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^—- ZächslscheDolksreitung v»,»,«»,»<«, '"KLL L vikrteNayrllch,.««^ In k DeEschland iret Hau» 2.»» L.- m Oesterreich 4,07 X. — Einzel-Nummer IO 4 «°ZEa7»,N^ "" >n d-n erl.en Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht «nb Freiheit »nit NnterhaltungAbeilag« Di« illustriert« Zeit Rr. 291 vnnahm« von »eschültsaiizeigen bi» 10 Uhr, von gamtsien- anzeigen bi» IZ Uhr, Prei» stk di« Petit-Spaltzcile 20 4- tm ReNametesi SO 2. Für undeutlich grschriebene, lowic durch Fernsprecher m» gegebene «njeigen kdniien wir die Verantwortlichkeit Pi» die Richtigkeit de« Lerte« nicht übernehmen, Redakiions.Eprechstunde: IO di» LI Uhr vormittag». Für Rückgabe einaeiandter Echristsl, macht sich die Rcdattton nicht verbindlich, Rücksendung erfolgt, wenn Rückporto bet« gefugt ist. Briesliche» Anfragen ist AntwonSporto beizusügen. Geschäftsstelle «ad Siedattioo DreSde«»A. 16» Holbeinstratze 46 Montag den 20. Dezember 1915 Fernsprecher 2186V 14. Jahr« Die Anconafrage Die Ancona-Angelegenheit Zwischen den Vereinigten Staaten von Nordamerika und Lesterreich-Nngarn spitzt sich anscheinend eine Auseinander- setzunq zu, die in ihren folgen unter Umständen auch auf Deutschland wirken kann. Wir wollen die Lache von An fang an einmal im Zusammenhang schildern. Am November d. I, wurde der italienische Handels dampfer „Ancona" von einem österreichisch - ungarischen Unterseeboot durch einen Warnungsschuß vor dem Bug an- gehalten. Der Dampfer beantwortete den Warnungsschus; mit einein Fluchtversuch, Daraufhin verfolgte das Unter seeboot den fliehenden Dampfer und brachte ihn durch Anige Treffer zum Stehen, Der Mannschaft und den Passagieren wurde eine Frist von 15 Minuten gewährt, uni iich in Sicherheit zu bringen. Es vergingen I', und sogar >0 Minuten, und, während sonst in ähnlichen Fällen eine Viertelstunde zur glatten Erledigung des Ausbootungs geschäftes genügte, war von seiten der italienischen Schiffs mannschaft während ^ Stunden und 5 Minuten Ueberfrist nichts geschehen, als das; sie sich selbst in Sicherheit brachte, mit den ersten Booten weit vom Schiff davonfuhr, einen Teil der Boote, die zur Wegbringung der Passagiere ge nügt hätten, nnbenützt ließ und sich um die Fahrgäste nicht tümmerte. , Durch das Auftanchen eines feindlichen Fahr zeuges sah sich dann das U-Boot gezwungen, die „Ancona", welche dann noch weitere 15 Minuten über Wasser blieb, z» torpedieren. Das ist der erwiesene Tatbestand, Wer hätte gedacht, daß bei diesem Tatbestände ein Zweifel über das dem Völkerrechte entsprechende Vorgehen des ll-Boot-Koni- mandanten auftauchen könnte? Merkwürdigerweise erhielt aber zu Anfang der ver gangenen Woche das österreichisch-ungarische Ministerium des Aenßeren eine überaus scharfe amerikanische Note, welche ohne Beibringung von Beweismaterial, ja selbst ohne den Versuch einer solchen nach ganz allgemeiner Umschreibung des Tatbestandes, der eigentlich auch von der amerikanischen Negierung nicht anders dargestellt wird, als wir ihn ein gangs kurz geschildert haben, die Versenkung der „Ancona" als völkerrechtswidrig bezeichnet und, da bei diesem Vor fall amerikanischer Staatsbürger beschädigt worden seien, Genngtniings- und Schadenersatzansprüche stellt, die Bestra fung des U-Boot-,Kommandanten verlangt und