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Sächsische Volkszeitung : 25.09.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-09-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190809259
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19080925
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19080925
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-09
- Tag 1908-09-25
-
Monat
1908-09
-
Jahr
1908
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 25.09.1908
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r.isses haben, den Geistlichen, den Verteidigern und den Aerzten. Tie Verleihung dieses Rechtes setzt allerdings die Errichtung ständiger Ehrengerichte und ein hohes Gefühl für die journalistiiche Ehre bei allen Mitgliedern des Be rufes voraus, In Teulschland sind die Bemühungen zur Bei'eiligung des Zengniszivanges insofern voi« Erfolg ge wesen. als der neue Entwurf der Strafprozeßordnung in si 40 den Zengniszioang erheblich einschrünkt und weit bessere und würdigere Zustände schafft als bisher. Tester reich und England kennt überhaupt de» Zeugniszwang nicht. Ter Journalist isr rechtlich voll verantivortlich für das, ivas er verantivortlich zeichnet, wie jeder andere Staatsbürger auch. R a g n eni - Paris brachte den An trag ein, der Kongreß möge die Preise der ganzen Welt ans- fordern, eine energische Agitation zur Beseitigung des Zeugniszwanges einzuleiten. Tie Versainmlnng nahm ein stimmig die Resolution über die Unverletzlichkeit des Be- i nssgeheininisses an. Abends 8 Uhr fand im .königlichen Tperichause die Festvorsttllnng von „Sardanapal" statt. Tie Sitzungen dei 80. Versammlung deutscher Na- tursorscher und Arrzt-' iu Kol» und übersüllt, be sonders sür die mehrere wissenschastliche Ziveige interessier «enden Vorträge. Für den Kainps gegen die Nahrungs- ini!telversä1scl>nng lnäpricht Tr. Weidanz (Berlin) in einen« Vortrage über die biologische Eiweißdifseiiziernng neue Unlersnchnngsmittel. initlels ivelcher Menschen- und Tier- länt nnterichieden «neiden kann. Tie Methode beruht be kanntlich daraus, da?, das Blutserum von Kaninchen, die mit Menschenbint vo«beliandell sind, die Eigenschaft besitzt, nur in« Menschenbint, nicht aber in anderen Blntarten einen A'iederichlag bei Zusatz des Sernnis z» erzeugen. Mit dieser Melhode ist es leicht möglich, bei Wurst, Hackfleisch und .Päncherinaren zu ermilteln, ob in ihnen Pferdefleisch vor banden ist oder nicht. Eine derartige Feststellung war bis her mittels anderer chemischer Melhode» nicht möglich, Seit dem I. April d. j. isr diele Methode für die Anslandsfleiich- beschan gesetzlich vorgeschrieben. Eine weitere praktische Verwendung hat diele biologische Methode zur Unterschei dung der ncrichiedenen Milcharten gesunden, lieber die Fortschritte der Echemie ans dem Gebiete der Hydrvtberapie und Balneologie führte Tr. Alfred Zucke« Tresden ans: Zn den gros'.arligslen Entdeckungen, die die Wissenschaft > isher gemacht hat, gehört zweifellos die Entdeckung des Vadinms. Heute willen «vir, da? auch das Vadium seine Energie einem Snbstanzverlnsl verdankt. Tas Radium zähl! zn de«« Elei«>e!ite>« mit größten« Atomgewicht. Tas Ra dinni wirkt aber nicht nur chemisch, sondern bringt auch starke phvsiologilche Effekte hervor, wie die Zerstörung von