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Sächsische Volkszeitung : 28.10.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-10-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192110288
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19211028
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19211028
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-10
- Tag 1921-10-28
-
Monat
1921-10
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 28.10.1921
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der Parieleu von den Deutschnationalt« di> zu den Mehrheit»- sozialisier,, ihre Besprechungen ln» zu» letzten Augenblick vor bildlicher das ganze Reich. Wenn wir einen Vertreter zu den Verhandlungen schicken, so tun wir rS nur in der Erwartung, dah eine Gleichberechtigung bei den Verhandlungen nicht nur formell, sondern auch praktisch durchgeführt wird. Dazu muh ein wirklich unparteiisch» Vor sitzender ernannt werden. Denn werden unsere Interessen so wenig berücksichtigt wie in Genf, so haben di« Verhandlungen kei- ne» Zweck. Ich spreche wohl im Sinne des ganzen oberschlesi schen Volkes, wenn ich vor aller Welt feierlichst Protest erhebe gegen diesen Spruch. Durch die Entsendung eines Vertreters zu ?en Wirtschaftsverhandlungen durch die Regierung wird unser Protest nicht aufgehoben oder abgeschwächt. Der Glaube an die Hilfe anderer Völker ist schwach. Aber w'r glau ben an die Gerechtigkeit der Weltgeschichte. Darum hoffen wir auf eine Wiedervereinigung mit unserem lieben Oberschlesien. (Lebhafter Beifall.> Abg. Hergt (Deutschnat.) hält es für bedauerlich, daß die Vertreter der deutschen Politik sich nicht zu einer rühmlichen Ab wehr anffchwingen konnten. Der Reichstag hat sich der Lage nicht gewachsen gezeigt. Wir haben ein klares Recht auf ein un geteiltes Oberschlesien. Das Genfer Diktat ist schlimmer als das Londoner Ultimatum. Wir erheben schärfsten Einspruch gegen seine Annahme. Wir entgehen damit auch nicht den, Konflikt, '>er einmal ausgetragen werden mutz. (Sehr rich tig! rechts.) Wir müssen den Gegnern zeigen, dah wir entschlos sen sind, die letzten Konseguenzen aus unserer eigenen Lage zu ziehen. Darum müsse» wir nicht nur das Diktat ableh. ne», sondern auch die Entsendung eines deut schen Delegierte» für das Wirtschaftsabkommen. Abg. Kahl (D. Vp.) bedauert datz das Interesse an der Kabinettsbildung die Gefahr für Oberschlesien ganz zurückge drängt hat. W>r stellten die Forderung, alles andere vor dem Rechtstruch zurücktrete» zu lassen. Wir sind nicht durchg:dr»n- gen damit. Wir wollten die brutökd Ge,valt gezwungen üb.r uns ergehe» lasse» und keinen Zweifel darüber lassen, dah w r das Unrecht nicht als Recht anerkennen können, und das Oberschle- sten deutsch ist und von uns als deutsch auch fürderhin betrachtet werden wird. Auf diesem Standpunkt stehen wir auch heute noch. Tie Zwangsmatznahme» widersprechen schon dem Ver sailler Vertrag und dem Völkerrecht. Das Wirtschaftsabkom men ist aber geradezu ein Hohn. Dieses schwierige Wirtschafts abkommen können meine Freunde nicht annehme». Wir haben nicht hie Sicherheit, datz die Entsendung eines deutschen Vertre ters nicht als Anerkennung des Diktats ausgelegt w,rd. Die Nichtentsendung ist die einzig klare Form der Ablehnung. Dar um sind wir gegen die Entsendung. Die Gcnser Entscheidung