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Sächsische Volkszeitung : 12.04.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-04-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192204126
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19220412
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19220412
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-04
- Tag 1922-04-12
-
Monat
1922-04
-
Jahr
1922
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 12.04.1922
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Mittwoch den 12. AprU 1022 -rr. «8, Sette 2 und ich möchte demgegenüber mit aller Schärfe steionen. dal; nie. rnals zwischen dem Herrn Abg. Heßlein und dem Geschäfts- führenden Ausschuß der Sächsischen ZenlrnmSpnr'.ei :r«r dem La:idecvvrst«nde der Sächsischen Zentrumspariei irgend eine politische Meinungsverschiedenheit bestand. Br.ioo., Ich be- tone dos mit aller Schärfe. Es ist namentlich aas oerlch edcnen Te,ef»au »>c». die seitens des Herrn Abg. Heß'.>:':l .in: m.'ner- seit» in diesem Zusammenhänge in die tcssentlichkc:t gegeben worden sind, wie ia »mmer a» allein, was man schriftlich hinaus, gibt, gedeutelt und bekrittelt wird, gesolgcrt worden, es se' etwas Wahres au diesen angeblichen politischen Meinung werich.clen- heilen, Ich erinnere in diesem Zusammenhänge an das Te e» granim, welches der Herr Abg. Heßlein am 17. Februar ''st^.inS- gegeben bat, nachdem er am 1ö. Februar sich mst mir darüber eingehend ausgesprochen hatte und worin er m lieberemsttmaning M't meinem D^olstclegramm vom 15. Februar scstst'ck.It, das; wir Po'itckh restlos einig sind und das; wir Zentrnmov - N> und nn: Zcntrnmsl'osistk treiben (Bravol), das; inSbcsonderS auch die Politik des Herrn Abg. Heßlein restlos die Billigung des G»> schä'islnbrrndrn Ausschusies jederzeit geinnd-'n hat. Meine Damen und Zerren! Ich boisc, das; damit die Rede rei van einer .Krisis in der sächsischen Zentrnmspr-stst eiG- gültig überwunden lind, und möchte icb Ihnen, meine Zentrums, srm nde. sagen, es ist bcdancrlich. wenn aus solche :n der N ch>. ' -en>: nnSpresie erscheinenden Nachr-chten bin Partsi-riN'Oe Zwei» scl bekominc» an der politischen Einigkeit des Landesvorsia::d:S. Bitte, Halle» Die iipmec fest lind treu zu Ihrem LandeeRm'si'ino. de n ancii Herr Hes;!ei» angebört. Seien Die nberze..;;' mcnn eine Kr iis vorliegt, dann wird der Lairdcsvor stand Die ;cb:n. da von in Kenntnis 'ej'cn. Die Einiokci* der Partei m"s; gewahrt hleibcn nnd die Einigtcit der Partei konnte nicht gefährdet w>r- den, wenn Sst ans die Worte Ihres Lnndec-Vvrsiandes verirarnen. Ich bosse. das; die Einigkeit der Partei auch n Znknnst keinerlei Gefährd"»» erleben wird. Noch dem, was wir gestern beraten haben, ist daran wobt auch nicht zu zweifeln, das; wir stets - n:g lb! ibcn werden im Kamnsc für Wahrheit, Freiheit und Recht. (Bravo!) lllein gelchäitl'ch bemerke ich, daß unser Parteisekr.