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Sächsische Volkszeitung : 10.05.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-05-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192105102
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19210510
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19210510
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-05
- Tag 1921-05-10
-
Monat
1921-05
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 10.05.1921
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ieiistag den 1v. Mai 1V21 Erzbergers „Steuerhinterziehungen" Unter dirser Uebcrschrist äußert sich Dr. Erich Eyck, piechtsanwalr am Kammergerichl in Berlin, in der „Voss. Zig." zu der Steucrangelegcnheil Erzbcrger. Wir geben im folgenden seine Ausführungen wieder: Für viele Steuerzahler, die jetzt über ihre Einkommen» deklarativ» seufzen, ist cs gewiß ein tröstlicher Gedanke, das; der Schöpfer so vieler recht unbequemer Steuergesctze wegen eines Licnerdeliktcs mit dem Staatsanwalt Bekanntschaft machen «mH. Aber derartige wohl verständliche Sentiments dü'.kcn bei einer Frage, bei der eS sich um Recht und Unrecht handelt, chlicßlich nicht maßgebend sein. Man wird vielmehr bei der icklüre des Berichtes der G e s ch ä f t s o r d n » n g s k o in m i s- ion des Reichstages über die Erlaubnis zur S rasver» elgnng des Abgeordneten Erzbcrger sich in aller Ruhe die Frage »erlegen müssen, ob gegen ihn so viel Material vorliegt, daß eine strafrechtliche Untersuchung «»gezeigt erscheint. Der Be richt selbst, den der Abgeordnete Professor Kahl erstattet, nimmt freilich zu der Schuldsrage ganz korrekt gar keine Stellung, son dern beschränkt sich nuf eine referierende Wiedergabe der Ans- schnßverhandlnngen. Es ist ihm aber im Wortlaut eine Er klärung des ReichSfinanzminister« Dr. Wirth brigesügt. und diese enthält ein Aktenmaterial, das allerdings von grösstem Jn- Kresse ist. Zunächst fei hcrvorgebobe», daß die in der deutsch-,atioim- len Presse erhobene Verdächtigung, Wirth sei aus Gründen der P a r t e i p o l i t i k seinem Amtövorgänger beigesurunpc», angesichts dieses Berichtes vollständig znsammenfällt. Was aber Erzbcrger selbst anlangt, so ergibt sich, das; überhaupt nur in zwei Punkten «tue Ltrafvcrfolgung in Frage kommen kann. Der eine bezieht sich nuf di« Anfsichtsratstantieme.die Erzberger »an de» Tbyssen scheu Unternehmungen in Höhe vr» jähr lich 40000 Mark erhalten hat, der andere auf „Kav i tal flucht", die er durch Uebcrweijnnge» ins Ausland aut andere Weise als durch Vermittlung von Banken begangen haben soll. Der lebte Pnniitt kann mit wenigen Worte» erledigt werden. Hier ergebe» die vorliegenden Schriftstücke überhaupt nichts, worauf de»' Verdacht einer strafbaren Handlung mit Gr md ge stützt werden kann. Der eingehende Bericht des Leiters des Finanzamtes Charloltcnburg stellt einen solchen Verdacht i» Abrede. Nun aber die Thyssen-Tantieme. Erzbcrger hat sie bei der Steuererklärung sür das Jahr 1010 mit 20 000 Mark angegeben. So viel halt, er 1615 erhalten. Da es sich aber' um eine Einnahme aus einer Quelle handelt, für die dam ilö ein JahreSergebniS noch nicht vorlag, hätte nach der Aus-cku der Steuerbehörde dar mutmaßliche I a h r e s e r g e b n i s — also volle 40 000 Mark — angegeben werden müssen. Die Be amten. die sich zur