mutz unser schwaches Vertrauen zum Völkerbund vollends er schüttern. Abg. Dr. Br eit scheid (Unavh. Soz.) beklagt auch für seine Partei den Verlust Oberschlesiens und der Oberschlesicr. Die Entscheidung entspricht aber nicht den wirtschaftlichen und geographischen Verhältnissen des Landes und nicht der Abstim mung der Bevölkerung. Wir bedauern die Zerreihnng des ein heitlichen Wirtschaftsgebietes. Präsident Lobe verliest eine Kundgebung dcsHro- vinzialaussckusses der Provinz Schlesien die von allen Parteien, von den Deutschnationalen bis zu den Mehr heitssozialisten, unterschrieben ist und die Ablehnung des Genfer Diktates fordert. Abg. Schücking (Dein.) verliest folgende Erklärung seiner Fraktion: Die Fraktion stimmt im Jnieresje Oberschlesiens der Ent sendung eines Kommissars zur Abwicklung der sich aus dem Diktat ergebenden Frage zu unter der Voraussetzung, datz sich daraus keine Anerkennung der dem Friedens vertrag widersprechenden Entscheidung er gib i. Sie mutz erwarten, datz sich die Regierung von diesem Standpunkte nicht abbringcn lässt »nd macht ihre zukünftige Stellung zu der Regierung davon abhängig. Da sie bierüber noch den Verhandlungen bei der Regierungsbildung die not wendige Sicherbeit nicht erlangen konnte, vermochte sie nicht, sich an der Regierungsbildung zu beteiligen. Nur im Hl,,blick auf die Eigenart des Wirkungskreises des ReichSwchrniii'sttcrS hat sie sich damit cinverstaiiden erklärt, datz Herr Gehler dem dringenden Ersuchen dak- Reichskanzlers auf weitere ÄeschäftS- fübrimg dieses Ministeriums entsprochen hat in der Hoffnung, datz dieses wichtige Ministerium auch in Znknnst dem Wechsel der politischen Konstellationen entzogen wird. Der Redner weist dann den Vorwurf zurück, dah seine Fraktion sich nndemokratisch benommen habe. Die Losr-itzung Oberschlesiens zeigt die Tendenz des unverhüllten Länderraubes. Deutschland hat nach dieser Entscheidung ein Recht auf die Her- abseh,mg seiner Wiederaufbauleistuiigen. Abg. Emrn ' » ger (Bayr. Vp.) verliest eine Erklärung sei- ner Fraktion, die schärfsten Einspruch gegen das Genfer Diktat erhebt und sich gegen die Entsendung -incS deutsche» Ver treters ausspricht. Inzwischen ist ei» Antrag der Deutschen Volks partei. der D e »1 s ch n a t i o >, a I e n Volks Partei, der Bayerischen Volkspartei »»d des Bah «rischen Sächsische Volkszeitung — Nr. 280 - 88. Oktober 1S81 Zurück zu den heiligen Satzungen Von Franziska Schneider ^Nachdruck verboten. — Alle Rechte Vorbehalten.) (8s. Fortsetzung. Sie umging den See bis zum jenseitige» böschigen Ufer. Ein Sonnenplätzcheii suchte sie sich aus, lieh sich auf einem Baumstümpfe nieder, befestigte den Köder a» der Angel, inuchte die Schnur in die klare Flut und oerhielt sich mäuschenstill. Hier, wo die Sonne einen schimmernden Kreis auf die Wasser fläche zeichnete, würden die Fischlei^ sich sicher zusammeiisinden, bald so dumm sein »nd an de» Koder beißen. Sie beugte sich weit vor und forschte aufmerksam in die kristallene Klarheit. Richtig, Fischlein der verschiedensten Arten trieben sich gar lustig herum. Darunter buntbetupste, pfeilschnell vorübersch'ehcnde Forellen und gemächlich sich ergehende prachtvolle Karpfen. Mit inaltem Schimmer kamen immer neue bleiche Fische ans dem Sckiatlen des Schilfes, blitzblank wie eitel Silber wurden sie im Lichtkreise der