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Sächsische Volkszeitung : 09.09.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-09-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192109093
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19210909
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19210909
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-09
- Tag 1921-09-09
-
Monat
1921-09
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 09.09.1921
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Sächsisch« V»lk>i«itung Freitag de» S. September 1921 fchkrsien» sind nnvrrrückt die gleiche» wie seither, ja auch diese Momente habe» durch die Ecjahruugen der letzte» Wochen eine ungeheure Verstärkung erfahre». Von der Erhaltung Oberfchle- sieuS beim Teutschen Reich« hängt — inan muß das immer und immer wieder sagen, denn es ist eine furchtbare Wahrheit! — nicht nur Existenz und Schicksal des ganzen deutschen Volkes, sondern das ganz Europas ab. Das vor dem ganzen denychen Volke und vor aller Welt laut und deutlich zu betonen, ist Pflicht gerade in diesen Tage», in denen der Völkerbundsrat in Genf vom grünen Tisch anS eine der schicksalsschwersten Fragen zu entscheiden sich anschickt, die die Welt je erlebt hat. Schweres ist in diesen letzten Tagen und Woche« über das deutsche Volk gegangen. Der Geist der Zwietracht, der Zerklüftung/ der Zersetzung ist in Formen wieder aufgetaucht, die jeden BaterlandSfreund mit Schrecken erfülle« müssen. In dieser Atmosphäre lverden wir den großen Kampf, der uns nach innen und außen in der nächsten Zeit bevorsteht, fürwahr nicht bestehen können. Was wir schon so oft an dieser Stelle gesagt haben, dafür plädieren wir auch heute: wir müssen her aus aus der Atmosphäre des politischen Hasses, die gar leicht zu einer Atmosphäre der Gewalt wird. Tie beispiellosen Vor gänge, die sich unter kommunistischer Führung in letzter Zeit abgespielt haben, und die darauf ausgehc», jede Regung nati onalen Selbstbewuntscins durch brutale Gewalttätigkeit zu unter binden, sind ein Ausschlagen des Pendels nach links, das sehr leicht die Einheit und Selbständigkeit der Nation zertrümmern kann. Durch nichts sind die Hoffnungen der Kommunisten, doch »och Deutschland in de» Bann kommunistischer Ideen zn brin gen und dem deutschen Volke ein Sowjet-Regime aufzuzwingen, so hoch gespannt gewesen, wie in diesen letzten Tagen! Hier liegt eine Gefahrenquelle, die fast schon am Versiegen war, und die nun durch die jüngsten Ereignisse wieder geöffnet wurde. Wenn wir dem Gift, das von dieser Seite dem deutschen Volkskörper droht, nicht rasch, entschlossen und einig Einhalt gebieten, wird der Körper des deutschen Volkes gar bald todwund getrosfen- sein. Groß und schwer wird sicher das politische Ringen der nächsten Zeit. Aber vergessen wir bei allem, was wir sagen und tun das eine nicht, daß es sich letzten Endes um unser Volk und Vaterland handelt! Erzbergers Mörder Berlin, 7. S pt. Die „B. Z." schreibt: Die hcute elngelaukene Post biaäite uns folgendes Schreiben; .Berlin, den 6. September. Sehr geehite Redaknon! Es ist nicht nötig meinen Namen zu ver öffentlichen. Ich reffe beule noch ins Ausland. Ich brn kein Monarchist, aber ein alter So dat, der, was cr mit keinem Blut be zahlt bat, nicht von Kapiialveischiederu und Kriegsdrückebergern zerstören lasst il mag. Die Liste der Schuldigen ist noch sehr groß. (Unteischriff) Franz Riese aus dem schönen Düsseldorf." In der lliileischnst >st der Name .Riest" nachträglich auSgeslrichen worden — Dieser Brief ist au» den 