterial und in gewissen Grenzen auch das nötige Be tätigungsfeld für aufstrebende Kräfte. Die längst strittige Mu siklehrerfrage würde, wie Redner am Schluß ausführte, endlich eine Regelung erfahren können, indem ein entscheidender Fort schritt dadurch geschaffen wird, daß der Staat sich der Sache an nimmt und die Besten von den Minderbegabten sondert. Die idealen Zwecke, Bekämpfung, des MusikschundeS, volkstümliche Musikpflcge, Theamrknltnr müssen ohne weiteres einleuchtcn. Keine unpraktische Schwärmere^bat die Gründer geleitet, die Aufgaben sind im Gegenteil em^tent praktisch. Der materielle Aufstieg wird nie beginnen, wenn nicht der Seele des deutschen Volkes durch neue Freude geholfen wird. Wir besitzen auf dein Gebiet der Musik und deS Theaters noch die Weltmachtstellung, den Vorrang vor allen Nationen. Nick diese einzige Macht, die wir haben, müssen ^ni: erhalten und cnisbanen. um so mehr, als Sraatkgelder zunächst gar nicht benötigt werden, sondern ledig lich die StaatSautorität gebrauch! wird. — Dem knappen, aber sehr instruktiven Vortrag wird man unbedingt zustimmen müssen, selbst wenn man Gegner dcc „Alademisiernng dcr Kunst" (im schlimmsten Wortsinne alter Neaunenl woe, der Hochschnlbegriff soll hier ganz neue, nur mit grösster Freude begrüßende Formen annchm-n. Herr Dr. Wollf wurde lebhaft applaudiert. Zck. -- TtaatSopcr. Trotz der geradezu niedcrdrückenden Schwüle de» Abends gelang e» dcr ganz einzigen und kaum mit anderen Opern vergleichbaren Musik der „Carmen", freudig zu stimmen und zu erfrischen. Wenn man auch auf der Bühne und im Orchester nicht minder zn schwitzen schien wie im Audi torium: Die Anfführnngen ließ ihren Vorgängerinnen au» dcr abgelaufenen Spielzeit an Schwung und Temperament nicht» nach. DaS macht unser treffliche» Ensemble, unser brillanter Chor und vor allem Misere Tervani. Auf diese Carmen dürfen wir stolz sein. Schmalnau er» Torero kann sich zwar nickt mit Plaschke und Burg messen, aber er gibt mindesten» darstellerisch sehr viel der. Den Josö sang Alexis of Enes- helm von der Darmstädter Oper. Mit gutem Material, daS noch wachsen wird, aber darstellerisch unmöglich. Die Mieacla war Stella EiSner a. G. Auch sie kann mit unseren Dar stellerinnen keinen Vergleich auShalten. Zck. bekanntlich derart an. daß für Saarkohle in Frankreich keiner!«« Bedürfnis mehr bestand. Die Folge davon war eine Einschränkung der Kolstensörderung in den Saargrnken durch Einlegung zalsl- reicher Feierschichten. Durch diese Maßnahme trat eine stark« Beunruyigung unter den Saarbergleuten ein, sodaß sich die sran- zösische Grubenverwaltung veranlaßt sah, nach neuen Absatzgebieten für die Saarkohle sich umzusehen. Jetzt schloß nach französischen Meldungen die englische Kohlenimportfirma Lambert-Brothers einen Vertrag auf Lieferung mehrerer hunderttausend Toimeii Saarkohlen für Rechnung der englischen Regierung ab. Zum Wiederaufbau Pari», 7. Juni. Der Minister für Wüderanfbail Lo» chenr bat eine Reise durch da» ehemalige Kampfgebiet gemacht und hierbei auch die Stadt ValencienneL besucht. Er hielt doit eine Rcie an die Stadtverwaltung, in dcr er n. a. sagt', er kenne d!e Gcfichle der Bevölkerung dcr Norddcpait ment? hinsichtlich der Be schäftigung der deutsche» Arbeiter Es sei Toiheit -» sagen, daß eine Stadt wie ValencienneS 4000 bis 5000 Ten sche konuien lassen könne, um die Häuier wieder auszub inen. Es winde dadurch ein