Geweben und Tötung von Bakterie««, lieber die Heilivir knng des Radiums liege«« bereits so zahlreiche Arbeite«« vor, da? man behaupten kann, es werde dauernd einen Platz in der Heilkunde einiiehme». Sehr wichtig ist vor allem die Feststellung, da? radioaktives Wasser einen Einslns; ans die Magenverdannng ansübt. indem es das Pepsin zn größerer Tätigkeit anregl. jedenfalls hat die baineologische For schling noch viele Probleme zn löse««, lieber wirtschasliich wertvolle Nutzpflanzen in Togo und .Kamerun berichtet .Eorpsstabsapotheker Bernegan Berlin. Zn der Abteilung lür Agriknltnrchemie und töandivirtsclfastliches .Enltnrnesen I>erichtete Professor Stutzer Königsberg über Lecitliin. Le rilhin ist ei««e ne««e organische Verbindung, die im Körner der Menschen. Tiere und in Pflanze» verkommt. Man weiß, daß sie in« Hirn der Nervensnbstanz und in« .Knochenmark calbalten ist. Ter Vortragende bat Untersuchungen über das Vorkommen des Leciilän bei Pflanzen gemacht und ge sunden, daß der Tecithingehalt ein lehr verschiedener ist. Tic wirtschcistlichc Lage der Brauercikn ist, «vie eine «>!:s allen Gebietsteilen A'orddentscblands zahlreich besuchte Monieren- größerer und mitllerer Branereie» in Berlin er slärte, derart ungünstig. daß jede «veitere tllenbelastnng ihre Eristenzberechlianng in Trage stelle. Inwieweit dieses l'rleil für ganz Tenlschlond, insbesondere für Süddeutsch- land, zntriffl, dürfte nvc>> näher zn nntersnchen sein. Tie crN'älinte Konferenz bezweckte jedenfalls nur, ein stärkeres Angehen der Steuerschraube zn verhindern. Tür dir „Frcihkit", welche die preußischen Katho liken nach den unentwegten Versicherungen liberaler Blätter in so großartigem Maße genieße«« sollen, ist die Meldung der „Germania" (Nr. 21 I) bezeichnend, worin niit geteilt wird, daß '.» der überwiegend katholischen Stadt Zoppol in Preuße» trotz wiederholter Eingabe» eine Zweig Niederlassung der Grane» Shwei'tern stets abgelehnt wurde. Tagege» hat die Regierung de» protestantischen Schwestern die Niederlassung sofort gestattet. Tas ist die vielgerühmte .Freibeit", welche die Matboliken in Preußen Tenlschland genieße». Urtier das Stzstcm Tcrnburg, das er als Bankdirek tor beliebte, liest man derzeit recht viel und nicht immer Erbauliches i» den Börsenblättern: es bandelt sich »in die Kapilalansnabine der Werke Deutsch Luxemburg. Ter be kannte Börsenschrislsteller Bnchwald schreibt liierüber im Marge««": „jn de» lieißen Sommertagen des JabreS l!>05 gab es an der Berliner 'Börse ein lustiges Schauspiel. Hastig ! drängten sich die Spekulanten in den Markt, «vo die Hand- I ler znsamnieligesommen. «im ihre (beschälte in den Aktien der großen Montannnlernelminngen abznschließen. ..Lnrem- bnrger" bi-'ß diesmal der „Tip" und niemand wollte ver fehlen. die Aktie» des erst vier jabre zuvor vor dem Zu sammenbruche stehenden Unternehmens zn hoben Preise«« z» erwerben. Was war geschehen? Niemand «vnßte eine Antwort zn geben: ein jeder lauschte, ob er von de» Blicken Bernhard Ternbnrgs kder damals noch den Aktionäre» der Tarmstädter Bruck sicl,eren lP-ivinn versprach, «vie jetzt als Staatssekretär des Molonialamtes den« allzu gläubigen Volke« das große Geheimnis nicht lösen könne. .Meine»« ge lang es und erst kurz bevor der Herbst sich auch im dentsche» Wirlschastsleben