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«rschSstsstelle und Redaktion, Dresden»A. 16, Holbetnstraße 4M Nr. LOS LS. Jahrg. Montag den 8. Mai 1916 Fernsprecher 21866 Postscheckkonto Leipzig Nr. 14 7S7 vr»u,»«,»««»> «n»,ab« X mit illustr. Beilage vierteljährlich 2.10 I„ Dresden und aan. Deutsch, tand frei Hau» ».»!» Nr Oesterreich 4.4» K. »»«gab« » vierteljährlich 1.8« In Dresden und ganz Deutschland frei Hau« ».»» -S: in Oesterreich 4.»» X. Linzei-Nummcr 10 z. Die Eüchfische VolkSzeituna erscheint an allen Wochentagen nachmittags. o c »nzetgen: Annahme von SeschSstSanzcigen bis lOUHr, von Familienanzejgen bi« 11 Uhr vorm. Pret» stir die Petit-Epaltzeile 20 ^. im Rekla- metcil SO Für »ndcuilich geschriebene, sowie durch Fern sprecher ausgegevcne Anzeigen können wir die «eraiuworllichkeit sür die Richtigleit der repe« nicht übernehmen. Eprcchsiunde der Redaktion: 11—12 Uhr vorm. 0 Organ der Jentrumspartei. Einzige Tageszeitung für die katholische Bevölkerung im Königreich Sachsen. Ausgabe ä mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe k nur mit der Wochenbeilage. Eine bemerkenswerte Rede -oll nicht der Vergessenheit anheimfallen. Sie wurde ge halten von dem konservativen Abgeordneten Oertel in der Sitzung der Zweiten Kammer des Sächsischen Landtages am 5. April 1910 und ist abgedrnckt in Nr. 49 der Land tagsbeilage der „Sächsischen. Staatszeitung". Auf der Tagesordnung stand die Schlußberatnng über den ander weiten mündlichen Bericht der Beschwerde- und Petitions- depntation über die Petition des Vorstandes des Gesamt- Vereins des Zwickauer Bezirks der bischöflichen Methodisten- kirwe im Königreich Sachsen, freie Religionsübnng be treffend. Der Berichterstatter, Abg. Bienert, beantragte im Na men der Beschwerde- und Petitionsdepntation, die Kammer möge bei dem Beschluß vom 10. Februar stehen bleiben. Da mals hat die Kammer einstimmig und ohne Aussprache be schlossen. die Petition der Negierung insoweit zur Kennt nisnahme zu überweisen, daß bei der Genehmigung, die der Negierung nach dem Dissidentengesetze znstehe, möglich weitherzig verfahren werde, im übrigen die Petition auf sich beruhen zu lassen. Der Abgeordnete Oertel führte nun dazu aus: Wenn die Petenten in ihrer Bittschrift darauf Hin weisen zu können glaubten, daß sie unter den gleichgültigen Atheisten und Sozialdemokraten eine erfolgreiche Propa ganda trieben, so erlaube er sich das mit einem Fragezeichen inbezug auf den Erfolg ganz entschieden zu versehen. Er sei der Meinung, daß es nicht die Atheisten und Sozialdemo kraten, sondern daß es im Gegenteil schwache, ängstliche und zaghafte Gemüter seien, bei denen die Methodisten eine er folgreiche Propaganda zu treiben imstande seien, und darum möchte er die Negierung bitten, daß bei Annahme dieses Antrages doch nicht etwa eine bestimmte Zahl fest gesetzt werde, die eine Genehmigung einer Kultuserweite- rung mit automatischer Sicherheit dem Methodisten garan tiere. Tenn der Erfolg würde der sein, daß man auf dem Wege dieser oft unschönen Propaganda vorwärts ginge, um die Zahl, die dort festgestellt fei, zu erreichen. Diese Pro paganda sei ja auch die Veranlassung, weshalb er mit ge mischten Gefühlen einer solchen Petition gegenüberstehe. Es sei eine Art Zweiseelen-Theorie, das 1'rn und Eantrn, das einen bewege. Wenn man sich ans den Standpunkt der Weltanschauung des Seelsorgers stelle, dann möchte man nach dem Grundsätze, daß geistige Kämpfe, soweit sie diese Bezeichnung