in scharten Worten die prompte Erledigung der Sache fordert. Prompt erfolgte dann auch in der Tat Oesterreich- llngarns Antwort. Diese Antwort hielt sich an die Note Amerikas selbst, bewies schlagend deren überraschend unge nügenden Eharakter in Form und Inhalt. welcher an Mangel allereinsachsrer juristischer Auffassung und beispiB- loser Oberflächlichkeit in einer so ernsten Lache, wie es der Konflikt zweier Großmächte in der gegenwärtigen Weltlage ist, seinesgleichen sucht, und erklärt sich schließlich nach Schaf fung der notwendigen Vorbedingungen im Prinzip zu einem Gedankenaustausch über den Fall bereit. Die Sätze der österreichisch-ungarischen Note sprechen in ihrer schlichten Einfachheit für sich selbst. Es wird in derselben gesagt, daß die Lchärfe, mit welcher die Bundes- regierung den Kommandanten des an der Sache beteiligten Unterseebootes tadeln zu solle» vermeint, und die Ent schiedenheit der amerikanischen Forderungen es hätten er warten lassen, daß die UnionSregiernng die tatsächlichen Umstände des Falles, auf welche sie sich stütze, wenigstens aenau angebe. Die anierikanische Regierung bat es unter lassen. die Personen zu bezeichnen, auf deren Aussagen sie sich beruft und welchen sie augenscheinlich einen höheren Grad von Glaubwürdigkeit znerkennen zu dürfen glaubt, als dem Kommando der kaiserlichen und königlichen Flotte. Auch was die Zahl, die 'Namen und das nähere Schicksal der inerikanischen Bürger anbelangt, die im kritischen Augen blick an Bord des genannten Dampfers weilten, läßt die Note jeglichen Ausschluß vermissen. An Stelle einer juristi 'cheu Begründung wird der Hinweis ans den Schriften- Wechsel mit Deutschland im Lnsitaniafall gesetzt, der sich noch dazu mit der Lusitania-Angeleqenheit gar nicht deckt. Die Art der Anklage, welcher sich in diesem Falle also die ameri kanische Regierung der Monarchie gegenüber zu bediemm beliebt, würde in ihrer vollständig nnjnristischen und nu- sachlichen Oberflächlichkeit nicht einmal dem Richter in einer Bagatellsache vor einem Bezirksgericht genügen, Den,- gegenüber verlangt den» auch die k, u, k, Regierung vom Washingtoner Kabinett, die einzelnen Rechtssätze zu form,,- lieren, gegen welche der Kommandant des Unterseebootes anläßlich der Versenkung der „Ancona" verstoßen haben soll, wobei sie sich selbstverständlich gegenüber dem selbstherr lichen Hinweise auf die anierikanische Auffassung im L»fi- taniasave volle Freiheit wahrt, bei der Erörterung des M «kW IM W Zur Ancona Angclcgkiihcit Mailand, 19, Dezember. Laut „Secolo" hat die italienische Regierung in den letzten Tagen eine Abschrift des Ergebnisses der a mtli ch e n U n t e r s n ch u n g über die Torpedierung der „Ancona" an die amerikanische Re aierung gesandt. Die Arbeit des Hanptnusschusscs des Rcichotngcs B erlin , 20. Dezember, Zu der „Tägl. Rundschau" wird hervorgehoben, daß im Hanvtansschnß des Reichstages eingehende und fruchtbare Kritik an manche» der bisher im Bezug auf die Organisation der N a h r n ngs- mittel v erteil u n g getroffenen Maßnahmen geübt worden sei, die uns stärken, nicht schwächen werde. Auf einfache» Befehl lasse sich eine so revolutionäre Umgestaltung unseres Wirtschaftslebens nicht herbeiführen, Tie Regierten müßten mit zn Worte kommen, und es sei die leidige lieber- schätznng des