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Zweites Blatt Sächsische Bolkszeitung vom 3. Juni 1911 Nr. 126 Preisvereinbarungen im Handwerk. Die Verhandlungen auf der Handwerkerkonfe- ren 8 im Neichsamte des Innern über den 8 100g der Ge werbeordnung haben wieder die Aufmerksamkeit auf die Bestrebungen des Handwerkes, Preisvereinbarungen durch- zufuhren, gelenkt. Ter genannte Paragraph verbietet der Zwangsinnung, ihre Mitglieder in der Festsetzung der Preise ihrer Waren oder Leistungen oder in der Annahme von Kunden zu beschränken. Preisvereinbarungen sind deshalb im Nahmen der Zwangsinnung nicht möglich. Bei den freien Innungen bestehen allerdings keine Hindernisse. Demnach sind die Mitglieder der Zwangsinnung bei der Durchführung von Preisvereinbarungen darauf ange wiesen, neben den Zwangsinnnngen eigne Organisationen sogenannte Preiskartelle zu bilden. Das mag unan genehm sein, aber nach dem heutigen Stande der Dinge bleibt kein anderer Ausweg. Die Gründe für solche Preisvercinbarungen liegen zum Teil im Zuge der Zeit, in dem Vordringen des Organisationsgedankens. Die Kartelle der Industrie, die. Konventionen des Großhandels haben nach der Seite der Preisfestsetzungen eine ganze Reihe von Bestimmungen ge troffen. Was sind die Tarife der Gewerkschaften und Ar beitgeberverbände denn anderes als Preisvereinbarungen über die zu zahlenden Löhne. Diese Tarifpolitik hat auch im Handwerk mitgewirkt, das Stieben nach Preisverein barungen zu mehren. Dazu treten im Handwerk spezielle Verhältnisse. Es fehlte vielfach an der Fähigkeit zur Auf stellung einer ordentlichen Kalkulation. Die Schmutz- lonkurrenz, die gegenseitige Unterbietungssucht treiben die sonderbarsten Blüten Die mangelnde Fähigkeit an Kal kulationskenntnissen hat in manchen Gewerben dazu ge führt, daß dem Handwerk die Macht über die Preisbildung geradezu verloren gegangen ist. Anderseits sind den PreiS- rereinbarungen im Handwerk auch gewisse Grenzen ge zogen. Sie werden vor allem möglich sein bei der Preis- Festsetzung von Lohnstunden und dann bei Turchschnitts- amren. Je differenzierter und komplizierter die Arbeiten werden, bei einer Qualitätsarbeit werden Preisverein- oarungen an Bedeutung verlieren oder gar nicht mög lich sein. Den Anfang in dieser Hinsicht machte man mit der Aufstellung von Normalpreistarifen, mit Zu sammenstellungen von Normalkostenberechnungen der ge bräuchlichsten Dinge und Arbeiten. So hat der Rheinisch- Westfälische Tischlerinnungsverband einen Normaltarif ausgearbeitet, der mehrere tausend Posten enthält. Selbst- rerständlich ist die Wirkung nur eine erzieherische, da ja Zwang nicht besteht, sich an die Aufstellungen zu halten. Anzuerkennen ist, daß diese Preisverzeichnisse von den Be hörden und Gerichten durchweg anerkannt worden sind. Eine Anzahl Innungen hat es mit einer Art Verrufs- erklärung versucht, indem sie den Unternehmer, der sich nicht an die von der Innung kalkulierten Preise hält, als minderwertig und untüchtig in der Oeffentlichkeit oinstellt. In welchem Umfange heute schon direkte Preis- Vereinbarungen bestehen, darüber gibt die Nummer 2 deS .Korrespondenzblattes der Düsseldorfer Handwerkskammer ' Aufschluß. Eiu regelrechtes Preiskartell haben die Deko rationsmaler-, Glaser- und Anstreichergeschäfte in Düssel dorf. Die Vertragsschließenden verpflichten sich auf Grund eines Vertrages, die festgesetzten Preise und Bedingungen weder direkt noch indirekt zu umgehen. Eine entsprechende Vertragsstufe ist