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krlchelnt täglich nachm, mit SuSnahme der Eonn- und Festtage. 4 mit .Die Yeit tn Wort und Bild- viertciitihrlich In LreZden durch Boten » 40 In ganz Deutschland ftei Haur L.SL in Oesterreich 4.4» L vn»g«br » ohne tlluitrierte Beilage dierteljahrlich I.siv Z" Dre«den durch Boten »,»« In ganz Deutschland srei Hau» it.SS in Oesterreich 4,«V L. — Linzel-Kr. 4t» Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit Inserat« werden die «gespaltene Betitzcile oder deren Raum mit 15 1. Reklame» mit 50 t die sseile berechnet, bei Wiederholungen entsprechenden Rabatt. Bachdrncheret, Siedaktion und «leschiiftSstelle, Dresden, Pillnttzer Etrafte 4li. — Fernsprecher 1550 JUrRüiIgabe unverlangt. Schrtstfttiike »eine iverbiadltchkett NedakijonS Sprechsinndc: ll bis >!t Uhr. Ein neuer Vorstoß des Ilotlenvereins. Dresden, den 8. Juni 1SI1. Der Deutsche Flottenverein stellte sich bei seiner Gründung zur Aufgabe, über die Notwendigkeit einer gro- hcn tüchtigen Neichsflotte aiifznklören. Jahrelange Arbeit war dazu notwendig. Aber sie war von Erfolg begleitet. Hür diese Tätigkeit mutz jeder Staatsbürger dem Verein danken. Allmählich bekam das Reich jene Flotte, die es nötig hat. Aber hinter den Verein stellten sich allerhand Ratgeber, die klüger als die verantwortlichen Neichsstellen sein wollten und das Neichsmarineamt fortgesetzt brüskierten. Alle Forderungen an den Reichstag wurden überboten, fordert das Marineamt vier neue Schisse, so verlangt der Flottenverein fünf. Und dabei sind jene uuverautwortl: 6,-n Einpeitscher nicht einmal Männer vom Fach, so datz s -.m die Vermutung ausgesprochen wurde, es stehen hinter dem Flottenvereine jene Grotzindustriellen, die ein materielles Interesse an den fortgesetzten Schiffsbanten haben. Gegenwärtig macht der Flottenverein einen neuen Vor stotz. Auf der Nürnberger Tagung trat er mit folgender Kundgebung hervor: „Der Deutsche Flottenvcrcin hält es für unvereinbar mit der durch das Flottengesetz vom 14. Juni 1900 und die Novellen von 1000 und 1908 angestrebten Sicherung der deutschen Seeinteressen, datz die ungepanzerten Kreuzer der Sertha-Klasse, die überdies durch ihre Umwandlung zu Schulschiffen ihrer Zweckbestimmung entzogen werden, so wie der gänzlich veraltete Kreuzer „Kaiserin Augusta" auf den Bestand der gesetzlich vorgesehenen 20 grossen Kreuzer angewendet werden. Der Deutsche Flotteuverein tritt da für ein, datz von 1912 an als Ersatz dieser Schiffe jährlich ein grotzer Kreuzer mehr gebaut wird, als im Baupro- gramm von 1908 vorgesehen ist, damit möglichst bald dem dringenden Bedürfnis der heimischen Flaggflotte und des Auslanddienstss an grotzen Kreuzern genügt werde." Eine Aenderung des gesetzlich festgclegten Flottenpro- grainms wäre mit der Durchführung dieser Forderung ver bunden. Wenn man auch nicht das Flottengesetz als etwas Unantastbares ansieht, so sind die Gründe für eine solche Aenderung nicht stichhaltig. Was einleitend in der Reso lution gesagt wird, lag schon bei Schaffung des Flotten- gesetzcs von 1906 in demselben Matze vor. Will man die Flotte ausbauen, dann sind nicht Neubauten und Ersatz bauten in die erste Linie zu stellen, sondern viel dringendere Forderungen : man denke nur an die Jndicnsthaltung und frühzeitigere Einziehung der Rekruten. Für die Resolii' üon des Flottenvereins gibt es nur eine Begründung und diese lautet: Bisher haben wir jährlich vier grosse Schiffe gebaut, nach dem Flottengesetze sollen cs ab 1912 nur zwei sein; darum fordern wir ab 1912 drei Neubauten. Eine cmdcre Begründung gibt es nicht, »veil dies allein die ein zig neue Tatsache ist. Aber gerade diese Forderung ist politisch und finanziell im höchsten Grade bedenklich und »ordert den schärfsten Widerspruch heraus. Vermehrte Schiffsbauten müssen die ruhige interuatio- aale Entwickelung stören und sind gegenwärtig eine Gefahr für den