verdienten, auch mit geistigen Waffen ansge kämpft werden sollten, wünschen, daß irgendein Zwang nicht ausgeübt werde. Denn jeder Zwang und schon der Anschein des Zwanges oder der vermeintliche Zwang gebe diesen Sekten oder diesen nebenkirchlichen Erscheinungen, wie mau in der Ersten Kammer vorsichtiger oder vornehmer gesagt habe, einen unverdienten Nimbus des Märtyrertums. (Sehr richtig! rechts.) Und darum meine er, sei es oft besser, wenn man diese Erscheinungen sich selber überlasse. Sie würden sich zwar ausleben innerhalb der Landeskirche, aber sie würden sich auch ableben und damit später oder früher absterben. Man könne sich aber auch auf den anderen Stand punkt stellen, wie es auch in der Ersten Kammer geschehen sei, nämlich auf den staatsmännischen Standpunkt, indem man den Schaden oder die Schäden besonders berücksichtige, die durch solche Propaganda der Landeskirche zugefügt wür den. und die seien in indirekter Beziehung allerdings vor handen insofern, als Maßlosigkeiten 'der Landeskirche auf das Schuldkonto geschrieben würden. Man könnte, da es sich hier um die Methodisten bandle, auch mutnti» mutan- <1i8 erinnern an die Erklärung des Kardinals v. Hartmann in bezug auf die Aeußerung. die der Papst gegenüber den Evangelisch-Reformierten gegeben habe. Er habe ja be kanntlich erklärt, es wären damit nicht die Protestanten, son dern die Methodisten gemeint, die ihr Wesen in Rom trie ben und die zu den Interventionisten vor Beginn des Krie ges in hervorragender Weise gehört hätten. Ob map diese Erklärung wirklich als eine Erläuterung oder nur eine Entschuldigung mit ungeeigneten und untauglichen Mitteln ansehc. das lasse er dahingestellt sein. Aber er meine: die Billigkeit und Gerechtigkeit verlange doch, das; man auch dem PaPste zugestehe, daß er einsche, daß diese Zeit, die von so viel Konflikten erfüllt sei, nicht geeignet sei, neuen konfessionellen Zündstoff zu vertragen. Jedermann müsse doch einsehen, daß gerade jetzt in dieser Kriegszcit keine Zeit sei zu konfes- sionellcn Gegensätzen, sondern zu konfes- sioncllem Verständnis. Er meine also, in in direkter Weise glitten die Schäden, die diese Sekten brach- ten, auch auf unsere Landeskirche über, auch in dem Sinne, daß ihr Wesen sich vielleicht auch einzelnen Kreisen inner- nit Das Neueste vom Tage ZN MW WA MMU (W. T. B. Amtlich.) Großes Hauptquartier, 8. Mai 1916. ..., -«.iLi-ck Westlicher Kriegsschauplatz Tie in den letzten Tagen auf dem linken Maasufer in der Hauptsache durch tapfere Pommern unter großen Schwierigkeiten, aber mit müßigen Verlusten durch- geführten Operationen haben Erfolg gehabt. Trotz hart näckigster Gegenwehr und wütender Gegenstöße des Fein des wurde das ganze Grabensystem am Nordhange der Höhe 301 genommen und unsere Linie bis auf die Höhe selbst vorgeschoben. Der Gegner hat außerordentlich schwere blutige Verluste erlitten, sodaß an unverwnndeten Ge fangenen nur 10 Offiziere, 1280 Mann in unsere Hände fielen. Auch bei Entlastnngvorstößen gegen unsere Stel lungen am Westhange des „Toten Mann" wurde er mit starker Einbuße überall abgewiesn. — Ans dem Ostufer ent spannen sich beiderseits des Gehöftes Thiaumout erbitterte Olefechte, in denen der Feind östlich des Gehöftes unseren Truppen u. a. Neger entgegenwarf. Ihr Angriff brach mit Verlust von 300 Gefangenen zusammen. Bei den geschilderten Kämpfen wurden weitere frische französische Truppen sestgestcllt. Hiernach hat der Feind im Maasgebiete nunmehr, wenn man die