nach dreijähriger Ansschwnngsperiode nahte, ward das Rätsel gelöst. Allgemeine Enttäuschung, denn ans de» großen Pläne», die man vo» Herrn Ternbnrg erwartet hatte, war »ickils geworden. Ter Börsenwitz er innerte an den Kaiser der Madame Hninbert, und gegen TernbnrgS Finanzkünste kzn denen man nur eine kurze Zeit lang ähnlich «nie jetzt Vertrauen hatte) ward man so mißtrauisch, «nie kurz zuvor. Denn nur die Fried rich-Wilhelms Hütte wurde damals der Luxemburger Berg- werksgesellschaft ungegliedert. Mußte man deshalb den Kurs der Luxemburger Aktien bis auf 293 Prozent stei gern, mußte, um nur 5 Millionen Mark junger Aktien an den Markt zu bringen, ein so großer Lärm erhoben werden? An der Berliner Börse wurde erzählt, Herr Ternbnrg habe ein besseres Objekt zu finden gehofft, schließlich aber, um sein Liebesmühen nicht ganz nutzlos verschwendet zu haben, zur Fricdrich-'Wilhelins-.Hütte gegriffen. Tie Aktionäre mußten von den neuen Aktie«« einen Betrag von 3 Millio nen Mark zum Kurse von 235) Prozent erwerben. Von dem gleichen Tage an sank der Kurs der Lurembnrger Aktien bis zn diesem Jahre auf 145 Prozent. Ein ärgerer Nein fall war in der Finanzgcschichte kann« dagewesen, und erst, als Herr Ternbnrg durch Büloivs Gnade ins Kolonialamt berufen wurde, hat die Börse ihm diesen Eonp verziehen. (Vielleicht macht er durch Orden gut, was er damals ge sündigt hatte. Ein Komiiierzienratstitel ist auch nicht billi ger als der Verlust an den zun« höchsten Kurse erworbenen Lnrembnrgern.) Während der Gewaltige des Kolonial- amtes der jetzt noch größeren Schar von Gläubigen ebenso «vie bei Lnrembnrg hohe Erträgnisse ans Tentschlands Ko lonien verspricht, versnchen seine Nachfolger, die Methode zn imitiere»." Tiefes Urteil einer nationalen Zeitschrift ist vielsagend, «vir haben ihm nichts hinzuznfngen. Tcr Evangclischr Bund als libcralc Hilsotruppc. Tie „Kreuzpeilung" spricht, indem sie einen Bericht des l» Scniele über den Tüfseldorfer Katholikentag in der „Ehr. Welt" als erwünschte Annäherung des Liberalismus an das Zentrum erwähnt, gleichzeitig von den „liberale«« Führern des Evangelischen BnndeS". Sie spielt dabei den , liberalen" Berichcerstatler der „Ehr. Welt" und deren Freundeskreis gegen die „liberalen" BnndeSführer ii« dem Sinne aus, daß der össentliche Einfluß der Freunde und Gesinnungsgenossen der „Ehr. Welt", dem der Führer des Evangelischen Bundes die Wage halte. Hierzu meint nun die „Tägl. Nvndsch.": „Es mag dahingestellt bleiben, «vie es sich damit verhält, und ob nicht der Wunsch der Vater des Gedankens ist: ebenso bleibt es der „Ehr. Welt" über lassen, nachdem sie wiederholt gegen ihre liberale Ein schätzung Protest erhoben hat, zn der erneuten Anrede Stellung zn »ehnien. Tagegen darf die Unterstellung von den liberalen Führer» des Evangelischen Bundes nicht un widersprochen bleiben. Tie ...Kreuzzeitling" drückt sich ab sichtlich zweideutig ans. Sie vermeidet es, die Führer des Bundes insgesamt als liberal anznsprechen. Aber sie deutet auch nicht mit einer Silbe an. daß andere Führer den .kon servative» »»gehören, was sie natürlich sehr gut weiß und ergeht sich in möglichsten Verallgemeinerungen, «im nur das ersehnte Ziel der Tiskreditiernng des Evangelischen Bnndes zn erreichen. Tiese Zweideutigkeit des Ausdruckes wird noch