'ersten Bl'ck als von der Hand de« Mannes geschrieben erkcnvbar, der die Einlragungen «Fianz Riese, Siud. j»r. aus Düsseldorf" <» das Fremdenbuch de« Gastbause« Zum Fürst »i Opvuiau oemacht hat. DaS charaktenstiiche Franz, das gezeichnete v nn Worte Düsseldorf und andcie Kenntlichen wiederholen sich auch hier. Die Entscheidung liegt nunmehr bei den Schrisliachve.sländigen bei der Polizeibebörde, denen das Original zur Piüinng vorliegt. Der Briet ichcint zu beweisen, daß sich die Mörder Eczbcrgcis, „der wenigstens der eine von ihnen, in Berlin aufgchsltcii hat. Ausschreitungen in Speyer Speyer. 7. September. Im Laufe der Nacht waren vier Rädelsführer, die anläßlich der Kundgebungen vor acht Tagen den Bildersturm im Regierungsgebüude veranlaßt hatten, verhaftet und in das Anitsgcrichtsgesüngnis übergesührt wor den. Von seiten der Arbeiterschaft wurde die Herausgabe der Gefangenen verlangt und, um dieser Forderung Nachdruck zn verleihen, der Generalstreik verkündet. Dieser Parole wurde zum grüßten Teile Folge geleistet. Frühmorgens schon ver sammelte sich eine große Mcnschenmasse vor dein Amtsgerichts- gefängnis und versuchte, die Gefangenen zu befreien, was aber nicht gelang. Hierauf zog die Menge vor das Polizeigcbüuds in der Absicht, einzndringen. Sie wurde von der Polizei daran gehindert, die einige Schreckschüsse abgab. Die Menge zog dann weiter vor das Rathaus, um sich hier Eingang zu erzwingen, ivobci cs zn Zusammenstößen mit der Schutzmannschast kam, die von der Schußwaffe Gebrauch machte, wobei vier Arbeiter verletzt wurden, von denen einer gestorben sein soll. Drei Schutz leute ivnrden schwer mißhandelt. Sämtliche öffentlichen Gebäude sind geschlossen. Das Regicrungsgebäude ist stark besetzt. Speyer, 8. Scpt. Die mit Gewalt crfolgst Besitzung beS Polizeigebäudes durch die Arbeiterschaft, welche die vier vcrhasteien Rädels ül,rer der litztcn Unruben befreien wollte, hat dam gefüh,', daß die französilche Besatzungrbehörde nunmehr die gesamte Potizcigewalt der Stadt übernommen hat. Tie Erregung in der Siadt ist nach wie vor sehr groß. Verhaftung brmtnfchweizrscher Kouimm»rsten Bramzschweil, 7. September Zn Verbindung «it de« kür», liche« DynamitanschlRaen «uf verschiedene Gebchch« t« Brnnnschvichß stieb, wie beeibs buz -«meldet dich» T^e auf Dynaniitatkeiitat« beteiligt Gewesen z« fest«. Unter IWuz be findet sich die Kommunistin Frau Faßhauer, früher« braun schweigische Knttusmintsterin, sowie der Sohn des ehemalige« braunschweigische« Präsidenten Mergos. Die Verhaftete« sind auch dringend verdächtig, an dem nächtliche» Ueberfnll ans de» Harzort Brau »läge «nd auf da« Postamt ln Vorwahl« im No vember vorigen Jahre» sowie an dem Nanbüberfalt auf de» «eldtranSport im Dezember 1SLO beteiligt getocsen zu sein. Der kürzlich« Ueberfall auf den Generaldirektor Meyer der Alfred Delligser Maschinenfabrik, bei dem e» auf einen Lohngeldtrans port abgesehen war, ist, wie die Nachforschungen ergeben haben, von einer sechsköpfigen Bande begangen worden, deren Führer ein Bergmann August Eh brecht ans dem preußischen Orte Meimerhausen (Kreis Alseld) ist. Ehbrecht ist flüchtig. Die Eh- brechtsche Bande soll es auch gewesen sein, die in Delligsen das Auto des Landrates Dr. Loeb aus Hameln anhielt. kn innere Moimenten! VIi» ditlen kiei'ilui'ck unsS»»« geeknten Abon nenten, Uneegetmkikigketten In eter Lustel- lung eten Leitung uns in s»en fallen sotort mitLnteiien. fiie Abstellung «tei» derecktlgten vescbweil'ilen «lnit Sorge getragen. Ls ist aber notu,enitlg, 6sk sie uns rugekeneten 8esck«er6en init genauen