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. , «r»S« L8. Jahrg. G«1chift»ste>« ««d Redaktion r M»«»de»-Ä. 1«, Holbeinftrah« 46 Montag, 13. OktoverlSly Fernsprecher 21 SS« Postscheckkonto Leipzig Nr. 147»? Dolts-mung », «iertrSLHriich tn »1 »gchSstSstkll« »d« von »»r Post adgrholt AuSgab« I 4.«s F». «»«gado » ! M Dre«»ru »nd ,«« Leutlchdm» sr»t H«u» «,»««»» I 4.SL F». «»«gab» » 4.SL - Die Lüchsts«, «fchrvU « «»« »ochout«,« nachmM«,». — «Prrchstun»« »er NedaNton: LI di» I» Uhr vormMagü. Aazeigr», Nim ahme von SeschSft»«,,eigen VIS IN Uhr, von Fam» cn mzclgei, dt? II Uhr vorm. — Preis für dir Petit-SpaUzetle LN 4- im ReNametetI I FamMcn-Anzeigcn 40 4 — Für undeutlich gejchriebenc, sowie durch Ferr^ spreche! ausgegedene Nnzetgen können wir die Verantwortlichkeit für die Richtigkeit des Teiles nicht übernehmen Betriebsräte und Arbeiterschaft Einen außerordentlich rvickstigen Gegenstand. Uber den die Stationcrlversanunlnng in diesen Tagen zu enlscheldei. hat, bildet der ihr seit dem 10. Augkst vorliegende Gesetz, rrrkwurf über bi« Betriebsräte. Die verfassungs rechtliche Grundlage, in der der Rätegedanke wurzelt, ist gegeben in» fünstzen Abschnitt des zweiten Hauptteiies der neuen Verfassung des Deutschen Reiches, betitelt „Das -Wirtschaftsleben^. Der hier einschlägige Artikel 1085 be stimmt ia seinen Absätzen 1 und L: „Die Arbeiter und Air gestellten sind dazu berufen, ^leickchevechkigt in Gemein schaft mit den Unterr»ehmern ün der Regelung der Lohn- und Arbeitsbedingungen sowie an der gesäurten wirtschaft lichen Entwicklung der produktiven Kräfte mitznwirleu. Me lbeiderseitigen Organisationen und ihre Vereinbarun gen werden anerkannt. Die Arbeiter und Angestellten erhalten zur Wahrnehmung ihrer sozialen und wilstsck.ast- 'kichen Interessen gesetzliche Vertretungen in Betriehsarbei- terräben sowie in nach Wirtschaftsgebieten gegliederten Be- zirksarbeiterräten uird in einem Reichsarbeiterrat/' Der Gesetzentwurf über die Betriebsräte bildet nun den Versuch ,fiir das an der Verfassung vorgesehene System der wirtschaftlichen Interessenvertretung der Arbeiterschrst die unterste Stufe zu schaffen. Nach dem ersten Vera- graphen des Gesetzes sind in allen Betrieben, die in der stegel mindestens 20 Arbeitnehmer (Arbeiter und , Angc- stellte) beschäftigen, Betriebsräte zu ernststen. Der Aut - gcrbenkreis der Betriebsräte zerfällt in zwei Gruppen, einerseits die 'Wahrnehmung der sozialen und wirtschaft lichen Interessen der Arbeitnehmer (Arbeiter und Auge-' stellte) das Betriebes, anderseits die Einflußnahme auf Betriebsleitung und Betriebsleistung. In letzterer Be-, ziehung stellen di« Betriebsräte eine vollständige Neuerung dar, »nährend sie in sozialer Hinsicht die Fortbildung der teilweise schon lange bestehenden Arbeiter- und Angestellte»- ansschüsse bilden. In ihrer Stellungnahme zu dem Entwurf ist die Arbeiterschaft getrennt. Wah rend die frei ge werkschaftlich organisierte Arbeiterschaft sich im allgemeiner, auf den Boden des Entwurfs gestellt hat, die christliche in demselben eine brauchbare Unterlage.für eine weitere Be ratung erblickt, geht den radikalen unabhängigen Arbeit nehmern der Entwurf nicht weit genug; sie wollen ihn im Sinn« ihrer extremen Bestrebungen umgestaltet wissen. Dabei ist es für den augenblicklichen Stand der Tinge all gemein von besonderem Interesse, daß der stärkste Radika- kiSmus unter den Arbeitnehmen seinen Sitz hat in der An gestelltenschaft, speziell in der sozialistischen „Arbeitsgemein schaft freier Angestelltenverbände". Bezeichnend für deren