-- tariat n cht »nr reae Arbeit geleistet hat, scndern das; w.r a:ch in dm tllcichkaiis'chiis; der Ze:ckrnmspar'.'i nnd o.it den: Reickpt- par!"l:ag steis mitgenommen haben durch B:r'r-ster. Ans dcm Licichspartcitaoe habcii srvar 5 Vertreter Dachsens gesprochen. Znm Dch'tts; eine tranriac Pflicht, die wir erfüllen müssen. Wir beklagen in dem vergangenen VarteHahre den Breitst eines große.: Dolen, der zu unserer sächsischen Zentrums»gehörte, des RcicksoernlstSrntS Bnrlage. Vnriage ist der Sächsischen Zen- trnmspartei ein treuer und väterlicher Vernier gewesen, linier se'.l'n, Namen laben sich die Zentrum?»::',:.: iger Daä.ie;>s z.:m erltcn Male aescbart. Er war unser Spitzenkandidat. als es aalt, die Wahl für die Nationalversammlung dnrchzusühren. Herr Neichsoerichi-r-ral V»r>aae wurde durch seineii oldcnbnrgischen Wabllrei? iii die Nalionalvcrsnmncknng gewählt lind er hat in der Nationalversiiniinluna wie rin Löwe gckämnft. vor allem mich im Hinb'ick ans die sächsischen Iniercsscn gekämpft für )ie Er haltung der konfessionellen Schule, dio'e ^estimmnnaen sind znm scheii Reicht-versannng. welche nnS die Genmhr leisten, die Er hellung der konfessionelle» Dchnle diese Bestimmung-» sind znm größten Teile noni Hern Reichsc-ericht-t-rat W'rlage versaht. Als niitz die Nachricht vom Verlust des Herrn ReicbSgcricbtSrat er reichte. waren wir nberzcuat. das; ein schwererer Schlag in diesem Jahre die Sächsische ZentrnmSnartei nicht treffen konnte, denn kein Vertreter >m Reichslage ist so vorzüglich unterrichtet gewesen über die sächsischen Schnlvcrhältnlsse wie gerade er. der Sachsen seine zweite Heimat nannte. Wir wollen das Gedächt nis deS gros;en Toten jeder usit in Ehren halten, und ich bitte Sie, znm Zeichen innerer lsillen Trauer sich von den Plätzen zu erbeben. (Geichiebl.) Ich danke Ihnen. Als zweiter Pniilt der Tagesordnung folgte der Kaffenbericht. Er ist bereits gestern in der LandeSvorsiandssitznng den Herren Vertretern aus dem Lande vorgetragen worden. Die Kasscn- prüscr erstatteten darauf Bericht nnd wird dem Kassierer Ent- , lastnng erteilt. V orsitzende ri M. D. n. H.k Ich habe die große Ehre, den Herrn Vorltbe»den der Reickst-partei deS Zentrum?-, Herrn Vizepräsidenten Marx zu begrüben. (Lebhafter Beifall.) Wir danken ibm von oainem Herzen, twb er cs i'ck: nicht hat nehmen lassen, trotz der Arbeitslast zu unserem Sächsischen Parteitag hierher zu bnuinen. um nn? da* Referat für die NcichSpartei zn halten. Wir beo-üßen in dem Herrn Vi ievräsldcntcn besanders auch den erben Vorlämvser für die chststlickie Schule. (Lebhafter Beifall.1 Deshalb nt sein Erlcheincn von ganz besonderem poli tischen Werie. Wahlen. Vors.: E* sind lolaende Wahlen vorrnnehmen: die Wahl de? Gescvöitssübrend n t» iisschnsseS. die Wahl des Vertreters im Neicbansschub und die Wabl der Ver'rcter zuin Parteitage. Es wird zunächst die Präsenzliste und zugleich damit di« Zahl der stimmberechtigten Vertreter fcstgcstellt. Vorst gen der: Ich bitte srstznstellen, wie viel Stimmen Im ganzen als stimmlrcrechtigt abgegeben werden können. Ich nehme au, dal; zu de» Wihlen die Ortsgruvveu immer durch riueu Herr» oder eine Dame ihre Stimme abgebeu Imsen. Was die Wahle» aulaugt, io möchte ich folgendes mitteilen. Herr Iahrikbesiher Stolle, Irnnlein «seihler und ich. sehen uns nicht in der Lage eine Wahl wieder anzunehinen. Nach Stimmenscststellnng wird znr zur Wahl geschritten. DaS Ergebnis derselben ist folgendes: ' 1. Vorsihender Studicurat Welz, 2. Vorützcndcr Mc>vcr'icha>tS!clrc!