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Sächsische Volkszeitung : 19.07.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-07-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192007198
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19200719
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19200719
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-07
- Tag 1920-07-19
-
Monat
1920-07
-
Jahr
1920
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 19.07.1920
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Montag, den 19. Juli 1920 ÄLchNsH* vollszeitung o«k. 1Ü2. Seit« > Spacr Die Beschlüsse der Konferenz Spaa, 17. Juli. Tie Konferenz hat von den vier Gegenständen der Tagesordnung in der Reihe erledigt die Militärische Frage, die Frage der Kriegsvcrgehen und die Kohlenfrage; die Frage der Wieder gutmachung konnte nicht mehr behandelt werden. Am raschesten ist das Problem gelöst worden, das noch vor kurzer Zeit die Gemüter ain heftigsten bewegte, nämlich die Bestrafung der Deutschen, welche wegen Vergehen gegen die Knegsregeln angefchuldigt wurden. Hätte man in den Fragen der Entwaffnung Deutschlands und seiner Kohlenlicserungen an die Alliierten einen ähnlichen Weg ein geschlagen so würde man sich Zeit und Kraft erspart haben. Leider wurden in beiden Fragen die Verhandlungen mit einem Verhör der angellagten deutschen Regierungen begonnen und mit einer einsei. Ligen Entscheidung geschlossen. Die deutschen Gegengründe konnten nicht mit der nötigen Ausführlichkeit zu Gehör gebracht werden. Das Verhandeln im Plenum machte eine geschäftsmäßige Erledigung unmöglich, wenn man auch die schwierige Lage der Alliierten anerkennt, die immer erst unter sich einig werden mußten, um Deutschland eine Amwort zu geben, und von dieser Antwort dann kaum wieder ab gehen konnten. Wenn man die Absicht der Alliierten zugibt, Deutsch land entgegenznkommen, so bleiben die von der deutschen Delegation unterschriebenen Protokolle doch eine außerordentliche schwere Be lastung unseres innerpolitischen wirtschaftlichen Lebens. Sie er halten einen besonders gehässigen Charakter dadurch, daß die Alliier ten es für nötig befunden haben, in beiden Fällen ihre Entscheidung uns auszuzwingen. Immerhin enthalten die Unterzeichneten Entschei dungen nicht bloß Nachteile für Deutschland. Die militärische Entscheidung läßt uns die Möglichkeit, die Ruhe im Industrie gebiet, der sogenannten neutralen Zone, nötigenfalls durch die mili tärischen Machtmittel ausrechtzuerhalten. und sie verlängert die Fristen für die Entwaffnung und die Herabsetzung der Heeresstärke um wei tere drei bis sechs Monate. Auch gibt sie dem Rest des HeereS in mehreren Punkten eine bessere Organisation. Die Kohlen ent scheid ung wird nach dem Beschlüsse des Wiedergutmachungsaus schusses über die Höhe der monatlichen Kohlenlieserungen vorläufig von 2460000 Ton'-eo aus 2 000<xu> 'Lonn-n herabgesetzt und gibt die Aussicht den Ausfall in Rnhrkohle, der durch die vereinbarten Liefe rungen entsteht, durch eine Mehrbelieferung mit oberschlesischer Kohle einigermaßen zu mildern. Außerdem richtet sie für Oberschlesien eine besondere Kohlenkommission ein, in der Deutschland als Mitglied ver treten ist. Für die auf dem Landwege gelieferte Kohle wird eine Prämie von 5 Mark Gold