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Sächsische Volkszeitung : 16.12.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-12-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192012166
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19201216
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19201216
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-12
- Tag 1920-12-16
-
Monat
1920-12
-
Jahr
1920
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 16.12.1920
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»-ckMkke, ». «vBt. Deolschlmch W»h flssf BSlkerbu«- «,»h»tz»»lchtH„ .»üchs»Btzll»,«i Venf, 1«. Dez. Bei der Besprechung der Aukna neuer Staaten m den Lölkerbnnd ist »« heut« tn der versammtuna endlich zu einer »udiprachr von grober Erd ^ gekommen. Es haben sich Männer gefunden, di« «« wagten, vorsichtigen Versammlung da» di»her gemieden« Wort Dent land »uzurufen, die von der Tribüne herab forderten, daß Deutsch« land m den Völkerbund ausgenommen «erden müsse Der Vor« gang erkält seine Bedeutung durch tzw Tatsache, bntz d»«s»Aordrrun> am energischsten und feierlichsten v„d«»»bu»»»»»rüs>tz«nr«» d«r Schweiz Herrn Mott« gsftellt «nardrn ist. Gens. 16. Dezember. I» der Abendsttzu»» am Mittwoch tzP- langt« in der Bvllerbnnbstzersammlnn» der Bericht de» 5. Kommission über di« Ausnahme neu«» Staaten P« Verhandlung. Hun « vS - Chile. Präsident d«r Kouunißian, gab eine zusammensassende Darstellung de« schwierige» Arbeit der Kom mission. die vielfach gegen pai'jische »ud aatftniale Gesichtspunkte zu känipsen hatte. Er betonte, di» ko runt'sio i habe sich sür die Ausnahme Oesterreichs, Finnlands. Bulgariens, Luzemburg» und Lostarico« ausgesprochen, in der Meinung, daß nach rrsoigtem Aus« nahmebeschluk durch die Versammlung diese Staaten sofort Mitglie der de< Völkerbünde» werdm. Für dtei«nlgrn Staaten, di« noch nicht ausgenommen werden können, emrwhl dir Kommission, st« au den tonischen Organisationen de» Völkerbund« Mitwirken zu lasse«. Mo»t» sprach über dt« nnbedmgt« «»tweudtgteit der Universalität des Bund«» und im Zusammenhang« damit über di« Stellung der Bereinigten Staaten, Ruß. lands mrd Deutschland» pvn Bund«. Tr jagt« dabri .«. a^ E» ist für un< all« selbstverständlich, dass di« ve«tuigt«n Staate» berNs«n find, im Völkerbund«: al» dar größten Demokratie «ine Ralle ,» spielen. Wir erwarten eine WiAerarbu« Rußland», di« auch diesem Lande de« Zutritt ermöglicht. Deutschlands Ansuchät aus der Friedenskonferenz um Aufnahme r« den vnud ist seinerzeit ab- «gelehnt worden. Die Schweiz hofft aber. Laß, wenn di« Frage der Aufnahme Deutschland« gestellt wird, ste mit dem Ernst und de, ' Gerechtigkeit geprüft werden wird, von der der Ndlk-rbun» de herrscht sei» mchß. Wir wünschen die« nicht um. weil«» sich «m eine Frag« » für die Schweiz oder Europa handelt, sondern well diese Angelegen- 'heit die Universalität de» Völkerbund«« berührt. Oh'ne dies« 'Universalität kann d«r Band sein« Ans,oben auf die Dauer nicht erfüllen. Viviani erwiderte, Deutschland könne ,um Eintritt nicht aufgefordeet werden, sondern es müsse erst di« Bedingungen de» Artikel» 1 das