är Picker. N. Vorstandsmitglied Iräulciu Anni .Hertel. -I. Eiwnbahninspettor R einiich . .'>. Studienrat Dr. Heiden re ich (Beisitzer), i>. Vanlbcamler Oertel lBeisihcr). Am Schlüsse dnntte der bisherige Vorükende für du.- >?r« trauen, welches ihn, während seiner Amtstätigkeit entgegeugr- bracht wurde AIS Vertreter znm NeichSmiSschiitz wird Iuftizrat'Dr. S ch r ö m b g e n s - Leipzig gewählt. Mr den Ncichsparteitag die Herren Studienrat Dr. Buchheim und Lehrer Kretz schmor aus Ehemuitz. Ich versichere Ihnen, das; eS mir eine Irende gewesen ist, der Zentrnmspartci zn dienen, der ich treu anhängen werde bis zu meinem Lebensende. (Lebhaftes Bravo!) Es ist — das ist mir bekannt -- im Lande von verschiedenen Personen gesagt worden, (ch sei dentschnational. Meine verehrten Anwesenden! Von den Dcutichnationalen trennt mich meine politische Ucbvr- zeugnng nnd meine Weltanschauung ebensoweit wie von den Kommnni'icn. Ich bin genau Zentrum. (Lebhafter Beifall). Vorsitzender Studienrat Welz: Meine sehr verehrten An- wescndcnt Ich danke Ihnen für die Wahl und nehme sie aus dem Grunde an, weil sich niemand dem Dienste sür die Allgemein heit entziehen dars. Ich habe noch eine angenehme Pflicht zu erülllen. Jnsbelondere habe ich meinem Vorgänger, Herrn Rechts anwalt Dr. Hille den herzlichsten und innigsten Dank sür alles das ausznsprechen, waS er als Vorsitzender geleistet hat. lLcb- Haltes Bravo!) Herr Rechtsanwalt Dr. Hrile hat in einer Weise sein Amt verwaltet, das, mir seine Tätigkeit als ein Borbild und Ansporn dienen kann, ihm nachzueifern. Ob ich es erreiche, ist eine zweite Frage. Ich danke ihm sür alle diese Tätigkeit, die er unermüdlich in der weiteren Ausgestaltung der Parte! aus geübt hat, insbesondere in der Organisationssrage, die in den letzten Jahren sür unsere Partei in Sachsen z» lösen war Ich danke ibm für die nimmermüde Tätigkeit, die er bei den Wahlen /durch Versammlungsreden usw. entfaltet hat, und ich bitte und hoffe, dass die Arbeit deS Herrn Rechtsanwalt Dr. Hille mit den» heutigen Tage nicht aushört, sondern dast er uns auch fernerhin seine Arbeit zur Verfügung stellen wird. (Beifall). Ebenso zollt / der neue Vorsitzende den übrigen ausscheidenden Mitgliedern herzlichsten Dank. ^ ^ L < Abgeordneter He st lein verlast sodann ringelaulene Tele gramme und teilt mit, dah als Vertreter deS wendüchen Votls- tells Herr Gutsbeiitzer Scholz «ns Erostwitz erschienen ist. (Bravo') Vorsihender: Ich bitte Herrn Senatspräsidenten Dr. Marx das Wort zu nehmen. EenatSpräsident Tr. Marx: Meine hochverehrten Damen und Herren! Ich danke Ihnen aus;erordentlich sür den herzlichen WillkontmenSgruh. den Ihr verehrter Herr Vorsihender und Cie mir entboten baden. Ich nehme ibn an nicht für meine Person, denn allzusehr bin ich nie. dcrnedrückt durch die Last und die ungeheure Verantwortung, die auf mir ruht. Ich nehme ihn an namens der NeichslaaSfraktion des Zentrums. Ich nchine ihn an als einen Grus; und zugleich als ein