Angaben iler stiummer nn«I «les Datums nsu,. beleg» Wer sen, sa es uns nur so znöglicb ist, jese An- getegenkelt ln wirksamer U/eise ru vertolgen. Konferenz der baytischerr Bischöfe i« Freising (Eigener Drahtbericht der „Sächf. V o lk Sze itg.") Berlin, 8. Sept. Die Eczb"chöst n»o Büchöic BahcuiS haben sich in dieser Woche zur Bucl-ostkonfcrcnz nach Freising begeben. Vom deutschen EpiSkovat nniiml Kardinal Berteam bon BrcSlan an der Versammlung teil. Gegen die Vergewaltigung des Saargebietes Halle a. d. S., 7. September. Eine gestern abend veran staltete Kundgebung für die Dentscherhaltnng des Saargebietes protestierte in einer einstimmig gefaßten Entschließung gegen die zahllosen Verletzungen des Saarbccken-Abkominens durch die Ne gierungskommission und forderte von der Reichsregiernng ener gischen Einspruch gegen diese Verletzungen und Nechtssprüche zu erheben. Als Verletzung der Bestimmungen des Saarbecken-Ab kommens lverden in der Entschließung hervorgehobcn: Die Ver suche zur Schaffung eines Saarstaates, Beibehaltung der fran- H»si,chen Bejatzungstruppen und Verwendung sranzöjischer Gen darmerie, Ausweisung von deutsche» Saargebietsbewohnern, Ab änderung der Staatsangehörigkeit der deutschen Saargebietsbe wohner und Schasfnng des Bezirks Saarbrücken, Abänderung der deutschen Justizgesetze, Einführung der Frankenwährung und Begünstigung der französischen Propaganda zum Schaden der deutsche» Interessen im Saargebiet. Znm Schluß wendet sich die Entschließung an alle Parteien, allen Parteihadcr fallen zn lasscm, wenn es gelte, für die nationalen, wirtschaftlichen und kulturellen Interessen der deutschen Stammesbrüder in den be setzten und bedrohten Gebieten einzutreten. Die Presse und die Parteien lverden ermahnt, nie und nimmer das deutsche Saargebict und seine Bewohner zu vergessen. Farbige Meutereien vor dem französischen Kriegsgericht Kaffes, 7. September. Vor einigen Tagen wurde von angeb lich maßgebender Seite gemeldet, daß die in einein Teil der rechtsrheinischen Presse verbreiteten Nachrichten über Meutereien marokkanischer Truppen in Trier böswillige Erfindungen seien. Durch eine Verhandlung vor dem französischen Kriegsgericht Nr. 808. Seite » En Trier wird nun bekannt, daß dieses damals gegebene Dementi zweifellos von französischer Seite ausging, um den ungünstige» Eindruck, den diese Nachrichten in Frankreich machen mußte», zu verwischen. Vor dem genannten Kriegsgericht hatte sich näm lich eine große Anzahl Soldaten einer an de»; Mosel liegende»! «arokkanischen Division wegen Meuterei und militärischen Ans- rnhrS zn verantworte». Ter Grund der Meuterei ist auS der Verhandlung nicht bekannt geworden. Es verlautet jedoch, daß mehrere Kompanien sich geweigert hatten, einem Befehl nachzu- kvnimcn, worauf ein französstHex Offizier versuchte, die Mann schaften zu beruhigen. Dadnnh wurden die Soldaten nur »och «ehr gereizt und gingen tätlich gegen den Ossizier und andere Vorgesetzte vor. Auf einer Kaserne in Trier soll auch vorüber gehend eine rote Jahne gehißt worden sein. Wegen dieser gro ben Verstöße gegen die Disziplin wurden die Beteiligte» z>, schweren Freiheitsstrafen und einer, der Rädelsführer znm Tode verurteilt. Werbebureau» für die Fremdenlegion i» Oberschlesirn (Eigener Drahtbericht der „Sachs. N v l k s z e i t g.") Künigshütte, 8. September. Auf der Siemianowitzec Chaussee befindet sich ein Wcrbebnrea» für die französische Fremdenlegion. Die Leute, die sich hierzu melden, erhallen denselben Sold, wie das französische Militär. Sie werden ,n französische Uniformen gekleidet