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Sächsische Volkszeitung : 10.05.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-05-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192105102
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19210510
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19210510
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-05
- Tag 1921-05-10
-
Monat
1921-05
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 10.05.1921
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Dienstag den 18. Mai 1921 Nr. 106, Seite g ät 'M x- S! e: ld i i Dazu muh ausdrücklich bemerkt werden, daß diese Mel» düng vollständig irreführend ist. Aus genauester Kennt nis der Dinge heraus können wir Mitteilen, dah e» falsch tst, wenn versucht wird, hier und anderwärt» von einer linksstehen den Gruppe der Zentrumspartei zu sprechen. Di« Meinungen, »b man Ja oder Nein sagen soll, find fast in allen Fraktionen geteilt gewesen, als die Beratungen über da» Ultimatum inner halb der NeichStagöfraktionen auf der Tagesordnung standen. Auch in der Zcntrumsfraktion würden die Gründe für »M wider «ufr genaueste abgewogen. Die Entscheidung ist ja tatsächlich eine so furchtbare, dah man das kaum in Worte kleiden kann. Gerade deshalb aber mutz dagegen Einspruch erhoben werden Wenn der Versuch gemacht wird, da» Für und Wider parteipolt« Usch auöznschlachten. Wenn es nun heißt, die ZentrumSfraktion fei nicht bereit, enigcgen dem Bekenntnis der anderen bürger lichen Parten» das Odium einer Unterschrift allein aus sich zu nehmen, so ist daran etwas Nichtiges. Nachdem dieieS Moment in ei, em Teile der Presse angeführt wurde, muh dazu «in oste »es und ernstes Wort gesprochen werden. Die gegenwärtige Situation hat Achnlichkett mit den schwülen Juni tagen des Jahres 1818, als es sich darum handelte, ob der Frie- dcnsvertrag von Versailles unterschrieben werden sollte oder nicht. Die Grunde, warum damals die große Mehrheit der Zen- trumssraktion in der Nationalversammlung sich für die Unter schrift anssprach, sind bekannt. Damals siel das Wort des un vergeßlichen Zentrnmsführers Gröber, daß das Vater- gcrcttet werden müsse, selbst tuen» die Zentrnmspartei darüber zugrunde geben sollte. Für jede» Einsichtigen ist es inzwischen klar geworden, daß damals die Reichseinheit durch den Einmarsch der Feinde unmittelbar nach den Nevolutionömonaten Vernichter Worden wäre, wenn das Friedensdiktat von Versailles keine Unterschrift gesunden hatte. Damals waren die Beratungen über die RcichSvcrfassung von Weimar noch nicht abgeschlossen. Das und viele andere Momente mußten in Betracht gezogen werden. Niemand w>rd abstreitcn wollen, dah trotz aller be dauerlichen Vorkommnisse der letzte» Zeit unsere inneren Vcx- hältnisse im Vergleich zu der Lage vor zwei Jahren als bedeu tend konsolidierter bezeichnet werden können. Das Zentrum hat damals — parteipolitisch betrachtet — das schwere Opfer ge bracht und seine Wählerschaft hat, von wenigen Ausnahmen ab gesehen, dieier Situation Verständnis entgcgcngcbracht. Heute liegen die Dinge wesentlich anders. Wir hatten jetzt fast ein Jahr lang eine Negierung, an der auch d'e Deutsche Volk-Sparte, wesentlichen Anteil hatte. Nach der heutigen Lage der Dinge ist eS ganz selbstverständlich, daß das Zentrum allein für eine eventuelle Unterschrift die Verantwortung wohl kaum über nehmen könnte und dürste. Wir wollen uns daraus beschrän ken, beute lediglich diesen Hinweis zur Aufklärung gegeben zu haben. Wad wir in diesen Tage» und Zeiten unbedingt notwendig haben, das ist vor allem auch die