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Sächsische Volkszeitung : 15.01.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-01-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192201154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19220115
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19220115
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-01
- Tag 1922-01-15
-
Monat
1922-01
-
Jahr
1922
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 15.01.1922
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Sächsische voltSzettunf-, Sonntag den 18. Januar 1022 Dos mag manchen von uns in Deutschland sonderbar dünken, denn die Politik Briands war für Deutschland hart und drückend genug. Wir haben nicht so viel Optimismus, zu glauben, das; d"u radikalen Naiioiialjsten im Deutschen Reiche wenigstens nach träglich die Erkenntnis kommt, das; deshalb die deutsch« ReichS- poliiik in der gegenwärtigen Zeit ein Interesse daran haben mußte, daß Briaud an der Spitze der französischen Negierung blieb. An der Tatsache selbst läßt sich trotzdem nichts ändern. Nach den Ereignissen der letzten Tage, denen, wenn auch kleine, so doch verheißungsvolle Anfänge vorbergegangcn waren, scheint uns die Zukunft dunkler als je zuvor. Ost FraiErcuch mit seiner Politik heute schon den Vogen überspannt hat. ka> n niemand sagen. Ob die Regierung Poincarö oder Var- tbrn heißt, jedenfalls wird in der allernächste.' Z-c ;">a»f- reich radikalnationalistisch, daS heißt radikal deutschfeindlich iin Extrem regier: werden. Man kann mit Spannung sei nächste» Tagen enlgegeiilebei,, welche die Siellnnaiiabme der Alliierten zu dem französischen Shstemwechscl bringen werde». Wir Wolken keine Hoffnungen erwecken, aber wir glaube» doch sagen zu können: Poincarö hat einen Sieg davongetragen. einen Pyrrhussieg! I,«!- Die englische Auffassung London. 13. Januar. Das dramatische Ende der Konferenz von Cannes »nd der Abgang Briands werden allgemein bedancrt. Es wird allgemein scharfe Kritik gegen diejenigen geübt, die Briands Position unterhöhlten, wozu der Präsident Milierand gehöre. Die „Times" halten ihm vor, das, er an zahlreichen Fehlern der letzten Jahre schuld sei und daß die'er Teil der Fran zosen ohne Fühlung mit den Weltideen sei. Des melieren wird angenommen, das; das Verschwinden Briands nur vorübergehend sei. Die Gesamtlage wird als ruhig ausgefaßt, wobei zwei Tat sachen als entscheidend angcehcn werden: 1. Tie absolute Entschlossenheit Londons, an dem euro päischen Programm gemäß dem Memorandum Llohd Georges sestzuhaltcn. L. Ter Umstand, daß innerhalb der Neparationslvmmission eine feste Majorität für die Bewilligung eines Teilmoratorinms gesichert sei, worauf Briand seinen Nachfolger ausdrücklich ans- merksam machte. Die Engländer nehmen deswegen an, daß die Resolution über die Konferenz in Genna bestehen bleibt. Im Gegenteil konzentriert sich die englische Politik auf die Er haltung der Errungenschcisten der Konferenz von Cannes, deren Bilanz jedenfalls günstig ali sch ließe» >v c r d e. Ohne das die Neparationsfrage formell erledigt sei, liege die Basis für die nunmehr notwendige provi sorische Bewilligung durch die Reparationskommission fest. Für Deutschland sei die Situation somit praktisch nicht verändert. Die allgemeine Auslastung geht dahsti, daß auch Pot »care