Pakte» erfüllen. Wort« genügt«» nicht. Taten müßten geschehen. Veit zwei Fahren wart« man darauf. Wenn in Deutschland diejenigen, die di« Mensch, heit auf den Leidensweg de» Kriege» geführt haben, ihr« aufrichtig« Reue beweisen durch ne Tat, dann würde niemand mehr wagen, Deutschland den Eintritt in den Völkerbund zu verwehren, auch die Franzosen nickt. Wenn Frankreich nicht an der Grenze gestanden hätte, dann würde der Bund jetzt nicht in Genf tage» iörmen. um mit dem französischen Doste den Versuch z» machen, da» ne« G«. bände de» Bbsterbimde» aufzilrichfen, (Stürmischer Beifall im Saalr und auf den Tribünen.) Lord Robert Ce eil betonte seine lieber, einftimmung mit de» AuSsühtrungen BivianiS und auch di« englisch« Delegation schloß sich vollständig der Auffassung Vivianis an. Nach dem noch der brasilianische Delegierte Fernand«, seine Zustimmung zu den Ausführungen Vivianis und Mottos ausgesprochen und der Hoffnung Ausdruck gegeben Hatto, daß Deutschland bald ansgenom. men werden könne, wurde die Aufnahme OesterveichS einstimmig beschlossen. Genf, 16. Dezember. In der Frag» sie- Opiumhandel» beschloß die BölkerbundSverlammlung, daß die bisher von der hollän dischen Regierung geübt- Kontrolle an den Völkerbunds- rat übergehen solle, der sür diesen Zweck einen besondere« Ausschuß zu ernennen habe. D»r Berichterstatter Sir William M e y Indien befände die Schwierigkeiten, die sich aus der Tatsache graebe.-,, daß die Vereinigten Staaken und Deutschland noch nicht Mitglieder des Völkerbundes seien. Zn der Frage d«S Frauen, und Mädchenhandels beschloß die Versamm lung di<> möglichst rasche Einberufung einer internationalen Konfe renz, die eine einheitliche Astion der Regierungen vorbereitet» soll. Es wird außerdem in Komitee oder eine Behörde bezeichnet wqo- tsW« »»Nitz»«»» runge, un ... nationäk«« Konten dern särMWHe Sta nicht trUnehmen sollen M-s-elrke», „EiSE itglirder de« VölkerbundtzK wn- Württemberg. „ olhttte fei au» fie^!. ren könnte« die leh erden. Die «egieruna habe auch nicht die Garantie, daß größeren Putschen di« Reichswehr im Lande tri. Die radikale» ollten mit dem Lo«tcklag«u nur warten, bi» »oburrwihreu autgr lött seien. Die O fizirr« entrn Dank und Aneikennun« W»pen,«Glm«Hß a« de» Papst ,Li« Mkuische «»«spit»^ «kdei au» Aacheiss . »freund" tzieldek» stt vo« de» VW» Gupen. Mxlmedy NPd Mo k»r»MaIfta«t»s>ikitSr WaSparri Cup«», Mabutzby unk Monschau «fahren twn htm Cm inen , de» Kardinal» Merci« in Rom mit tu» L »Leibung dir Gebiew-kn sein« Rchfische Diözetz M «r«ichW^ Selbst in der Abwehr behindert, bitten fie nnd ihre «NNdSleute im Reiche, bei Seiner Helligkeit gegen die Verwirklichung dieser Absicht Für bitte einzulegen. Insbesondere fürchten die deutschspreLendea Be wohner der Kreise die Beeinträchtigung ihrer religiösen Bedürfnisse. Abschwächung ihre» Vertrauensverhältnisse» z« dem «tuen, teilweise ander« gearteten Kleru« und unzureichenden, well nicht in ihrer Muttersprache erteilten Religionsunterricht. Die Konferenz st» Brüssel (Ulz«uk, Drahtbericht b«r »Büchs. B»lkür«1»»»ß*.1 Brüssel, IE Dezember. Sefirrn mtzpgensintzbi« allikertan D«kegi«rten zu der ersten vorbereitenden Sitzung für dt« heute