pro Tonne und der Vorschuß in Höhe des Nestes der Differenz zwischen dem deutschen Inlandspreis und dem auf bestimmte Art festzustellenden Weltmarktspreis gewährt, der mo natlich nach Maßgabe der Höhe der Kohlenlieferung fällig wird. Tie Prämie und der Vorschuß können und sollen sofort zur Erhöhung der Lebenshaltung des deutschen Volkes verwendet werden, insbesondere der Bergarbeiter, durch deren Mehrarbeit in erster Linie die Durchführung der Kohlenlieserungen an die Alliierten ermöglicht wird. Als positives Resultat der Konferenz darf verzeichnet werden, daß im Laufe der Verhandlungen die Stellung der deutsche» Delegierten sich der normalen Stellung immer mehr näherte, wenn sie sie auch noch keineswegs erreicht hat. Es ist zu hoffen, daß die vierte Frage, die Frage der Wiedergutmachung, in Gent von vornherein in einem weniger mißtrauischen Geiste ver handelt werden wird als ihre Vorgänger in Spaa. Dr. Simons über das Ergebnis Der deutsche Minister des Auswärtigen Dr. Simons erklärte, er könne nur zufrieden sein mit dem Geiste der Versöhnlichkeit, der sich in der Konferenz geltend machte, und zu einem Korrespondenten des „Nieuwe Rotterdamsche Courant" äußerte er sich ausführlich da hin, daß das Ergebnis der Beratungen über die Kohlensrage für Deutschland eine schwere Last bedeute. Er selbst könne das besonders gut würdigen, weil er die Industrie kenne und wisse, wie schwer sie unter dem Kohlenmangel leide. Deutschland werde aber die Verpflich tungen erfüllen können, wenn es eine Besserung der Er- nährung im Bergbaubetriebe erziele und eine neue Organisation in der Verteilung und im Verbrauch der Kohlen herbcisühre. Die ersten Maßnahmen dafür sind schon cingeleitet. Minister Simons sagte, die Negierung sehe sehr heftigen Angriffen entgegen wegen ihrer Nach giebigkeit gegen die Forderung der Entente, und die Stellung der Ne gierung sei schwierig. Er beabsichtige aber, die Erfüllung des Ver trages gegenüber jedermann,, durchzusetzen, und erklärt, daß die Kon ferenz von Spaa als ein Fortschritt für Deutschland anzusehen sei. Nicht, weil man einen Erfolg erzielt habe, sondem, weil mit einer besseren Form der Verhandlungen dort der Anfang gemacht würde. Deutschland müsse jetzt den Alliierten beweisen, daß sie mit Recht Ver trauen §u Deutschland gefaßt haben und die fremden Staatsmänner haben einen klaren Einblick in Deutschlands Lage erhalten. Die neue Konferenz in Genf dürste in einer besseren Atmosphäre eröffnet werden, gls es bisher der Fall war. Die Sachverständigen Essen, 17. Juli. Wie gemeldet wird, sind gestern, nachdem eS klar geworden war, daß die Regierung trotz des Widerspruches der deutschen Sachverständigen sich den Fordeningen der Verbündeten un terwerfen würde, die Herren Hugo Stinnes, Geheimrat Dr. Wied seid und Direktor Lübsen, sowie Bergarbeiterführer Hue ostentativ von Spaa abgereist, um damit zum Ausdruck zu bringen, daß sie in der Ablehnung der erdrückenden Bedingungen vollkommen einig sind und mit der Unterwerfung nichts zu tun haben. Vertretern von Spaa abgereist, ist falsch. Die Absicht eines Pro- iestes lag mir völlig fern. Meine Mission als Sachverständiger in 8ergarbe!