festgesetzt. Um die Beitreibung derselben iicl-erzustellen und um eine Inanspruchnahme des Gerichtes zu vermeiden, hinterlegen die Beteiligten bei einer Kredit bank Sichtwechsel. Ziemlich vorgeschritten ist der Kar tellierungsgedanke im Hufschmiedegewerbe. Es besteht die Verpflichtung, die Preise unter allen Umständen zu halten. Der Rheinische Schmiedebund hat den Eisenhändlerverband Ernst Haeckel, ein Nachkomme der vertriebenen Salzburger. In dem Merkchen „Sandalion" sucht sich Haeckel niit einen wissenschaftlichen Gegnern auseinanderzusetzen, die ihm Fälschungen der Embryonenbilder und andere Dinge zur Last legten. Da er aber unmöglich Tatsachen aus der Welt schaffen kann und die Wissenschaft das Konto über feine Fälschungen endgültig gegen ihn abgeschlossen hat, so beginnt er mit Scherzen die halbgebildeten Leser für sich zu gewinnen. Er gibt der staunenden Welt die Tatsache zum Besten, daß er ein Nachkomme der allsgewanderten Salz burger sei und schreibt: „Mein, Urgroßvater Gottlob Haeckel und dessen Vater »aus Nadstadt) gehörten zu den 30 000 Salzburger Emi granten, die 1732 durch den Erzbischof Grafen Firmian wegen ihres protestantischen Glaubens auS Salzburg ver trieben wurden — auf Anstiften der Jesuiten, die sie ver geblich zu bekehren versucht hatten! Ihre Güter wurden oon der Kirche konfisziert! Wenn mein Urgroßvater nicht damals seine Salzburger Heimat hätte verlassen müssen und durch Friedrich den Großen (den monistischen Frei denker) eine Zufluchtsstätte in Hirschberg (Schlesien) ge funden hätte, so würde mein lieber Vater Karl Haeckel nie mals meine teure Mutter Charlotte Sethe (gebürtig vom Niederrhein) in Berlin kennen gelernt haben. Also würde ich nach den jetzt geltenden Vererbungsgesetzen niemals das Licht dieser Welt erblickt haben. Demnach darf ich mit voller Sicherheit behaupten, daß durch eine merkwürdige Verkettung von Schicksalen jene Salzburger Verfolgung der protestantischen Ketzer die wirkliche Vorbedingung für meine individuelle Entwicklung war. Also verdanke ich eS in erster Linie den gottbegnadeten Jesuiten, daß ich mich zu einem freidenkenden Primaten entwickeln und die be rüchtigten „Welträtsel" schreiben konnte. Welche wunder bare Fügung!" Da die Emigration der Protestanten auS Salzburg in verpflichtet, nur an Mitglieder des Bundes und zwar nur an solche, dis den Verpflichtungen Nachkommen, Eisen oder Eisenwaren zu liefern. Eine ähnliche Vereinbarung be steht im Dachdeckergewerbe. Auch im Schlosser- und Tischlergewerbe sind die Bestrebungen, Preisvereinbarungen zu schaffen, ziemlich rege. Der Rheinisch - Westfälische Tischlerinnungsverband hat eigene Schutzve»-bände ge schaffen, die besonders bei Vergebung öffentlicher Arbeiten und Lieferungen in Aktion treten. Das Handwerk wird gut daran tun, diese wirt schaftliche Selbsthilfe weiter zu pflegen. Günstige Preispolitik ist schließlich mit das wichtigste. Natürlich müssen sich die Bestrebungen im Rahmen dessen halten, was nach volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten „recht und billig" ist. Zwei katholisch-soziale Verbandstage in Berlin. In den kommenden Pfingsttagen werden unter einer ganzen Reihe von Kongressen und Generalversammlungen der Verband der katholischen Arbeitervereine (Sitz Berlins sowie der Verband katholischer Vereine erwerbstätiger Frauen und Mädchen Deutschlands ihren Verbaudsdelegier- tentag (den 14.) in Berlin abhalten. Wer die Delegiertentage des katholischen Arbeiter-Ver bandes verfolgt hat, wird