Gelöbnis weiterer Treue der sächsischen zu unserer Par. tci gehörenden Freunde und Freundinnen. (Bravo!) So nehme ich ihn an mit besonders herzlichem Dank und drücke nochmals die Freude aus, hier auf Ihrem Parteitag reden zu dürfen, an dem Parteitag sür Angehörige der Partei, die wohl mit vollem Necht den Nus in Anspruch nehmen dürfen, die treuesten der Treuen der Zcntrumspartei zu sein. Schon seit langen Jahren schenke ich alle Aufmerksamkeit den Vorgängen Ihrer Partei. Die Zentrnmspartci hat in den vcr- schiedem'tcn Ländern verschiedenartige Geschicke. Hier sind zw'i- fcl'os die Verhältnisse ganz besonders schwer, ganz besonders drückend, ganz besonders entmuti"end und so ist es geradezu — das kann ich offen sagen, ohne Ihnen schmeicheln zu wollen — ein Ansporn für die ganze ZentrumSpartei. immer und immer wieder die Festigkeit bewundern zu dürfen, mit der Sie an den Grundsätzen der ZentrumSpartei halten uno die unausgesetzte Standhaitigkcik, die Sie auch in der Bringung grober Opfer ak>- ieaen. wenn es gilt, das Zentrumspanier zu bewahren. Dieser Treue gegenüber darf ich nnd mns; tch sagen ans dcm vollen Grunde meines Hcr-cns heraus: Treue um Treue! Sie wer den stets auf den werktätigen, kräftigen Dank des Reichstags- zcntrnins rechnen dürfen. Wir bieten Ihnen die Hand zu ge meinsamem Vorgehen sür unsere gros;cn, schönen Ziele. (Bravo!) Ich w'll bei der vorgerückten Zeit meine Darlegungen mög lichst schlichb nnd sachlich kurz zusammensasicn, ohne auf rcdn«. rischen Schmuck näher einziigeben. Ich glaube, es kommt daraus an. das; ick> Ihnen eine Reibe von Gesichtspunkten vorfübre, nach denen die ZentrumSpartei im Reichstage in den letzten Monaten ihre Geschäfte eingerichtet hat. Im Vordergründe der Aufmerk samkeit nickst nur von uns als Partei, sondern des gesamten Landes, nicht nur des Kontinents, ich glaube, ich darf sagen, des größten Teiles der Welt, steht nur der Name Genna. Was wird uns die Konferenz in Genna bringen? Wir wissen nicht, tch sage ganz offen, das; ich nichts weist, und ich glaube, niemand von denen, auch von den Herren unserer Delegation, den Neichs- kanrlcr einoelchlossen. bat ein bestimmtes Bild von den Ereig. nisscn, die sich in den nächsten Tagen dort abspielcn werden. Wir wollen hoffen, das; in Genna nicht der Geist der Rachsucht und des Halles, wie er leider Gottes immer noch in Frankreich vorhanden ist. znm Durchbruch gclanat, sondern das; die kinge Menschlichkeit, die Klnabeit einer englischen Politik und auch die Stärke der amerikanischen Position sich durchsetzen wird. Wir dürlcn nicht verzweifeln, das wäre das Sclil'mmste, was wrr machen könnten. Mit einem gesunden OvtimiSmus muffen wir an die Betrachtung unserer augenblicklichen Lage Herangehen. Das deutsche Volk ist nicht unterznbringen, wenn es sich ntckn. selbst ai'koi-bt. AIS die letzte Neparationsnote erschien und wir das Gefühl tiefer Niedergeschlagenheit haben mnstten, als wir sahen, das; trotz aller Beweisführungen gar kein Verständnis in den weiteste» Kreisen der Entente zu finden sei, dafür, wie wirk lich die Sachlage Europas und die wirtschaftliche Lage Deutsch, lands sei, da