Sache geäußert haben, stimmen darin über- «in, daß die Angabe objektiv falsch war. Der Leiter des Finanzamtes Eharlottenburg, Geheimrat Hering, der wieder holt mit Erzbcrger verhandelt hat. hält aber dessen Erklärung, die Höhe diese? Einkommens fei ungewiß, kür „subjektiv berechtigt", «»de,er Ansicht ist der «bteilungsprändent Falkrnhahn dein, Landesfinanzamt Groß-Berlin. Er be- eichnet ErzbcrgerS Erklärung für „unbedingt uns zwet- ello» unwahr". Aber diese Zweifellosigkeit Hort sofort ans, wenn man den Brief seines Vorgesetzten, des Präsidenten de» LandesfinaiizamteS. liest. Dieser lehnt die eben wieder- gegebene Auffassung Falkenhahns ausdrücklich ab uud erklärt die Ausführungen Hering« für durchaus zutreffend. Und dieser Präsident ist kein Geringerer, als der frühere Ebef de, preu ßischen General st enerdirektion Heinke, also einer der angesehensten und erfahrenste» Steuerbeamtea überhaupt. In der Steuerdeklaration für I!)l8 hat Erzbcrger die I0t7 von Thyssen erhaltene Tantieme nur in Höhe von 20 000 Mark angegeben. Da er inzwischen sein Aiifsichtsralsmanda! niedergelegt hatte, die Quelle also im Zeitpunkt der Steuererklärung nicht mehr bestand, hatte er nach de», pren- bischer, Einkommensteuergesetz Einkommen ans die ser Quelle überhaupt nicht anzngeben. Nach dem während de? Kriege? ergangenen Ergänz nngsgrsetz von, 80. Dezem ber 1816, der sogenannten Ler Schwcdendteck, sind aber auch ein malige Einnahmen ans erloschenen Quellen zu versteuern. Die Frage ist nur, ob der Zensit verpflichtet ist, sie zu deklariere», oder ob die Behörde sie von Amts wegen feltznsiellen hat. Auch kirr steht Falkenhahn gegen Hering nnd Heinke. Der lent-re stellt ausdrücklich fest: l. daß Erzbergrr sich bei der Deklaration der SOO-B Mark zu seinen llngnnsten geirrt Kat, L. daß ein Verstoß gegen das Gesetz vom 80. Dezember 1818 nach der ständigen Auffassung de? p-rnßi- scheu Finanzministerium? nickst strafbar »'.acht Da» sind die wesentlichsten Taisachen. die dem Bericht zu entnehmen sind. Nun mag man zu der Politik und Mora! Erz- bcrgrrS stehen wie man will — daran kann wohl kein Zweifel sei», daß gegen keine» anderen Steuerzahler anf Grnod dieses Tatbestandes ein Strafverfahren eröffnet werde» würde, gegen da» Gutachten des Leiters des zuständigen Finanzamtes, sowie de» Präsidenten des Groß Berliner Landesfina, zaintes. Lion kommt nicht nni die Tatsache herum, daß hier die Pali- Sächsische Polkszeitung — Nr. 100 — 10. Mai >82: Der Gänsebnb Fränkischer Torsroma» von Dina Ernstberger , HL (Nachdruck verboten.) 18. Fortsetzung.) Wenn doch die Lore ,'etzt komme» würde; er läuft ia st uft Ge'istir, das; »Hw die Mutter heinikehrend überrascht! Die eine Äongc glübre wie im Fieber, die andere war ganz blaß vor Er regung. So oft die Turmuhr schlug, seufzte er bange aus. — Lore batte gewiß de» Besuch vergessen. Schon dachte er daran, dg-' Tischtuch wieder znsaininenznsalien, damit die Mutier nichts meike. da zuckte er zusammen — die Straße herauf kamen leib haftig Lore und Marianne. Er wollte ihnen entgegencne» und stürzte hinaus ans die Tenne; zur Hoftür kam eben seine Mutter herein mit einem Korb Gras anf dein Rücken Ent- setzt narrte Joseph die Kommende an, dann hob er amvebrend unwillkürlich seine HHndc, er konnte vor Schrecken gar nicht gleich, sprechen „Mutter, die smne Fräulein komma grad