Sonnenstrahlen. Marti hatte ihre Freude an dem reizvollen Wechselspiel der Farbe». Doch so dumm, wie sie sich die Ticrlein gedacht hatte, waren sie nickst. Eine ganz« Weil« sah sie schon, und noch keines hatte angebissen. Ungeduldig stietz ihr Futz ans die Oberfläche des W.isscrS, husch — husch, war die ganze Gesellschaft fort. Sie sah ein, datz sie etwas UnaeschickteS gemacht hatte, nun bietz es doppelt ge duldig warten, vis nach und nach die verschüchterten Gesellen wiederkamen. So ein Fischfang erfordert doch viel Ausdauer dachie sie in ihre:» Köpfchen, wenn sich nur dabei singen liehe! Dock da? gina nicht an. Sie mußte ganz still sein, nicht einmal bewegen durfte sie sich. Statt ihrer sangen die ringsum im Kreise siebenden Pappeln ihr säuselnde? Schlummcrlicdchen, aus der Maldliefe pfiff ein Pirol, im nahen Buschwerk kl'iigelten lustige Kohlmeisen. Marv lauschte. Und wie sie den Blick in steter Erwartung starr ans Soniienglanz und Wasserschinimer richtete, entstand in ihr ein Glückscmpsinden twn »niiennharcr Weichheit. Sie träumte mit offenen Augen einen schönen Traum. Traumschön- hett lag ans ihrem Gesichte, ihren blauen Auge», auf ihree gan zen ungekünstelten Haltung und dem soiincndurchlciichlctcn Glanze der de,, Oberkörper umrieselnden Haarfülle. A»S Wasser linsen und Schilfhalmen tauchte ei» Tcichbübnchen hervor und kugle neugierig zu dem wunderlieblicheu Bilde, ein behäbiger ströscherich schaute ebenso von dem Miiiiinielblatte» «ns dem er Bauernbundes eingegangen, der gegen den Genfer Spruch Einspruch erhebt und betont, sah das deutsche Volk niemals diese neue Gewalt als Recht anerkennen, sondern viel mehr stet» in den deutschen Oberschlesiern seine Brüder und m der oberschlesien Erde deutsche» Land sehen «erde. Nachdem di« Abg. Marx (Zentr.). Müller (Franken, Soz.) und Lrdebour ftlnabh.) die Erklärung abgegeben habe», datz ihre Fraktionen nur für den Vertrauensantrag stimmen wer den, kommt eS zur namentlichen Abstimmung, in der das Zentrum, die Sozialdemokraten, die De mokraten und die Unabhängigen für den BertraurnS- antrag stimme». Dir Abstimmung ergibt die Aiinahme de« Ver trauensvotums mit 23V gegen 132 Stimmen bei 9 Stimmrnthal- tungen. Auch für den Antrag Emminger erfolgt namentliche Abstimmung. Der Antrag wird mit 818 gegen 1V3 Stimmen Unter dieser Ueberschrist schreibt das Mitg ird des Reichsrates L. Len sing, Vorsitzender dek Augustinusvereins, in dem von ihm heraisgegebc- nen Dortmunder Zentrumsblatt ., Tremonia" (Nr. 8S8 vom 24. Oktober) u. a.: Ais ich am letzte» Sonnabend im Neichstagsgebäude daS bekannte Zimmer Nr. 88 berat, in welchem die Zentrui»s>raktion des Reichstages ihre Beratungen abzuhalten pflegt, war einer der ersten, der mir begegnete, Herr Abgeordneter Flor, m Klo ck- ner aus Löttringhausen. „Haben Sie gelesen, was man nnr und Kollegen Morx angedichtet hat?" war unter spöttischem Lache» seine erste Frage. (Die beiden Herren sollten sür estre Kanzlerkandidatur des Botschafters Dr. Master ,» Paris ei »ge treten sein.) „Man kann über de» Unsinn wirklich »ur lach-.»," war meine Antwort. Aber dieses Lochen lM doch auch eine ernste Seite. Sie ist darin zu suche», datz unsere Presse wahr lich nicht an Achtung und Bedeutung in der Öffentlichkeit ge winnen kann, wenn inan tagtäglich beobachten muh, mit welcher Leichtfertigkeit ei» Teil der deutschen Press sich darauf entstellt, lediglich in Sensation zu machen. Ob ein.'