kamen gerade von Angehörigen der nordischen Staaten, die in Berlin waren, uns die Worte zn, warum d'tfe Aufregung? Es ist nicht so schlimm aufnifaffen, so schlimm lie- gen die Dinge nicht nnd angesichts der überaus starken inneren Kraft des deutschen Volkes wird Deutschland auch wieder besseren Zeiten entgegensehcn können. Mögen diese Gedanken nicht nur aus einem liebenswürdigen Herzen gekonimen sein, sondern mögen sich diese Worte auch später wirklich in die Tat umsetzen! Wir wollen aber alles, was in unseren Kräften steht, daran- setzen, um unser Volk und unser Vaterland ans dem Wirtschaft- lichc» Niedergang und aus der gegenwärtigen Not zu retten, in der wir uns nun einmal befinden. Wir als ZentrnmSlente sind meines Erachtens dazu bestimmt, nach den Aufgaben, die wir von unserem Hcrraott erhalten haben, Bahn zu brechen nnd hier vorbildlich für andere Parteien voranzngchen. ^Beifall.) Was ich eben anssvrach. Aufrichtung unseres zu Boden gewo-kene» Vaterlandes, Fortsctznna unserer Beitre'onn.ien, die >vir:lchaft- liche Lage unseres Volkes zu verbrss-rn, das must m. E. das Z-el unserer gesamten Politik sein. Da5 must unser unverrück bares Ziel sein bei allen Bestrebungen nach ansten »nd bei allen inneren Einrichtungen. Ilm dieses Ziel zu erreichen sind wir gerne bereit, mit anderen Parteien zusammenzuarbenen von r:ws nnd von links. Seit ieber ist d>: ZenilnmSpac'.el als die Porte: der Milte, bereit gewesen, mit allen. 2:e g neu W'llens sind, gemeinsame Politik zu treib:::, die '? 'il'k, die in erster L.nn darin besteht, Gutes zu tun lür den Staat, eoS Geme:::- wc^cn. Es mag nur einmal c:::-r kommen und uns den Vor. w >rk machen, wir hätten ihn zurügemics-rn, wenn er uns oikencn und freien Sinnes und Herzens zur Seite sieben wollte und mit uns da? Beste der Gclamthe t 'örd'r.i woll:e. NwmalS hnt-cn wir d'e Hand znrückgestosten, immer sind wir bereit gewesen, m:t anderen Parteien znsammcnzngehen, weil wir nur in c n- mütigcm, festem Zusammengehen der Vertreter >'? gesamten deutschen Volles allein die Rettung sür unser Vc^k und sür die Zukunft erblicken. Meine Verehrten! Es ist nicht leicht, solche Wege elnzu- schlagcn, namentlich setzt, wo es- sich darum handelt, unserer Vertretung ln Genna einen möal:cbst feiten Ilntergrund der Entente gegenüber zu geben. Dieses Ziel zu erreichen, ist seit langem nnausgesct'tcS Streben der Zentrumsparte: gewesen und ist das unankgesctzie Ziel gerade auch meiner Politik ge wesen, seit dcm Augenblick, an dem mich die ZentrumSpartei an ibre Spitze berufen bat. Wir sind die Koalition mit der Sozial demokratischen und Demokratischen Partei seit Beginn der Revo lution etngcaongen. wir haben sie mit mehr öder weniaer län. gcrcn Unterbrechungen mit der einen oder anderen Partei fort geführt, denn wir haben nnS gesagt: Diese Koal:t:on ist an sich nicht imstande, unserer RcschSregicrnng das nötige starke Funda ment zu geben. Deshalb war unser unausgesetzten Streben dabin gerichtet, auch den' Beitritt der Deutschen Volksparte: zu dieser Kimlitlon zn bewirken. Wir können :i::S da? Zeugnis ausstellcn, das; wir bei keiner Gelegenheit irgendwie den Versuch