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„Nanu, solle wir wieder alle katholisch wäre?- Unter diesem Zeichen siegten die Nationalliberalen in Oletzko-Lyck; wir haben es schon in der vorigen Woche aus gesprochen, daß der blinde konfessionelle Haß zu dem Siege der Liberalen führte; jetzt aber bestätigt es die „Tägliche Rundschau" (Nr. 178 vom 18. April 1910), indem sie schreibt, daß die evangelischen Masuren in einem Punkte keinen Spaß verständen und das sei in ihrem evangelischen Glau ben; da die Konservativen derzeit mit dem Zentrum gingen, so sei die Frage der Aufschrift: Sollen wir wieder alle katho lisch werden? die Wahlparole geworden. Diese Fest stellung sagt uns deutlich, wer in protestantischen Gegenden als konfessionelle Partei auftritt und wer immer wieder mit dem knror protestantieu» seine politischen Geschäfte zu machen sucht. Wenn die „Tägliche Rundschau" schon so viel zugibt, dann kann sich jedes Kind vorstellen, was erst in Wirklich keit geleistet worden ist. Dieser Grundton wurde in allen Variationen gesungen. Mit Rom, dem Papste, den Ordens leuten, den Jesuiten schreckte man die unwissenden Masuren, katholische Gewalttaufcn wurden in Aussicht gestellt und das alles durch die urprotestantischen Konservativen. Wie tief muß die Wählerschaft in Oletzko stehe», daß sie auf solchen Schwindel hereinfällt. Die Konservativen, die immer für die protestantische Kirche eingetreten sind, mußten sich als Verräter an dem Protestantismus kennzeichnen lassen. Und durch wen? Durch die Redner der Nationalliberalen, des Bauernbundes und des Hansabundes. Dieses neue Kleeblatt ist dadurch für immer gerichtet. Die Redner des Bauernbundes und des Hansabundes trieben es gar in der konfessionellen Verhetzung am tollsten, das einige katholische Bauern und Gewerbetreibende nie vergessen. Wenn die Nationalliberalen aber einen besonders hohen Trumpf aus spielen wollten, dann wiesen sie darauf hin, daß der Leiter des Evangelischen Bundes bei ihnen sitze und nicht bei den Konservativen. Ja, noch mehr! Es wurde an das Wort des großen Moltke erinnnert: „Katholisch müssen wir doch ein mal alle werden!" und dann den Leuten die Sache so darge stellt, daß dieser Zeitpunkt eintretc, sobald jetzt ei.i Ko servativer gewählt würde. Mit allen Mitteln wurde de Haß gegen den Katholizismus entfacht — dazu gehört ja nicht viel — und dann die Konservativen als die Ver bündeten der — „Katholischen" dargestcllt. Auf diesem Fundamente ruht der ganze nationalliberale Sieg und was der .Konfessionshaß nicht fertig brachte, das hat der Schnaps vollendet. Diese Sitten führten die Nationalliberalen in den poli tischen Kampf ein; die Partei der „Bildung und des Be sitzes". Aber nun kommt die Kehrseite: Wie wird den libe ralen Katholiken bei dieser Gelegenheit? Wollen sie noch immer den Nationalliberalen die Stange halten und sagen, ihre Partei sei tolerant und gestatte auch Katholiken, mit zuarbeiten. In Oletzko ist diese Ausrede und Phrase von den Liberalen selbst erschlagen worden. Die National- liberalen sind heute die Partei des Konfessionshasses, ja sie leben förmlich von dem Unfrieden unter den Konfessionen und wollen daher auch keinen konfessionellen Frieden. Die Mannesehre erfordert, daß konsequente Katholiken bis ins letzte Glied hinein den Nationalliberalen den Rücken kehren. Silbernes Veslandjubiläum des üakhol. TIlännervereins zu Lhemnih. Am 26. Februar d. I. konnte der katholische Männer verein (j. P.) auf sein 26jähriges Bestehen zurückblicken. Am Sonntag den 17. April fand die Jubelfeier, bestehend