dadurch überboten, daß die «veitere Vorstellung geflissentlich geweckt und genährt wird, die Liberalen unter de» Führern des Bnndes seien in dieser ihrer Eigenschaft, kraft ihres Amtes und in Benntznng ihres Amtes dem Liberalismus .anverwandt und zugetan", sie leitete«« den Bund bewußter und geivolltermaßen in« liberalen Sinne, während sie wiederum sehr gut weiß, daß in der Arbeit des Bnndes alle diese Tinge grundsätzlich ausscheiden und daß auch tatsächlich auf der ganzen Linie so verfahren wird. Tie „Kreuzzeitling" sollte sich ihrer Zweideutigkeiten schämen, durch die sie sich jesuitische» Marimen nähert." Es ist unseres Wissens das erste Mal, daß behauptet wird, im Evangelischen Bunde säßen auch konservative Führer. — Wo bleibt die Polizei? Tie Vereinigung „Tie Schönheit" veranstaltete am 21. d. M. in Berlin wieder einen ..Schönheitsabend", an dem Männer und Frauen vor einem großen Publik»»« nackt anftraten. Wie die Korre spondenz „jnsormation" »och berichtet, bestehe«« in Berlin Vereinigungen die den 'Namen ./Nacktlogen" führen, deren Bestreben dahin geht, das „falsche Vorurteil", das angeb lich die Menschheit gegen den nackten Leib habe, zn beseiti ge». Z» diesem Zwecke sollen sich Männer und Frauen völlig unbekleidet in einem geschlossene» Nanme, im Som mer auch im Freie» versammeln, um in diesem Zustande allerlei Spiele, lebende Bilder nsiv. zu veranstalten. Tie genannte Korrespondenz beruft sich ans einen Gewährs- ma»». der selbs« Vorsitzender einer solche» Nackt löge sei. Sie erhebt mit Recht de» schärfsten Widerspruch nicht nur gegen solche Loge» im allgemeine», sondern auch ganz besonders dagegen, daß in diesen Loge«« auch Kinder, Knaben und Mädchen, an de» Anblick der Nacktheit gewöhnt «verden. — Wenn diese Angaben wahr sind, so wird das Verhalte«« der ''Berliner Polizeibehörden immer »»begreiflicher. Zu der Aufführung der „Schönheitsabende" bemerkt die „Germa nia": „Es ist «ins unverständlich, «vie die Polizeibehörden diese» empörende» Unfug dulde» könne». I» alles und ! jedes steckt sonst die Polizei ihre '.«läse: sie kommandiert, re- ! glementiert und verbietet alles mögliche und scheut sich vor. keinem Eingriffe in Privatangelegenheiten. Tie Gesell schaft aber, die unter dem Vorwände der Schönheitspflege dem frechsten Sinnenknltns huldigt, bleibt unbehelligt. Wenn einer sich politisch mißliebig und verdächtig macht, dann sind Polizei und Staatsanwalt ihm hartnäckig ans den Fersen. Wenn eine Gesellschaft aber volksverderbende „Nacktkultur" treibt, dann haben sie Scheu, „in Privat angelegenheiten einzngreisen"." Zn« Preußischen Abgeord- , »etenhanse wird ein ernstes Wort mit dem Minister des j jnnern gesprochen «verden müssen, der für den Skandal ver- i antwortlich ist. — Wie man die Katholiken in der Ostmark behandelt. i Seit mehreren Iahn-i, wurde nach Uebeiwindung verschiedener Hindernisse die Lokaw karle im Mntevtelde errichtet und i dort ein Vikar > ng'sB ll». Die bischöfliche Behörde von Kulm bat zur Unterhaltung 4 Hufen Land gekauft, um ans diese Weste eine sichere Existenz des Geistlichen sür die Znknnft zn begründe«'. La« Ob «p.ändln n zn Königsberg verwcigeit aber se.t einigen Jahren die E'laubnt« zur Ealgt'aeiinabme der gerichtlichen Auflassung des Grundstücks Eine Berns»».