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Zweites Blatt Sächsische Bolkszeitung vom 2. September England — das Musterland der Freihändler. Die vernichtenden Urteile über den „Segen" der eng lischen Freihandelspolitik mehren sich von Tag zu Tag. Nachdem wir bereits verschiedentlich solche Urteile selbst von sozialdemokratischer und liberaler, sowie auch von eng' lischer Seite verzeichnen konnten, kommt jetzt ein englisches Parlamentsmitglied, Jesse Collings, erneut zu einer un- dediugten Verurteilung des englischen Systems. Er schreibt in seinem Werke „Zur Landreform in England" folgendes: „Gewisse Wirtschaftslehrer wollen uns glauben machen, Satz unter allen Völkern Europas das unserige am gedeih lichsten voranschreitet. Für die sehr wenigen Millionen, die wohlhabend und reich sind, ist England allerdings ein beglücktes Land. Aber wie liegen die Verhältnisse für die übrigen Bevölkerungsklassen? Ein grober Teil derselben ringt um die allernotwendigsten Lebensbedürfnisse: ein anderer, gleich zahlreich, lebt aus der Hand in den Mund, während aller Wahrscheinlichkeit nach der vierte Teil der Gesamtzahl dem Grimme des Hungers ausgesetzt ist oder tatsächlich Mangel und Entbehrung leidet." Das ist das Urteil eines englischen Volksvertreters, eines genauen Kenners der Verhältnisse. Collings hält es nir unverständlich, wie man dem mit dem Verfalle der Landwirtschaft gleichzeitig fortschreitenden Rückgänge deS Binnenhandels mit Gleichmut gegenüberstehen kann. Diese Tatsache wird sich am englischen Handel einmal bitter rächen, wenn der dortige Exporthandel durch die internatio nale Konkurrenz von seiner derzeitigen Höhe zurückge drängt sein wird, was eigentlich schon längst der Fall sei. Auch die früher bei Abschaffung der Getreideschuhzölle ge hegte Hoffnung, daß die englische Ausfuhr zunehmen würde besonders nach den Vereinigten Staaten, hat sich als trüge risch erwiesen. Wie irrtümlich die Ansicht ist, daß durch die Schutzzollpolitik dis Ausfuhr verringert wird, wird am Vesten durch die Entwickelung des Außenhandels in den Schutzzolländern bewiesen. In sozialer Beziehung war die natürliche Folge der Freihandelspolitik eine erhebliche Verschlechterung der Zu stände. Ter Rückgang der Landwirtschaft verursachte eine ständig zunehmende Abwanderung der Landbewohner in die Stadt die hier namentlich, den städtischen Arbeitern Konkurrenz machend, die allgemeine Arbeitsgelegenheit ver mindert. Die englische Agrarenquete von 1897 hat deutlich gezeigt, daß die Wirkungen des Freihandels für den dorti gen Kleinbauer ganz andere waren, als unsere Freihändler von der Aufhebung der Getreidezölle erwarten. Die Zahl der englischen Kleineigentümer geht ständig zurück. In 22 Jahren, von 1873 bis 1895, hat sie um 60 Prozent ab genommen, während sie in dem zollgeschützten Deutschland fortgesetzt Angenommen hat. Daß eine Entwickelung wie m England auf die Dauer zum Untergänge des Staates führen muß, kann keinem Zweifel unterliegen: sie erklärt auch die Tatsache, daß England heute schon unfähig ist, eine ständige, brauchbare Landormee aufzustellen. Auch in England lauteten die Schlagwörter bei der Einführung des Freihandels: Verbilligung der Lebensmit tel und Steigern der Löhne. Aber auch hier gab cs nur Enttäuschungen. Die Statistik beweist, daß vor Einführung des Freihandels in England die meisten Lebensmittel bil liger waren als später: die erhoffte Lohnsteigerung trat ebenfalls nicht ein. Collings betont besonders, daß die An gaben, die hier und da