Zusammenwohncn enstehen, das man nicht dulde» lin ne. Ferner erklärte er, daß die französischen Industrielle», stark mit den Lieferungen für die Wicdeiaufdauzone beschäftigt, sich schließlich gegen übereincm Deutschland, da» nur ans dem Wcl,walkte beschäftigt sei, im Rückstände befinden wurden. Er verlange deshalb von den französischen Industriellen, daß sie sich ihren Kunden zuwenden und nicht zu große Vorteile au» den Lie ferungen für den Wiederaufbau zu erzielen suchen Line Entscheidung über die Zukunft könne nicht getroffen werden. Doch könne er nich! Verpflichtungen übernehmen, daß er nicht Lieferungen Deulschlands »»nehme, die für Frankreich eine Erleichterung dalsttllen könnten- Verschiebung der Enteutebonscrenz London, 7. Juni. »Daily Chron-cle" schreibt in einem »Tie Entente" überschriedenen Artikel: Die nächste Zusammenkunft des Obersten Rate» sei noch nicht festgesetzt woiden. Tobst häuften sich die Fragen a», mit denen er sich beschäftigen müsse. Oberschlesien bleibe da» Hauptproblem. In dcr Verschleppung der Behandlung dieser Frage lägen ernste Gefahren. Außerdem seien jedoch noch vorhanden da» Problem des nahen Osten», das der Aburteilung der Kriegsbeschutdigten, über das nach der Travestie der Gerechtigkeit in Leipzig minoesteu» getagt werden müsse, daß sie eine weitere Erörterung erfordere. Schltcßlich müßten noch eine oder zwei Reparationsfragen vor dem Odnstm Rate erörtert werden. »Daily Chronicle" erklärt, ein endgültiges interalliierte» Abkommen über eine gleiche Politik in Oberichbiiei, durch Frankreich und England sei iür den europäischen Frieden unentbehrlich. Der Grundsatz dcr beiden Länder, sich freie Hand zu bewahren, soweit da» unter den Fricdensverträgen möglich sei, und alle paar Wochen eine Konferenz de» Obersten Rate» abzuhallcn, führe in der Praxi» zu Unzurräglichkeiten. Man brauche nur di, Reden zu lesen, die während dcc letzten ftanzöstschen Kammerdebatte gehalten wurden, um sich zu vergegenwäriigen, daß ein Fortschritt auf dieser Grundlage den Tod der Entente bedeuten würde. Um di« »Kriegsverbrecher- Leipzig, 7. Juni. In der Strafsache gegen den Gencralleut. nant a. L. Stenger und Major a. D. Crustu» wegen Kriegs« vergehen», ist aus Ansuchen der französischen Regierung der um 15. d. MlS. vor dem 2. Stiaisenat de» Reichsgerichts anstebenee HauptverhandlungStermin auf Mittwoch, de» 22. d. Mts. verlegt woiden. Gleichzeitig wurde aus demselben Grunde dcr Tcninu, Sachen de» Oberleutnant« a. D. La ule, vom 22. d. Mlk-, aus den 7. Juli 1221 verlegt- Klein französisch-englisches Bündnis London, 7. Juni. Der diplomatische Mitarbe ter der »Daily News" sagt, rn England werde ein formelle» Bündnis mit Kran!- reich nicht gewünscht. Die frornösilche uns britische Politik leie» y-iiie grundsätzlich von einander verschieden. Es sei zweck os zu vehaup-k i, daß beide Länder dasselbe Ziel hätten, wenn es doch Nicht dcr Fall sei. Der Vertrag von Trianon vor der französischen Lean »»er Paris, 7. Juni. Die Kammer besprach m ihrer heutigen Dormiltagdsltzung den Gesetzentwurf über die Annahme des Bc» trage» von Tuanon. Der Berichterstatter Gucrnier kechiferiigle die ungarische Grenzlinie und verlas eine Stelle auS einem Lchreiben MtllerandS, daS dem Vertrage beigelegt tu und worin gesagi w rd, daß de alliierten Mächw ihre Zustimmung geben würdln. nunn der VölkerbundSrat die endgüllige Grcnzfestsetzung in freundschlsst- ltcher Welse