« an den Herrn Minister blieb unbeantwortet. Da die K pelle zn Martenb'lde - Z. kein Land besitzt, kann doit auch kein katholischer Beg'äbnUplah errichtet werden. Wollen die dortigen Katbolikcn ein katholisches Begräbnis, so bleibt ihncn nichts übrig, als ihre Toten nach den w»it entfernten, ollen Pfarreien in West- prcnßrn. nach Graba» oder Prontkau zn bringen. Seit etwa zwei Jahren bleibt auf den Antrag des Kulmer Oberhirten die ministerielle Erlaub«.i« zum Bau einer Kapelle in Kraschewo bei Jllowo sür rund 70V Kartwtrken, darunter 50 katholische Beamte, ans. Ter Antrag d.S Kulmer Bischofs in Groß-Kojchlau für 500 - 000 Kathol.ken eine Kapelle bauen zu können, wurde wegen der angeblichen „Nichtleistungdfähigkeit" der dortigen Katholiken abgelehnt. AIS der Pfarrer aus Rumian einen provisorischen Gottes dienst in einer Scheune einführen wollte, wurde ihm das von der weltlichen Behörde unter Androhung von hohen Strafen verboten. Aus die Berufung des .Herin Bischofs an den Herrn Minister ist seit einein Jahre keine Antwort erfolgt. Die Herren in Berlin mögen sich nicht wundern, wenn im Hinblick auf solche Zustände da« ganze Innere auch in den deutschen Katholiken knirscht Au« diesen Vorkommnissen sieht man. wie die ganze OstmarkenpoUtik einfach gegen den Katholizismus gerichtet ist. — Deutsche »rbeiterversicheruuz. Nach dem soeb.n erschienenen Statistischen Jahrbuch sür das Deutsche Reich waren im Jahre 1900 rund 1-1,l Millionen Menschen invalidenverstchert. 19.2 Millionen (ohne die 1.5 Millionen DoppZversjcheuer) unfalloersichert und nur 12,4 Millionen krcmkenvcrsichert, einschließlich der Mitglieder von KnappschuftS- kassen. Die Ausführung der gesamten VerwaUungsarbeit für die Jiroalisenversicherung wird von 3l Veisicherungk- cmstalten und 9 zugelassenen Kasseneinrichtungen geleistet. Für die Uiisallveisicherung sind 60 gewerbliche und 48 landwirtschustliche Berufsgenossenschasten, sowie 527 Ans- sührungsbcHörden tätig. M't Ausfühiung der Kranken versicherung sind ohne die für 758000 Personen tätigen Knappschaftskassen nicht weniger als 22707 Kasten und Kätzchen beschäftigt, nämlich 8062 Gemeind, kranken- Versicherungen. 4731 OrtSkranke« kassen, 7718 Betriebs- krankenkassen, 41 Baukrankenkassen. '733 Juvnngskranken- kassen und 7582 Hilfskassen. — Ein Berliner Arbcitcrbudgct, das vor einiger Zeit publiziert wurde, spricht eine deutliche Sprache, denn es zeigt, daß die viel beschrieenen Berliner Löhne nicht so sind, «nie es inaiiche Leute darstellen. Ter Mann arbeitet wöchent lich 54 Stunden n 42 Pfennig — 22 Mark 08 Pfennig. Davon gehen ab für Krankengeld 74 Pfennig, so daß ein Rest von 21 Mark !>I Pfennig bleibt. Hiervon bestreitet der Mann für sich, seine Frau und das Kind den Unterhalt i» folgender Weise: Es «verden bezahlt für Miete und Fahr geld 0,40 Mark, sür Milch für Kind 2,15 Mark, für Brot l Mark, für Schmalz 1,20 Mark, für Salz 0,10 Mark, für Zucker 0,50 Mark, für Kartoffel» 0,75 Mark, für Petroleum 0,20 Mark, für Heringe 0,20 Mark, für Mehl 0,20 Mark, für Eier >«,30 Mark, für Feuerung 1,50 Mark, für Seife, Soda und dergleichen l Mark, für Gemüse 0,50 Mark, für Speck 0,-30 Mark, für Fleisch «ch Pfund 0,40 Mark, für Kaffee 0,50 Mark, für Belag 0,50 Mark, für Essig und der gleichen 0,20 Mark, für Hülsenfrüchte 0,45 Mark, dazu Speck 0,40 Mark, für