Preneurteils des Auslandes, wenn man schwei genden Gehorsam anstatt Mitarbeit verlange, um nur ja nicht dem Auslande irgendwelche Kritik zn bieten, Wir könnten das Ausland durch-offene Anssprache, wir sie der Staatssekretär Helfferich übte, mehr zur Einsicht unserer Stärke bringe», als durch Zurückhaltung. Die Landung itnlicnischcr Trnppc» in Valvna B erli n. Eine Pariser Meldung verschiedener Mor genblätter besagt, daß die in Valona gelandeten angeblich 0 0 0 0 0 Mann italienischer Truppen in das Innere Albaniens gesandt wurde», In Erwartung weiterer Verstärkungen sollen sie die Lammlnngsbasis für die nach Montenegro und Albanien geflüchteten Lerben bilden, die Verpflegung dieser Truppen und der serbischen Bevölkerung sichern, die Ltraße für eine spätere Angrisfsbewegnng instand setzen und den Aufstand der Albanierstämme ein- dämmen. Drr Luczkannl Nach einer Pariser Meldung des „Lokalanzeigers" hat auch die französische Dampsergesellschaft Menagäries Mari times beschlossen, den Snezkanal nicht zn benutzen. Andere größere Frachtdampfergesellscbaften seien dem Be schlüsse boigetreten. Japan und Ehina Nach einer Bnkarester Nachricht der „Deutschen Tages zeitung" hätten der chinesische Ltaatsstreich und Ehinas Ltreben zum Kaisertum Japan zn einer größeren Aktion veranlaßt. Japan habe von Ehina Aufklärung verlangt. Eine Abteilung der japanische» Kriegsflotte sei nach dein Haien von Pekelier abgegangen, nm die Antwort auf eine diesbezügliche Note abznwarten, Unterbringung .Kricgsgcsniigciicr in der Schweiz Berlin, Al. Dezember, kW. T. B.l Die „Nordd, Allgem. Ztg." schreibt über die Unterbringung deutscher Kriegsgefangener in der Schweiz: Die schweizerische Re giernng bat den Vorschlag gemacht, daß zunächst je 1000 kranke deutsche und französische Kriegsgefangene mit be stimmten Leiden am 15. Januar 1910 nach der Schweiz übergeführt werden sollen, um dort gepflegt zn werde». Die deutsche Regierung bat diesen Vorschlag unverzüglich mit dem Vorbehalte angenommen, daß von französischer Seite die Gegenseitigkeit nach der Zahl der Gefangenen und dem Zeitpunkte der Ueberführung nach der Schweiz ge- währleistel erscheine. Hierüber sowie über die etwaige Durchführung der Verständigung, insbesondere die Namen der davon betroffenen deutsche» Kriegsgefangenen bleibt einer weiteren Veröffentlichung Vorbehalten. AnconafalleS ihre eigene Rechtsaufsassung geltend zu machen. Trotz der vollen Unzulänglichkeit der amerikanischen Note in Form und Inhalt erklärt sich aber das Mini sterium des Aenßern im Prinzip zu einem Gedanken austausch über den »Fall bereit und betlagl das Schicksal den unschuldigen Opfer des bewußten Vorfalles nicht weniger als die amerikanische Regierung und unter alle» Umständen nnsrichtigst. Wir haben ans der öslrrreichiicb ungarischen Antivor! am letzte» Donnerstag bereits die hauptsächlichsten Lätze mitgeteilt. Heute müssen wir ganz besonders betonen, daß die Lchärfe der Note Amerikas dem Tatbestände gegenüber im Verhältnis zn der milden Praris gegen England wiederum Bände spricht, und wird dir Antwortnote Oester reich-Ungarns nicht nur in allen Bundesländern, sondern auch von der ehrlichen neutralen Anslandspresse als die in dem Falle einzig richtige bezeichnet, Tie österreich.