über Lohnerhöhungen auftauchten, stark übertrieben waren. Selbst Cobden, der berühmte eng lische Prophet des Freihandels, — der die ganze Agitation gegen die Schutzzölle leitete, äußert sich neun Jahre nach Aufhebung der Schutzzölle in einem Schreiben an Mr. Ash- morth über die damaligen Verhältnisse folgendermaßen: „Die Bestürzung der Armen über die Brotpreise, die anstatt zu fallen, gestiegen waren, ist traurig mit anzu- iehen. . . . Ich versichere Sie, ich habe bei diesem Stande niemals größere Not wahrgenommen. Sie stehen im all gemeinen in Arbeit, aber die Löhne betragen im höchsten Falle 12 Schilling und häufig nur 10 Schilling die Woche. Die ganze Arbeiterfamilie — Mann, Frau und drei oder vier Kinder — lebt von diesem Betrage. Trockenes Brot Richter Lynch in China. Ntcht nur ini Lande der „Freiheit" und des „Dollars", m Amerika, wird vom Volke in gewissen Fällen unmittel bar Gerechtigkeit geübt, sondern auch im Reiche der Mitte. Zum Belege hierfür einige Beispiele aus jüngster Zeit. Mietete sich da vor einigen Monaten in einem kleinen Orte öer Provinz Kuangtung ein Steinklopfer bei einer armen Witwe ein. Zwei Söhne derselben verdienten auswärts ihr Brot. Die Witwe nahm den jungen vertrauenerweckenden Mann um so lieber auf, als er vorgab, den gleichen Fami liennamen zu führen wie sie selbst, wodurch in China leicht ein Freundschafts-, wenn nicht gar ein Verwandtschaftsver hältnis begründet wird. Diese Witwe nun hat eine einzige junge Schwiegertochter, in die sich der junge Mann sterb lich verliebte und da seine Zuneigung lebhaft erwidert wurde, niit ihr ein verbotenes Verhältnis unterhielt. Die Nachbarn machten zwar der Men Vorwürfe, wie sie gegen alle chinesische Sitte einen jungen fremden Mann in ihrem Hause beherbergen könnte, in dem sonst kein männliches Wesen anwesend sei. Das könne doch zu keinem guten Ende führen usw. usw. Doch die Warnung kam bereits zu spät. Eines Tages erbat die Schwiegertochter von ihrer ScWne- germutter die Erlaubnis, ihren Eltern im Nachbardorfe einen Besuch abstatten zu dürfen. Nichts Schlimmes ahnend, ließ die Schwiegermutter die sonst folgsame Bitt- stellerin ziehen, zuiMl such ein triftiger Grund zum Be suche vorlag. Die Schwiegertochter kehrte jedoch von diesem Besuche nicht mehr zurück, sondern suchte ihren Freund auf. der sic auf jenen Tag an einen vorher bestimmten Ort bestellt hatte, wo er sie erwartete und dann in seine vier bis fünf Tagereisen entfernt liegende Heimat brachte. Dort schloß das Paar nach chinesischer Sitte den Bund fürs Leben. Dte Verwandten und Nachbarn tvaren zwar höchlich er ist ihre einzige Nahrung, aber auch dieses kostet 2Z4 Pence pro Pfund. Eltern und Kinder, in Lumpen gehüllt, sehen bleich und abgezehrt aus. Und dieses nennt man nun die goldene Blütezeit der Landwirtschaft! (Mitgeteilt in der „Oesterreich. Agrarzeitg." 29, 22. Juli 1911.) Werden unsere unentwegten Freihändler, insbesondere die großsprecherisck>en Sozialdemokraten, eS sich endlich merken und einsehen, welch unheilvollem Ziele sie mit ihren hohlen Theorien entgegensteuern? Oder sind sie etwa schon mit unheilbarer Blindheit geschlagen? Warum liest man hiervon nichts in unserer sozial demokratischen Presse? Weiß man das vielleicht alles nicht im sozialdemokratischen Lager. Ei gewiß! Haben es manche „Genossen" doch selbst schon unvorsichtigerweise aus- geplaudert. Und hören wir, was der sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete Otto Hu6 auf dem internationalen Bergarbeiterkongreß in London