Absichten in bezug auf die Betriebsräte ist eine Aciißernirr des Vertreters dieser freien Arbeitsgemeinschaft Paul Lauge zu dem Regierungsentwurf in einer Essener Angestellte». Versammlung am 20. August: „Wir Ivollen den Einfluß dcS Kapitals grundsätzlich beseitigen und wer den mrr einen Gesttzenkwurf gutheißen, der diesen Bedin gungen vollauf entspricht. . . Wir müssen dahin wirken, daß die Arbeitnehmer dahinkommen, die Betriebe selbst zu übernehmen. . . Beseitigung der HeNrfchaft d«S Unternehmertums muß das Ziel sein, und an ihre Stelle muß die Herrschaft der Arbeit treten." Die radikale sozialistische Arbeiterschaft sieht in den Betriebsräten ohne Zweifel ein Mittel zur Durchsetzim,» ihrer politischen Ziele. Insofern kann die an sich grrte Einriststnng der Betriebsräte stickst mißbraucht und ihr Zweck ins Gegenteil verkehrt Norden. Darum ist eine sorgfältig^ Beratung des Gesetzes und eine genaue Formu lierung der Einzelheiten unter Berücksichtigung der bisher in der Oesfentlichikeit gemachten Kritischen Ausstellungen unbedingt erforderlich. SoNvit solche seitens der christlich nationalen Arbeiterschaft geinacht worden sind, bedarf das Betriobsratsgesetz einer größeren Elastizität und Anpassung an die besonderen Bedürfnisse der Landwirtschaft, der In dustrie, des Kleingewerbes, des Kleinhandels ntw. Auf gaben und Befugnisse der Räte müssen einer genauen Durchsicht unterzogen iverden. Die Mitwirkung bei Ein stellungen von Arbeitnehmern erscheint nach mehr wie einer Richtung hin gefährlich. Hinsichtlich der Mitwirkung bei Entlassungen könnte eine einwandfreiere Form gefun den werden. Auch in bezug auf die Delegation in Auf sichtsrate, wie überhaupt das Kontrollrecht über den wirt schaftlichen Stand des Betriebes bedürfen die Vorichläge beS Entwurfs genauester Abwägung. Fm übrigen wird gerade auch von christlich-nationaler Arbeituehmorseite betont, daß es nicht so sehr darauf cm kcmrme, vermittelst der Betriebsräte eine neue Form der Wirtschaft zu schaffen, s 0 ndern einen neuen Geist in diese einziehen zu lassen. Me Problernstellung bei den Betriebsräten muß, so bemerkte ans der jüngsten General versammlung des Verbandes katholischer Arbeiter- und Knappenvsr-eine Westdeutschlands zu Essen der Referent tresseird, lauten .Wie bringen wir in die Großindustrie. :u den Großbetrieb seelische Momente hinein, wie verbinden wir den Arbeiter seelisch mit dem Betrieb und der Arbeit, damit er innerlich wieder gesunden kann, ver wächst mit seinem Werk und Freude bekommt an seinen! Schassen? — Den rein kapitalistischen, maimmonistiichen 6',eist gilt es durch einen sittlich-sozialen zu ersetzen. Ginge es aber nach dem Willen der Unablstingigen, so wechselten in den Betrieben nur die Rollen; an die Stelle des über wiegenden kapitalistischen Einflusses des einzelnen träte der Kapitalismus der" Massen, und für den (stetst da neue» Wirtschaft wäre io gut wie gar nichts gewonnen. Die Nationalversammlung wird also, wie gesagt, den Entwurf einer scharfen Prüfung zu unterziehen und in der endgültigen Formulierung des Gesetzes keine leichte Auf gabe haben. Möge sie gelingen. Es handelt sich dabei um Maßnahmen, von Lenen für den Wiederaufbau unserer Wiist-chaft sehr viel ab hängt. Im guten wie im bösen Sinne! Achter Verka«Lst«g des ! Zentralverkan-es christlicher Fabrik- «nd Trassportardeiter Deutschlands Asihasfcnburg, 6. Oktober. Nach dem stimmungsvollen Verlauf dcS gestrigen Be- grüßnngsabends begannen am heutigen Vormittag die ernsten Beratungen, Zu denselben stxrr Herr Reg.