nnd bringa bstsel zam Flicken," stamme!,e er endlich ganz blaß — er hörte schon Lmcc Helles Lachen >'»» Hose. Einen Moment stand die Mutter sprachlos vor Erstaunen da sie sah durch de» Bürspalt die zwei Damen anf das- HanS znkommen. „O liehs .Herrgala! Ich laß mich net sekn; ich versteck mich Hinte» im Stall!" ries sie Joseph zu und verschwand rasch. In demselben Augenblick traten Lore und Marianne über die Schwelle. Joseph war so verwirrt, doß er die ganze Be müh,,iigSausprache, die er nachts im Bette einstudiert batte, vergaß. Kein Sterbrnswörtckien kam ihm davon in de» Sinn. Eft, als Lore ibm die Hand bietend „Guten Margen" wünschte, gab er die Hoffnung anf, doch noch eine Begrüßungsrede fertig zu bringen. „Guten Morgen miteinander!" erwiderte er verlegen und riß die Ncbentür sperrangelweit auf. ..Ei, da ist es za recht nett," rief Lore »nd trat in die Mitte der Stube. „Und das schöne weiße Tischtuch! Geschah da» wohl mir zur Ehre?" Rasch beugte sie sich über den Schuster- tisch, um das Lachen zu verstecken, das sie kaum unterdrücken konnte. Das Tischtuch zeigte bedeutende geflickte Stellen und mitten darauf hatte der Gockel während der Begrüßung sein« BWnkarte gelegt. GIUMH, tik in di, Rechtspflege hin-t»sp> elt. L» ist fest- zustellen, daß die Recht» -, insbesondere die d e u t > ch n a t, o- nale Press» r» ist, die diese Verquickung herbcigeführt hat. Mit eine», — bi» heute nicht aufgeklärten — Akteydie>,stabt sing es an. Denunziationen eine« Redakteur« der „Deutsche» Zei- tung" und Artikel der „Hamburger Nachrichten" habe» das Uebrige dazu getan. Da» ist die Art, in der die Deutschnationa len dir besten Traditionen des preußische,, SlaaleS pflegen. Zur Wiederauflebung der Anwartschaft bei der Invalidenversicherung Von Heinrich Schneider, Leipzig Nach ß 1280, Absatz 1 NBO- er.ikcht dir Anwartscbast, wenn während zweier Jahre nach dem auf der Quittungskarte ver- zelchneteu Ausstellungstage weniger als 20 Wochenbeiträge auf Grund der VersichcruugSpflicht oder der Weiterversicheruiig ent richtet worden sind. Bei Personen unter 40 Jahren lebt die er loschene Anwartschaft wieder aus, wenn der Versicherte wieder eine versichernngspslickitige Beschäftigung nufnimmt oder durch freiwillige Beitragslcistung das VersicherungsverhältaiS er neuert uud danach eine Warlezeit vo» 200 Beuragswochen zu- rnckgelegt wird 1888 Ansatz 1 RVO.). Abweichend von dieser Regel ist das Wiede,aisleben der Versicherung aber w.-sciitlich erschwert bei Versicherte», die das 40. Lebensjahr vollendet haben. In diese», Falle Icbl die Anwartschaft durch irciwi lige Bcitragsleistung erst wieder auf. wenn vor dem Erlöschen der Anwartschaft niindestens 500 Marken geklebt waren »nd von nenein eine Wartezeit von 500 BeitragSwochrn zurückgelegt wor den ist. Das R e i ck> S v e r s i ch e r n n g S a m t bat nun kürz lich in einer grundsätzlichen Entscheidung sesigeslellt. daß. wenn das Versieherniigsvcrbäftnis von einem Vorsicht ten, der das 40. ,abee nickst da ck Lebensjahr vollendet hat, ans Grund v e r s i ch e r n n g s p f l i ch t i g c r Beschäftigung erneuert wird, für das Wiederaufleben der Anwartschaft die Rege! des ß 1288, Absatz 1 gilt; die zur Erfüllung der nenen Anwartschaft erforderlichen 200 Beitragsmarken brauchen aber nicht sämtlich Vflick, tmarkcn zu sein. Diese Entscheidung ist von großer Wichtigkeit, da von manche» Ver- sicherungssack'inännern die Ansicht vertrete» wurde, daß wc vor- geschriebenen 200 Beftragswochen sämtlich Pflicht mar ken enthalte» müßten. Werden die freiwillig geklebten Mar ken mitgezäklt lim Anschluß an die ernenerle, aber wieder er ledigte Pflichtversicherung^, so lebt „ach Ziirncklegnng von ins gesamt 200 Beitrags,rochen die Anwartschaft ans früher ge leistete Beiträge wieder auf. Venn in der neuen Warte?