zurückge- stellt haben, die Herren zu gewinnen. Aber es ist eine t-c„->.,v gewinnbare Braut. Immer wieder machen wir die Erfahrung? das« immer welkere Kreise sich von dem Gedanken dnrchdrlnaen kaffen, dass dir ZentrumSvolltlk, wie sie seit der Nationalver sammlung ln Weimar verfolgt worden ist. für das Volk die ein zig richtige nnd segensreiche ist. (Sehr richtig!) Auch in unseren Reiben, meine Verehrten, sind viele, die srüber abseits gestanden haben, die sich tadelnd und kritisierend zurückgezogen haben nnd die ange sichts der unentwegten, zielbewnstteo Haltung der Zentrumsfraktion doch wieder zn dem Re sultat gekommen sind: Wir glauben, das; die Zentrumspolitik die richtige ist; wir haben eS nicht verstanden, aber da? kann nur wahrer Idealismus, :vahrer Ovfcrsinn sein, der zu solchen schweren Opfern, w e sie die Zen» trumSimric: gebracht hat, befähigt ist. Das ist daS Ziel. waS die Zcntrumsparici leitet: Alles hinanzusetzen, wenn eS gilt, daS Wohl der Gesamtheit zu fördern. Bei jeder Gelegenheit, wo eS uns möglich war, haben wir die Deutsche PolkSvartei aufa«fordert, beiznireten. Als es sich um die Obersch'esische Frage hondeste, meine Verehrten, — ich dars vielleicht so weit znrückg'hen — :varcn wir bis halb IN llhr abends beim Reichspränd.'i:t:n zu sammen nnd waren schliestl'ch mit dem Bevollinächtigwn urd Fübrern der Deutschen Volkspartei und der übrigen Koa!-tw„«- Parteien im grösten und ganzen einig. An diesem Abend war ich des slräfi'chen Optimismus, zn denken: Nun kannst du rnbig nach Hause geben nnd ruhig schlecken, am folgenden Morgen wer den wir eine Koalition haben. In derselben Nacht um 12 Uhr war die ganze Hoffnung zerschlagen. Die Deutsch« Volksparre: lehnte ab, eS kam ein Brief, der am folgenden Tag auch schoir in der Zeitung stand, ehe er überhaupt in die Hände des Reichs. Präsidenten gelangt war. Halb 10 llhr wurden wir wieder zum Reichspräsidenten gerufen. Da stellte es sich heraus, datz di» Herren von dcr Deutschen Volkspartei nicht mehr da waren, und eS wurde von den Herren der Sozialdemokratie gesagt, der In. halt des Briefes ist so beleidigend für uns, das; eS uns zurzeit nnmöglich ist. mit den Herren weiter zu verhandeln. Nun er. klärten ganz anffälligerwcise die Herren von der Demokratischen Parte'.: Wir können auch nicht weiter bei der Koalition bleiben, denn der Brief ist so schwer beleidigend, das; wir es nicht mehr verantworten können, mit der Sozialdemokratie weiter zu gehen. Ich erklärte den Herren in meiner naiven Unschuld: Ich habe in dem Brief nichts von einem Vorwurf gegen die Demokraten ge. lesen. Es hiest. es wäre der Beschluß der Fraktion: Wir geben. Da war d-w AnaenbÜck gekommen, wo wir beim Reichspräsidenten mit den Sozialdemokraten allein standen und uns fragten: Sollen wir wieder zusammen da? Täncchen waaen. Da sagten die MehrbeitSsozialdemokraten: Wir werden verhauen, wenn nckr mit dcr ZentrnmSpartei zusammengeben. Die ZentrnmSpa tei erklärte: Wir werden noch mehr verhauen, wenn wir mit der Mehrhcitslockaldcmolrccken znsammcngchen. (Heiterkeit.) Da trat dcr Reichskanzler Wirtb vor nnd saatc: Ich weiß noch einen Ausweg, das