«erfragen war erledigt, deshalb reiste ich ab. Unbescha det meiner Auffassung von der materiellen Trag» lveite der uns aufgezwungenen Kohlenverpflich- tung bin ich der Ueberzeugung. daß die RegieninqSvertreter ihren Entscheid nach qewissenhaster Ueberlegung aller politischen Konseguen- fm getroffen haben, was ich auch von meinem Standpunkte als Spe zialist zu beachten habe. KabinettSrat in Berlin Berlin. 18. Juli. (Amtlich.) Das Kabinett trat heute nachmittag zu einer Sitzung zusammen, an der die aus Spaa zurück- gekehrten Minister teilnahmen Für die nächsten Tage wurde folgendes Programm vereinbart, Am Montag und Dienstag wird das Kabinett die Berichte über die Beschlüsse von Spaa egnitgennchmen. Für Dienstag abend ist eine. Sitzung des NeichstagSausschusses für auwärtiae Anaelegenhelten in Ansicht genommen, zu Mittwoch fallen die Ministerpräsidenten der Länder zu einer Citmng eingeladen werden. Am Donnertag findet eine Aussprache im Reichswirtschaftsrat über die wirtschaftlichen Frage« statt SimonS beim Reichspräsidenten Berlin, 18. Juli. Der Rcichsminister d< ^ Auswärtigen Dr. kimonS begab sich nach seiner Rückkehr aus Spaa vom Bahnhofe aus „im Reichspräsidenten zum Bortrag. Später sprach der Vizepräsident des MeichSministeriums Justizministcr Dr. Heinze beim Reichspräsidenten wor. Rürkkekr des Reichskanzler« Spaa, 17. Juli. Der Reichskanzler Fehrenbach hat vor- mittaas 6 Uhr Spaa im Kraftwagen verlassen um nach Köln zu fahren, von wo er nach Freiburg Weiterreisen wird. , Millerand Paris, 16 Juli Ministerpräsident Millerand hat gestern -bend »ach seiner Rückkehr aus Spaa die französischen Journalisten -«sangen und ihnen erklärt, die Konferenz von Sv aabe- deut/den Beginn der Ausführung de» Friedens vertrage» von Versailles. Er lobte den guten Willen aller ver bündeten Abgeordneten, besonders aber des Grafen Sforza. AIS er in London zum ersten Male von der Besetzung deS Ruhrgebietes gesprochen habe, habe er keinen Erfolg gehabt. In San Remo ser eS ihm gelungen, den Grundsatz zur Annahme zu bringen, in Boulogne sei man einig geworden über die Art der Zwangsmaßnahmen und in Spaa endlich habe man Genaueres präzisiert. Die Feftigleit sei notwendig; das hindere aber nicht, daß die Verbündeten bei mehreren Fragen den Geist nennenswerter Ver söhnung gegenüber Deutschland gezeigt hätten. Millerand glaubte besonders auf die Kredite Hinweisen zu können, die als Gegenleistung für die Kohlenlieferungen erfolgen müssen. Deutschland könne viel leicht im Laufe von sechs Monaten auf IbOO Millionen rechnen, was ihm hoffentlich gestatten werde, seine Förderung zu verbessern. Es sei in Spaa zu schwierigen, manchmal recht lebhaften Erörterungen zwischen den Verbündeten gekommen, aber vor den Deutschen habe man sich immer mit einer Einheitsfront gezeigt. Millerand teilte mit, daß die Frage der Herstellung von Luftschiffahrts material, dessen Herstellung für Deutschland zeitweilig verboten sei, aus diplo matischem Wege geregelt werden solle. Eine schwedische Blätterstimme Stockholm, 17. Juli. „SvenSka Dagbladet" schreibt zur An nahme deS deutschen Vorschlages in Spaa: Was auf Deutschlands Gegner starken Eindruck machte und wohl dazu beitrug, die Herab setzung der Forderungen zu erzwingen, war die Einigkeit zwischen den deutschen Arbeitern und Arbeitgebern Soll irgendwie die Aussicht bestehen, daß zwei Millionen Tonnen geliefert werden, so müssen die Arbeiter bedeutend mehr als acht Stunden am Tage