und bekommen auch Waisen. Die Fremdenlegionäre werden hier einexerziert und verbleiben in Obcrschlesien bis zum vierten Putsch, später kommen sie dann nach Algier. Die Verstärkungen für Oberschlesien (E gener Drabtbericht der „Sachs. Volktze i tg.") Mailand» 8. Sept. Gebern fuhr von Rem e>» Ba!a üoii sardinffcher Grenadiere in Stärke von bOO Mann »ach Ober« jchlesien ab. De Valera zu Irlands Absage Dublin, 7. Sept. De Valera erklärte in einer Ansprache, die britischen Staatsmänner böten Irland zweitklassige Margarine iür Butter a» und seien verbrießlich, daß Irland sic nicht aniiehme. Er fuhr fort: Die engli'che Presse fragt, ob wir Frieden wünschen. Wir haben ihn gcwünicht und wünschen ihn sebnlichft. AuS d eicm Grunde lehnen wir cs ab, die Dinge ander» zu sehen al« sie sind. Der Frieden kann niemals ans Vorspiegelungen gegründet werden, lassen sic »n» jede Vorstellung uns Heuchelei verm iden- Wenn England ein Ultimatum ergeben lassen will, laßt eS ei» Ultmiainm sein. Kein Vorwans wird verhindern, daß die Gewalt als das an erkannt wird, was sie wirklich ist. Wir kämpfen für die Grünt ung einer »atürlräien Union. Jeder, der-Großbritannien und Irland al» Freund zu sehen wünscht, wird helfend eingreiscg. Die irische Krisis London, 7. September. Das britische Kabinett tritt heute in Jvernetz zusammen, um die letzte Antwort Devcueras auf das Angebot der britischen Regierung zn erörtern. Den Blättern zufolge wird Lord Curzon wegen einer Unpäßlichkeit nicht an der Kabinettssitzung teilnehmen können. Der politische Berichterstatter der „Daily Mail" meldet aus Jvernetz: Es werde den Sinnfeinerführer» eine tarze Spanne Zeit gewährt werden, in der sie endgültig erkläre l müssen, ob sie in eine Konferenz auf der in dem Angel"" der britischen Negierung niedergelegten Grundlage einzutrete» ge willt seien. Die Negierung werde bestimmt die gesamten Fra gen dem Parlament unterbreiten, bevor sie die RepressionSpo!:- tik in Irland wieder einführe. Sic würde es sogar verziehen, die Frage dem Lande zu unterbreiten. Die Möglichkeit von Neuwahlen im Herbst sei unter diesen Umständen keineswegs ausgeschlossen. Lloyd George hege aber immer noch die Hoffnung, daß die Sinnfeiner jetzt die Gefahren einer weiteren Verzögerung einsehen würden. Der parlamentarische Ausschuß des Gewerk schaftsausschusses und der nationale Vollzugs ausschuß der Arbeiterpartei haben gestern in Eardi'f in einer gemeinsamen Sitzung eine Drahtung a» Lloyd Georgs über die irische Krisis beschlossen, in der erklärt wird, es müßten jetzt neue Schritte getan werden. Die britische Regie rung müsse die Vertreter des irischen Volkes zu einer Kon ferenz einladen. Der Streik der Hafenarbeiter in Cork (Eigener Drahtberlcht der „Sachs. V o l k s z e i < g.") London. 8. Scvt. Der Streik der Hasenarbriter von Cork ist beendet. Der Konst kt wird einer Konferenz vorgelegt werden, deren Mitglieder von beiden Paiteien gewählt werden, während dcr Präsident vom Dail Eireann ernannt werden soll. Inzwischen haben die Tiansportorb-iter in Cork ihre gistrigcn D>oh»n:e>l ans« geführt, habe» das Büro deS Hafenmeisters besetzt, die Beamten hinankgejagt und andere an deren Stelle gesetzt. Sächsische VolkSzcitung — Nr. 208 — 9. September 1921 Aschenbrödel Originalroman von Sr: ch Tb enstein Copyright 1919 by Grenwr u. Comp., Berlin W. 30. (Nachdruck vertu len ) (37. Fortsetzung.) Und plötzlich sagte er mitten in Brigitte Redeschwall hin ein ganz leise und innig: „Lichtleinl" Erschreckt und verständnislos sah ihn Brigitte an, senkte aber sogleich wieder verwirrt den Blick. Er