Erhaltung des kon fessionellen Friedens-. Nun beschwert sich das »Evangelisch-lutherische Valksblatt für Stadt und Land" (Nr. 18 vom 8. Mai), das auch vor allem in Schnlfragcn bis jetzt stets die Verdienste der Zenlruinspartei an- erkannt hat, darüber, daß die in Erfurt als Wochenblatl erscheinende »Thüringer Volkswacht" sich in ihrer Nninmcr vom 28. April anläßlich des Tages van Worms eins Luther-Schmähung geleistet habe. Das Blatt hat geschrieben: »Schließlich kann ja auch Max Holz und seine Schar die Wort« zitieren, die Luther in den Mund gelegt werden, die er aber nicht gesprochen hat: Hier stehe ich, ich kann nicht anders:" Das »Evangelisch-lutherische Volksblatt" fragt, ob damit der von der „Volksmacht" beklagten Zersplitterung gewehrt wird. Wir haben dazu zu sage», daß wir die erwähnte Auslassung des Erfurter Wochenblattes ohne weiteres als eine Entgleisung onschen müssen, eine Entgleisung, die auch wir in, Interesse des kon fessionellen Friedens aufs tiefste beklage». Wir stehen nicht an, die Hoffnung auszudrücken, daß auch die „Thüringer Volkswacht" es einsieht, daß diese Bezugnahme auf den Verbrecher Hclz in diesem Zusammenhang tatsächlich eilte Schmähung darstellt, die anss Entschiedenste zurückgewiesen werden muß. Wenn aber daS „Evangelisch-lutherische Volksblatt" in besonderer Druckart be- tont, daß das Wochenblatt „Erfurter Zentrumsorgau' iei, so wird damit natürlich der Anschein erweckt, als ob daS Zentrum sür diese Entgleisung verantwortlich gemacht werden sollte. Da- gegei müssen wir Einspruch erheben. Auch daS „Evangelisch- lutherische Volksblatt" sollte bedenken, daß Entgleisungen schließlich in allen Lagern Vorkommen und daß der KatholiziS- n»S in Deutschland unter Verdächtigungen bis zu!» heutigen Tag ü> ganz außerordentlichem Maß zu leiden hat. Im Jnicr- eüe dcs koufessiouelleu Friedens und angesichts der traurigen Lage unseres Vaterlandes haben wir eS gerade in diesen Tagen i'.ntellassen, solche Verdächtigungen einer näheren Betrachtung zu »ntcrzieben. Nun könne» wir aber doch nicht mehr ganz a '» vorübergeben. Wir müssen darauf verweisen, daß der d e u t s ch n a t i o- uale „NeichLbote" in Berlin, der in evangelischen Kreisen aai >»ordentlich viel gelesen wird und dort als eines dc» ersten Organe des Protestantismus anerkannt wird, erst in Nr. 16si vom 28. April einen geradezu unerhörten Artikel veröffentlichte. Tort ist von dem „reichsgefährlichen Walte» des waschechten Illtramontaniömus" die Rede. Der „NeichSbote" behauptet in diesem Artikel, die Geschichte werde eS einmal zeigen, „wie sehr der Illtramoutanismus an der deutschen Niederlage und Revolu tion schuld ist". Der Papst wird in diesen! Artikel als « n „im Vankan nur zu oft objektiviertes Subjekt" bezeichnet. Ja, der Neichcbote bcbauptet weiter, der Ultramontanismus würde die Geschäfte der Entente besorge», der UltramontüuiSmuS wolle „die völlige Zerschlagung des Deutschen Reiche«, ein katholisches» südlich und westlich gerichtetes Deutsches Reich", er spricht davon, daß „die schwere Hand des UltramontaniSmuS aus Deutschland besitzergreiseud niedersinkt", er erklärt, „daß der UltramontaniS- mu», wie immer er auch i» den jeweiligen Epochen geheißen haben mag, aus Tagen deutscher Niederlage seinen Vnrteil ge zogen hat". Das ist nur rin Teil der Schmähungen, die i» dem einen Artikel de« Berliner „Reichsbote»" vom 28. April ent halten sind. Wir glauben, selbst das „Evangelisch. lutherische Volksblatt" wird zugeben müssen, daß gegenüber diesen un glaublichen Schmähungen de« KatholiziSmu», gegenüber Schmähungen dieser Fülle in seinem so führenden