. Nachricht wahr ist oder nicht, ob sie in der Öffentlichkeit grohes Unheil anrtchten kann oder nicht, ist nebensächlich, nur daraus !oS ge schrieben, die Hauptsache ist. daß „etwas Neues" gebracht wird. — DaS ist die Losung, unter der vielfach leider heutzutage öffent liche Meinung gemacht wird. Das ist mir so recht wieder in de» letzten Tagen zum Bewußtsein gekommen, in denen die inah- gebendcn Politiker hinter verschlossenen Türen über vie wich tigsten Lebensfragen unserer Nation berieten. Was zum Bei spiel der „Dortmunder Generalanzeiger" sich in den letzten Tagen an Neuigkeiten zurecht geschrieben hat, geht nicht ans eine Kuhhaut. (Das gilt auch sür eine Reihe sächsischer Blätter. Red. der „Sachs. VolkSzeitg.") Wie ist eS möglich, so hört man oft fragen, datz so viele unrichtige Mitteilungen in die Oefentlichkeit kommen, d'e das Ansehen der Presse bei allen ruhig denkenden Mensh'.n schwer schädigen. Man mutz zur Beantwortung der Frage wissen, wie eS meistens „gemacht" wird. Hält in kritischen Momenten eine Fraktion des Reichstages eine Sitzung ab, dann kann man beobachte», wie gewisse Reporter der Berliner Sensationspcfse den Sitzungssaal belagern. Auf jeden Abgeordneten, der her ausgeht, stürzen sie los und stellen Fragen, wie die Sache lause. Meist bekommen die Fragesteller ein Achselzucken und keine Ant wort, manchmal benutzt ein Abgeordneter die Gelegenheit, ein«» schlechten Witz zu machen, zuweilen auch binde! ein Schalk dem Fragesteller einen Bären auf. In jedem Falle aber, gleich viel wie die Antwort ausgefallen ist, sucht der findige Reporter aus dein Gehörten seine Schlüsse zn ziehen, er eilt zur Post und drahtet oder telephoniert seine „neuesten Nachrichten" in die Welt hinaus. Beim Zentrum herrscht seit Jahrzehnten eine besondere Vorsicht in der Bekanntgabe von Nachrichten. „Nur nichts in d e Presse bringen," „alles vorläufig geheim halte»", — das war die Losung, unter der vielfach bei uns von den maßgebenden Füh rern gearbeitet wurde, lind unsere Presse war durchweg gc- gügend diszipliniert, um der Parole zu folgen. Aber die über triebene Voficht hat sich doch manchmal als recht bedenklich er wiesen. Die Gegner sind vielfach nicht so ängstlich, sich an die Vertraulichkeit der Abmachungen zu halten. Neben dem Rätsel raten der Sensatioiismacher sickert doch manches Wahre durch. Nnr zu oft hat die Zentrumspresse erfahren müssen, datz sie ,lachhinkt«, weil man seitens anderer Parteien keinen Anstand nahm, die Flucht in die Oeffentlichkeit zu nehmen. Diesem Manko in der ZcutrumSpresse mutz unter den heutigen Zeit- Verhältnissen ein Ende gemacht werden, die Fühlung zwischen Partei und Presse mutz noch enger werden als bisher. Freilich st nicht z» verkennen, datz die Fraktionen sonst manchmal in einer sehr heiklen Lage sind und tagelang keine bestimmte Antwort geben können. Das liegt z»m Teil an dein heutigen parlamentarische» Sstftem, in dem zu viel ge redet, z» viel organisiert und zu wenig gehandelt wird. Waö breitschulterig hockte, zu dem unbewegliche» schönen Kinde her über. Ob es sich bewegen würde, oder ob es verzaubert war, auf die Lösung dieser Frage schien er zu warten. Obe» über de» Waldpfod hart an der Vöschni^ deö UserS kan, ein schlank gewachsener Mann