beginnend« Sachverständigen Konteren, tu Brüssel zusammen« getreten. Nach der Eröffnung wird die deutsche Delegation aufg,fordert werden, den Alliierten rineu ve-erblick üb« di« finanzielle und wirtschaftliche Lage Deutschland» zu gebe». Die deutsche Delegation ist gestern mittag mit «inständiger Verspätung st» Vrüssel «i,getroffen. Di, «ntschnldi-m», »»n »uxhafen Berki», 18. Dez. Der R«tch»minist,r de» Lenßeren hat dem Vorsitzenden de« Interalliierten Marinrüderwachung-au«- schusse« Admiral Lharlton heute fokamde Not« übergeben: »Herr Admiral! In Namen der deutsche» Regierung spreche ich da» lebhaftest« Bedauern über den ernsten Zwischenfall au», der sich am IS. November in Cuxhasen ,«getragen hat und ich bitte Sie, Herr Admiral, auch den deleidtgten Offizieren selbst de« Amtbruck meine« Bedauern« übermitteln zu wollen. Zur Untersuchung de« Vorfalles war «in, besonder, Kommission, ve. stehend au« einem OderkriegSaerichtSrat al» «erhandlmr^leiter und ,wet Stabsoffizieren der Marine al» Beisitzer, an Ort und Stell« entsandt worden. Da« bisherige Ergebnis der Ermittlungen ist in der anliegenden Denkschrift enthalten, wie ich darau« zu ersehen bitte, ist der von Ihnen au«grsprochme verdacht, daß der Festungs kommandant Fregattenkapitän Helnicke die Ausschüttungen gegen die Mitglieder der Interalliierten Marinekontrollkommisswn zuge lassen und sog« begünstigt Hab», durch di« Untersuchung widmegt. Kapitän Hrinick« hat alb«, wa« ihm tn seiner Eigenschaft al» Festungskommandant oblag, getan, um den Kontrollosfizieren dt« sichere und unbehelligt« Ausübung ihre» Dienste« ,u ermöglichen. Die Aussagen der Mannschaften bestätigen, daß st« bei ihm «ben- iowentg wie bei den anderen Oifizieren Nachsicht sür ihre Au«- schrettungen erwarten konnten. Dagegen muß zugegeben werde», daß einig« Truvpenkommandeure und Offiziere ein Borwurf trifft. Buch sie batten -war den besten Willen. Zwischenfälle zu vermeiden. Sie haben aber tn Ueberschätzung der Disziplin ihrer Truppen nicht alle Vorstchttmaßnahmen erschöpit und inlv'ern fahrlässig gehandelt. Sie werden deswegen gebührend zur Rechenschaft gezogen werden. Ebenso wird mit der verdienten Strenge gegen die Mannschaften vorgegangen werden, bi« sich der unoerantwortlichen Belästigungen der Kontrollosfiziere schuldig gemacht haben. Ueber die Bestrafung wird eine weitere Mitteilung erfolgen. Al« Ersatz sür dir Be schädigung der Uniformen dieser Offiziere wird der Interalliierten Marinekontrollkommission der Betrag von 2V577 Mark durch di« Legationskass« de» Auswärtigen Amte« überwiesen werde». gez. Dr. Simon»." Zur Auflösung der Einwohnerwehren (Eigener Drahtbericht der »Sächs. v« lkszeitnnß*) München, 16. Dez. Wie zuverlässig verlautet steht der bah - rische Miuifterrat ,ur SutMortnot« Rollet» auf dnu Standpunkt, daß die beiondere« Verhältnisse tn B .hera die Aufrecht- erhaliung der Einwohnerwehren unbedingt «heischen. Diese Stellung- «ahm« de« bayriicheu Ministerpräsidenten ist al» Ergebnis der letzten MiuisterratSsitzung der SteichSregieruirg mitgeteilt wordea. Stuttgart, 18. Dchember. Bei dn Beratung de» Etat» de» Ministerium» de» Inner« im Finanzausschuß kam heut« der