nach der sozialdemokrati schen „Dortmunder Arbeiterzeitg." (Nr. 175, 29. Mai 1911) über die sonst so vielgepriesenen englischen Zustände sagte: „Die Armut ist in diesem Lande zu einer erschreckenden Höhe gediehen. In keiner großen Stadt sah ich so große Mengen völlig besitzloser, in Lumpen gehüllter Menschen (lebhafte Zustimmung), sah nirgends eine so entsetzlich große Zahl verwahrloster Kinder im Straßenkote liegen als in London (große Bewegung der Engländer), der Metro pole des sprichwörtlich reichen britischen Weltreiches." So sprach Herr Huö in London. Doch warum ist man nicht so ehrlich und sagt das auch einmal den deutschen Ar beitern, statt diesen immer vorzuhalten: Ihr seid die Aerm- sten der Armen, die ihr mit Zöllen bewuchert und ausge hungert werdet! Je nun, dann müßte man ja eingestehen, daß wir mit unserem Schutzzölle weit besser fahren wie England mit seinem Freihandel, dann wäre es zu Ende mit all den vielen und schönen Kraftausdrücken vom Zoll wucher, und das wäre doch wirklich jammerschade. Drum bleibt man lieber beim alten Rezept: Es wird tapfer wei ter drauflos geschimpft und ge—schwindelt! Aus Stadt und Land. (Hrrtfetzriag an« dem HanMlatt-l —* Milchpreiserhöhung. Infolge der an haltenden Trockenheit und der dadurch hervorgerufenen Futternot haben die Landwirte in der Umgegend Dresdens den Preis für die Milch erhöht. Auch der gesamte Dresdner Milchhandel und zwar die Vereinigten Milchhändler von Dresden-Stadt und -Land, die Dresdner Molkerei Ge brüder Pfund, die Dresdner Milchversorgungsanstalt (E. G. m. b. H.) und die Molkerei Kammergnt Ostra haben in folgedessen die Milchverkaufspreise für Vollmilch vom 1. September ab auf 22 Pfennige für das Liter ausge messen, 25 Pfennige für eine Liter-Flasche und 13 Pfennige für eine Halbliter-Flasche erhöht. —* In dem Leit ungs Wasser der Dres dener Wasserwerke sind in letzter Zeit in auf fälliger Weise dunkle Fasern beobachtet worden. Diese rühren von einer Eiscnalge (Ovnotbrix polvspora) her, welche in der Brnnnenanlage des Tolkewitzer Wasserwerkes auftritt und von dort aus in das Rohrnetz gelangt. Die mikroskopisch feinen, an sich farblosen Fäden haben das Bestreben, Eisen und Mangan aus dem Wasser aufzu nehmen, wodurch sie dann als mehr oder weniger braun gefärbte Fasern sichtbar werden. Die Alge an sich ist voll ständig unschädlich, so daß durch dieselbe lediglich das gute Aussehen des Wassers einigen Schaden erleidet. Als einzig wirksame Maßregel zur Bekämpfung dieser Alge hat sich ein kräftiges Spülen sämtlicher Leitungen erwiesen, die auch fortgesetzt vorgenommen wird: doch läßt es sich nicht ganz vermeiden, daß sich der Uebelstand, insonderheit in dem diesjährigen sehr heißen Sommer, an der einen oder anderen Stelle bemerkbar macht. Bei auftretenden stärkeren Trübungen wolle man sich an die nächste Wasserwache wen den, worauf nach Möglichkeit Abhilfe geschaffen wer den wird. Ebersbach, 31. August. Tödlich verunglückt ist hier durch einen Sturz auf der Treppe der 55 Jahre alte Haus staunt, wie und woher der vagabmrdierende junge Mann diese Frau erworben habe, ließen sich aber durch seine glaubhaften Lügen beruhigen uird legten den beiden keine weiteren Schwierigkeiten mehr in den Weg. Unterdessen wurde daheim die Schwiegertochter vermißt. Die Schwie germutter eilte ängstlich zu deren Eltern, um Nachforschun gen über ihren Verbleib anzustellen. Es wurde ihr der Be scheid zuteil, daß die Tochter wohl hier zu Besuch war, aber am folgenden Morgen wieder heimgekehrt sei. Nun