geschritten, unhörbar ging sein Schritt über den weiche» Moosboden. Die vielen blanken Augen, mit denen der Sec durch Busch- und Blattwerk blinkte, zogen seine Aufmerksamkeit zum Wasser hinunter, eine Blöße im Gebüsch lieh ihn di« hübsche Fischerin sehen, die in ihrer ver träumten Haltung mit den, wallenden Haar einer reizvollen Nixe glich. Die Neugier trieb ihn an, einige Schritte die Sen. kung hinabzugehen. Ein Weilchen blieb er stehen, halb versteckt von eine», Baumstamin, sckxnilc er unverwandt z» dem Mädchen herüber, dessen Profil ihn, zugekehrt war. Je länger er hinsah, desto mehr kam es ihm zum Bewußtsein, daß dieses identisch sei mit den, schönen Kinde, das er vor einiger Zeit auf seinem Spa zierritt inmitten der blühenden Heide gesehen, jener Mary, die ihm seii> Vcnvalter als die Tochter des irische» EdelmanneS bezeichnet«, mit de», er jetzt im Begriffe stand, eine» Vertrag abzuschlietzen. Das Letztere war seinem Plane etwas ungelegen. Einerlei, durchgfctzl wurde er doch. Er war nicht gewohnt, einen Genuß sich entgehen zu lassen. Als Genuß und beinahe notwendige Abwechslung in dieser Einöde sah er das Spiel a», das er beginnen wallte. Konnte sich eine bessere Gelegenheit biete» als diese die Bekanntschaft mit dem Mädchen anzuknüpsen? Wie nur, stagte er sich, die Annäherung beginnen? Mit einer Dame vo > Bil dung, der Tochter eines Edclmanues. konnte die Annäherung nicht so »uvermiltelt erfolgen wie bei einer nur halb oder gar nicht zivilisierten Jndierin. Mit einer solchen hatte er immer leichtes Spiel gehabt, ein bißchen glitzernden Schmuck, einige süße Worte halten genügt. Aber hier hatte er eine Tochter aus alter vornehmer Familie vor sich, da hieß es. anders Vor gehen. Von der Irländern, hatte er gehört, datz sie ganz beson dere Reize besitze, eine Engländerin könne sich nicht mit ihr messen. Graziös leicht »nd anmutig wie ein Falter sei sie, oft von ausgelassener Lebenslust, oft von träumerischer Melancholie, von rascher geistiger Beweglichkeit, voll temperamentvoller Liebe »nd voll stets neuer Ideen und Phantasie». Seiner gewinnen den Macht über Franenherzen war er sich bewußt. Dieses Mal mit einer hübschen Jrländcrin zu flirten, war ihm von be sonderem Reize. Wie er das erste Entzücken über die ungezwungene Anmut des reizende» Bildes ansgekostet hatte, überlegte er weiter, wa» er tun sollte. ist, um nur ein koiikreteS Beispiel anzuführen, in den leyteit Lagen nicht alles über di« Kartosselfrage gesagt wor den? Aber geschehen ist bis jetzt herzlich wenig. War uns nicht endlich eine befreiende Tat trotz allen juristischen Zwirnsfaden? Man sollte ein Not gesetz loslassen, die unerlaubte Ausfuhr von Kartoffeln noch dem Auslande mit schweren Zuchthausstrafen belegen, einen Höchstpreis festsehen beim Produzenten, die Ausschläge regeln, in Provinz, Kreis »nd Gemeinde sofort durch behörU'ch unterstützte Organisationen die vorhandenen Kartossclmengen feststellen lassen »nd die schwersten Strafen verhängen für jene, welche Wucher treibe» und Kartoffeln über das Matz des Er laubten zurückhalten. Datz die Negierung sich nicht zu einem energischen Schritt entschlietzt, wird in den weitesten Kreisen »„- seres Volkes mit Recht bitter beklagt. Datz dieses Kartoffelelend in eine Zeit fällt, in der innen» und außenpolitisch unser armes Vaterland in schwerster Bedräng nis