-nngar. Antwort ist mittlerweile bei der Regierung der Vereinigten Staaten eingetrofsen und hier bildete ne sofort den Gegen stand einer eingehenden Besprechung. Von maßgebender amerikanischer Stelle verlautet, daß noch keine Ent- s Weid u n g darüber getroffen worden ist, wie die neue Note gehalten werden soll, die die Vereinigten Staaten an Oesterreich-Ungarn abjenden werden. Es siebt jedoch fest, daß diese Note atme Verzug abgesandt werden soll. Man nimmt an, daß die nächste Note nachdrücklicher auf ihren Forderungen fußen wird als dir erste, doch wird sie wei- t e re dipl o m atis ch e ,K o r r e i p o n d e n z e n zwischen den beiden Regierungen nicht n n in ögIi ch machen, falls Oesterreich-Ungarn ans dem Wege verharren sollte, den es offenbar rinznschlagen entschlossen ist, Es wurde weiter erklärt, daß die Vereinigten Staaten den Wunsch haben. Oesterreich-Ungarn jede Gelegenheit zn geben, die diplo matische» Beziehungen mit Amerika anfrecbl zn erhalten. Tie letzte Erklärung in wohl nur gegeben worden gegen über den verschiedenen Meldungen von einen! Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern, Eine solche Maßnahme könnte nicht nur üble Folgen haben, sondern ne tonnte auch ans das Verhältnis zwischen Deutsch land und den Vereinigten Staaten nicht ohne Wirkung blei ben, Jedenfalls ist eine friedliche Lösung der Ancona-Frage einein Streit vorznzieben, wenn auch der grundsätzliche Standpunkt, den unser treuer Bundesgenosse einnimmt, nicht verlassen werde» soll, X Vom griechischen Kriegsschauplätze wird nenerdings mitgeteilt, daß Griechenland energischen Einspimch erhoben habe gegen die Befestigung von Salo niki, Einen Erfolg hat der Einspruch bisher »och nicht ge habt, England und Frankreich lesen die griechische» Noten wohl, aber dann legen sie dieselben zn den Akten, Die Entente hat bisher in Saloniki IBOOOl» Mann gelandet, dazu viel Geschütz und Kriegsmaterial, Teilweise sind die Lcnle ans Aeghvten herübergeholt worden. Sie bereiten sich ans eine Schlacht mit den Bulgaren vor. Die englisch französischen Rnckzngstrnvven baden hinter nw alles zer stört, was ihnen am Wege lag, nni den Nachrückende» den Marsch zn erschweren. Den Griechen ist zwar ein voller Er last des angerichteten Schadens versprochen worden, aber zur Vorsorge bat Grieckx'nland erklärt, es würde die Schadenssnmme von dev Anleihe abzieben. Weiter wird gemotdet, daß Griechenland den Viernerbandsjvnrnalisteir die Answeisnng angedroht habe. Die Drohung sei aber auf Vorstellung der Geiandte» zurückgezogen worden Griechen land steht noch sehr unter englisch-französischem Einflüsse. Doch besagen neue Meldungen, daß im Volke die Erregung namentlich gegen England wachse. Die weitere Nachricht, daß deutsche Truppen die Grenze bereits überschritten hätten, wird bisher nicht bestritten und nicht bestätigt. Sie stammt ans italienischer Ouelle und daher kann man die Richtigkeit der Tatsache wohl annebme». Was nun die übrigen Kriegsvorgänge anbelangt, so wird zunächst ein feindlicher »Fliegerangriff auf Metz ge meldet, der erfreulicherweise nur Sachschaden anrichtete. Vom russische» Kriegsschauplätze verlautet nichts von Be deutung, dagegen wurde am Sonnabend bereits mitgeteilt, wie vorzüglich unsere Freunde die Einnahme von Biselo- polse ausznnutzen verstanden. Beim Kampfe in der Stadt nahmen sie 1950 Montenegriner gefangen nnd insgesamt