aber fuhr fort: »Ja — Lichtlein, das ist das richtige Wort für S>el Ter alte Michel Holsterer hat Sie besser als wir alle erkannt! Ich möchte Sie immer so nennen. Wenigstens wenn wir allein find. Darf ich?" - „Lichtlein wollen Sie mich nenne»?.,. Wie komisch." ..Darf ich?" „Ja, wenn Sie mögen . . . natürlich natürlich . . .1" „Ich danke Ihnen! Und es ist gar nicht komisch. Denn eS drückt genau aus, was Sie Ihrer Umgebung sind« Mas Sie vor allem mir geworden sind: cur Lih.lein, das mir leuchtete, als alles ringsum in Dunkelheit versunken schien." Er fuhr sich über die Stirn. „Ja, so war es dainals in mir! Alles versunken: Der Glaube an Glück, a» eine Zukunft, an Gott und die Menschen und an mich selbstI Dazu ein Krüppel auf Lebenszeit . . . unfähig, dem Vaterlands zu dienen. Ausgeschaltet war :ch! Nutzlos wie ein alter Gaul, der gerade noch gut gmug war für den Gnadenschuß. Aber nicht mal den durste ich mir geben, denn zwei alten Leuten wäre wohl das Herz darüber gebrochen! Nacht war es um mich. Und nirgends ein Weg. Da tauchte ganz ferne ein Helles Pünktchen auf. Und schimmerte wie ein gutes, warmes Auge, daö Trost verheißt. Me im Märcben war's, wenn einer sich im Wald verirrt hat und sieht plötzlich in dcr Ferne ein Licht erglänzen, das ihm mitten in der Wildnis eine Behausung verrät. Und er geht nun darauf zu u»» hotst, daß er vielleicht Einlaß findet . . . und Glück und Ruhe nach all der Mühsal seines Weges. Liebes Lichtlein . . . das waren Sie mir in diesen Tagen! Und nun . . ." Er brach erschrocken ab. denn die Tür wurde stu-nnsch ge. öffnet und sein Vater trat ein. „Brigitte — Kindchen — nun sperren Sie mal gefälligst die kleinen Ohren äufl" rief er aufgeregt. „Wissen Sie. wer da ist?" „Nun?" fragte Brigitte, unwillkürlich lächelnd über kn« »twa» komisch wirkende Erregtheit des alten Herrn, der, ganz rot im Gesicht, vor ihr stand und mit den Händen in de- Luft herumfuchtelte, als wolle er seinen Worten dadurch besonderen Nachdruck verleihen. „Eine leibhaftige Mexikanerin, die eigens Ihretwegen nach Europa gereist ist! Eine Sennora Perez. Ihr Sohn ist auch dabei. Den sollen Sie schon kenne» — von Oppachs her. Und beide wollen Sie durchaus sprechen!" Elert war bei Nennung des Namens Perez zusammenge zuckt. Wie mit Flammenschrift stand vor ihm, was Isolde ihm seinerzeit über die Gefühle und Absichten deS jungen Mexi kaners in bezug auf Brigitte geschrieben hatte. Unruhig suchte er in ihrem Gesicht den Eindruck dieser Nachricht zu erforschen. Aber Brigitte war zunächst nur sprachlos vor Ueberraschurg. „Sennora Perez?" stammelte sie endlich. „Sie ist in Europa und . . . sucht mich? Wirklich mich?" „Jawohl! Und sehr dringend, wie es scheint!" „Aber wie wußte sie denn ... warum wandte sie sich an Sie, Herr von Degen?" „Mutter und Sohn suchen Sie seit dem Tage Ihrer Flucht und haben zu diesem Zweck einen Privatdetektiv gemietet, der nach vielen Mißerfolgen Ihre Spur endlich doch hcrausbekam und bis zu jenem Unfall verfolgte, dcr mich mit Ihnen zu- sammenführtc. Da wir aber Dr. Koller eingeschärft hatten, niemand weitere Auskunft über Sie zu erteilen und der Mann wirklich ein honoriger Kerl zu sein scheint, stockten hier ihre Nachforschungen. Indessen ist Frau Perez eine sehr energisch: Dame und begab sich infolgedessen persönlich zu Dr. Koller, dem sie solange zusetzte, bis er sie endlich an mich verwies. So rückte» die Herrschaften heute in Ottental an." „Und Sie .. . haben Sie mich verraten, Herr von Degen?" „I, woherl Ta kennen Sie uns schlecht! Mütterchen und ich verständigten uns gleich