auf eine Kooperation mit England bedacht sei, so daß militärische Expeditionen nicht in Betracht kommen. Die Auffassung in Holland Uber die sranzLsische Kabineiskrise Au» dem Haag, 14. Januar- Tie holländische» Z.ituiigcn bringen lange Betiachlnn ei, über die fiavzösiiche Miwstcrk.ise. Lebhafte Ne^oionis vor Postwmö ist darin n, veile: nbar. Maasbo e schreibt: Die Auffassung vc; schied, ner englisch r uns fraiiiösstcyer Zeitungen, daß der Mmislerivcchsel bloß als ein Zwischenakt an,»sehen sei und nicht als ein neuer Aufschub, lei wohl sehr naiv. Es ist sicherlich mit eii-cm neuerlichen Anslchiib zu r,ch,nn. Polinnä sei nicht imstande, das relhoriiche Sp'el. das Biiano zu 'viele» gkjwungcn war und da» er crsotgreich lpi.lle, jvit;»'etze». » Der englisch-französische Defensw- vertrag Paris, 14. Januar. Ter Text dcS englisch-französische» DcfcnsivvertrageS wurde am Freitag in Paris veröffentlicht. Es heißt darin: „In der Erwägung, daß Tcntschland zweimal im kchten Jahrhundert auf französischen Boden cindrang und dieser Boden noch hcu:e unter der Zerstörung leidet, in der Erwägung, datz die in den Artikeln 12, 43 »nd 44 des Versailler Vertrages »tedergelegten Sicherheitsmaßnahmen nicht ansreiche», um die Verteidigung der besonderen gemeinsamen Interessen der hohen vertragschließenden Teile zu gewährleisten, haben Sc. Englische Majestät und der Präsident der fraiizösischcn Republik das fol gende Abkommen geschlossen: k. Im Falle eine» direkte», nicht provozierten Angriffes gegen Frankreich durch Tcntschland wird sich England sofort auf die Seite Frankreichs mit allen srincn militärischen, maritimen und Luslstreltkrüfte» stelle». 2. Tie vertragschließenden Teile bekunden neuerdings ihr gemeinsames Interesse an den Artikeln 42, 43 und 44 deS Ver sailler Vertrages. Sie werden, falls eine Verletzung cinrS dieser Artikel droht oder falls sich Zweifel hinsichtlich ihrer j^ßkcgnng ergeben, zusammeuhnlten. V 3. Tic vertragschließenden Teile verpflichten sich, falls DenZchkand militärische, maritime »der andere Maßnahmen er greift, die mit de« Versailler Vertrag unvereinbar sind, zusam men uorzugrhen. 4. Der gegenwärtige Vertrag wird keinem der Dominions dcS Britischen Reiches irgend eine Verpflichtung anfcrlegen, s»- srrn diese Dominions nicht freiwillig diesen Vertrag anerkennen. 5. Der gegenwärtige Vertrag ist für die Dauer von zehn Jahren abgeschlossen nnd kann am Ende dieser Periode mit gemeinsamem Einverständnis verlängert werden." E?r» Neparat onslu'Lschkff fffr Amerika Friedrick-shajen, 13. Januar. Obalcjch die olfsi-'e^e Be stätig,,,,« de» Baues eines für Amerika bestimm!«» Ln tshlffes a»s der Zevpe'inwerit > och n cht bo-ste-t. ist nicht daran zu -Weiseln, das; die d>ntsckie Re-enina den Aiif-ag erhellten hol, av die V,r. eiviot'N St-wl-n ein Lunchst an Stelle de» z-rlcst'en Mariiicliit- schiv.S zu ltestrn. Die d<nl che Neg'e nua wird d n Ba» diese« Lufllchiis s der Z,pvel-i"verst übertrage,-. Das Lnstsch ff wird ans der FriidllckShasener W-rst -bergcstellt werden. AIS Banz tt ist m ildeste,-? ein J>'br erto'dellich. Die Dtr-kio-e» der Fr edrichs- kaiencr Werst sind nach Berlin abgereist, um den Bcmaustiag zu übrnehmen. lim lAnLelpoito LU orsparon, bittsn zvii'Luk cflSKom^VoAS unsere Momenten, clis nickt Zirvsits kostdc^icksr ginä UNli Kei llensn nickl sekon üucek 6>e Post rNcek» kASSierl u/orrlen isi, «len kekOsg liln riss 1. Vienle!