Weltfrieden, keine erhöhte Sicherung desselben. Tutzendmal hat unsere Regierung gegenüber englischen Stimmen erklärt, datz unser Flottenbauprogramm vor aller Welt offen liege und datz wir nichts verheimlichen: es eut- balte die für Deutschland erforderliche Nisikoprämic gegen fremde Angriffe: nur zu unserem Schutze und unbekümmert um fremde Rüstungen sei das ganze Gesetz ausgestellt. Tarüm konnte die Regierung auch mit dem englischen Kabi nett sich darüber verständigen, datz ein Austausch über die Bauten usw. stattsinden soll. Die grotze Mehrheit des Reichstages billigte diesen Standpunkt der Regierung und betonte das Festhalten am Flottengesetze. So begannen sich die Wogen in England zu glätten, wenngleich ein ge- »visses Mitztrauen jede Matznahme auf deutscher Seite ver folgte. Denn den Worten müssen die Taten folgen — das Schiffsbauprogramm »nutz eingehalten werden. Da kommt nun der Deutsche Flottenvcrcin und sucht mit einer Plump heit sondergleichen das Vertrauen auf das deutsche Wort zu erschüttern. Es kann da nicht nachdrücklich genug betont werden, datz der Flottenverein nur ein privater Verein ist. Auch finanzielle Gründe sprechen gegen die Forderung des Flottenvercins. Die sechs Kreuzer, die gefordert wer den, würden allein 270 Millionen Mark kosten, da der Bau eines Linienschiffes 46 Millionen Mark kostet. DaS sind »ur die einmaligen Ausgaben. Dazu kommen nun die dauernden Ausgaben für die Besatzung und Instandhaltung der Schiffe. Es dürfte zusammen an Mehrkosten 3000 Mil lionen ausmachen. Wo soll das Geld Herkommen? Ein Marineetat, der 1911 rund 800 000 Mark Heizerzulagen Ikrotr nscli »ie cls^ocvesener tL»ktee - DeuerunL kostet unser be liebter, vorrüglicker k^amlUen-Kafkee nur ISO Pf. äas pkunä. Oerlinx 8 kvckslroli, vresäen. IReclerlsgen in allen Ltaclttvilen. streichen wollte, kann 1912 nicht Raum für solche Mehraus gaben habe». Dafür hatte der bayrische Prinzprotektor ein feines Verständnis, als er als Angelpunkt seiner Ansprache den Sah nufnahm: „Soweit es der Finanzlage entspricht." Auf Anleihe tönnen neue Schiffe nicht mehr genoinmeu »verden: das »värc der Rückfall in alte Finanzsünden: im laufenden Etat sind aber die Gelder nicht da. Es mutz also die Forderung des Flottenvereins den schärfsten Widerspruch in politischer und finanzieller Be ziehung heraussordern. Wir geben uns der Hoffnung hin. datz das Neichsmarineamt in offizieller Weise eine geschlos sene Opposition gegen diese Forderung erhebt. Unter kei nen Umstäuben kann man annehmen, datz das NeichSmarine- amt auch nur eine Ahnung von dieser Resolution vor dem letzten Sonntage gehabt hat oder daß der Flottenverein gar auf Wunsch des Neichsmarineamtes gearbeitet habe: eine solche Annahme wäre eine schwere Beleidigung des ver dienten Staatssekretärs v. Tirpitz. Der Flottenverein hat auf eigene Faust manövriert und ist dabei so gründlich in das Kartoffelfeld geraten, datz das amtliche Echo »ur lauten kann: „Raus aus den Kartoffeln!" Denn die Resolution des Flottenvereins steht im direkten Gegensätze zu der amt lichen Politik des Reiches und den wiederholten Erklärungen des aktiven Großadmirals v. Tirpitz. Politische Rimdschuu. Dresden, den 2. Juni ISN. — Der Kaiser hat anläßlich der Verabschiedung der Ncichsversicherungsordnung und des Gesetzes über die Ver fassung von Elsaß-Lothringen dem Reichskanzler v. Veth - m annHollweg ein Glückwunschschreiben gesandt, worin er ausspricht, datz dieses erfreuliche Ergebnis nicht zum mindesten seiner staatsmännischcn Kunst und zielbewutzteu Arbeit zu verdanken sei. Der Kaiser sandte ihn» zun» Be weise der Dankbarkeit sein Bildnis. Die Ernennung zum Grafen war also ein falsches Gerücht. — Der HeilurrgSprozi >, des Prinzen Joachim verläuft trotz der immer noch anda> - enden Schinerzen ganz normal. — In drr Zwritc» Mrtteinbcrgischrn Kammer er klärte gestern Minister v. Pischek, die Organisation der Krankenkassen, wie sie