/,, nnd unter Hinzurechnung der früher geklebten Marken 100 Pflicht beiträge »achgewicien werden, so besteht nach Ziirncklegnng der Wartezeit 1200 Wochen! bereit? Aukpruck, anf die Leistungen der Invaliden- nnd Htnterbliebenrnvrrstcberuna. Ein Beispiel dürfte die Rechtslage näher erklären. Eine Frau im Alter Von 45 Jaksten nimmt wieder eine versickierimgspflickstige Beschäftigung ans, und zwar 'nngenemmenl auf die Dauer von 20 Wochen. Vor ihrer Verbeiratimg bat sie 110 Pslickstmarken gekwbt, die aber durch Nickstwrlsetziing des VrrsichcrniiaSverbnlinft'se? nach der Verbciralnng veriielcn. Die Rechte ans diesen 110 Marke» leben nun wieder auf, sobald die Fra» zu den setzt arkleblen 20 Marke» noch 180 Marke» cmweder freiwillig oder im Pflicht- versichernnasverbältnis klebt. Da sie die Erneuerung oes Ver- lichernngsverbältnisic? als Prlickstmitalied begonnen bat, so ist die Vorschrift binsällig, daß sie vor dem 40. LebenSsabre mstde- stens 500 Beitragsmarken verwende, baben und nun ne.ckuual? 500 Beitragsmarken kleben muß. Die gleiche Rechtslage wäre gegeben, wenn ein gleichaltriger Werkmeister, der die frstwillige Weiterversicheruiig eingestellt beute, nunmehr eine Zeitlang als Arbeiter nnd dann wieder als Werkmeister oder sonst in gebote ner Stellung, die keine Versichernngspfstckst begründet, tätig wäre. Diese grundsätstiebe Entscheidung des Reich?vern hei ungs- anile? cAktenzeiebei, kl 580120, wird vielen Versicherten wieder die Nutznießung aus der Invaliden- nnd Hinlerbliebencnvernche- rniig ermöglichen. Personen, die da? 00. L.-bensiabr zurnckgelrgt baben, werden vo» dieser Entscheidung nickst betroffen. Für diese bkeibt e? be! der Vorschrift de? ß 1288, Absatz 2: „Ha! dm- Versicherte bei der Wiederaufnahme der vernckiernngspfuchtigen Beschäftigung oder be, der Eriienermig de? Versiche.enngs- verbältnisse? durch freiwillige Beitragsleistung das 00. Lrben?- sabr vollendet, so lebt die Anwartschaft nur wieder anf, wenn er vrr dem Erlöschen der Anwartschaft mindestens !000 Beitrags marken verwendet batte." Zu Jubiläum der Arbeiter-Euziklika Man schreibt uns: Am 15. Mai l. I. und es 80 Falre, daß Papst Leo XItl das Weltrundschreiben über die Arve urirnge binausgab, jenes dauerwertigc Dokument, das gleich nach sei nem Erscheinen non allen unvoreingenommenen Geftlemnän- nern als das wichtigste s o z i a l w i r t s cb a f t I i ch e und sozialpolitische Sck> ristst n ck der Neuzeit erkannt wurde. Sogar der Berliner sozialdemokratische „Vorwär'S", der nie eine Gelegenben Vorbeigehen ließ, die christlichen Sozial- reformbesstebnngcn zu. benörge!» und vom Klaiscnstaiw- Joseph batte die:- noch gar nickst bemerkt. Er führte Lore hin an die Wand, wo ihr Bildchen hing. „Da schau» S', Fräulein Lore, wie ich Sie in Ehre» halt. DaS Bitdla is mir mehr Werl wie niei ganz, Häusla." „Wer ist dies Kindl" fragte Lore und hob das Bild