ist der. daß ich vom Reichspräsidenten als Reichs, kanzlcr berufen werde und dann werde ich ein Ministerium auS Persönlichkeiten bilden, ohne die Parteien zn fraacn. (Fortsetzung folgt.) Notiz. In der Versammlung am Sonntag vormittag, ln denen die Referate Dr. Herschei nnd Stadirat Mcnde erstattet wurden, führte Herr Stadtv. E i d m a n n - Leipzig den Vorsitz. Falls eS angesichts der umfangreichen Berichte über die Ver handlungen noch möglich sein sollte, wird über den Begrüßungs abend noch einiges mitgeteilt werden. Nede des Reichskanzlers in Genua Eröffnung der Konferenz Genna, 11. April. Gestern nachmittag war die feierliche Eröffnungssitzung der europäischen Wirtschaftskonsercnz. Auf Vorschlag Llovd Georges wurde de Facta znm Präsidenten er wählt, der eine Einlsitungsrede hielt, worauf der französische Minister Bcnthon, sodann dcr Japaner Jösch:, sodann der Bel. gier Theuniö das Wort ergriffen. Unter großer Spannung hielt sodann Reichskanzler Dr. Wirth in deutscher Sprache seine Rede, die sofort in die französische und englische Sprache übersetzt wurde. Reichskanzler Dr. Wirth: Für die freundliche Aufnahme seitens der italienischen Re. gierung dankend, führte der Reichskanzler u. a. a::S, daß, wie zu allen Zeiten Kranke an den Gestaden des Ligurischcn Meeres Linderung ihrer Leiden und Genesung gesucht haben, so auch suchten hier ganze Völker, ja. die -ganze Welt Heilung von einer anderen Art Krankheit. Die wirtschaftlichen Probleme müßten als rein wirtschaftliche erkannt nnd von den politischen Zielen nnd Differenzen losgelöst werden. Die europäischen Staaten müßten mit Entschlossenheit ans dem gegenwärtigen Wege Halt machen, zu dem Svstem des unbehin derten Handels zurückkebren. frei von allen Fesseln. Nachdem Dr. Wirth in längeren Anssübrunacn drmacnd darauf aufmerksam gemacht hatte, wie sehr alle Welt gerade von Genua ein er» sprießliches Resultat erhoffe, und ein Fehlsclckag den Tod nn» zähliaer Existenzen beransbelchwören werde und nachdem er da- SclbsibeskimmunaSrecht der Völker als die Richtschnur der Ver» bandlnnaen bezeichnet batte, schloß er: Wenn ich In diesem Kreise vieler Völker heute das Wart er"riffen habe, sn berechtigt mich da n die besondere Laar meines Landes. Deutschland ist infolae seiner neoaravhtschen Laae in Mitteleuropa, intolne se'ner enaen Verklechtnna mit der gesamten, anch m't der überseeisch"« Welt» Wirtschaft durch die Nat unserer Z-it am weckten betroffen wor» den. TaS Problem d-r deutschen W'rtkchcckt ist »ntrennbar ver. bnnden nckt den Schwieriakeiten. über die die anderen Nationen zn klaaen baben. Die deutsch» Not ist die eine Sr><e, pr- wgt der übrigen Bäcker die andere Seite der Weltkrise. Die Größe der Aufgabe soll uns ein Ansporn sein, daß die Perhandl"naen der Genueser Monscrenz von allen Seiten mit einem gewissen Opti mismus gesübrt werden, der alle großen Werke erfüllen muß. Ich werde aewist mit dielen meinen Worten keinerlei Sonder« gefüblen Ausdruck gehen, sondern die gemeinsame Neber'e"anng aller hier vertretenen Nationen anssprechen. (Lebhafter Beifall) Die deuische Deleaation in Genua Berlin, 111 Apr l. Olm- Znr'schenlälle