deutschnationale» Blatt« wie de« .RrichSboten", dies« eine Au», logung 1» d«» »Erfurt«, Wochenblatt" verblaßt. Den konfessionellen Frteden habe» wir auch »«»halb ndtig, tz»«U di« Kämpft di« sich «n da» N«ich»schulges«tz «nt- spinnen werden» «in« geschlossen« Front bringen «üffen. u» de« Kamps» bÄ» »nttchristentum» gewachsen »u sei». Di« schwer« außenpolitisch« Lag« darf unser« WachsaMkeit nicht trüb««, dt« christlichen Eltern müssen vor allem für di« Eltern rat »wählen rüsten. Auch der katholischen Schulen sucht sich de, Eoztali»mu» zu bemächtigen. Wir finde« in sozialistischen Blättern, ». B. in Dresden, Hinweis» i« redaktionellen Teil, wo di« Eltern und Srziehungspflichtigen» di« Kinder in die katho lischen Volksschulen schicken, zu Besprechungen «ingeladen wer den. Auf der Tagesordnung solcher Besprechungen steht: „Stel lungnahme zu den Elternratöwahlen". Darum muß «S heißen: Ehristliche Eltern» seid auf der Wachtl Wir haben eingangs dieser Ausführungen betont, daß eS sich um Leben und Tod des deutschen Vaterlandes handelt Aller Augen sollten jetzt auf die Vorgänge in Berlin gerichtet sein. Getragen von Ernst »nd Würde, sollte daS Aultrcten des ganzen deutschen Volkes fein. Die Vergnügungs sucht aber geht weiter. Ungehemmt und uugemindert. Vor einigen Monaten hat man gelesen, daß sich ein Bund zur Ver einfachung der Lebensführung des deutschen Volkes gebildet habe» soll. Man hat dann nichts mehr von diesem Bunde gehört. Er wird auch wenig ausrichten können. Der Geist muh es machen. Alle diejenigen, die wirklich das Vaterland lieb haben, müßten jetzt auch in diesem Sinne ihre Stimme erheben. Es schneidet einem geradezu ins Herz, wenn man von all den Feiern liest, die jetzt begangen werde». Als ob wir im Iwssten Frieden lebten, werden jetzt tagelang Stiftungsfeste begangen. Wo bleibt der Görres unserer Zeit, der wie einst vor hundert Jahren mit gewaltiger Stimme dem deutschen Volt ins Herz spricht, der Flanimenworte niederschrcibt, die Wider hall im deutschen Volke finden. Es soll damit nicht gesagt sein, daß selbst i» unseren Tage» nach angestrengter Arbeit auf jeg liches Vergnügen verzichtet werden soll. Aber zwischen Ver gnügen und Vergnügen, zwischen Feiern und Feiern ist rin großer Unterschied. Mit berechtigter Genugtuung können wie doch vielleicht bei dieser Gelegenheit darauf Hinweisen, in welch schlichter Weise die Deutsche Zentrumssraktion des Reichstages vor zwei Wochen die Feier ihres 60jährigen Bestehens beging. Ein mehrstündiges Zusammensein mit einem Abendbrot, wie es einfacher nicht hätte sein können, das war die Jubiläumsfeier des Zentrums. Aber die Gemüter und die Herzen haben an diesem Abende gerade angesichts des Ernstes der Zeit um so inniger zusommengcklungen. Die Bande der Freundschaft sind nur noch enger geschlossen worden und das Gelöbnis der Treue zum Vaterland und zur Partei hat trotz der Einfachheit der Feier oder vielleicht gerade deshalb um so wuchtigeren Ausdruck gesunden. tzgs. Briands Antwort Eine Entstellung der Tatsachen Berlin, 8. Mai. Die sranzöjische Regierung Hai auf die deutsche Rote bezüglich Oberschlesien unter dem 7. d. M. sol- gende Antwort erteilt: Herr Geschäftsträger! Ich habe die Ehre, Ihnen den Empsang Ihres Briefes vom 6. Mai 1821 zu bestätigen, durch den Sie die Güte hatten, von den ernsthaften Unruhen mir Mit teilung zu machen, die in Oberschlesien entstanden find, ansrag ten, ob die interalliierten Besahungstruppen imstande seien, di« Ordnung wiederherzustelle», und mir zur Kenntnis brachten, dah die deutsche Regierung bereit sei, jede verlangte Hilfe zu leisten. Ich