in Festversammlung, Festtafel und Ball in dem Theater saale des Etablissements „Wintergarten", Schönau, statt. Dieser weltlichen Feier war eine kirchliche früh U8 Uhr (Singmesse mit Segen und Festpredigt) in der Pfarrkirche Chemnitz I vorausgegangen. Derselben wohnten Vertreter des Gesellenvereins und des Arbeitervereins mit ihren Fahnen bei. In der Festpredigt wies der Herr Pfarrer hin auf das Schuhfest des heiligen Joseph. Wie dieser ge feiert wird als Beschützer der heiligen Familie und der katholischen Kirche und als Helfer in allen Nöten des Lebens, so hat auch der katholische Männcrverein stets als seine Aufgabe betrachtet, in der Sorge um arme würdige Kinder dem göttlichen Kinde Jesu zu dienen, zu sein ein Be schirmer und Hort der ganzen Gemeinde und eines jeden einzelnen Mitgliedes. Dafür gebühre ihm herzlickier Dank. Möge unter dem Schutze und Segen des heiligen Joseph sich immer weiter entfalten seine Tätigkeit zum Wähle der Gemeinde und zum Segen seiner Mitglieder. Aus der Festversammlung ist hcrvorzuheben: Nach einem einleitenden Festmarsch wurde von Frl. Lehrerin Margarete Schardt ein von ihr selbstverfaßter inhalts reicher Prolog vorgetragen. Herr Schuldirektor Richter, ein Mitbegründer des Vereins, hatte bereitwilligst die Festrede übernommen. Er führte aus, welches Bild die katholische Gemeinde zur Zeit der Gründung darbot, was der Verein wollte, was er erreicht hat, was er von der Ge meinde erwarten darf und was er von seinen Mitgliedern erhofft. Vom Schriftführer Herrn A. Frenzei wurde ein Bericht über die 26jährige Vcreinstätigkeit gegeben. Alle hiesigen katholischen Vereine hatten ihre Vertreter ge sandt, welche dem Jubelvereine die herzlichen Glückwünsche übermittelten. Herr Pfarrer Schewtschik überbrachte die telegraphischen Glückwünsche unseres hochwürdigsten Herrn Bischofs. Ans Dresden war der Vorsitzende des katholischen Bürgervereins, Herr Andersch, erschienen, welcher den katholischen Männerverein zu Chemnitz als Zwillingsbrnder seines Vereins feierte, da die Gründung der beiden Vereine in ein- und demselben Jahre und Monate erfolgte. Vom Präses des katholischen Frauen vereins wurde dem Jubelvereine eine silberne Glocke und vom Verterter des Vereins katholischer Kauflente und Be amter „Columbus" ein Schreibzeug überreicht. Herr Direktor G r o h in a n n gratulierte im Namen der Schule und der Lehrervereinigung. Znm Schluß fand durch den zweiten Vorsitzenden Herrn Oberlehrer Hesse die Ehrung der Jubilare statt. Es sind dies die Herren Nothermel, Blnmenberg, Direktor Richter, Neike, Michael Lamport, Schardt, Salm, Klastcrka und Stöcker. Ten Jubilaren wurde je ein silbernes Vereinszeichen überreicht. Die Herren Nothermel, Bluineuberg, Direktor Richter und Reike wurden in Anbetracht der großen Verdienste um den Verein zu Ehrenmitgliedern ernannt. Hieran schloß sich die Festtafel, an der über 100 Per- lonen teilnahmen. Während der Tafel toastete Herr Pfarrer Schewtschik auf Papst und Bischof, Kaiser und König, Herr Pfarrer Katzschmann auf den Verein und die Jubilare, Herr Kaufmann Nenner auf die Damen. Zwei Tafellieder, sowie weitere Toaste und Konzert erhöhten die festliche Stimmung. Besonders freudigen Widerhall fand am Schlüsse der Tafel ein Hoch auf die Geistlichkeit. Alle hochw. Herren wohnten dem Feste bei und konnte doch im Festberichte betont werden, daß fast alle geistlichen Herren, die in Chemnitz amtierten, auch Mitglieder des Männer Vereins waren und jederzeit dem Vereine mit Vorträgen dienten, ein Zeichen, daß der Verein sich immer auf dem richtigen