-Rat Groß als Vertreter des sozialen Ministeriums und des Regierungspräsidenten, die Vertreter aus Holland, Land tagsabgeordneter Funke als Vertreter des Gesamtverban des der christlichen Gewerkschaften, erschienen, und Land tagsabgeordneter Hartmann. Ter Verbandsvorsitzende, Nationalversammlungsmitglied Tremmel, eröffnest die Beratungen. Aus kleinen Anfängen der Ortsgruppe München ist der Verband hcrvorgegangen, der eine achtung gebietende Stellung sich errungen hat. Es ist die Grund lage gegeben für wirkliche Gewerkschaftsarbeit. Im Lause der Zeit Ivar eine Reihe von Reformen notwendig; vor allem »rußte sein Charakter als Sammelverbcmd aufgegebeu werden. Aus dem einen Verband wurden vier Verbände mit rund 160 000 Mitgliedern. Landtagsabg. Funke überbrachte die Grüße des Ge- samkverbandsvorstandes. Tie Entwicklung des Vetzbandes hat gezeigt, daß die organisatorischen Aendernngen richtig waren. Wir haben einen starken Verband — aber ein zu- sammengebrockMeS Vaterland. Aufgebaut wird eine neue Wirtschaftsordnung, in der wir mehr bedeuten (vollen als in der vergangenen. Tazn gehört, daß wir nicht nur die Rechte verlangen, sondern auch die Pflichten zu tun bereit sind. Wir müssen versuchen aufznbancn im Sinne der christlichen Grundsätze. Vor 20- Jahren in Mainz wurden die Gewerkschaften aui das Fundament des Christentums gestellW ohne das kein Aufbau möglich ist. Wir müssen da nach streben, daß bei der gesamten Volksmasse die Tätigkeit unter Hintanstettnng des Egoismus begonnen wird. Tie- ser Geist ist dort zu finden, wo das Bewußtsein besteht, daß nur nach dem Tode Rechenschaft geben müssen. Notwendig ist, die Massen zu holen; leichter ist das mit seichten Worten. Warten wir ab, wer die Massen bei sich behält. Bloßer Materialismus kann die Massen nicht befriedigen. Unser deutsches Denken und Fühlen muß dabei Beachtung finden. »Daran hat es nicht gefehlt in der Vergangenheit. Es gebr nicht, daß ein Volk auf ewig zur Knechtschaft verurteilt wird, weil cs von einer kleinen Clique ins Unglück geführt wor den. Zngrundgehen kann das deutsche Volk nicht. (Leb hafter Beifall.) Q u i s P e I-Rotterdam dankt in holländischer Sprache für die herzliche Begrüßung. Früher hieß cs: das deutsche Vclk war arm; es ist hochgekommen durch die deutsche Einigkeit, und die Pläne, wie sie Tr. Dorten verfolgt, sind verkehrt für Deutschland. Dazu muß kommen die Bekämv- fung des materwlistischen Geistes. Er sei auch während des Krieges im Glauben an Deutschland deutichsreimdlich r.ünnil gewoben. Iu 35 Jahren kann das deut'he Volk nieder obenauf sein. Nur müssen die christlichen Gewerkt sthafstn den Ton angeben. Man muß nicht streiten für dir Macht, man muß streiten für das Recht. Wir müssen- kaust fen nicht nur gegen den verkehrten Geist der Kom-« munisien, sondern auch gegen den verkehrten Geist des K0.1 pitalisimis. (Lebhafter Beifall.) ' Svaga (vom Holland, christl. Jabrikarbefteroerbandk oankt ebenfalls für die Begrüßung. Es handelt sich nicht nur »in: Deutschland, es handelt sich darum, der a.mzeu Wctl eine kesse-.e Weltanschauung zu geben. T-er Anblick der Welt ist so unendlich traurig, daß man in der Nichtm-a kämpfen muß, die wir seit Jahren gegangen sind. Wir Höften, daß diese Tagung den Anfang bildet für bessere ur- ternationale Verbindungen. Landtagsabg. Hart mann iiberbringt die Grüße der Diözestnli'itung der katholischen Arbeitervereine. Enge Verbindungen verknüpfen die beiden Organisationen, mc-t das Ziel ein einiges ist: die Vertiefung der christliche!!! Weltanschauung auch im iozialen Lehen. Cr bittet, amt) nach dem