beehre mich, Ihnen mitzuteilen, daß die übermittelte» Mel- düngen ans deutscher Quelle in tendenziöser Weise die im übri gen bedauerlichen Vorgänge darstcllen, die sich in einem Teile des oberschlesischen Abstimmungsgebietes zugetragen haben. Der Grund der Unruhen ist ohne Zweifel zu sehen in den ans deut scher Quelle veröffentlichten Nachrichten, die in unzntressender Weise meldeten, daß die Alliierten sich entschieden hätten, den größten Teil des Industrie- und Bergwerksgcbietes Deutschland zuzutcile». Diese falsche Meldung hat den Aufstand der Insur genten entfesselt. Wie dem auch sei, die interalliierte .Kommis sion, die mit der Verwaltung dcs Abstimmungsgebietes beauf tragt ist. hat in einmütigcr Ucbercinstimmung die energischsten Maßregeln zur schnellen Wiederherstellung der Ordnung und zur Wiederherstellung der Sicherheit der Einwohner aller Natio nalitäten, die im Abstimmungsgebiete leben, getroffen. Die alli ierten Truppen haben voll ihre Pflicht getan. Die jetzt emlan- scnden Meldungen lassen eine wesentliche Besserung der Lage in den wichtigsten Zentren der Grnbenreviere feststellen. Die inter alliierte Kommission hat an Ort und Stelle die notwendigen Nc- krntiernngsinaßnabnten anpeordnet, um die Lücken wieder auf zufüllen, die in der Polizei durch den Abgang polnischec Ele mente entstände» sind. Sie hat dadurch der Bevölkerung die Beruhigung verschafft, die sie wünschte. Von irgend einer der interalliierten Kommission sür Oberschlesien von außerhalb zu leistenden Hilfe kann nicht die Rede sein. Genehmigen Sie, Herr Geschäftsträger, die Versicherung meiner vorzüglichen Hochach tung. gez.: Briand. Hierzu bemerkt das W. T. B.: Die Darstellung der Note der ftanzöjischen Regierung zeigt, daß man in Frankreich die wahre Lage i» Oberschlesieu nicht seihen will. Ter Voewurs der tendenziösen Berichterstattung ist ebenso haltlos wie die An nahme, der Grund der Unruhen sei ohne Zweifel in den auS deutscher Quelle veröffentlichten Nachrichten zu sehen. Es wird festgestellt, daß von keiner deutschen Stelle und von keiner deut schen Zeitung vor dem I. Mai eine Meldung veröffentlicht wor den ist, wie sie die „Oberschlesische Grenzzeitung" am 1. Mai veröffentlichte. Wenn die „Obcrschlesische Grenzzeitung" die Meldung auf Berliner Quelle zurückführcn will, so ist das nur ein plumper TänschniigSvcrsuch. Dazu konunt »och, daß die Meldung ganz offenbar nichts anderes war, als ein verabredetes Zeichen, »m den planmäßig vorbereiteten Aufstand loSbrechev zu lassen. ES wird weiter festgestellt, dah eine Besserung der Lage in Oberschlesien leider nicht eingetreten ist. Korfantv ist nach wie vor im größten Teile des Abstimmungsgebietes Herr der Lage. Nach wie vor liegt daS wirtschaftliche Leben in Ober- schlcsien darnieder. Nach wie vor ist die deutschgesinnte Bevöl kerung im größten Teile des Gebietes schutzlos den Bedroh»»- per, der Aufständischen auögesetzt. Die bisher von der interalli ierten Kommission getroffenen Maßnahmen haben der ober- schlesischen Bevölkerung keineswegs die Beruhigung verschafft, die sie wünschte. Die Erregung der bedrohten Bevölkerung ist vielmehr steiig gewachsen, da die interalliierte Kommission bi» jetzt nicht in der Lage gewesen ist, den gesetzmäßigen Zustand wiedkrherzustellen. Im übrigen zeigt die Note, daß man in Frankreich jede« Eingreifen Deutschland» zur Besserung der Lag, ablehnt. Die Lage ln Oberschlefien unverändert ernst vppeln, V. Mat. Die Lage tm Aufstandsgebiet muh nach den Meldungen, die dt» zum 9. Mai abends Vorlagen, nach wie vor al» äußerst ernst angesehen werden. Die Erregung in den