arbeiten. Es ist wenig wahrscheinlich, daß sie sich auf die Dauer einer solchen Be stimmung unterwerfen; sicher muß sich Frankreich dann noch zü einem Kompromiß bequemen, denn das ständige Drohen mit der Besetzung wird doch bald auch für die Verbündeten, besonders Italien, zu viel. Lloyd George über die Konferenz Rotterdam, 18. Juli. Auf einem Essen englischer Journa listen in Spaa sage am Freitag abend Lloyd George, die Konferenz bedeute einen guten Fortschritt auf dem Wege zur Wiederherstellung friedlicher Zustände. Lloyd George hob die Festigkeit und den Mut des RelchSminister Dr. Simon hervor und sagte, die Ent waffnungsfrage sei noch viel wichtiger als die Kohlen- llefernngen. Sie sei ein Zeichen für das künftige Verhältnis zwischen Deutschland und den Verbündeten. Bericht über Spaa im Neichsausschutz (Eigener Drahtbericht der „Sächs. BolkSzeitung".) Freiburg t. Br.. 19. Juli. Am Dienstag abend wird der Neichkausschuß für auswärtige Angelegenheiten zusammentreten, an dessen Sitzung Reichskanzler Fehrenbach teilnehmen wird. Der Reichskanzler und Minister Dr. SimonS werden über das Ergebnis von Spaa berichten. Für Mittwoch sind sämtliche Ministerpräsidenten der Länder nach Berlin berufen, um ebenfalls sich mündlich mit der ReichSregicrung über Spaa zu besprechen. Am Donnerstag wird NeichrwirtschaftSminister Dr. Scholz in einer Vollsitzung des Reichs« wirtschaftSratcS über den wirtschaftlichen Teil der Verhandlungen von Spaa vor allem über die Kohlenirage berichten- Die Meldungen von RücktrtttSabstchten des Wirschaftsministers entsprechen ebenso wenig den Talsachen, wie die Nachrichten, daß Minister Dr. SimonS sich mit Rücktrlttsabstchtcn trägt. Der Reichstag wird erst am 33. Juli, nicht vorher, seine Arbeiten wieder ausnehmen. Kabinetlssitzung (Eigener Drahtbericht der „Sächs. Volks zeit ung".) Berlin, 19. Juli. Unter dem Vorsitz des Vizekanzlers Dr. Heinze fand am gestrigen Sonntagnachmittag eine große Kabinettssitzung statt in der über die Verhandlungen in Spaa niid ihr Ergebnis ein vorläufiger B-rieht erstattet und das Programm für die nächsten Tage festgesetzt wurde. Die Berichterstattung über die Verhandlungen in Spaa vor dem Gesamtkabineit dürste 3 Tage in Anspuich nehmen und soll heute beginnen, wenn Reichskanzler Fehrenbach aus Freiburg zurückgekehrt sein wird. Italienisch-serbischer Konflikt London, 18. Juli. Reuter erfährt: Die italienische Regierung hat von der südslawischen Negierung Genugtuung wegen des jüngst erfolgten Angriffs auf elu italienisches Kriegsschiff in Spa- lat o gefordert. Die südslawische Negierung hat ihrerseits Genug tuung wegen des Niederbrennens des südslawischen Klubs in Triest verlangt. Ungarische Obsttransporte sür Deutschland Wien, 18. Juli. Die „Neue Freie Presse" tadelt die An haltung von Obsttransporten für Deutschland durch den Wiener Kreisarbeiterrat und erinnert an das im Januar von Deutschland gebrachte Notopfer sür die österreichische Bevöikcrung. DaS Blatt erfährt ferner, daß der ungarische HandelSministcc Auf trag erteilt habe, weitere Obstsendung aus Ungarn nach Deutsch land nicht zu übernehmen. Der polnische Terror Berlin, 17. Jul. lieber neue Uebergriffe der Polen wird bekannt, daß in Lzarnikau wehrfähige junge Deutsche vor die Wahl gestellt wurden, entweder sofort für Polen zu