Scheiden von Aichassenburg den Arbeitervereinen hiersetdst ein gutes Andenken zu bewahren. (Lebh. Beifall.) Mn Bericht des H a u P t v 0 r st a n d e s erstattet sodann der erste Vorsitzende Tremmel. Derselbe gibt ein '.ibersichtüches. klares Bild über die Ursachen das Zu sammenbruchs. Nicht in rstckblickender Kritik daft sich dn Tätigkeit erchvpfen; Neuaufbau muß geleistet werden — und das kann nur geschehen mit den Grundsätzen des Cln.isren-fums. Hätte man früher schon auf die christlichen -'strpyiiätze geholt, es wäre anders gekommen. Nun de' Zusammenbruch ha ist, gilt es den großen Arzt zu finden, der Heilung bringen kann. Aber noch ist der Zustand irr Mutchland ein trauriger; das schlecht« Beispiel, das ?--- geb"n wird, ist geradezu enchrecklich. Vor allem, gilt es. den rücksichtslosen Kampf gegen Wucher- und Schleichhänd ler zu sichren. Aber fast scheint es, als ob die Regier» u.; gar unkst fest zugreifen wolle. Wucher muß als Hochverrat bestraft iverden; Wucherer und Schleichhändler haben Recht nur Vermögen und Eigentum verwirkt, und wer Wucherei und Schleichhändler ausfindig maclch muß eine Belohnung erstalten, lind auffallend ist es, daß gerade diese Wucherer und Schleichhändler über ArbeitSnnlnst und bolw Löhne klagen. Sie sind dabei schuld, daß die Arbeiter immer höhere Löhne verlangen müssen. Wenn man über Arbeit.-- nnlust und hoho Löhne schimpfen will, gebe man den Massen ein leuchtendes Beispiel der Entsagung. Man betrachte de r Tand und Lurus und die Schlemmerei, dann kann man sich nicht mehr wundern, rvenn die Arbeiter unzufrieden sind und nicht mehr trauen. Tie Massen suchen nach etwas, woran sie sich festtla-mmern können. Besser wäre es. wenn die besseren Kreist, anstatt zu schimpfen, von ihrem Ueber- fluß.geben würden. Wir sind innerlich überzeugt von denn was notwendig ist: aber viele hören uns nicht und gehorchen nur dem Triebe und laufen dem Hansen »ach. Nur Arber! kann uns über die schwere Krise himvegrvtten. Mrs müssen aber auch andere, beachten und Mitarbeiten. Man schafft zu diesem Zwecke ja verschiedene Einrich tungen. . Die Verstrssnstg hat die GstichberecbtiHmg des ' Arbeiterstandes gebracht. Erhebende Worte auch gegenüber dem Kapital, so wenn es heißt: „Eigentum verpflichtet." Deshalb stellen Nur auch uns auf den Boden der Tatsachen und sind gewillt, mitznarbeiten. Allerdings muß man uns die Rechte und Freiheiten einräiimen, welche uns die Ver fassung geivährleistet. Aber der schlimmste Terror wird heute ausgeübt gerade von denen, die früher den Mund io voll genommen haben von der Freiheit. So mußten kürz lich in Darmstadt -10 Kollegen unseres Verbandes übertre ten. Wo ist die Negierung, die den Bestimmungen der Verfassung Geltung versclMft? Auch in Bayern wurden unsere Leute gezwungen, zu dem gegneriscki-eu Verbands iiberzntreten. Wir werden alles einsetzen, wenn es gilt, die Rechte und Freiheiten unserer Mitglieder zu schützen. Wir haben auch sehen müssen, wie in einem Teil der Unter nehmerkreise sich die Ueberzengung Balm gebrochen hat, daß man die Rechte der Arbeiter nicht mit Füßen treten dark. Die Arbeitsgemeinschaft wurde als Erfolg der Gewerk schaften gegründet. Es müssen also unsere Reihen gesteh!k iverden. Wir dürfen den Glauben an unsere Sache nicht ver lieren; der Glaube muß gestärkt werden. Für uns gilt das starke Wort: „Ich will!" Vor all mr also den starken Glau-« beu bewahren. Wir sind über die Klippe noch nickst hin weg. Mag kommen, ivas kommen mag, verlieren wir den kianiiws- Hi»l Kuk: Vs0»«isn-ä, Zekloftslvsks 18 , ^svn,iw. 13 432