sch'ietzlich vom Reichstage gestaltet wurde, hat die württembe! gische Regierung mich nicht be friedigt. Die Regierung »ei davon au-gegangen, datz die Beiträge von Arbeitgebern lind Arbeitnehmern halbiert würden. Auch hätte er e. für wünschenswert gehalten, die Altersgrenze von 70 ans <6 Jahre herabzusetzen, aber aus finanziellen Gründe» sei l ies unmöglich gewesen. — Drr hcssischr Landcslchrrrvcrcin wird auf der dies jährigen Vertretersammlung den Antrag behandeln, alle Mitglieder auszuschlietzen, die einen» Vereine angehöreu, der dein Deutschen Lehrcrvereine nicht konforme Grundsätze vertritt. Damit würden die 260 katholischen Lehrer an die Luft gesetzt, die dem katholischen Lehrervereine Hessens an gehören. Denn die katholische Weltanschauung ist doch den Grundsätzen der liberalen Lehrcrvereine diametral ent gegengesetzt. Aber auch die Mitglieder konservativer und christlicher Lehrcrvereine würden ausgestotzen. Tann wür den mit erhebender Einmütigkeit in jedem Lehrervereine Beschlüsse, wie die Zwickauer Thesen, Annahme finden. Richtigstellung. Wir »verden um Ausnahme fol gender Zeilen ersucht: In jüngster Zeit wurden in ober- schlesischen politischen Kreisen meine Stellung zur oberschle- fischen Polenfrage wiederholt in Erörterung gezogen. So wurde, wie man mir dankenswerter Weise schreibt, in einer Versammlung unlängst „ein Passus verlesen des Artikels „Zentrum und Polen in Oberschlesien" aus der „SchKs. Volkszeitg." vom 10. Dezember 1910, Nr. 666, nach dem die „Napieralski-Blätter" ausführen, es wäre im allgemeinen besser, wenn sich die Zcntrumspartei die Ausführung des Grafen OpperSdorff zu eigen machen wollte, die dieser ge nau vor einem Jahre in Kattowitz gemacht hat, in der er energisch das Einfangen polnischer Elemente, die wenig oder gar nicht politisch aufgeklärt seien, für die Zentrums- orgauisation bekämpfte". Demgegenüber habe ich folgen des zu sagen: Als ich vor 14/». Jahren, im Herbst 1909, vor den Stadtverordnetenwahlen dreimal in Kattowitz in gro ßen Versammlungen zu reden dis Ehre hatte, wurde die Frage, ob Oberschlesien politisch dem Zentrum oder den Polen anzugehören habe, überhaupt nicht erörtert. Und warum wohl nicht? Weil es damals galt, die beiden Par teien aus wichtigen Gründen zu einem gemeinsamen Vor gehen einzuladen, nicht aber, sic zu entzweien. Um daS vorhandene Mitztrauen der in den großen Versammlungen auch vertretenen polnischen politischen Organisationen ge rade in diesem Punkte zu zerstreuen, erklärte ich kurz und bündig und in allseitigein Einverständnis, das dringend nötige, gemeinsame Vorgehen im Dienste höherer Inter essen werde ohne jede politische Nebenabsicht empfohlen und geübt werden, es soll hier weder der einen noch der anderen Partei der Besitzstand geschmälert werden. Das war der allgemeine Wunsch aller Beteiligten. Es sollte noch er innerlich sein, daß ich als Zentrumsabgeordneter nach Kattowitz eingeladcu war: in Zentrumsversamnilungeu dort sprach; nach alledem als Fraktionsredncr des Zen trums im Reichstage am 9. Januar 1910 das Recht der Be amten in Oberschlesieu frei und offen zur Zentrumsparter zu gehöre» und seiner Parteiparole zu folgen deutlich genug vertreten habe. Man lese meine Rede nach. Freunde und Gegner haben in dem unvermuteten und verspäteten öffent lichen Behandeln und hypothetischen Bedauern einer lange zurückliegenden angeblichen Aeutzerung eines Partei genossen. die als gegen die eigene Parteipolitik gerichtet be zeichnet wurde, den Vorwurf der Verletzung der Partei interessen herausgehört. Diesen Vorwurf weise ich für jeden Fall zurück, er ist absurd. Eine freundliche Anfragc.