optieren und in da» Heer einzutreten oder innerhalb 1t Tagen ausgewiesen zu werden. In Wollenstei» finden wieder Jnteruteruuge» von Deutschen statt. Di« amerikanischen Milchkühe Berlin, 19. Juli. Der deutsche Geschäftsträger i« London Sthamer hat dem Vorsitzenden dr» maritime Service folgende Note übersandt: Der deutsche Geschäftsträger beehrt fick, dem Herrn Vorfitzenden des Maritime Service of the Reparations-Lom- Mission im Auftrag« seiner Regierung mitzuteilen, daß die ameri kanische gemeinnützige Gesellschaft „Amerikan Dairy Cckttlekompany" in Chicago dem deutschen ZentralauSschuß für «uSlandshilfe, Note» Kreuz-Berlin, mehrere Tausend Milchkühe vermutlich 100000 Stück nebst dem nötigen Kraftfutter zur Verfügung ge stellt hat, um die drängende Rot der Milchversorgung unterernährter deutscher Kinder besonders sür den kommenden Winter zu mildern, Deutschland hat für den Transport der Milchkühe, der bi» zum Winter, um Viehverluste zu vermeiden, beendet sein muß, zu sorgen. Da die deutsche Regierung keinen geeigneten Schiffsraum zu>- Durch führung des amerikanischen Liebeswerke» besitzt, bitte? Herr Stbamer den Herrn Vorsitzenden, den znm Transport der Milchkühe erforder lichen Schiffsraum zur Verfügung stellen zu wollen. Da wegen der besonderen Eigenart des Transports sich gewiß Einbau.rn auf den Schiffen erforderlich machcn, wäre Herr Sthamer dem Vor- fitzenden dankbar, wenn er ihm baldigst einen Bescheid zukommen lasten wollte. Der russisch-littauische Friedensvertrag Kopeuhagen, 17. Juli. Wie BerlinSke Tidente au» Kowno meldet, verpflichteten sich die Bolschewisten in dem zwischen Littauen und Sowset-Rußland abgeschlossenen Friedensvertrage, den Littnuern eineEntschädigungvonzusammen drei Millionen Rubeln in Gold zu bezahlen. Zwei Mitglieder der Manischen Friedens- dclegation verbleiben vorläufig in Moskau, um die Heimsendung der Manischen Flüchtlinge zu regeln. Die russische Offensive Kopenhagen, 18. Juli. Der polnische Heeresbericht meldet: Im nördlichen Abschnitte haben die Bolschewisten Smorgon und Oschmjanv besetzt. Der Kampf dauert an. Die heftigen An griffe auf Luck werden fortgesetzt. In der Gegend von Dudno greift der Feind unaufhörlich an. Die türkische» Friedeusbedingn»««» London, 18. Juli. Auf die türkische Note betreffend den türkischen Frieden»vertrag haben die Alliierte» eine Antwort erteilt, In der es abaelehnt wird, die Bestimmungen betreffend Thrazien, Smyrna und die syrische Grenze oder Armenien abzu- ändern. Tie machen ferner eine Anzahl weniger wichtiger Zuge ständnisse. Die Antwort besagt ferner: Wenn die Türkei eSablehnt, den FriedenSvertrag zu unterzeichne», oder nicht im Stande Ist, in Anatolien ihre Autorität Wiederherruftellen, dann werden die Alliierten sich möglicherweise gezwungen erachten, die für Konstantinopel getroffene Regelung in der Weise abzuändcrn, daß die Türken endgültig aus Europa vertrieben werden. Den Wirken wird eine Frist bi» zum 27. Juli zugestande». . . Pari«, 17. Juli. „Daily Mail" meldet aus Konstantinopel, daß der Sultan und die Mehrheit der Minister sich für die Unterzeichnung der FriedensverlragcS ausgesprochen haben, der Kronprinz jedoch dagegen- Hindenbnrg Hannover, 17. Juli. Der Generalscldmarfchall v. H ind en- burg wendet sich mit folgenden Worten an die Oeffentlichkeit: „Gelegentlich meiner Belästigung durch einen Minderwertigen find mir zahllose Beweise freundlicher Anteilnahme von Einzelpersonen, Truppenteilen, Behörden, Städten, Zeitungen, Parteien, Ortsgruppen, Ausschüssen, Vereinen, Verbindungen, Klubs, Schulen usw. durch Telegramme, Briefe, Karten und Blumenspenden zugegangen. So unendlich mich dieser Ausdruck wohlwollender Gesinnung aus allen Kreisen des Vaterlandes erfreut, so wenig vermag ich leider mich überallhin unmittelbar zu wende». Ich bitte daher, meinen tiefempfundenen Dank in Form dieser Veröffent lichung aussprechen zu dürfen. DaS Bewußtsein, daß viele meiner Landsleute meiner treu gedenken, mildert in mir das schmerzliche Bewußtsein, der Kugel eines Deutschen auLgcsetzt ge wesen zu sein. Zum Generalstreik in Nordböhnreu Reichender« (Böhmen), 18. Juli. Der allgemeine AuSstand Ist gestern im ganzen Industriegebiet von Reichenberg für Montag angekündigt worden. Am Freitag wurde in allen Bezirken nach erfolgter Abstimmung eine große Massenkundgebung abge- halten. Die Arbeiterschaft demonstrierte gegen daS vollständig« Versagen des Ernährungsdienstes. Der Verkehrsmirrister für die Eisenbahn- forderungen RcichSverkehrSminister Grüner nahm Veranlassung, sich mst der Personalvertretiing der Eisenbahner über die zur Beunruhigung Anlaß gebenden schwebenden Fragen auszusprechen. Dar Ergebnis war, daß der Minister der Personalvertretiing nunmehr folgenden Bescheid zugeben ließ, der hoffentlich seine Wirkung nicht veriehlen wird. Mit Bezug auf die Besprechung vom 12. d. MtS. faste ich nachstehend die von mir abgegebene Erklärung zusammen: Der Neichsverkehrsininistar wirb entsprechend seiner bisherigen Haltung alsbald nach Rückkehr der in Spaa befindlichen Mitglieder der Reichsregierung im NeichSkabinett dafür eintreten, daß 1. der NeichS- lobntarif nach den bisherigen Vereinbarungen zwischen den Ver waltungen und den Organisationen in Kraft gesetzt wird; L. für die Retchseisenbahnbeamten die sich au» den Landesbesoldungsge» setzen der Postversonalresorm und der Einstufung der Landerfinanz beamten ergebenden Rückwirkungen unbeschadet der gesetzlich vorge sehenen Nachprüfung der ReichsbesoldungSordnimg alsbald im Wege der Einstufung teils durch Einreihung in die nächsthöhere Besoldungs gruppe, deils durch Gewährung der Bezüge der nächsthöheren Be soldungsgruppe durchgeführt werden. Selbstmord des Prinzen Joachim von Preußen (Eigener Drahtbericht der „Sächs. VolkSzcitung".) Berlin, 19. Juli In einem Anfall von schwerer psychischer Störung hervorgerufen durch de» Druck allg .nclner und persön licher Schwierigkeiten, hat Prinz Joachim von Preußen, d r jüngste Sohn des vormaligen Koiserpaae-s am Sonnabend früh in Villa Liegnrtz die Waffe gegen stch gerich er Die Verletzung war so schwer, daß ihr der Prinz nachts um 1 Uhr erlegen ist. Prinz Joachim von Pronßen wurde am Sonnabend evrmtttag gegen 8 llhr von einem Diener in seiner Im Parke von Sansffnrtt liegenden Villa L'.'gnitz bewußtlos ausgefunden. Die Kleider waren mit Blut besteckt, der Körper des Prinzen wies in de'' linken Brustleite eine Wunde aus. Der Prinz hatte sich während der Nacht mit einem Revolver in die Brust geschossen und sich dabei sehr schwer verletzt. Sogleich wurde Prinz Eitel Friedrich von dem Vorfälle benachrichtigt, der ans