ging der Schwiegermutter und ihren Verwandten die Er kenntnis auf, daß die junge Frau das Opfer eines Betruges geworden und mit dem sauberen Burschen und Hausfreund, der übrigens unter falscl-em Namen hier lebte, das Weite gesucht habe. Doch, wie die beiden suchen? Da erbot sich in der all gemeinen Ratlosigkeit ein junger Mann, der den Ver führer gut kannte, gegen eine Belohnung von zirka 100 Kronen, den Aufenthaltsort der beiden zu verraten. Er führte nun drei der nächsten Anverwandten der betrogenen Schwiegermutter in das Heimatsdorf des Verführers. Dort verlangten die drei von den Stammesältesten die so fortige Auslieferung des Schurken und der entführten Frau und drohten, daß sie im Weigerungsfälle den ganzen Stamm als an der Verführung mit beteiligt verklagen würden. Da nun der Schurke sich wiederholt bereits meh rerer schwerer Verbrechen, wie des Kindesraubes und des Kinderhandels, schuldig gemacht hatte, und vom Kreisbe- amten verschiedentlich arg bestraft worden war, und die Stammesgenossen seinetwegen nun wieder folgenschwere Unannehmlichkeiten fürchteten, befahlen die Aeltesten, den Schuft unverzüglich zu verhaften und gefesselt den Bitt- stellern bedingungslos auszuliefern, ebenso auch die ent führte Frau. Eilig kehrten die Häscher mit den beiden in die Hermat 1«11 Nr. 2«v besitzet Liebscher. Er starb an den Folgen einer Gehirn erschütterung. Freibrrg, 31. August. Das Automobilunglück bei Nassau, bei dem der Ingenieur Urbahn aus Dresden ge tötet und mehrere Frauen verletzt wurden, gelangte vor dem hiesigen Landgerichte zur Verhandlung und zwar war der Chauffeur Kützer, der den verunglückten Wagen geführt hatte, wegen fahrlässiger Tötung, Körperverletzung und Uebertretung angeklagt. In der Verhandlung wurde fest gestellt, daß der Unglücksfall durch das Versagen der Tritt bremse herbeigeführt worden ist. Infolgedessen wurde Kützer freigesprochen, da Wohl ein starker Verdacht der Fahrlässigkeit vorliege, ein vollgültiger Beweis hierfür aber nicht erbracht werden könne. Fretderg, 31. August. Dte Erneuerungsarbeiten am Dom sind auch in der letzten Zeit rüstig vorwärts geschritten. Insbesondere hat man an der Außenfront dcs ehrwürdigen Bauwerkes zahlreiche schadhafte Stellen ausgebessert und verwitterte Steine durch neue ersetzt. Dte berühmte „Goldene Pforte", dte leider schon recht unter den Ein- flüsseu der Witterung gelitten hatte, ist durch einen kapellenartigen Ueberban vor weiterem Verfall geschützt worden. Der Bau ist mit reicher Verglasung versehen, sodaß das Kunstwerk, dessen Besichtigung während der Tagesstunden jedermann freisieht, mit allen seinen Einzel heiten voll zur Geltung kommt. Für den Wiederaufbau der Türme hat der Verein ein Preisausschreiben erlassen, das boffmtlich ein recht gutes Ergebnis zeitiot. Potschappel, 31. August. Infolge von Arbeitslosigkeit versuchte sich hier ein 19jähriger Arbeiter zu erschießen, in dem er drei Revolverschüsse auf sich abgab. Er wurde in das Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt gebracht. Gemeinde- und Vereinsnachrichten. ' Werdau. Am 29. August wurde unter großer Be teiligung der Tischler Anton Dorschner zur letzten Ruhe gebeitet. Der Verewigte gehörte zu den Gründern der hiesigen katholischen Gemeinde und zu deren eifrigsten und überzeugungsvollsten Mitgliedern. Am Vereinsleben nahm er regen, sttllwirkenden Anteil. Vertreter der Kirchen- und Vereinsvorstände sowie eine stattliche Schar Glaubens- genossen waren zur Beerdigung erschienen. Sein Seel sorger widmeie dem Entschlafenen einen überaus ehrenden Nachruf. Er ruhe im heiligen Frieden! 