Wolle, Zwirn und ähnliches l Mark, Znsainnien 20,1 l Mark. Einnahme 21,04 Mark, Ausgabe 20,ll Mark, bleiben 1,83 Mark. Von diesem „Ueberschuß" von 1,83 Mark soll der Mann Steiler» (er ist ans 3,23 Mark eingeschätzt), Kleidung sür drei Personen, Wäsche und man ches andere bestreiten von einem „Notpfennig" für j etwaige Krankheit oder Arbeitslosigkeit gar nicht zn reden! ! Nun geben wir gern zn, daß es sich um einen ungelernten ^ Arbeiter handelt: gelernte Arbeiter haben in Berlin einen « höberen Verdienst und kommen ans das Doppelte an Lohn; aber a««ch dann können sie noch keine Sprünge machen. IO est err ei ltr - U kg-, r n. — Der Minister des I nern teilte den Fithrern der ! Koc>lition»parteien den Inhalt der fertigen Wahlrefonn- vorlage mit. Dieselbe enthält ein Pluralwahlrecht, Vas jeder» Großjährigen eine, jedem Wähler mit Maturitä-s- crainen zwei Stimmen und jedem mit höherem Steuer- zensus außerdem noch eine Stimme verleiht. Tchweiz. — Der AundcSrat genehmigte ein neues Reglement über das Polytechnikum rn Zürich, wonach Ingenieuren, Chemikern u> d Mathematikern der DoktoUitel erteilt werden kann. Rom. — Ein brasilianischer Pilgerzug in N»m. Der süd- amerikanische Kardinal Aicoverde de Albrigue«guo. Erzbischof von Rio de Janeiro, ist an der Spitze eines brasilianischen Pilgcrznges hier angekoinmen, um dem heiligen Vater zu seinem Priesterjubiläuin zu gratulieren. Zu längeren« Aufenthalt ist auch der Jnternuntius in Argentinien Monsignore Loccnelti eincwtroffen. Neber die Ausschlicsning der italienischen Trikolore uns dem Vatikan, welche von der italienischen „antiklerika len" Presse zn erregten Diskussionen mißbraucht wird, wird jetzt von vatikanischer Seile folgendes erklärt: Tie katholi sche«« Jngeiidvereine Italiens batten dem heiligen Vater als Jnbilänmsgabe eine» mit Edelsteine«« besetzten goldenen Kelch gestiftet, wobei sicl, an der hierfür erforderlichen Geldsami»l»iig auch ein Mitglied des Königshauses betei ligt hatte. Tie Presse bezeichnete sogar die Beteiligung des Königlichen Prinzen an der Geldsammliing als den Anfang der Anssöhnnng zwischen dem heiligen Stuhle und dem Onirinal. Ein sozialdemokratisches Blatt wollte so- gar wissen, „es seien zwischen dem Hofe und einigen Ver trauensmänner» des heiligen Vaters Verhandlungen wegen lleberlassnng des dem Papste gesetzlich zukommenden Jah resgeldes von lO/2 Millionen Lire aus dem Staatsschätze angehahnt worden", lind nun sollte die Probe ans die. Richtigkeit dieser Ausstrennngen gemacht werden: Man wollte bei dem Fcstzuge der Jngeiidvereine an« 17. d. M. deren Vereinsfahnen als die italienische Trikolore erklären und behaupten, der heilige Vater habe auch die italienische Staatsfahne innerhalb des Vatikans gesegnet. Ter Vati kan hat aber das Spiel vereitelt: die Trikolore wurde zu- rückqewiesen, um Mißverständnissen vorzubeugen. Jetzt wandte die liberal-antiklerikale Presse ihre Taktik: sie schrieb über „Schmach und Beschimpfung", die der italieni schen Staatsfahne zugcfügt worden sei. Italien. — Die katholisch soztale Aktion in Italien bolt zu einer neuen ausgedehnten Werbetätigkeit an«. Der Gesamt- epiSkopat hat. um diese Agitation in die Wege zn leitin. die Einrichtung von AgitatlonSschulen genehmigt, die
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