Wege befunden hat. Während der Tafel kamen unter dem Beifall der Anwesenden die eingegangenen Glückwunschtelegramme, sowie -Schreiben zur Verlesung. Begeistert wurde einem Huldigungstelegramm für den hochw. Herrn Bischof zugestimmt. Ter Ball hielt die Fest- teilnelimer bis in die frühen Morgenstunden vereint. Das Fest, das in allen Teilen i» würdiger Weise verlief, wird allen Teilnehmern eine bleibende schöne Erinnerung sein und die Mitglieder, durch die Anerkennung, die der Verein von allen Seiten erfahren, anspornen zu weiterem gemein nützigen Wirken. Mögen sich alle dem Verein ausgespro chenen Wünsche erfüllen. Aus dem Festberichte sei noch Nachstehendes hervor- aehoben: Bereits vor der Gründung hatten sich 25 Katho liken vereinigt, um gesellige Zusammenkünfte abzuhalte». Aber es zeigte sich, daß ohne Vereinsgründung ein fester Zusammenhalt nicht möglich war und so konstituierte man sich, nachdem noch weitere Kreise darauf aufmerksam ge macht worden waren, am 26. Februar 1886 als „Katholi scher Männerverein". 34 Herren nahmen an der Vereins- gründnng teil. Der Verein bezweckte, die Katholiken zu sammeln, um sie für Gemeindeangelegenheiteu zu inter essieren, Wohltätigkeit zu pflegen mrd seine Mitglieder ge sellig zu vereinigen. Der Verein hat das bei der Grün dung Erstrebte voll und ganz erreicht. Bereits am Schlüsse des ersten Vereinsjahres zählte der Verein 68 Mitglieder. Im Laufe der Jahre gewann der Verein, der sich unter den schwierigsten Verhältnisse» seine Wege bahnen mußte, immer größeren Einslnß in der Gemeinde. Bei allen Schul vorstandswahlen wurde er maßgebend. In wahrhaft idea ler Weise war er gemeinnützig tätig. Alljährlich veranstal tete er eine Christbeschernng für arme würdige Schulkinder und verausgabte mit Unterstützung der Gemeindemitglie der in den 25 Jahren für diesen Zweck weit über 18 000 Mark. Ten ehrw. Grauen Schwestern gewährte er bis auf den heutigen Tag eine jährliche Unterstützung von 40 Mark. Bei dem Bau der St. JosephSkirck>e setzte sich der Verein ein bleibendes Denkmal durch Stiftung der Fenster zur Tanfkapelle und eines Passionskrenzes. Zur Hebung des Vereinslebens wurden alljährlich fünf bis sechs Vortrags abende abgehalten. Auch besitzt der Verein eine aus den kleinsten Anfängen hervorgegangene Bücherei von 274 Bän den. 1890 gründete man eine Weihnachtssparkasse, 1892 eine Spar- und Unterstütznngskasse, 1900 erlangte der Ver ein die Rechte einer juristischen Person und 1906 wurde er Mitglied des Preßvercins. Am 16. Mürz 1902 machte der Verein znm ersten Male von seinem politischen Rechte Ge brauch zwecks Förderung der am 1. April 1902 gegründeten „Sächsischen Volkszeitung". Tie Versammlung ergab außer der Förderung der Volkszeitung die Gründung des Volks vereins. Mit der Geschichte des Vereins ans das innigste verknüpft ist der Name Nothermel. Herr Schneidermeister Bernhard Nothermel konnte am Festtage auch das 26jäh> rige Jubiläum als Vorstandsmitglied feiern. Die ersten drei Jahre war er AuSschnßmitglied und seit 22 Jahren leitet er den Verein als erster Vorsitzender. Tie Anerken nung, die dem Vereine bei seinem Jubelfeste gezollt wurde, hatte sich der Verein durch seine gemeinnützige Tätigkeit voll und ganz verdient. al. Sächsischer Landtag. 