gefunden haben, daß dieselben in letzter Zeit ein ganz anderes Bild bieten wie früher. Die früheren Delegiertentage beschäftigten sich fast durchweg mit dem Ausbau der Satzungen und dem Dereinsleben. Schon seit geraumer Zeit ist diese Kleinarbeit erledigt. Seit einer Reihe von Jahren beschäftigt sich der Berliner Arbei terverbandstag in erster Linie mit denjenigen großen Fra gen der sozialpolitischen Gesetzgebung, die zeitweilig im Mittelpunkte des sozialen Interesses stehen. Nach einem Rückblicke über den Gang der sozialpolitischen Gesetzgebung werden die Aufgaben der Gegenwart in großen Referaten geprüft und die Richtlinien für die innerhalb des Verban des demnächst zu leistende soziale Arbeit gewogen. — Da neben suchte man den Organisationsgcdankcn, die Organi- sationsidce, die Organisationsvrinzipien immer mehr zu vertiefen. Man bemüht sich, den Verband gerade nach innen immer mehr auszubauen, um so das Fundament und die Voraussetzungen für eine demnächstige weiterreichende, ziel bewußte, energische Tätigkeit zu schaffen. So wird in diesem Jahre über „Die dringendsten prak tischen Aufgaben, die dem katholischen Arbeitervcrbande auk Grund der neuen Neichsversicherungsordnung erwachsen werden" verhandelt. Des weiteren wird über „die reli giös-sittlichen Gründe für die Durchführung des Ver bandsprogramms" die Rede sein. Das die Jugendfragc in ihrer Beziehung zu den katholischen Standesorganisatio- nen, die in der letzten Zeit ein so allseitiges Interesse er fährt, nicht unbeachtet bleiben konnte, ist eigentlich selbst verständlich. In dieser Beziehung also wird der diesjährige Verbandsdelegiertentag mehr einem im großen Stile ge haltenen sozialen Kurs gleichen. Es sollen aber die Ver handlungen diesmal in ganz besonderer Weise getragen und befruchtet werden von den sozialen Ideen des Bischofs von Ketteler von Mainz. Am Pfingstdienstag, abends zwischen den beiden für den Delegiertentag in Aussicht genommenen Tagen, wird eine große Kettelergcdenkfeier abgehalten. Einer der größten Säle Berlins, die Brauerei Friedrichs hain, wird die Verehrer des großen sozialen Bischofs zu einer imposanten Kundgebung vereinen. Herr Domkapi tular Professor Dr. Ludwig Bendix (Mainz) wird die Fest rede halten. Als Schüler des verewigten großen bischöf lichen Sozialpolitikers wird er in ausführlicher Weise die Grundlinien von Kettelers Sozialpolitik entwickeln. Im Geiste Kettelers und in ähnlicher Weise, wie der Verband katholischer Arbeitervereine (Sitz Berlin) wird in den Pfingsttagen auch der Verband katholischer Vereine er folge der Schönherrschen Tragödie „Glaube und Heimat" gegenwärtig aktuell ist, verlohnt es sich, den Worten HacckelS einige Erläuterungen beizufügen, die zugleich eine Er läuterung unseres Feuilletons in Nr. 60 vom 12. März bilden. Der Artikel enthält historische Unwahrheiten, welche den ganzen schönen „Treppenwitz der Weltgeschichte" zum Zerrbild machen. Denn erstens sind die 30 000 Salz burger Emigranten nicht wegen ihres protestantischen Glaubens allein, sondern hauptsächlich wegen ihrer rebellischen Bestrebungen und Machenschaften gegen den Landesherrn „vertrieben" worden. Sie gingen gerne fort, denn König Friedrich Wilhelm I. von Preußen hatte den Protestanten in Salzburg durch Emissäre Reisegeld, fruchtbares Land, Steuerfreiheit usw. angeboren, um sie nach Preußen zu locken. Das wird durch folgendes be wiesen: Als der Erzbischof Firmian den protestantischen Bauern erlaubte, unter der Bedingung, daß sie