Industriestädten tft besonders groß unter den zahlreichen Flücht ling««. dt« um da» Schicksal ihrer zurückgelassenen Angehörigen und ihre» zurückaelassenen Eigentums lehr besorgt sind. In Laband »nd Htndenburg sind wiederum Verhaftungen zahlreicher deutsch« gesinnter Personen durch dt« Aufständischen erfolgt. AuS dem Kreise Tarno w itz wird dt« veschlagnahme von Fahrrädern und großen Mengen Spiritus durch dt« Aufrührer gemeldet. Die Avana»an»h«b«naen dauern noch an. doch haben vielfach schon polnisch gesinnt« Oberschlefier versuch^ sich dielen AuSbebungen z» «ntztehen. In der Stadt Kattowttz wurde von polnischen In surgenten ein Kraftwagen geraubt. Inder Stadt Gletwttz durch, fahren bereit« Kraftwagen mit polnischen Bewaffneten die Straßen. Der Bahnhof Kan drztn tft infolge der zähen Verteidigung dnrch Italtentsch« Truppen bisher nicht besetzt worden, da. gegen fielen die Bahnhöke in Leschnitz und Thul« tn die Hände de, Aufständischen. Infolge der Besetzung des letztgenannten Bahnhofe» durch die Polen ist der Verkehr auf der Strecke Kreuzburg-Opveln unterbrochen Kattowitz, 9. Mai. Die .Oberschlesische Post' brachte am Sonnabend folgende» Inserat: „An der umstrittenen Front tn diesem gig ben wundung folgende Brüder den Ehrentod des FreiheitskampseS: von der 6. Hundertschaft der Abstimmungspolizei Rhbnik, Gruppe Gleiwitz, der Hundertschaftsführer und Hauptmann Walter La- risch ifolgen drei weitere Namen). Auf seiten der polnisllicit Kampforganisationen fielen ferner: (folgen sieben Namen,. Vc- wegten Herzens gedenken wir dieser toten FreiheitSheldev. Wir stehen an ihrem Grabe nicht in tiefster Ergebung, sondern mit kaltblütiger Entschlossenheit, auch unser Leben für die endgültige Befreiung des polnischen Volkes in Oberschlefien einzusehen. Diese TodeSfrendigkeit wird gewonnen dnrch die Liebe zum oberschlesischen Volk, zur oberschlesischen Erde und zu unserem Mutterlande Polen. An der Bahre unserer toten Brü der schwören wir, das Freiheitswerk in Oberschlesieu fort« zusetzen bis zum letzten Atemzuge, komme was da will! Die polnische .Kampforganisation, die polnische» Offiziere und Beamten der AbstimmungSpoli. zei Rhbnik." Aktive Teilnahme polnische« Militär« Berlin, 9. Mal. Un'cr ben im Lazarett Wischen im Kreis« Kreiuburq unteraebrachten verwundeten Aufständischen befinden sich Angehörige des 6. und 18. po'nischen Grcnzreai'ments, wodurch di« aktive Teilnahme regulären polnischen Militär« om Aufstande wiederum klar erwiesen ist. Saktow'tz, da? vorüber, gehcbend in die Hände der polnischen Banden gefall,q war, ist nach schwerem Kamps« behauptet worden. DI» Aufständischen verloren 7» Tote. Deutsche Protestnote an Pole« Berlin, 8. Mai. Der deutsche Geschäftsträger in Warschau hat der polnischen Regierung eine Note übergeben, in der Ver wahrung eingelegt wird geoen die EoltdaritätSerklärring der polnischen Ministerialbeamten mit den oberschlesischen Aufständischen. Ferner wird protestiert gegen das Abwerfen aufreizender Pro- klamationen über Oberschlefien au» Flugzeugen, und ferner Einspruch dagegen erhoben, daß die Warschauer Polizei »« unterlassen habe bet einer nntlonalen Demonstration auf einem Balkon am Fest- platze ein« Deutschland schwer beleidigende Ausschmückung zu beseitigen. Di« Interalliiert« Kommission gegen dt« polnische» Bestrebungen Oppeln, 8. Mai. Auf Grund des Beschlusses der gestrigen Versammlung der deutschen Bevölkerung ln Oppeln verhandelten heute die Vertreter der deutschen politischen Parteien mit der Interalliierten Kommission in vppeln. Nach Abschluß der Be» sammlung erließen dt« deutschen Parteivertreter