ist der d'nssck', Erlra- zna mi» den dcnt'ch-n Bevollmacbt'g'en am Sennin-, abend k»r: nach 8 libr in G,m,n e'na-troüea Da man d>» D-nEch-n «skt e'ne b,'s,e Smnde ivcckcr »rwa-»ct beste, nnd ae-ade Minckt-'rvrclsidcnt »e Tacta nnd ner stn'lcnckche A»st-mnckn!s»,r Schanrcr wl> den and-rn Alliierte» cnck dcr Varson'-ren, slch heckest», waren znm Emtztara aick d?m Bahrtos nur Mstister Ma!ff, der Vrästk» von Genua und dcr d-nckchc Boilchnstcr in Ran: eckcbstnen. Di« deutsche Abv'vnnng wnrd« loiort -NIM Hotel „Eden" beo'.itet, wo gleich tarons der itnst-niichc Minister präsident mit dcm Aiihcnminister zur Begn'istnni erschien Störuna des Drahtverlrehrs Genua—Berlin Berlin, 11. April. Von Montag Abend sieben Nbr bis Dienstag früh zwei il^r wurde die Trrn'prechleitiing von Genna nach Berlin st'ir den Verkehr mit den Redaktionen nicht «reig ge> en. Ueder die Ursache dielrr Störung war an amtlicher Stelle ein« besriedigende Auskunft nicht zu erlanaen. Französisch-belgisches Geheimabkommen über die Ruhrpolitik Vochnm, 10 Avril. Im Zusammenhang mit den zahlreichen Plänen der französischen Erobcrunospolistk im Nnlngeblet wird hier in den Krnndzügen ein Geheimabkommen zwischen dem bel, gischen »nd dem ranwsitchen Generalstab bekannt über dst gegen Deutschland zn ergreistnden mitltärnchen Maßnahmen lür den Fall, dost etwaige Unruhen in Tentichlnnd dst Sicherheit der Besetzung?, trnpprn ge'ähiden sollten DnS Abkommen soll genaue Angaben über die zu verwendenden Truppen, ihre An'mnrsch äume nnd die OperationSziele enthalten Von besonderem Interesse ist. daß in dem Abkommen ausdrücklich betont wird, daß weder England noch Italien von ihm Kenntnis erhalten. Revolutionäre Umtriebe in Finnland Helslngfors, 10. April. Zahlreiche cn:S verschiedenen Quellen stammende Nachrichten besagen, dos; die Sowjelregstrnng aulS eiliigste rüstet nnd zwar oege» Finnland und Polen. Ir: Finnland soll zunächst e'N roter Anlstond inszeniert werden, als deren lrntrnm wahrscheinlich die Stadt Tavastehns vorgesehen ist. Dorthin wird nämlich bereits sei: iauger Zeit eine große Menge bolschewistischer Literatur befördert. Preutzen für die Sommerzeit Berlin, 11. April. Do« preußische Siaalsministerlum hat sich in seiner Sitzung am Montag für die Wiedereinführung der Sommerzeit ausgesprochen. Die Gebietsvertreter der ehemaligen thür. Länder Bekanntlich sind mit dem 81. Mörz d. I die ehemaligen thüringischen Gebietöregiei ungen ausgelöst worden. Nn Stelle der einstigen Ministerien inbrt in jedem einzelnen Gebiete ein einziger GebietSvertrcter we restlichen Geichäste zn Ende, die sich hauptläch- lich au: die finanzielle Regelung der gegenseitigen Verbältniffe be schränken Wie das thüringische Stnatsmlnisterium bekanntglbt, sind von: 1. Avril ab ais Gcbietsleiter berufen worden: süc Weimar SraatSmmister Bandest, lür Meiningen Geh Staatsrat Freiberr v Tibcke, lür Neuß Staatsrat Drechsler, für Nltenburg Staatsrat Metschke, für Gotha Geh. Reg -Rai Oberbürgenneist r a. D- Dr. Liedetran. iür Rudolstadt Staatsrat Werner und sür Sandersthauseit Staatsminister v. Neffe.
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