ist, kann man beklagen, sollte uns aber nicht abhaltcn, dort fest zuzugreifen, wo es möglich und notwenig ist. Videant consules! Doch zurück zu den Sciisailonsmachernk Das Kabinett Wirth ist zurückgetreten, wie eS nach der Entscheidung Oberschlesien anzunehmeii war, als logische Folgerung der frühe ren Stellungnahme des Reichskanzlers. Weiß Gott, welche Ta- tarcnnachrichten heute schon unterwegs sind, während ich diese Zeilen schreibe. Die politische Situation scheint aber sehr ein fach zu liegen. Reichspräsident Eberl wird Herrn Dr. W>rth mit der Neubildung des Kabinetts betrauen und Herr Dr. Wirih wird, so hoffe 'ch, bei seinem Pflichtgefühl das Mandat überneh me». Dr. Wirth hat das Vertrauen der linken Seile des Hauses, des ganzen Zentrums und der Demokraten. Es fragt sich daun, wie die Deutsche Volkspartei sich stellen wird. Sie sollte den Staats Notwendigkeiten Rechnung tragen und sich unter Dr. Wirth zur Mitarbeit bereit finden lassen. Auch der preußische Ministerpräsident Stegerwald soll, wie ich höre, in der letzte» Fraktionssitzung des Zentrums zum Aus druck gebracht haben, daß sowohl innerpolitische wie alitzeiipoli- tische Gründe entschieden dafür sprächen, datz der bisherig« Reichskanzler Dr. Wirth »nS erhalten bleibe. Oberschlesische Kundgebungen Beuthen, 26. Oktober. Der gemeinsame Provinzialan»- schuß der Provinzen Ober- und Nlederschlcsien hält e« für sein» Pfl'cht, unter dem erschütternden Eindruck de« groben Teiles seiner ober'chlesischcn Landsleute und zugleich de» ganz Schlesien und Deutschland drohenden Unrecht» und Uncilück« in voller Einmütigkeit zu erklären, daß er das Diktat der Botichastcrkonferein über da» Schicksal Oberschlesien» sür unausführbar und unannehmbar erachtet. Gteiwitz, 26. Oktober. Die außerordentliche Stadtver ordnetenversammlung beschloß, beute zum Zeichr» der Liane» und des Proteste» gegen die Entscheidung über Oberschlesien die Geschäfte und Lokale um 6 Uhr nachmittag» zu schlirßen. Aul An regung au» der Kaufmannschaft hat die Kundgebung bereit» um 8 Uhr begonnen. Die 2. Internationale für Revision des Versailler Vertrages London, 26. Oktober. Der „Daily Harald" verössent« licht ein Manifest deS Vollzugsausschusses der 2. Jnternationale.- in dem die Revision des Völkerbundentschcides in der obecschle- schen Frage sowie der wirtschaftlichen Bestimmungen des Ver sailler Vertrages gefordert wird. Der VollzugSailsschutz pro testiert dagegen, datz Probleme, wie die oberschlesischen im Interesse kapitalistischer Ausbeutung geregelt werden. Es heißt in dem Manifest weiter, der Sturz der deutschen Mark hat die Fähigkeit Deutschlands, seinen aus dem Friedensvcr- irag eutstandenen Verpflichtungen iiachzukoinineii, vermindert Wenn diese Politik nickst geändert wird, mutz die Lage Europas immer schlimmer werden. Der VollzugsauSschuh der 2 Jnler- »aiionale fordert die Arbeiterklassen aller Länder Europas »nd insbesondere ihre Vertreter in den verschiedenen Parlamenten auf, auf eine Politik zu dringen, die erstens die VolkSabst mmun.i anerkennt, zweitens Minderheiten schützt und drittens die wirt schaftlichen Bestimmungen des FriedenSvertrageS völlig änd:ri, damit nicht unier dem Namen von Reparationszahlungen Zah lungen geleistet werden, die zur Versklavung der Arbeiterklassen der geschlagenen Nationen führen und Millionen von Arbeiter» der