nach voller Wiederauffüllung zum zweiten Male eingesetzten Teile mit zählt, die Kräfte von 51 Divisionen aufgewendet und da- mit reichlich das Doppelte der auf unserer Seite, der des Angreifers, bisher in den Kampf geführten Truppen. Von der übrigen Front sind außer geglückten Patronillen unternehmungen, so in Gegend von Thiepval und Flirey, keine besonderen Ereignisse zu berichten. Zivei französische Doppeldecker stürzten nach Flugkampf über der Cote de Froid Terre brennend ab. Oestlicher und Balkan-Kriegsschauplatz Die Lago ist im allgemeinen unverändert. Ober st e Heeresleitung. Die amerikanische Entscheidung N cnr, ork, 8. Mai. (W. T. B.) Durch Funksprnch vom Vertreter des W. T. B. „Associated Preß" meldet aus Washington vom 5. Mai: Heute spät am Abend wurde von maßgebender Seite erklärt, daß, wenn der amtliche Wort laut der Note Deutschlands der nichtamtlichen Wiedergabe in den Depeschen der Zeitungen entspricht, die Vereinigten Staaten von Amerika die Versicherungen, die sie enthält, an- nchmen und die Erfüllung der Versprechen abwartcu werde. Eine Unterredung mit Exzellenz Kaltschew Berlin, 8. Mai. Das „Berliner Tageblatt" be richtet über eine Unterredung eines seiner Mitarbeiter mit Kosta Kaltschew, dem einzigen noch lebenden Mit- gliede der Deputation, die als Abgesandte der bulgarischen Volksversammlung im September 1880 dem Prinzen Ferdinand von Koburg den Thron anbot. Erz. Kaltschew sagte: Seit 30 Jahren habe er für die Vertiefung der gegenseitigen Beziehungen, für ein Bündnis seines Vater landes mit Deutschland und Oesterreich-Ungarn gewirkt. Die Tragweite dieses festen treuen Bündnisses reiche weit über die Gegenwart hinaus. Das deutsche Kapital werde in Bulgarien ein Hauptbetütigungsfeld finden. Zahlreiche Möglichkeiten winkten und wirtschaftliche Werte mannig facher Art harrten ihrer Erschließung. Die Bulgaren hofften, daß sie später ein festes wirtschaftliches Band mit den Mittelmächten umschließen werde. Straßenbahnzusammenstoß in Berlin Die Morgenblätter melden: Bei einem Zusammenstoß zwischen einem Straßenbahnwagen und einem Omnibus an der Kreuzung der Anhalter und Königgrätzer Straße wurde der Omnibus in zivei Teile gerissen und die Fahr gäste in weitem Vogen auf die Straße geworfen. Ein Passagier wurde schwer verletzt, verschiedene andere leichter. Nach dem allgemeinen Urteil der Augenzeugen soll der Stratzenbahnführer durch zu schnelles fahren den Unfall verschuldet haben. Der Führer behauptet, die Bremse habe versagt. halb der Landeskirche initteile. Und dabei müsse man be denken, daß das Wesen des Methodismus doch ein un- deutsches sei. Von England, dein klassischen Lande der Sekten oder Denominationen oder nebenkirchlichen Er scheinungen sei über Amerika diese Bewegung zu uns her- übergekommen. England sei ja der klassische Boden der Sekten, weil dort die Reformation, vielleicht aus Gründen einer verfehlten Staatsraison, angenommen oder dem Volke gewaltsam aufgepfropft worden sei. Darinn auch in Eng- tand der unausgeglichene Gegensatz zwischen der Staats kirche und den Dissenters. Jede solche kleine Bewegung habe natürlich ihre Eigenheiten, und die der Methodisten seien manchmal so unangenehm, daß man sagen müsse: dis Landeskirche habe darunter zu leiden. Und es sei ein staats- männischer Standpunkt, wenn man deshalb sage: man müsse auch für die, die unter dieser Propaganda stünden, die noch unfrei, unfertig und unsicher seien, eintreten. Aber wenn die Hobe Kammer bei diesem