sich der Proselytenmacherei enthielten, noch drei Jahre gemäß der Bedingungen des Westfälischen Friedens im Lande zu blei ben, da nahmen sie die Bedingungen nicht an und verlangten, zu Georgi auLwandern zu dürfen; so zog das preußische glänzende Angebot. Auch Dänemark, Holland und Schweden suchten die Auswanderer in ihr Land zu locken. Tausende folgten den glänzenden Versprechungen, nachdem sie vorher ans Auswandern gar nicht gedacht hatten. Von den Berg leuten im Salzbergwerk bei Hallein zogen am 29. Nov. 1732 noch 788 Emigranten nach den Niederlanden, trotzdem die Leute wegen ihrer Religion nicht belästigt worden waren; darunter befand sich auch ein Teil Katholiken. Das war kein Vertreiben mehr, sondern ein Auswandern, um sich in anderen Ländern eine neue, bessere Existenz zu gründen. Eine zweite Unwahrheit in den wenigen Zeilen ist die Behauptung HacckelS, daß „die Güter der Emigranten von der Kirche konfisziert" worden seien. Diese durften ihre Güter bis Michaelis 1734 behalten und durch katholische Untertanen verwalten lassen. Mit Rücksicht auf diesen Er laß sandte König Friedrich Wilhelm I. am 26. August 1734 den LegationSrat v. Plottho nach Salzburg, damit er daS werbstätiger Frauen und Mädchen (Sitz Berlin) seinen siebenten Verbandstag abhalten. Auch dieser Verband ist über die Zeiten hinweg, wo auf den alljährlichen Kongressen die kleinen — freilich nicht unwichtigen — Fragen des Vereins- und Verbandslebens besprochen werden mußten. Nur wenige „Anträge" sind eingelaufen: dafür ist breiter Raum gelassen für die Behandlung der Fragen: „Die jugendliche Lohnarbeiterin in der Industrie" und „Das jugendliche Dienstmädchen." Desgleichen wird auch dieser Verbandstag die Frage der weiblichen Jugendorganisation eingehend erörtern. Au der Kettelergcdenkfeier, die wir oben erwähnten, wird die ser Verbandstag sich gleichfalls beteiligen, ebenso auch der katholische Jugendverband. Kirche und Unterricht. l< Nicdcnburg, 27. Mai. Dem Drange der Verhältnisse folgend, hat sich das Klarisseukloster in Niedenburg a. d. Altmühl bereits vor einigen Monaten freiwillig entschlossen, die Lehrerinnenbildungsanstalt, die es gerade 60 Jahre ge führt hat, aufzugeben. Jetzt ist die Neugestaltung des In stitutes so ziemlich beendigt und die Anstalt wird fortan den Titel führen „Mädchenerziehungsinstitut der Klarissen zu Niedenburg mit allgemeiner Mädchcnfortbildung". DaS Lehrziel entspricht ungefähr dem der bisherigen höheren Töchterschule. Neben gründlichem und erweitertem Un terricht in allen Elementarfächcrn wird auf Wunsch der Eltern auf gediegene Erlernung der französischen und eng lischen Sprache gesehen und Unterricht in Musik, Malen, Modellieren, in allen feineren Handarbeiten, Buchführung. Stenographie und Maschinenschreiben erteilt. Auf vielseiti gen Wunsch wird zugleich ein Kursus eröffnet von ungefähr sechs Monaten, in dein Mädchen angeleitet werden zur Füh rung der gewöhnlichen und besseren Küche, Behandlung der Wäsche, Anfertigung von Kleidern usw. Aufnahme finden Mädchen vom 6. bis 16. Lebensjahre. Sehr erwünscht dürfte dies für die aus der Werktagsschule Entlassenen sein, die ja nach den neuesten ministeriellen Verordnungen in eine eigentliche „höhere Mädchenschule" neuesten Systems nicht mehr ausgenommen werden können. Wird schon da? ganze Altmühltal mit den herrlichen Fichten- und Buchen waldungen, mit den hochragenden Burgen und Schloßruinen von allen Naturfreunden als eine der schönsten Gegenden Bayerns gerühmt, so