8 Dresden. (Kath. Gesellenverein.) Sonutog den 3. September findet früh ^8 Uhr in der kath. Hof kirche am St. Jgnatiusaltare (rechtes Seitenschiff) die ge meinschaftliche Vierteljahrskommunion statt. Freitag abend findet diesmal ausnahmsweise kein religiöser Bor trag statt. Am Sonnabend abends 8 Uhr ist in der katholischen Hofkirche Gelegenheit zur heiligen Beichte. Sonntag früh nach dem Gottesdienste ist im kath. Gesellen hause, Käufferstratze 4, gemeinschaftliche Kaffeetafel. Abends 8 Uhr wird im großen Saale des kath. Gesellenhauses Fami- lienabend, bestehend in musikalischen, theatralischen und Ge sangsvorträgen abgehalten. Die lieben Mitglieder, sowie deren Angehörige und werte Gäste werden hierdurch auf das herzlichste eingeladen. 8 Dresden. Die Mitglieder des Vereins kath. er- werbstätiger Frauen und Mädchen werden auf die unter „Gemeindenachrichten" angekündigten Exerzitien auf- merksam gemacht. — Sonntag, 3. September, Ausflug nach Graupa. Treffpunkt 2 Uhr Dresden, Schloßplatz. Abfahrt mit der roten Elektrischen nach Pillnitz. Von dort Wanderung nach dem Forsthaus in Graupa, wo wir uns mit dem Pirnaer Verbandsverein treffen. Zahlreiche Be teiligung erbeten. 8 Dresden. (Jednota, Verein kath. Wenden) unternimmt Sonntag, den 10. September seinen Herbst- auSslug nach HatnsSerg (Eiskeller). Daselbst gemütliche- Beisammensein, verbunden mit einem Tänzchen. Gemein- same Abfahrt der Teilnehmer findet */,4 Uhr vom Haupt- bahnhofe statt. ES werden alle VereinSmitglteder, deren Angehörige und werte Gäste gebeten, sich recht zahlreich zu beteiligen. zurück. Hier wurde das ungesetzliche Paar einige Stun den an den Pranger gestellt, die Frau noch am selben Tage uni 2,80 amerikanische Dollar an einen auswärtigen Liebhaber verhandelt, ihr Verführer aber wurde ins Ge fängnis geworfen und zum Lebendigbegrabenwerden ver- urteilt. Da sich jedoch trotz Angebotes reichlicher Beloh nung niemand zur Vollstreckung dieses barbarischen Ur- teiles finden ließ, änderte man das Urteil in Todesstrafe durch Erschießen. Draußen an einem entlegenen Hügel wurde nun ein Grab geschaufelt. Ein Blindenführer er klärte sich für eine Krone bereit, den Unglücklichen, der von einem Trupp Zuschauer begleitet war, an einem Stricke an die Richtstätte zu führen. Ein verkommener Opiumraucher wollte gegen eine Belohnung von 20 Kronen das Urteil vollstrecken. Mit drei Schüssen, und zwar in den Rücken vollzog er das Todesurteil an dem Verführer einer Frau seines Stammes, und dumpf rollte der Körper des Ent seelten in das frisch ausgeschaufelte Grab. Unweit von dem Orte, wo die eben erzählte Volks- justiz stattgefunden, hatte ein junger Mann sich auS Hong kong eine Gattin gekauft, die einige Männer auf dem nahen Markte zum Verkaufe ausgeboten hatten. In China ist eben alles möglich! Kaum hatte der neu gebackene Ehemann begönne^ sich 'seines Eheglückes zu freuen, so erschienen drei Männer von Hongkong, die sich als Verwandte der jungen Frau auSgaben und der Familie einen Besuch zu machen wünschten. Mit Vergnügen und Zuvorkommenheit nahm der junge Mann die neuen Ver wandten auf, und bewies ihnen die weitestgehende Freund- schaft. In Wahrheit waren die drei Männer nicht die Ver wandten seiner Frau, sondern durchtriebene Frauen- und Mädchenhändler, mit denen die junge Frau schon seit län- gerer Zeit im Bunde stand. Sie war von ihren sauberen Genossen schon mehrmals verkauft oder verheiratet worden.