Minister de» Innern auf die Frage der Eiuwohnrrwrhr«« zu sprechen «ud sagte, di« Waffen der Einwohneivehren brauchten bi» jetzt nur angemeidet. ober nicht adgrliesert zu werdeu. Die Waffen ieten in Depot» gesammelt, der SblieferungVermtn »och nicht bestimmt, lieber di« Ablieferung selbst schwebten «och Berhaudlmwk«. Wa di« Organisation Escherich für Bayern sei, seien di« Einwohner- M Anfügung gestellt d» mit Blut und Lr^ erwcndu», vo« tel »ache da» sie sich den Einwohner- len «tt den Manllschasten ltmäßiae Regierung, «wobnerwebre» ge- übernehme die voll« l »eraMpartun» sür dt« »ehren. Wir dürft« nickt vor allen t«ng«ü,tzer »Uteßt» zurückorichrn. Wenn wir de« Kit berauüt würde», de« «ollckewt«»,, ,« bkkSmvftn. d-nn' »äseraPstwriiiil» für «I«», wa» itder Europa komme, di« nte»tL De»mi»d«,«ng »», »»ttz» Arm«, ? K»p»«hageo, 1». De,. .Ratisnal Tidende" meldet au» HelsingforSr Trotzki hat auf eimm iandwirtichastlichen Kon-i greß in Moskau erklär», baß da« rote Heer auf dt, Hälfte d«»> gegenwärtigen Stärke herabgesetzt werde» würde. Li« Sowjet-, regreruug wird mir allen Mittel« versuchen, deu Friede» »uftzrcht ,U erhalten uud wu» ^endgültigen ycieoen mit de« Großmächten durch weitgeieud« Zugeständnisse zu erlaagrn.i Lrotzkt erwähnt« auch dt« rrrrstru Vegeniätz, die »wische» de« Heers, »ud de« Balle in Rußland Dies« Gegensätze werde« durch di« neu« Ordnung de» tzerr«»wcsen» i» Rußlandbald desestigft »erden. Noch skei» Krickde»Owiü« ^ Washington. 15. Dezember. Der Senat hat ,,neu Antrag de» Republikaner« Borah, der vo» Wilson verlangt, daß «r w«t Groß« tritannren nnd Japan in L«rbor.dlungen rintret«. «m di« Schiss»bautrn in den nächste« stins Jahren aus ti« Hälfte herabzu». setzen, ohne Au»svrach« an den A»«schuß sür «llwärtige Anae« legrnheiwn tzerwtese». Im «arlmansschnh wandt, sich de, Ma- tzinesckretär Daniel« De»» d«n Vorschlag. Amerika »üss« da» Schiif»baapra»ram« «usrechteehalten, bi» die ganze Welt sich dabin geeinigt Habe, austauchend« Schoitrlg. leite» nicht «ehr durch Wafiengrwalt p> «rtscheiken. . ... «hllMa^ ' E^s b^h n.pstrtz'ls ist beendet. Gegen 5000 Beamte stimmt«« für WiedevausnahmP der Arbeit. «X» dagegen. Deutschland «nd Iterlien ^ Ve»htd»,tcht d„ »Sächs. Volriieti,,»''^ No«. IS. Dez. Der Berliner Vertreter der Sazetta de! Popolo beklagt, da- der ehrliche Wunsch der Retch»behörd«n nach engeren/ Handelsbeziehungen zu Italien durch die dmnsch« Polizei vielfach durchkreuzt «nd »er«st«U würde. Der Korrespondent tüKtt mehrere Fälle an, s» dt« ganz unbegründete Ausweisung eine» seit »0 Jahre,, m Berlin ansässigen Ualientschen Geschäftsmann«« «nd di« brutale! Behandlung der bekannten italienischen Schriftstellerin und Schiller- biographtn Lawinta Maeeuecherrt dmch di« Münchener Polizei. Zu« «ddroch der di > diplomatischen Beziehnn»«« »misch« Hskland «nd Serdte« - tzaa», LS. Dezember. (Korr.