von der Wand. Ein sröches Heelenröswen, da- darüber ding, siel herab anf de» Bode». Läckelnd stand Joseph, nepeu ibr. „Mein Himmel! Das bin ja ich!" rief sie plötzlich la»!. ..Na, Sie haben wirklich treue Frenndschait bewahrt. To viele Jahre hieüen Sie das Bild in Elueu?" Fast gcrübrt, reichte sie ibr, die Hand. ..Ihre Treue soll velohnt werden," fuhr sie dann fori, „ich werde Ihnen ein hübscheres Bild, bevor ich nbreise, geben." Joseph strablte vor Glück. Er dachte gar nicht mehr an die Mutter im Siall, wenn nur Lore recht lange blieb. Jetzt zeigte er de» beide» Besucherinnen auch nock, die reiche Erbbase, Lore? Gegenstück: da siel sein Blick in den Spiegel nnd mit Schrecke» nahm er wahr, daß er den Pupierkragen in der Verwirrung an- zuziehen vergessen. Schnell schmückte er sich damit, was Lore und Marianne bewundernd an, r'aunteu. „Wer war die Fra», die ans das Hans znging, »IS wie kamen?" kragte plötzlich Marianne. „War das Ihre Müller?" Joseph lal, als besänne er fick,. „Nein, i-h weiß net. wer des gewesen war." sprach er dann verlegen. .Aber die muß doch in? Hans gegangen sein: führt denn von hinten keine Tür in das Haus?" fragte Marianne weiter nnd trat dabei bi, an? ,» die To ne. Jetzt wurde es Jasepb schwül. Wenn ste die Tür öffnete zum Stall nnd seine Muster stünde dort, was stillte er da sagen? Er folgte Marianne in die Tenne, nin solches zu verbüken. Da hörte inan vom Stalle her ein heftige? Meckern. „Acki, eine Ziege! Die müssen wir seben!" rief Lore nnd wollte nach der Richtung knnaeben, wober das Meckern kam. Schnell stürzte Jvsevh ans die Stalltist bin: „Da können nur net hin, Fräulein Lore!" rief er ängstlich, „da is zngesverrt." „Wirklich? Ach nein! Sie wollen „ns bloß nicht da bin- einlnl'en. Bitte, bitte, wir möchten die Ziege selten." Jasevb stellte sich wie der Engel mit dem Schwerte vor die verschlossene Tür „O liebs .Herrgala, Joseph, mach net ans." hörte er durch das Schlüsselloch flüstern. Er wischte sich de» Schweiß von der Ssirn. „Die Geiß t» recht bös; ich kann Ihnen net «eilasienl" nahm er sich abermal» zur AuSred«. > «r. 10«, Leits » punkte au» abzulrhnen, nannte da« Rundschreiben „ein bedeutungsvolles Sozialprogramm"; Henry George, der bekannte amerikanische Bodenbesitzresoriner, schrieb einen offenen Brief an Leo XIII., i» welchem er ih» als, den Pater der Völker begrüßte, dem es zukomme. das erlösende Wort in den Wirren der Gegenwart zu sprechen. Und Kardinal Manning, der Manu, an dessen Grabe bald hernach 84 000' Arbeiiervertreter trauernd standen, behauptete in seinem Dank schreiben an den Papst: Seitdem der hl. Paulus seinen Brief an Philemon schrieb, sei nie ein bedeutungsvollere» Wort christlicher SozialweiSkeit in die Welt ergangen, al» das Arbciierrundschrei- ben Papst Leos XIII. Schon vor seiner Wahl zum Oberhaupt« der katholischen Weltkirche hatte der tiefe Denker Joachim Pecci dem Suidium der sozialen Fragen viel Zeit gewidmet. Jahrelang vor Ausgabe der Arbeiterenzyklika holte Papst Leo XIII. mündliche und schriftliche Gutachten hervorragender Fachmänner über ei», zelne soziale Probleme ein, studierte die Lehre» der Geistes- Helden der christlichen Vorzeit, zumal der großen Deuker der Scholastik, kein Wunder, daß das Resultat dieser eingehenden Studien nicht etwa au» abgerissenen Anweisungen besieht son dern in gewaltige» Zügen