erstmaligen Votum stehen bleibe — ihm sei es auch recht. Nur möchte er dein ent gegentreten, daß man dächte, er hätte hier pro «lnmo, für siel, geredet. Ganz gewiß müsse ihm das Interesse der Landeskirche am Herzen liegen, und die Neutralen mögen ja vielfach Recht haben, aber sehr oft hätten sie zu wenig Herz, sür ein Heiligtum des Volkes oder der Religion oder des Herzens ihr Herzblut einznsetzen. Die Kammer beschloß hierauf einstimmig antrags gemäß. Der Besuch der bulgarischen Ab geordneten in Dresden Dresden, 8. Mai. Während der Dampferfahrt um Sonnabend ans der Elbe, die vom schönsten Wetter be günstigt war, begrüßte Herr Geb. Hosrat Professor Dr. Eor- nelins Gurlitt die bulgarischen Gäste im Namen der Deutsch-Bulgarischen Vereinigung. Er schloß seine An- spräche mit einem Willkommengrub der Abgeordneten auf dem heimischen Elbstrom und mit einem dreifachen Hurra auf die Größe der bulgarischen Nation. Hierauf erwiderte Herr Tr. Kiortschew-Sofia mit herzlichen Worten, in denen er besonders für den liebenswürdigen Empfang in Dresden dankte und mit einem dreifachen Hochruf auf Deutschland und seine leitenden Männer, auf Sachsen und auf die Hel den draußen an der Front schloß. Der stellvertretende Vor sitzende der Deutsch-Bulgarischen Vereinigung, Herr Justiz rat Tr. Felir Bon di, wies darauf hin, daß der Besuch der bulgarischen Freunde nicht nur für Dresden in, allge meinen und für die Deutsch-Bulgarische Vereinigung im be sonderen einen stolzen Tag bedeute, sondern namentlich auch für denjenigen Mann, der schon seit Jahrzehnte» in Wort und Schrift stets für das Verständnis der Balkan völker und besonders der Bulgaren eingetreten sei und der als der eigentliche Schöpfer der Deutsch-Bulgarischen Ver einigung begrüßt werden müsse, Herrn Geh. Hofrat Pro fessor Tr. Eornelius. Das Hoch auf diesen wurde gleich falls mit großer Begeisterung ausgenommen. Nach der Rückkehr des Dampfers begaben sich die Gäste in bereit stehenden Automobilen nach der Technischen Hochschule, wo eine einstündige Besichtigung des neuen Gebäudes der Ingenieur-Abteilung sowie des Observatoriums und des Elektrizitätswerkes stattfand. Z„„i Schlüsse wurde noch die Mechanisch-technische Versuchsanstalt besucht, wo einige interessante Erperimentc stattfanden. Nach einer kurzen Erholungspause im Hotel „Bellevue" begaben sich die Gäste auf Einladung Sr. Majestät des Königs nach dem Königlichen Opernhause, um einer Auf führung der Oper „Tiefland" beizuwohnen. Hieran schloß sich ein Abendessen in den Jestränmen des Neuen Rat- Hauses, an dem auch die Staatsininister DDr. Dr. ing. Beck, ('traf Vitzthum v. Eckstädt, Tr. Nagel und General leutnant v. Wilsdorf sowie Hansminister Gras v. Metzsch- Reichenbach und zahlreiche hervorragende Persönlichkeiten teilnahmen. Nach der Begrüßungsansprache des Herrn Oberbürgermeisters Vlüher, die mit einem dreifachen Hoch auf den Zaren Ferdinand von Bulgarien, das glorreiche bulgarische Heer und das tapfere bulgarische Volk schloß, sprach Herr Tr. Georgiew-Sofia, dessen Trinkspruch in einem dreifachen Hurra auf Ihre Majestäten den Kaiser und den König Friedrich August von Sachsen sowie auf die schöne Gartenstadt Dresden ausklaug- Auf Vorschlag des Herrn Oberbürgermeister Blüber wurde ein Huldignngs- telegramm an den Magistrat von Sofia abgesandt. Erst in später Nachtstunde trennten sich die Herren von einander. Am Sonntag vormittag fanden Besichtigungen des König!. Großen Gartens, der König!. Gemäldegalerie nnd