-Bnreau.) Ja der heutiges Sitzung der Zweite» Kammer gab der Minist«, dem Au»wä»t1gen «in« Erklärung ab über den Abbruch ke» diplomatische» Beziehungen mit Serbien, worin e» heißt: Depi niederländische Konsul und siellverfrelendr Generalkonsul in Belgrad Rapport ort. ein österreichischer Untertan, wurde im Aiihusis 1814 von den serbischen Behörden verhaftet und «ährend vieles Monate in Wranja gefangen gehalten, ohne daß tavon der ni««r- ländischen Regierung Mitteilung gemacht wurde. Anfang ll'.ll lehrt» Rappattort nach Belgrad zurück. Abe» die österreichisch-ungarisch« Ri-fliernng verweigerte ihm ihr« Anerkennung al» Konsul, weil er Briefe von Serben tn Belgrad an Landeleute i,a AuSlande über- witzelt haben sollt«. Al» die serbische Regierung im Jahr« 181- nach Belgrad gurückgekehtt war versucht« sie, anstatt mil!>ern>e Umstände sür ihr Benehmen Rappattort gegenüber anzug-ben, ihn seines Amte» zu entheben »ege» seiner Haltung während oer öster reichischen Besetzung. Die niedevsändische Regierung rrilätte sich, hiermit einverstanden unter der Bedingung^ daß die serbisch: Regie rung Wege» der Rappattort zugefügten Behandlung ihr Bedauern ausspreche. Schließlich gab dle serbisch- Regierung zu »rlennrn, daß sie leinen Widerspruch erhebe, wenn Rapparjott ln seiner Stel lung belassen «ürle. Aber Anfang August wurde »hm plötzlich ohn« vorherige Mitteilung Weisung erteilt, da» serblfche Gebiet zu ver lassen, und eine fthr maßvolle Protest««^ de» lucdttlüntischen Ge sandten in Belgrad wM« von dem serbische Minister de« Aeußeren zurückaeschickt mit dor Mitteilung, daß er di» Annahme »er Not, verweigere, ohne irgendwelche weiter,-« -»Häringen obzuxeben. L«r serbisch« Ministerpräsident übernahm d«m niederländischen Ge sandten gegenüber kie volle Verantwac-rüg, sür diese HandlungS-^ weise. Unter diesen Umständen war die niederländische Regierung mft Rücksicht aus ihr« Würde genötlz», die diplomatiichen Beziehungen zeitweise aufzuheben. Dadurch wir- Mel- leicht am besten eine bleibende Kluft rw.schrn den ^:ide» Regierun gen vermieden. > Zum Gedenken Beethovens Am 10. Dezember feiert die musikalische Welt und mit ihr alle jene Leute, denen der Meister überhaupt bekannt geworden ist. den 150. Geburtstag Beethovens. Wgr je. stehe er auch musikalischem Wirken völlig fern, seine Werle Hütte, kann nicht mehr von ihm lassen Wir wissen nicht genau, ob dir G«burl»tagSdatum richtig ist. Wir kennen nur seinen Laufregistereintrag vom 17. Dezember „nd nehmen, di« Zeiisitte berücksichtilstpö. dxn Tag vor der Taufe al« Geburtstag an. Möglich, baß er schon am 14. oder 15. Dezember geboren ist. Daß sich in der Zeit dieftr schmachvollen Erniedrigung Teutschland zu ftlch imposanten Beethovensriern aufrasstn kann, spricht sür unser trotz mancher Widerwärtigkeiten noch sinnier herr liches Volk. eS spricht aber zugleich für den Herv» Beethoven. Oder vermöchte sich der Leser vorzustellen, daß wir heute ohne Beethoven» ftiern auskomm'n körnten, baß kraftvollste Kundgebungen nicht eine Selbstverständlich,c!t wären? Genau wie mit Goethe ergeht r«, unS. Und die Jüngst»:, die um Dada herum sind, haben ja schließlich nicht« zu sagen, anch wenn sie noch.so sehr gegen de» „Klassiker- kult" zetem. Uebrimns: Goethe. In diesen Tagen der Beethoven- Essays wirtz andauernd di» Parallele mit Goethe gezogen und dabei öfters rech» erflistelt da« Leben beider Heroen assimiliert Natü» Ilch liegt das teni«: komparativ-'!