dürfte Niedenburg unstreitig der Sammel- und Mittelpunkt all dieser Naturschöuhciten sein. Und hier liegt auch das stille Klösterlein St. Anna. Täg liche herrliche Spaziergänge erquicken Geist und Körper der Jnstitutszöglinge. Sind Wasser und Wetter günstig, so breitet sich im Winter direkt am Jnstitutsgebäude wochen lang eine herrliche Eisfläche aus, ein heißbegehrtcr, fleißig besuchter Tummelplatz für die Zöglinge. Der überaus ge sunden Lage nebst der sorgsamsten Pflege im Pensionat ist es gewiß auch zu verdanken, daß Riedenburg während seines 60jährigen Bestehens einen so überaus günstigen Gesund heitszustand der Zöglinge aufzuweisen hat. Eltern können ihren Kindern neben gewissenhafter Erziehung und gründ licher Ausbildung Wohl kaum einen schöneren Landaufent halt gewähren. Dazu ist der Pensionsbetrag bei bester Ver pflegung so niedrig angesetzt, als es bei den gegenwärtigen teueren Verhältnissen nur immer möglich ist. — Prospekte durch das Kloster St. Anna, Riedenburg a. d. Altmühl. Bahnverbindung: München—Ingolstadt—Riedenburg, Auto mobilpost: Kelheim—Niedenburg. Kunst, Wissenschaft und Vorträge. Dresden. Die Ausstellung der Dresdner K u n st g e n o s s e n s ch a f t, die gestern im Künstlerhause eröffnet wurde, enthält unter den einzelnen Kunstwerken viel erfreuliches. Zu bedauern ist nur, daß große Themen fast ganz fehlen; L. Ottos „Christus und Nicode mus" steht ganz einsam, Jllners kleine Skizze von den nach Preußen ausgewanderten Salzburgern zurück gelassene Vermögen zugunsten der Betreffenden einziehe. Ganz merkwürdig klingen die Worte HacckelS, daß sein Urgroßvater damals seine Salzburger Heimat hätte ver lassen müssen und durch Friedrich den Großen (den monistischen Freidenker) eine Zufluchtsstätte in Hirsch- berg (Schlesien) gefunden habe. Also erst nach dem 11. Juni 1742, nachdem Schlesien preußisch geworden, zehn Jahre nach der Auswanderung, fand der Urgroßvater eine Zufluchtsstätte! . Es ist recht bedauerlich, daß trotz dieser Ver kettung von Schicksalen die „gottbegnadeten" Jesuiten bescheidentlich das Verdienst ablehnen müssen, daß sich Haeckel zur Ordnung der Primaten, wohin nach Haeckel Affe und Mensch gehört, entwickelt hat. Denn die „Ver- treibung" der Protestanten ist nicht auf Anstisten der Je- suiten erfolgt, nachdem „ihre Vekehrungsversuchc vergeben? gewesen" waren, wie Haeckel sagt. Sie erfolgte am 23. April 1732. Der Erzbischof ließ aber erst später im gleichen Jahre Jesuiten für Volksmissionen kommen. So bezeugt der kaiserliche Beichtvater Vitus Tönemann .7. in einem Briefe an den Nunzius in Wien unterm 2. August 1732, daß damals noch kein einziger Jesuit im Salzburgischen weder am Hofe, noch in der Stadt, noch in der ganzen Diözese war. (Rom, Archiv. Vatic. Nunz. di Germania 66X6.) Auch der Protestant Arnold gibt zu, daß die Zahl der Jesuitenmissionäre im Salzburgischen gleichzeitg gegen Ende des Jahres höchstens 3—4 betrug. („Die Ausrottung deS Protestantismus in Salzburg I, Halle 1901, 37.) Die Jesuiten haben also keine Ursache zur Emigration gegeben, weil keine zur damaligen Zeit in Salzburg waren. Sie halfen daher auch nicht die Vorbedingung schaffen, der wir heute die gefälschten Embryonenbilder und das „berüchtigte" Buch die „Welträtsel" verdanken. Exzellenz Haeckel hat eben auch hier die Grundlage nicht untersucht, auf der er seinen Beweis aufbautc; ein wenig Geschichtsstudium schon zerstört mit grausamer Hand denWitz von dem Verdienst der Jesuiten ihm gegenüber. Trauer.