folgend« Be- kanntmachung: „Die politischen Vertreter der deutschen Bevölkerung wurden von der Interalliierten Kommission empfangen. Dem gestern von der Versammlung auf der Plane gegebenen Auftrag entsprechend forderten die politischen Vertreter von der Interalliierten Kommission, den polnischen Aufstand in kürzester Zeit mit wirk- samen Mitteln zu unterdrücken und mitzuteilen, welche Maßnahmen In dieser Richtung getroffen sind. Di« Interalliierte Kommission gab sehr entgegenkommend« Erklärungen. Insbesondere wie» sie darauf hin, daß von ihr Truppenverstärkungen zur Unterdrückung des polnischen Aufstande» in Oberschlefien beim Botschasterrat beantragt seien. Außerdem gab sie bekannt, daß der Botschasterrat in Pari« den polnischen Aufstand verurteilt und bindend erklärt hat, daß Korfanty durch seinen verbrecherischen Ausstand die Entschlüsse deS Obersten Rates nicht beeinflussen kann." D». Simon« Dan» an die italienischen Truppen in Ober, schlesie« (Eigener Drahtbericht der „Sachs. Volkszeitg. > Berlin, 18. Mai. Wie verlautet, hat der ReichSmniister De. Simon» den italienischen Botschafter Fraviati zu sich gebeten, in» ihm den Dank der deutichen Regierung zu der Haltung der italienischen Truppen in Oberschlefien aiiSznspreche». Der Minister hat den Botschafter ersucht, den Dank der italienischen Regierung zur Kennt- niS zu bringen. Anerkennung Korfan ys durch die En entc? Berlin, 8. Mai. AuS Berlin kommt die Meldung, daß die interalliierte Kommission mit Koriaulis einen Kompromiß eingegaugen ist. Die interalliierte Kommission soll heute der Oppelner Presse die Mitteilung haben zngehcn lassen, daß eS sich für sie nur »ocb darum handeln könne, die Proviant- und Flüchtlingsfürsorge in die Hand zu nehmen. Für das übrige sei in dem jetzigen Stadium der Dinge nur noch die Botschafterkonferenz zuständig London, S. Mai. Der Berichterstatter der „Times" meldet aus Sosnowiee, wo er mit Korfanth zusammentras: Kerfanw stehe sowohl der polnischen Regierung wie auch den Alliierten gegenüber sehr stark da. Oestlich der Oder könne er heute imi was er wolle. Seine Anhänger seien überzeugt, daß der Oberste Rat in ein oder zwei Tagen klein beigcben werde. Wie der Berichterstatter der „Times" weiter meldet, de- sagen die aus Warschau eingetroffenen Nachrichten, daß sie vol- nische Regierung die Führung im Lande vollkommen verloren habe. In Warschau fand eine große Kundgebung statt, in der verlangt wurde, dah den polnischen Truppen der Befehl gegeben werde, sich dem Aufstande in Oberschlesien anzuschließ»n. E» gebe Persönlichkeiten in verantwortlicher Stellung, die bereit seien, die Volksstiinmung ohne Rücksicht auf die Folgen auszu- nützc». Die polnische Regierung sei auch nicht i» der Lage, di« Schliehnng der Grenz« gegen Oberschlefien durchziisetzcii. Englische Prefsestimmen London, 10. Mai. Die englische Presse wendet den Er eignissen in Oberschlesien weiter große Aufmerksamkeit zu. Di« . Morning Post" meldet aus Beuthen: Unter den alliierlen Vertretern und den Bürgern herrsche große Unzufriedenheit über die Parteinahme, die von den Franzosen den polnischen Aufstän dischen gegenüber an den Tag gelegt worden sei. Bei AnSbrnch der Ausstandsbewegung hätten sich die Franzose» mit neun Bataillonen, Tanks, «nein Regiment Kavallerie und Artillerie untätig Verhalten, während di« Italiener getreu der Ken Alli ierten übertragenen Pflicht, die Ordnung aufrecht zu erhalten, über hundert Mann Verluste hatten. Die geringen Verluste de« Franzosen seien hauptsächlich Unglücksfällen zuzuschrejben. Im
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