- jskc 1922 (Mk. 24. ) sul unsei» fostseksekkLMo vi-kSlion 14797 eiaruLskien. Voi-lsg clor- SLvkgisvksn Vo!k8rsitikng. Transport amer kanischer Truppen aus dem Nheiriland Koblenz, 13 Jniuar Die Verringerung der amerikanischen Be!atzunnsiruvveii nimmt ihren Fortgang- I» den letzten Tagen wurden 1000 Mann ver'chiedencr Tiuvpentcite über Köm nach Ant- we,pen in die Heimat ablr importiert. Dem Transport schlossen sich verjchiedene amerikanijche Ojsiziersfam'lien an. Das Sch'cksal des Memellandes Memel, 13. Januar. Die in der deutschen Presse verschie dentlich aufgeiauckte Nachricht, daß Frankreich das Me» melland zu Litauen schlagen wolle, wird hier äu ge zw er seit. Gerade in litaurschen Kreisen Memels ist man der Ansicht, daß die französische Politik im Memelland aus ein französisches Protektorat über das Memelland urrd besonders den wichtigen Hafen hinzielc. Im Zusammenhänge hiermit erhält die französischerseits betriebene Anstellung von Polen im Me- mellande besondere Bedeutung. In Memel befürchtet man. daß die Entscheidung über das Schicksal des Memellandes hinansge- zögert werden soll, bis die polnische Anstellung so weit dnrchge- führt ist, das; da? polnische Element eine znverlässige Stütze für ein französisches Protektorat bildet. Die preußische Denkschrift über die Groß- Hambiirier Araqe Berlin, 14. Januar. Eine Denkschrift zur Frage einer Ab tretung preußischer Gebietsteile an Hambnrg ist im Aufträge der preußische» Staatsrcgierung von dem Ministerium für Han- Nr. 12. Seite 2 del und Gewerbe heranSgcgebcn worden. Tie Denkschrift gliedert sich in eine» allgemeinen Teil, der zur Frage der Gebictsabtre- tung grundsätzlich Stellung nimmt, und in einen besonderen Teil. Die Denkschrift kommt zu folgendem Schlüsse: Bei der großen in dieser Denkschrift behandelten Frage müssen nach der Ausfassung der preußische» Staatsregierung die gesamten deut schen Interessen voranstehe». Die Vergrößerung der Klein staaten ans Kosten Preußens ist eine Gefährdung des Einlwits. gedankrns und gerade ans diesem Grunde von Preußen abzuteh. ne». Selbst wenn die preußische Staatsregierung diese Er wägung beiseile schieben wollte, blieb weiterhin bestehen, daß der Bestand der Provinzen nicht gegen den Willen ihrer Bevölkerung aiuretastet werde» darf. Die preußische Regierung wird i» ge meinsamer Arbeit und durch verständnisvolles Entgegenkommen die bedeutenden, nicht nur für Hamburg »nd Preußen, sondern sür nanz Deutschland wichtige» Fragen löse» helfen, die auL den Verhältnissen an der unteren Elbe erwachsen sind. Die Verhandlungen über die Beamtenkeiüqe Berlin, 14. Januar. Am Freitag fanden in, Neichssinanz- ministeriu'n zwischen der Regierung und den Beanfiragten der Beaniienspitzcnorganisationen Verhandlungen über die Einkorn- menSverbesserung der Beamten statt. Von der Regierung wurde die Erhöhung der Grnndlöbne der Beamten aligelehnt „nd vorge- schlggcn. in die Beratung über eine Erhöhung der Teuernngözn. schläge einzntreien. Die Vorschläge der Regierung sind von den Beamtenorganisatione» abgelebnt worden. DnS Angebot ist schon deshalb »»annehmbar, weil die Beamte» der Gruppen 2 »nd 3 dadurch schlechter gestellt werden als die ungelernten Ar beiter »nd die Regelung nur eine wesentliche Erhöhung der Be züge der höheren