« nur tn der Kunst, im Streben, in der «uffo«s/.m Da» läßt sich von der Jugendzeit aufwäitt« bi« zum Faust «nd bi« zur Remtte« recht eindringlich feststell-n. Aus führliche» hierüber würde be«te zu «eit führen, vielleicht kommen wir bei and<«r Gelegenheit da-rauf zurück. Die Vollnaturen Leider Meister lassen schließlich noch vergleiche p», «der sonst sind die Eharafterzüg« d«nn doch grundverschieden. Und »«» ist schon in der «ußeren Lebenslage bedingt. Goethe «roh «onchor Mißerfolge -in «„«gesprochene» GlückSfind, Beethoven km» Unglück Uersolgtk Goethe, von dir Freundschaft und Lieb« idealster Frauengestaltrn »«geben tznb durch sie geistig «endlich reich geworden, Beethotzen. ster st-te Sucher nach dar großen allmächtigen Liebe, in dessen Leben leine treue Gefährtin ansgleichend -ingagrifien hat. Biele Punfte könnt« «an noch «nführen, die diese Paralftl« zu, Diagonale verändern, i D-uftich zeigt« sich ja übrigen« die versckiedrnheit lwr Charaktere Bei« Zusammentreffen bekder in Teplltz Wo Beethoven den sorm- »olkenketeu Hokman« lehren wollt«, üi- «elsteSgrbßr» austrete, WOsse«. Natürlich war da» leine Selbstüberschätzung, sondern ledig, flch der Ausdruck eine« gewissermaßen .demokratischen Gefühl« der menschlichen Gleichberechtigung gegenüber der damals übliche« höfi schen Katzbuckelei. Wenn wir Beethoven« Unglück in der Lieb« er wähnen, so dürfen wir seine .unsterbliche Geliebte" nicht vergessen E« existiert da ein berühmter Brief an sie, der di« verhaltene Glut de« Meister« !n Übeaschwenglicher Form andeutet und bezeichnend sür sein Unglück, aber richtig sür die Erkenntnis seine« hohen Seelen werte« äst. Wir wissen ober nicht, wer dieft Geliebt« ist. Nach Ka- lischer war e« die Gräfin Juli« Gnieciardi, nach Thaye, Therese Brunswick und Thoma«-San Galt will sogar Mali Sebald al« Emp. kängerin erwiese« habe«. Besonder« bezeichnend sür Beethoven ist schließlich da« b.-rühmft -eiligenstädter Testament, da» wir gleich, fall« nock zum Abdruck bringen. Wenden wir uns nun dem Schossen sie« Meister- z». Lft> Musikalgeschichtliche Literatur pflegt diese« in mehre« Perioden «in guteilen. Am beste« in fünf, wie e« Nvhl in seiner trotz ihrer Knapp heit recht «schöpfenden Biographie ft>i. B>§ »um ersten „großen Wurf", der .Eroika", hat Beethoven käst ausschließlich Kammermusi! gemacht. Einige Kantate» und Lieder unterbrachen den melodische« Fluß den Mozart und Haydn in ihm ou-gt-löst hatten. Mit der Uebersiedlun» nach Wien beginnt di« L Periode, di« den Kompo nisten rasch varwärt» brachte- Die schönsten Sonaten leiteten sie ein. Di« Eroika sollte bekanntlich da« Leben Napoleon» verhere. liche»; al« dieser sich zum Kaiser machte, zrrriß B-ethoven den Titel uno setzt« dafür: „ramponiert, um da« Angedenken eine« großen Manne« zu feiern". Während die doraugxgangenen zwei Sinfonien noch an Haydnsch« Naivität erinnern, zeigt die Eroika, besonder« ihr «nvergänqUcher Trauermwrsch. schon bin späteren Beethoven. Dazu „Fiöeiio". Diesem rdral4chrnen Werl heutzutage noch «twa« »um Lob« zu sagen, ist höchst überflüssig. Und doch hatte die Urans, sühttlng leine« Erfolg, woran ftrildh die damaltgen Wiener Zu- stände — Besetzung Wien« durch die Franzosen 1805 — die Hanptz- schuld trugen. Viele neue Sonat-n Trio« und Quartett« folgten, bi, die viert« slSOK) nnd di« «Moll-Sinsonie (1807) in di« dritte SchafftnSperiode führt. Diese» Werk ist ein Markstein. Mit der Neunten zusammen ist sie Beethoven» -Faust". Ursprünglich sollt« da» Werk .Jupitorsinsonm" heiß««. Bnkioz sagt« von ihr, daß so etwa« niemand nachmachen kbnn«. Die folgende Gtnsonie (Pastorale) ist ein Rnhepnnlt. Liebliche Landschast»schild«rungen zau- bert der Meister darin. Der 7. Sinfonie, der -Apotheose de» Tan- ze» noch Wagwer, folge« dann mehrere Onvertützen. Erst in der viert«» Periode, die die Missa solemni» «nd dir Neunte Sinfonie bracht«, sehen wir d«« Komponisten aus höchster Höh«. Die Werke sind so bekannt, daß jede Verbreitung über den Rahmen diese« Ar tikel« hinaussühr-'n würde. Mit der Vorsibllung Beethoven« sind sie unlöslich verknüpft. 1814 fand enolich auch die Ausführung de« nunmehr ««gearbeiteten „Fidekio" mit der Ouvertüre Leonorr S statt- Seitdem blieb die Oper eisern« Bfitond aller Theater. Die ftinftt- Periode gehtwt nur noch d«n letzten, allerding« schönsten Qua-rtetten, »nd man muß also die Neunte al« den Schwanengesang de« geniale» Tondichter» bezeichnen, wenn man seine größere» »Serke in« Auge saßt. - ^ - i L«r Raum, der in eirkr Zeitung uuserer bi-wegten Tag« aus« lnappst« bemessen kst. legt auch dem HerzenSbedürsni« eine» Artikel, schreibe*» Zwang an. Wir hätten gem da» Schassen Beethoven» Mit den Aeußerljchkeiten seine« Leben» in Ausammenhana gebracht. Da wäre eine Menge de« Interessante» zn sogen gewesen. Wer solche« Herzensbedürfnis teilt, dem seien zwei hervorragend gute, aamf neue Bücher für den Weihnachtstisch genannt: »Beethoven in Auszeichnungen, Briefe« »nd Tagebüchern" (Verlag Herder, Prel» etwa 11 M.) und »Charakterbilder großer Tonmeister" Band 2 (Verlag Velhagen u. Klasin«. Preis etwa 10 M«.). «in Wort ober noch zum Schluß 2b«r die Frag« Welche Bedeutung hak Beethoven für die moderne Kunst? vor ihm waren dor Musik rech» enge Grenzen gezoeM. Sie steckte bis über beide Ohren unter der Perücke. So entzückend die Händel. Mozart Haydn musizierten der rechte Ausdruck de« Großen gelang ihnen nicht. Wie »aiv muten un» die ernstgemeintesten Arien Händel« an. wie klndlich.spielend schildert Mozart den Jupit<r' Und da» Geheimnis Beethoven«? Ist fttne meltzdisch, A«»b,nck»k»nst (wenn man will, sein Expressionirmu«. »ei welchem Warw allerdings Vorsicht «mzw wenden ist) nnd sein« «nerdbrt neu« Orchesterbehand- l» na. Bon Beethoven hat die moderne Kunst nahezu alft» gelornj und in der Technik de« Orchester hat r« ihm noch keiner gleich getan. Beethoven lehrte :m» erst, daß der Jnstrmnenkalkörp« d«r Maler» palet« gleicht, oaß di« Vevteilung von Licht »nd Schatten sen» Wirkung ««»macht, die »»« vollste Plastik b«< Tongrmälte» garan» tiett Alle Späteren, namentlich Wagner, haben notwendigerweise aus Beethovvn :usba««n müssen und e» «st lbnen nscht gelungen, sein Schosse« entbehrlich zu machen, denn noch heute und noch in Zu kunft ist und bleibt Beethoven b« größt« Meister dn modri-ne* Instrumentalmusik. - FranzZickle-,.
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