ein voll ständiges soziale» Programm darstelll. Das Arbciterrundschreibcn Leos XIII. wurde i» alle Kul iursprache» übersetzt, erschien allein in deutscher Sprache in Hunderten billiger Ausgaben*!, wurde in Deutsch land, Frankreich, Oesterreich, Spanien, Italien, Beigen, Holland nsw. der Anlaß und die Norm für die Gründung und Betätigung vieler tausende kaiboliscber Arbeitervereine und Gewerkschaften und bietet noch heute die beste Richtschnur einerseits für po sitive soziale Arbeit und andererseits für die Abwehr gefährlicher Schlagworte. Wäre das soziale Welt- rnndschreibcn LeoS XIII. auch von unseren Staatsmän nern und voni U n t e r n e b m e r t u »i mehr beachtet und be folgt worden, so wären uns heute viele Wirren und gefährliche Entwicklungen erspart. Wenn heute in Deutschland, Oester« rcicO Italien iftw. die sozialistische und kommmnstische Be- tvegnng nicht alles über der, Hausen werfen kann, so verdanken wir das jenen Männern, welche nach den Weisungen LeoS XIII. Sckmtzdämme aegen die verheerende Flut der Demagogie ',. jahr zehntelanger Arbeit anftübrtcn und durch positive Maßnahmen zeigten, wie man die Kluft zwischen sozialem Elend einerseits nnd maßloser Raffaicr des Großkavitalismns andererseits über brücke» kann nnd Überdrucken muß. Geride heute, wo Sozial demokratie und Kommunismus mit den letzten Rccktsbegrisfen anfränmen nnd »ns dafür die Schrecken der Proletarierdiftatnr bescheren wollen, sollte die Arbeitecenzyklika Leos Xkll durch katbolische Vereine, Gewerkschaften usw. p,a»i»äszig verbreitet werden. Ein Arbeiter, der sich über das Wesen der sozialen Fraae, über die notwendigen Voraussetzung.» für eine gedeib- liche Lölnna derselben, über sozialpolitische Vhrene» nnd ökono mische Wirklichkeiten i»i klaren ist, der Wied nicht so leicht de» Irrlichtern der ftiiiivflgen .Klgssenhgßvo.lit!k ngcbleniscn. *! Eine gefällige, stgr dis'-omerte und mit einem b-rrlieben Vorworte de? llniversitätsvrofessors Tr. I. Beck verleben- ?!»?- gäbe erschien unter dem Titel ..Rnudscku'eib-'n Vgvst Leo Xkll. über die Arbeiterftgge" im Verlage Ambr. Opfte in Wa-nSdorf, Rordböbme:' Einzeln 00 Helfer tschechisch n- 00 Pfennig. 100 Eremvlnre 54 Kronen tschechisch, 1000 Ereinvlare 500 Kronen tschechisch. Der Verlauf der Frankfurter Messe Dieser vierten internationalen Hecrsck'ou gewerbl.ch indu striellen Lebens, die vom 10. bis 10. Avril slattfand. b-enst dein ai'smcrksamen Beobachter binstck üich ibrer Ergebnisse Stoft ?u mancherlei Betrachtungen uud Schlußfolgerungen. Vm allen Di> gen siebt fest, daß bei der-Franknirtcr Messe von einer reni letale, Veraiistaltliiig nickst mebr d-e Rede sein kann: un G'geu- tcil der nationale wie intern,itwnale Ebarakter im in jeder Bestellung zum Ausdruck. Was i», besonderen di- Beieftigung ans Deutschland betrisst, so war keines der deutschen Länder vertreten. Das Reich bat die Bedeutung der Fbaaknirtcr Mw-' gleichfalls erkannt, was schon daran? bervorg.stst dar e» der Messe eine ilnterstützniig von 800 000 gv. ^nst^-mu, ließ. Man wird in der Annobme nicht feblaeb-n. daß dir llnwrsti'ft' des Reiche? auch in Zukunft der Frankfurter Messt sicher ist, gilt e? doch, zum Besten des deutschen Handels, der d-nts.ben Wirtschaft und der deutschen Industrie beizuirag-u. Auest.'