Beamten, nicht aber der mittleren und unteren Beamten darslcllt. Die Organisationen werden am heutigen Sonnabend zu de» Vorschlägen der Regierung Stellung nehmen. >» Jaanivs Urlaubsgesuch ab lehnt V-rlsc», 13. Januar. Herr von Jagow, der »nneit die. ihm anserlcgte FestmioSstrase >» ^o'vow in Pommern verbüßt, lat bekmi-riiä, zu Benin» dieses Monats aeen S'ckk'h stösttstnng von 500000 Mark Gewälir,"-., e'nes 14tägigen Sirasilr'anbS zur Er ledigung dringender w'rtlchisllicker Anaekcaenh iten nackieesiicht- Me »n« jetzt vo» unterrichteter Seite luHg-testt wild, hat La» Ne-ch?» jiistizministerium dieses Urlaubsgesuch abschlägig verabschiedet Polnische Finauzpliine Prag. 14. Januar. Ter Warschauer Korrespondent der Prager Presse hatte eine Unterredung mit dem polni'chen Finanzminisler Mirhalski, der die Einhebung der jüngst belchlos'enen Vermögens abgabe in Polen für die allernächste» Wochen ankündigt. Er glaube, das; bis Mitte April die Einhebung beendet sein werde »nd die polnische Regierung wird einen diesbezüglichen Aufruf an die Bevölkerung erlassen „nd darauf hinwclien, daß der Ein gang von 80 Milliarden pol,«sicher Mark durch die einmalige Staatsstencr die Eindämmnng der Banknotenausgabe nnd eine Stabilisierung des polnilckien Markkur eS ermögliche» werden. Nach Abschluß dieser Aktion will der Finanzmsiiister an die Verpachtung aller Staatsbetriebe, einschließlich der Berg- nnd Hüttenwerke »nd der Eisenbahnen, und an die schrittwei'e Einschränkung deS bürokratischen Apparates gehen. Tie vom Parlament beschlossene neue Guldenwährnng soll erst dann zur Einführung gelangen, wenn eirz dauerndes Gleichgewicht im Staatshaushalt »nd eine Stabilisierung der polnischen Mart gesichert ist. Dann wird eine Notenbank errichtet werden, an der sich neben der Regierung auch ausländisches Kapital beteiligen kann. Für die Umwerhslung der polusichen Mark in die neue Währung werden das praktische Leben entscheidend sein, nicht eine theoretische Erwägung. Für die Ausarbeitung des nächsten Staatsvorjchlages ist die Zusammenstellung der polnischen Staatsschulden im Gange und die erste statistische Zusammenstellung des staatliche» Eigen tums und eines Vergleichs der staatlichen Einnahmen und Aus gaben. Ter Minister versicherte schließlich, daß er bestrebt sein werde, von seinem Standpunkte die Beziehungen der Republik Polen zu allen Nachbarn aus das sreundsckmstlichste zu orgeln. * Der Pariser „Popula re" vor dem Bankrott Slraßburg, 13. Januar. Tste soOaldcniokratsche» esiäislichcit Bläsier b fasten sich einachcnd in t der Not der losialdemokra'ischen Presse in Frankre'ch In derselben Zeit, da die „Humaisiiü", daS Organ der srauzösi'cken Kommunist»», arckündirt, tm v rflossemn Gcschasteialir einen Gewinn von 1,1 M llionen Frank gemacht zu Habs», kündigt der „Popnlaire", da« Organ der oifii'ellcn josial» dcniolratij'ben Partei an, daß er vor de», Banlroit stehe. Die jo;,a!deniokral!sche» B,älter in EIsaß-Lo,hr »g n erbioen iür das Pariser Zeniialoigan von ihren Parteigenossin in Stadt und Land einen Sondcrbe lrag von 2 Fr> nk. Sächsische Bolkszeitnng — Nr. 12 — 16. Januar 1022 Das Rofenhaus Originalruman von Felix Nabor (22. Fortsetzung.) Hella war von diesen warmen, aus einem treuen, edlen Herzen kommcndrn Worte» so ergriffen, daß sie sich erst sam meln »inßle, ehe sie weiterlescn konnte. Es