7 >. e S d eu , den 21 Vi-ni 191V. Tie Zweite K a m in e r trat heute vormittag 11 Uhr in Anwesenheit der Herren Staatsminister Tr. v. Rüger, Tr. B e ck und Graf Vitzthum v. Eckstädt zu einer längeren Sitzung zusammen. Zunächst erledigte die Kammer in allgemeiner Vor beratung das Königliche Dekret Nr. 30 zu dem Entwürfe eines Gesetzes betr. die Verjährung direkter Steuern und verwandter Leistungen. Abg. Tr. Schanz (kons.) beantragt im Einverständ nis mit dem Abg. Hettner namens der nationalliberalen Fraktion, den Entwurf sofort in Schlußberatung zu nehmen. Abg. Günther (freis.) erklärt sich namens seiner politischen Freunde hiermit einverstanden. Abg. Nitz sche (Soz.) tritt für eine zweijährige Ver jährungsfrist ein, worauf die Kammer dem Anträge des Abg. Tr. Schanz zustimmte. Es folgte dann die Schlußberatung über den schrift lichen Bericht (mit Abändernngsantrag) der Gesetzgebungs deputation über den durch das Königliche Dekret Nr. 17 vorgelegten Entwurf eines Gesetzes über die Brandversiche- rungsanstalt sowie über die dazu eingegangenen Petitionen. Als Berichterstatter fungierten die Abg. Horst (kons.) und Tr. Löbner (nat.-lib.). Staalsminister Graf Vitzthum v. E ck st ä d t: Der Gesetzentwurf habe durch die Beschlüsse der Gesetzgebungs- deputation eine wesentliche Abänderung erfahren. Die Re gierung sei bereit, diesen Abänderungen zuzustimmen, die sich besonders mit der Selbstverwaltung der Anstalt be schäftigen. Die Beschlüsse der Deputation seien nicht im Gegensätze mit der Regierung gefaßt worden, sondern sie empfahl die Annahme des Gesetzes in der vorliegenden Fassung. Sie glaube, daß das Gesetz dem Wohle der Allge meinheit dienen möge. Abg. Kleiuhempel (nat.-lib.) dankt den beiden Berichterstattern und der Staatsregierung für ihr Ent gegenkommen. Das neue Gesetz möge hinausgehen als ein Markstein in der Entwickelung unseres Vaterlandes. Vizepräsident Opitz (kons.) bespricht die Vorschläge der Deputation und dankt derselben gleichfalls für ihre mühevolle Arbeit. Im weiteren äußert er verschiedene Be denken zu den einzelnen Punkten des Gesetzes. Im übrigen trat er für Monopolisierung der Mobiliarversicherung ein. die für Sachsen als Industriestadt am nächsten liege. Abg. Dürr (freikons.) hofft, daß der Gesetzentwurf zum Segen unserer Brandversicherung in Wirksamkeit tritt. Der gebannte Komet. Kein Kampf auf der Welt hat so geringe Aussichten auf einen endgültigen Sieg wie derjenige gegen den Irr- tum. Die Zahl derjenigen, welche es sich geradezu zum Lebensziel gemacht haben, Jrrtümer und Vorurteile zu ver- breiten, ist Legion. Kaum vermeint man, die Dummheit auf der einen Seite erschlagen zu haben, so feiert sie schon wieder auf der anderen Seite fröhlich ihre Auferstehung. Und merkwürdigerweise finden in unserem doch für so auf geklärt verschrienen Zeitalter die falschen Propheten, die im Brusttöne der Ueberzeugung den Verschleiß Wissenschaft- lichen Unsinnes besorgen, die meisten Gläubigen. Nie ist das Lesepublikum geduldiger, wie wenn jemand hergeht und ihm einen wissenschaftlichen Bären aufbindet. Man zer fließt förmlich je in gläubigem Erstaunen oder in grausigem Entsetzen und wehe dem, der es wagen würde, diesem Un sinne entgegenzutreten. Man hört gar nicht auf ihn, und seine Worte verhallen, wie jene des Rufers in der Wüste. Einsichtige mögen es bei dieser Sachlage oft bedauert haben, daß die Gesetzgebung nicht schon längst auch ein Ge setz gegen die Verfälschung geistiger Nahrungsmittel er lassen hat. Dies hätte wenigstens das Gute, daß eine ge wisse Tagespresse ein wenig vorsichtiger sein müßte und nicht, wie dies heute so oft der Fall ist, ihren Lesern mit Vorliebe wissenschaftliche Enten als letzte wissenschaftliche Neuheit auftischen würde. Auch die Wiederkehr des Halleyscher, Kometen wird von den diversen Verkündern naturwissenschaftlichen Unsinnes weidlich