- liu Laufe der letzten 1s/. Jahre nach Kattowitz an die opfer- mütigen Zcntrumsanhänger, die urteilsfähigen Ohren- zeugen inciner damalige»» Ausführungen, oder auch an mich persönlich gerichtet, hätte jede Unklarheit schon vor Jahr und Tag beseitigt. Graf v. OpperSdorff. — Tic zehn Aufrcchtrn. lieber die zustinimende Hai- tung der Mehrheit der Fortschrittliche» Volkspartei bei der Reichsversicherungsordnung ist das „Verl. Tegebl," sehr betrübt: es meint: „Nur zehn Abgeordnete von ihr stimmten mit Nein" und es ist wohl richtig, die Namen der „zehn Aufrechten" hier folgen zu lasse». Es sind dies: Dr. Dohrn, Fegter, Gothein, Hossmeister, Manz, Monnnsen, Dr. Potthoff, Schräder, Dr. Stengel und Alb. Träger. Wie viele von de» abwesenden Mitgliedern noch dagegen gestimmt haben würden, läßt sich nicht sagen. Es fehlten von fortschritt licher Seite: Dr. Ablatz, Graf Vothiner, Buddebcrg, Car stens, Fischbeck, Hausmann, Dr. Lsonhart, Dr. Müller-Mei ningen, Oescr, v. Payer, Spcthmann, Dr. Storr und Wag- ner-Labiau. Aus der vorläufigen Abstimmungsliste ist nicht zu ersehen, wer entschuldigt der Sitzung fernblieb und wer unentschuldigt fehlte. Doch ist bekannt, daß eine An zahl der Fehlenden krank oder beruflich verhindert war. Der Stimme enthalten hat sich der Abgeordnete Kämpf. Es bleiben also 24 Fortschrittler, die für das Gesetz stimm ten. Neben den Herren Pachnicke, Eickhoff irsw., die sich immer, einem Zuge ihres Herzens folgend, gern zu der Rechte» gesellen, haben leider auch Friede. Naumann und einige andere, sonst weniger schwachmütige Abgeordnete sich dem schwarz-blauen Blocke nnd den Nationalliberalen an- geschlosscn." Begreiflich, jetzt kann dos Blatt nicht inehr gegen das ganze Gesetz Hetzen. -t — Ritterliche Waffen. Bekanntlich hat der Herr Staatssekretär des Neichsamtes deS Innern in der Soun- abendsitzung des Reichstages seine Genugtuung darüber allsgesprochen, datz die Gegner der Neichsversicherungsord- nung den Entwurf wohl bekämpft, aber doch mit ritter lichen Waffen bekämpft hätten. Diese Wendung hat ii» Reichstagskreisen einiges Befremden verursacht und dieses Befremden ist auch wohl begreiflich, wenn man sich daran erinnert, mit welcher Gehässigkeit und Skrupellosigkeit die sozialdemokratischen Redner, die ja bei diesen Beratungen wochenlang allein das Feld beherrschte», nicht nur die Be stimmungen der Vorlage kritisiert, sondern wiederholt auch die Motive ihrer Anhänger verdächtigt haben. Die „Deutsche Tageszeitg." möchte sich darauf beschränke», auf einige Aeutzerungen hinzuweisen, die der sozialdemokratische Red ner am vorigen Sonnabend, der fast unmittelbar vor dem Staatssekretär sprach, sich geleistet hat. Herr Fischer-Berliw nannte die Negierung selber einen Erekutivausschutz der Scharfmacher: sie sei völlig ohnmächtig und nichts als „ein Werkzeug in Scharfmacherhänden". Dieselbe Negierung, erklärte er weiterhin, die den» preußischen Könige »in» 8'/. Millionen die Zivilliste erhöhte, demselben Könige, der aus den erhöhten Agrarzöllen jährlich Hunderttansende mehr einnchme (!!), habe kein Geld für eine ordentliche Für sorge für Schwangere. Zu der Andeutnng des Ministerial direktors Caspar ferner, datz die bekannten Kasscnbeamten- vcrträge, die so schroff gegen die guten Sitten wie gegen die Gesetze verstoßen, unter sozialdemokratischer Mitwirkung und Billigung entstanden seien, erklärte der sozialdemokra tische Redner, wenn sie außerhalb deS Hauses geinacht würde, so würde er sagen, datz eine solche Behauptung for mell und materiell erlogen sei; während i» Wirklichkeit dach nur die Sozialdemokratie selber wider betzcres Wissen ihre Mitschuld an diesen Verträgen bestreitet! Herr Fischer nannte es ferner „puren Schwindel", wenn man den Arbei tern weiß machen »volle, datz die Witwen- und Waisenver- sorgung ausreichend sei. In einer Polemik gegen die an deren Parteien bezeichncte er u. a. die Zuchthäusler Ohm und Götsche als „Herolde der konservativen Moral" usw. Man sieht also, datz die ritterlichen Waffe» des sozialdemo kratischen Redners immerhin recht eigenartige, und inan, kann »vohl sagen, recht unsaubere waren. Wenn deshalb! der Herr Staatssekretär jenes Lob ausgesprochen hat, sq