nmr ihr, als höre sie ihres Vaters wohlbekannte Stimme, als wehe sie der Hauch seines Mundes an, als ruhten seine ernsten, gütigen Augen «ms ihr, crIS lcge sich seine Hand segnend ans ihren Scheitel. Ersclninernd beugte sie das Haupt nnd las de» Br,es zu Ende. Was sie da erfuhr, erfüllte sie mit Staunen und gerb ihr plötzlich neue Kraft und festen Mut . . . Helmut Hellmers hatte in seiner Jugend ge,»einsam mit Jakob Thiebolt in der kleinen Fabrik gearbeitet nnd eine Erfin dung gemacht, der Thiebolt seinen heutige» Reichtum verdankte. Während sich Hellmers stndienbalbcr in England anfhiclt, eignete sich Thiebolt diese Erfindung an. gab sic als seine eigene ans und beutete sie »ach Kräfte» ans. Nach Hellmers Rückkehr kam es Zwischen de» Brüdern z»m Bruch. Hellmers zog mit leeren Hände» davon, betrogen und beliebten von dem eigenen Bruder, der erntete, was Hellmers gcsäet halte. »Ich habe durch meine Erfindung den Grund zu Thie- boltö Reichtum gelegt," schloß der Brief, „und fordere daher wenigstens ein Drittel von Thtrvolts Vermögen sür meine Erben. Alle nötiaen Papiere milden Beweisen befinden sich, ohne das; e-s der Dieb weiß, in den Händen meines Freundes und Rechtsbeistandes Jnstizrat Mößmer, der zur rechten Zeit alle erforderlichen Schritte Inn wird, um meinen Erben zu ihrem Rechte zu verhelfe,;. Dieser Schlag wird den Bcrräwr wie ein Bl'tz treffen, und nur eines vermag den Schlag av- znwenden: wenn Thiebolt meine Tochter liebevoll aufnimmt und ihr eine Heimat gibt. Dann soll alles in Güte geschlichtet werden. Verharrt er aber in seinem Haß. so soll ihn der Blitzstrahl treffen, dann hat er es nickst besser verdient." Hella atmete ans wie von einem bösen Alp befreit. „Ich bin also keine Bettlerin." sagte sie, „ick> habe ein Recht, hier zu wohnen, ja sogar ein Neckst ans einen Teil seine? Vermögens... Niemand darf mich vertreiben , . . Was ich um mich habe, ist heilige? Land, geweiht durch die Erinnerung an meinen Vater, nrsegnet durch die Arbeit seines Geistes. . " Sie las den kostbaren Brief neck, einmal, dann zog sie den >S-,lüssel ab und barg ihn aus ihrer Brust. Mit erhobenen Händen wie eine betende Priesterin stand sie in den; Turmgemache, das einst auch ihrem Vater als Woh nung gedient hatte, nnd flüsterte: „Ich habe eine Heimat . . . . Sturmwind, herbei, trage die Kunde zun; einsamen Grabe mei nes Vaters, zur Gr>stt meines Mü'terlcuiS. nnd sage ihnen, daß ihr Ksird geborgen ist . . . Ihr Bäume da draußen, singet mir ein Lied — ein Heimatlied' «ingt cs mir an; Abend, wenn die Sonne sinkt, nnd weckt mich damit am Morgen, wenn das Früh rot über den Bergcu strahlt! . . . Du heiliger Strom, rausche mir der, Hcimcitgesang ins Ohr, daß ich dich liebe, wie mein Vater dich liebte! Sei nur gegrüßt, du schönes Land, dir gebe ich mein Herz und meine Tränen sollen den Boden weihen, der meiner Eltern Heimat war. Sei tausendmal gegrüßt, du liebe, heilige Heimaterde! . . . Gleich Opfer-stl-ale» flössen ihre Augen über, nnd eine selige Freude ersülltc ihre Brust, beiße LiebeSflammen loderten aus ihrem Herzen empor und grüßten die neue Heimat, das schöne rheinische Land. Als sich der freudige Sturm in ihrer Brust gelegt hatte, als sic ihre Lage rnbig und klar überschauen konnte, sagte sie sich: «Jetzt habe ich keine» Grund mehr, dieses Haus zu ver lassen, weil man »sich