ausgenützt, nicht nur um ängstlichen Gemütern das Gruseln zu lernen, sondern auch, um der Kirche und dem Papsttum einen Eselsfußtritt zu versetzen. Das zweifel hafte Rüstzeug wird aus der Rumpelkammer menschlicher Jrrtümer hervorgesucht, um, natürlich immer im Namen strengster Wissenschaftlichkeit, der Kirche eins anzuhängen. So kann man jetzt überall lesen, daß Papst Calixtns II. im Jahre 1466, in welchen, der Komet Berichten zufolge in schrecklicher Größe erschien, denselben in Bann getan und zur Abwehr der Kometengefahr das Läuten der Glocken am Mittag angeordnet habe. Diese Fabel spukt bis heute noch in den sogenannten populärwissenschaftlichen „Aufklärungs schriften", wenngleich selbst voranssetzungslose Forscher diese Geschichte erkannt und als solche behandelt haben. So hat z. B. Laplace in den späteren Aussagen seines Werkes „Essai philosophiqne sur les probabilitäs" den PassuS, der sich auf dieses Märchen bezieht, weggelassen. Dies scheint dem Naturwissenschaftler bitter wehe getan zu haben, denn in seiner 1866 erschienenen „Populären Astronomie" steht der von Laplace geschriebene Satz wortwörtlich wieder zu lesen. Ebenso meinte auch N. Wolf in seiner 1877 in München erschienenen „Geschichte der Astronomie" auf diese, „wissenschaftliche Pikanterie" nicht verzichten zu können. Auch er nimmt die Fabel vom gebannten Kometen auf, setzt abek ehrlicherweise hinzu, daß diese Geschichte freilich von anderen als irrig bezeichnet werde. Seitdem ist diese Fabel in Hunderten von Büchern und Zeitungsartikeln wieder gekaut worden. Selbst Männer, von denen inan annehmen sollte, daß sie eS, als Wissenschaftler, unter ihrer Würde finden müßten, jedes Märchen, selbst wenn es gegen das Papsttum gemünzt ist, gleich als wissenschaftliche Offen barung zu betrachten, sind auf dieses Entlein hineingefallen, ob anS Unwissenheit oder Böswilligkeit, läßt sich nicht so ohne weiteres konstatieren. Wer nicht glauben will, der schlage Adrian Balbis „Allgemeine Erdbeschreibung", achte Auflage, neu bearbeitet und erweitert von Dr. Franz Heide- rich, 1. Band, Seite 42 auf. Da ist folgendes zu lesen: „Papst Klemens VII. sprach über einen 1632 er schienenen Kometen den Bann aus, um seine Gefährlichkeit für die Christen abzuschncideu ..."(?) Hier hat man so recht ei» typisches Beispiel, wie in der ..WissensckM fürs Volk" manchmal gearbeitet wird. Da wird irgend ein obskures Traktätlein hergcnommen, dessen Inhalt samt seinen Fehlern einfach abgeschrieben und die wissenschaftliche Abhandlung ist fertig. Denn nur so ist es möglich, daß aus dem Papste Calixtus II., der 1466 den Kometen gebannt haben soll, auf einmal Papst Klemens VII. geworden ist, der dasselbe volle 76 Jahre später getan haben soll. Die einfachste Widerlegung findet die Geschichte vom gebannten Kometen dadurch, daß die Bulle Calirtus II., in welcher das Türkengeläute angeordnet wird, kein SterbenS- wörtlein von einem Kometen enthält. Der Autor dieses langlebigen Märleins war vielmehr ein apostasicrter, später aber wieder in den Schoß der Kirche znrückgekehrtcr Geist- lick»er, Franz BruyS mit Namen, welcher 1736, also fast M> Jahre nach Papst Ealixtus II. lebte. Im übrigen wurde das Läuten der Kirckxmglockcn am Mittage zur Ab wendung der drohenden Türkengefahr nicht nur von der Kirche, sondern vielfach auch von den Reichstagen ange ordnet. Auf dem Reichstage zu Speyer (1642) wurde u. a. folgendes bestimmt: „daß durch das ganze Reich die Pre diger das christliche Volk in allen Predigten unterweisen und ermahnen sollen, daß sie den Allmächtigen umb Gnad