durch einen Blick und Frau Perez hat bis jetzt keine Ahnung, weder, daß Sie in Osterloh leben, noch daß Sie in: Augenblick nur durch ein paar Türen von ihr getrennt sind. Wir sagten ihr lediglich, Sic hätten eine Stel lung angenommen, in der Sic sich ganz zufrieden fühlten und wünschten keinesfalls, daß Ihren Verwandten dieser Aufenl- haltsort bekannt werde. Aber damit eben will sie sich durchaus nicht zufrieden geben. Sie behauptet, es handele sich um Ihre ganze Zukunft und als Freundin Ihrer Mutter müsse sie unbe dingt darauf bestehen, Sie selbst zu sprechen. Da warf mir meine Frau einen Blick zu und ich verstand. Ich entfernte mich unter einem Vorwand, um Sie nun selbst zu fragen, liebe Bri gitte, was Sie zn tun wünschen?" Brigitte sah unruhig vor sich hin. „Was kann Frau Pe- rez von mir wollen?" „Davon habe ich keinen Schimmer! Soviel aber habe ich aus ihren Worten klar entnommen: Herrn Oppach ist sie nicht grün! I« Gegenteil. Den scheint sie arg auf dem Kerbholz zu habe». Wenn ich mir eine Vcrmutnng erlauben darf, ist es diese: Sennora Perez wird Sie keinesfalls an Oppachs ver raten, wenn Sie es nicht wollen. Aber sie wird Sie vielleicht mit nach Mexiko mitnehmcn wollen und ihr Sohn sieht mir ganz danach aus, als würde er alle Hebel in Bewegung setzen, »in Sie diesem Plan geneigt zu machen!" Brigitte achtete nicht auf den Sinn der letzten Bemerkung. Sie sah auch Elerts Blick nicht, der in gespannter Unruhe auf ihr ruhte. Nach wenigen Minuten stummen Nachdenkens erhob sie sich plötzlich entschlossen. „Ich glaube, es ist nnmogii h, «n'ch unter diesen Um ständen vor der Dame länger verleugnen zn lassen," sagle sic. „Sie war die Freundin meiner Mutter, und was sie auch im Sin» hat — es gewiß , nur sehr gut gemeint." „Na, denn los!" sagte dcr alte Herr und bot ihr galant den Arm. «Auf Wiedersehen, Elert!" Brigitte reichte Elert im Vorübergehen die Hand und sagte, während ein süßes, befangenes Lächeln über ihre Züge huschle: „Ich komme nachher noch herüber, ehe ich heimgehc und erzähle Ihnen alles!" Elert drückte die kleine Hand krampfhaft. Am liebste» hätte er sie gar nicht los-gelassen und gebeten: „Geh nicht. Bleibe bei mir. Es anält mich, dich drüben zu wissen, bei einem, der dich liebt . . . ." Aber dazu besaß er kein Recht. So murmelte cr nur leise, wie eine kaum gehauchie Bit!:: „L'chrlein! Lichtlcin!" Unter dem Eindruck dieses welchen, zärtlichen Lau:cs, ten nur sie allein vernommen und dcr sie unaussprechlich glücklich machte, betras Brigitte den Salon. Im nächsten Augenblick fühlte sie sich von zwei Fraucn- armen innig umschlungen und eine fremde, wurme Stimme sagte herzlich: „Endlich, mein Kind! Endlich habe ich dich gesunden!" Und über die Schulter seiner Mutter hinweg blickte Brigitte ge radeaus in die strahlenden grauen Augen des jungen Perez, die sich tief in die ibrcn versenkten. Herr von Degen und seine Gemahlin hatten das Gemach stillschweigend verlassen, beide bewegt bon der ehrlichen Herz lichkeit, mit der Sennora Berez ihren Schützling begrüßt und be ruhigt über den weiteren Verlauf der Zusammenkunft, die keinesfalls einen feindlichen Charakter haben konnte. Frau Verez aber zog, nachdem die erste Begrüßung vor über war, Brioitte neben sich aus das Sofa. „So, Liebling, nun laß uns plaudern! Ich habe dir ja so unendlich viel zu erzählen. Von deinen Eltern und . . . auch sonst! Auch mußt du mir einige Fragen über dein bisherige» Verhältnis zn deinem Onkel beantworten, die sehr wichtig sind." — — — i—^ (Fortsetzung folgt.)
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