siegreichen Nationen erwerbslos auf die Straße werfen. Die Washingtoner Konferenz London, 26. Oktober. Die Meldung der Neuyorker „TimcS", datz das Programm der Washingtoner Konferenz die Erörterung internationaler Finanzfragc» einschliche, wird in maßgebenden amerikanischen Kreisen bestritten. Die internationalen Finanz- fragen mühten einer besonderen Konferenz Vorbehalten werden» zu der die Finanzsachverständigen der Welt eingeladeu werde» müßte». Washington, 26. Oktober. Wie amtlich mitgeteilt wird, wird die Eröffnung der Washingtoner Konferenz auf den 12. November verschoben werden, damit der 11. November ganz patriotische» Feiern Vorbehalten bleibe. Da kam ihm ein Zufall zu Hilfe. Ein ansehnlicher Karpfen hatte sich festgebisse». Mary wurde lebendig. Sie richtete sich rasch ans, zog de» Fisch heraus und — was »nn, was »un? fragte sie sich. Da lag das Tier und zappelte. Sie batte ganz vergessen, als sic so unternehmungslustig auszog, dah sie noch nie einen Fisch abgehakt und „och weniger getötet hatte. O, wie grausam kam ihr das letztere vor — »ei», daö konnte sie nicht. DaS arme Tierchen, wie es zuckte, sich bog und »m sich schlugt Am liebsten hätte sic cs wieder in das Wasser geworfen. Doch nicht einmal abhacken konnte sie es. Und das Namenstagsgeschenk sollte doch auch gemacht wer de». WaL nur tun? Wenn ihr dock» jemand helfen könnte! Wäre dock) Robh hier! Das hat man vc» seiner Heimlichtuerei, fuhr eS ihr durch den Kopf. Ratlos, hilfesuchend blickte sie »m sich. Da stand ein Mann dinier ihr, hoch, schlank gewachsen, schön wie ein verwunschen er Prinz, der plötzlich ans der Erde hervorgeivachstn zu sei» schien. Roch ehe er etwas sagen konnte, flehte sie ihn an: „Ach bitte, helfen Cie mir. ich weiß mit dem Fisch nicht umzugehen." „Aber gern," lächelte der Unbekannte, „ich verstehe da? »m so besser, ich habe das Fische» auch oft zum Vergnügen betrieben." „Ach nein, ganz so ein Vergnügen ist es doch nicht, iwe ich es mir gedacht hatte. Wenn das abscheuliche Töten nicht wärei" Dabei hatte sie sich abgeweudet. Inzwischen hatte der Jreinöe di« grausame Tat vollzogen. Ein wohlklingendes Lachen ließ sie sich umwenden. „Aber, werte Miß, Sie sollten sich zu dieser Beschäftigung dock, lieler einen Fischerknccht münehmen. Darf ich m ch an- bieten?" sagte er, sich ritterlich verneigend. Nein, das war kein verzauberter Prinz, das war ein leib haftiger Mensch! Das war ja er! Diese Augen hatte» sie schon einmal augelstickl, schon einmal tief — ganz tief . . . Gott steh mir bei! Das war m Lord Vlanfour. Wie kam der hierher? Der stolze, der unmenschlich reiche, der beneidete Lord Plachfourl Sie hatte nichts gesehen, nichts gemerkt von ihm. Eine heiße Röte stieg in chr Gesicht, sie fühlte ihr Herz klopfen. „Wenn ich nicht irre, so stehe ich vor Miß Mary O'Nell," sagte er in leichtem Frageton mit lächelndem Munde. „Ja, Mylord," gab sie tapfer zurück. Jetzt wußte er, datz in dem flüchtigen Augenblicke von da- mals sein Blick erreicht bat, was er wollte. Dw Mädck"hatie sich sein Bild eingeprägt. Der Anfang war verheißungsvoll. Leichthin nannte er seinen Rainen. „So darf ich den Fischerknecht machen," fuhr er fort, „und bleiben?" „Ja, Mykord . . ." antwortete sic etwas zögernd und zag haft. Wa» wollte sie anders mich sagen?
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