.,- ueud muß bei dstler Gelegenheit auch des weitstchjigcu Ent» gegenkommeus des Kouuuuuas-Lnudtaoes in Wiesbaden neazcht werden, der biusickstlich dr? der Frankfurter Messt bewistigien Zuschusses geradezu ein vorbildliches B> ftmel , m Reick' ' nd een einzelnem Ländern geaebrn bat. Worte bra-istern, oder Bei spiele reißei' hin! Möge die Wahrheit d'-sts Satze? le, allen Behörden ihre Ritl'anwimdung nickst vermissen lauen. Will man im allgemeinen ein abschließende? Ift-i n> über die aus der Frankftirter Melle grlätigten Geschäfte abgebeu. so darf man nstlst verschweige,', das, der una.üua'ae En >,..r. der Sanktionen nicht u, vertan.»"» wor. Es ist > nr zu natürlich, daß einerseil' dir Käufer an? den an de» Sa.ftftcmrn beteilig:?» Ländern sieb kan»' meetbar einaesuudrn batten und andere,stü-S Doch Joseph? Wideestand reizte Lore nur noch mebr. Lachend legte sie die Hand aut den Drücker: da e'stnne sieg von innen dir Tür von selbst und freudig meck-rnd siin ve der Geisvock heran?. Mit laute,» Schreckensschrei stoben die Besuchen»»ei: ..tm Hans hinaus, der 0',eie l ock ibuen nach und diesen uuee u folgte, immer laut „Haus! Haus!" rufend, Jos'vb. Doch Hans wollte die crruuaene Freiheit nrustßeu - ibu brachte k.n Rui zurück. So ging die wilde Jagd fort, bis Lore uud Marianne das W.fts» Haus glücklich err.uckn batte» nnd hinter ibuen d e wo s ür krachend tu da? Schloß siel. Jetzt erst hörte der Mistet,, : ,«v» sevhs verzweifelte Lockrufe und ließ sieb beimlüluet Tränen standen Joseph im Auge, ais er daststu in die Stube trat. Der neue schöne Pavstrkrage» war ze> ftien: aus dem frische». Meißen Bestück, batte» dir anderen Hübner nun auch gleich ihrem Herrn und Meister ihre Karten bi,,teeleg! und zu all dem batte nun all dies die Mutter gesehen. Er ntrckstete Fragen, Varwürse. vielleicht sogar Zankworie: dst Muster aber fragte bloß nach den Stieseln, die die beiden Mäd>-'rn geleucht haben sollten, und als Joseph keine Ansknint d,zu geben wußte, verließ sie schweigend die Siube uud verio. 'ein Wort n>eh, über die oou'.e Sache. Vierzehn Tage waeen seitdem dalstu. Lore und Maen'-.ine rnstctcn sich -zur Abreise. Tagtäglich war Jaserb. mu ft-neu zu sammen gewesen. Er saß schon vor Tagesanbruch ans den» Schustersiiibl bei der Arbeit, um »ist abends Zei: zum Bestich« im Wirtsbaus zu gewinnen. Die Mutter fragte jlm nie mehr, wenn -r von dar! kam. Ein einziges Mal wollte sie willen, wir lange d.e Mstdck,," noch blieben, und als er es ibr gesagt batte, war ste wiecur n!>! ge» wesen. Heute sollte der letzte AI er.d st'n. Ja'>-b war duS Herz schwer — er süblte schon setzt dxs «nnin.gi»,.-h lick, regen. Gedankcnversnnsen saß er bei der 2 beit. -Sb wrchl auch Lo.e. seiner noch ardenst. ist ste mal w-edc, ftrii: ob ste es abnt, daß seine treue Freundschaft mebr als Frei ndschas, ist?' Warum muß er ein armer Schuster 'ein nnd sie die stolze, ,'ckst e. i ee» Lore! — Sie war bcsemdeiS während der letzten Tage aus nehme ch lieb gegen ihn gewesen. Ost. wenn sie ih» so schelmisch nuge- läckielt, war er versucht gewesen, Unmögliches e„ alanben — z>, glauben, daß sie sein Emvftnden teile, bis lie dann, ihre Launen plötzlich wechselnd, salt und „niiabbar, stolz ihm wieder aegen- übersiand nnd er die weite Kluft, di« zwischen ihnen unübcr, brückbar lag, nur allzu deutlich fühlt«. - - (Fortsetzung folgt.)
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