seiner Wohnung nach der Villa Liegnitz kam. Auf Veranlassung deS Prinzen Eitel Friedrich wurde Prinz Joachim nach dem Kranken- hause übcrgesührt. Dort hat er im Lause des Tages das Bewußt sein wiedererlangt. Er konnte sich mit seinem Bruder mchrsach unter halten. Am Abend hatte sich der Zustand des Prinzen aber verschlech tert und nach's um 1 llhr verschied er. Prinz Eitel Friedrich hat im Laufe deS Sonnabend dem Kaiser und seinen Brüdern Mitteilung von der schweren Verletzung des Prinzen Joachim gemacht. Im Lause der Nacht zum Sonntag folgte dann die Todesnachricht. Prinz Joa chim hat keinerlei Aufzeichnungen binterlasien und sich auch während' der Stunden, in denen er am Sonnabend mit dem Prinzen Eitel Friedrich sich noch unterhalten konnte, mit keinem Worte über die Motive zu dem Selbstmord geäußert. Man geht jedoch nicht fehl, wenn man das Motiv in der völligen Zerrüttung ver Nerven de» Prinzen sieht. Prinz Joachim war im Kriege mehrfach verwundet worden, er mußte wiederholt seinen Dienst ausfetzen und ist als dl« Revolution Ihn überraschte, seelffch zusammengebrvchen. Der Zu stand des Prinzen Joachim hatte sich in den letzten Wochen ständig ver schlimmert. In den letzten Tagen zeigte der Prinz große Niederge schlagenheit. Die Beisetzung des Prinzen findet am Dienstag früh in der Friedenskirche in Potsdam statt. Sie wird im engsten Fami lienrahmen stattsinken. Prinz Joachim wurde als sechster Sohn des Kaiserpaare? am 17. Dezember 1899 im Berliner Schlöffe geboren. Im Jabre 1916 verheiratete er sich mit der Prinwffin Marie August« von Anhalt, der einzigen Tochter des Herzogs Eduard von Anhalt. Der einzige Sohn aus dieser Ehe wurde am 14. Dezember 1916 geboren. 4V. Kongretz der kathol. Kaufleute tu Bochum Der in de« Tagen de» S—8. August in Bockm« «Westfalen), dem Mittelpunkt de» RuhrkoblenberirkS stattkindende 40. Kongreß der kathol. kaufmännischen Vereinianngen Deutschlands wird Gegenwarts fragen deS kantmännischeu Mittelstandes, und des Angestelltenstande» beraten, aber euch Zeilsrage«, die gerade jetzt das gesamte öffentliche Leben Deutschlands bewegen. Die» belast ein Bl'ck in das nun vor liegende Programm. Reichssinanzminister Dr- Wirtb bat zuaekogt. über da» wichtige Thema: „Deutschland» Finanz- und Wirffchaft»- lape" auf dem Kongreß zu sprechen. Der bekannte UnIversilätS- Professor Abgeordneter der preußischen Landerversammlung Dr. Schmittmann-Köln behandelt da» ffir die Earitasbewegung orientierende Thema: ,Bernf»verrin und sozial« Caritas". Die Belange de» kaufmännische« Mittelstände» i« Brennpunkt sozialer und politischer Bewegungen der Neuzeit werden die Vorträge de» Abgeordnete» Dr. Tcwe»-Essen Uber „Wirtschaft»kragen de» kauf männischen Mittelstandes" und Syndikus Dr. Söhling-Effen über „Angestelllensragen" darlegen. Von den weiteren Vorträgen nenne» wir: „Die neue Zeit und der Verband der kathol. kaulmänuischen Verein,gnnaen" mid „Die Jugendbewegung im K K. v.'. Mit dem Kongreß ist die erste Generalversammlnng der «eugegründeteu Ge« nossenschafirbank .Hansabank"-Eff-n Verbünde«. Schon heute kan» gesagt werde«, daß der Kongreß au» allen Teilen Denlfchland» eine» starken Besuch au,weisen wird, selbst an» de» entfernteste« Teste» der Oberschlestsche« AbstimmungSbezirk«.
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