regelte. Die westlichen Kommitate würden den Ha,wi> Mächten übergeben werden, die sie nach dem Vertrage von Lt.Germur an Oesterreich übergeben würden. Der ungariiche Vertreter in Paris sei benachrichtigt worden, daß seine Regierung darauf verzit-len müsse, die Zuteilung dieser Kommitate wieder m Frage zu stellen Als der Abgeordnete Margatne sein Bedauern darüber aus vruch daß die Gerüchte, wonach Frankreich den Versuch König Karl«, den Thron wieder zu besteigen, unlerstügt haben soll, nrqr widerrusci: worden seien, erwiderte Brtand: Die Ansichten der royallsii.chcn Kreise könnten nicht gls diejenigen ange!rycn werden, welche die äußere Politik Frantreichs beeinflußten Schließlich wurde der einzige Artikel des Vertrage» von der Kammer mit 4 7 8 gegen 7 4 St > n>. men angenommen. n- Albertthcatcr. (Gastspiel des Petz-Kainer-Bal letts.) Die Veranstaltung weckte Erinnerungen an da» Gast spiel de» Russischen Balletts. Hier wie dort war der neue Zug in der alten Kunst zu verspüren. Nur machten die rnssisciica Tänzer mit ihrer ausgezeichneten Zurisah das urwüchsiger uns im Ausdruck bedeutend stärker. Immerhin kann man aber dem Petz-Kainer-Ballett Lob spenden. Ellen Petz ist eine ganz her vorragende Tänzeriß, was Technik und mimischen Ausdruck nn- langt. Sie verspürt in sich den Drang nach der neuen Kunst, ringt nach Ausdruck und Zeitstil. Es gibt ein gewisses EiwaS- das den Tanz erst zu jener „...nst gestempelt hat, die henie die ersten Lorbeeren pflückt. Es ist schwer zu sagen, w"s das ist. Vielleicht ihr „Expressionismus". Man muß den Tanz mit Dichtung und Musik, soweit er nicht von beiden abhängig ist, in eine Linie nebeneinander stellen. Diesen Tanz kultiviert taS Petz-Kainer-Ballett trotz zugegebener hervorragender technischer Leistungen noch nicht: der göttliche Funke fehlt.. Vielleicht ent zündet er sich noch. Die schönen Kostüme und Dekor-,linnen stammen vom Gatten der Leiterin, Professor Kainer. Zck. -- Viktoria-Theater. Im Juni gastieri ein erstklassiges Variete-Ensemble unter Leitung von Joses MiloS. Die Attrak tionen sind der elegante und sympathische Kraftionglevc HeroS, der zwei Zentner auf seinen gewaltigen Nacken sasicn läßt, der Balance-Künstler Ward mit nervenerregenden Kunst stücken und die Traummimikerin Erna Arier. Es ist richtig, daß die mimische Wiedergabe der ihr suggerier!en GemülSbewe- gungen mit künstlerischer Begabung erfolgt. Nur scheint e» oich! ganz glaubhaft, daß die Hypnose allein da» vermag. Dem Ken- ner solcher Experimente wird besonder« ein Ilmstand auffallen: Die Aria arbeitet nach einem (oder mehreren) feststehenden Programmen. Beweis: Die der Stimmung anacvaßte, vcrler eststehende Begleitmusik. Man wird also in der Annahme nickst ehlgeben, daß hier Autosuggestion die Hauptsache ist. Auch dann bleibt noch allerhand Anerkennung für die Künstlerin. Hervorragend find auch die gewandten schwedischen Akrodalen 8 Berger». Für Humor sorgen die Komiker Juliu» Bär- Wald (im Stile BeckerS), daS Tanzdnett Krön lein »nd dis Schuhplattltänzer Geschw. Hofer. Von Ilse KarYn ist lei der nicht viel Gute» zu berichten; in der Kunststadt Dresden, dem Wohnsitze einer Wigman, Kratina, Si. Mahesa sossien solch» Naivitäten selbst auf dem Variete nicht möglich sein. Ihre Ge« sangSparlnerin Ekse Tima Hai entschieden mehr Talent. Der Knnstpfeifer Harry Bardini fand viel Anklang. Der Besuch des Varietes kann warm empfohlen werden. Zck.