sckunähle nnd beschimpfte. Ich habe ein Recht z» bleiben, und wenn ibre Herzen hart bleiben, will ich mir mein Recht erkännste». Das bin ich mir »nd meinem Vater sckmldia . . . O habt nur acht, ihr stolzen Menschen, die „Bettclvrinzest'in", der ihr das Gnadenbrot zu geben glaubt, wird eines Tages Richterin sein . . . Heinrich Thiebolt, nun kenne ich deine Schuld: hüte dich vor der Richterin im Nosen- haus!" Sie lächelte und küßte die Bilder ihrer Eltern, die ihr nun noch teurer wurden, weil sie ibr eine Heimat geschenkt hatten. 8. Kapitel. Der-Regen raun: von dem Bnrgdache fielen klatschend die Trovsen, und über dem Rheintale hing ei» grauer Vorhang und verhüllte die Welt . . . Nnd gra» wie die Welt war die Stimmung im RosenbanS nnd in den Herren der drei Mensäben, die das Schicksal znsam- menaefnbrt hatte. Sie waren sich fremd, und ein Abgrund lag zwischen ihnen . . . Hella spann sich an diesem grauen Regentage in ihre Turm- ,-emäch.r ein, und um die Sorgen zu verjagen, spielte sie die Geige. Da horckste der alte, dicke Turm ans und lauschte den Zan- berklängen wie ei"<-m lockenden Ruf des Lebens. Und eS lauschte auch der kranke Mann, der stöhnend in seinem Prunkbette lag und die Türen öffnen ließ, um die süßen Klänge zu vernehme», die sich wie Balsam auf seine wunde Seele legte» . . . Rur Jmma, die wilde, verschloß ihr Ohr dem lockenden Spiel; sie legte sich saul ins Bett und zog sich die seidene Decke über die Ohren . . . Als sich am Miltag der Himmel ein wenig lichtete, ging Hella ins Dorf, nni nach d-.n Kollcrkindern zu sehen. Was sie bei ihrem Gange sah nnd erfuhr, war betrübend. Büchting halte Militär hcrbeigernfen, Soldaten patrouillierten durchs Torf und Koller war verhaftet worden. Ter Untersuchungsrichter beschäf tigte sich angelegentlich mit den Vorgängen beim „reichen Wirt", aber die Zeugen blieben stumm, nnd da auch Pöllmänn nichts zu wissen vorgab, mutzte Koller wieder aus der Haft eutlasseu werden. Wütend über die ihm angetane Schmach, setzte er sich ins Wirtshaus, zechte mit gleichgesinnten Freunden und sann auf Rache. Im Kollerhäuschen fand Hella die Kinder weinend und jammernd. Sie hatten Hunger und verlangten nach ihrem Va ter und nach Olten, der krank zu Hanse lag. „Nun können wir keine Krippe bauen," klagten sic, „und auf Weihnacht gibt? keinen Christbaum —" Auf Befragen erfuhr Hella, welche Bewandtnis es mit den Krippen habe. Da sagte sie: „Nun bört aber auf zu weinen, ich will euch helfen, eine Krippe zu bauen." Der kleine Bub lachte ihr ins Gesicht. „Oooch, dat dannfk du nicht," rief er. „Weibsen dünnen so was »ich. DaS dann nur Herr Olten," „DaS wollen wir doch erst mal sehen," beruhigte Hella den kleinen Man», „Probieren wirs also!" Sie setzte sich zu den Kindern an de» Tisch, nahm an der fertigen Krivpe die Maße nnd fing an, das Holzgerippc znzn- schneiden. AIS die Kinder saben. das; Hella Verständnis für die Sache batte, gingen sie mit Eifer an die Arbeit, In kurzer Zell war das Gerüste fertig, das Strobdächlcin wurde ausgeleht, Moos angeklebt. Sand gestreut — dann ging eS an die Innen architektur. Aber da geriet die Arbeit ins Stocken, well das rot« GlaS nnd die Figuren fehlten. KMsZsks, SikSer'WMsslM. MWßSMSirllSff. SLvtrso. »MLMM. SMtgSi'til. SovkZillMsi'» filut nncf preigvvrt: dsi ""
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